Unter der Fragestellung ob Kinder als moralisch Handelnde wahrgenommen werden können, soll es in der folgenden Arbeit um den Status der Kinder bzw. der Kindheit in unserer Gesellschaft gehen und wie sie dazu gekommen sind. Die Frage ob sie moralisch Handelnde sind stellt sich deshalb, weil ein sozialer Status stark beeinflusst wird durch die Einschätzung anderer über das moralische Urteilsvermögen eines Menschen. Jemand der fähig ist, mitzudenken, zu argumentieren und daraus schließend moralisch zu urteilen, wird gleich viel höher eingeschätzt und ihm wird mehr zugetraut. Ebenso verhält es sich bei Kindern und Jugendlichen. Es werden Beispiele dafür genannt wo man Potenzial für einen möglichen höheren Status findet und welche Position Kinder eigentlich gerne hätten.
Inhaltsverzeichnis
1.Einleitung und Definition
2.Kindheit: Ein minoritärer Status
3.Moralisches Handeln bei Kindern
3.1.Schule als Raum für moralisches Handeln
3.2.Nachbarschaft als Raum für moralisches Handeln
3.3.Zuhause als Raum für moralisches Handeln
4.Der soziale Status der Kinder
5.Fazit und Ausblick
6.Quellen
1. Einleitung & Definition
„Wieso dürfen das nur Erwachsene?!“ – Diese Frage wird so oft aus dem Munde eines Kindes gehört wenn es darum geht, einem Kind etwas zu erlauben oder zu untersagen. In vielen Dingen scheint es selbstverständlich, Kindern etwas zu verbieten oder sie aus manchen Dingen auszuschließen. Bei anderen wiederum muss sich selbst ein Erwachsener fragen, wieso die Gesellschaft allgemein davon überzeugt ist, einem Kind manches (noch) nicht zuzutrauen. Kinder trauen sich selbst im Gegensatz zu ihren Eltern oder Aufsichtspersonen häufig vielmehr zu, glauben vielmehr an sich selbst. Sie wollen bestehen, sie wollen, dass ihnen zugetraut wird etwas zu schaffen und sie brauchen auch die Bestätigung und den Respekt anderer. Denn darin können sie ihre eigene Rolle, ihren eigenen Status finden. Im Folgenden wird es um den Status der Kinder bzw. der Kindheit im Allgemeinen, d. h. in der Gesellschaft gehen. Unter dem Begriff „Sozialer Status“ versteht man die Position bzw. Stellung einer Person in einer sozialen Struktur (bspw. einer Gruppe), zu der diese Person auf Grund von Rolle, Erfahrung, Macht, Alter, Fähigkeiten oder Kenntnissen gelangt ist. Ebenso geht es um die Zuordnung einer solchen Position zu einem System sozialer Rangordnung.[1] Aus mehreren auf einander bezogenen Statuspositionen entsteht ein soziales Netzwerk. Jeder Statusinhaber sieht dieses Netzwerk aus einer anderen Position, die durch die obengenannten Eigenschaften bedingt ist, und würde es demnach auch anders beschreiben.
Unter der Fragestellung ob Kinder als moralisch Handelnde wahrgenommen werden können, soll es in der folgenden Arbeit um den Status der Kinder bzw. der Kindheit in unserer Gesellschaft gehen und wie sie dazu gekommen sind. Die Frage ob sie moralisch Handelnde sind stellt sich deshalb, weil ein sozialer Status stark beeinflusst wird durch die Einschätzung anderer über das moralische Urteilsvermögen eines Menschen. Jemand der fähig ist, mitzudenken, zu argumentieren und daraus schließend moralisch zu urteilen, wird gleich viel höher eingeschätzt und ihm wird mehr zugetraut. Ebenso verhält es sich bei Kindern und Jugendlichen. Es werden Beispiele dafür genannt wo man Potenzial für einen möglichen höheren Status findet und welche Position Kinder eigentlich gerne hätten.
2.Kindheit: Ein minoritärer Status
Der heutige Status der Kinder in unserer Gesellschaft gilt als sehr prekär, da es sich um einen minoritären Status handelt. Das Wort „minoritär/Minorität“ leitet sich von „Minderheit“ ab.[2] Kinder befinden sich also in einer Minderheitsposition. Eine solche Stellung bringt es mit sich, keine Macht zu haben, nicht gehört bzw. ernst genommen zu werden und häufig auch jemand anderem unterstellt zu sein. Kinder sind ganz klar vor allem ihren Eltern unterstellt.[3] Desweiteren aber auch Lehrern, Erziehern, Betreuern, aufsichtspflichtigen Autoritäten, aber genauso auch Dingen wie der Schulpflicht, welche heute den Großteil des Lebens eines Kindes in Europa ausmacht. Dabei war es in der Geschichte nicht immer so, dass Kinder so wenig öffentlichen Anteil hatten. Vor bzw. auch in Zeiten der industriellen Revolution hatten Kinder das Recht, ja sogar die Verantwortung, arbeiten zu gehen und Geld zu verdienen, um zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen oder eben auch nur sich selber zu versorgen. Keine Frage, den Kindern zu diesen Zeiten ging es gesundheitlich sehr schlecht und es wurde ihnen auch weniger Lohn gezahlt als Erwachsenen, sie waren eben nur „kleine Erwachsene“. Es war ein hartes Leben und manchmal auch eher ein Kampf ums Überleben. Und dennoch hatten sie das eine was Kinder heute kaum noch haben: eine höhere Beteiligung an der Lebenswelt der Erwachsenen. Bekannt ist, dass es sich geschichtlich so entwickelte, dass die Regierung vor allem am gesunden, starken Erwachsensein interessiert war, um ein widerstandsfähiges Militär aufbauen zu können. Es zeigte sich, dass die frühe körperlich harte Arbeit und Ausbeutung schädlich für eine gesunde Entwicklung war. Somit wurden Kinder immer mehr aus dem Arbeitsleben und damit auch von ihren Beiträgen zum gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen bis hin zum Verbot von Kinderarbeit. Als Grund hierfür stand vor allem die Entwicklung und Gesundheit der Kinder. Es entstand ein Schonraum für Kinder, der sie vor Ausbeutung und Überanstrengung schützen sollte. Als ersetzende Beschäftigung wurden die Lehre und der Unterricht gewählt. Die Erziehungsprogramme und der Unterricht sollten auf das Erwachsenenleben vorbereiten. Schließlich kam es zur Schulpflicht für die Kinder. Unterricht und Lehre wurden aber auch immer als ein Gut und Privileg geschätzt, worauf nun jedes Kind auch das Recht hatte. Dass Kinder in die Schulen verbannt wurden, eine sogenannte „Schoolarisierung“ stattfand, wurde von der Gesellschaft übernommen, akzeptiert und als Sozialisation verstanden.[4] Hinzu kam die von Soziologie und Psychologie verbreitete Sichtweise, dass Kinder Noch-Nicht-Seiende wären und erst zu vollwertigen Bürgern gemacht werden. Kinder galten als nicht-verantwortlich, unreif, unfähig, schutzbedürftig und sie waren über Familie und Bildungsinstitutionen definierte Wesen.[5] Das Bild des Werdenden findet man gerade auch in der Entwicklungspsychologie häufig wieder. Für die Gesellschaft stand das „Well-Becoming“, d.h. die Frage, wie aus einem Kind ein vollwertiger, guter Mitmensch wird, im Vordergrund statt des „Well-Being“(gegenwärtiges Wohlbefinden).[6] Die logische Schlussfolgerung ist, dass Kinder nicht als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft wahrgenommen und somit auch nicht als solche behandelt wurden bzw. werden. Der Status der Kinder ist ein wenig vergleichbar mit dem damaligen der Frauen. Frauen waren lange Zeit unterdrückt von der dominanten sozialen Gruppe der Männer. Sie hatten ungefähr so viel zu sagen und wurden von den Männern so ernst genommen wie die Kinder heute von der Gesellschaft. Kinder und Frauen haben auch eine enge soziale Bindung, entstanden durch geschichtliche und soziale Prozesse, da die Frauen die Verantwortlichen für die Kinder waren. Dennoch gibt es den Unterschied, dass Frauen ihre Gleichstellungskämpfe selber führten. Für Kinder tun dies jedoch Erwachsene. Hier sind es meist Mütter, weil sie engen Kontakt zu den Kindern haben und ihre Interessen kennen. Sie haben jedoch selber keine starke Gesellschaftsposition. Es schließt sich der Kreis und Kinder haben auch heute noch nicht viele Möglichkeiten mitzubestimmen und als Seiende Persönlichkeiten verstanden zu werden. Die Stellung der Kinder in der Gesellschaft ist also eng mit der Weiterentwicklung der Menschen- und Bürgerrechte verbunden.
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[1] Vgl.: http://www.wirtschaftslexikon24.net/d/sozialer-status/sozialer-status.htm http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialer_Status (letzter Zugriff: 11.09.12; 11:19Uhr)
[2] DUDEN 5 ; 9. Auflage
[3] Hengst, Zeiher; Kindheit soziologisch., Wiesbaden, 2005, S. 136; (Montadon 2001; Mayall 2001)
[4] Hengst, Zeiher; Kindheit soziologisch., Wiesbaden, 2005, S. 136
[5] Renate Kränzl-Nagl, Kindheitsforscherin am Europäischen Zentrum für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung, Wien, „Entwicklungen in der Kindheitsforschung“http://www.kinderrechte.gv.at/home/im-fokus/kindheit---gesellschaft/kindheitsforschung/experten--innenstimme/content.html
[6] Renate Kränzl-Nagl, Kindheitsforscherin am Europäischen Zentrum für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung, Wien, „Entwicklungen in der Kindheitsforschung“ http://www.kinderrechte.gv.at/home/im-fokus/kindheit---gesellschaft/kindheitsforschung/experten--innenstimme/content.html
- Citation du texte
- Christine Pohl (Auteur), 2012, Status der Kindheit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/204644
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