Spätestens seit Barack Obamas als erfolgreich gewerteter politischer Kommunikationskampagne auf Social Media im Zuge des Präsidentschaftswahlkampfes haben Forscher und die traditionellen Medien das kommunikative Potenzial von sozialen Netzwerken wie Facebook erkannt. Dies zeigt die wachsende Zahl an Publikationen und Medienberichten über Facebook als neue Möglichkeit für die Öffentlichkeitskommunikation. Auch die Politiker hierzulande haben dieses Potenzial entdeckt und versuchen es nun, gerade im Hinblick auf Wahlen, gezielt für sich zu nutzen.
Die Eidgenössischen Parlamentswahlen 2011 gaben Anstoss zur vorliegenden Arbeit. Die Annahme, dass gerade im Vorfeld dazu aktive und intensive Öffentlichkeitsarbeit geleistet wird, liess die Frage aufkommen, wie Deutschschweizer Politiker und Politikerinnen Facebook für die politische Kommunikation nutzten. Im Rahmen des Forschungsseminars bei der Dozentin Maria Lauber zum Thema Befragung wurde dieser Fragestellung in Form dieser Arbeit nachgegangen. Mit Hilfe eines Online-Fragebogens wurden National- und Ständeratskandidatinnen und Kandidaten zu ihrer Facebook-Nutzung befragt. Die Vermutung, dass eine Erhebung des Nutzungsverhaltens auch im Interesse der Politiker liegen könnte, bestärkte die Erwartung eines guten Rücklaufs.
1.2 Forschungsfrage
Der Forschungsschwerpunkt dieser Arbeit liegt darin herauszufinden, welche Absicht Politiker mit der Kommunikation auf Facebook verfolgen. Ausserdem soll erfasst werden, wie die Kommunikationswirkung subjektiv von den Befragten bewertet wird.
Daraus ergab sich folgende Forschungsfrage:
„Mit welcher Absicht und Intensität nutzen Deutschschweizer Kandidierende der Parlamentswahlen 2011 Facebook für ihre politische Kommunikation?“
Die Arbeit gliedert sich zum Einen in einen theoretischen Teil, der einen Überblick über kommunikationstheoretische Ansätze und Modelle geben soll. Die Bezugnahme auf statistische Daten erläutert die Intensität und Zusammensetzung Schweizer Internet- und Facebooknutzer. Zum anderen umfasst diese Arbeit (in Form eines praktischen Teils) die Konzeption und Realisierung eines Online-Fragebogens.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung (Passos)
1.1 Thema und Zweck der Arbeit
1.2 Forschungsfrage
1.3 Aufbau
2. Theoretische Grundlagen und Begriffe (Passos)
2.1 Kommunikationsstrukturen und Akteure
2.2 Politische Kommunikation
2.3 Internetnutzung in der Schweiz
2.4 Facebook-Nutzung in der Schweiz
3. Politische Kommunikation auf Social Media (Passos)
3.1 Zielgruppe politischer Kommunikation auf Social Media
3.2 Bedeutung aus Wählersicht
3.3 Bedeutung aus Politikersicht: Beispiel Obama
4. Konzeption und Methode (Imboden)
4.1 Forschungsfrage und Hypothesen
4.2 Operationalisierung
4.3 Werkzeuge
5. Erhebung (Imboden)
5.1 Stichprobe und Sampling-Methode
5.2 Durchführung
6. Ergebnisse (Imboden)
6.1 Rücklauf, Demographie
6.2 Nutzungsfrequenz und Intensität
6.3 Betreuung, Inhalte und Interaktion
6.4 Nutzungsmotive und Wirkungswahrnehmung
7. Fazit (Imboden/Passos)
7.1 Zusammenfassung und Bewertung der Fragestellung
7.2 Zusammenfassung und Bewertung des Vorgehens
7.3 Zusammenfassung der Befunde
7.4 Bewertung der Hypothesen
7.5 Bewertung der Forschungsfrage
7.6 Desiderata
8. Anhang
8.1 Literaturverzeichnis
8.2 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
8.3 Begleitschreiben
8.4 Fragebogen
8.5 Output
1. Einleitung (Passos)
1.1 Thema und Zweck der Arbeit
Spätestens seit Barack Obamas als erfolgreich gewerteter politischer Kommunikationskampagne auf Social Media im Zuge des Präsidentschaftswahlkampfes haben Forscher und die traditionellen Medien das kommunikative Potenzial von sozialen Netzwerken wie Facebook erkannt. Dies zeigt die wachsende Zahl an Publikationen und Medienberichten über Facebook als neue Möglichkeit für die Öffentlichkeitskommunikation. Auch die Politiker hierzulande haben dieses Potenzial entdeckt und versuchen es nun, gerade im Hinblick auf Wahlen, gezielt für sich zu nutzen.
Die Eidgenössischen Parlamentswahlen 2011 gaben Anstoss zur vorliegenden Arbeit. Die Annahme, dass gerade im Vorfeld dazu aktive und intensive Öffentlichkeitsarbeit geleistet wird, liess die Frage aufkommen, wie Deutschschweizer Politiker und Politikerinnen Facebook für die politische Kommunikation nutzten. Im Rahmen des Forschungsseminars bei der Dozentin Maria Lauber zum Thema Befragung wurde dieser Fragestellung in Form dieser Arbeit nachgegangen. Mit Hilfe eines Online-Fragebogens wurden National- und Ständeratskandidatinnen und Kandidaten zu ihrer Facebook-Nutzung befragt. Die Vermutung, dass eine Erhebung des Nutzungsverhaltens auch im Interesse der Politiker liegen könnte, bestärkte die Erwartung eines guten Rücklaufs.
1.2 Forschungsfrage
Der Forschungsschwerpunkt dieser Arbeit liegt darin herauszufinden, welche Absicht Politiker mit der Kommunikation auf Facebook verfolgen. Ausserdem soll erfasst werden, wie die Kommunikationswirkung subjektiv von den Befragten bewertet wird.
Daraus ergab sich folgende Forschungsfrage:
„ Mit welcher Absicht und Intensität nutzen Deutschschweizer Kandidierende der Parlamentswahlen 2011 Facebook für ihre politische Kommunikation? “
1.3 Aufbau
Die Arbeit gliedert sich zum Einen in einen theoretischen Teil, der einen Überblick über kommunikationstheoretische Ansätze und Modelle geben soll. Die Bezugnahme auf statistische Daten erläutert die Intensität und Zusammensetzung Schweizer Internet- und Facebooknutzer. Zum anderen umfasst diese Arbeit (in Form eines praktischen Teils) die Konzeption und Realisierung eines Online-Fragebogens.
2. Theoretische Grundlagen und Begriffe (Passos)
2.1 Kommunikationsstrukturen und Akteure
Um die interpersonale Kommunikation auf Facebook genauer zu beleuchten bedarf es einer Beschreibung der Strukturen und Akteure, welche in einem Kommunikationsprozess interagieren.
Es soll vorerst aufgezeigt werden, wie die Interdependenzbeziehungen der Akteure, die Reziprozität und Intention hinter der Kommunikation aussehen können. Zur Gliederung dient die von Harold Lasswell 1948 postulierte Formel
“ Who says what in which channel to whom with what effect? “ 1
Diese spielt in der Forschungsentwicklung eine wichtige Rolle, da mehrere Aspekte, welche innerhalb eines Kommunikationsprozesses wichtig sind, aufgezeigt werden.
Für das Modell von Lasswell spricht, dass es einen einfachen Überblick über die Elemente innerhalb eines Kommunikationsprozesses bietet. Das Teilen und Austauschen von Informationen führt zu Kommunikation. Grundvoraussetzung bei diesem Austauschprozess ist, dass eine Person (bezogen auf diese Arbeit ein Politiker) eine Botschaft sendet, und ein Zielpublikum diese empfängt. Das Zielpublikum eines Politikers können beispielsweise potenzielle Wähler sein. Der Kommunikator bedient sich zur Übermittlung der Botschaft eines Mediums, in diesem Fall Facebook.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der Nachteil am Modell von Lasswell ist indessen, dass es von einer einseitigen, linearen Kommunikation ausgeht, welche ein Feedback ausschliesst. Es suggeriert ein starres Rollenbild von Kommunikator und Empfänger. Das Fehlen einer möglichen Reaktion des Kommunikationspartners bemängelten bereits Bentele und Beck.2 Aber erst, wenn die Möglichkeit gegeben ist, dass der Empfänger eine Rückmeldung an den Sender zurückschicken kann, dass die Botschaft empfangen, und wie sie verstanden wurde, kann eine wechselseitige Kommunikation entstehen. Dies mache, so Bentele und Beck, einen linearen Kommunikationsprozess zu einem zyklischen Austausch- bzw. Transaktionsprozess.3 Diese Differenzierung beschreibt eine der vier Einteilungen von Bentele und Beck in vier Kommunikationskonstellationen, bei der die Kommunikation als zweiseitiger Prozess betrachtet wird (siehe Abbildung 14 ). Das Feedback an den Sender hilft diesem zugleich abzuschätzen, ob seine Botschaft im intendierten Sinne verstanden wurde.
Die Möglichkeit, ein Feedback zu senden bedeutet zugleich, dass eine Interaktion stattfinden kann. Dies ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass interpersonale Kommunikation auf Social Media Plattformen funktionieren kann, und ist einer der Aspekte, die im Rahmen dieser Arbeit untersucht werden sollen (siehe 4.1 Forschungsfrage und Hypothesen).
Abb. 1: Unterschiedliche Informationstransferbzw. Kommunikationskonstellationen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.2 Politische Kommunikation
Der Begriff der politischen Kommunikation kann je nachdem, ob die politische Kommunikation als „Herstellung von Politik“, oder „Darstellung von Politik“ gesehen wird, unterschiedlich definiert werden. Es erfolgt eine analytische Trennung von politischen Entscheidungs- von Kommunikationsprozessen.5 Für diese Arbeit ist die Betrachtung der letzteren Sichtweise relevant. Politische Kommunikation soll als gezielte Kommunikation über Politik verstanden werden, ganz nach der Auffassung von McNair. Er definiert politische Kommunikation als
„ 1. All forms of communication undertaken by pol
iticians and other political actors for the purpose of achieving specific objectives. 2. Communication addressed to these actors by non- politicians such as voters and newspapers columnists. 3.
Communication about these actors and their activities, as contained in (...) forms of media discussion of politics “ 6
2.2.1 Akteure politischer Kommunikation
Abb. 2: Traditionelles und medialisiertes Modell des intermediären Systems.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Kommunikation innerhalb der Politik als intermediäres System verhält sich analog zur in Abschnitt 2.1 erläuterten zweiseitigen Kommunikationskonstellation: Als doppelseitiger Prozess geschieht eine gerichtet Interessenvermittlung von der Gesellschaft aus an politische Entscheidungsträger. Diese wiederum vermitteln ihre Entscheidungen zurück zur Gesellschaft. Innerhalb eines politisch-intermediären Systems agieren „Verbände, Vereine, Organisationen der Neuen Sozialen Bewegung als kollektive Akteure der Interessensartikulation“.7 Sie sammeln die gesellschaftlichen Interessen und bereiten diese politgerecht auf. Politische Parteien agieren als „Akteure der Interessensgeneration“.8 Sie greifen die formulierten Interessen der Gesellschaft auf und bündeln diese in politische Entscheidungen. Den Medien kommt eine besondere Stellung als Informationsvermittlungssysteme zu.9 Das medialisierte Modell in Abbildung 210 zeigt die veränderte Entwicklung der Medien, welche im traditionellen Modell noch neben den anderen intermediären Akteuren Platz fanden.
Die kommunikativen Tätigkeiten der intermediären Akteure können in verschiedene Ebenen gegliedert werden. Nur die vertikale Ebene ist im Hinblick auf diese Arbeit wichtig und wird daher näher erläutert. Für Erläuterungen zur binnenkommunikativen, gesellschaftsbezogenen und horizontalen Ebene sei auf Bonfadelli et al. verwiesen.11
Die vertikale Ebene untersucht einerseits, welche Kommunikationsformen zur Hilfe genommen werden, um staatliches Handeln zu beeinflussen. Andererseits fragt sie nach Kommunikationsformen- und Strategien, mit welchen das politische System auf die gesellschaftliche Ebene wirken kann. Unter der Annahme, dass Medien im Kommunikationsprozess eine eigenständige Vermittlerrolle einnehmen, können sie als Plattformen verstanden werden, welche den verschiedenen Kommunikationsseiten öffentlichen Raum für politische Kommunikation und politische Themen bieten. Diese Überlegung dient zugleich als Überleitung zum eigentlichen Prozess politischer Kommunikation. Im folgenden Abschnitt wird daher Bezug genommen auf ein Arena-Modell von Kriesi (2001) und den von Medien für das politische System.
2.2.2 Prozess Politischer Kommunikation
Hanspeter Kriesi definiert politische Kommunikation als einen Prozess anhaltender Diskussionen innerhalb und zwischen verschiedenen Arenen. Diese Arenen sind „ihrerseits in unterschiedliche Kanäle gegliedert […] welchen den politischen Akteuren Interventionsmöglichkeiten bieten“.12 Er unterscheidet drei Arenen: die parlamentarische, die administrative und die öffentliche Arena. Als „loses Kommunikationssystem“ bietet die öffentliche Agenda Raum für „politische Kommunikation zwischen den politischen Akteuren […] und den Bürgern“.13
Die Medien erbringen als Akteure politischer Kommunikation im Kommunikationsprozess innerhalb der öffentlichen Arena verschiedene Leistungen für das politische System. Sie können Kritik- und Kontrollfunktionen wahrnehmen und zur Herstellung von Öffentlichkeit beitragen.14
Überträgt man nun die obigen Ausführungen zu politischen Kommunikationsprozessen und dem Arenamodell auf Kommunikation auf Social Media, so kann Facebook als eine technische Kommunikationsplattform betrachtet wird, welchen politischen und gesellschaftlichen Akteuren eine virtuelle öffentliche Arena bietet. Auf dieser virtuellen Arena kann Öffentlichkeit für politische Inhalte und Diskussionen erzeugt werden. Politisch interessierte Nutzer können dank Feedbackmöglichkeiten (siehe 2.4.3 Interaktionsmöglichkeiten) direkte Kritik üben. Dies bestärkt die Definition von politischer Kommunikation als zweiseitiger Kommunikations-, beziehungsweise als ein Diskussionsprozess.
Hinzuzufügen ist, dass hierbei die Medienplattform (Facebook) nicht, wie in der klassischen Agenda-Setting-Vorstellung, als Filter oder Verstärker von Inhalten und somit als Gatekeeper fungiert. Vielmehr hat sich die Gatekeeperfunktion gewandelt. Beispielsweise können bei Zeitungen die Journalisten durch ihre Themenselektion die mediale Agenda prägen und somit Einfluss auf die politische und gesellschaftliche Agenda ausüben.15 Nun existieren diese verschiedenen Agenden nebeneinander auf einer Kommunikationsplattform: Eine Zeitung oder ein Journalist kann ein eigenes Profil auf Facebook unterhalten, auf welchem er/sie durch Verlinkung mit diesen aus eigene mediale Beiträge verweisen kann. Dies gilt ebenfalls für Politiker, welche ihre bevorzugten politischen Anliegen kundtun können. Seitens der „normalen Nutzer“ können sogenannte Opinionleaders verstärkt Aufmerksamkeit für Themen erzeugen. Auf die Opinionleaders wird in Kapitel 3.1 ausführlicher eingegangen.
2.3 Internetnutzung in der Schweiz
Das Forschungsinteresse dieser Arbeit gründet auf der wachsenden Bedeutung des Internets und spezifisch von Facebook in der Gesellschaft. Im Folgenden soll dieser Bedeutungszuwachs anhand einiger empirischer Sachverhalte illustriert werden. Diese Ausgangspunkte waren ausschlaggebend bei der Formulierung der Hypothesen, die diese Erhebung zu prüfen versucht.
Die empirischen Sachverhalte zur allgemeinen Internetnutzung stützen sich auf die Erhebungen des Schweizer Bundesamts für Statistik. Sie sollen einen ersten Überblick über die Verbreitung und Nutzung des Internets in der Schweiz geben. In einem weiteren Schritt werden Statistiken zur Verbreitung und Nutzung der Social Media Plattform Facebook herangezogen.
2.3.1 Entwicklung Internetverbreitung und Nutzung in der Schweiz
Die Statistik zum Internetzugang in der Schweiz zeigt, dass die Nutzerzahlen immer noch steigen, jedoch in den letzten Jahren etwas abgeflacht ist (siehe Abbildung 3).16 Das Internet ist mittlerweile zum festen Bestandteil im privaten Alltag geworden. Nicht nur der Zugang zum Internet, sondern auch die Nutzung ist in der Schweiz sehr hoch. 77% der Haushalte verfügten laut dem Bundesamt für Statistik im zweiten Quartal des Jahres 2010 über einen Internetanschluss. 5.1 Millionen Schweizerinnen und Schweizer ab 15 Jahren nutzten im ersten Quartal 2010 das Internet mindestens ein Mal. Davon nutzten rund drei Viertel (3.8 Millionen) das Internet innerhalb der drei Monate vor der Befragung täglich (siehe Abbildung 3).
Abb. 3: Internetnutzung in der Schweiz, Entwicklung 1997-2011
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
So, wie auf den Zugang zum Internet, wirken auf dessen Nutzung Faktoren wie Alter, Bildungsstand und Geschlecht der Nutzer, auf welche im Weiteren näher eingegangen wird.
2.3.2 Nutzermerkmale Alter, Bildungsstand und Geschlecht
Alter: Auch wenn sich durch fortschreitende Internetverbreitung und -nutzung die digitale Spaltung allmählich schmälert, werden die grössten Unterschiede bei der Internetnutzung in der Altersdemografie sichtbar, welche in Abbildung 417 dargestellt ist. Die Erhebungen des Bundesamts für Statistik bestätigen, dass jüngere Generationen das Internet intensiver nutzen als ältere. 100 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer zwischen 15 und 24 Jahren nutzen das Internet. 81% Prozent der bis 29-Jährigen nutzen es täglich oder fast täglich.18 Mit dem Alter sinken die Zahlen zwar etwas, aber dennoch nutzen die bis 44-Jährigen das Internet zu über 90%. Ab 65 Jahren sinkt erstmals die Nutzung unter 50% und die 75-jährigen Nutzern erreicht das Internet nur noch zu 20%.19
Abb. 4
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bildungsstand: Differenzieren lassen sich die Internetnutzer auch anhand des Bildungsstandes. Tendenziell nutzen mehr Personen mit höherer Schulbildung das Internet. Mit 95% der Personen mit einer Hochschulbildung sind es bereits 20% mehr Internetnutzer als bei Personen mit einem beruflichen Sekundarschulabschluss. Zwischen der beruflichen und der allgemeinen Sekundarstufe II verläuft in der Statistik die Grenze. Unter 60% fällt die Nutzerquote bei Personen, welche keine nachobligatorische Ausbildung absolviert haben.
Die Kategorie der Studierenden weist gleich zwei statistischen Nutzermerkmale auf: ein junges Alter und eine höhere Bildung. Daher scheint es nicht erstaunlich, dass die Nutzerzahlen bei den 25- bis 34-Jährigen und bei den Personen mit Erwerbsstatus „Student“ ähnlich gross sind. 88% der Erwerbslosen nutzen das Internet. Bei den Erwerbstätigen sind es nur ein Prozent weniger, was keinen bemerkenswerten Unterschied darstellt. Hingegen ist der Unterschied zu Nichterwerbstätigen und Personen im Ruhestand sehr gross. Bei letzteren nutzen nur 44% das Internet (siehe Abbildung 4).
Geschlecht: Nach wie vor lassen sich Unterschiede erkennen, wenn man die Internetnutzung von Frauen und Männern vergleicht. In der Altersgruppe über 30 gehen Frauen weniger online als Männer (Frauen 74%, Männer 84%; vgl. Abbildung 4). Dieser Unterschied verkleinert sich aber bei den unter 30-jährigen Nutzern. In der Altersgruppe der 15- bis 29-Jährigen sind Frauen mit 97% und Männer mit 99% vertreten.20
Nutzungszweck: Abbildung 521 zeigt, dass das Internet am meisten zum Senden und Empfangen von E-Mails gebraucht wird (93%), gefolgt vom Lesen von online Nachrichten (73%) und der Informationssuche auf Behörden-Websites (71%). Ein Drittel der Internetnutzer informiert sich über politische Themen, aber nur 9% würden sich online zu politischen Themen (bspw. via Blogs) äussern. Um 4% höher als bei der politischen Informationssuche liegt die Internetnutzung auf Profilen in sozialen Netzwerken.22
Abb. 5
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.4 Facebook-Nutzung in der Schweiz
Facebook gehört nebst Twitter und LinkedIn in der Schweiz zu den Top drei der Social Media Plattformen.23 Deswegen konzentriert sich diese Arbeit und die Befragung bei den Parlamentswahlkandidaten auf den Spitzenreiter Facebook. Die folgenden Ausführungen über die Nutzung von Facebook dienen dazu, einen Überblick zu schaffen, wie präsent diese Social Media Plattform bei Schweizer Internetnutzern ist, und weshalb es einen geeigneten Kanal darstellt, um diese Nutzer mit Kommunikationsmassnahmen zu erreichen. Weiter soll auf das „Whom“ der Lasswellformel (siehe 2.) eingegangen werden, also die Frage, welche potenziell erreichbare Zielgruppen sich aus den Schweizer Facebooknutzern für politische Kommunikation bilden lassen.
2.4.1 Entwicklung FB-Nutzung
Ende 2011 pflegten in der Schweiz rund 2.73 Millionen Personen ein Profil auf Facebook und waren darauf in den letzten 30 Tagen mindestens ein Mal aktiv. Wie Abbildung 6 veranschaulicht , ist die Schweizer Facebookgemeinde gegenüber dem Vorjahr um 10% gewachsen. 35% der gesamten Schweizer Bevölkerung sind demnach Facebook-Nutzer, was einer hohen Penetration darstellt. Gegenüber den Jahren 2008 und 2009 flacht der User-Anstieg auf Facebook langsam ab siehe (Abbildung 6).24
Abb. 6
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Auch wenn eher die junge Generation (20 bis 29 Jahre) bisher den grössten Teil der Schweizer Facebook-Nutzer ausmacht, ist eine Alterung der Nutzerstruktur beobachtbar. Die Gruppe der 30- bis 49-Jährigen übertrifft die jüngeren Nutzer mit 36%. Dies zeigt das Kuchendiagramm in Abbildung 725. Vor allem Personen ab 30 Jahren erstellten in den letzten drei Monaten ein neues Profil, was der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen, verglichen mit 2010, einen Zuwachs von 9% brachte. Dies kann damit erklärt werden, dass bei den jüngeren Kategorien, welche als Digital Natives bereits sehr früh eine hohe Internet- und Facebookaktivität zeigten, langsam eine Sättigung einzusetzen scheint. Konkret äussert sich dies zum Beispiel bei den unter 15-jährigen Usern mit einer Abnahme um 4% (vgl. Abbildung 8).26
Daher erscheint es als eine logische Konsequenz, dass Facebook nun einen grösseren Zuwachs an älteren Mitgliedern verzeichnet. Dies wird besonders deutlich bei der Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen mit einer Nutzerzunahme von 19% und bei den über 50-jährigen Nutzern mit 28% (vgl. Abbildung 8).27
Abb. 7
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 8
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Im Unterschied zur allgemeinen Internetnutzung ist das Geschlechterverhältnis auf Facebook in allen Alterskategorien recht ausgeglichen und hält sich seit 2010 bei 48% Frauen und 52% Männeranteil, siehe Bernet28 und Hutter.29
2.4.2 Social Media Nutzertypen
Im Social Web finden sich die unterschiedlichsten Nutzer, welche sich durch die Art ihrer Nutzung von Social Media unterscheiden. Dementsprechend existieren verschiedene Ansätze zu Nutzertypologien, welche sich meist auf eine Form von Social Media konzentrieren. Eine geeignete Typologisierung, welche sich auf Facebook anwenden lässt, liefern Gerhards et al.30 Sie verwendeten bei der Erstellung ihrer Nutzertypologie die Kriterien des Gestaltungs- und Kommunikationsgrads.
Das Gestaltungsspektrum erstreckt sich von einer passiven-betrachtenden Nutzung bis hin zur „aktiven Mitgestaltung“ und Produktion von Inhalten. Der Kommunikationsgrad beschreibt „die Möglichkeit zur öffentlichen und vernetzten Kommunikation“.31 Er beinhaltet Formen „individueller Kommunikation“, wie beispielsweise das Verfassen einer Email, bis hin zu „öffentlicher Kommunikation“, zum Beispiel in Form von Blogs.32 Folgende acht Nutzertypen wurden anhand von Experteninterviews und Fokusgruppen entwickelt:
- Produzenten sind primär daran interessiert, eigene Inhalte zu veröffentlichen. Die Möglichkeiten zur Vernetzung und Kommunikation nutzen sie, um die Inhalte zu verbreiten.
- Selbstdarsteller veröffentlichen wie die Produzenten Inhalte, jedoch primär solche, welche der Darstellung der eigenen Person dienen, vor allem via Blogs.
- Spezifisch Interessierte suchen den Austausch mit anderen Interessenspartnern und nutzen die Gestaltungs- und Kommunikationsmöglichkeiten gezielt für bestimmte Interessen oder Hobbys.
- Netzwerker suchen den Austausch mit anderen Personen und den Kontaktaufbau im Web 2.0.
- Profilierte Nutzer nutzen das Social Web vollständig aus. Sie veröffentlichen Inhalte und schöpfen die Kommunikationsmöglichkeiten zur Kontaktpflege und zum Kontaktaufbau aus, und auch die Selbstdarstellung kommt nicht zu kurz.
- Kommunikatoren suchen den aktiven kommunikativen Austausch über bestimmte Themen und bringen sich in öffentlichen Diskussionen mit eigenen Kommentaren ein.
[...]
1 Bonfadelli, Heinz / Jarren, Otfried / Siegert, Gabriele (Hrsg.) (2005): Einführung in die Publizistikwissenschaft. 2.Aufl., Haupt Verlag, Bern. S. 83.
2 Vgl. Bentele / Beck (1994) in Bonfadelli et al. 2005, S. 86.
3 Vgl. Bonfadelli et. al. 2005, S. 86.
4 Quelle: Bentele/Beck in Bonfadelli et al. 2005, S. 67.
5 Vgl. Bonfadelli et al. 2005, S. 362f.
6 McNair 2003, S. 4 / Hervorhebung im Original zit. nach Bonfadelli et al. 2005, S. 363.
7 Vgl. Bonfadelli et. al. 2005, S. 368.
8 Idem.
9 Idem.
10 Idem, S. 370.
11 Vgl. Bonfadelli et. al. 2005, S. 369.
12 Kriesi 2001: 4, zit. nach Bonfadelli et al. 2005, S. 378.
13 Vgl. Kriesi 2001, zit. nach Bonfadelli et al. 2005:378).
14 Vgl. Bonfadelli et al. 2005, S. 184.
15 Vgl. Bonfadelli et al. 2005, S. 580.
16 Quelle: Bundesamt für Statistik (Hrsg.) (2011): Internetnutzung in der Schweiz. 1997-2011. URL: http:// www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/16/04/key/approche_globale.Document.25576.xls, abgerufen am 10.02.12.
17 Vgl. idem, S. 10.
18 Vgl. idem, S. 13.
19 Vgl. idem, S. 5.
20 Idem, S. 11.
21 Idem, S. 14.
22 Idem, S. 14.
23 Vgl. Dufaux, Sabine (2011): Präsentation: Defining Social Network in Switzerland 2. URL: http:// www.slideshare.net/RelaxInTheAir/defining-social-networks-in-switzerland-20112. Zugriff: 10.2.12.
24 Quelle: Bernet, Marcel (2012): Facebook Zahlen Schweiz. Die Community reift. Grafik: Aktive FB-Nutzer nach Alter 2011. URL: http://bernetblog.ch/2012/01/03/facebook-zahlen-schweiz-die-community-reift/. Zugriff: 10.2.2012.
25 Idem.
26 Idem.
27 Idem.
28 Idem.
29 Hutter, Thomas (2012): Thomas Hutter's Social Media Blog. Statistik. URL: https://www.facebooxk.com/ thomashutterblog?sk=app_157383551014250. Zugriff: 10.2.12.
30 Vgl. Kneidinger, Bernadette (2010): Facebook und Co. Eine soziologische Analyse von Interaktionsformen in Online Social Networks. VS Verlag für Sozialwissenschaften. S. 52.
31 Idem.
32 Gerhards, Maria et al. (2008): Das Social Web aus Rezipientensicht Motivation, Nutzung und Nutzertypen.S. 131, zitiert nach Kneidinger (2010), S. 52.
- Quote paper
- Manuel Imboden (Author), Jacqueline Passos (Author), 2011, Nutzung von Facebook bei Politikern und Politikerinnen der Deutschschweiz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/204888
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