Raufereien und gewalttätige Auseinandersetzungen gehören auf deutschen Schulhöfen zum leidlichen Allgemeinbild. Um diesem Prozess entgegenzuwirken, beschäftige ich mich in dieser Hausarbeit mit dem Sozialen Lernen als Mittel gegen Gewalt an Schulen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Soziales Lernen in der Schule
2.1 Funktionsbereiche des sozialen Lernens nach Prior
2.1.1 Soziales Lernen als soziale Elementarerziehung
2.1.2 Soziales Lernen als gruppendynamisch- interaktionistische Funktion
2.1.3 Soziales Lernen als sozialpädagogische und kompensatorische Funktion
2.1.4 Soziales Lernen als emanzipative und politische Funk- tion
3. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Ein häufig kritisierter Aspekt in der der Gesellschaft ist die zunehmende Gewaltbereitschaft von Jugendlichen und Kindern an Schulen. Es wird behauptet, dass diese Gewalttaten sowohl häufiger als auch intensiver verübt werden. Ob diese Behauptungen, die zumeist von elterlicher Seite kommen, tatsächlich zutreffen, betrachtet eine Studie über die Verbreitung von Gewalt an Schulen. Für diese Studie wurden drei Erhebungswellen in einem fünf Jahres Rhythmus an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen in Bayern durchgeführt. Erhoben wurden Daten für die Jahre 1994, 1999 und 2004 zu vier vorher definierten Gewaltarten (verbale Gewalt, physische Gewalt, Gewalt gegen Sachen, psychische Gewalt). Die Ergebnisse dieser Studie bestätigen die Empfindung der Eltern über eine Zunahme von Gewalt an Schulen. Es fand ein signifikanter Anstieg in allen vier Gewaltarten statt ( vgl. Verbreitung von Gewalt an Schulen 2009: 83 ff. ). Verstärkt wird dieses Problem durch die zunehmende psychische Belastung von Lehrkräften bedingt durch immer straffere Lehrpläne. Den Lehrkräften bleiben weniger zeitliche und psychische Ressourcen für die sozialen Probleme der Schülerrinnen und Schüler. ( vgl. Enzelberger 2007: 266 ). Ein weiterer Faktor ist das Fehlen eines Konfliktlösemanagements, welches durch den Einsatz von Sozialarbeitern an Schulen eingeführt werden kann. Diese sind noch nicht flächendeckend eingesetzt, zudem ist die momentane Schüleranzahl pro Sozialarbeiter/in zu hoch, um eine effektive Versorgung zu gewährleisten ( vgl. Peter Brandhorst 2005: 7 ff. ). Ein weiterer negativer Punkt ist, dass Verwaltungsaufgaben wegen Einsparungen auf Lehrkräfte umverteilt werden, was Zeit beansprucht und die individuelle Betreuung der Kinder und Jugendlichen einschränkt.
Die Anzahl von Abhandlungen über Gewalt an Schulen ist unüberschaubar groß geworden, ebenso zahlreich sind die Lösungsansätze der verschiedenen Verfasser. Im weiteren Verlauf wird auf den Lösungsansatz des sozialen Lernens eingegangen, der zu einer der neueren Methoden zählt. Es stellt sich jedoch die Frage: Soziales Lernen – wie macht man das, wie initiiert man das? Das es neben kognitiven Lernzielen um Qualifikationen im Gefühls- und Einstellungsbereich geht, vor allem aber um Handlungsfähigkeit im Sinne der Performanz von erworbenen Kompetenzen, waren offensichtlich andere als die erprobten schulischen Methoden notwendig, Methoden mit mehr Handlungsbezug, Eigenaktivität und Interaktionsmöglichkeiten ( Gisela Wegner-Spöhring 1978: 2 ).
2. Soziales Lernen in der Schule
Im Laufe seines Lebens lernt der Mensch in Bildungseinrichtungen Fakten, Prozesse, Gleichungen, erhält Schulabschlüsse und Qualifikationen. Jedoch lernt der Mensch aus antropologischer sich auch das „Soziale“. Der Mensch muss soziale Einstellungen, Verhaltensweisen und Techniken erlernen, um sich in seiner sozialen Umwelt bewegen zu können. Somit kommt ein Mensch nicht als „soziales Wesen“ zur Welt. Er lernt normative Regelungen im Umgang mit seinen Mitmenschen ohne, dass sie explizit gelehrt werden. Häufig belehren wir uns selbst, indem wir die negativen Folgen unseres Handelns bedenken und lernen, wie man sie vermeidet ( vgl. Oelkers 1982: 51 ).
Es findet in der pädagogischen Literatur wenig terminologische Übereinstimmung bezüglich der Begriffe Sozialisation, Sozialerziehung und soziales Lernen statt. Somit wird im Folgenden eine kurze Klärung dieser drei Begriffe durchgeführt.
Die Sozialisation wird verstanden als ein vielschichtiger Lernprozess, der das Kind befähigt sich in seiner sozialen Umwelt und ihren Regeln zurechtzufinden. In diesem Prozess wird „normkonformes Verhalten“ über die gesamte Lebensdauer gelernt. (vgl. Gisela Wegner-Spöhring 1978: 5 ). Aus soziologischer Sicht ist der Prozess der Sozialisation in Bezug auf die funktionalistische Systemtheorie von Niklas Luhmann ein Mittel, um den fortbestand eines bestehenden sozialen Systems zu sichern ( vgl. Münch 2004: 181 ). Der Begriff Sozialerziehung hat eine längere pädagogische Tradition. Mit ihm wurden Ziele der Sittlichkeit und Gewissens- und Charakterbildung, der moralischen Erziehung, Partnerschafts- und Gemeinschaftserziehung und „Staatsbürgerkunde“ verbunden ( Gisela Wegner-Spöhring 1978: 8 ). Jedoch ist diese Methodik überholt und wird nur noch selten praktiziert, da sie wichtige Bereiche des sozialen Lernprozesses nicht abdeckt. Das soziale Lernen beinhaltet den Erwerb von sozialen und emotionalen Kompetenzen. Es soll sozialwissenschaftliches Wissen in einem sozialen, kommunikativen Lernprozess vermittelt und in die gesellschaftliche Praxis umgesetzt werden ( vgl. Prior 1976: 12 ). Nach Oelkers ist das soziale Lernen ein Katalog von sozial erwünschten Schlagwörtern, der durch Lehrprozesse vermittelt wird. Erreicht wird dies durch das Verbinden von Handlungsprozessen mit dem sozialen Lernen. Dadurch soll in die ablaufenden sozialen Prozesse eingegriffen werden und sie intentional umzugestalten. Diese Veränderungen beinhalten die Verbesserung von sozialen Einstellungen, Verhaltensweisen oder auch Interpretationsmuster ( vgl. Oelkers 1982: 52 ).
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- Nilo Gora (Autor), 2012, Soziales Lernen - Methodik gegen Gewalt an Schulen?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/204910
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