In dieser Hausarbeit soll in einem ersten Teil auf die pragmatischen Axiome von Watzlawick, Beavin und Jackson eingegangen und in einfachen Abschnitten definiert bzw. hergeleitet werden. Der zweite Teil beschäftigt sich mit den Arten der gestörten Kommunikation. Des Weiteren soll in einem dritten Teil eine persönliche Stellungnahme meinerseits folgen.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Pragmatische Axiome
1.1 Erstes Axiom
1.2 Zweites Axiom
1.3 Drittes Axiom
1.4 Viertes Axiom
1.5 Fünftes Axiom
2. Gestörte Kommunikation
2.1 Die Unmöglichkeit, nicht zu kommunizieren
2.1.1 Schizophrenie
2.1.1.1 Was ist überhaupt Schizophrenie
2.1.1.2 Das Dilemma der Schizophrenen hinsichtlich des ersten pragmatischen Axioms
2.1.2 Der Versuch einer Kommunikation auszuweichen
2.2 Störungen auf dem Gebiet der Inhalts- und Beziehungsaspekte
2.2.1 Der Konflikt zwischen Inhalts- und Beziehungsebene
2.2.2 Meinungsverschiedenheiten
2.2.3 Ich- und Du-Definitionen
2.3 Störungen auf dem Gebiet der Interpunktion der Ereignisfolgen
2.4 Fehler in der Übersetzung zwischen digitaler und analoger Kommunikation
2.5 Störungen in symmetrischen und komplementären Interaktionen
3. Persönliche Stellungnahme
Anhang – Literaturverzeichnis
1. Pragmatische Axiome
1.1 Erstes Axiom:
„Man kann nicht nicht kommunizieren“[1]
- Definitions- und Herleitungsversuch:
Zuerst muss man zwischen einer einzelnen Kommunikation (= Mitteilung, z.B. die einfache Aussage „Das Wetter ist schön!“) und einem wechselseitigen Ablauf von Mitteilungen zwischen einer weiteren oder mehreren Personen (= Interaktion, z.B. nach obiger Mitteilung erfolgt von einer weiteren Person die Antwort „Ja, das Wetter ist wirklich schön!“) unterscheiden.
Dabei ist zu beachten, dass wir nicht nur mit unseren Worten kommunizieren können, sondern auch durch z.B. den Tonfall und Geschwindigkeit unserer Sprache, durch Pausen, Lachen und Seufzen (= die so genannten paralinguistischen Phänomene) oder / und die Körperhaltung, Ausdrucksbewegung (= Körpersprache) – zum besseren Verstehen sei hier auf Beispiel 1 hingewiesen. Die Quintessenz daraus ist also, dass schon Verhalten an sich Kommunikation ist. Wobei Verhalten eine wichtige Eigenschaft besitzt, es gibt kein Gegenteil von Verhalten – „Man kann sich nicht nicht verhalten“.
Beispiel 1:
„Ein Mann steht an einer Haltestelle und will mit niemanden sprechen. Deswegen starrt er auf dem Boden oder schließt seine Augen. Dies signalisiert den anderen Wartenden meist das Richtige – man möchte in Ruhe gelassen werden“
Jedes Verhalten hat also einen Einfluss auf andere, und ist dieser auch noch so schwach. Auch wenn der andere auf Schweigen gleichfalls mit Schweigen reagiert, hat das schon als Verhalten / Kommunikation zu zählen.
Kommunikation findet letztendlich auch statt, wenn sie unbeabsichtigt ist oder unbewusst geschieht.
Akzeptieren wir einmal, dass jegliches menschliche Verhalten Mitteilungscharakter besitzt (also auch als Kommunikation zu deuten ist), so kann man doch auch davon ausgehen, dass Kommunikation nie auszuschließen ist. Daraus folgt schließlich das erste Axiom „man kann nicht nicht kommunizieren“.
Schizophrene befinden sich hierbei in einem großen Dilemma, da man nicht nicht kommunizieren kann, denn diese Menschen versuchen eine Kommunikation auszuschließen. Da jedoch Schweigsamkeit, Absonderung, Regungslosigkeit und dergleichen selbst als Kommunikation zu bewerten ist, stehen sie vor einer unmöglichen Aufgabe.
1.2 Zweites Axiom:
„Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt,
derart, dass letzterer den ersteren bestimmt und daher eine Metakommunikation ist“[2]
- Definitions- und Herleitungsversuch:
Wir haben unter Punkt 1.1 festgestellt:
Bei genauerer Untersuchung einer Mitteilung kann man davon ausgehen, dass es sich bei deren Inhalt vor allem um eine reine Information handelt. „Dabei ist es gleichgültig, ob diese Information wahr oder falsch, gültig oder ungültig oder unentscheidbar ist.“[3]
Parallel gilt bei einer Mitteilung ein weiterer Aspekt, der einem nicht sofort auffällt, aber deshalb nicht weniger wichtig ist. Dies wäre der Hinweis darauf, wie der Sender seine Mitteilung vom Empfänger verstanden haben möchte. Somit wird also die Beziehung zwischen dem Sender und dem Empfänger definiert. So kann man in der menschlichen Kommunikation einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt finden.
Ein Beispiel hierfür:
„A deutet auf die Uhr von B und sagt: Ist das eine echte Rolex Uhr? Diese Frage wäre ein Versuch, Informationen über ein bestimmtes Objekt zu erhalten, aber es wird gleichzeitig die Beziehung zwischen A und B durch A`s Art der Fragestellung (Bsp.: Tonfall, Gesichtsausdruck etc.) definiert. Darauf hin wird sich zeigen wie B auf A`s Frage reagiert und es ist klar, dass er nicht nicht reagieren bzw. kommunizieren kann. In dieser Interaktion geht es also nur oberflächlich um die Uhr (Inhaltsaspekt), eigentlich wird hiermit die Beziehung zwischen den Kommunizierenden zu einander definiert (Beziehungsaspekt).“
Eine wichtige Anmerkung sei hier gestattet: Bei „gesunden“ Beziehungen wird der Beziehungsaspekt niemals so im Vordergrund stehen, wie bei „kranken“ Beziehungen, bei denen ein ständiges Ringen um eine Beziehungsdefinition zu bemerken ist.
Die Relation des Inhalts- und Beziehungsaspektes in der menschlichen Kommunikation nennt man auch Metainformation. Der Inhaltsaspekt vermittelt die Information (Daten), der Beziehungsaspekt legt fest wie diese „Daten“ aufzufassen sind.
1.3 Drittes Axiom:
„Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt“[4]
- Definitions- und Herleitungsversuch:
Im nächsten Abschnitt wollen wir uns mit einem weiteren Merkmal der Kommunikation widmen – der Interaktion, also dem Mitteilungsaustausch zwischen den Kommunizierenden. Einem neutralen Außenstehenden kommt diese Kommunikation als ein (ununterbrochener) Austausch von Mitteilungen vor. „Jeder Teilnehmer an dieser Interaktion muss ihr jedoch unvermeidlich eine Struktur zugrunde legen […]“[5] Diese Struktur wird auch „Interpunktion von Ereignisfolgen“ genannt.
Ein bestimmtes Verhalten von Person A ist ein Reiz, weil ihm ein bestimmtes Verhalten von Person B folgt und diesem wiederum ein bestimmtes von Person A. Doch das Verhalten von Person A ist insofern auch eine Reaktion, da es zwischen zwei Verhaltensformen von Person B eingebettet ist. Person A’s Verhalten ist auch eine Verstärkung, da es auf ein Verhalten von Person B folgt.
Diese Interaktion kann man also als eine Kette von triadischen Gliedern bezeichnen, wobei jedes einzelne eine Folge von Reiz, Reaktion und Verstärkung ist. Diskrepanzen auf diesem Gebiet der Interpunktion sind die Wurzeln vieler Beziehungskonflikte.
Ein Beispiel hierfür:
„Das streitende Ehepaar[6] (siehe Abbildung 1).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der Mann nimmt nur die Triade 4, 5, 6 wahr, während die Frau nur 1, 2, 3 wahrnimmt. Beide nehmen ihr Verhalten nur als Reaktion wahr.“
Die beiden Ehepartner befinden sich in unserem Beispiel in einem Dilemma, denn das Verhalten des einen Ehepartners scheint nicht zu dem Verhalten des anderen Ehepartners zu passen. Sie schaffen es nicht über ihre individuellen Definitionen der Beziehung zu einander zu metakommunizieren. Es entsteht eine „Ja-nein-ja-nein-ja-nein-Oszilation“[7], die theoretisch bis in die Unendlichkeit fortgeführt werden kann.
[...]
[1] Aus Paul Watzlawick, Janet H. Beavin, Don D. Jackson: Menschliche Kommunikation – Formen, Störungen, Paradoxien, S. 53, Verlag Hans Huber Bern Stuttgart Toronto, 8. unveränderte Auflage 1990 zukünftig als: Menschliche Kommunikation
[2] Menschliche Kommunikation, S. 56
[3] Menschliche Kommunikation, S. 53
[4] Menschliche Kommunikation, S. 61
[5] Menschliche Kommunikation, S. 57
[6] Nach Menschliche Kommunikation, 2.42 S. 58 u. 59
[7] Menschliche Kommunikation, S. 59
- Citar trabajo
- Dipl. Sozialpädagoge (FH) Dirk Lieske (Autor), 2003, Pragmatische Axiome und Störungen menschlicher Kommunikation, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20212
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