Die Individualisierungsthese von Ulrich Beck, welche er in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts in seinem Buch „Risikogesellschaft“ veröffentlichte, wird auch heute noch kontrovers diskutiert. Daher soll im Folgenden ein Überblick verschafft werden was mit Individualisierung überhaupt gemeint ist und welche unterschiedlichen Ansichten bezüglich des Themas zu finden sind. Das Hauptthema der Arbeit wird sich, wegen dessen Aktualität, auf die These Ulrich Becks konzentrieren und unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchten. Es soll deutlich gemacht werden was seine These auszeichnet und in wieweit sie sich von früheren Konzepten zu diesem Thema abgrenzt. Da die Begriffe „Erste Moderne“ und „Zweite Moderne“ grundlegend wichtig sind um seinen Ansatz wiederzugeben, wird im ersten Teil auf diese Thematik eingegangen, bevor seine Theorie der „dreifachen Individualisierung“ erläutert wird. Darin beschreibt er drei Dimensionen, die den Individualisierungsprozess charakterisieren. Im Anschluss daran werden die Folgen der Individualisierung für das Individuum genauer betrachtet und es wird versucht die Thematik anschaulich zu gestalten und zu erklären, indem der Prozess und die Folgen der Individualisierung am Beispiel der Frau aufgezeigt werden. Der letzte Punkt setzt sich mit der Kritik und den offenen Fragen zu Ulrich Becks These auseinander, welche trotz, oder gerade wegen, des Erfolgs seiner Theorie, vielfältig aufgetreten sind. Als Literatur wurden überwiegend Veröffentlichungen von Ulrich Beck verwand um einen tieferen Einblick in das Komplexe Thema zu erhalten. Durch das Aufführen der Kritik and der These Ulrich Becks soll die Objektivität jedoch erhalten bleiben und kritisch untersucht werden ob die These wissenschaftlichen Bestand hat.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Der Begriff Individualisierung
3. Ulrich Becks Individualisierungsthese
3.1 Erste und Zweite Moderne
3.2 Die dreifache Individualisierung
3.3 Folgen der Individualisierung
3.4 Die Individualisierung am Beispiel der Frau
4. Kritik an der These Ulrich Becks
5. Fazit und Diskussion
6. Literaturverzeichnis
Einleitung
Die Individualisierungsthese von Ulrich Beck, welche er in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts in seinem Buch „Risikogesellschaft“ veröffentlichte, wird auch heute noch kontrovers diskutiert. Daher soll im Folgenden ein Überblick verschafft werden was mit Individualisierung überhaupt gemeint ist und welche unterschiedlichen Ansichten bezüglich des Themas zu finden sind. Das Hauptthema der Arbeit wird sich, wegen dessen Aktualität, auf die These Ulrich Becks konzentrieren und unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchten. Es soll deutlich gemacht werden was seine These auszeichnet und in wieweit sie sich von früheren Konzepten zu diesem Thema abgrenzt. Da die Begriffe „Erste Moderne“ und „Zweite Moderne“ grundlegend wichtig sind um seinen Ansatz wiederzugeben, wird im ersten Teil auf diese Thematik eingegangen, bevor seine Theorie der „dreifachen Individualisierung“ erläutert wird. Darin beschreibt er drei Dimensionen, die den Individualisierungsprozess charakterisieren. Im Anschluss daran werden die Folgen der Individualisierung für das Individuum genauer betrachtet und es wird versucht die Thematik anschaulich zu gestalten und zu erklären, indem der Prozess und die Folgen der Individualisierung am Beispiel der Frau aufgezeigt werden. Der letzte Punkt setzt sich mit der Kritik und den offenen Fragen zu Ulrich Becks These auseinander, welche trotz, oder gerade wegen, des Erfolgs seiner Theorie, vielfältig aufgetreten sind. Als Literatur wurden überwiegend Veröffentlichungen von Ulrich Beck verwand um einen tieferen Einblick in das Komplexe Thema zu erhalten. Durch das Aufführen der Kritik and der These Ulrich Becks soll die Objektivität jedoch erhalten bleiben und kritisch untersucht werden ob die These wissenschaftlichen Bestand hat.
2. Der Begriff Individualisierung
Von dem Prozess der Individualisierung kann seit dem Übergang vom Mittelalter in die Renaissance gesprochen werden. Es gibt eine Vielzahl an Individualisierungs-Konzeptionen, unter anderen von Georg Simmel, Emile Durkheim und Max Weber, bei denen sich zwei verschiedene Sichtweisen auf den Prozess der Individualisierung gegenüber stehen. Zum einen wird davon ausgegangen, dass das Individuum durch auferlegte Rollen der Gesellschaft eine Unterdrückung erfährt und in seiner freien Entfaltung gehindert wird. Zum anderen wird argumentiert, dass erst die Gesellschaft den Menschen zum Individuum macht (vgl. Farzin/Jordan 2008, S. 114 ff.). Im Folgenden wird die These von Ulrich Beck zum Thema Individualisierung näher betrachtet, die keiner der erwähnten Ansichten eindeutig zugeordnet werden kann. Einer der Unterschiede zu den Theorien von Georg Simmel, Emile Durckheim und Max Weber, welche ihre Theorien am Anfang des 20. Jahrhunderts erstellten, „liegt darin: Heute werden die Menschen nicht aus ständischen, religiös-transzendentalen Bindungen in die Welt der Industriegesellschaft „entlassen“, sondern aus der Industriegesellschaft in die Turbulenzen der Weltrisikogesellschaft“ (Beck 1995, S. 185; Hervorh. d. Verf.).
3. Ulrich Becks Individualisierungsthese
In seinem 1986 erschienenen Buch „Risikogesellschaft – Auf dem Weg in eine andere Moderne“, beschreibt der Soziologe Ulrich Beck die zunehmende Individualisierung im Zusammenhang mit dem Übergang in eine Zweite Moderne.
3.1 Erste und Zweite Moderne
Ulrich Beck unterscheidet bei seiner Theorie zwischen der Ersten und der Zweiten Moderne. Die Industriegesellschaftliche Erste Moderne ist durch allgemeinen technischen und wirtschaftlichen Fortschritt aus der Agrargesellschaft entstanden. Dieser soziale Wandel vollzog sich bewusst und gewollt, da er mit der Hoffnung verbunden war materielle Mängel zu überwinden (vgl. Volkmann 2007, S. 24). Trotz Abkehr von alten Traditionen, wie religiöse und ständische, ist das Individuum noch in Kernfamilien, Geschlechterrollen und Klassen eingebunden (vgl. Beck 1995, S. 187). Die Risiken welche das Individuum trägt, sind in der Ersten Moderne hierarchisch verteilt. Das größte Risiko, etwa im Bezug auf Armut oder die Gesundheit, trägt demnach wer am wenigsten Besitzt (vgl. Volkmann 2007, S. 26). Dieser Wandel war gegen 1960 abgeschlossen und entwickelt sich seither in einem eigendynamischen Prozess zu einer Zweiten Moderne. Diesen Prozess charakterisiert Ulrich Beck als unbewusst und latent. Er nennt dies auch reflexive Modernisierung, da sich die fortschreitenden Modernisierungsprozesse dadurch auszeichnen, immer mehr mit der Bewältigung von selbstverursachten Problemen beschäftigt und konfrontiert zu sein (vgl. Volkmann 2007, S. 24). Beispielsweise sind Umweltverschmutzung, Klimawandel oder Atommüll Beiprodukte von Modernisierungsprozessen welche zum Problem für die Gesellschaft geworden sind. Auch die Risiken für den Einzelnen haben sich dadurch verändert, denn die Modernisierungsrisiken gelten für alle. So ist z. B. die von der Industrie verursachte Schadstoffbelastung der Gewässer ein Problem das alle betrifft und unabhängig vom Einkommen zu sehen. Aus diesem Grund spricht Ulrich Beck auch von einer „Risikogesellschaft“, in der die Menschen der Zweiten Moderne leben (vgl. Volkmann 2007, S. 26). Ein weiteres wichtiges Merkmal dieser neuen Moderne ist die verstärkte Individualisierung, welche in Deutschland durch das starke Wirtschaftswachstum Mitte des 20. Jahrhunderts in Gang gesetzt wurde. Auf einmal gab es „ein kollektives Mehr an Einkommen, Bildung, Mobilität, Recht, Wissenschaft, Massenkonsum“ (Beck 1986, S. 122; Hervorh. d. Verf.). Durch diesen Aufschwung hatten die Menschen im Durchschnitt ein kürzeres Arbeitsleben, verdienten jedoch mehr und es verlängerten sich die Lebenszeiten. Dies führte zu einer allgemeinen Verbesserung der Lebensbedingungen, wodurch die Klassen im Ganzen eine Etage höher stiegen. Daher bezeichnet Ulrich Beck dies auch als den Fahrstuhleffekt (vgl. Beck 1986, S. 124).
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