Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es eine Personaldiagnostik und eine Personalentwicklung von Amateur und Profi-Fußballspielern durchzuführen. Als Grundlage für die Auswahl der Anforderungsdimensionen dienten Arbeiten der ABO und der Sportpsychologie.
Für die Diagnostik wurde ein multimethodaler Ansatz gewählt, der ein simulati-onsorientiertes Verfahren und ein konstruktorientiertes Verfahren beinhaltete.
Die dem simulationsorientierten Verfahren zu Grunde liegende Idee, bestand in der Diagnose von Entscheidungsverhalten in taktischen Situationen. Dazu wurden in Studie 1 Teilaspekte eines Modells zur Klassifikation taktisch-psychologischer Entscheidungen konzipiert und überprüft. Das Ergebnis der ersten Studie war die Bestätigung der taktischen Kategorien nicht aber der ent-scheidungspsychologischen Kategorien des Modells.
In Studie 2 wurde neben der simulationsorientierten Diagnose von Entschei-dungsverhalten im Fußball zusätzlich eine konstruktorientierter Diagnose, be-stehend aus den Dimensionen Teamorientierung, Flexibilität, Leistungsmotivation und Stressregulation durchgeführt. Die Erhebung erfolgte an vier Mannschaften mit insgesamt 59 Spielern. Als erstes Ergebnis des Instruments zum Entscheidungsverhalten zeigte sich, dass die Spieler die vorgegeben taktischen Situationen als bedeutsam für Training und Spiel bewerteten. Weiterhin wählten die Spieler in den gruppentaktischen Be-reichen die Varianten, die die höchste Erfolgswahrscheinlichkeit besaßen. Durch die Manipulation zwischen Gewinn- und Verlustkontext wurden unterschiedliche Alternativen gewählt, allerdings konnte keine Verschiebung des Risikoniveaus verzeichnet werden. Des Weiteren konnte eine Abhängigkeit des Komplexitätsgrades einer Entscheidung von der Kongruenz der Spielposition mit der tatsächlichen Spielposition des Spielers gezeigt werden. Differentialdiagnostisch zeigte sich zwischen Spielern unter-schiedlicher Mannschaften weder ein signifikanter Unterschied bezüglich der Entscheidung und des Risikoniveaus der gewählten Alternativen, noch bezüglich der konstruktorientierten Verfahren. Die Ermittlung der Übereinstimmung zwischen Trainer und Spieler und die Ausprägungen in den konstruktorientierten Verfahren bilden die Grundlage zur Personalentwicklung. Dabei wurde pro Spieler ein Profil entwickelt, dass als Grundlage für Handlungsempfehlungen im Training dient. Implikationen für weitere Untersuchungen werden diskutiert.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Theorie
- 2.1 Annäherung aus Sicht der Diagnostik und Entwicklung
- 2.1.1 Ermittlung von Leistungskriterien im Sport
- 2.1.1.1 Analyse der Anforderungen
- 2.2 Annäherung aus entscheidungspsychologischer Sicht
- 2.2.1 Risiko-Motivations-Theorie (nach Trimpop, 1994)
- 2.2.2 Entscheidungen unter besonderer Beachtung situativer Faktoren
- 2.2.2.1 Prospect-Theory
- 2.2.2.2 Rubikon Modell
- 2.2.2.3 Level of Aspiration Theory
- 2.2.3 Personale Faktoren
- 2.2.3.1 Leistungsmotivation
- 2.2.3.2 Naive Stressregulation
- 2.2.3.3 Teamorientierung
- 2.2.3.4 Flexibilität
- 2.2.3.5 Risikodisposition
- 2.2.4 Entscheidungsverhalten
- 2.3 Person- Organisations- Fit
- 2.4 Zusammenfassung der theoretischen Grundlagen
- 2.1 Annäherung aus Sicht der Diagnostik und Entwicklung
- 3 Ziele der Untersuchung
- 4 Studie 1
- 4.1 Fragestellung zur Validierung eines Modells taktisch-psychologischer Entscheidungen im Fußball
- 4.2 Methode
- 4.2.1 Entwicklung der Spielsituationen und der Antwortalternativen
- 4.2.2 Überprüfung der Inhaltsvalidität des Modells taktisch-psychologischer Entscheidungen im Fußball
- 4.2.3 Stichprobe
- 4.2.4 Untersuchungsdurchführung
- 4.3 Ergebnis
- 4.4 Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit zielt darauf ab, ein Instrument zur Diagnose und Entwicklung des taktischen Entscheidungsverhaltens von Fußballspielern im Profi- und Amateurbereich zu entwickeln und zu evaluieren. Dabei soll ein multimethodaler Ansatz verfolgt werden, der sowohl simulationsorientierte als auch konstruktorientierte Verfahren einbezieht.
- Entwicklung und Validierung eines simulationsorientierten Instruments zur Diagnose des Entscheidungsverhaltens in taktischen Situationen im Fußball.
- Integration konstruktorientierter Verfahren, um relevante Persönlichkeitsmerkmale wie Teamorientierung, Flexibilität, Leistungsmotivation und Stressregulation zu erfassen.
- Analyse der Einflussfaktoren auf die Entscheidungsprozesse im Fußball, sowohl auf der Ebene der situativen Bedingungen als auch der individuellen Faktoren.
- Entwicklung von Handlungsempfehlungen für die Personalentwicklung und -diagnostik im Fußball, basierend auf den Ergebnissen der Untersuchung.
- Beitrag zum wissenschaftlichen Diskurs zur Personaldiagnostik und -entwicklung im Sport.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Personaldiagnostik und -entwicklung im Profi-Fußball ein und stellt die Relevanz der Untersuchung dar. Das zweite Kapitel präsentiert die theoretischen Grundlagen, indem es verschiedene Ansätze aus der Diagnostik, der Sportpsychologie und der Entscheidungspsychologie beleuchtet. Es werden die relevanten Anforderungen an Fußballspieler definiert, Modelle zur Beschreibung des Entscheidungsverhaltens vorgestellt und wichtige Persönlichkeitsmerkmale erläutert, die für den Erfolg im Fußball relevant sind. Das dritte Kapitel beschreibt die Ziele der Untersuchung und stellt die Forschungsfragen vor. Im vierten Kapitel wird die erste Studie präsentiert, die sich auf die Validierung eines Modells zur Klassifikation taktisch-psychologischer Entscheidungen im Fußball fokussiert.
Schlüsselwörter
Personaldiagnostik, Personalentwicklung, Profi-Fußball, Entscheidungsverhalten, taktische Entscheidungen, Simulationsorientierte Verfahren, Konstruktorientierte Verfahren, Teamorientierung, Flexibilität, Leistungsmotivation, Stressregulation, Person-Organisations-Fit.
- Arbeit zitieren
- Benjamin Koch (Autor:in), 2008, Personaldiagnostik und Entwicklung im Profi-Fußball, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200405