Heraklit als ein Vertreter der Vorsokratiker gehört zu den Begründern der Philosophie, was nicht so sehr bedeuten soll, dass die Vorsokratiker die ersten Philosophen waren, als vielmehr dass sie sich erstmalig mit grundsätzlichen Fragestellungen der Philosophie beschäftigten.
Biographisches ist über ihn nur Weniges bekannt: Als Anhaltspunkt kann ein wahrscheinlich 480 v. Chr. vollendetes Werk herangezogen werden, das uns die Blüte seines Schaffens in etwa zwischen 500 und 490 v. Chr. datieren lässt. Es wird vermutet, dass Parmenides chronologisch nach Heraklit einzuordnen ist, Xenophanes vor ihm; in jedem Fall waren Parmenides und Heraklit Zeitgenossen, „ohne daß ein gegenseitiger Einfluß mit Bestimmtheit auszumachen wäre.“
Sein Werk ist nur in kurzen Fragmenten und durch die Überlieferung Dritter erhalten. Von diesen 130 Fragmenten bestehen „die meisten in einem einzigen Satz. Das mit Abstand längste Fragment (22A1) umfaßt gerade drei Sätze.“ Aufgrund der Unverständlichkeit der „konzise formulierten“ Fragmente und der Unvorstell-barkeit, dass diese „Teile eines zusammenhängenden Textes gewesen sein können“ , spricht man von Heraklit als dem „Dunklen“.
Heraklit von Ephesos
Einführung
Heraklit als ein Vertreter der Vorsokratiker gehört zu den Begründern der Philosophie, was nicht so sehr bedeuten soll, dass die Vorsokratiker die ersten Philosophen waren, als vielmehr dass sie sich erstmalig mit grundsätzlichen Fragestellungen der Philosophie beschäftigten.
Biographisches ist über ihn nur Weniges bekannt: Als Anhaltspunkt kann ein wahrscheinlich 480 v. Chr. vollendetes Werk herangezogen werden, das uns die Blüte seines Schaffens in etwa zwischen 500 und 490 v. Chr. datieren lässt. Es wird vermutet, dass Parmenides chronologisch nach Heraklit einzuordnen ist, Xenophanes vor ihm; in jedem Fall waren Parmenides und Heraklit Zeitgenossen, „ohne daß ein gegenseitiger Einfluß mit Bestimmtheit auszumachen wäre.“[1]
Sein Werk ist nur in kurzen Fragmenten und durch die Überlieferung Dritter erhalten. Von diesen 130 Fragmenten bestehen „die meisten in einem einzigen Satz. Das mit Abstand längste Fragment (22A1) umfaßt gerade drei Sätze.“[2] Aufgrund der Unverständlichkeit der „konzise formulierten“[3] Fragmente und der Unvorstellbarkeit, dass diese „Teile eines zusammenhängenden Textes gewesen sein können“[4], spricht man von Heraklit als dem „Dunklen“.
Die Philosophie der Vorsokratiker ist in zwei Phasen zu gliedern: Während die ersten 150 Jahre nach 600 v. Chr., in welchen auch Heraklit wirkte, sich hauptsächlich dem Makrokosmos widmen, fokussiert die Philosophie zwischen 450 und 390 v. Chr. den Menschen als Individuum. Zu bemerken ist, dass Heraklit und Parmenides diese Wendung einläuten. Parmenides weigert sich, jegliches Werden zu akzeptieren und spricht stattdessen von einem ewigen, unveränderlichen, ungewordenen Sein – seine Ontologie wird von den nach ihm Kommenden in deren Diskussion miteingebunden.
Von Xenophanes hat Heraklit den Gedanken der Einheit alles Seienden, sowie die Vorstellung eines ausschließlich geistigen, übermenschlichen Gottes übernommen.
Hauptsächlich überliefern die uns heute erhaltenen Fragmente Heraklits seine Lehre des kontinuierlichen Wechsels und der Veränderung der Erscheinungen. Diese Ansicht wird später von den Herakliteern auf den Begriff πάντα ῥεῖ gebracht.
Der λόγος
Der heraklitische λόγος, Thema der Fragmente 2 bis 10[5], kann auf zwei Arten interpretiert werden: zum einen in einer starken Lesart als übergeordnetes konstitutives Prinzip , das alles regiert , zum anderen in einer schwächeren Lesart als eine Art göttliches Prinzip, das immer vorhanden ist, während die Welt und alles übrige darin fließen . Es lässt sich auch folgendes Bild zeichnen:
Ideen
λόγος als individuelles Prinzip dazwischen (Chorismos)
irdische Gültigkeit
Der λόγος, übersetzt als „Auslegung“[6] oder „Weltgesetz“, beziehungsweise „Weltvernunft“[7], kann vom Menschen nicht begriffen werden, auch wenn er alles lenkt. Selbst wenn sie über seine Existenz aufgeklärt wurden und sich derer bewusst sind, verhalten sie sich wie Unwissende. Heraklit übt Kritik an denjenigen Menschen, die trotz des Wissens um den λόγος handeln, als ob sie ihre eigene φρóνησις hätten. Aufgrund von Heraklits Behauptung, der λόγος sei ein und dasselbe wie die allem übergeordnete Gottheit, die das Geschehen lenkt, ergibt sich ein religiöser Konflikt mit den damaligen Vorstellungen.
Weitere Fragmente sind mit diesen ersten zehn Fragmenten[8] verwandt: Fragment 27 beispielsweise, in welchem die Neigung der Natur, sich versteckt zu halten und dadurch für den Menschen unverständlich zu werden, thematisiert wird, sowie die Fragmente 32 und 51, in welchen Einsicht-Haben und Krieg als etwas Allgemeines betitelt werden. Diese Interpretation des λόγος als Krieg und Feuer basiert auf Fragment 50, in welchem der „Krieg als Vater und König von allem“ benannt wird, der über alles bestimmt. Da diese Eigenschaft, alles zu lenken, bereits dem λόγος innewohnt, sind diese beiden, Krieg und λόγος, hier gleichzusetzen. Diese Lesart nähert sich der ersten, der starken Interpretation des λόγος an.
„Der »lógos« ist also zum einen (formal) Wesensaussage, zum anderen (inhaltlich) die Entfaltung des Wesens der Dinge: daß alle Dinge eins sind, gerade weil diese Einheit eine solche von Gegensätzen ist.“[9]
Die Einheit der Gegensätze
Die benannte Einheit aller Dinge sieht Heraklit also als Einheit von Gegensätzen an, das heißt: alles Seiende kann durch Gegensatzpaare ausgedrückt werden, von denen es zwar viele gibt, die jedoch in ihrer Struktur wiederum eine Einheit bilden. Diese so genannte „coincidentia oppositorum“, d.h.denZusammenfall der Gegensätze, untergliedert Rapp in verschiedene Typen, da er in dieser Gegensatzlehre keinen auf alle Fragmente passenden Konsens finden kann.[10] In Anlehnung an Fragment 27: φúσις […] κρúπτεσθαι φιλεῖ (dt.: die Natur liebt es sich zu verbergen) erläutert er, dass das eigentliche Wesen (φúσις) der Dinge nicht an ihrer Oberfläche ersichtlich ist und das, was dort als Einheit erscheint, „in Wahrheit gegensätzliche Bestimmungen umfaßt und daher wesentlich als eine aus Gegensätzen konstituierte Einheit verstanden werden muß.“[11]
[...]
[1] Rapp, Christof: Vorsokratiker, München 1977, S. 13.
[2] Ib., S. 61.
[3] Ib., S.64.
[4] Ib.
[5] Zählung der Fragmente nach Jaap Mansfeld: Die Vorsokratiker I - Milesier, Pythagoreer, Xenophanes, Heraklit, Parmenides, Stuttgart 1983.
[6] Übers. von Jaap Mansfeld, l.c.
[7] Zur Diskussion der Übersetzung siehe Die Vorsokratiker, übers. von Wilhelm Capelle, Stuttgart 1968, S.135.
[8] Zählung der Fragmente nach Jaap Mansfeld, l.c.
[9] Geyer, Carl-Friedrich: Die Vorsokratiker – Zur Einführung, Hamburg 1995, S. 73.
[10] Vgl. hierzu Rapp, l.c., S. 80ff.
[11] Ib., S. 83f.
- Arbeit zitieren
- Katharina Los (Autor:in), 2011, Heraklit von Ephesos - ein Überblick, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/198406
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