Die letzten Jahrzehnte waren durch starke strukturelle und historisch bedeutende Veränderungen gezeichnet, die unser Leben prägen sollten. Zum einen dehnte sich die technische Entwicklung weiter aus und drang in immer mehr Lebensbereiche vor. Nachrichten werden per App empfangen, Briefe wurden durch E-Mails substituiert und Geld wurde mit Hilfe elektronischer Hilfsmittel immer schneller und kostengünstiger transferiert.
Elektronische Abrechnungssysteme, wie beispielsweise das Real Time Gross Settlement (RGTS) System, vereinfachten und beschleunigten den Zahlungsverkehr zwischen den Staaten enorm. Jedoch entstand daraus natürlich auch eine Fülle unterschiedlicher länderspezifischer Abrechnungssysteme.
Zum anderen wurde der Europäische Integrationsprozess weiter vorangetrieben und 1992 wurde in Maastricht eine Gemeinsame Währungsunion beschlossen. Im Zuge der Implementierung der monetären Union 1999 wurde eine Integration der unterschiedlichen Zahlungs- und Abrechnungssystem unabdingbar.
Dazu musste ein universelles System eingeführt werden, das die nationalen Systeme verbindet beziehungsweise (bzw.) ersetzt. Das TARGET-System war geboren. Die Nachfolgeversion TARGET2 sollte Probleme der ersten Version beheben und den Zahlungsverkehr noch effizienter gestalten. Jedoch ergaben sich in Folge der Finanzkrise 2008 auch erhebliche Probleme mit diesem System.
Es akkumulierten sich aufgrund des Funktionsmechanismus TARGET2s riesige Beträge in den Bilanzen der Zentralbanken (ZB), die Haftungsrisiken und andere Auswirkungen mit sich brachten. Die Entdeckung der Salden in der Bilanz der Europäischen Zentralbank (EZB) durch Prof. Dr. Hans-Werner Sinn und die Veröffentlichung dieser Problematik in der Wirtschaftswoche1 beschäftigte in der Folge viele Ökonomen, die sich seither zahlreichen kontroversen Diskussionen hingeben.
Dabei geht es vor allem um die Deutung dieser Salden und ihre implizierten Risiken für die EU und die nationalen Staaten der europäischen Währungsunion. Eine genaue ökonomische Analyse dieser TARGET2 Problematik soll einen Einblick in diese interessante Thematik liefern. Ziel dieser Arbeit ist es nun, die Gründe der akkumulierten Salden zu finden, sie wissenschaftlich zu diskutieren und mögliche Lösungsvorschläge, zur Beseitigung der Salden, aufzuzeigen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Aufbau der Arbeit
- Evaluation der TARGET2-Problematik
- I. Ökonomische Analyse der TARGET2-Salden
- I.1 Harmonisierung der nationalen Zahlungssysteme und die Einführung TARGET2
- I.1.1 Weg zum TARGET2-System
- I.1.2 Das TARGET2-System
- I.2 Entstehung der TARGET2-Salden
- I.3 TARGET2 in der EZB-Bilanz
- I.3.1 Bilanzen der Zentralbanken
- I.3.2 TARGET2 in der Bilanz
- I.3.3 Haftungsproblematik der TARGET2-Salden
- I.4 TARGET2 in der Zahlungsbilanz
- I.4.1 Zahlungsbilanz
- I.4.2 TARGET2 in der Zahlungsbilanz
- I.5 Entwicklung der TARGET2-Salden im Zeitablauf
- I.1 Harmonisierung der nationalen Zahlungssysteme und die Einführung TARGET2
- II. Wissenschaftliche Diskussion über die TARGET2-Problematik und Lösungsvorschläge zu deren Reduktion
- II.1 Finanzmarktkrise 2007 und Sudden Stop
- II.2 Wissenschaftlicher Diskurs über den fortwährenden Anstieg nach der Finanzkrise
- II.2.1 Finanzierung des Leistungsbilanzdefizits der GIIPS-Staaten
- II.2.2 Kapitalflucht aus den GIIPS-Ländern
- II.2.3 Verknüpfung beider Theorien
- II.2.4 Abgeleitete Hypothesen und deren wissenschaftlicher Diskurs
- II.2.4.1 Kreditverdrängungshypothese
- II.2.4.2 Fiskalhypothese
- II.3 Lösungsvorschläge und deren Risiken
- II.3.1 Amerikanisches Modell
- II.3.2 Zinsanreizsysteme bzw. Deckelungen zur Begrenzung der TARGET2-Salden
- II.3.3 Supranationaler Bankensektor und Fiskalunion
- I. Ökonomische Analyse der TARGET2-Salden
- Kritische Reflexion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die ökonomischen Ursachen der akkumulierten TARGET2-Salden und diskutiert mögliche Lösungsansätze. Die Arbeit analysiert den Mechanismus des TARGET2-Systems und seine Auswirkungen auf die Bilanzen der nationalen Zentralbanken und der EZB. Ein Schwerpunkt liegt auf der wissenschaftlichen Debatte um die Interpretation der Salden und die damit verbundenen Risiken.
- Entstehung und Funktionsweise des TARGET2-Systems
- Analyse der TARGET2-Salden in den Bilanzen der Zentralbanken
- Zusammenhang zwischen TARGET2-Salden und Zahlungsbilanzen
- Wissenschaftliche Diskurse zur Erklärung des Saldenanstiegs
- Bewertung verschiedener Lösungsvorschläge zur Reduktion der TARGET2-Problematik
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die Problemstellung der akkumulierten TARGET2-Salden dar, die im Zuge der Finanzkrise 2008 entstanden sind und seither Gegenstand kontroverser Diskussionen in der ökonomischen Wissenschaft sind. Sie beschreibt den Aufbau der Arbeit, der aus zwei Hauptkapiteln besteht, einem theoretischen Teil und einem Teil mit der wissenschaftlichen Diskussion und Lösungsvorschlägen.
I. Ökonomische Analyse der TARGET2-Salden: Dieses Kapitel liefert die theoretische Grundlage zum Verständnis der TARGET2-Salden. Es erklärt die Funktionsweise des TARGET2-Systems, detailliert die Entstehung der Salden anhand von Beispielen (Güterkauf, Kapitalabzug, Kreditinanspruchnahme) und analysiert deren Auswirkungen auf die Bilanzen der Zentralbanken und die Zahlungsbilanzen der beteiligten Länder. Besonderes Augenmerk liegt auf der Haftungsproblematik im Zusammenhang mit den Salden.
II. Wissenschaftliche Diskussion über die TARGET2-Problematik und Lösungsvorschläge zu deren Reduktion: Aufbauend auf den theoretischen Grundlagen des ersten Kapitels diskutiert dieses Kapitel die divergierenden wissenschaftlichen Meinungen zur Erklärung des anhaltenden Anstiegs der TARGET2-Salden nach der Finanzkrise. Es werden zwei Haupttheorien vorgestellt: die Finanzierung von Leistungsbilanzdefiziten und die Kapitalflucht aus Krisenländern. Darüber hinaus werden alternative Hypothesen und verschiedene Lösungsansätze, wie das amerikanische Modell, Zinsanreizsysteme und die Implikationen einer Fiskalunion, vorgestellt und kritisch bewertet.
Kritische Reflexion: Die kritische Reflexion fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und betont die komplexen ökonomischen Zusammenhänge zwischen dem TARGET2-System, den Zahlungsbilanzen und den verschiedenen wissenschaftlichen Erklärungsansätzen. Es werden nochmals die wesentlichen Erkenntnisse hervorgehoben und mögliche zukünftige Forschungsfragen skizziert.
Schlüsselwörter
TARGET2, TARGET2-Salden, Eurokrise, Zahlungsbilanz, Zentralbankbilanzen, EZB, GIIPS-Staaten, DNFL-Staaten, Leistungsbilanzdefizit, Kapitalflucht, Refinanzierungskredite, Haftungsproblematik, Fiskalunion, Amerikanisches Modell, Kreditverdrängung, Wettbewerbsfähigkeit.
Häufig gestellte Fragen zur Bachelorarbeit: Ökonomische Analyse der TARGET2-Salden
Was ist der Gegenstand dieser Bachelorarbeit?
Die Arbeit untersucht die ökonomischen Ursachen der akkumulierten TARGET2-Salden und diskutiert mögliche Lösungsansätze. Im Fokus steht die Analyse des TARGET2-Systems, seiner Auswirkungen auf die Bilanzen nationaler Zentralbanken und der EZB, sowie die wissenschaftliche Debatte um die Interpretation der Salden und damit verbundenen Risiken.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Schwerpunkte: Entstehung und Funktionsweise des TARGET2-Systems, Analyse der TARGET2-Salden in den Bilanzen der Zentralbanken, den Zusammenhang zwischen TARGET2-Salden und Zahlungsbilanzen, wissenschaftliche Diskurse zur Erklärung des Saldenanstiegs und die Bewertung verschiedener Lösungsvorschläge zur Reduktion der TARGET2-Problematik.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, zwei Hauptkapitel und eine kritische Reflexion. Kapitel I bietet eine ökonomische Analyse der TARGET2-Salden, einschließlich der Funktionsweise des Systems, der Entstehung der Salden und deren Auswirkungen auf die Bilanzen. Kapitel II befasst sich mit der wissenschaftlichen Diskussion um die Salden, verschiedenen Erklärungsansätzen (z.B. Finanzierung von Leistungsbilanzdefiziten, Kapitalflucht) und Lösungsvorschlägen (z.B. amerikanisches Modell, Zinsanreizsysteme, Fiskalunion).
Welche wissenschaftlichen Theorien werden diskutiert?
Die Arbeit diskutiert verschiedene wissenschaftliche Theorien zur Erklärung des Anstiegs der TARGET2-Salden. Im Mittelpunkt stehen die Theorien zur Finanzierung von Leistungsbilanzdefiziten der GIIPS-Staaten und zur Kapitalflucht aus diesen Ländern. Zusätzlich werden abgeleitete Hypothesen wie die Kreditverdrängungshypothese und die Fiskalhypothese behandelt.
Welche Lösungsansätze werden vorgestellt und bewertet?
Die Arbeit präsentiert und bewertet verschiedene Lösungsansätze zur Reduktion der TARGET2-Problematik. Dazu gehören das amerikanische Modell, Zinsanreizsysteme oder Deckelungen zur Begrenzung der Salden und die Implikationen einer supranationalen Bankenaufsicht und Fiskalunion.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für die Arbeit?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: TARGET2, TARGET2-Salden, Eurokrise, Zahlungsbilanz, Zentralbankbilanzen, EZB, GIIPS-Staaten, DNFL-Staaten, Leistungsbilanzdefizit, Kapitalflucht, Refinanzierungskredite, Haftungsproblematik, Fiskalunion, Amerikanisches Modell, Kreditverdrängung, Wettbewerbsfähigkeit.
Was ist die zentrale Erkenntnis der Arbeit?
Die Arbeit betont die komplexen ökonomischen Zusammenhänge zwischen dem TARGET2-System, den Zahlungsbilanzen und den verschiedenen wissenschaftlichen Erklärungsansätzen für den Anstieg der TARGET2-Salden. Sie hebt die Notwendigkeit einer umfassenden Analyse und die Herausforderungen bei der Suche nach geeigneten Lösungsansätzen hervor.
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- Paul Möckel (Author), 2012, Das TARGET2-System im internationalen Zahlungsverkehr: Die TARGET2-Problematik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/201441