Untersucht wurde ob die Theorie der Pfadabhängigkeit für die Außenpolitikforschung anwendbar ist. Dazu wurde die Theorie der Pfadabhängigkeit von der Wirtschafts- und Sozialwissenschaft in die Politikwissenschaft transferiert.
Eine umfassende Darstellung der bisherigen Pfadabhängigkeitsforschung bietet die Basis für eine neue Definition der Pfadabhängigkeit angepasst an Bedürfnisse der Außenpolitikforschung.
Auch die generellen Wege der politischen Entscheidungswege und -prozesse sind dargestellt.
Als Untersuchungsbeispiel wurde die politische Entscheidungsfindung zum Bundeswehreinsatz im Kosovo 1999 gewählt. Der Schwebezustand zwischen der Bundestagswahl 1998 und der Amtsübernahme von Gerhard Schröder bieten eine interessante, wie hoch komplexe Grundlage für eine detaillierte Analyse der Entscheidungsfindung.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Pfadabhängigkeit
2.1 Genese
2.1.1 Die Modelle „Polya-Urne“ und „voter-model“
2.1.2 Pfadabhängigkeit nach W. Brain Arthur
2.1.3 Pfadabhängigkeit nach Paul A. David
2.2 Unterschiedliche Pfadabhängigkeit
2.3 Transformation der Pfadabhängigkeit in die Politikwissenschaften
2.4 Schwierigkeiten bei der Transformation der Pfadabhängigkeit in die Politik
2.5 Pfadabhängigkeit und Außenpolitik
2.6 Schlussfolgerung mit neuer Definition
3 Außenpolitik
3.1 Einflüsse auf die Außenpolitik
3.1.1 Einflüsse von Innen auf die policy Gestaltung
3.1.2 Einflüsse von Außen auf die policy Gestaltung
3.2 Entscheidungsprozesse und Einschränkungen
4 Fallbeispiel: Der Kosovo Krieg
4.1 Der Kosovo-Konflikt im kurzen Überblick
4.2 Die Entscheidung zur deutschen Beteiligung
4.2.1 Die Akteure der Bundesregierung
4.2.2 Internationale Akteure
4.2.3 Der Weg zum Einsatzbefehl
4.2.4 Von der ersten Zustimmung bis zum Einsatz
4.3 Zusammenfassende Einordnung
4.4 Zwischenfazit
4.4.1 Der Pfad
4.4.2 War die Entscheidung pfadabhängig?
4.5 Weitere Pfade
4.5.1 Nie wieder Krieg
4.5.2 Nie wieder Auschwitz
4.5.3 Bündnistreue
4.6 Alternatives Szenario
5 Fazit
6 Literatur
7 Quellen
8 Anhang
Personenregister
1 Einleitung
Die Pfadabhängigkeit ist auf den ersten Blick ein einfaches und einleuchtendes Kon- zept, welches im Bereich der Politik, in der vorliegenden Arbeit, in Bezug auf Ent- scheidungen betrachtet und zur Erläuterung bestimmter Ereignisverläufe angewandt wird.
Die Grundidee, die mit dem Schlagwort history matters umschrieben wird, ist, dass spätere Ereignisse von früheren Ereignissen beeinflusst werden. Diese Beschreibung ist jedoch nur die Grundlage für verschiedene Varianten der Pfadabhängigkeit. Diese diversen Varianten entwickelten sich im Laufe mehrerer Jahrzehnte in unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen. Durch intensive Beschäftigung mit diesen offenbart sich die Komplexität der Pfadabhängigkeit.
Der Ursprung der Pfadabhängigkeit liegt in der Wirtschaftswissenschaft und wurde von der Sozialwissenschaft übernommen. Die Politikwissenschaft übertrug dieses Konzept in ihren Fachbereich. Die Basis der Pfadabhängigkeit ist für alle Wissen- schaftsdisziplinen identisch. Erst die Ausprägungen, die sich auf dieser Basis entwi- ckelten, weisen zwischen den Disziplinen erhebliche Differenzen auf. Dabei legten die Wissenschaftler bei der Adaption des Systems Pfadabhängigkeit in ihren Fachbereich den Schwerpunkt auf jene Faktoren, die dazu führten, dass der Handlungsablauf ent- sprechend des wissenschaftlichen Bereichs als pfadabhängig klassifiziert und als sol- cher bezeichnet werden konnte.
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Darstellung der Entwicklung des Systems der Pfadabhängigkeit sowie die Beantwortung der Fragestellung, ob das Konzept der Pfadabhängigkeit in der Außenpolitik anwendbar ist. Dies soll anhand eines Fallbeispiels demonstriert werden.
Dafür bedarf es zunächst einer Aufschlüsselung der bestehenden Pfadabhängigkeits- theorien. Es werden Unterschiede der einzelnen Konzepte aufgezeigt und Schwierig- keiten in der Übertragung der Theorien in die Politikwissenschaft herausgearbeitet. Anzumerken ist, dass Pfadabhängigkeit in Politikfeldern, wie der Sozialpolitik, häufig Anwendung findet. Auf die Kompatibilität der Pfadabhängigkeit mit anderen Politikfeldern soll im Rahmen dieser Arbeit nicht eingegangen werden.
Anschließend werden, der Vollständigkeit halber, die Entscheidungsprozesse in der deutschen Außenpolitik, die üblichen Entscheidungswege und Personen, die für Entscheidungen verantwortlich und zuständig sind, vorgestellt. Im gewählten Fallbeispiel spielten diese lediglich eine Nebenrolle.
Als Fallbeispiel dient der erste bewaffnete Kampfeinsatz der Bundeswehr nach 1945, da es sich um den ersten Kampfeinsatz der Bundeswehr überhaupt handelt. Der Einsatz fand statt im Rahmen der Beteiligung an der NATO1 Operation „Allied Force“, dem Angriff der NATO auf die jugoslawische Armee, mit dem Ziel die verfah- rene Lage im Kosovo zu lösen. Dieser erste Kampfeinsatz stellte eine Zäsur in der Ge- schichte Deutschlands dar. Nie zuvor hat die Bundeswehr einen solchen Einsatz durchgeführt.
Allein diese Tatsache rechtfertigt die Frage zu stellen, ob die politisch Verantwortlichen an dieser Stelle einen Pfad brachen. Diese, sich auf das Fallbeispiel beziehende, Frage soll durch die nachfolgende Analyse des Fallbeispiels überprüft werden.
Im Zuge dessen wird der Hergang des Kosovo-Konfliktes vorgestellt. Von zentraler Bedeutung sind hier die Motive und Motivationen der entscheidenden Akteure und ob es sich bei dem Entscheidungsprozess zur Kriegsteilnahme Deutschlands um einen pfadabhängigen handelte oder nicht.
Dank ausführlicher Literatur, einer Bundestagsdebatte, in der sich fast alle handelnden Personen als Redner zu ihren Motiven äußerten, sowie mehrerer Autobiografien, ist es möglich die Motive sehr detailgetreu darstellen zu können.
Es folgt ein Zwischenfazit, in dem die zuvor analysierten Aspekte eingeordnet werden. Ebenso wird die zuvor gestellte Frage hinsichtlich des Fallbeispiels beantwortet.
Das angeführte Fallbeispiel weicht durch die Besonderheiten der politischen Situation zur Zeit der Entscheidung von den üblichen Entscheidungssituationen dahingehend ab, dass die Regierung Kohl noch im Amt war, jedoch Gerhard Schröder nach der Bundestagswahl als designierter Bundeskanzler feststand. Formell betrachtet hat die alte,durch die Bundestagswahl „abgewählte“, Regierung die Entscheidung auf dem verfassungsgemäßen Weg getroffen beziehungsweise die Zustimmung erteilt. Informell lag diese Entscheidung jedoch bei anderen Personen, wie später dargestellt wird. Diesem Sonderfall soll insofern Rechnung getragen werden, als ein Szenario gebildet wird, in welchem geprüft werden soll, ob die Entscheidung ohne die Besonderheit dieser politischen Situation hätte anders ausfallen können.
Im abschließenden Fazit soll die Fragestellung, ob das System der Pfadabhängigkeit auf die Außenpolitik anwendbar ist, beantwortet werden. Ebenso werden die Schwie- rigkeiten bei der Transformation der Pfadabhängigkeit von der Wirtschaftswissen- schaft in die Politikwissenschaft und besonders in das Politikfeld der Außenpolitik aufgezeigt.
2 Pfadabhängigkeit
Im Folgenden wird die Entwicklung der Pfadabhängigkeit innerhalb verschiedener Wissenschaftsdisziplinen und durch verschiedene Wissenschaftler dargestellt. Unterstützt durch die einschlägige Literatur wird die Pfadabhängigkeit in die Politikwissenschaft übertragen. Durch eine eigene Definition wird die Möglichkeit geschaffen, die Pfadabhängigkeit später in der Arbeit auf das Fallbeispiel anzuwenden.
2.1 Genese
Die Theorien und Konzepte zur Pfadabhängigkeit sind vielfältig und weisen große Unterschiede auf. Eine einzige allgemein anerkannte Definition gibt es nicht.2 Im Folgenden werden einige Definitionen und Konzepte zur Pfadabhängigkeit sowie der Verlauf der Entwicklung der Pfadabhängigkeit dargestellt.
Als Urheber der Pfadabhängigkeit gelten heute der Wirtschaftsmathematiker W. Brain Arthur und der Wirtschaftshistoriker Paul A. David.3
Arthur gilt als geistiger Gründer der Pfadabhängigkeit. Mit seinem Artikel „On Competing Technologies and Historical Small Events: The Dynamics of Choice Under Increasing Returns“4 aus dem Jahr 1983 schuf er die Grundlage, um aus den Gedanken history matters und increasing returns eine Theorie zu formen. Auf diesen Artikel be- zog sich David zwei Jahre später in seinem ersten Artikel „Clio and Economics of the QWERTY“5, in dem Pfadabhängigkeit zur Sprache kam. Auf diesen Artikel wird im nächsten Kapitel detailliert eingegangen.
David erläuterte die Pfadabhängigkeit anhand eines praktischen Beispiels. In seinem Aufsatz „Clio and Economics of the QWERTY“ führte er aus, warum sich der Stan- dard der QWERTY-Tastatur durchsetzte, obwohl es später Tastenanordnungen gab, die eine schnellere und effizientere Schreibweise versprachen. Diese konnten sich je- doch nie durchsetzen, da die Verbreitung der QWERTY-Tastatur zu weit fortgeschrit- ten war. Dieses Beispiel veranschaulicht insofern das System der Pfadabhängigkeit, als dass die Verbreitung der QWERTY-Tastatur den Pfad darstellt, der im Nutzerverhal- ten eine solche Dominanz aufwies, dass keine andere Option weiterer Pfade ange- nommen wurde.
Auch später wurde die Pfadabhängigkeit hauptsächlich dazu verwandt, um das Markt- verhalten von technischen Neuerungen zu erklären, vor allem, wenn sich ein vermeint- lich ineffizienterer Standard alleine auf Grund seiner bereits bestehenden Verbreitung durchsetzte.
Deutlich wird dies am Beispiel des Video Home Systems6: Der Endverbraucher kauft ein VHS-Gerät nur, wenn ausreichend Filme auf VHS zum Kauf angeboten werden. Die Filmindustrie vertreibt Filme auf VHS nur, wenn ausreichend viele Endverbraucher ein VHS-Gerät besitzen, um das Video abspielen zu können.
Somit trifft jeder einzelne Käufer unabhängig von anderen Käufern seine Entscheidung und trägt zum Gesamtergebnis bei.7 Ist einmal eine „kritische Masse“8 erreicht, hat sich der entsprechende Standard durchgesetzt, so auch als sich der VHS-Standard und nicht der konkurrierende Beta-Recorder durchsetzte. Abgelöst wird der etablierte Standard nur durch technische Neuerungen wie der DVD.
Ein ähnlicher Vorgang ließ sich beim Nachfolger der DVD beobachten. Zeitweise wurden die Standards „HD-DVD“ und „Blue-Ray“ gleichzeitig vertrieben und stellten eine Konkurrenz zueinander dar. Hier haben die Hersteller sich vorzeitig auf den„Blue-Ray“-Standard geeinigt und die Produktion sowie den Vertrieb der „HD-DVD“eingestellt, bevor die Kunden per Kauf entscheiden konnten.
Die genannten Beispiele aus dem Bereich der Wirtschaft veranschaulichen das Konzept der Pfadabhängigkeit in der Praxis.
2.1.1 Die Modelle „Polya-Urne“ und „voter-model“
Als Verdeutlichung ihrer Konzepte der Pfadabhängigkeit, ohne sie explizit pfadab- hängig zu nennen, wählten David und Arthur das Modell der „Polya-Urne“: In einer Urne liegen zu Beginn eine weiße und eine schwarze Kugel. Im ersten Durch- lauf wird eine Kugel herausgezogen. Die Wahrscheinlichkeit, die eine oder die andere Farbe zu ziehen, liegt bei 50 Prozent. Anschließend werden die gezogene Kugel, sowie eine zusätzliche Kugel der gleichen Farbe, in die Urne gelegt. Im zweiten Durchgang wird erneut eine Kugel gezogen. Die Wahrscheinlichkeit liegt jetzt bei 1/3 zu 2/3 eine bestimmte Farbe zu ziehen. Wird die gleiche Farbe gezogen wie im ersten Durchgang, so erhöht sich das Kugelverhältnis auf vier zu eins. Nach nur wenigen Durchgängen wird ein Zustand erreicht, in dem ein Wechsel der Mehrheitsfarbe in der Urne nahezu unmöglich und nur noch durch einen außergewöhnlichen Zufall möglich wäre. Dieser irreversible Zustand wird als lock in beschrieben.9
Typisch für das „Polya-Urnen-Modell“ ist zum Einen, dass je weiter der Prozess fortgeschritten ist, es umso schwieriger wird, den Pfad zu wechseln. Zweitens hat ein Ereignis zu Beginn des Prozesses, in dem Fall das Ziehen einer Kugel, eine größere Auswirkung auf den Verlauf des Pfades als ein späteres Ereignis.
Ein weiteres Modell, das David zur Veranschaulichung der Pfadabhängigkeit heranzog, ist das „voter-model“ oder auch „Das Schneeschipp-Modell“ genannt, in welchem er die Wirkung von increasing returns, von selbstverstärkenden Mechanismen, erklärte.10 Diese Mechanismen werden durch die aufgezeigte Abhängigkeit zwischen Geschäftsleuten und ihren Nachbarn im Falle des Schneeräumens deutlich.
Der Ursprung dieses Modells ist auch hier in der Mathematik zu finden. Das Modell basiert auf dem „voter-model“ von Thomas M. Liggett, welches er 1985 vorstellte11 und später weiter entwickelte.12
Ausgehend vom Idealfall, bei dem Geschäfte in einer Reihe nebeneinander liegend, jeweils einen linken und einen rechten Nachbarn hätten - was in letzter Konsequenz zu einer kreisförmigen Anordnung führt - ergäbe sich bei starkem Schneefall folgende Situation:
Die Entscheidung, ob ein Geschäftsinhaber vor seinem Geschäft den Schnee räumt, ist abhängig vom Verhalten seiner unmittelbaren Nachbarn. Haben beide Nachbarn „ihren“ Schnee geräumt, so tut er es ihnen gleich und räumt ebenfalls die Straße vor seinem Geschäft. Hat nur ein Nachbar die Straße geräumt, wirft er eine Münze. Hat kein Nachbar die Straße geräumt, so räumt auch er sie nicht.13
Nachdem ein einziger Geschäftsmann die Straße geräumt hat, würden bereits zwei Weitere eine Münze werfen. Gibt es zu Beginn nicht nur einen, sondern mehrere Geschäftsinhaber, die den Schnee räumen, so werden auch mehr Geschäftsleute eine Münze werfen. Entsprechend steigt die Wahrscheinlichkeit, dass mehr Personen die Straße räumen, wodurch wieder weitere eine Münze werfen oder sogar sicher räumen, da beide Nachbarn bereits die Straße geräumt haben. Je mehr Geschäftsleute die Straße vom Schnee befreien, desto mehr werden sich ihnen anschließen.
Dieses Verhalten impliziert einen selbstverstärkenden Mechanismus, der im „votermodel“ in Form der increasing returns deutlich wird. Die besondere Bedeutung von increasing returns für die Pfadabhängigkeit im politischen Bereich wird vor allem von Paul Pierson betont.14
Ein entscheidender Unterschied, zwischen dem Modell der „Polya-Urne“ und dem „voter-model“, ist die Anzahl der Kugeln in der Urne beziehungsweise der Anzahl der Geschäftsleute im „voter-model“. Während die Anzahl der Kugeln mit jedem Durchgang steigt, bleibt die Zahl der Geschäftsleute immer gleich.
Ein zweiter Unterschied sind die Einflussmöglichkeiten in den Modellen. So hat jede Kugel in der Urne Auswirkungen auf die Wahrscheinlichkeitsverteilung des nächsten Zuges. Ihre Auswirkungen sind als „global“ zu bezeichnen. Der Ladeninhaber hat jedoch unmittelbar nur Einfluss auf seine beiden direkten Nachbarn. Die haben zwar wiederum Einfluss auf den nächsten Nachbarn, dennoch ist der Einfluss im „votermodel“ als „lokal“ zu bezeichnen.15
Das Konzept der Pfadabhängigkeit nach Arthur oder David ist nicht statisch. So haben beide diverse Schriften zum Thema Pfadabhängigkeit veröffentlicht, ihre Konzepte als Theorie im wissenschaftlichen Diskurs verteidigt und teilweise weiterentwickelt. Die Anfänge des Diskurses waren durch die Suche nach geeigneten Beispielen geprägt, da die Theorie von Arthur nur bei wissensbasierten Technologien Anwendung findet, nicht jedoch, wenn dem Wirtschaftszweig Ressourcen zu Grunde liegen.16 Da sich dieser Diskurs ausschließlich im Bereich der Wirtschaftswissenschaft bewegt, wird er in dieser Arbeit nur exemplarisch wiedergegeben.
2.1.2 Pfadabhängigkeit nach W. Brain Arthur
W. Brain Arthur gilt als geistiger Gründer der Pfadabhängigkeit. Verursacht ist die Pfadabhängigkeit laut Arthur durch den Effekt des increasing returns.17 Die von ihm beschriebenen Eigenschaften fasste Jürgen Beyer wie folgt zusammen:
„hohe Startkosten [«], die bei größerer Stückzahl weniger ins Gewicht fallen; Lerneffekten, die zur Verbesserung [«] oder zur Reduktion der Produktionskos- ten beitragen können; Koordinationseffekten, [«] wenn verschiedene ökonomi- sche Akteure gleichartige Entscheidungen getroffen haben; adaptiven Erwartun- gen, die bewirken, dass die zukünftige Nutzung eines Produktes von seiner aktuel- len Verbreitung abhängt.“18
Diese Eigenschaften treffen unverkennbar auf ökonomische Märkte zu. Auf Schwierigkeiten, bei der Nutzung der Pfadabhängigkeit in der Politikwissenschaft wird in Kapitel 2.4 eingegangen.
Pfadabhängigkeit nach Arthur kann mit folgenden vier Eigenschaften benannt werden.
Ein pfadabhängiger Prozess ist: unberechenbar, unflexibel, nicht-ergodisch und potentiell pfadineffizient.19
Unberechenbar ist er, da frühere Ereignisse einen großen Einfluss auf den Verlauf ha- ben können, es ex ante jedoch nicht möglich ist zu sagen, welchen Verlauf der Prozess nehmen wird.
Unflexibel ist der Prozess, da mit fortschreitendem Verlauf ein Wechsel des Pfades immer schwieriger wird. Ab einem gewissen Zeitpunkt der annäherungsweisen Unmöglichkeit des Wechsels kann vom lock in gesprochen werden.
Ein ergodischer Prozess ist ein Prozess, der sich jederzeit von seiner „Geschichte frei- machen und jede andere Verteilung von jedem Punkt erreichen [kann]. Nicht- ergodische Systeme können dies nicht und werden [«] pfadabhängig genannt.“20 Das Modell der „Polya-Urne“ zeigt, dass es unmöglich ist, dass sich ausschließlich Kugeln einer Farbe in der Urne befinden. Daher ist der Prozess nicht-ergodisch. Potentiell pfadineffizient bedeutet, dass der beschrittene Pfad möglicherweise nicht der effizienteste ist, jedoch auf Grund eines möglichen lock in nicht verlassen werden kann.21
Da sich Arthur nur im Hinblick auf die Wirtschaftswissenschaften mit der Pfadabhän- gigkeit beschäftigte und sich die von ihm aufgestellten Thesen nicht unbesehen auf die Politik anwenden lassen, wird ihm in dieser Arbeit nur eingeschränkte Aufmerksam- keit gewidmet.
2.1.3 Pfadabhängigkeit nach Paul A. David
Wesentlich aktiver im Bereich der Pfadabhängigkeit war David. Während Arthur sich nach seinem Buch aus dem Jahre 1994 mit dem Titel „Increasing Returns and Path Dependence in the Economy“22 anderen Bereichen der Wirtschaftswissenschaft zu- wandte, zählt David in seiner Bibliografie zur Pfadabhängigkeit 38 Schriften in den Jahren von 1969 bis 2006. Der Artikel „Clio and the economics of QWERTY“23, den David im Jahre 1985 schrieb, stellt die Grundlage für seine Pfadabhängigkeitsforschung dar.
In diesem Artikel versuchte er eher ein Beispiel für Arthurs increasing returnsKonzept aus dem Jahre 1983 zu finden, als dieses selbst weiter zu entwickeln.24 Pfadabhängigkeit beschrieb er im Vorwort dieses Artikels als:
„A path-dependent sequence of economic changes is one of which important influences upon the eventual outcome can be exerted by temporal remote events, including happenings dominated by chance elements rather than systematic forces. Stochastic processes like that do not converge automatically to a fixedpoint distribution of outcomes, and are called non-ergodic.”25
Hier wurden einige der entscheidenden Merkmale der Pfadabhängigkeit bereits ange- sprochen: die Betrachtung als Prozess, die grundsätzliche Idee des Einflusses der frü- heren Ereignisse und vor allem die mathematischen Eigenschaften von Prozessen, wie stochastisch und nicht-ergodisch. Auch die Begriffe increasing returns und lock in fanden in Davids Artikel Erwähnung, um sein Fallbeispiel der QWERTY-Tastatur zu verdeutlichen und die Begriffe mit seinem Fallbeispiel von einer theoretischen auf eine praxisbezogene Ebene zu bringen.26
In einem späteren Aufsatz kritisierte er die Weiterentwicklung von Douglas C. North als zu ungenau.27 Gleichzeitig stimmte er North partiell zu:
„I agree wholeheartedly with North`s (1991) position that, because institutions are the carriers of history, history must matter in the functioning of market and nonmarket economies.”28
Stan Liebowitz und Stephen Margolis sahen den ideologischen Ursprung der Pfadabhängigkeit in der Chemie und Mathematik sowie explizit in der Chaostheorie,29 auch wenn David dies bestritt.30
2.2 Unterschiedliche Pfadabhängigkeit
Eine Unterscheidung, die innerhalb der Pfadabhängigkeitsdiskussion gezogen wird, ist die zwischen normativer Pfadabhängigkeit auf der einen und auf der anderen Seite deskriptiver Pfadabhängigkeit, wie Krystina Robertson sie nannte31 beziehungsweise positiver Pfadabhängigkeit, wie Max Keilbach sie bezeichnete32.
Vertreter der deskriptiven beziehungsweise positiven Pfadabhängigkeit sind Arthur und David, deren Konzept Keilbach mit drei Kriterien definierte:
1. Es liegen selbstverstärkende Prozesse vor. Im Verlauf der Entwicklung wird es immer unwahrscheinlicher, dass der Pfad verlassen wird.
2. Der Prozess ist stochastisch.
3. Es liegt ein Alternativpfad vor. Es muss Entscheidungspunkte geben. Der Prozess ist „nicht-ergodisch“33.
„Formal ausgedrückt handelt es sich bei einem pfadabhängigen Prozess also um einen stochastischen, selbstverstärkenden und nicht-ergodischen Prozess.“34
Zu bemerken ist, dass sowohl Keilbach als auch David nur von stochastischen Prozes- sen sprachen. David bezog sich dabei auf das „Polya-Urnen-Schema“.35 Ansonsten werden keinerlei weitere Angaben zum stochastischen Prozess gemacht. Dies ist inso- weit kritisch, als dass eine exakte Definition des stochastischen Prozesses so nicht möglich ist. Mathematiker unterscheiden zwischen einer Vielzahl unterschiedlicher stochastischer Prozesse, zum Beispiel dem stochastischen Prozess, der im engeren so- wie im weiteren Sinne stationär ist, dem stochastischen Prozess zweiter Ordnung so- wie stochastischen Prozessen mit stetiger oder diskreter Zeit. Hinzu kommen diverse spezielle stochastische Prozesse.36
Als Vertreter der normativen Pfadabhängigkeit gelten Liebowitz und Margolis. Diese setzten Pfadabhängigkeit mit Marktversagen bzw. Marktineffizienz gleich.37
Dabei unterschieden Liebowitz und Margolis zwischen drei Graden in der Pfadabhän- gigkeit.
Die Pfadabhängigkeit ersten Grades liegt vor, wenn beide möglichen Pfade gleichwer- tig sind. Der zweite Grad der Pfadabhängigkeit ist dem Konzept von Arthur ähnlich. Hier ist die ex post als schlechter zu bezeichnende Variante der möglichen Pfade ge- wählt worden. Ein Wechsel wird jedoch auf Grund der hohen Transaktionskosten nicht vorgenommen. Der dritte Grad der Pfadabhängigkeit sieht vor, dass schon ex ante be- kannt ist, dass es sich bei dem gewählten Pfad um die schlechtere Alternative handelt. Auf Grund des lock in kann der Pfad jedoch nicht verlassen werden.38
Auf den Diskurs zwischen David, Liebowitz und Margolis soll in dieser Arbeit nicht eingegangen werden, da er zum Thema nicht zielführend ist.39 Auch wird die Theorie von Liebowitz und Margolis40 nicht näher betrachtet, da Pierson ihr bescheinigte in der Anwendung auf politische Vorgänge ineffizient zu sein.41
Durch die Entwicklung der Pfadabhängigkeit lassen sich heute verschiedene Konzepte der Pfadabhängigkeit in Kategorien einteilen. Eine Unterscheidung lässt sich zwischen der Pfadabhängigkeit, die technologische Entwicklungen erklärt und der Pfadabhän- gigkeit, die in Bezug auf Institutionen angewandt wird, vornehmen. Dabei handelt es sich auf Seiten der „technologischen Pfadabhängigkeit“ um die Ur- sprungskonzepte von Arthur und David und auf der anderen Seite um die „institutio- nelle Pfadabhängigkeit“. Douglas C. North übertrug die Idee von Pfadabhängigkeit vom einzelnen Fall der Technologie auf ganze Wirtschaftssysteme. Für diese Leistung erhielt er 1993 gemeinsam mit Robert W. Fogel den Nobelpreis42 für Wirtschaftswissenschaften.43 Einen ausführlichen Einblick in das Konzept von North gibt Helmut Leipold.44
Die Eingliederung der Institutionen vereinfachte eine Übernahme der Theorie in die Soziologie.45 Ebenfalls über den Baustein der Institution war es vor allem Paul Pierson, der die Pfadabhängigkeit in die Politikwissenschaft übertrug. Sein Konzept soll im Anschluss ausführlich vorgestellt werden.
2.3 Transformation der Pfadabhängigkeit in die Politikwissenschaften
Die Idee, dass Politik pfadabhängig sein kann, hatten schon Seymour Martin Lipset und Stein Rokkan, die in ihrer Analyse der Parteiensystembildung feststellten, dass bestimmte Faktoren dazu führen können, dass Parteisysteme eingefroren sein kön- nen.46
Eine sehr gute Definition und Beschreibung zur Pfadabhängigkeit bietet Manfred G. Schmidt:
„Pfadabhängigkeit, in der Wissenschaft von der Politik Fachausdruck für die weitgehende Prägung der Politik (im Sinn von politischer Steuerung und Policy) durch früher entstandene politische Strukturen, Vorgänge und Maßnahmen und durch den dort gebahnten Weg oder »Pfad«. Im Besonderen die Bezeichnung für die hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Lösung eines bestimmten Problems nicht vorrangig nach dem Prinzip bestmöglicher problemadäquater Therapie erfolgt, sondern nach den eingefahrenen Standardprozeduren, die in mehr oder minder vergleichbaren Problemfällen früher entwickelt wurden und somit einem »Pfad« geschaffen haben, der den Spielraum zukünftiger Problemlösungen fest- schreibt.“47
Schmidt ging mit seiner Beschreibung auf die zentralen Eigenschaften der Pfadabhän- gigkeit ein. Dies sind neben dem Bezug auf die Bindung an vorhergehende Entscheidungen auch das lock in und die Pfadineffizienz. Im Weiteren ging Schmidt auch auf die hohen Transaktionskosten bei einem potentiellen Pfadwechsel ein. Die Erklärung von Schmidt ist, wie auch das von ihm, in seiner Erklärung, gewählte Beispiel der Pflegeversicherung zeigt, durch die Sozialpolitik inspiriert und geprägt. Daher ist es aus der Perspektive der Sozialpolitik völlig problemlos, Pfadabhängigkeit als „einge- fahrene und daher unveränderliche Struktur“48 zu betrachten. Eine Entscheidung zur Pflegeversicherung hängt elementar davon ab, wie der Status quo ist und wie dieser zustande kam.
Die ideologische Grundlage für Schmidts Definition findet sich bei North. Zu beachten ist, wie North den Begriff „Institution“ definiert. So meint er nicht Einrichtungen oder Behörden sondern:
„Institutions are the humanly device constrains that structure political, economic and social interaction. They consist of both informal constrains (sanctions, taboos, customs, traditions, and codes of conduct), and formal rules (constitutions, laws, property rights).”49
Schmidt ging in seiner Erklärung der Pfadabhängigkeit nur implizit auf das Element der selbstverstärkenden Prozesse ein.
Diese selbstverstärkenden Prozesse - increasing returns - sind, wie der Titel „Increasing Returns, Path Dependence, and the Study of Politics“ des Aufsatzes von Pierson verdeutlicht, die zentralen Aspekte der Pfadabhängigkeit für ihn.50 Dies begründete Pierson damit, dass increasing returns die zwei wichtigsten Elemente der Pfadabhängigkeit umfassen: Zum Einen ist dies die stetige Steigerung der Kosten, welche entstehen, wenn auf einen Alternativpfad gewechselt werden soll. Zum Ande- ren beinhaltet es das Element der Zeit und der Sequenzierung ebenso wie der „kriti- schen Punkte“ - Pfadabzweigungen. Pierson setzte increasing returns mit self- reinforcing und positive feedback process gleich. Die Zeit ist ein wesentlicher Teil der Theorie. Entscheidend ist nicht ausschließlich was passiert, sondern auch wann es pas- siert.51
Pierson schaute bereits auf einen ausführlichen Diskurs zur Pfadabhängigkeit zurück.
Er lieferte mit seinem Aufsatz kein eigenes Konzept oder eine eigene Theorie zur Pfadabhängigkeit. Vielmehr ordnete er bestehende Elemente verschiedener Konzepte und bewertete sie in Bezug auf ihre Anwendbarkeit auf Politik. Dabei identifizierte Pierson elementare Unterschiede zwischen Politik und Ökonomie und wies auf dementsprechende Schwierigkeiten bei der unangepassten Anwendung einer ökonomischen Theorie auf die Politik hin. Er beschränkte sein eigenes Verständnis von Pfadabhängigkeit auf das Element der Selbstverstärkung. Damit wird die Pfadabhängigkeit nach Pierson praktikabler und leichter anwendbar als zuvor.
Er teilte die Konzepte der Pfadabhängigkeit in eine breite und eine enge Erklärung ein. Als breite Erklärung sah er die von William Sewell52, die besagt, dass ein Ereignis, das zu einem früheren Zeitpunkt stattfindet, die Ereignisse zu einem späteren Zeitpunkt beeinflussen kann.53 Pierson stellte hierzu fest, dass Sewell damit nur den Begriff „history matters“ beschrieb und bejahte. Doch er bemängelte, dass Sewell nicht sagte, dass das frühere Ereignis ausschließlich Pfad verstärkend wirken muss, so könnte es auch Pfad schwächend wirken.54
Als enge Definition sah Pierson die Erklärung von Margaret Levi:
„Path dependence has to mean, if it is mean anything, that once a country or region has started down a track, the costs of reversal are very high. There will be other choice points, but the entrenchments of certain institutional arrangements obstruct an easy reversal of the initial choice.”55
In dieser Definition sah Pierson mit increasing returns den wichtigsten Teil der Pfadabhängigkeit mit inbegriffen. Ebenfalls berücksichtigte er die mit der Zeit steigenden Wechselkosten.56
Increasing returns als Basis der Pfadabhängigkeit zu nutzen, ist laut Pierson für die Politik besonders gut geeignet, da sich folgende Faktoren mit increasing returns erklä- ren lassen:
„[«] collective activity in politics, the central role of formal, change-resistant institutions, the possibilities for employing political authority to magnify power asymmetries, and the great ambiguity of many political processes [«]“57
Pierson identifizierte mehrere Eigenschaften und Faktoren der Politik, die increasing returns als geeignete Basis für ein Pfadabhängigkeitskonzept begründen: Erstens fehlende Mechanismen zur Effizienzsteigerung, um Wettbewerb und Erfahrung zu nutzen, zweitens den kurzen Zeithorizont der politischen Akteure und drittens den starken Status quo Bezug der politischen Institutionen.58
Machtungleichgewicht ist ein weiterer Faktor, der increasing returns bewirken kann. So kann eine asymmetrische Machtverteilung ausschlaggebend dafür sein, dass der Pfad beibehalten wird, da ein abweichender Pfad nicht mit ausreichend Macht durchgesetzt werden könnte.59
Des Weiteren denken, nach Pierson, politische Akteure zumeist nur in einem kleinen Zeithorizont. Ihre Kalkulationen gehen selten über mehrere Jahrzehnte. Wichtig ist ein kurzfristiger, für den Wähler sichtbarer Effekt, um so die nächste Wahl möglichst erfolgreich für sich entscheiden zu können.60
Diese Kurzsichtigkeit in Verbindung mit einmaligen Wechselkosten senkt die Wahr- scheinlichkeit, dass der Pfad gewechselt wird. Ein Gewinn, der durch die nachträgliche Wahl des effizienteren Pfades gewonnen wird, muss zunächst mit den Wechselkosten verrechnet werden. Je höher die Wechselkosten sind, desto später zahlt sich der Ge- winn aus. Liegt dieser Zeitpunkt außerhalb der vom Akteur betrachteten Zeitspanne, so sinkt die Bereitschaft die kurzsichtig betrachteten Wechselkosten auf sich zu neh- men.61
Im Vergleich zu ökonomischen Märkten haben „politische Märkte“ einen entscheiden- den Unterschied. Während der Kunde im ökonomischen Markt seine Kaufentschei- dung nahezu autonom und unabhängig trifft, vor allem unabhängig von anderen Kauf- entscheidungen,62 ist dies in der Politik nicht der Fall. In der Politik hängen die eige- nen Entscheidungen stark von den Entscheidungen und dem Handeln anderer ab.
Ebenso ist der outcome nicht nur von den eigenen Handlungen, sondern auch von Handlungen anderer beeinflusst.63
Ein Beispiel hierfür ist die Wahlentscheidung eines Wählers. Er kann in einem Mehrheitswahlsystem die kleine Splitterpartei, mit der er sympathisiert, wählen oder sich der Masse anschließen und für eine große Partei, deren Sieg im Wahlkreis möglich ist, stimmen.64 An dieser Stelle sah Pierson keine direkte Verbindung zwischen der ursprünglicher Handlung und dem Resultat.65
Eine weitere Besonderheit der Politik gegenüber der Wirtschaft beziehungsweise des Konsummarktes ist, dass in der Wirtschaft, im Gegensatz zur Politik, ohne Probleme mehrere Firmen gleichzeitig das gleiche oder ein ähnliches Produkt anbieten können. In der Politik ist eine solche Parallelexistenz nicht möglich. Eine neue Regierung kommt in der Regel erst an die Macht, wenn die bestehende abgewählt ist.66 Lediglich mit Parlamentsbeteiligung, jedoch ohne Regierungsbeteiligung, ist die oppositionelle Programmatik nur schwer umsetzbar.67
Verglichen mit der Wirtschaft sind Vorgänge, Motivationen und die Möglichkeit, das Verhältnis zwischen Aktion und Ergebnis bestimmen zu können, in der Politik um ein Vielfaches schwerer identifizierbar.
In der Politik gibt es verschiedene Institutionen. Verständlicherweise hat jede dieser Institutionen ein Interesse am eigenen Überleben. Ebenso hat jede dieser Institutionen ein gesteigertes Interesse daran ihren Machtumfang zu erhalten, optimaler Weise aus- zubauen. Die Ersparnis etwaiger hoher Wechsel- beziehungsweise Transaktionskosten, die der Aufbau einer neuen Institution erzeugen würde, stellt für Außenstehende einen Anreiz dar, Aufgaben im Bereich der jeweiligen bereits bestehenden Institution zu belassen.68 Mittels der Argumentation hinsichtlich Institutionen bewegte Pierson sich in der Tradition von North, auf den er sich bezog, um einen Bezug zwischen Wirt- schaft und Politik herzustellen.69
Aus Sicht der Pfadabhängigkeit implizieren Institutionen in der Politik zwei Faktoren: Zum Einen stehen sie dafür, dass Entscheidungen über Autorität und nicht über Austausch getroffen werden und zum Anderen steigern sie die Wechselkosten.70
So ist in einem politischen System nur schwer zu erkennen, welche Komponente sich negativ auswirkt und das gesamte System stört, da erst ein bestimmtes Zusammenspiel unzählig vieler Faktoren das Gesamtbild ausmacht. Einen Fehler in diesem abschlie- ßenden Gesamtbild als solchen zu identifizieren ist leicht, die Ursache dafür zu finden jedoch nicht. Demzufolge ist es entsprechend schwer den Fehler zu korrigieren.71 Hin- zu kommt, dass Selbstkorrekturen in der Politik nur selten zu finden sind.72
Pierson lieferte die wichtige Übertragung der Pfadabhängigkeit aus der Wirtschafts- und der Sozialwissenschaft in die Politikwissenschaft, um diese auch dort nutzen zu können.
Er profitierte beim Verfassen seines Artikels „Increasing returns, path dependence, and the study of politics” aus dem Jahre 2000 von seiner Erfahrung in der Anwendung der Pfadabhängigkeit auf den Integrationsprozess der Europäischen Union (EU) sechs Jahre zuvor. In letzterem untersuchte Pierson Prozesse innerhalb der EU und unter den EU-Mitgliedsstaaten hinsichtlich der Pfadabhängigkeit.
Wie der Titel „The Path to European Integration: A Historical Institutionalist Perspective“73 zeigt, betrachtete Pierson die Pfadabhängigkeit zu diesem Zeitpunkt noch nicht als ein eigenständiges Konzept. Er ordnete es dem historischen Institutionalismus zu, den er direkt von North ableitete.74 Aus heutiger Sicht ist dies ein Teil der Begründung, warum der Ursprung der Pfadabhängigkeit in der Politik im historischen Institutionalismus zu finden ist. Pierson untersuchte in diesem Artikel Aspekte in der Entwicklung der europäischen Sozialpolitik in Bezug auf die Kurzsich- tigkeit von Transaktionskosten, lock in und des Handelns von Politikern. In diesem Zusammenhang ging er auf increasing returns, die in seinem späteren Artikel „Increasing returns, path dependence, and the study of politics“75 als Hauptmerkmal bezeichnet werden, nur peripher ein.
Im Rahmen der Erläuterung wurde die Pfadabhängigkeit erwähnt, Pierson nutzte sie jedoch nicht in der darauf folgenden Analyse innerhalb seines Artikels „The Path to European Integration: A Historical Institutionalist Perspective“76.
2.4 Schwierigkeiten bei der Transformation der Pfadabhängigkeit in die Politik
Hatten Arthur und David mit der QWERTY-Tastatur noch ein einleuchtendes Beispiel, an dem sich die Pfadabhängigkeit Ziel führend darstellen ließ, wurden spätere Erklärungen immer weniger konkret. Das lässt sich vor allem darauf zurückführen, dass Arthur und David Pfadabhängigkeit mathematisch beschrieben. Als Beispiel dienten, neben der QWERTY-Tastatur, theoretische, optimierte Modelle, wie das Modell der „Polya-Urne“ und das „voter-model“, die nur schwer auf die Realität übertragbar sind. Hier zeigt sich ein eklatanter Unterschied zur Politikwissenschaft, deren Ziel es ist, realitätsnahe Modelle und Theorien zu entwickeln.
Texte, welche sich aus politikwissenschaftlicher Sicht mit Pfadabhängigkeit beschäftigen, lassen sich in zwei Gruppen einteilen. Zum Einen sind es Texte, die den Einfluss von Pfadabhängigkeit auf die Veränderung bzw. Kontinuität von ganzen Systemen untersuchen. Zum Anderen sind es Texte, die sich mit Pfadabhängigkeit in Politikfeldern beschäftigen, welche nicht automatisch mit den gleichen Methoden, wie solche zur Erforschung der Außenpolitik, behandelt werden können. In der Regel handelt es sich um das Politikfeld der Sozialpolitik.
In dieser Arbeit soll nicht ein Staatssystem oder ein Geflecht von Institutionen unter- sucht werden, sondern es sollen außenpolitische Entscheidungen betrachtet werden, die innerhalb eines stabilen und nicht in Frage stehenden Systems getroffen wurden. Einige Beispiele für Texte mit einer breiteren, auf Institutionengefüge bezogenen, Be- trachtungsweise sind die Arbeiten von Aurel Croissant et al, James Mahoney oder Ge- rhard Lehmbruch. Croissant verwendete die Pfadabhängigkeit „zur Erklärung der Ver- änderungen des Verhältnisses von Militär und Zivilisten“77. Mahoney untersuchte die Regimewechsel in Mittelamerika im 19. und 20. Jahrhundert.78 Lehmbruch betrachtete die Entwicklung des unitarischen Bundesstaates in Deutschland.79 Er beschrieb die Pfadabhängigkeit in Anlehnung an Pierson mit einer starken Betonung auf increasing returns:
„Pfadabhängige Entwicklungen sind vielmehr dadurch charakterisiert, dass Strukturen, die in einer eigentümlichen historischen Ausgangssituation entstanden sind, in der Folge dazu tendieren sich selbst zu reproduzieren.“80
Als Text, der sich mit dem Politikfeld Sozialpolitik beschäftigt, lässt sich der Aufsatz von Christoph Conrad anführen. Conrad behandelte in diesem die Entwicklung bzw. die „Kontinuität ihrer Grundprinzipien“81 der deutschen Sozialpolitik „vom Kaiserreich über die Weimarer Republik und die NS-Diktatur bis hin zur Bundesrepublik“82. Ein weiteres Werk, das sich mit Pfadabhängigkeit in der Sozialpolitik beschäftigte, stammt von Schmidt et al. In diesem wurde primär der Wohlfahrtsstaat untersucht. Eine der Untersuchungsmethoden war dabei die Pfadabhängigkeit.83 Reimut Zohlnhöfer attestierte der deutschen Politik Pfadbrüche im Bereich der Arbeitsmarktund Finanzpolitik zur Zeit der deutschen Einheit.84
Richard Rose und Phillip L. Davies hingegen bezogen die Pfadabhängigkeit auf die gesamte Staatstätigkeit, untersuchten diese jedoch anhand des Haushaltsvolumens und machten die Pfadabhängigkeit an der hohen Kontinuität des Haushaltes fest. In der Sozialpolitik stellten sie eine besonders hohe Kontinuität fest und erklärten, dass diese mit der Bindung an die Lebensumstände des Einzelnen zusammenhing.85
[...]
1 North Atlantic Treaty Organization
2 Pierson (2000): S. 252 Pierson, Paul: Increasing returns, path dependence, and the study of politics. in: The American Political Science Review. Vol. 94 No. 2. 2000
3 Beyer (2006) S. 14 Beyer, Jürgen: Pfadabhängigkeit - über institutionelle Kontinuität, anfällige Stabilität und fundamentalen Wandel. Frankfurt am Main 2006
4 Arthur (1983): Original von 1983: Arthur, W. Brain: On Competing Technologies and Historical Small Events: The Dynamics of Choice Under Increasing Returns. in: Working Paper 83-90 at the International Institute for Applied Systems Analysis, Luxemburg, Austria.Nachdruck von 1989: Arthur, W. Brain: On Competing Technologies and Historical Small Events: The Dynamics of Choice Under Increasing Returns. in: The Economic Journal. Vol. 99 No. 394. 1989 S. 116-131
5 David (1985): David, Paul A.: Clio and Economics of the QWERTY. in: The American Economic Review. Vol. 75 No. 2. Papers and Proceedings of the Ninety-Seventh Annual Meeting of the American Economic Association. 1985 S. 332-337
6 Im Folgenden wird Video Home System mit VHS abgekürzt.
7 Beeinflussung durch Werbung oder Freunde in der Kaufentscheidung sind an dieser Stelle nicht be- rücksichtigt.
8 Vgl. Ackermann (2001): S. 17 Ackermann, Rolf: Pfadabhängigkeit, Institutionen und Regelreform. Die Einheit der Gesellschaftswissenschaften. Band 120. Tübingen 2001
9 Vgl. Pierson (2000): S. 253
10 Ackermann (2001): S. 14f
11 Liggett (2002): S. 4 Liggett, Thomas M.: Interacting Particle Systems - An Introduction. http://www.math.vu.nl/~rmeester/onderwijs/Interacting_Particle_Systems/liggett.pdf (abgerufen am 09.09.2011)
12 Liggett (2005): S. 226-263 Liggett, Thomas M.: Interacting Particle Systems. Berlin Heidelberg 2005
13 David (1993): S. 212f David, Paul A.: Path-Dependence and Predictability in Dynamic Systems with Local Network Externalities: A Paradigm for Historical Economics. in: Foray, Dominique/ Freeman, Christopher (Hrsg.): Technology and the Wealth of Nations. London, 1993, S. 208-231
14 Pierson (2000): S. 252
15 Ackermann (2001): S.15f
16 Beyer (2006): S. 16
17 Arthur (1994): S. 112-119 Arthur, W. Brain: Increasing Returns and Path Dependence in the Economy. Michigan 1994
18 Beyer (2006): S. 15
19 Pierson (2000): S. 253
20 Robertson (2007): S. 22 Robertson, Krystina: Ereignisse in der Pfadabhängigkeit: Theorie und Empirie. Marburg 2007
21 Eben da (Im Folgenden ebd. abgekürzt.)
22 Arthur (1994)
23 David (1985)
24 David (1985): S. 336
25 David (1985): S. 332 (Hervorhebungen aus dem Original übernommen.)
26 David (1985): S. 335f
27 David (1994): S. 208 David, Paul A.: Why Are Institutions the ‘Carriers of History’?: Path Dependence and the Evolution of Conventions, Organizations and Institutions. in: Structural Change and Economic Dynamics. Vol. 5 No. 2. 1994 S.205-220
28 ebd.
29 Liebowitz/ Margolis (1999): S. 982 Liebowitz, Stan/ Margolis, Stephen: Path Dependence http://encyclo.findlaw.com/0770book.pdf (abgerufen am 11.09.2011)
30 David (2000): S. 6f David, Paul A.: Path dependence, its critics and the quest for ‘historical economics’ http://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/download?doi=10.1.1.8.1129&rep=rep1&type=pdf (abgerufen am 11.09.2011)
31 Robertson (2007): S. 19
32 Keilbach (2002): S. 244 Keilbach, Max, Korreferat zu Rolf Ackermann: Anmerkungen zum Begriff Pfadabhängigkeit in Institutionen - Kann die Evolution versagen? in: Lehmann-Waffenschmidt, Marco (Hrsg.): Perspektiven des Wandels, Evolutorische Ökonomik in der Anwendung. Marburg 2002
33 Keilbach (2002): S. 245f
34 Keilbach (2002): S. 246
35 David (1985): S. 335
36 Ausführlich bei: Beichelt/ Montgomery (2003): S. 107-227 Beichelt, Frank E./ Montgomery, Douglas C. (Hrsg.): Teubner-Taschenbuch der Stochastik. Wahrscheinlichkeitstheorie, Stochastische Prozesse, Mathematische Statistik. Stuttgart, Leipzig, Wiesbaden 2003
37 Robertson (2007): S. 28 Kritisch zu Liebowitz und Margulies: Ackermann (2002): S. 227-231 Ackermann, Rolf:Netzwerkexternalitäten. in: Lehmann-Waffenschmidt, Marco (Hrsg.): Perspektiven des Wandels, Evolutorische Ökonomik in der Anwendung. Marburg 2002
38 Keilbach (2002): S. 248f sowie Robertson (2007) S. 29f
39 Ausführlich zum Diskurs: Keilbach (2002) sowie Robertson (2007)
40 Liebowitz/ Margolis (1999)
41 Pierson (2000): S. 257
42 Offiziel genannt: The Sveriges Riksbank Prize in Economic Sciences in Memory of Alfred Nobel
43 Official Web Site of the Nobel Prize http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/economics/laureates/1993/ (abgerufen am 13.09.2001)
44 Leipold (1996): S. 97-100 Leipold, Helmut: Zur Pfadabhängigkeit der institutionellen Entwicklung. Erklärungsansätze des Wandels von Ordnung. in: Cassel, Dieter (Hrsg.): Entstehung und Wettbewerb von Systemen, Schriften des Vereins für Socialpolitik Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Neue Folge Band 246. Berlin 1996
45 Die Diskussionen und Entwicklungen der Pfadabhängigkeit in der Soziologie sollen in dieser Arbeit nicht dargestellt werden.
46 Lipset/ Rokkan (1967) zitiert nach Pierson (2000): S.258
47 Schmidt (2004): S. 529 Schmidt, Manfred G.: Wörterbuch zur Politik. 2. Auflage Stuttgart 2004
48 vgl. Schmidt (2004): S.529
49 North (1991): S. 97 North, Douglas C.: Institutions. in: The Journal of Economic Perspectives. Vol.5 No. 1. S. 97-112
50 Pierson (2000)
51 Pierson (2000): S. 251f
52 Sewell (1996) Sewell, William H: Three Temporalities: Toward an Eventful Sociolgy. in:McDonald, Terrance J./ Arbor, Ann (Hrsg.): The Historic Turn in the Human Sciences. Michigan 1996
53 Sewell (1996): S. 262f
54 Pierson (2000): S. 252
55 Levi (1997): S. 28 Levi, Margaret: A Model, a Method, and a Map: Rational Choice in Comparative and Historical Analysis. in: Lichbach, Mark I./ Zuckerman, Alan S. (Hrsg.): Comparative Politics: Rationality, Culture and Structure. Cambridge 1997
56 Pierson (2000): S. 252
57 Pierson (2000): S. 252
58 Pierson (2000): S. 257
59 Pierson (2000): S. 259
60 Pierson (2000): S. 261
61 Pierson (2000): S. 262
62 Dass der Käufer vor seiner Kaufentscheidung durch Werbung, Marketingstrategien und Trends in seiner Entscheidung beeinflusst wird oder werden kann, soll hier nicht weiter ausgeführt werden.
63 Pierson (2000): S. 258
64 ebd.
65 ebd.
66 Es wird von der deutschen Demokratie als Staatssystem ausgegangen.
67 ebd.
68 Pierson (2000): S. 259
69 ebd.
70 ebd.
71 Pierson (2000): S. 260
72 Pierson (2000): S. 261
73 Pierson (1994) Pierson, Paul: The Path to European Integration: A Historical Institutionalist Perspective. Program for the Study of Germany and Europe. Working Paper No. 5.2 Boston 1994. sowie in:Comparative Political Studies 1996 Vol. 29 No. 2. S. 123-163
74 Pierson (1994): S. 4
75 Pierson (2000)
76 Pierson (1994)
77 Croissant (2011): S. 76 Croissant, Aurel/ Kühn, David/ Chambers Paul W./ Völkel, Philip/ Wolf,Siegfried O.: Theorizing civilian control of the military in emerging democracies: agency, structure and institutional change. Zeitschrift für vergleichende Politikwissenschaften. Band 5 Nr.1 2011. S. 75-98
78 Mahoney (2001) Mahoney, James: Path-Dependent Explanations of Regime Change: CentralAmerica in Comparative Perspective. in: Studies in Comparative International Development Vol. 36 Nr.1. 2001 S. 111-141
79 Lehmbruch (2002) Lehmbruch, Gerhard: Der unitarische Bundesstaat in Deutschland: Pfadabhän- gigkeit und Wandel. Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung Discussion Paper 02/2. Köln 2002
80 Lehmbruch (2002): S. 13
81 Conrad (1998): S. 101 Conrad, Christoph: Alterssicherung. in: Hockerts, Hans Günter (Hrsg.): Drei Wege deutscher Sozialstaatlichkeit. NS-Diktatur, Bundesrepublik und DDR im Vergleich. Schriftreihe der Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte Band 76. München 1998
82 Conrad (1998): S. 101
83 Schmidt (2007): S. 85- 95 Schmidt, Manfred G./ Ostheim, Tobias: Theorien und Methoden in:Schmidt, Manfred G./ Ostheim, Tobias/ Siegel, Nico A./ Zohlnhöfer, Reimut (Hrsg.): Der Wohlfahrtsstaat. Eine Einführung in den historischen und internationalen Vergleich. Wiesbaden 2007
84 Zohlnhöfer (2001): S. 675 Zohlnhöfer, Reimut: Parteien, Vetospieler und der Wettbewerb um Wählerstimmen. Politische Vierteljahresschrift, Jg. 42. 2001, Heft 4. S. 655-682
85 Rose/ Davies (1994): S. 238 Rose, Richard/ Davies, Phillip L.: Inheritance in Public Policy: Change without Choice in Britain. New Haven und London 1994
- Quote paper
- Jonathan Walter (Author), 2012, Pfadabhängigkeit und die deutsche Außenpolitik. Der Weg der Entscheidung zum Kosovo Einsatz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/201710
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