Diese Arbeit beschäftigt sich mit Jean Piagets(1896-1980)Werken zur kognitivenEntwicklung des Menschen. Dieser Wissenschaftler, welcher ohne Zweifel das Prädikat„genial“ verdient, hat mehr als 60 Jahre seines Lebens der Forschung gewidmet,über 400(bisher veröffentlichte!) Fachpublikationen verfasst und wie kaum ein anderer„konstruktivistische“ Denkansätze gefördertund einen Paradigmenwechsel in derEntwicklungspsychologie verursacht.Die größte Schwierigkeitindiesem Werk besteht darin,möglichst prägnant und inhaltlichkorrekt PiagetskomplexesDenken und Weltbild zu veranschaulichen, und dabeiwesentliche Zusammenhänge nicht zu vernachlässigen.Zu Beginn wirdJean Piagets AusgangslageunddieMotivation seines Schaffens sowieseine wissenschaftlicheNähe zur Biologie und Philosophieherausgearbeitet.Im Anschluss wirddas Menschenbild Piagetserläutert, welches sich durch dasZusammenspiel aus Subjekt und Objekt konkretisiert.Darauf folgend werdendie wesentlichen Anpassungsprozesse des Individuums an dieUmweltillustriert, nämlich Assimilation und Akkommodationsowiedie Selbstregulierungdes Menschen durch Äquilibration.Anschließend erfolgt eine prägnante Einführung in Piagets Stadientheorie, ebenso werdendiewesentlichen charakteristischen Merkmale der unterschiedlichen Adaptationsniveausdargelegt. Dies stellt auch gleichzeitig den Kern dieses Werks dar.Zum Abschluss erfolgt eine kritische Würdigung Jean Piagets und ein finales Fazit.
1. Einleitung
2. Ausgangspunkte von Piagets Werken
3. Die Theorie der kognitiven Entwicklung nach Jean Piaget
3.1. Die Beziehung zwischen Subjekt und Objekt
3.2. Adaptation: Assimilation und Akkommodation
3.3. Entwicklungsfaktoren
3.3.1. Die klassischen Entwicklungsfaktoren
3.3.2. Äquilibration
3.4. Die Stadientheorie
3.4.1. Allgemeines zu Piagets Entwicklungsstufen
3.4.2. Die senso-motorische Entwicklungsstufe (0-2 Jahre)
3.4.2.1. Erstes Stadium
3.4.2.2. Zweites Stadium
3.4.2.3. Drittes Stadium
3.4.2.4. Viertes Stadium
3.4.2.5. Fünftes Stadium
3.4.2.6. Sechstes Stadium
3.4.3. Die prä-operationale Entwicklungsstufe (2-7 Jahre)
3.4.3.1. Präkonzeptuelles Denken (2-4 Jahre)
3.4.3.2. Intuitives Denken (4-7 Jahre)
3.4.4. Die konkret-operationale Entwicklungsstufe (7-11/12 Jahre)
3.4.5. Die formal-operationale Entwicklungsstufe (ab 11/12 Jahre)
4. Kritische Würdigung Jean Piagets
5. Schluss
Anhang
1. Einleitung
Diese Arbeit beschäftigt sich mit Jean Piagets (1896-1980) Werken zur kognitiven Entwicklung des Menschen. Dieser Wissenschaftler, welcher ohne Zweifel das Prädikat „genial“ verdient, hat mehr als 60 Jahre seines Lebens der Forschung gewidmet, über 400 (bisher veröffentlichte!) Fachpublikationen verfasst und wie kaum ein anderer „konstruktivistische“ Denkansätze gefördert und einen Paradigmenwechsel in der Entwicklungspsychologie verursacht.
Die größte Schwierigkeit in diesem Werk besteht darin, möglichst prägnant und inhaltlich korrekt Piagets komplexes Denken und Weltbild zu veranschaulichen, und dabei wesentliche Zusammenhänge nicht zu vernachlässigen.
Zu Beginn wird Jean Piagets Ausgangslage und die Motivation seines Schaffens sowie seine wissenschaftliche Nähe zur Biologie und Philosophie herausgearbeitet.
Im Anschluss wird das Menschenbild Piagets erläutert, welches sich durch das Zusammenspiel aus Subjekt und Objekt konkretisiert.
Darauf folgend werden die wesentlichen Anpassungsprozesse des Individuums an die Umwelt illustriert, nämlich Assimilation und Akkommodation sowie die Selbstregulierung des Menschen durch Äquilibration.
Anschließend erfolgt eine prägnante Einführung in Piagets Stadientheorie, ebenso werden die wesentlichen charakteristischen Merkmale der unterschiedlichen Adaptationsniveaus dargelegt. Dies stellt auch gleichzeitig den Kern dieses Werks dar.
Zum Abschluss erfolgt eine kritische Würdigung Jean Piagets und ein finales Fazit.
2. Ausgangspunkte von Piagets Werken
Bereits als Kind hatte Jean Piaget einen ausgesprochen großen Forschungs- und Entdeckungsdrang. Schon zu dieser Zeit untersuchte er verschiedene Arten von Muscheln und Schnecken in den Schweizer Seen, aufgrund ihrer unterschiedlich ausgeprägten Formen. Diese Variabilität der Formen resultiert, auch seiner Ansicht nach, aus den Anpassungsvorgängen der Or ganismen an ihre Umwelt. (vgl. Fatke in Piaget 2003, S.11) In diesem Beispiel wird die Nähe zur Biologie sehr deutlich und sein weiteres Interesse in diesem Fachgebiet (Piaget studierte u.a. Zoologie) kann so besser verstanden werden. Eine Ausgangsfrage seines Schaff ens kann folglich aus der Zoologie entlehnt werden: Welche Eigenschaften von Organismen ermöglichen ihnen das Überleben? (vgl. Lefrancois 2006, S.206)
Eine weitere Wurzel seines schöpferischem Drangs liegt in der Philosophie, genauer formuliert in der Erkenntnistheorie: In seiner Jugend beschäftigte sich Piaget mit Henri Bergsons Werken sowie Schriften von Kant, Spencer, Comte, Durkheim u.a. Von diesem Interesse lassen sich weitere grundlegende Ausgangsfragen seines Schaffens ableiten:
Was ist Erkenntnis? Wie gelangt der Mensch zur Erkenntnis? Die Kombination dieser beiden wissenschaftlichen Disziplinen, der Biologie und der Philosophie, bildet die Basis für Piagets Wirken: Der Versuch mit detaillierten und methodisch exakten Untersuchungen den menschlichen Erkenntnisgewinn zu erfassen, zu beschreiben und zu erklären. (vgl. Fatke in Piaget 2003 S.11f.)
Piaget bezeichnet dieses Unterfangen „Genetische Epistemologie“ (Genese=Entwicklung; Epistemologie=Erkenntnislehre), das Bestreben die komplexen Beziehungen zwischen Erkennendem (Subjekt) und Erkanntem (Objekt) sowie deren Veränderungen unter einem entwicklungspsychologischen Blickwinkel zu betrachten. (vgl. Buggle 2001, S.17)
3. Die Theorie der kognitiven Entwicklung nach Jean Piaget
Jean Piaget leistete im Bereich der kognitiven Entwicklung Pionierarbeit. Insbesondere das kontemporäre Wissen darüber, wie Kinder denken, wie sich ihr e Wahrnehmung gestaltet, wie sich ihre Vorstellung konstruiert und wie sie Probleme lösen, basiert zu einem großen Teil auf Piagets Forschungen. (vgl. Zimbardo 1992, S.65)
In diesen Untersuchungen machte Piaget, unter anderem, folgende Entdeckungen:
1. Die Qualität des Denkens von Kindern unterscheidet sich von der des Erwachsenen
2. Diese „Andersartigkeit“ kann mit konventionellen Tests nicht erfasst werden, sondern nur über „freie Unterhaltungen“ („klinische Methode“)
3. Die Erkenntnis des Kindes entwickelt sich durch eine aktive und konstruktive Rolle des Subjekts. Diese Entwicklung erfolgt in einer unveränderlichen Folge von Stadien. (vgl. Fatke in Piaget 2003, S.13)
3.1. Die Beziehung zwischen Subjekt und Objekt
Piaget stellt fest, dass der Mensch die Realität, das Objekt, nicht nur wahrnimmt und verarbeitet, sondern, dass das Subjekt (der menschliche Organismus), um Objekte zu erkennen, auf sie einwirken und infolgedessen transformieren muss.
Diese Tr ansformationen, also die Verknüpfung der Erkenntnis mit Handlungen oder Operationen, ist von den elementarsten senso-motorischen Handlungen bis zu den kompliziertesten intellektuellen Operationen (welche verinnerlichte, gedanklich ausgeführte Handlungen) erforderlich. (vgl. Piaget 2003, S.43f.)
„Erkenntnis erwächst ursprünglich also weder aus den Objekten noch aus dem Subjekt, sondern aus –zunächst unentwirrbaren- Interaktionen zwischen dem Subjekt und diesen Objekten“ (Piaget 2003, S.44)
Die „Konstruktion“ von Erkenntnis ist die natürliche Konsequenz dieser Interaktionen.
(vgl. Piaget 2003, S.45)
3.2. Adaptation: Assimilation und Akkommodation
Die wesentlichen Charakteristika bei dem Aufbau menschlicher Erkenntnis sind Assimilation und Akkommodation. Beide Prozesse sind stets vorhanden, untrennbar miteinander verbunden und ermöglichen die Adaptation, also die Anpassung des Organismus an seine Umwelt.
Adaptation, exakter formuliert, ist die „[…] immer neu zu leistende Anpassung eines jeden Organismus jeder Entwicklungshöhe an seine Umwelt.“ (Buggle 2001, S.24) Bei Adaptationsvorgängen sind, wie bereits konstatiert, die Grundaspekte Assimilation und Akkommodation beteiligt, die bei jedem Organismus vorhanden sind, immer zusammen vorkommen und unterschiedlich stark akzentuiert sind. Diese werden in Piagets System als „funktionelle Invarianten“ (Flammer 1988, S.136) bezeichnet.
Assimilation (von lateinisch assimilare=angleichen) bedeutet, dass Elemente der Umwelt an vorgegebene Strukturen des Organismus angeglichen und diesem „einverleibt“ werden. (vgl. Buggle 2001, S.25)
Auch kann darunter die Reaktion eines Individuums mittels angeborener oder erlernter Fähigkeiten und Wissen auf die Umwelt verstanden werden. (vgl. Lefrancois 2006, S.207) Akkommodation ist die „[…] modifizierte Anpassung des Organismus und seiner Strukturen an vorgegebene Eigenschaften der Umwelt [ …]“ (Buggle 2001, S.25), also die „[ …] Anpassung der Handlungs- und epistemischen Möglichkeiten an die Erfordernisse der Gegebenheiten.“ (Flammer 1988, S.136)
Akkommodation bedeutet ebenfalls eine „Ver änderung des Verstehens“. (Lefrancois 2006,S.207)
Sind die Assimilations- und Akkommodationsaspekte in einem Gleichgewicht, so spricht Piaget von einer gelungenen Adaptation. (vgl. Buggle 2001, S.26)
Die menschliche Entwicklung resultiert aus Veränderung und Identität. Die Vorgänge der Adaptation bezeichnet Piaget als „invariant“, also unverändert, da diese bei jedem Organismus vorhanden sind. (vgl. Flammer 1988, S.135)
Piaget spricht weiterhin von „Strukturen“: Damit sind organisierte Verbindungen von Schemata zu verstehen, also die Organisation von typischen Verhaltensweisen auf bestimmte Klassen von Umweltgegebenheiten. (vgl. Flammer 1988, S.136)
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- Anonymous,, 2010, Grundzüge der Entwicklungspsychologie Jean Piagets, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/202088
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