Eines der umstrittensten Forschungsobjekte der Psychologie ist bis heute die Obrigkeitshörigkeit ganz gewöhnlicher Menschen und damit ihre Bereitschaft sich einer autoritären Macht zu beugen. Dies beinhaltet auch die widerstandslose Ausführung nahezu unmenschlicher Anweisungen. Besonders drastisch wurde dies zum Beispiel unter der Herrschaft der Nationalsozialisten in Deutschland deutlich. Selbst nach Jahrzehnten ist es immer noch unerklärlich, wie ein einzelner Mann solche Massen zu unwahrscheinlichen Grausamkeiten bewegen konnte. Mit dieser Frage setzte sich schließlich auch Stanley Milgram auseinander. Für ihn galt es herauszufinden, ob charakterliche Schwächen oder aber äußere Zwänge zu diesem Effekt führen. Neben seinem Interesse an dieser Thematik durch seinen Beruf als Psychologe gaben auch seine familiären Hintergründe Anlass zu Nachforschungen. Zwar lebte er mit seinen jüdischen Eltern fern des Nazi-Regimes in New York, jedoch war die Sorge um ihre jüdische Verwandtschaft in Deutschland stets präsent. Um dem Phänomen der Unterwürfigkeit auf den Grund zu gehen, entwickelte Milgram schließlich das nach ihm benannte, angesehene, wenn auch umstrittene „Milgram-Experiment“, das im Folgenden erläutert werden soll.
Inhaltsverzeichnis
1. Hintergründe des Experiments
2. Der Wissenschaftler Stanley Milgram
3. Organisation und Ausführung des Experiments
3.1. Die Vorbereitungen
3.2. Der Aufbau
3.3. Der Versuchsverlauf
3.4. Die standardisierten Reaktionen
3.5. Die Variationen der Versuchsbedingungen
4. Ergebnisse
5. Gründe für die Gehorsamsbereitschaft
6. Kritik
7. Literaturverzeichnis
1. Hintergründe des Experiments
Eines der umstrittensten Forschungsobjekte der Psychologie ist bis heute die Obrigkeitshörigkeit ganz gewöhnlicher Menschen und damit ihre Bereitschaft sich einer autoritären Macht zu beugen. Dies beinhaltet auch die widerstandslose Ausführung nahezu unmenschlicher Anweisungen. Besonders drastisch wurde dies zum Beispiel unter der Herrschaft der Nationalsozialisten in Deutschland deutlich. Selbst nach Jahrzehnten ist es immer noch unerklärlich, wie ein einzelner Mann solche Massen zu unwahrscheinlichen Grausamkeiten bewegen konnte. Mit dieser Frage setzte sich schließlich auch Stanley Milgram auseinander. Für ihn galt es herauszufinden, ob charakterliche Schwächen oder aber äußere Zwänge zu diesem Effekt führen. (vgl.: http://www.stangl-taller.at/TESTEXPERIMENT/experimentbspmilgram.html) Neben seinem Interesse an dieser Thematik durch seinen Beruf als Psychologe gaben auch seine familiären Hintergründe Anlass zu Nachforschungen. Zwar lebte er mit seinen jüdischen Eltern fern des Nazi-Regimes in New York, jedoch war die Sorge um ihre jüdische Verwandtschaft in Deutschland stets präsent. Um dem Phänomen der Unterwürfigkeit auf den Grund zu gehen, entwickelte Milgram schließlich das nach ihm benannte, angesehene, wenn auch umstrittene „Milgram-Experiment“, das im Folgenden erläutert werden soll.(vgl.: http://faculty.frostburg.edu/mbradley/psyography/stanleymilgram.html)
2. Der Wissenschaftler Stanley Milgram
Ehe näher auf die Details des Experiments eingegangen wird, soll das Leben dessen Erfinders vorgestellt werden. Stanley Milgram wurde am 15. August 1933 in New York City als Sohn zweier jüdischer Immigranten geboren. Bereits während seiner Kindheit offenbarten sich immer wieder seine überdurchschnittliche Intelligenz und sein Interesse an wissenschaftlichen Themen. 1950 erlangte er seinen Highschool-Abschluss an der James-Moroe-Highschool. Auch während seiner Zeit am Queens College zeigte sich sein hoher Leistungswille, indem er bereits nach vier Jahren den Bachelor-Titel erhielt. (Blass, 2004) Seinen Doktortitel in Sozialpsychologie erwarb er an der Harvard Universität. Anschließend arbeitete er als Professor an der Yale Universität sowie am Graduate Center der City University of New York. 1974 veröffentlichte Milgram sein Werk „Obedience to authority (Gehorsamkeit gegenüber Autorität)“ und gewann damit den jährlichen sozialpsychologischen Preis der American Association for the Advancement of Science (AAAS). Milgram verstarb im Jahre 1984 im Alter von 51 Jahren in New York City. (vgl.: Blass 2004)
3. Organisation und Durchführung des Experiments
3.1. Die Vorbereitungen
Um sicherzustellen, dass die Probanden unvoreingenommen an dem Versuch teilnehmen, wurden sie unter einem Vorwand angelockt. Dazu wurde in der Lokalzeitung von New Haven eine Anzeige (vgl. Abb. 1) geschaltet, die Probanden für ein Experiment zu Erinnerungsvermögen und Lernfähigkeit suchte. Für die Teilnahme war eine Bezahlung von 4 Dollar pro Stunde vorgesehen, was zu dieser Zeit ein beachtlicher Lohn war. Unter den Bewerbern wurde keine Auswahl getroffen, um eine möglichst willkürliche Zusammensetzung sozialer Schichten zu erhalten. (vgl.: http://www.stangl-taller.at/TESTEXPERIMENT/experimentbspmilgram.html)
3.2. Der Aufbau
Zur Durchführung des Experiments waren drei Personen nötig – der Versuchsleiter, der Lehrer und der Schüler. Jedoch wurden zwei Charaktere von ausgebildeten Schauspielern verkörpert. Die Probanden übernahmen durch ein gefälschtes Losverfahren jedes Mal die Rolle des Lehrers. Eine Bekanntschaft zwischen den Beteiligten wurde im Vorhinein ausgeschlossen. Der Versuchsleiter wurde den Probanden als 31-jähriger Biologielehrer vorgestellt, dessen Auftreten im weißen Kittel als wissenschaftlich und abgeklärt bezeichnet werden konnte. Der Schüler stellte einen 47-jähriger Buchhalter dar, der als freundlich und liebenswürdig empfunden wurde. Der Versuchsaufbau (vgl. Abb.2) wurde in einem modernen Laboratorium der Yale Universität gestaltet. Diese Örtlichkeit wurde gewählt, da sie eine große wissenschaftliche Glaubwürdigkeit besitzt. Der Versuchsleiter befand sich an einem Tisch im selben Raum mit der Versuchsperson. Diese musste vor einem Generator Platz nehmen, an dem sich 30 Kippschalter befanden, mit denen Stromschläge von 15 bis 450 Volt ausgelöst werden konnten. Zusätzlich waren je vier Schalter mit dem Grad der Stromstärke beschriftet („Leichter Schock, Mäßiger Schock, Mittlerer Schock, Kräftiger Schock, Schwerer Schock, Sehr schwerer Schock, Gefahr: Bedrohlicher Schock“). Die letzten beiden Schalter trugen die Aufschrift „XXX“. Über dem Generator war eine Leuchttafel angebracht, die die Antworten des Schülers anzeigte. Lehrer und Schüler konnten aber auch über ein Mikrophon kommunizieren. Der Schüler befand sich in einem gesonderten Raum, den der Lehrer zuvor ebenfalls sah. Dort wurde der Schüler an einem elektrischen Stuhl fixiert, der mit dem Schockgenerator verbunden war. (vgl.: http://www.stangl-taller.at/TESTEXPERIMENT/experimentbspmilgram.html)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.1: http://de.wikipedia.org/wiki/Milg 1 Abb.2: http://de.wikipedia.org/wiki/Milgram-Experiment
3.3. Der Versuchsverlauf
Vor Beginn des eigentlichen Experiments wurden die Versuchsteilnehmer einander vorgestellt und die Rollen des Schülers und des Lehrers in einem scheinbaren Losverfahren festgelegt. Auch dies diente dazu, den Versuch glaubwürdiger zu gestalten. Der Lehrer konnte beobachten, wie der Schüler an den Schockgenerator angeschlossen wurde. Anschließend wurde er in die genaue Aufgabenstellung eingeweiht. Seine Rolle bestand nun darin, dem Schüler einige Wortpaare deutlich vorzulesen und sie danach abzufragen. Gab der Schüler eine falsche Antwort, musste der Lehrer ihn mit einem Stromschlag bestrafen. Beginnend bei 15 Volt musste er die Stärke der Stromstöße im Verlauf des Experiments mit jedem Fehler um jeweils 15 Volt erhöhen. Ziel des Experiments war es, herauszufinden, wie lange die Probanden bereit waren, den Befehl auszuführen und wie viele den Versuch vollenden würden. (Schürholz 2006, S. 16-17)
3.4. Die standardisierten Reaktionen
Um die Versuchsbedingungen für alle Teilnehmer konstant zu gestalten, waren die Reaktionen von Schüler und Versuchsleiter im Vorhinein festgelegt. Die Antworten und Reaktionen des Schülers wurden dabei von einem Tonband abgespielt (vgl. Abb. 3). Der Versuchsleiter, der sich mit dem Lehrer im selben Raum befand, beantwortete dessen Fragen ebenfalls nach einem strengen Schema (vgl. Abb.4). Erst nach dem vierten Einwand von Seiten des Lehrers wurde das Experiment vom Versuchsleiter abgebrochen. Fragen nach dem Befinden des Schülers oder etwaige gesundheitliche Risiken wurden mit dem Satz abgetan: „Das Experiment erzeugt keine längerfristigen Schäden für den Schüler.“ (Milgram 1993)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.4: Reaktionen des Versuchsleiters
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- Arbeit zitieren
- Katrin Zoidl (Autor:in), 2011, Das Milgram-Experiment, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/202330
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