In meinem Aufsatz werde ich die Tradition des weltlichen Schauspiels in Nürnberg knapp skizzieren. Zunächst geht es um die Entstehung und grobe Einordnung der Nürnberger Spiele. Im folgenden Kapitel gehe ich auf die Stoffe und die Aufführungen an sich ein. Als Beispiel dient hier das Fastnachtsspiel „Der Juden Messias“ von Hans Folz. Im dritten Punkt sind die drei Autoren Hans Rosenplüt, Hans Folz sowie Hans Sachs thematisiert, welche die Nürnberger Tradition des Fastnachtsspiels begründet haben und wegweisend für andere Städte waren.
Die Tradition der Fastnachtsspiele in Nürnberg
In meinem Aufsatz werde ich die Tradition des weltlichen Schauspiels in Nürnberg knapp skizzieren. Zunächst geht es um die Entstehung und grobe Einordnung der Nürnberger Spiele. Im folgenden Kapitel gehe ich auf die Stoffe und die Aufführungen an sich ein. Als Beispiel dient hier das Fastnachtsspiel „Der Juden Messias“ von Hans Folz. Im dritten Punkt sind die drei Autoren Hans Rosenplüt, Hans Folz sowie Hans Sachs thematisiert, welche die Nürnberger Tradition des Fastnachtsspiels begründet haben und wegweisend für andere Städte waren.
1. Entstehung
Die Fastnachtsspiele stehen in der Tradition des weltlichen Schauspiels. Dabei handelt es sich um Schauspiele aller Art, in denen Stoffe dramatisiert werden, die nicht dem religiösen Bereich (Bibel, Legende, geistliche Lehre) entstammen. Wesentlich bestimmt ist das Fastnachtsspiel durch die Bindung an die Fastnacht im städtischen Kontext. Die von Laien zu Fastnacht aufgeführten Spiele sind ein Medium städtischer Festkultur des 15. und 16. Jahrhunderts. Der Begriff des Fastnachtsspiels umfasst allerdings nicht nur das dramatisierte Spiel, sondern auch andere Formen der Unterhaltung wie zum Beispiel sonstige Spiele, Belustigungen oder auch Umzüge.[1]
Wichtig ist, dass es keine übergreifende Tradition der Fastnachtsspiele gibt. Jede Stadt hat ihre eigene Ausformung des Schauspiels und des Rahmens. Die Entstehung der Fastnachtsspiele ist unklar. So sieht Eckehard Simon in der Spielrolle den Schlüssel zur historischen Erklärung des Einkehrbrauchs. Als Vorläufer benennt er das Kinderwiegenspiel, bei dem Chorknaben von Haus zu Haus gezogen sind und gesungen sowie gespielt haben.[2]Ende des 14. Jahrhunderts beginnen junge Stadtbürger, häufig als „erber gesellen“ bezeichnet, weltliche Schauspiele aufzuführen. „Erber gesellen“ bezeichnet den sozialen Status der Darsteller, die meist aus Patrizierfamilien stammten und nicht immer Handwerker waren, wie die Forschung ursprünglich annahm.[3]Die Stoffe werden häufig aus Minnereden, Spruchreden, der Neidharttradition, aus Sauf- und Fressdichtungen, aus klassischer Historie, Heldenbüchern oder Fabeln und Sprichwörtern entlehnt.[4]Dokumentiert sind die Fastnachtsspiele zumeist in den Monaten Dezember, Januar und vor allem Februar, also zur Karnevalszeit. Ausnahmen bilden Spiele zu Ehren des Herrschers, wie etwa beim Besuch des Königs Maximilian im Juni 1491. Vornehmlich gespielt wird an drei Feiertagen, dem Sonntag esto mihi, am gailen Montag und dem „rechte vasnacht“ genannten Dienstag.[5]
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[1]Ragotzky, Helga: Art. Fastnachtsspiele, in Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft, Klaus Weimar (Hg.), Band 1, Berlin/ New York 1997, S.568f.
[2]Simon, Eckehard: Die Anfänge des weltlichen deutschen Schauspiels 1370-1530, Tübingen 2003, S.324.
[3]Simon, Eckehard: Zu den Anfängen des weltlichen Schauspiels, in: Jahrbuch der Oswald-von-Wolkenstein-Gesellschaft, Band 4, 1986/87, S.143.
[4]Ebd., S.145.
[5]Simon, Eckehard: Die Anfänge des weltlichen deutschen Schauspiels 1370-1530, Tübingen 2003, S.310f.
- Quote paper
- Nicole Bischoff (Author), 2007, Die Tradition der Fastnachtsspiele in Nürnberg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/204420