Im Aufsatzunterricht werden die Schülerinnen und Schüler mit fünf Grundformen konfrontiert, die sich durch eine unterschiedliche Textorganisation auszeichnen. Von den SchülerInnen wird dabei verlangt, dass sie sich jeweils auf die neuen Besonderheiten und Anforderungen einstellen. Während sich Bericht und Erzählung auf zeitliche Vorgänge beziehen und die Erörterung Gedanken zu ihrem Gegenstand hat, beziehen sich Beschreibung und Schilderung auf räumliche Verhältnisse.
Auch LehrerInnen müssen sich mit den verschiedenen Aufsatzarten auseinandersetzen und dadurch “unterschiedlich” korrigieren. Hinzu kommen das Problem der Gewichtung von Inhalt und Sprache sowie die Frage, wie wir die Zensierung den Kindern und Eltern verständlich machen können. Die Korrektur von Aufsätzen gehört zu den schwierigsten Aufgaben, die sich Lehrerinnen und Lehrern stellen.
Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit Überlegungen zur Beurteilung und Benotung zum Thema Bildbeschreibung. Grundlage bildet ein gymnasialer Beispielaufsatz der siebten Klassenstufe in Sachsen.
Nach der Verankerung der Bildbeschreibung im sächsischen Lehrplan für das Fach Deutsch erfolgt ei-ne Definition der Bildbeschreibung. Im Anschluss wird erläutert, inwieweit eine Bildbeschreibung für Schülerinnen und Schüler eine Herausforderung darstellt und welche Voraussetzungen für die Anfertigung einer guten und sinnvollen Bildbeschreibung erfüllt sein müssen. Der letzte Abschnitt des Theorieteils beschäftigt sich mit der Frage, welche Motive sich überhaupt für eine Bildbeschreibung eignen.
Auf Grundlage der Theorie erfolgen anschließend die Erstellung eines Erwartungsbildes bezüglich der Aufgabenstellung und des zu beschreibenden Bildes sowie die Aufstellung von konkreten Bewertungskriterien. Beide Beispielaufsätze werden anschließend anhand der Kriterien korrigiert, benotet und mit einem Worturteil versehen.
Alle dabei gewonnen Erkenntnisse einschließlich der aufgetretenen Schwierigkeiten werden abschließend innerhalb der Zusammenfassung thematisiert.
INHALTSVERZEICHNIS
Einleitung
1 Die Bildbeschreibung
1.1 Verankerung im sächsischen Lehrplan für das Fach Deutsch an Gymnasien
1.2 Definition Bildbeschreibung
1.3 Herausforderung Bildbeschreibung
1.4 Voraussetzungen für eine sinnvolle und gute Bildbeschreibung
1.5 Kriterien für die Bildauswahl
2 Beispielaufsätze
2.1 Bild mit Aufgabenstellung
2.2 Aufsätze
3 Erwartungsbild
4 Bewertungskriterien
5 Auswertung der Beispielaufsätze
5.1 Bewertung und Benotung anhand der aufgestellten Kriterien
5.2 Erläuterungen zur Beurteilung und Bewertung
5.3 Worturteile
5.3.1 Aufsatz Florian
5.3.2 Aufsatz Sarah
Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
Einleitung
Im Aufsatzunterricht werden die Schülerinnen und Schüler mit fünf Grundformen konfrontiert, die sich durch eine unterschiedliche Textorganisation auszeichnen. Von den SchülerInnen wird dabei verlangt, dass sie sich jeweils auf die neuen Besonderheiten und Anforderungen einstellen. Während sich Bericht und Erzählung auf zeitliche Vorgänge beziehen und die Erörterung Gedanken zu ihrem Gegenstand hat, beziehen sich Beschreibung und Schilderung auf räumliche Verhältnisse.1
Auch LehrerInnen müssen sich mit den verschiedenen Aufsatzarten auseinandersetzen und dadurch “unterschiedlich” korrigieren. Hinzu kommen das Problem der Gewichtung von Inhalt und Sprache sowie die Frage, wie wir die Zensierung den Kindern und Eltern verständlich machen können. Die Korrektur von Aufsätzen gehört zu den schwierigsten Aufgaben, die sich Lehrerinnen und Lehrern stellen.
Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit Überlegungen zur Beurteilung und Benotung zum Thema Bildbeschreibung. Grundlage bildet ein gymnasialer Beispielaufsatz der siebten Klassenstufe in Sachsen.
Nach der Verankerung der Bildbeschreibung im sächsischen Lehrplan für das Fach Deutsch erfolgt ei- ne Definition der Bildbeschreibung. Im Anschluss wird erläutert, inwieweit eine Bildbeschreibung für Schülerinnen und Schüler eine Herausforderung darstellt und welche Voraussetzungen für die Anferti- gung einer guten und sinnvollen Bildbeschreibung erfüllt sein müssen. Der letzte Abschnitt des Theorie- teils beschäftigt sich mit der Frage, welche Motive sichüberhaupt für eine Bildbeschreibung eignen.
Auf Grundlage der Theorie erfolgen anschließend die Erstellung eines Erwartungsbildes bezüglich der Aufgabenstellung und des zu beschreibenden Bildes sowie die Aufstellung von konkreten Bewertungskriterien. Beide Beispielaufsätze werden anschließend anhand der Kriterien korrigiert, benotet und mit einem Worturteil versehen.
Alle dabei gewonnen Erkenntnisse einschließlich der aufgetretenen Schwierigkeiten werden abschließend innerhalb der Zusammenfassung thematisiert.
1 Die Bildbeschreibung
1.1 Verankerung im sä chsischen Lehrplan für das Fach Deutsch an Gymnasien
Die Bildbeschreibung im Deutschunterricht ist eine typische Aufsatzform der frühen Sekundarstufe I und erfolgt in Abgrenzung zu dem so genannten „Erlebnisstil“.2 Im Lehrplan des Freistaates Sachsen ist die Bildbeschreibung für das Fach Deutsch am Gymnasium explizit in der siebten Klasse unter dem Lernziel „ Anwenden von Verfahren des sachlichen und subjektiven Beschreibens “ 3 verankert.4 Grund für die ge- wählte Klassenstufe ist die Tatsache, dass die Bildbeschreibung an die Bedürfnisse dieses Alters an- knüpft. Kinder im Alter von etwa 12 Jahren wollen ein Kunstwerk nicht nur subjektiv betrachten, sondern sind zudem auch gewillt, etwasüber den Künstler, die Techniken sowie die Entstehung- und Rezeptions- bedingungen zu erfahren.5 Ohne die Wirkung des Bildes beziehungsweise die Intention des Künstlers ein- zubeziehen, ist eine Bildbeschreibung allerdings auch in den Klassenstufen fünf und sechs möglich.
Die Bildbeschreibung ist insofern fächerübergreifend, als dass sie auch im Kunstunterricht ihre Anwendung findet. Während die Bildbeschreibung im Deutschunterricht durch einen kognitiven und analytischen Zugang hauptsächlich eine rationale Beschreibung anstrebt, dient sie im Unterrichtsfach Kunst aufgrund ihrer Einheit von Kognition und Emotion der ästhetischen Erziehung.6
1.2 Definition Bildbeschreibung
Eine Bildbeschreibung ist eine in Sprache umgesetzte bildliche Darstellung, die vorwiegend sachbetont und wirklichkeitsgetreu informiert. Sie beinhaltet die präzise Nachzeichnung dessen, was auf dem Bild zu sehen ist.
Im Bereich der Deutschdidaktik existiert allerdings eine gewisse begriffliche Unschärfe, da der Termi- nus Bildbeschreibung nicht eindeutig von Begriffen wie Bilderzählung, -betrachtung, -beobachtung und - interpretation abgegrenzt wird und auch nicht abgegrenzt werden kann. Jutta Wermke entwickelte auf- grund dieser Problematik die Unterscheidung zwischen verschiedenen Perspektiven. Während die Per- spektive von innen vorwiegend auf Experimentieren und Interpretieren abzielt, beinhaltet die Perspektive von außen eine eher sachorientierte Beschreibung durch exaktes Erschließen des Bildes.7 Die klassische Bildbeschreibung im Deutschunterricht impliziert somit vorrangig die Perspektive von außen.
1.3 Herausforderung Bildbeschreibung
Beschreiben steht immer im Zusammenhang mit Wahrnehmung und Strukturierung. Eine Beschreibung ist daher nicht nur eine Form sprachlicher Abbildung der Realität, sondern eine „ kognitiv und kommuni- kativ anspruchsvolle, begriffs- und vorstellungsbildende Tä tigkeit. “ 8 Eine Bildbeschreibung beinhaltet eben nicht nur die Angabe von äußeren Merkmalen, sondern auch eine vergleichende Bestimmung von Eigenschaften und Merkmalen. Das bedeutet, dass einzelne Bildinhalte in Beziehung zueinander gesetzt werden.
Eine Bildbeschreibung lässt sich in folgende drei Phasen unterteilen. Zuerst erfolgt die Betrachtung und Wahrnehmung eines Bildes. Dabei ist ein Bild zunächst eine mit Farben bedeckte ebene Oberfläche, in einer bestimmten Anordnung, Komposition und Perspektive. Im folgenden Prozess der formalen Analyse erfolgt eine geistige Auseinandersetzung mit dem Bild. Im dritten Schritt, der so genannten Interpretation, setzt sich der Betrachter mit der Bedeutung des Kunstwerks und der Intention des Künstlers auseinander.9 Dabei muss man sich als LehrerIn der Polyfunktionalität von Bildern bewusst sein, die ausschließt, dass es lediglich eine einzig richtige Bildinterpretation geben kann. Die Bedeutung eines Bildes entsteht schließlich durch den Produzenten und den Rezipienten.
Die Aufgabe für die SchülerInnen bei einer Bildbeschreibung ist die Beantwortung folgender drei Fragen: Was ist dargestellt? (Bildinhalt), Wie ist es dargestellt? (Bildkomposition) und Was bedeutet das Dargestellte und Warum ist es auf diese Weise dargestellt? (Bilddeutung/Bildinterpretation)10
Schwierigkeiten für die SchülerInnen liegen bei einer Bildbeschreibung nicht nur in der geforderten erweiterten sprachlichen Ausdrucksfähigkeit beim Beschreiben ihrer Wahrnehmungen, sondern oftmals schon in der Wahrnehmung selbst. Genaues, reflektiertes Wahrnehmen muss gezielt trainiert werden, da SchülerInnen aufgrund schnell bewegter optischer und diffuser akustischer Reize der neuen Medien oftmals nicht fähig sind, Bildinhalte bewusst zu erfassen.
Hinzu kommt, dass sich die Schülerinnen und Schüler um eine klare Kennzeichnung des wesentlichen Bildinhaltes bemühen müssen und sich nicht in Details verlieren dürfen, die für den Gesamteindruck kei- ne Rolle spielen.
1.4 Voraussetzungen für eine sinnvolle und gute Bildbeschreibung
Voraussetzung für eine sinnvolle Beschreibung ist die Zweckbestimmung.11 Schülerinnen und Schüler müssen wissen, wozu sie eine Bildbeschreibung anfertigen, da der Verwendungszusammenhang, neben Vorwissen und Interessen, Einfluss darauf hat, was bei der Darstellung relevant ist.
Zudem muss den SchülernInnen bewusst gemacht werden, dass die Bildbeschreibung Teil eines kom- munikativen Prozesses ist. Schülerinnen und Schüler sollen verstehen, dass sie nicht nur für sich selbst schreiben, sondern auch für ihre LeserInnen, denen sie etwas klar machen wollen. Der potentielle Leser muss sich auf Grundlage der Beschreibung das Bild genau vorstellen können. SchülerInnen der siebten Klasse sind allerdings oftmals nicht in der Lage, leserorientiert zu arbeiten, da sie sich vielmehr an Nor- men der Vollständigkeit und Genauigkeit als objektive Maßstäbe orientieren und somit reine Deskriptivi- tät anstreben.12
1.5 Kriterien für die Bildauswahl
Für eine Bildbeschreibung im Sinne eines benoteten Aufsatzthemas eignet sich nicht jedes Bild, sondern nur Bilder, die bestimmte Kriterien erfüllen. Die dargestellten Inhalte müssen unbedingt an die Erlebnis- welt von Kindern anknüpfen. Als besonders geeignet erweisen sich dabei Darstellungen von Alltagsge- genständen und Situationen mit Menschen und Tieren, sowie Bildmotive, die Spiel und Zirkus themati- sieren.13
In Frage kommen vor allem Bilder mit Szenen, die eine Handlung oder Bewegung aufweisen. Hinkel erscheinen Stillleben und Landschaftsbilder als ungeeignet, da die einzelnen Bildinhalte schwierig in Beziehung zu setzen sind und somit nur schwer eine Bildaussage möglich ist.14
Bilder zum Zwecke einer Beschreibung sollten die Emotionen der SchülerInnen ansprechen und einen gewissen Raum für Phantasie lassen.
Zudem müssen die gewählten Bilder klare Strukturen sowie charakteristische Formen beinhalten. Auf eine zu starke Abstrahierung sollte grundsätzlich verzichtet werden.
Weiterhin zu beachten ist einüberschaubarer Bildinhalt und -aufbau sowie die Vermeidung von bestimmten Farbkombinationen wie Rot-Grün, die von einigen SchülerInnen nicht eindeutig oder im schlimmsten Falle gar nicht identifiziert werden können.
2 Beispielaufsätze
2.1 Bild mit Aufgabenstellung
Grundlage für die anzufertigende Bildbeschreibung in der siebten Klasse war die Federzeichnung „Der Keiler“ von Alfred Kubin aus dem Jahre 1941. Alle genannten Informationen bildeten die Überschrift des Bildes. Unter der Zeichnung waren folgende zusätzliche Informationen zum Künstler angegeben: Alfred Kubin: Graphiker, Maler, Illustrator und Schriftsteller (1877-1959), verwendet in seinen Bildern oft düstere Symbolik, Themen sind häufig Leben und Tod, Natur und Arbeit.
Die konkrete Aufgabe lautete dabei wie folgt: Beschreibe das Bild von Alfred Kubin! Beachte dabei Inhalt und Sprache! Den Schülern stand zur Bearbeitung ihrer Aufgabe eine Arbeitszeit von 90 Minuten zur Verfügung. Zudem hatten die Schüler die Möglichkeit, den Duden als Hilfsmittel zu benutzen.
[...]
1 Vgl. MARTIN FIX, Texte schreiben. Schreibprozesse im Deutschunterricht, S.91.
2 Vgl. HELMUTH FEILKE, Beschreiben und Beschreibungen, S.13.
3 Zitiert nach SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR KULTUS UND SPORT, Lehrplan Gymnasium. Deutsch.
4 Vgl. ebd.
5 Vgl. ALMUT HOPPE, Schreiben zu Bildern II. Bildbeschreibung "von außen", S.24.
6 Vgl. ILKA OLTMANN, Ästhetische Auseinandersetzung mit ausgewählten Beispielen aus dem Leben Vincent van Gogh und ihrer bildnerischen Widerspiegelung - dargestellt an einer Unterrichtseinheit zum Thema „Vincent van Gogh - nur ein Sonnenblumenmaler?“ in einer 4. Klasse, S.8f.
7 Vgl. ALMUT HOPPE, Schreiben zu Bildern II. Bildbeschreibung "von außen", S.24.
8 Zitiert nach HELMUTH FEILKE, Beschreiben und Beschreibungen, S.7.
9 Vgl. ILKA OLTMANN, Ästhetische Auseinandersetzung mit ausgewählten Beispielen aus dem Leben Vincent van Gogh und ihrer bildnerischen Widerspiegelung - dargestellt an einer Unterrichtseinheit zum Thema „Vincent van Gogh - nur ein Sonnenblumenmaler?“ in einer 4. Klasse, S.10.
10 Vgl. WILHELM EGGERER und ALEX WINTER, Die Bildbeschreibung, S.31.
11 Vgl. HELMUTH FEILKE, Beschreiben und Beschreibungen, S.11.
12 Vgl. ebd., S.11.
13 Vgl. ILKA OLTMANN, Ästhetische Auseinandersetzung mit ausgewählten Beispielen aus dem Leben Vincent van Gogh und ihrer bildnerischen Widerspiegelung - dargestellt an einer Unterrichtseinheit zum Thema „Vincent van Gogh - nur ein Sonnenblumenmaler?“ in einer 4. Klasse, S.13.
14 Vgl. HINKEL. HERMANN, Wie betrachten Kinder Bilder? Untersuchungen und Vorschläge zur Bildbetrachtung, S.23.
- Citation du texte
- Ulrike Weiher (Auteur), 2012, Die Bildbeschreibung im Deutschunterricht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/199728
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