Die Sensibilisierungskampagnen sind wichtige Bestandteile von Programmen von öffentlichen Institutionen, weil sie die Verbreitung sozialer Ideen und Verhaltensweisen fördern. Da sich die Evaluationen dieser Programme auf die Zielerreichung begrenzen, sind die Wirkungen der durchgeführten Sensibilisierungskampagnen kaum analysiert.
In dieser Masterarbeit wird eine Methodologie zur ex-post-Identifizierung von Wirkungen öffentlicher Sensibilisierungskampagnen entwickelt. Als Fallbeispiel wurden öffentliche Sensibilisierungskampagnen zur verstärkten Nutzung von Trinkwasser in den ländlichen Stadtteilen von Medellín/Kolumbien ausgewählt. Seit 1993 hat die Stadtverwaltung von Medellín öffentliche Trinkwasserversorgungssysteme in den ländlichen Stadtteilen gegründet. Seitdem werden auch Sensibilisierungskampagnen ohne Evaluation durchgeführt, um in diesen Räumen den bisherigen Rohwasserkonsum zugunsten des Konsums von Trinkwasser aufzugeben. Dennoch gibt es heutzutage Rohwasserkonsum.
Durch Leitfadeninterviews wurden der Wissensstand der Zielgruppen und ihre Wahrnehmung der Sensibilisierungskampagnen erhoben, in der Absicht den Zusammenhang zwischen dem Grund für den Roh- oder Trinkwasserkonsum und den Sensibilisierungskampagnen festzustellen.
Es wurde bewiesen, dass von den angeschlossenen Nutzern der Trinkwasserversorgungsunternehmen 10% kein Trinkwasser und 54% wahlweise Trinkwasser und Rohwasser benutzten; aber 47% der Nutzer von Trink- und Rohwasser nehmen dieselbe Rohrleitung für beide Strömungen innerhalb der Wohnungen. Aufgrund des Vorkommens von Coliforme Bakterien im Rohwasser bedeuten diese beiden Verhaltensweisen eine Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung. Ein Grund dafür ist u.a., dass die unterschiedliche Wahrnehmung des Begriffes „Trinkwasser“ weitere Nutzung des Rohwasserkonsums beeinflusst.
Mittels der vorgeschlagenen Methodologie wurden nicht nur die Wirkungen der Sensibilisierungskampagnen identifiziert, sondern auch ihre kritische Aspekte. Das validiert diese Methodologie für die Analyse von Wirkungen der Sensibilisierungskampagnen.
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
1. Einleitung
2. Problemstellung: Öffentliche Sensibilisierungskampagnen und ihre Evaluation
2.1. Begriffsdefinitionen
2.2. Strategische Kampagnenplanung
2.3. Probleme der Evaluation von Sensibilisierungskampagnen
3. Ziel und Fragestellungen der Arbeit
4. Methodik
4.1. Methodologische Anforderungen an die Erhebung von Sensibilisierungskampagnen
4.2. Untersuchungsdesign
4.2.1. Modul 1: Literaturrecherche
4.2.2. Modul 2: sozialwissenschaftliche Datenerhebung
4.2.3. Modul 3: Analyse der Wirkungen der Sensibilisierungskampagnen
4.3. Begründung des ausgewählten Untersuchungsgebiets
4.4. Recherche und Auswertung der Sensibilisierungskampagnen
4.5. Leitfadeninterviewsdesign
4.6. Erhebung der Wahrnehmung der Zielgruppen der Sensibilisierungskampagnen (angeschlossenen Nutzer)
4.6.1. Grundgesamtheit und Stichprobe
4.6.2. Änderung der Stichprobe
4.6.3. Durchführung der Leitfadeninterviews
4.7. Erhebung der Wahrnehmung der Experten
5. Trinkwasserversorgung in ländlichen Räumen in Kolumbien
5.1. Erklärung des Begriffs „Trinkwasser“
5.2. Wasserverfügbarkeit in Kolumbien
5.3. Bevölkerungswachstum
5.4. Wohlstand
6. Institutioneller, rechtlicher und organisatorischer Rahmen der Trinkwasserversorgung in Kolumbien
6.1. Kolumbianische Landesverwaltung
6.2. Institutionelle Strukturen des Wassersektors
6.3. Gesetzliche Rahmenbedingungen
6.3.1. Unternehmen
6.3.2. Benutzerklassifizierung
6.3.3. Gebühren der Trinkwasserversorgung
6.3.4. Subventionen und Kontributionen
6.3.5. Trinkwasserqualität
6.3.7. Effizienter Wasserverbrauch und Trinkwassereinsparung
7. Untersuchungsgebiet: Lage, Trinkwasserversorgung und hydrologische Grundlagen
7.1. Lage
7.2. Trinkwasserversorgung
7.2. Hydrologische Grundlagen
8. Akteure
8.1. Akteurstyp Bevölkerung
8.1.1. Demographische Merkmale
8.1.2. Wirtschaftliche und soziale Aspekte
8.2. Akteurstyp Trinkwasserversorgungsunternehmen
8.3. Akteurstyp Stadtverwaltung
8.4. Akteursbeziehungen
9. Analyse ausgewählten Sensibilisierungskampagnen
9.1. Sensibilisierungskampagnen der Stadtverwaltung von Medellín
9.2. Sensibilisierungskampagnen der Trinkwasserversorgungsunternehmen
9.2.1. Sensibilisierungskampagnen über Trinkwasserversorgung
9.2.2. Sensibilisierungskampagnen über das Wasseraufbereitungssystem
9.2.3. Andere Sensibilisierungskampagnen
10. Wahrnehmung der ausgewählten Sensibilisierungskampagnen
10.1. Wahrnehmung der Trinkwasserversorgung
10.2. Wahrnehmung des Trinkwasseraufbereitungssystem
10.3. Wahrnehmung der Trinkwasserversorgungsunternehmen
10.4. Wahrnehmung des Gebührensystems
11. Wirkungen der ausgewählten Sensibilisierungskampagnen
11.1. Gruppe 1: Rohwasserkonsum
11.2. Gruppe 2: Mischkonsum aus Rohwasser und aufbereitetem Trinkwasser
11.3. Gruppe 3: Trinkwasserkonsum
11.4. Andere Wirkungen
12. Kritische Aspekte der Wirkungen der ausgewählten Sensibilisierungskampagnen und mögliche Verbesserungsmaßnahmen
13. Methodologische Reflexion
ANLAGE 1: Leitfadeninterview für Kampagnen-Zielgruppe
ANLAGE 2: Leitfadeninterview für ausgewählten Experten
ANLAGE 3: Ausgewählte ländliche Stadtteile von Medellín / Untersuchungsgebiet
ANLAGE 4: Departamentos von Kolumbien
ANLAGE 5: Gemeinden und Regionen von Antioquia
ANLAGE 6: Anforderungen an die Qualität des Trinkwassers
LITERATURVERZEICHNIS
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 2-1: Social-Marketing-Zyklus
Abbildung 4-1: Methodenbausteine der Untersuchung
Abbildung 5-1: Entwicklung der Bevölkerung in Kolumbien von 1985 – 2010
Abbildung 5-2: Zusammenhang zwischen Kolumbiens HDI und Trinkwasserversorgung und Kindersterblichkeit
Abbildung 6-1: Verwaltungsaufbau Kolumbiens
Abbildung 6-3: Sozioökonomische Schichten der Haushalte in Kolumbien und in den verschieden Regionen des Departamentos Antioquia
Abbildung 6-4: Berechnung der Gebühren der Trinkwasserversorgung pro Nutzer
Abbildung 7-1: Entwicklung der Bevölkerung in Medellín, Kolumbien von 1973 – 2010
Abbildung 7-2: Prozentanteil der mit Wasser versorgten Wohnungen nach Unternehmen in ausgewählten ländlichen Stadtteilen von Medellín
Abbildung 8-1: Die Bevölkerungsentwicklung von Altavista, San Antonio de Prado und San Cristobal
Abbildung 9-2: Werbung in lokalen Zeitungen
Abbildung 9-3: Zeichen eines Grundschülers (Thema: Unterschied zwischen Rohwasser und Trinkwasser)
Abbildung 10-1: Bedeutung des Begriffes Trinkwasser für Befragten (Mehrfachantworten möglich)
Abbildung 10-2: Von den Befragten genannten Informationsquellen zum Begriff „Trinkwasser“ und zu den durch verschmutztes Wasser ausgelösten Krankheiten und Epidemien (Mehrfachantworten möglich)
Abbildung 10-3: Von den Befragten genannten Informationsmedien zum Begriff „Trinkwasser“ und zu den durch verschmutztes Wasser ausgelösten Krankheiten und Epidemien (Mehrfachantworten möglich)
Abbildung 11-1: Gruppen in den ländlichen Stadtteilen von Medellín nach Trinkwasserkonsum
Abbildung 11-2: Bedeutung des Begriffes „Trinkwasser“ für Befragten der Gruppe 2, die dieser gehört haben
Abbildung 11-3: Anschlüsse an das Trinkwassernetz (1) und das Rohwassernetz (2)
Tabellenverzeichnis
Tabelle 4-1: Methodologien zur Evaluierung von Sensibilisierungskampagnen
Tabelle 4-2: Übersicht zu zentralen Datenerhebungsverfahren
Tabelle 4-3: Trinkwasserversorgungsunternehmen in den westlich von Medellín gelegenen ländlichen Stadtteilen
Tabelle 4-4: Grundgesamtheit und geschichtete Stichprobe
Tabelle 4-5: Geschichtete Stichprobe nach sozioökonomischen Schichten
Tabelle 4-6: Grundgesamtheit und geänderte geschichtete Stichprobe
Tabelle 5-1: Wasserabgabe in Kolumbien im Jahr 2008
Tabelle 6-1: Bestandteile der Kosten zur Trinkwasserversorgung
Tabelle 6-2: Bewertung der Wasserquellen und ihrer Wasserbeschaffenheit
Tabelle 7-1: mit Trinkwasser versorgte Veredas des Untersuchungsgebietes
Tabelle 7-2: Fließgewässer zur Wassergewinnung von den ausgewählten Trinkwasserversorgungsunternehmen
Tabelle 7-3: Wasserqualität der Fließgewässer und ihrer Nebenflüsse
Tabelle 8-1: Belegungsdichte in den ausgewählten ländlichen Stadtteilen im 2010
Tabelle 8-2: Sozioökonomische Schichten in den ausgewählten ländlichen Stadtteilen
Zusammenfassung
Die Sensibilisierungskampagnen sind wichtige Bestandteile von Programmen von öffentlichen Institutionen, weil sie die Verbreitung sozialer Ideen und Verhaltensweisen fördern. Da sich die Evaluationen dieser Programme auf die Zielerreichung begrenzen, sind die Wirkungen der durchgeführten Sensibilisierungskampagnen kaum analysiert.
In dieser Masterarbeit wird eine Methodologie zur ex-post-Identifizierung von Wirkungen öffentlicher Sensibilisierungskampagnen entwickelt. Als Fallbeispiel wurden öffentliche Sensibilisierungskampagnen zur verstärkten Nutzung von Trinkwasser in den ländlichen Stadtteilen von Medellín/Kolumbien ausgewählt. Seit 1993 hat die Stadtverwaltung von Medellín öffentliche Trinkwasserversorgungssysteme in den ländlichen Stadtteilen gegründet. Seitdem werden auch Sensibilisierungskampagnen ohne Evaluation durchgeführt, um in diesen Räumen den bisherigen Rohwasserkonsum zugunsten des Konsums von Trinkwasser aufzugeben. Dennoch gibt es heutzutage Rohwasserkonsum.
Durch Leitfadeninterviews wurden der Wissensstand der Zielgruppen und ihre Wahrnehmung der Sensibilisierungskampagnen erhoben, in der Absicht den Zusammenhang zwischen dem Grund für den Roh- oder Trinkwasserkonsum und den Sensibilisierungskampagnen festzustellen.
Es wurde bewiesen, dass von den angeschlossenen Nutzern der Trinkwasserversorgungsunternehmen 10% kein Trinkwasser und 54% wahlweise Trinkwasser und Rohwasser benutzten; aber 47% der Nutzer von Trink- und Rohwasser nehmen dieselbe Rohrleitung für beide Strömungen innerhalb der Wohnungen. Aufgrund des Vorkommens von Coliforme Bakterien im Rohwasser bedeuten diese beiden Verhaltensweisen eine Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung. Ein Grund dafür ist u.a., dass die unterschiedliche Wahrnehmung des Begriffes „Trinkwasser“ weitere Nutzung des Rohwasserkonsums beeinflusst.
Mittels der vorgeschlagenen Methodologie wurden nicht nur die Wirkungen der Sensibilisierungskampagnen identifiziert, sondern auch ihre kritische Aspekte. Das validiert diese Methodologie für die Analyse von Wirkungen der Sensibilisierungskampagnen.
1. Einleitung
Die von Behörden oder nicht-kommerziellen Organisationen durchgeführten öffentlichen Sensibilisierungskampagnen versuchen, Menschen so zu beeinflussen, dass diese bestimmten Verhaltensweisen ändern oder bestätigen. Dadurch können die Verbreitung sozialer Ideen und alternativer Verhaltensweisen sowie die Entwicklung von Programmen oder Institutionen gefördert werden, um die Lebensqualität der Personen zu verbessern.
Obwohl die Evaluation des Prozessverlaufs, des Gesamtergebnisses und der Wirkungen von Sensibilisierungskampagnen ein wichtiger Bestandteil ihrer strategischen Planung sein sollte, „muss oft eine detaillierte Gesamtevaluation aus Zeit- und Kostengründen verzichtet werden“ (KLEINHÜCKELKOTTEN, 2002, S: 19). Beispielweise in Kolumbien werden sich die Evaluationen sozialer Programmen auf summative Evaluationen begrenzt (vgl. NINA, 2008; OPS, 2003; GALLO & MOLINA, 2008; DUQUE et al., 2007).
Aufgrund der damit fehlenden methodologischen Erfahrungen ist es das Ziel dieser Arbeit, eine Methode zur ex-post-Identifizierung von Wirkungen öffentlicher Sensibilisierungskampagnen zu entwickeln und an Fallbeispielen zu testen.
Als Fallbeispiel wurden öffentliche Sensibilisierungskampagnen zur verstärkten Nutzung von Trinkwasser in den ländlichen Stadtteilen von Medellín/Kolumbien ausgewählt. Ziel dieser Sensibilisierungskampagnen ist es, die Zielgruppen von einer (verstärkten) Nutzung von Trinkwasser zu überzeugen sowie die Akzeptanz der Trinkwasserversorgungsunternehmen in diesen Räumen zu fördern.
Diese Sensibilisierungskampagnen wurden in Gebieten durchgeführt, die bis vor kurzem ausschließlich mit unbehandeltem Rohwasser versorgt wurden. Damit wurden die Kampagnen vor allem auf die Vermittlung des Begriffs „Trinkwasser“ sowie der Rolle der Trinkwasserversorgungsunternehmen hin ausgerichtet.
Die Situation nach Durchführung der betrachteten Kampagnen sieht wie folgt aus:
1. Es gibt noch immer Wohnungen, die keine Anschlüsse an das Trinkwasserversorgungsnetz haben. Ein Grund dafür kann sein, dass die Wohnungsbesitzer die Installation nicht erlauben
2. Es gibt Wohnungen, die zwar Anschlüsse haben, aber kein Trinkwasser beziehen
3. Es gibt Wohnungen, die Anschlüsse sowohl an das Trinkwasserversorgungsnetz als auch an das Rohwasserversorgungsnetz haben
4. Es gibt Wohnungen, die nur Anschlüsse an das Trinkwasserversorgungsnetz haben.
Aufgrund fehlender Evaluationen ist nicht klar, ob diese Situation eine Wirkung der öffentlichen Sensibilisierungskampagnen war oder nicht. Somit stellen die öffentlichen Sensibilisierungskampagnen hinsichtlich der Trinkwassernutzung in den ländlichen Stadtteilen von Medellín ein passendes Untersuchungsfeld für den Test der zu entwickelnden Evaluierungsmethode dar.
2. Problemstellung: Öffentliche Sensibilisierungskampagnen und ihre Evaluation
Behörden und andere Institutionen führen häufig öffentlichen Sensibilisierungskampagnen durch, ohne ihre beabsichtigen und unbeabsichtigten Wirkungen zu evaluieren. Um die Bedeutung und die Notwendigkeit dieser Evaluationen zu verstehen, wird zuerst der Begriff „öffentlichen Sensibilisierungskampagnen“ und ihre Planung erklärt, danach werden die Probleme ihrer Evaluation dargestellt.
2.1. Begriffsdefinitionen
Rötter zufolge stellen Kampagnen „dramaturgisch angelegte, thematisch begrenzte, zeitlich befristete kommunikative Strategien zur Erzeugung öffentlicher Aufmerksamkeit“ dar. Dazu greifen sie „auf ein Set unterschiedlicher kommunikativer Instrumente und Techniken – werbliche und marketingspezifische Mittel und klassische PR-Maßnahmen“ zurück (RÖTTER, 1998).
Diese Definition lässt sich auch auf „Öffentliche Sensibilisierungskampagnen“ übertragen (aus dem spanischsprachigen Begriff „Campaña de sensibilización pública“ im Folgenden “Sensibilisierungskampagne“), die zum Handlungsfeld von Behörden, aber auch von anderen Institutionen, wie beispielsweise nicht-kommerzieller Organisationen gehören. Typische Bereiche für Sensibilisierungskampagnen sind das Gesundheitswesen, die Bildung, häusliche Gewalt, Umwelt, u.a.
Allgemeines Ziel von Sensibilisierungskampagnen ist es, Menschen so zu beeinflussen, dass diese „ihre Verhaltensweisen ändern oder bestätigen“ (RÖTTER, 2001). Damit stellen Sensibilisierungskampagnen eine Art „Werbung“ für alternative Verhaltensweisen dar. Allerdings geht es hier nicht um privat-wirtschaftliche, sondern um „gemeinwohlorientierte Ziele“ (MAST & et. al, 2005), so dass diese Arten von Kampagnen dem Social-Marketing-Ansatz zugeordnet werden können. Unter diesem Begriff wird die Konzeption, Umsetzung und Evaluation von Strategien verstanden, mit denen die Verbreitung sozialer Ideen und Verhaltensweisen gefördert werden soll (PROSE et al., 1994). Social-Marketing setzt dabei anders als „das Profit-Marketing auf Überzeugung, Übernahme sozialer Verantwortung und aktive Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger“ (KLEINHÜCKELKOTTEN, 2002).
2.2. Strategische Kampagnenplanung
Social-Marketing-Kampagnen bestehen aus einem schrittweise durchzuführenden Arbeitsprozess. Dieser reicht von der genauen Zielgruppenbestimmung über die Analyse des Wissens, der Wünsche und der Verhaltensweisen dieser Zielgruppen bis hin zur Entwicklung und Anwendung zielgruppenspezifischer Kommunikationsstrategien und zur begleitenden Evaluation des Prozessverlaufs und zur abschließenden Evaluation (vgl. KLEINHÜCKELKOTTEN, 2002). „Mit Hilfe der Evaluation wird überprüft ob die angestrebten Zielen tatsächlich erreicht wurden“ (KLEINHÜCKELKOTTEN, 2002), das heißt, die Durchführung einer summativen Evaluation. Kleinhückelkotten erklärt auch, dass es durch die Evaluation erkenntlich wird, welche Maßnahmen und Methoden erfolgreich sind, was einen wichtigen Kompetenzgewinn für folgende Projekte darstellt (formative Evaluation). Auf diese Weise stellen die Phasen des Social-Marketings einen Zyklus dar (siehe Abbildung 2-1).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2-1: Social-Marketing-Zyklus
Nach KLOTER & ROBERTO (1989) und NOVELLI (1984, zitiert in PROSE et al., 1994) verändert
2.3. Probleme der Evaluation von Sensibilisierungskampagnen
Evaluation ist „ein Instrument zur empirischen Generierung von Wissen, das mit einer Bewertung verknüpft wird, um zielgerichtete Entscheidungen zu treffen“ (STOCKMANN & MEYER, 2010). Somit gibt eine Evaluation von Kampagnen Aufschluss über die Ergebnisse (Wirkungen) der Kampagne sowie über die erzielten Erfolge, auch, um eine Optimierung des Kampagnen-Konzepts zu ermöglichen (KLEINHÜCKELKOTTEN, 2002). Trotz der Bedeutsamkeit der Evaluationen von Kampagnen werden die Wirkungen von Sensibilisierungskampagnen separat von anderen Maßnahmen nicht evaluiert, weil sie Instrumente von Programmen staatlicher Institutionen darstellen, deren Evaluationen sich auf die „instrumentelle Zielerreichung“ (vgl. STOCKMANN & MEYER, 2010) begrenzen, wie z.B. die Evaluation von sozialen Programmen der Stadtverwaltungen in Kolumbien (NINA, 2008; OPS, 2003; GALLO & MOLINA, 2008; DUQUE et al., 2007; Alcaldía de Medellín, 2008). Es bedeutet, dass die Evaluation der Programme nur die Erreichung ihrer Ziele berücksichtigt. Außerdem ist für diese Akteure nur wichtig, dass mit oder ohne Kampagnen zielgerichtete Änderungen der Anfangssituation erfolgt sind. Als Konsequenz gibt es keine Optimierung des Kampagnen-Konzepts.
Es muss auch berücksichtigt werden, dass die Sensibilisierungskampagnen als ein selektiver Vorgang verstanden werden müssen, bei dem Einstellungen und Wissen der Adressaten eine große Rolle spielen. Diese adressatenspezifischen Faktoren wirken als Selektionsmechanismen, die die Wahrnehmung, Interpretation und Bewertung einer Botschaft bestimmen (KLEINHÜCKELKOTTEN, 2002). Auf diese Weise gibt es nicht nur beabsichtigten sondern auch unbeabsichtigten Wirkungen von Sensibilisierungskampagnen, die aufgrund der heutigen Evaluation von Programmen nicht identifiziert werden. Eine Konsequenz daraus ist die Wiederholung von Kampagnen, die keine Wirkungen oder negative Wirkungen fördern.
3. Ziel und Fragestellungen der Arbeit
Diese Masterarbeit hat zum Ziel die Entwicklung einer Methodologie zur Evaluierung der Wirkungen von öffentlichen Sensibilisierungskampagnen, die keine Evaluierung vorher oder während der Kampagnenlaufzeit haben. Dadurch wurde eine Methodologie erarbeitet und getestet, die als Grundlage zur Wirkungsmessung anderer Kampagnen herangezogen werden soll (siehe Kapitel 4).
Als Fallbeispiel werden die Sensibilisierungskampagnen über das Thema Trinkwasser, die von der Stadtverwaltung von Medellín und den Trinkwasserversorgungsunternehmen in ländlichen Räumen von Medellín durchgeführten wurden. Dazu wurden vier Fragestellungen formuliert. Diese Fragestellungen sind auch eine Grundlage für die Sensibilisierungskampagnen-Evaluierung und anschließender Analyse ihrer Wirkungen.
Die Fragestellungen zur Evaluierung der Wirkungen der Sensibilisierungskampagnen hinsichtlich der Trinkwassernutzung in ländlichen Räumen von Medellín lauten:
- Wie nehmen die Adressaten die Sensibilisierungskampagnen zur Trinkwasserversorgung wahr?
- Welche sozialen Faktoren beeinflussen die Wirkungen der Sensibilisierungskampagnen?
- Welche beabsichtigten und unbeabsichtigten Wirkungen hatten die Sensibilisierungskampagnen tatsächlich? Gab es Verhaltensänderungen seitens der Zielgruppen und sind diese auf die Wirkungen der Sensibilisierungskampagnen zurückzuführen?
- Hatten die Sensibilisierungskampagnen einen Einfluss auf die Trinkwasserversorgung und auf die Wahrnehmungen der Zielgruppen, was die Trinkwasserversorgung betrifft?
Zur Beantwortung dieser Fragen wurden unterschiedlichen Methoden verwendet. Das Methodenmix zur die Datenerhebung beinhaltet Leitfadeninterviews, Sozialraumanalyse, Dokumentanalyse und qualitative Inhaltsanalyse. Das Design dieser Methodologie wird in Kapitel 4 detailliert dargestellt.
4. Methodik
4.1. Methodologische Anforderungen an die Erhebung von Sensibilisierungskampagnen
Die Planung der Methodologie zur Evaluierung der Wirkungen von Sensibilisierungskampagnen hängt viel von der Kampagnenlaufzeit ab, das heißt, ob diese Planung entweder vor oder nach der Kampagnenlaufzeit stattfindet. Obwohl das Ziel der Arbeit die Entwicklung einer Methodologie zur ex-post-Identifizierung von Wirkungen von Sensibilisierungskampagnen ist, wurden nicht nur Nachher-Evaluationen von Kampagnen analysiert, sondern auch Vorher- und Nachher-Evaluationen von Kampagnen (siehe Tabelle 4-1). Das Ziel dieser Analyse war die Feststellung von Bestandteilen zur Identifikation von Wirkungen wahrzunehmen.
Tabelle 4-1: Methodologien zur Evaluierung von Sensibilisierungskampagnen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Wichtige Bestandteile für die Analyse der Wirkungen von den Kampagnen nach diesen Studien sind:
- Die Beschreibung des Inhalts der Kampagnen und der Medien
- Die Erhebung der Wiedererkennungsgrad der Kampagnen
- Die Erhebung der Wahrnehmung und Bewusstsein der Zielgruppen hinsichtlich des Themas der Kampagnen durch Fragebögen
- Interviews mit Experten.
Diese Bestandteile beinhalten die Verwendung von unterschiedlichen Datenerhebungsverfahren. Deshalb wurden die zentralen Datenerhebungsverfahren untergesucht (siehe Tabelle 4-2).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 4-2: Übersicht zu zentralen Datenerhebungsverfahren
Zur Entscheidung für bestimmte Datenerhebungsverfahren sollten kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Faktoren im Untersuchungsgebiet berücksichtigt werden, deswegen werden die geeigneten Datenerhebungsverfahren für das Untersuchungsgebiet nach die Durchführung des Moduls 1 des vorliegenden Untersuchungsdesign festgestellt.
4.2. Untersuchungsdesign
Das Untersuchungsdesign der vorliegenden Studie zur Evaluierung der Wirkungen der Sensibilisierungskampagnen zum Thema Trinkwasser in ländlichen Stadtteilen von Medellín teilt sich in drei Module: 1. Modul: Literaturrecherche, 2. Modul: Sozialwissenschaftliche Datenerhebung und 3. Modul: Analyse der Wirkungen der Sensibilisierungskampagnen.
4.2.1. Modul 1: Literaturrecherche
Dieses Modul gliedert sich in drei Teilmodule: Das Ziel des ersten Teilmodul der Literaturrecherche war die Kontextualisierung der Situation der Trinkwasserversorgung in Kolumbien, z.B. Information über die räumliche Verteilung der Bevölkerung (urbane und ländlichen Räumen) und ihre Konsequenzen für die Trinkwasserversorgung, Statistiken über die Deckungsgrad der Trinkwasserversorgung in den urbanen und den ländlichen Räumen in Kolumbien (siehe Kapitel 5). Das zweite Teilmodul der Literaturrecherche umfasste auch die Analyse der rechtlichen Rahmen für die Trinkwasserversorgung von der Nationalebene bis hin zur Lokalebene von Kolumbien (siehe Kapitel 6). Die Literaturrecherche über die Situation der Trinkwasserversorgung und die Sensibilisierungskampagnen hinsichtlich der Trinkwassernutzung in dem Untersuchungsgebiet (ländliche Räume von Medellín, auch ländliche Stadtteile von Medellín), die das dritte Teilmodul der Literaturrecherche ist, war nur möglich durch die Stadtverwaltung von Medellín. Diese Literatur umfasst Studien über die hydrologischen Einzugsgebieten, die Trinkwasserversorgungssysteme und Dokumenten von den durchgeführten Sensibilisierungskampagnen zum Thema Trinkwasser im Untersuchungsgebiet. Es muss gemerkt werden, dass diese Information nicht öffentlich ist. Durch den persönlichen Kontakt mit den verantwortlichen Staatbeamten wurde diese Information erhalten. Die Statistiken über die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen der Bevölkerung im Untersuchungsgebiet sind auch Studien von der Stadtverwaltung von Medellín, diese Daten sind öffentlich (siehe Kapitel 7 und 8).
4.2.2. Modul 2: sozialwissenschaftliche Datenerhebung
Das Modul 2 teilt sich in vier Teilmodule. Das erste Teilmodul komplementiert die Kontextualisierung der Trinkwasserversorgungssysteme im Untersuchungsgebiet durch Besichtigungen mit Führung durch die Räume, die von den ausgewählten Trinkwasserversorgungssystemen beeinflusst werden („Sozialraumanalyse“, RIEGE & SCHUBERT, 2005). Durch diese Besichtigungen wurde nicht nur die Trinkwasserversorgung im Untersuchungsgebiet fotodokumentiert, sondern auch die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen, die sowohl die Trinkwasserversorgung als die Wahrnehmung der Sensibilisierungskampagnen über Trinkwasser beeinflussen.
Mit Hilfe der Literaturrecherche über die Lokalebene und den Besichtigungen durch das Untersuchungsgebiet wurde in dem Untersuchungsgebiet erkannt, welche Akteure der Sensibilisierungskampagnen bezüglich des Themas Trinkwasser beteiligt sind: Bevölkerung (Zielgruppe), Trinkwasserversorgungsunternehmen und Stadtverwaltung von Medellín (siehe Kapitel 8).
Nach der Analyse der kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Faktoren im untersuchungsgebiet wurden die Datenerhebungsmethoden festgestellt.
Für viele von den analysierten Evaluationen von Sensibilisierungskampagnen waren die Befragungen im Untersuchungsgebiet eine Methode, um die Wahrnehmung der Zielgruppen der Sensibilisierungskampagnen zu dokumentieren und anschließend um eine Analyse der Wirkungen der Sensibilisierungskampagnen durchzuführen (siehe Tabelle 4-1). Die Mehrheit der analysierten Evaluationen realisierten Vorher- und Nachher-Befragungen. Andere führten nur Nachher-Befragungen durch und analysierten Statistiken über die Verhaltensweise hinsichtlich des Themas zur Feststellung der Wirkungen.
Da vor Beginn der Sensibilisierungskampagnen keine Studie über den Wissensstand der Bevölkerung über das Thema Trinkwassernutzung in dem Untersuchungsgebiet dieser Masterarbeit durchgeführt wurde, konnten nur Nachher-Befragungen zur Erhebung des Wissensstands und die Verhaltensweise der Bevölkerung realisiert werden. Es ist wichtig, dass die Befragten in der Lage sind, frei zu antworten. Eine schnelle und zuverlässige Methode sind qualitative Daten, die in der qualitativen Forschung mittels Erzählung oder Leitfadeninterview gewonnen werden, weil ein Leitfaden mit offen formulierten Fragen dem Interview zu Grunde liegt („Face-to-Face Interview“, MAYER, 2009:37).
Aufgrund kulturelle und wirtschaftliche Faktoren der Bevölkerung im Untersuchungsgebiet, wie z.B. Vertrauenswürdigkeit, Mangel an Telefonapparate, u.a., sind anderen Datenerhebungsverfahren wie Computer gestützte Telefoninterviews, Online-Befragungen, Postalische Befragung (siehe Tabelle 4-2) wie in vielen der analysierten Evaluationen (siehe Tabelle 4-1) nicht geeignet.
Vor der Formulierung der Fragen der Leitfadeninterviews (siehe Anlage 1) ist es wichtig zuerst die Sensibilisierungskampagnen zu recherchieren und auszuwerten. Die Recherche und Auswertung der Sensibilisierungskampagnen stellen das zweite Teilmodul dar. Die Kampagnen werden qualitativ nach ihren Zielen, Inhalten, Zielgruppen und Medien analysiert („Dokumentenanalyse und Qualitative Inhaltsanalyse“, MAYRING, 2007) (siehe Kapitel 9), wie in den Studien von DUQUE & LOPEZ (2009) und GARCIA et al. (2010). Nach dieser Analyse wird das Leitfadeninterview entwickelt (dritte Teil Modul – Leitfadeninterviewsdesign).
Zum anderen ist die Wahrnehmung der Experten bedeutsam (DUQUE & LOPEZ, 2009; WERZSTEIN, 2011; SEOANE, 2002): Staatsbeamte, kommunale Repräsentanten bzw. Repräsentantinnen und die Mitarbeiter der Trinkwasserversorgungsunternehmen. Für die Experten sind die „Leitfadeninterviews“ nach BOGNER u.a. (2005). Das Ziel dieser Interviews ist nicht nach Konzepten zu fragen, sondern nach der Entwicklung der Trinkwasserversorgung und der Akzeptanz in der Bevölkerung (siehe Anlage 2). (Die Erfassung von der Wahrnehmung der Zielgruppen und der Experten gehören zu dem vierten Teilmodul.
4.2.3. Modul 3: Analyse der Wirkungen der Sensibilisierungskampagnen
Zu dem dritten Modul gehört die Analyse der in den Module 1 und 2 gewonnenen Informationen.
Erstes Teilmodul ist die Analyse der Wahrnehmung der Zielgruppen (siehe Kapitel 10). Hier wurde eine Häufigkeitsanalyse für die Fragen über Konzepten durchgeführt. Danach wurden die Konsequenzen dieser Wahrnehmung für die Trinkwasserversorgung im Untersuchungsgebiet erklärt (qualitative Sozialforschung).
Zweites Teilmodul ist die Analyse der Wahrnehmung der Experten, mit der wurden diese Konsequenzen und Wirkungen feststellt. Diese Analyse ist ein Komplement der qualitativen Sozialforschung im Teilmodul 1, obwohl hier die Vertiefungen in Fallstudien genutzt werden (siehe Kapitel 10 und 11).
Drittes Teilmodul ist die Identifizierung von Wirkungen der zum Thema Trinkwasser im Untersuchungsgebiet dargestellt (siehe Kapitel 11). Dazu wurde auch eine Häufigkeitsanalyse für die Fragen über Verhaltensweise durchgeführt. Danach wurden Explikationen von Fallstudien (Befragten) herangetragen, um Verhaltensänderungen mit den Sensibilisierungskampagnen zu verbinden.
Als Zusammenfassung der Methodologie wird das Gesamtdesign der Untersuchung in Abbildung 4-1 dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4-1: Methodenbausteine der Untersuchung
4.3. Begründung des ausgewählten Untersuchungsgebiets
Das Bauen oder Verbesserung von Trinkwasserversorgungssystemen in ländlichen Räumen ist nicht einfach. Es gibt einerseits verschiedene Probleme wegen der raum-zeitlichen Dynamik der Wasserquelle und der Wassernutzung z.B. Schwankungen Wasserbereitstellung, räumliche Unterschiede der Trinkwassernachfrage, zeitliche Schwankungen Trinkwassernachfrage, und andererseits kulturelle, soziale und wirtschaftliche Faktoren, die die Entwicklung derartiger Institutionen erleichtern oder hemmen können (ANAND, 2007). In den ländlichen Stadtteilen von Medellín (siehe Kapitel 7) werden sowohl das aktuelle Management der Trinkwasserversorgungsunternehmen als die Akzeptanz der Trinkwassernutzung durch unterschiedliche Faktoren erschwert. Beispielhaft sind diese Trinkwasserversorgungsunternehmen eine quasi-Monopolstellung, das heißt, dass die Einwohner dieser Räumen die Möglichkeit Rohwasserversorgungsunternehmen zu nutzen haben, obwohl das Wasser dieser anderen Unternehmen die definierten gesetzlichen Kriterien für die Trinkwasserqualität in Kolumbien nicht erfüllt.
Zur Beeinflussung dieser kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Faktoren werden regelmäßig Sensibilisierungskampagnen von den öffentlichen Trinkwasserversorgungsunternehmen und der Stadtverwaltung von Medellín seit Anfang des Betriebs (1993 – 2000) der Trinkwasserversorgungssysteme durchgeführt. Vor Beginn der Feldforschung dieser Masterarbeit war die Evaluierung der beabsichtigten oder unbeabsichtigten Wirkungen der obengenannten Sensibilisierungskampagnen weder geplant noch realisiert.
Alle diese Aspekte bestimmen die Sensibilisierungskampagnen hinsichtlich der Trinkwassernutzung in ländlichen Stadtteilen von Medellín als geeignetes Untersuchungsgebiet, um die gearbeitete Methodologie zu testen.
4.4. Recherche und Auswertung der Sensibilisierungskampagnen
Die Informationsquelle für durchgeführte Sensibilisierungskampagnen über Trinkwasser sind die Kampagnenbetreiber, die im Untersuchungsgebiet die Stadtverwaltung von Medellín und die Trinkwasserversorgungsunternehmen sind. Die Dokumentierung der Sensibilisierungskampagnen ist auch unterschiedlich:
- Die Stadtverwaltung dokumentiert ihre Kampagnen seit 2008. Die Dokumentierung besteht aus Fotos der Veranstaltungen, Zeitungen mit ihrer Werbung, Radiospots, Plakaten. Die Ziele, die Zielgruppen sowie die Entwicklung (falls der Veranstaltungen) werden kaum dokumentiert
- Die Trinkwasserversorgungsunternehmen dokumentieren nicht ihre Sensibilisierungskampagnen. Einige haben wenige Exemplare von ihren Kampagnen.
Andere Informationsquelle waren die Berichte des „Programms zur effizienten Wasserverbrauch“ von den Trinkwasserversorgungsunternehmen. Diese Berichte waren von der Stadtverwaltung gesammelt. Die Leitfadeninterviews mit den Leitern der Trinkwasserversorgungsunternehmen ermittelten auch Information über die durchgeführten Sensibilisierungskampagnen.
Nach der Recherche wurden die Kampagnen qualitativ nach ihren Zielen, Inhalten, Zielgruppen und Medien klassifiziert und ausgewertet (siehe Kapitel 9).
4.5. Leitfadeninterviewsdesign
Nach der Analyse des Inhalts, der Zielgruppen und der Medien der durchgeführten Sensibilisierungskampagnen hinsichtlich der Trinkwassernutzung seit der Gründung der Trinkwasserversorgungsunternehmen im Untersuchungsgebiet wurden unterschiedlichen Fragen bestimmt. Die Fragen des Leitfadeninterviews zur Erfassung der Wahrnehmung, der Verhaltensweise sowie ihrer Gründe seitens der Zielgruppe der Sensibilisierungskampagnen hinsichtlich des Themas Trinkwasser teilten sich in den Themen der durchgeführten Sensibilisierungskampagnen in dem Untersuchungsgebiet wie folgt:
- Sensibilisierungskampagnen über Trinkwasser: Fragen nach den Begriffen Trinkwasser und den durch verschmutztes Wasser ausgelösten Krankheiten und Epidemien sowie nach den Unterschieden zwischen dem Trinkwasser und dem Rohwasser
- Sensibilisierungskampagnen über die Trinkwasserversorgung: Fragen nach der Erkennung der Trinkwasserversorgung als öffentliche Dienstleistung. Die Identifizierung des verwendeten Wasserversorgungssystems (Roh- oder Trinkwasserversorgungssystem) und Nutzung des Wassers
- Sensibilisierungskampagnen über das Trinkwasserversorgungssystem: Fragen nach der Rolle des Wasseraufbereitungssystems, die Trinkwasserqualität und die Anwesenheit bei Aktivitäten des Trinkwasserversorgungsunternehmens
- Sensibilisierungskampagnen über das Rechnungssystem der Trinkwasserversorgung: Fragen nach dem Rechnungssystem und Erkennung von Werten wie der Trinkwasserkonsum oder die Subventionen bzw. die Kontributionen.
Fragen nach demographischen Daten wie dem Geschlecht, dem Alter, dem Bildungsniveau und der sozioökonomischen Schicht wurden am Ende gestellt und werden zur Analyse der sozialen Faktoren benötig. Die Fragen des Leitfadeninterviews für Kampagnen-Zielgruppen sind aus Anlage 1 ersichtlich.
4.6. Erhebung der Wahrnehmung der Zielgruppen der Sensibilisierungskampagnen (angeschlossenen Nutzer)
4.6.1. Grundgesamtheit und Stichprobe
Ursprünglich sollte das Untersuchungsgebiet die ländlichen Stadtteile von Medellín umfassen. Aufgrund von Problemen mit der Verfügbarkeit und der Disposition einiger Trinkwasserversorgungssysteme in den östlich von Medellín gelegenen ländlichen Stadtteilen musste es auf die westlich von Medelllin gelegenen ländlichen Stadtteile begrenzt werden. Diese ländlichen Stadtteile sind Altavista, San Antonio de Prado, San Cristobal und San Sebastián de Palmitas. In diesen ländlichen Stadtteilen sind insgesamt 11 Trinkwasserversorgungssysteme in Betrieb und drei im Bau (siehe Tabelle 4-3).
Tabelle 4-3: Trinkwasserversorgungsunternehmen in den westlich von Medellín gelegenen ländlichen Stadtteilen
Quelle: Stadtverwaltung von Medellín (2010a)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Wichtig für die Erhebung der Wahrnehmung der Sensibilisierungskampagnen zum Thema Trinkwasser in den ländlichen Stadtteilen von Medellín ist, dass die Einwohner der Veredas die Möglichkeit ein Anschluss mit einem Trinkwasserversorgungssystem haben, weil ein Ziel dieser Sensibilisierungskampagnen die Akzeptanz der Trinkwasserversorgungsunternehmen ist. Auf diesen Grund umfasst das Untersuchungsgebiet nur die Trinkwasserversorgungssysteme der ländlichen Stadtteile Altavista, San Antonio de Prado und San Cristobal (siehe Anlage 3).
Die Anzahl der Wohnungen mit Anschluss an das Trinkwasserversorgungsnetz der 11 gewählten Trinkwasserversorgungsunternehmen ist die Grundgesamtheit für die Leitfadeninterviews. Obwohl es auch Wohnungen ohne Anschluss gibt, ist die Anzahl dieser Wohnungen nach den von den ausgewählten Trinkwasserversorgungsunternehmen beeinflussten Räumen nicht verfügbar. Außerdem kann es gesagt werden, dass die Sensibilisierungskampagnen über Trinkwassernutzung zum Teil keine Wirkung auf die Einwohner der Wohnungen ohne Anschluss hatten. Somit betrug die Grundgesamtheit 5.882 angeschlossene Nutzer, laut der Stadtverwaltung von Medellín (2010).
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- Citation du texte
- Luisa Fernanda Roldán Rojas (Auteur), 2011, Wirkungen öffentlicher Sensibilisierungskampagnen am Beispiel des Themas Trinkwasser in ausgewählten ländlichen Stadtteilen von Medellín (Kolumbien), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/204795
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