Das Werk Edward Saids offenbarte deutlich das Problem der modernen europäischen Wissenschaften, den Orient als ‚Anderen’ im Kontrast zum ‚Eigenen’ als essentialisierte Differenz a priori festzuschreiben. So geht die postkoloniale Theorie davon aus, dass jede wissenschaftliche Aneignung des ‚Anderen’ von eigenen Denk- und Vorstellungsweisen von Differenz bereits diskursiv vorgeprägt ist. Dieses Denken in Dichotomien diente der Selbstvergewisserung und Etablierung der europäischen Identität seit der Moderne und lieferte den Legitimationsgrund für die Beherrschung der nicht-europäischen Länder. Das Besondere der postkolonialen Theorie liegt darin, dass sie seit den 1970er Jahren vor allem von nicht-westlichen Intellektuellen entwickelt wurde, die an den namhaften Universitäten in Europa und den USA arbeiteten und deshalb mit einer doppelten Perspektive der Erfahrung zweier Kulturen ausgestattet waren; ihre Werke zielten unter anderem auf die Überwindung des Kulturkolonialismus als auch der überlegenen Arroganz des Westens und übten starke Kritik am akademischen Eurozentrismus.
Vor diesem Hintergrund fruchtete ein zunehmend kritisches Bewusstsein im akademischen Diskurs, das ebenso durch den Dekonstruktivismus und Poststrukturalismus angeregt wurde. So setzt sich die postkoloniale Theorie reflexiv mit den Institutionalisierungen orientalistischer, kolonialer und moderner Vorstellungen und Paradigmen auseinander, die bis heute verschiedenste diskursive Praktiken prägen.
Aus dieser Perspektive heraus will die vorliegende Arbeit der Frage nachgehen, wie die nationalkulturelle Identität in Japan im Wechselspiel mit den Problematiken des Eurozentrismus, Kolonialismus und Orientalismus erst gedacht werden konnte und wie die postkoloniale Debatte dabei implizit die modernen Wissenschaften kritisiert. Japan steht dabei als Beispiel für einen imaginären Topos der paradigmatischen Moderne, dessen Logiken, die bis heute unsere Vorstellungen von Identität, Kultur und dem ‚Anderen’ prägen, mithilfe der postkolonialen Theorie aufgedeckt werden sollen. Dabei spielt bei vielen Autoren das Imaginäre, das Vorgestellte, Bildhafte, Erfundene oder auch das Phantasmatische eine zentrale Rolle. Sie zeigen, dass die begrifflichen Konzepte wie Identität, Kultur oder Nation auf gewissen Vorstellungen beruhen, die sich verändern und eine Geschichte haben, die von uns gedacht werden und immer auch wirklichkeitskonstituierend sind.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Moderne Logiken
2.1 Identität als Produkt der Moderne
-Identität im Kollektiv
2.2 Das Subjekt im kolonialen Diskurs
-Identität und Differenz
-Der koloniale Diskurs: Orientalismus
2.3 Das Imaginäre in der postkolonialen Theorie
3 Imaginary Japan - Aspekte der nationalkulturellen Identität
3.1 Marilyn Ivy: Japan als „National-cultural Imaginary“
3.2 Shimada Shingo: Japanische Identität als Ergebnis von Übersetzung
3.3 Tessa Morris-Suzuki: Die Erfindung japanischer Kultur
4 Postkoloniale Entlarvung imaginärer Ordnungen
5 Schlussbetrachtung
6 Literaturverzeichnis
- Arbeit zitieren
- Julia Leser (Autor:in), 2010, Das Postkoloniale und das Imaginäre – Paradigmen nationalkultureller Identität in Japan, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/204892
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