Der Tod Stalins am 5. März 1953 löste die „classic […] and most difficult crisis of any totalitarian regime“ aus. Darüber hinaus markiert sein Tod einen kritischen Punkt in der Geschichte des Kalten Krieges. Nicht etwa, weil dieser eine fundamentale Krise nach sich gezogen hätte, sondern weil er im Nachhinein bewusst machte, dass der Kalte Krieg sich dem Gestaltungswillen einzelner Politiker entzog und ein nach eigener Logik funktionierendes komplexes System darstellte. Anders formuliert: Stalin ging, der Kalte Krieg blieb. Ungeachtet dessen glaubte man an eine „veränderte Welt“. Für Bundeskanzler Konrad Adenauer war der Oberste Sowjet bei aller Abscheu Friedensgarant gegenüber einer nun ungewissen Zukunft: „Der Tod Stalins ist ein Ereignis, das die Friedensaussichten nicht erhöht. Die Kenner Moskaus […] waren sich darüber einig, daß, solange Stalin lebe, kein heißer Krieg kommen würde.“ Eine Einschätzung, die man auch jenseits des Atlantiks teilte. So antwortete US-Präsident Eisenhower am 11. März in einem Brief auf die Frage des 1951 ins Amt zurückgekehrten britischen Premier Churchill, ob er sich auf ein Treffen mit der neuen Regierung im Kreml einlassen würde: „[...] there could easily arise circumstances that would indicate action on a unilateral basis, and that it was therefore necessary that at bottom our two countries should always have confidence that neither would do anything to damage the other in such an eventuality.“ Jene sich in der Rückschau ungeachtet des anhaltenden Ringens um die Macht zwischen Malenkow, Berija und Chruschtschow als Krise des Augenblicks darstellende Zäsur bot Raum für unzählige Spekulationen. Welchen weltpolitischen Kurs würden Stalins Nachfolger einschlagen? Wird die UdSSR instabil und der Ostblock zerfallen? Was würde im kommunistischen China passieren? Oder existenzieller: wird es Krieg geben? Die Gesellschaften und Öffentlichkeiten des „Westens“ mussten in dieser kurzen wie kritischen Übergangsperiode für sich verhandeln, welche Auswirkungen diese Zäsur für sie, die Verbündeten und den Kalten Krieg zeitigen könnte.
Inhalt
1. Einleitung
2. Stalins Tod als akutes Medienereignis
2.1 Zeitungen als Quelle: Probleme und Reichweite
2.2 Akutes Medienereignis?
3. Das historische Umfeld: Kontexte
4. Erwartungen an die „veränderte Welt“ in FAZ und New York Times
4.1 Frankfurter Allgemeine Zeitung für Deutschland
4.2 New York Times International Air Edition
4.3 Gegenüberstellung
5. Fazit
Abkürzungen
Quellen
Literatur
- Quote paper
- Arian Teltschow (Author), 2012, Erwartungen an eine „Veränderte Welt“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200371
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