Seit einiger Zeit gibt es mit Zimt natürliche Alternativen zur konventionellen Therapie. Wie Untersuchungen von Wissenschaftlern um Doktor Alam Khan an 60 Typ-2-Diabetikern belegen, kann bereits ein Gramm Zimt den Nüchtern-Blutzucker um bis zu 29 Prozent senken (2). Wissenschaftler gehen davon aus, dass die im Zimtextrakt enthaltenen Polyphenole am Insulinrezeptor der Zellen eingreifen und die Insulinresistenz aufheben.
Das BfR begründet seine Warnung vor Zimt mit „problematisch“ hohen Cumarindosen. Das konkrete „Problem“ mit Cumarin, und explizit ein Problem mit Zimt wird aber nicht plausibel gemacht. Für Lebensmittel im Allgemeinen und für Zimt im Besonderen sind keine Hinweise auf irgendwie geartete Bedenken toxikologischer Art bekannt. Daran ändern auch theoretische Ableitungen und Sicherheitsfaktoren nichts.
Bei Arzneimitteln besteht im Falle eines begründeten Verdachts auf schädliche Effekte die Möglichkeit der Neubewertung des Nutzen-Risiko-Profils und der Durchsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung des Verbraucherschutzes. Die Mindestanforderung ist hier also der „begründete Verdacht“, also das Vorliegen von Berichten zu schwerwiegenden Nebenwirkungen, die möglicherweise durch das betreffende Arzneimittel ausgelöst wurden. Die Debatte um Zimt zeigt, dass bei Lebensmitteln offenbar nicht einmal ein „begründeter Verdacht“ vorliegen muss, um Aktivitäten auszulösen – der rein hypothetische Verdacht reicht offenbar aus. Eine solche Vorgehensweise öffnet der Willkür Tür und Tor – liegt es doch in der Hand der Behörden, Risiken zu postulieren, um dann entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Zimt senkt den Blutzucker
Der bis vor einigen Jahren als „Altersdiabetes“ bezeichnete Diabetes mellitus Typ 2 tritt immer häufiger bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf. Grund hierfür ist die steigende Anzahl übergewichtiger Schulkinder und Jugendlicher, die sich immer weniger bewegen und immer fettiger, süßer und mehr essen. Auch eine genetische Disposition kann die Entstehung eines Diabetes mellitus fördern. Somit ist die Stoffwechselerkrankung zu einer Volkskrankheit geworden, an der etwa sechs Millionen Menschen in Deutschland leiden. Experten schätzen in Deutschland einen Anstieg bis zum Jahr 2010 auf etwa zehn Millionen Diabetiker. Nach Schätzungen der WHO aus dem Jahr 2000 waren weltweit etwa 177 Millionen Personen von Diabetes mellitus betroffen. Im Jahr 2025 soll es global bereits 300 Millionen Diabetiker geben (1). Die Dunkelziffer liegt deutlich höher, weil Diabetes mellitus in der Regel zu spät erkannt wird. Beim Gesunden nehmen die Zellen den Blutzucker mit Hilfe von Insulin problemlos auf. Die Bauchspeicheldrüse bildet Insulin, das bei Bedarf in die Blutbahnen abgegeben wird. Beim Diabetiker ist die Insulinproduktion gestört und die Organe entwickeln eine Insulinresistenz durch das „Überangebot“ an Insulin. Der Typ-2-Diabetiker produziert nur noch in geringen Mengen körpereigenes Insulin, das jedoch nicht mehr ausreicht, um den im Körper vorhandenen Blutzucker zu verwerten. Typ-2-Diabetiker müssen meistens kein zusätzliches Insulin zuführen, sondern ihre Insulinproduktion und -aufnahme verbessern. Zahlreichen Betroffenen hilft bereits eine Änderung des Lebensstils mit viel Bewegung und einer ausgewogenen und fettreduzierten Mischkost, um den Diabetes in den Griff zu bekommen. Den nächsten therapeutischen Schritt bilden orale Antidiabetika. Hierbei müssen Diabetiker jedoch auf eine regelmäßige Nahrungszufuhr achten, damit keine gefährliche Unterzuckerung entsteht. Seit einiger Zeit gibt es mit Zimt natürliche Alternativen zur konventionellen Therapie. Wie Untersuchungen von Wissenschaftlern um Doktor Alam Khan an 60 Typ-2-Diabetikern belegen, kann bereits ein Gramm Zimt den Nüchtern-Blutzucker um bis zu 29 Prozent senken (2). Wissenschaftler gehen davon aus, dass die im Zimtextrakt enthaltenen Polyphenole am Insulinrezeptor der Zellen eingreifen und die Insulinresistenz aufheben. Die Studie wurde mit handelsüblichem, natürlichen Schwankungen unterworfenem und nicht standardisiertem Zimtpulver durchgeführt. Doktor Richard Anderson vom amerikanischen Human Nutrition Research Center in Maryland isolierte und charakterisierte den blutzuckersenkenden Zimtinhaltsstoff in einem speziellen Herstellungsverfahren. Dabei fanden die Forscher doppeltverknüpfte Procyanidin-Oligomere der Catechine. Sie gehören zu den wasserlöslichen Polyphenolen vom Typ A Polymer. Catechine verbessern nach Meinung der Wissenschaftler die Insulinsensitivität, indem sie die Insulinrezeptoren der Zellen anregen und so die Insulinwirkung verbessern. Der blutzuckersenkende Effekt verschwand in den Studien nach Absetzen von Zimt.
Quellen:
(1) http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs236/en/index.html [Stand 7.12.2005]
(2) Khan, A. et al.: Cinnamon improves glucose and lipids of people with type 2 diabetes, Diabetes Care 2003, 26 (12): 3215.
(3) Anderson, R.A. et al.: Isolierung und Charakterisierung von Polyphenol Typ A Polymer aus Zimt mit insulinähnlicher, biologischer Wirksamkeit. J. Agric. Food chem. 2004, 52: 65-70.
Zimt und Cumarine - bittere „Wahrheiten“
„Zimt: eine bittere Wahrheit“ - unter dieser Überschrift wurde noch vor wenigen Wochen von der als wissenschaftlich und fachlich fundiert anerkannten Zeitschrift für Phytotherapie vor den Folgen des Konsums von Zimtsternen gewarnt. Nach dieser Meldung, für die als Quelle die Verbraucherminister der Länder angegeben wurden, könnte wegen des Cumaringehaltes von Zimt für Kinder bis 15 kg Körpergewicht bereits der Verzehr von 4 Zimtsternen oder einem Lebkuchen gefährlich sein (Anon 2006). Bei näherem Hinsehen scheint sich die „bittere Wahrheit“ dieses auch in anderen Medien unkritisch aufgegriffenen Themas zusehends zu verflüchtigen. Grund genug, den Ursprüngen der angeblichen Gefährlichkeit von Zimt einmal nachzuspüren.
Wie passen die aktuellen Warnungen vor Zimtsternen und Lebkuchen mit der Tatsache zusammen, dass Hinweise auf eine irgendwie geartete Toxizität von zimthaltigen Nahrungsmitteln trotz des weltweit sehr hohen Konsums noch nie beobachtet wurden? Schaut man sich die Begründung des BfR für die Warnungen vor Zimt näher an, so wird die Diskussion rasch auf einen einzelnen Inhaltstoff von Cassia-Zimt reduziert: Cumarin. Reines Cumarin, nicht aber Zimt, stand in der Vergangenheit im Verdacht, unerwünschte Wirkungen auslösen zu können. Wie noch gezeigt werden soll, ist auch dies nicht nachvollziehbar.
Zimt gilt anderenorts als uneingeschränkt sicher
Die medienwirksam betriebene Warnung vor Backwaren mit Zimt hat im Ausland zu Belustigung über das als typisch deutsch betrachtete übertriebene Sicherheitsdenken geführt. Diese Aktivitäten waren umso befremdlicher, als gleichzeitig echte Gesundheitsrisiken wie das Passivrauchen dagegen nur sehr zögerlich angegangen werden. Mit der Einstufung von zimthaltigen Backwaren als potenziell gesundheitsgefährdend stehen die deutschen Behörden isoliert da. Tatsächlich genießt Zimt international den Ruf einer ausnehmend guten Verträglichkeit. So wurde Zimt in den USA von der Food and Drug Administration (FDA) der GRAS-Status (Generally Regarded As Safe) zuerkannt. Für Zimt liegen international und über viele Jahrzehnte breite Erfahrungswerte mit der Verwendung in Lebensmitteln vor. Die Importzahlen nach Deutschland sprechen hier ihre eigene Sprache. So importierte Deutschland nach Angaben von Eurostat allein im Jahr 2005 insgesamt 3000 Tonnen Zimt, von denen zwei Dritter vermutlich der nunmehr geschmähte Cassia-Zimt stellte. Diese Zahlenwerte widerlegen die Darstellung auf den Internetseiten des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), wonach Zimt „gelegentlich und in kleinen Mengen“ konsumiert wird.
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- M.Sc. Sven-David Müller (Author), 2012, Zimt senkt den Blutzucker - ist Zimt gefährlich?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197947
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