„Ich kannte […] alles, was von Charles Dickens vorrätig war, den ich einfach großartig fand, nur mit Trollope konnte ich mich nicht anfreunden“. Leonards Geschmacksurteil trägt Züge eines Metakommentares, der Grundzüge des Romans stärker reflektiert als man auf den ersten Blick erahnen könnte. Und eben jener würde die Dickens-Trollope-Dichotomie so interpretieren, als dass sich Burnside gleichsam als „Chronist einer durch Strukturwandel geschundenen Arbeiterklasse“ zeige. In der Tat kommt der Glister‘sche Kosmos dem von Dickens quasi erfundenen schwarzen, schmutzigen Großstadtmoloch – man denke an Bleak House, Our Mutual Friend und dergleichen – näher als Trollopes Idylle süd- und mittelenglischer Landschaften. Hinzu kommt der Gegensatz von schonungsloser Darstellung des Leids der städtischen Arbeiterklasse einerseits und romantischer Verklärung der Arbeitsbedingungen andererseits.
Auch hier fällt die Zuordnung Glisters leicht. Doch ist es dies, was eben jene Welt ausmacht? Ja und Nein. Denn „Das Leben (in Glister) ist größer“. Gleichwohl umfasst die Opposition Dickens-Trollope eine weitere Dimension, i.e. den Gegensatz einer potentiell symbolisch stark aufgeladenen, mythisierten Welt bei Dickens und den Versuch eines realtischen, ja gar naturalistischen Abbilds der Wirklichkeit in der Fiktion Trollopes. Es sind eben jene beiden Welten, die Glister in sich zu vereinen scheint, wie auch der Literaturkritiker Stuart Kelly anmerkt: „Atmosphäre und Grundstimmung erinnern an Twin Peaks. Kleinstadtgewöhnlichkeit vermengt mit Mythologie, die Grenzen zwischen Traum und Realität, dem Grotesken und dem Profanen verschwimmen“ [Übersetzung CR ]. Folglich entsteht eine ganz neue Spannung für den Leser, unabhängig vom vordergründigen Whodunnit-Suspense. Handelt die Geschichte der zwei Städte von einer britischen Kleinstadt oder einem mythischen Ort? Hinweise auf beide Lesarten forcieren eine Form der Hintergrundspannung, die als Rätselspannung zu klassifizieren ist. Während ein Rekurs auf erstgenannte Lesart noch relativ trivial durch den Einsatz popkultureller Versatzstücke zu erklären ist, gestaltet sich eine Analyse der ausschlaggebenden Faktoren für die zweite Lesart – die durch Leonards Zitat als die prominentere nahegelegt wird – als ungemein diffiziler. Zeit also, in den Kosmos einzutauchen und das Geheimnis von Glister zu lüften.
Inhalt:
Einleitung
1. Die Welt im Dunkeln: Schauplatzbezogene Intertextualität und Symbolik
1.1 Stadt ohne Namen – Die Hölle auf Erden
1.2 Die Evolution des Diabolischen: Brian Smith
2. Das Triumvirat : Handlungsbezogene Intertextualität und Symbolik
2.1 Der Wanderer im finsteren Tal: Leonard
2.2 Das Lamm Gottes: John Morrison
2.3 The Man Comes Around: Der Mottenmann
Schlussgedanken
Literaturverzeichnis
- Citar trabajo
- Christoph Ruffing (Autor), 2010, Glisters Geheimnis - Intertextualität und Symbolik in John Burnsides "Glister", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206058
-
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X.