1. Einleitung
Das Mogulreich entstand zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Indien. Als Gründer des Imperiums gilt Barbur (Ẓahīr ad-Dīn Muḥammad Bābur), der im Jahre 1526 im Feldzug von Panipat gegen Ibrahim Lodi das Sultanat von Delhi stürzte und die Städte Delhi und Agra besetzte.
Babur verstarb allerdings nach nur vierjähriger Regentschaft im Jahr 1530. Nachfolger wurde sein Sohn Humayun (Naṣīr ud-Dīn Muḥammad Humāyūn), der das Reich allerdings nur wenig formen konnte. Die Blütezeit erreichte das Mogulreich zwischen 1556 und 1707. Die in dieser Zeit regierenden Herrscher Akbar, Jahangir, Shah Jahan und Aurangzeb erweiterten die Reichsgrenzen über einen Großteil des indischen Subkontinents.
Aufgrund dessen, dass der Anteil der Hindus im Reich wesentlich größer war, als der der Muslime, führte dies häufig zu kulturellen und religiösen Verknüpfungen. (vgl. etwa Conermann 2006)
2. Akbars geplante Reformen und Kritik hieran
1. Einleitung
Das Mogulreich entstand zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Indien. Als Gründer des Imperiums gilt Barbur (Ẓahīr ad-Dīn Muḥammad Bābur), der im Jahre 1526 im Feldzug von Panipat gegen Ibrahim Lodi das Sultanat von Delhi stürzte und die Städte Delhi und Agra besetzte.
Babur verstarb allerdings nach nur vierjähriger Regentschaft im Jahr 1530. Nachfolger wurde sein Sohn Humayun (Naṣīr ud-Dīn Muḥammad Humāyūn), der das Reich allerdings nur wenig formen konnte. Die Blütezeit erreichte das Mogulreich zwischen 1556 und 1707. Die in dieser Zeit regierenden Herrscher Akbar, Jahangir, Shah Jahan und Aurangzeb erweiterten die Reichsgrenzen über einen Großteil des indischen Subkontinents.
Aufgrund dessen, dass der Anteil der Hindus im Reich wesentlich größer war, als der der Muslime, führte dies häufig zu kulturellen und religiösen Verknüpfungen. (vgl. etwa Conermann 2006)
2. Akbars geplante Reformen und Kritik hieran
Großmogul Akbar (Ǧalāl ud-Dīn Muḥammad Akbar, 1542-1605) stellte aufgrund dieser kulturellen und religiösen Gegebenheiten den Versuch an, eine „Einheitsreligion“ mit der Bezeichnung Dῑn-e ilāhῑ bzw. Tawḥῑd-i ilāhῑ im Reich zu kreieren, um so „eine neue Religion zu schaffen, die den gesamtindischen Realitäten entsprach.“[1]
Obwohl dieser Versuch in der modernen Forschung oft Bewunderung findet, waren viele Zeitgenossen Akbars hiervon weniger angetan bzw. lehnten eine derartige Verschmelzung (oder – wie sie es oft nannten – Verfälschung) des Islam ab. (vgl. Conermann 2006; S.43.)
Bereits in Schriften, die zu Akbars Lebzeiten erstellt wurden, sind gegensätzliche Positionen zur Person Großmogul Akbars selbst, als auch gegenüber seinen Einstellungen und Handlungen zu finden.
Besonders widersprüchlich sind vor allem zwei Werke: Auf der einen Seite das vom Historiographen Abū ‘l-Fażl ʿAllāmī (gest. 1602) angefertigte Akbar-nāma (die Reichschronik) bzw. das ʿAῑn-i-Akbarῑ, auf der anderen Seite das von Badā‘ūnῑ verfasste Muntaḫabu-’rūḫ bzw. das Muntaḫab-ut-Tawārīḫ.
Während der Herrscher Akbar selbst, sowie sein Wirken und Werken in Abū ‘l-Fażls Hofchronik glorifiziert werden und darüber hinaus der von ihm angestrebte Synkretismus Rechtfertigung und Unterstützung findet, ist die Position Badā‘ūnῑs deutlich kritischer. Er selbst (, als orthodoxer Muslim) verneinte nicht nur die religiösen Ambitionen Akbars, sondern darüber hinaus auch weitere Privilegien, die Akbar Nicht-Muslimen zugestand. Hierzu zählten z.B. die Möglichkeiten für Hindus, höhere Dienste im Beamtenapparat des Herrschers zu bekleiden.
Auch die Ehe Akbars mit einer Rajputen-Prinzessin und die Abschaffung der Kopfsteuer für Nicht-Muslime (ǧizya) führte zu deutlich kritischen Worten.
Es ging Akbar und Abū ‘l-Fażl nie darum, den Islam selbst zu verändern oder zu reformieren. Geschaffen werden sollte hingegen eine für alle Untertanen akzeptable Glaubenslehre. (vgl. Conermann 2006; S.54-55.)
So schreibt Conermann weiter:
„Zuerst mußten dafür die mannigfaltigen Fehler und Nachteile des Islam aufgezeigt werden. Erst dann konnte man sich an die Ausarbeitung einer Religionslehre machen, die der multikonfessionellen Situation im Reich genauso entsprach wie der religiösen Gestimmtheit des Herrschers und seiner Berater. Der tawhid-i ilahi oder din-i ilahi («Gottesreligion»), wie das neue Bekenntnis genannt wurde, propagierte den universellen Religionsfrieden (sulh-i kull), auf dessen Grundlage einheitliche Normen errichtet werden sollten, die sämtliche Konfessionen innerhalb des Mogulreiches unter Akbars Führung vereinen würden.“[2]
3. Religionsdiskussionen
In der Zeit zwischen 1570 und 1579 führte Akbar regelmäßig Religionsdiskussionen am Hof durch. Diese fanden im ibadat-ḫane statt, dem „Debattierhaus“. Zu diesen diskursiven Gesprächen wurden Vertreter der ʿulamāʾ (religiöse Gelehrte), Amire, Sufis und Nachkommen des Propheten geladen. Conermann beschreibt die vorgegebene Sitzordnung wie folgt: Die Sufis nahmen im Norden des Raumes Platz, die Religionsgelehrten im Süden. Im Westen saßen die Prophetennachkommen und im Osten die Amire. (vgl. Conermann 2006, S.56.)
Diskutiert wurden diverse religionsphilosophische Themen, die den Islam betrafen. Ab 1578 jedoch wurden auch Vertreter anderer Religionen zu diesen Religionsdiskussionen geladen, was vor allem im Europa dieser Zeit von Akbar ein Herrscherbild zeichnete, außerordentlich aufgeschlossen und tolerant zu sein.[3]
Es sollte allerdings nicht außer Acht gelassen werden, dass derartige Diskussionen keine innovative Erfindung Akbars waren. Schon lange vor ihm fanden interreligiöse Dialoge in respektvollem Rahmen statt (arab. Sg. maǧlis, Pl. maǧālis). Heike Franke benennt hier vor allem den Abbasiden-Kalifen al-Maʾmūn (813-833) und beschreibt ferner, dass sich seit dieser Zeit Religionsdiskussionen zur „anerkannten Institution des intellektuellen Lebens“[4] entwickelten.
Franke bemerkt weiter, dass diese Dialoge gleich mehrere Funktionen hatten. Zum einen boten sie die Möglichkeit des Informationsaustausches, sowie der Meinungsbildung, aber auch, den Herrscher in einem besonders weisen, gerechten und tiefgründigen Licht erscheinen zu lassen. Personen wie der Hofchronist Abū ‘l-Fażl vermochten es über dies, in ihren Werken weiter hierauf einzugehen. (vlg. Franke 2005; S.74.)
So schreibt er im ʿAῑn-i-Akbarῑ:
„Das nächtliche Wachsein [gehört zu den] löblichen Gewohnheiten des vigilanten Herrschers (šahr-yār-i bῑdār-dil). Die [abendliche] Versammlung in der privaten Audienzhalle wird [dann] meistens von sprachgewandten Weisheitssuchern und Sufis von reinem Herzen geschmückt. Und ein jeder setzt sich auf seinen Platz und beteiligt sich an angenehmen Gesprächen.“ (ʿAῑn-i-Akbarῑ I: 154f. Ü I: 164. vgl. auch Franke 2005; S.74.)
Die regelmäßigen Diskussionsrunden, zu denen eingeladen wurde, stellten sowohl für die Gäste, als auch für den Herrscher selbst eine „Bühne“ dar. Erwähnenswert ist allerdings, dass sich der Herrscher als eine der wenigen Personen (, wenn nicht sogar die einzige) in einer Position befand, die der ganze Veranstaltung ungezwungen und aus reinem Vergnügen beiwohnen konnte. Die meisten Gäste bzw. Gesprächsteilnehmer hingegen debattierten um ihre Ehre, ihr Ansehen oder gar weitere Karriere. (vgl. Franke 2005; S.75.)
4. Akbars Position gegenüber Christen, Zoroastriern und Hindus
Der erste intensive Kontakt zwischen dem Mogulhof und Christen fand im Jahre 1579 statt, als Akbar die in Goa ansässige Jesuitenschule „St. Paul“ kontaktierte und um die Entsendung von Gelehrten an seinen Hof bat.
Die drei Gesandten Rudolf Acquaviva, Francis Henriques und Antonio Monserrate trafen im Jahr 1580 in Fathpur Sikri ein und verfolgten das Ziel, durch die Bekehrung Akbars zum christlichen Glauben einen Zugang zur Bevölkerung zu finden, um diese zu christianisieren.
Die Ambition Akbars, die christlichen Gelehrten zu sich an den Hof zu laden, war jedoch nicht, wie von ihnen erhofft, die, sich aus Glaubensgründen von ihnen über die christliche Religion informieren zu lassen. Er war offenbar zwar an theologischen Fragen interessiert, jedoch schienen seine wesentlichen Motivationen auf der einen Seite die „weltoffene“ Demonstration seiner selbst und des Hofes zu sein, auf der anderen Seite jedoch auch sein Interesse an „der fremden, europäischen Kultur“ als solcher.
„Kleidung, Frisur, Religion, Bräuche – alles machte die Jesuiten zu wundersamen Exoten, die im Mogulreich großes Erstaunen hervorriefen und deren Anwesenheit durchaus eine Zierde für den Hof bedeutete.“[5]
[...]
[1] Conermann, Stephan: Das Mogulreich – Geschichte und Kultur des muslimischen Indien. München 2006;
Originalausgabe, S. 8.
[2] Conermann, Stephan: Das Mogulreich – Geschichte und Kultur des muslimischen Indien. S.55-56.
[3] Franke, Heike: Akbar und Ǧahāngῑr – Untersuchungen zur politischen und religiösen Legitimation in Text und Bild. Schenefeld 2005; S. 73.
[4] Ebd. S. 74.
[5] Franke, Heike: Akbar und Ǧahāngῑr – Untersuchungen zur politischen und religiösen Legitimation in Text und
Bild. S.100.
- Arbeit zitieren
- Aiko Gastberg (Autor:in), 2012, Das Mogulreich in Indien - Welche Religionspolitik verfolgte Großmogul Akbar?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/202292
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