Über die Zusammenhänge der Entstehung von Entwicklungsstörungen aus dem Bindungskontext heraus will die vorliegende Arbeit informieren. Sie beleuchtet nach einer Einführung in die Bindungstheorie die maßgeblichen Einflussfaktoren für eine gestörte Bindungsbeziehung zwischen Kind und Bezugsperson, analysiert daraufhin entscheidende Faktoren der Entwicklungspsychopathologie des Kindes und gleicht die gefundenen Umstände mit dem Angebot der professionellen Hilfen ab. Schließlich stellt sie die Frage nach der Notwendigkeit von Fremdunterbringungsmaßnahmen bei Kindern drogenabhängiger Eltern und bewertet diese aus der Bindungsperspektive. So traurig der Ausgang des ‚Falles Kevin’ ist, so viel kann der Sozialpädagoge, der eine Kindeswohlgefährdung einschätzt und die daraufhin folgende Intervention ableitet, daraus lernen – vorausgesetzt, er verfügt über eine geeignete theoretische Schablone. Die folgenden Ausführungen arbeiten mit der These, dass die Bindungstheorie dafür infrage kommt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Eine Pflegefamilie für Kevin?
- TEIL A Die Bindungstheorie
- Der Mensch als Bindungswesen
- Bindung als evolutionäre Errungenschaft
- Neurobiologische Erkenntnisse
- Bindung als Voraussetzung zur Umweltexploration
- Konzeption der Bindungstheorie
- Einflüsse
- Bindung und
- Entstehung einer Bindung
- Ursprünge
- Die ,Fremde Situation'
- Bindungsstile
- Die sichere Bindung
- Die unsicheren Bindungen
- Die unsicher-vermeidende Bindung
- Die unsicher-ambivalente Bindung
- Die desorganisierte Bindung
- Verteilung
- Sensitivität der Bindungsperson
- Feinfühligkeit und Kooperation
- Kommunikation
- Bedeutung der Sensitivitätskonzepte
- Internale Arbeitsmodelle — Repräsentanzen der Bindungsmuster
- TEIL B Einflussfaktoren auf die Genese einer Bindungsstörung
- Die Bindungsrepräsentanzen drogenabhängiger Eltern - eine eigene Untersuchung
- Forschungskontext
- Die Probanden
- Der Fragebogen
- Durchführung der Befragung
- Ergebnisse
- Interpretation
- Bedeutung der Ergebnisse für die Bindung zum eigenen Kind
- Das suchtbelastete Familiensystem
- Die Eltern
- Zur Psychopathologie drogenabhängiger Eltern
- Der Begriff der Komorbidität im Kontext der Drogenabhängigkeit
- Die Posttraumatische Belastungsstörung
- Persönlichkeitsstörungen
- Suchtstörungen
- Depression
- Junge Mütter
- Zur Psychopathologie drogenabhängiger Eltern
- Das Kind
- Schwangerschaft und Geburt
- Auswirkungen des Drogenkonsums auf den Fötus
- Die pränatale (Ver-)Bindung zwischen Mutter und Kind
- Frühgeburt
- Das neonatale Entzugssyndrom
- Schwangerschaft und Geburt
- Die Bedingungen des Familiensystems
- Die sozio-ökonomische Situation
- Veränderungen durch das Methadon-Programm
- Interaktion und Erziehung in der Familie
- Die elterliche Partnerschaft
- Der Einfluss elterlicher Psychopathologie
- Erziehung
- Vernachlässigung und Missbrauch
- Elternverhalten und Bindungsmuster
- Die Eltern
- TEIL C Die kindliche Psychopathologie
- Das psychiatrisch auffällige Kind
- Persönlichkeitsentwicklung und Bindungsmuster
- Entwicklungspsychopathologie und Bindungsmuster
- Die Entstehung von Aggression und dissozialem Verhalten
- Störungen des Sozialverhaltens und antisoziale Persönlichkeitsstörung
- Bindungsstörungen
- Das psychiatrisch auffällige Kind
- TEIL D Die Aufgabenstellung professioneller Hilfen
- Unterstützung des Familiensystems
- Die Tagesgruppe
- Erziehungsberatung und Sozialpädagogische Familienhilfe
- Psychotherapie der Eltern
- Die Therapeutische Gemeinschaft
- Das STEEP-Programm
- Fremdunterbringung
- Die Trennung von Bindungspersonen
- Vollzeitpflege und Adoption
- Heimunterbringung
- In der Verantwortung für das Kind drogenabhängiger Eltern: Auf der Suche nach der gelingenden Bindung
- Resümee: Bindungstheorie und professionelle Intervention
- Unterstützung des Familiensystems
- Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Thematik der kindlichen Entwicklung im Kontext drogenabhängiger Eltern. Ziel ist es, die Auswirkungen des Drogenkonsums der Eltern auf die Genese einer Bindungsstörung des Kindes zu beleuchten und die Notwendigkeit von Fremdunterbringungsmaßnahmen zu bewerten.
- Die Bindungstheorie als Grundlage für die Analyse kindlicher Entwicklung
- Die Auswirkungen von Traumatisierungen auf die Eltern und ihre Fähigkeit zur Bindung
- Die Entstehung von Bindungsstörungen bei Kindern drogenabhängiger Eltern
- Die Bedeutung von professionellen Hilfen zur Unterstützung des Familiensystems
- Die Frage nach der Notwendigkeit von Fremdunterbringungsmaßnahmen im Sinne des Kindeswohls
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Fall „Kevin aus Bremen“ vor, der als tragischer Fall von Kindeswohlgefährdung durch einen drogenabhängigen Vater die Problematik der betroffenen Kinder verdeutlicht. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die Entstehung von Bindungsstörungen bei Kindern drogenabhängiger Eltern aus bindungstheoretischer Perspektive zu analysieren.
Teil A bietet eine umfassende Einführung in die Bindungstheorie. Er beleuchtet die biologischen Grundlagen der Bindung, die Entwicklung eines Bindungsmusters im ersten Lebensjahr und die verschiedenen Bindungsstile. Zudem werden die Internalen Arbeitsmodelle als Repräsentationen der Bindungserfahrungen vorgestellt.
Teil B beschäftigt sich mit den Einflussfaktoren auf die Genese einer Bindungsstörung. Im Fokus steht eine eigene Untersuchung der Bindungsrepräsentationen drogenabhängiger Eltern, die aufzeigt, dass diese überwiegend negative Erfahrungen in ihrer Kindheit gemacht haben und eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass diese Muster intergenerational übertragen werden. Zudem werden die Psychopathologie drogenabhängiger Eltern, die Problematik junger Mütter und die Bedingungen des suchtbelasteten Familiensystems näher beleuchtet.
Teil C analysiert die kindliche Psychopathologie im Kontext drogenabhängiger Eltern. Es werden die Auswirkungen der verschiedenen Bindungsstile auf die Persönlichkeitsentwicklung, die Entstehung von Aggression und dissozialem Verhalten sowie Störungen des Sozialverhaltens und die antisoziale Persönlichkeitsstörung im Kindes- und Jugendalter betrachtet. Schließlich werden Bindungsstörungen als schwerwiegende Beeinträchtigungen der Bindungsbeziehung und ihre Folgen für die kindliche Entwicklung beleuchtet.
Teil D befasst sich mit der Aufgabenstellung professioneller Hilfen im Umgang mit Kindern drogenabhängiger Eltern. Es werden verschiedene Interventionen, wie die Tagesgruppe, Erziehungsberatung, Sozialpädagogische Familienhilfe, Psychotherapie der Eltern, die Therapeutische Gemeinschaft und das STEEP-Programm, vorgestellt und ihre Effektivität sowie Grenzen im Hinblick auf die Bindungsentwicklung des Kindes diskutiert. Schließlich wird die Notwendigkeit von Fremdunterbringungsmaßnahmen, wie Vollzeitpflege und Heimunterbringung, im Kontext von Kindeswohlgefährdung und der Bindungstheorie bewertet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Bindungstheorie, die Genese von Bindungsstörungen, die Psychopathologie drogenabhängiger Eltern, die kindliche Entwicklungspsychopathologie, die Fremdunterbringung von Kindern, die Sozialpädagogische Familienhilfe, die Therapeutische Gemeinschaft, das STEEP-Programm, Kindeswohlgefährdung und die Bedeutung von professionellen Hilfen im Kontext von drogenbelasteten Familiensystemen.
- Die Bindungsrepräsentanzen drogenabhängiger Eltern - eine eigene Untersuchung
- Der Mensch als Bindungswesen
- Quote paper
- Christian Pönsch (Author), 2010, Suchtkranke Eltern und Bindungsentwicklung der Kinder: Vom Durchbrechen transgenerationaler Verflechtungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/199760
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