Die Entwicklung sogenannter Smartphones und die damit einhergehenden technischen Neuerungen erfreuen sich heutzutage großer Beliebtheit. Keine andere Technologie entwickelte sich in Deutschland so rasant. Jeder dritte Deutsche hat ittlerweile ein Smartphone, und bis 2015 wird ein Bestand von 50 Prozent prophezeit. Von den 75,8 Prozent der Bundesbürger ab 14 Jahren, die bereits online sind, nutzen 37 Prozent das mobile Internet, was immerhin 26 Millionen Menschen in Deutschland entspricht. Für 2012 wird weiterhin ein Anstieg des mobil genutzten Datenvolumens um 67 Prozent vorausgesagt.
Voraussetzung für diese Entwicklung des mobilen Internets sind die immer günstigeren Daten-Flatrates und die schneller werdenden Breitbandverbindungen. Diese anhaltende Entwicklung und die Möglichkeit, Smartphones mit Hilfe von GPS zu orten, führt dazu, dass Mobile Marketing für die Marketingstrategie an Relevanz gewinnt, und führt letztendlich zu den ersten Location-based-Service Anbietern.
Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Die Nutzer sind rund um die Uhr und überall erreichbar. Die Werbung kann inhaltlich und zielgruppengerecht platziert werden, wodurch sich kaum Streuverluste ergeben und sich eine gezieltere Selektion ergibt, als mit jeder anderen Werbeform.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Ausgangslage und Zielsetzung
1.2 Aufbau und Vorgehensweise
1.3 Begriff und Literatur
2. Grundlagen zum Verständnis
2.1 Einordnung unter den Begriff des Marketing
2.2 Social Media
2.3 Social Media Marketing
2.4 Mobile Marketing
2.4.1 Entwicklung der Smartphones in Deutschland
2.4.2 Potenzial des Marktes für Mobile Kampagnen
2.4.2.1 Entwicklung des mobilen Internets
2.4.2.2 Entwicklung des mobil genutzten Datenvolumens
2.4.2.3 Soziale Netzwerke als Treiber für das mobile Internet
2.4.2.4 Stationäre und Mobile Internetnutzung
2.4.3 Möglichkeiten mobiler Werbung
2.4.4 Die Werbewirkung von Mobile Marketing
2.4.5 Änderung der Kaufgewohnheiten durch die mobile Internetnutzung
2.4.6 Akzeptanz mobiler Werbung
3. Location-based-Services
3.1 Inhaltliche Bedeutung
3.2 Herkunft
3.3 Formen von Location-based-Services
3.4 Marktpotenzial
4. Location-based-Marketing
4.1 Gründe für Location-based-Marketing
4.2 Potenzielle Kunden für Location-based-Marketing
4.2.1 Vorzüge für den Nutzer
4.2.2 Vorzüge für kleine Unternehmen
4.2.3 Vorzüge für große Unternehmen
4.3 Voraussetzungen
4.3.1 Mobiles Endgerät
4.3.2 Ortung der Position
4.3.3 Standortbezogene Dienste
5. Vergleichende Analyse der Service-Anbieter
5.1 Einleitung in die Analyse
5.2 Foursquare
5.2.1 Das Belohnungssystem
5.2.2 Unternehmenswerbung auf Foursquare
5.2.3 Vernetzung und Kompatibilität
5.3 Qype
5.3.1 Das Belohnungssystem
5.3.2 Qype Free und Qype Premium
5.3.3 Vernetzung und Kompatibilität
5.4 Google Places
5.4.1 Google Latitute
5.4.2 Unternehmensdarstellung und Google AdWords Express
5.4.3 Vernetzung
5.5 Facebook Places
5.5.1 Die Nutzerfreundlichkeit von Facebook Pages und Places
5.5.2 Werbung auf Facebook Places
5.5.3 Das Belohnungssystem: Facebook Deals und Facebook Offers
5.6 Fazit der Analyse
6. Zusammenfassung
7. Ausblick
8. Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Bestandteile einer Marketing-Konzeption
Abb. 2: Web 1.0 Anwendung und ihre Web 2.0 Alternativen
Abb. 4: Bei den Kaufplänen haben Smartphones Handys bereits überholt
Abb. 5: Mediennutzung der Deutschen
Abb. 6: Das mobile Internet boomt
Abb. 7: Stationäre und mobile Internetnutzung
Abb. 9: Mobile Internetnutzer informieren sich überdurchschnittlich über Produkte und Dienstleistungen
Abb. 10: Informationsquellen von Online-Käufern im Trend
Abb. 11: Bewertungen und Kommentare anderer Nutzer häufig ausschlaggebend für den Kauf bzw. Nicht-Kauf
Abb. 12: Was sind aus Ihrer Sicht jetzt und in den nächsten 12 Monaten die wichtigsten Trends im Online-Marketing
Abb. 13: Wo werben KMUs?
Abb. 14: Die drei Dimensionen mobiler Endgeräte
Abb. 15: Foursquare: Profil eines Nutzers
Abb. 16: Foursquare: Die Statistik eines Nutzers
Abb. 17: Foursquare: Auszug der Badgetübersicht eines Nutzers
Abb. 18: Foursquare: Eine Unternehmenspräsenz ist sehr schnell angelegt
Abb. 19: Foursquare: Die Unternehmenspräsenz von Starbucks
Abb. 20: Foursquare: Mögliche Sonderangebote für Nutzer
Abb. 21: Foursquare: Ansicht eines aktuellen Venues, in den eingecheckt wird
Abb. 22: Foursquare: Ansicht der Foursquare Brand Page von Starbucks Venues
Abb. 23: Qype: Ansicht der Startseite eines Qypers nach dem Start der Applikation. .
Abb. 24: Qype: Die Seiten der Rubrik Gutscheine nach der Auswahl der gleichnamigen Rubrik im Startmenü der Qype-Applikation
Abb. 25: Qype: Beispiel eines Nutzerprofils
Abb. 26: Qype: Auszug aus der Medaillenübersicht, die Qype Nutzer erwerben können
Abb. 27: Qype: Beispiel der Unternehmensdarstellung zur Qype Premium- Mitgliedschaft
Abb. 28: Top 10 Marken-Webseites nach Besucherzahl in Deutschland in Millionen.
Abb. 29: Google Places: Suche, Fund und Darstellung eines Unternehmens auf der Google Maps-Seite
Abb. 30: Google Places: Die Möglichkeiten als Geschäftsinhaber seinen Eintrag zu bearbeiten
Abb. 31: Google Places: Die Ansicht in der mobilen Applikation Google Maps am Beispiel von Starbucks
Abb. 32: Facebook Places: Ansicht eines Foursquare Eintrages bei Facebook
Abb. 33: Facebook Places: Ansicht einer Facebook Page am Beispiel von Starbucks Deutschland
Abb. 34: Facebook Places: Ansicht eines Facebook Place aus dem eigenen Facebook Account am Beispiel der Marivent Sauna in Siegburg
Abb. 35: Youtube Video zu Augmented Reality am Beispiel von Lego
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Beispiel einer Tabelle zur Bewertung der verschiedenen Service-Anbieter
Tab. 2: Tabelle zur Bewertung von dem Unternehmen Foursquare
Tab. 3: Tabelle zur Bewertung von dem Unternehmen Qype
Tab. 4: Tabelle zur Bewertung von dem Unternehmen Google Places
Tab. 5: Tabelle zur Bewertung von dem Unternehmen Facebook Places
Tab. 6: Übersicht der zusammengefassten Bewertungen aller vorgestellten Unternehmen in einer Tabelle
1. Einleitung
Die Entwicklung sogenannter Smartphones und die damit einhergehenden technischen Neuerungen erfreuen sich heutzutage großer Beliebtheit. Keine andere Technologie entwickelte sich in Deutschland so rasant. Jeder dritte Deutsche hat mittlerweile ein Smartphone, und bis 2015 wird ein Bestand von 50 Prozent prophezeit.1 Von den 75,8 Prozent der Bundesbürger ab 14 Jahren, die bereits online sind, nutzen 37 Pro- zent das mobile Internet, was immerhin 26 Millionen Menschen in Deutschland ent- spricht.2 Für 2012 wird weiterhin ein Anstieg des mobil genutzten Datenvolumens um 67 Prozent vorausgesagt.3
Voraussetzung für diese Entwicklung des mobilen Internets sind die immer günstigeren Daten-Flatrates und die schneller werdenden Breitbandverbindungen. Diese anhaltende Entwicklung und die Möglichkeit, Smartphones mit Hilfe von GPS zu orten, führt dazu, dass Mobile Marketing für die Marketingstrategie an Relevanz gewinnt, und führt letztendlich zu den ersten Location-based-Service Anbietern.
Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Die Nutzer sind rund um die Uhr und überall erreichbar. Die Werbung kann inhaltlich und zielgruppengerecht platziert werden, wodurch sich kaum Streuverluste ergeben und sich eine gezieltere Selektion ergibt, als mit jeder anderen Werbeform.
1.1 Ausgangslage und Zielsetzung
Die ersten Location-based-Services existieren seit ungefähr zwei Jahren und hießen Foursquare oder Gowalla. Vor allem kleinere ortsansässige Unternehmen haben das Potenzial, das Location-based-Marketing ihnen bietet, noch nicht erkannt. Sie versu- chen, durch altbekannte und vermutlich leichter zu verstehende Maßnahmen, in ge- druckten Branchenbüchern - wie den „Gelben Seiten“ - durch Werbung in Tageszei- tungen oder Anzeigenblättern neue Kunden auf sich aufmerksam zu machen. Das wird allerdings nicht von ihren Zielgruppen wahrgenommen.4 Ortsansässige Unternehmen, wie beispielsweise die Eisdiele um die Ecke, die Stammkneipe oder das naheliegende Schwimmbad, schrecken vor innovativen Marketingkampagnen oft zurück. Sie sind der Ansicht, dass eine Abweichung vom standardisierten Kurs unvorhersehbare und un- kontrollierbare Investitionen erfordert und sehr zeitaufwendig ist. Dabei richtet sich Lo- cation-based-Marketing genau an die Zielgruppen, die diese Unternehmen erreichen möchten, denn im Zentrum stehen lokale Kundengruppen, z. B. Stammkunden, Freun- de und Bekannte.
Ziel dieser Diplomarbeit ist an erster Stelle die Erarbeitung von Grundlagenwissen rund um die Themen Location-based-Services und Location-based-Marketing. Aufgrund der Aktualität des Themas, das bisher weder genau definiert, noch konkret in einen Be- reich eingeordnet wurde und für das zahlreiche, unterschiedliche Begrifflichkeiten, die im Grunde alle das gleiche meinen, verwendet werden, kann das Lesen von Artikeln und die Sammlung von Informationen über das Thema sehr zu Verwirrungen führen. Im Rahmen dieser Arbeit soll Unternehmen in erster Linie die Angst vor dieser neuen Form der Werbung genommen und die Frage geklärt werden, ob und inwieweit ein Einsatz der Instrumente von Location-based-Services für Unternehmen Sinn macht. Eine ausführliche Einleitung zum Verständnis von Location-Based-Marketing und Loca- tion-Based-Services soll dazu beitragen, zu verstehen, worum es sich eigentlich han- delt und welche Potenziale mit den neuen Anbietern einhergehen. Nach einer Analyse der vier in Deutschland relevantesten Location-based-Services anhand verschiedener Kriterien soll ein realistisches Bild darüber vermittelt werden, welche Einsatzmöglich- keiten die neuen Location-based-Service Anbieter Unternehmen ermöglichen, welche Potenziale dahinter stehen und wieso Unternehmen diese Form der Werbung für sich nutzen sollten.
1.2 Aufbau und Vorgehensweise
In Bezug auf das Ziel ist es zweckdienlich, die Arbeit in sieben Abschnitte zu untertei- len. Im Anschluss an die Einführung finden sich im zweiten Teil die Grundlagen zum Verständnis und die Abgrenzung der unterschiedlichen Begrifflichkeiten, die alle mit Location-based-Marketing in Zusammenhang stehen. Ferner wird die Bedeutung von Mobile Marketing herausgearbeitet, dem das Location-based-Marketing untergeordnet ist. Abschließend wird auf das Potenzial von Mobile Marketing eingegangen, dessen Entstehung erst durch die in diesem Kapitel dargestellten Faktoren, Entwicklung der Smartphones, des mobilen Internets und des Datenvolumens möglich wurde. Die Überleitung zu Location-based-Services bildet das Ende des Kapitels, indem die her- vorragende Werbewirkung und die Akzeptanz mobiler Werbung als Grundlage ge- nommen werden, um in die Wichtigkeit des Hauptthemas einzuleiten.
Im dritten Abschnitt erfolgt eine allgemeine Einleitung in das Thema Location-based- Services. Es wird die inhaltliche Bedeutung geklärt, auf die Herkunft von Location- based-Service näher eingegangen und verschiedene Formen dargestellt, um abschlie- ßend kurz das Marktpotenzial zu erläutern, bevor auf das Hauptthema der Arbeit ein- gegangen wird.
Der vierte Teil bildet die Einleitung zum Oberthema. Nach einer kurzen Einführung werden die Gründe dargestellt, die für Location-based-Marketing sprechen, potenzielle, relevante Kundengruppen erläutert, und die Voraussetzungen genannt, die für Marke- tingkampagnen über Location-based-Services unerlässlich und vor allem Vorausset- zung bei der relevanten Zielgruppe sind, damit ortsbezogene Werbung auch funktio- niert und ankommt.
Im folgenden Teil der Arbeit wird dann auf die in Deutschland vier größten Locationbased-Service-Anbieter im Rahmen einer Analyse eingegangen. Nach einer kurzen Einleitung erfolgt die Vorstellung der vier Unternehmen in Bezug auf die vorher definierten Kriterien: Verbreitung, Nutzerfreundlichkeit bei der Anlegung eines Unternehmensprofils, Belohnungsmöglichkeiten für den Nutzer, Vernetzung der User untereinander und Kompatibilität mit Facebook sowie Informationsgehalt über das Unternehmen. Am Ende werden die Unternehmen systematisch anhand einer Tabelle untersucht und Stärken- und Schwächen verdeutlicht.
Den Abschluss der Arbeit bilden ein Schlussfazit der wesentlichen Elemente und ein Ausblick.
1.3 Begriff und Literatur
Aufgrund der Aktualität des Themas hat sich bisher noch kein einheitlicher Begriff ge- bildet; folglich existiert auch noch keine einheitliche Definition oder Einordnung. Begrif- fe wie „Location Based Media, Location Based Social Media Marketing, Location Ba- sed Services, Lokales Mobile Marketing, Geolocation Marketing oder GPS Marketing“5 und viele mehr, werden stellvertretend verwendet, und nicht einmal über die richtige Schreibweise gibt es eine einheitliche Meinung. Gemeint ist dabei immer das Gleiche:
Die Position des Nutzers mit Hilfe von GPS auf dem Handy zu orten, um diesen durch spezielle Angebote oder Boni locken zu können.
Um Verwirrungen zu vermeiden, wird in dieser Arbeit der Begriff „Location-based- Service“ und „Location-based-Marketing“ verwendet. Da es sich um ein sehr junges Thema handelt, gestaltete sich außerdem die Suche nach passender Literatur sehr schwierig, und die umfangreichen Informationsquellen sind überwiegend Studien von Markt- und Meinungsforschungsunternehmen.
2. Grundlagen zum Verständnis
Für das Verständnis von Location-based-Marketing ist es von zentraler Bedeutung, die benötigten Begriffe, Grundlagen und Hintergründe zu kennen. Im nachfolgenden Kapitel wird eine kurze Einordnung des Begriffs in den Bereich Marketing gegeben und Mobile Marketing, Social Media und Social Media Marketing erläutert, zudem werden Zusammenhänge verdeutlicht.
2.1 Einordnung unter den Begriff des Marketing
Der Marketingbegriff ist seit Mitte der 1960er Jahre ein recht weitläufiger Begriff mit unterschiedlichsten Definitionen, die sich im Laufe der Jahre auch immer wieder ge- wandelt haben.6,7 Philip Kotler, ein amerikanischer Marketingspezialist, definierte Mar- keting als einen Prozess „im Wirtschafts- und Sozialgefüge, durch den Einzelpersonen und Gruppen ihre Bedürfnisse und Wünsche befriedigen, indem sie Produkte und an- dere Dinge von Wert erzeugen, anbieten und miteinander austauschen“.8
Eine sehr gängige Definition stammt von Bruhn. Er beschreibt „die zentrale Philosophie des Marketing“ wie folgt: „Der Grundgedanke des Marketings ist die konsequente Ausrichtung des gesamten Unternehmens auf die Bedürfnisse des Marktes. Es ist eine unternehmerische Denkhaltung, die die Analyse, Planung, Umsetzung und Kontrolle sämtlicher interner und externer Unternehmensaktivitäten umfasst, mit dem Ziel, durch die Ausrichtung der Leistungen eines Unternehmens auf den Kundennutzen, die absatzmarktorientierten Unternehmensziele zu erreichen.“9
Marketing hat heutzutage weitreichenden Einfluss auf die gesamte Organisation in einem Unternehmen und auf den wirtschaftlichen Erfolg. In den letzten Jahren hat es sich zu einer Art Leitkonzept betrieblicher Führung entwickelt, dessen Basis eine klare Zielformulierung ist. Denn nur wenn die Ziele klar definiert sind, können diese erfolg- versprechend im Marketing-Mix verwirklicht werden. Die darauf abzielenden Fragen
„Wo wollen wir hin?“, „Wie kommen wir dahin?“ und „Was müssen wir dafür einsetzen“
beschreiben die Leitfragen einer erfolgreichen Marketingkonzeption.10
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Bestandteile einer Marketing-Konzeption.
(Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Schnettler/Wendt 2007, S. 32).
Die obere Abbildung zeigt, dass die Frage „Was müssen wir dafür einsetzen?“ sich speziell auf die Mittel bzw. Instrumente bezieht, mit denen die Ziele erreicht werden sollen. Der sogenannte Marketing-Mix besteht aus vier klassischen Instrumenten, den „vier Ps“: Product, Price, Place und Promotion bzw. die bei uns geläufigen Begriffe: Produkt, Preis, Distribution und Kommunikation.11
Wenn wir von Mobile Marketing bzw. Location-based-Marketing oder Social Media Marketing sprechen, befinden wir uns bei möglichen Instrumenten im Bereich der Kommunikationspolitik. „Als Kommunikationspolitik wird die Gesamtheit der Kommuni- kationsinstrumente und -maßnahmen eines Unternehmens bezeichnet, die eingesetzt werden, um das Unternehmen und seine Leistungen den relevanten Zielgruppen der Kommunikation darzustellen und/oder mit den Anspruchsgruppen eines Unternehmens in Interaktion zu treten.“12,13
Beim Einsatz des Marketing-Mixes ist es wichtig zu überlegen, welche Marketinginstrumente wie eingesetzt werden sollen, um die zuvor festgelegten Marketingziele zu erreichen. Dabei finden zwischen den einzelnen Instrumenten vielseitigste Wechselbeziehungen statt. Die Instrumente sollten daher nie unabhängig voneinander sondern als stimmiges Zusammenwirken aller Maßnahmen betrachtet werden.
2.2 Social Media
Social Media ist ein fester Bestandteil der Kommunikationspolitik und findet in Unternehmen in unterschiedlichsten Abteilungen ihren Platz. Es ist stets wichtig, abzuwägen, welcher Bereich für die Kommunikation mit der Außenwelt zuständig ist. Das ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich geregelt, und diese Abteilung sollte sich mit Social Media befassen.14
Aber was hat Social Media bzw. Social Media Marketing mit Location-based-Marketing zu tun? Der wichtigste Schritt war die Weiterentwicklung vom Web 1.0 zum Web 2.0. In dem Artikel „2004 - the Year of Web Services“ von dem Verleger und Softwareentwickler Tim O'Reilly wurde erstmals der Begriff Web 2.0 erwähnt.15 O'Reilly beschreibt die Veränderungen von Web 1.0 zum Web 2.0 und die Onlineangebote, die unter diesem Schlagwort zusammengefasst werden können.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Web 1.0 Anwendung und ihre Web 2.0 Alternativen. (Quelle: Faber/Prestin 2012, S. 25).
Die obige Abbildung zeigt links die ursprünglichen Web 1.0-Anwendungen und rechts die neuen Web 2.0-Alternativen, die das Internet zu dem gemacht haben, was es heute ist.16
Der Begriff Web 2.0 beschreibt; wie auf der Abbildung verdeutlicht; keine neue Techno- logie sondern eine Revolution des Nutzerverhaltens im Internet. Durch die Einführung des Web 2.0 wurde eine neue Generation des Internets eingeleitet, die sich vor allem auf die Veränderung des Umfelds und die daraus resultierende, veränderte Kommuni- kationsweise bezieht. Die Nutzer haben sich in den letzten Jahren immer mehr von reinen Konsumenten zu aktiven Produzenten von Web Content gewandelt.
Im Laufe der Zeit entstehen immer mehr Blocks, und die technischen Weiterentwick- lungen erlauben dem Nutzer interessante Inhalte miteinander zu verknüpfen, sodass eine immer größere „Blogsphäre“ entsteht. Enzyklopädien wie Wikipedia gewinnen immer mehr an Beliebtheit, weil Nutzern hier die Möglichkeit gegeben wird, sich aktiv zu beteiligen, und immer mehr Dateien werden zum Download bereitgestellt. Durch die steigende Nutzerbeteiligung steigt auch die Servicequalität der Seiten, da so Fehler eher gesehen und beseitigt werden können. Insgesamt wandelt sich das Internet zu einem Mitmach-Internet, was das Marketing vor ganz neue Herausforderungen stellt.17 Denn genau im Zentrum der immer aktiveren, persönlicheren und stärker vernetzten Kommunikation stehen die Sozialen Netzwerke.18
2004 und 2005 entstehen YouTube und Facebook, die ganz auf das Prinzip des Web 2.0 setzen. Nutzer erhalten die Möglichkeit, die Plattformen selbst mit Inhalten zu fül- len, und je mehr Nutzer generiert werden, desto größer wird der Nutzen der jeweiligen Plattform. Beide Unternehmen erleben in den nächsten Jahren ein starkes Wachs- tum.19 Die steigende Beliebtheit und die zunehmende Verbreitung von Social Media lässt sich am Beispiel der Plattform Facebook verdeutlichen: Facebook startete seine Karriere in Deutschland im März 2008 und hatte allein in Deutschland im Januar 2012 bereits 22 Millionen Mitglieder, was einem Nutzerwachstum in 2011 von 57 Prozent entspricht.20,21 Von den über 22 Millionen deutschen Facebook-Nutzern, besuchen min- destens drei Viertel die Community wöchentlich, was das enorme Potenzial und die Bedeutung von Facebook unterstreicht.22
Laut der ARD/ZDF-Online-Studie waren 2011 ca. 51,2 Millionen Menschen ab 14 Jah- ren zumindest wöchentlich im Netz aktiv. Dies entspricht immerhin - wenn man von 82 Millionen Einwohnern in Deutschland ausgeht - einem Anteil von 62,4 Prozent.23 Von diesen 62,4 Prozent sind wiederum ca. 43 Prozent bei Facebook angemeldet. Im Zuge dieses Erfolgs gewinnt der Begriff Social Media stetig an Bedeutung und löste daher in der Vergangenheit immer mehr den Begriff Web 2.0 ab.24
Durch die zunehmende Nutzung und größer werdende Verbreitung von Social Media hat sich auch die Art der Kommunikation geändert. Früher glich die Kommunikation zwischen Unternehmen und Kunden einer Einbahnstraßenkommunikation. Hierbei konzentrierte sich das Unternehmen darauf, Kunden durch ihre Werbung zu überzeugen. Das klassische Sender-Empfänger-Modell wird heutzutage zunehmend zugunsten eines mehrstufigen Dialogs ersetzt, indem Marken zu Freunden werden und die Kommunikation immer menschlichere Züge annimmt.25
Unternehmen müssen lernen, dass der Konsument kein schwaches Individuum ist, das sich danach zu richten hat, was das Unternehmen sagt. Konsumenten sind vielmehr Partner, die mit ihnen auf Augenhöhe stehen und nach gemeinsamen Interessen suchen, ohne dabei nur von sich zu sprechen. Dies hat in vielen Fällen eine grundsätzliche Änderung der Unternehmenskultur zur Folge. Sie müssen zuhören, auf die Ideen und Wünsche ihrer Kunden eingehen, ein offenes Miteinander fördern und gemeinsame Interessen ausarbeiten, um eine langfristige, erfolgreiche Partnerschaft aufzubauen und dabei eben auch mit Fehlern offen und ehrlich umgehen.26
2.3 Social Media Marketing
„Social Media Marketing ist ein Prozess, der es Menschen ermöglicht, für Ihre Websei- tes, Produkte oder Services in sozialen Netzwerken zu werben und eine breite Com- munity anzusprechen, die über traditionelle Werbekanäle nicht zu erreichen gewesen wäre.“27
Für ein erfolgreiches Social Media Marketing müssen dabei in erster Linie die oben genannten Grundzüge von Social Media verstanden werden. Es ist für Unternehmen enorm wichtig, nicht einfach loszustürmen - frei nach dem Motto „Dabei sein ist alles“ - sondern im Vorfeld darüber nachzudenken, was durch eine Präsenz im Social Web erreicht werden soll. Dabei darf ruhig experimentiert werden. Eine klare und eindeutige Positionierung, womit man dem Nutzer zeigt, wieso er Fan einer Facebook-Seite werden soll, ist dabei genauso wichtig, wie eine klare Zieldefinition, die oft von Zielen der klassischen Werbemaßnahmen abweicht.28
Dies bringt allerdings eine gewisse Schwierigkeit mit sich: Denn wie soll man die oberste Führungsetage eines Unternehmens davon überzeugen, dass eine steigende Anzahl von Klicks auf den „Gefällt-mir“ Button bei Facebook ein deutliches Indiz für wachsenden Erfolg der Marke bzw. des Unternehmens ist, wenn gleichzeitig dennoch keine wirtschaftlichen Verbesserungen spürbar sind.29 Im Social Web geht es nicht um ein klassisches Verkaufsgespräch sondern um die Möglichkeit der Kundenbindung und eine offene Feedbackmöglichkeit im Dialog mit den Nutzern.30
Dabei kann durch Social Media Marketing eines oder mehrere der folgenden Ziele erreicht werden:
1. Steigende Anzahl der Besucher auf der eigenen Webseite
Wenn Nutzer im Social Web Inhalte interessant finden, empfehlen sie diese weiter. Sobald Inhalte verbreitet werden, beginnt die Mundpropaganda, denn Inhalten, die von Freunden als interessant eingestuft werden, wird im Social Web eine hohe Bedeutung beigemessen. Die Nielsen-Media Research GmbH, eines der führenden deutschen Marktforschungsinstitute im Onlinebereich, hat ermittelt, dass immerhin 78 Prozent den Aussagen der Werbung ihres privaten Netzwerks trauen.31
2. Markenbewusstsein der Verbraucher stärken
Es gilt, dem Nutzer einen positiven Eindruck der Marke zu vermitteln; selbst wenn er die Marke im Moment nicht benutzt, wird er sich bei Bedarf eher an diese erinnern, wenn er positive Erfahrungen durch die Marke gemacht hat.
3. Einen Sinneswandel der Nutzer herbeiführen
Durch eine effektive Social Media Strategie können die Nutzer zum Kauf animiert werden; hierbei ist die Aufmachung und Darbietung der Seite eines Unternehmens von großer Bedeutung.
4. Den Nutzern Gesprächsstoff bieten
Wer interessante Inhalte zur Verfügung stellt, kann eher davon ausgehen, dass diese kommentiert und weiterverbreitet werden als jemand der zum Beispiel ausschließlich über sein Unternehmen berichtet. Zuhören ist - wie noch 2009 von vielen Social- Media-Beratern verbreitet - nicht alles. Nutzer suchen nach Inhalten, die ihren Interes- sen am nächsten kommen und sprechen darüber. Sie möchten nicht von Unternehmen zu hören bekommen, wie toll sie sind. Solche Unternehmen haben in der Regel keine großen Erfolgsaussichten im Social Web.
Es geht nicht mehr um Einzelpersonen, sondern um die Gemeinschaft, die das Unter- nehmen erreichen muss.32 Es nutzt dem Unternehmen, eine Facebook-Seite einzurich- ten, auf der spezielle Fragen von Nutzern über das Unternehmen, die Marke oder be- stimmte Produkte gestellt werden. Nutzer haben meistens keine Lust, weitere Arbeit in die Recherche nach der Antwort zu investieren, die oft schon mit ein bisschen Nach- forschen über Google leicht zu beantworten wäre. Es gilt für die Verantwortlichen, schnell zu reagieren und zu wissen, wer die Ansprechpartner im Unternehmen sind, um hier weiterhelfen zu können.33 Dies stellt in kleinen Unternehmen keine so große Hürde dar, anders als zum Beispiel in großen Versicherungsgesellschaften. Mit einer schnellen Reaktion auf die Informationsanfragen kann das Unternehmen bei den Nut- zern im Ansehen steigen und eine positive Einstellung der Nutzer gegenüber der Mar- ke oder dem Produkt herbeiführen.
Bevor sich Unternehmen aber für einen Social-Media-Kanal entscheiden, müssen sie herausfinden, wo sich ihre Zielgruppe aufhält und ob sie auch wirklich über den ange- strebten Kanal kommuniziert. Viele Unternehmen erschreckt die Vorstellung, täglich stundenlang auf Facebook, Twitter & Co. zu verbringen, ohne die Möglichkeit, diese Aufgabe auf ihrer Liste als erledigt streichen zu können. Es handelt sich um einen an- dauernden Prozess, der kontinuierlicher Beobachtung bedarf. Ein bisschen Experimen- tierfreude ist dabei wichtig. Dennoch darf der Einsatz von Social-Media Kanälen nicht überstürzt werden, sondern muss gut überlegt sein, da Nutzer auf schwere Fehler in der Regel nicht gnadenlos reagieren.34
Aber auch Location-based-Marketing verlangt heutzutage immer mehr Aufmerksamkeit und ist eine spezielle Einsatzmöglichkeit im Bereich sozialer Medien. Es ist sinnlos, sich ohne Strategie über den Einsatz Gedanken zu machen, denn diese muss ausge- arbeitet werden, bevor man sich dem Thema Location-based-Marketing widmet.
2.4 Mobile Marketing
Bevor näher auf das Thema Location-based-Marketing eingegangen wird, ist es auch wichtig, einen Blick auf Mobile Marketing als Teilbereich der Kommunikationspolitik zu werfen. Aufgrund der bereits erwähnten Aktualität des Themas Location-based- Marketing gibt es bisher keine eindeutige Einordnung. Obwohl Location-based- Marketing seine Existenz der rasanten, technischen Entwicklung der Smartphones verdankt, wird es je nach Quelle im Bereich Social Media oder im Bereich Mobile Marketing angesiedelt. Zum Verständnis der Problematik möchte ich kurz anhand je eines Beispiels auf die beiden Einordnungen eingehen:
Die Autoren Ron Faber und Sönke Prestin beschreiben unter anderem in ihrem Buch „Social Media und Location-based-Marketing - mit Google, Facebook, Foursquare, Groupon & Co. lokal erfolgreich werben“ Location-based-Marketing als einen Teilbe- reich von Social Media Marketing, das besonders für kleine und mittelständige Unter- nehmen geeignet ist und wird in einem Wort durch die Autoren zusammengefasst als SoLoMo(sozial, lokal, mobil)-Marketing. Unternehmen bekommen die Möglichkeit, den Kontakt auf einer neuen, persönlicheren Ebene zum Kunden zu suchen und mit ihm zu kommunizieren und zu interagieren. Die persönliche Kommunikation über die sozialen Netzwerke mit dem Kunden ist genau das, was Social Media ausmacht, was wiederum zu der Einordnung im Bereich Social Media führt. Und genau hier setzt SoLoMo- Marketing an: Im Fokus stehen lokale Kundengruppen, die gezielt von den verschiede- nen Location-based-Service-Anbietern angesprochen werden. Diese werden im Laufe der Arbeit noch vorgestellt.35
Der zweite Ansatz wird unter anderem vom Bundesverband Digitale Wirtschaft e.V. (BVDW) - speziell der Fachgruppe Mobile Marketing - vertreten. Beim BVDW handelt es sich um eine Interessenvertretung für Unternehmen „im Bereich interaktives Marke- ting, digitale Inhalte und interaktive Wertschöpfung“.36 Die Fachgruppe Mobile Marke- ting wurde im März 2006 gegründet und ist eine Initiative, bestehend aus 197 Unternehmen aus dem gesamten Ökosystem Mobile, deren Hauptanliegen es ist, die „Etablierung des mobilen Kanals zu beschleunigen und das Medium nachhaltig zu stärken.“37 Laut dieser handelt es sich bei Location-based-Marketing um einen Zu- kunftstrend im Bereich Mobile Marketing. Location-based-Marketing wird hier Mobile Location Based Advertising (LBA) genannt und beschreibt ebenfalls die Möglichkeit, räumlich und inhaltlich zielgruppengerechte Werbung ohne große Streuverluste zu platzieren. Auch hier werden die Vorzüge für den stationären Handel erwähnt, der so die Möglichkeit bekommt, Kunden kostengünstig zum Point of Sale zu locken, was ebenfalls mithilfe der verschiedenen Anbieter passiert, auf diese soll hier aber noch nicht näher eingegangen werden.38
Aufgrund der Tatsache, dass von Autoren von Fachbüchern Location-based-Marketing im Bereich Social Media platziert wird, der Bundesverband Digitale Wirtschaft e.V. (BVDW) dagegen Location-based-Marketing eher im Bereich Mobile Marketing ansie- delt, verdeutlicht die noch nicht geklärte Einordnung. Beide Ansichten sind nicht falsch und haben ihre Richtigkeit, weswegen in dieser Arbeit auf beide Ansätze eingegangen wird, dennoch soll der Fokus im Bereich Mobile Marketing liegen. Location-based- Marketing funktioniert zwar mit sozialen Netzwerken und der Community-Gedanke steht im Vordergrund, aber ohne die technisch entwickelten Möglichkeiten wie die Smartphones oder das mobile Breitbandinternet, hätten sich Location-based-Services erst gar nicht entwickelt.
2.4.1 Entwicklung der Smartphones in Deutschland
Eine Voraussetzung für das zunehmende Vermarktungsinteresse von Mobile Marke- ting und das immer größere Interesse von Location-based-Marketing bildet die rasante Entwicklung sogenannter Smartphones in Deutschland. Smartphones sind sehr hoch- wertige, mit GPS ausgestattete, Mobiltelefone, die zahlreiche Möglichkeiten bieten. Die Steuerung erfolgt dabei meist über ein berührungsempfindliches Display, welches die Navigation von mobilen Internetanwendungen, Spielen oder Navigationsdiensten sehr erleichtert.
Auch wenn die Technik schon früher vorhanden war, gelang der Durchbruch erst im Jahr 2005 durch die Markteinführung des ersten iPhones von Apple.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Der Siegeszug der Smartphones. (Quelle: Oschatz 2012).
Seitdem hat sich auf dem Markt sehr viel getan. Die obige Grafik verdeutlicht das ra- sante Wachstum der Smartphones in privaten Haushalten im Laufe der letzten Jahre. Laut einer Studie des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM) hat heutzutage jeder dritte Deutsche ein Smartphone. Bei den unter 30-Jährigen liegt der Schnitt sogar deutlich höher, bei knapp über 50 Prozent. Und die Tendenz steigt, denn alleine im Jahr 2011 sind laut BITKOM ca. 12 Millionen Smartphones über die Ladentheken gegangen. Trotz der prognostizierten 18 Millionen Smartphones gelang immerhin ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 31 Prozent.39
Damit sind die Kaufpläne für Handys bereits überholt, denn diese lagen bereits 2011 in der Anschaffung zahlenmäßig unter denen der Smartphones. So planten 2011 ca. 48 Prozent die Anschaffung eines Handys und 52 Prozent eines Smartphones.40 Bis Ende 2011 gab es in Deutschland schon mehr Mobilfunkanschlüsse als Einwohner, rund 111 Millionen.41 Für 2012 wird ein weiterer Absatz von 15,9 Millionen Geräten prognostiziert und für 2015 ein Bestand von ca. 50 Millionen Smartphones in Deutsch- land erwartet.42,43
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4: Bei den Kaufplänen haben Smartphones Handys bereits überholt.
(Quelle: Allensbacher Computer- und Technik-Analysen (ACTA 2004 bis ACTA 2011) 2011, S. 3).
2.4.2 Potenzial des Marktes für Mobile Kampagnen
Dass der Markt für mobile Kampagnen reif ist, belegen Studien verschiedener Institute und einige andere Faktoren: An erster Stelle steht die oben beschriebene, rasante Entwicklung der Smartphones. Ein weiterer wichtiger Anhaltspunkt ist die ansteigende und veränderte Internetnutzung, die 2012 voraussichtlich erstmals die Schwelle von 75 Prozent in der Gesamtbevölkerung übersteigt.
2.4.2.1 Entwicklung des mobilen Internets
Die größte Entwicklung ist beim mobilen Internet und dem steigenden genutzten Datenvolumen zu sehen. Wie die Abbildung 5 verdeutlicht, nutzten im ersten Quartal 2012 bereits 37 Prozent der Deutschen, also 26 Millionen Menschen und in der Altersgruppe der 14 - 29-Jährigen sogar über 50 Prozent das mobile Internet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 5: Mediennutzung der Deutschen.
(Quelle: BITKOM/Aris 2012).
2.4.2.2 Entwicklung des mobil genutzten Datenvolumens
Das genutzte Datenvolumen steigt ebenfalls enorm. In 2011 wurde ein Anstieg um 65 Prozent verzeichnet. Hier wurden bereits über 100 Gigabyte in Deutschland per Mobilfunk übertragen. Ein weiterer Aufschwung wird 2012 durch die ansteigende Durchdringung von Smartphones im deutschen Markt prognostiziert, um ganze 57 Pro- zent auf 170 Millionen Gigabyte.44 Gründe dafür liegen in den immer günstigeren Gerä- ten und Datentarifen, aber auch in der flächendeckenden Verfügbarkeit der mobilen Breitbandzugänge.45
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 6: Das mobile Internet boomt. (Quelle: EITO, BNetA 2012).
Aufgrund des Wachstums der mobilen Internetnutzung steigt auch die Anzahl der mobilen Portale und damit für Werbetreibende sowie Mediaagenturen die Möglichkeit, mobile Werbung einzusetzen.46
2.4.2.3 Soziale Netzwerke als Treiber für das mobile Internet
Maßgeblich für die steigende Verbreitung des mobilen Internets sind vor allem soziale Netzwerke wie Facebook, die bereits von über der Hälfte der Bevölkerung genutzt werden. Nach einer repräsentativen Erhebung sind bereits 37 Prozent der Deutschen mobil in ihrem sozialen Netzwerk online.47 Und das Wachstum hält weiter an. Laut ei- ner Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Aris für den BITKOM geht jeder dritte Deutsche jede freie Minute ins Internet, denn viele Deutsche nutzen Wartezeiten und freie Momente um ihre E-Mails oder ihr soziales Netzwerk online zu prüfen. Durch- schnittlich verbringen Internetnutzer in Deutschland jeden Tag ungefähr 140 Minuten online und beschäftigen sich intensiv mit den Inhalten - ein großer Vorteil der mobilen Internetnutzung im Vergleich zur stationären Nutzung. Nutzer suchen unterwegs ge- zielt nach Inhalten, die für sie an einem bestimmten Ort von großer Relevanz sind, wie z. B. Produktinformationen.48,49
2.4.2.4 Stationäre und Mobile Internetnutzung
Ebenfalls zu diesem Ergebnis kommt die Studie Mobile Research 2011 von Ipsos und TNS infratest im Auftrag von Google und der Fachgruppe Mobile im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. Diese befragte im Mai 2011 ca. 2.000 Konsumenten sowie 200 Marketingentscheider auf Unternehmensseite und ermittelte repräsentative Ergebnisse für ausschließlich private Smartphone Nutzer ab 18 Jahren sowie für die Top 500 Online-Werbetreibenden, da die steigende Anzahl an Smartphone Nutzern ein enormes Marktpotenzial für Mobile Marketing bietet. So nutzen 56 Prozent ihr Smart- phone zum Zeitvertreib in Pausen und 49 Prozent, wenn sie sofort etwas wissen wol- len. Weiterhin gehen 80 Prozent der stationären Internetnutzer auch täglich mobil ins Internet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 7: Stationäre und mobile Internetnutzung.
(Quelle: Ipsos Mobile Consumer Evolution,2011).
Zusätzlich gehen 40 Prozent der Smartphone-Nutzer, die bisher mit ihrem festinstallier- ten PC seltener als einmal pro Woche im Internet surften, inzwischen täglich mobil ins Netz. Ganze 65 Prozent der Smartphone-Nutzer geben sogar an, nie ohne ihr Smart-
phone aus dem Haus zu gehen, z. B. um auch ganz bewusst beim Einkauf Preise onli- ne vergleichen zu können.
Von diesen Nutzern, die sich beim Einkauf über ihr Smartphone informieren, kaufen schlussendlich nur 23 Prozent direkt über ihr Smartphone ein, allerdings entschließen sich 35 Prozent zu Hause über das Internet zu bestellen. Gründe hierfür liegen vor allem in der mobilen Webseitenqualität und -nutzbarkeit. Denn 61 Prozent erwarten, dass mobile Webseiten so einfach nutzbar sind wie herkömmliche Webseiten. Im Ge- genzug dazu geben nur 37 Prozent der Befragten Onlineunternehmen an, eine für das mobile Internet optimierte Seite zu haben. Hier besteht also durchaus noch Verbesse- rungspotenzial.50
Eine ältere Studie von Morgan Stanley, einer US-amerikanischen Bank, beschäftigte sich schon früh mit dem Wachstum des mobilen Internets. Die Studie wagte die Prog- nose, dass das mobile Internet das stationäre bis zum Jahr 2015 überholt haben soll.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 8: Computing Growth Drivers Over Time, 1960 - 2020E.
(Quelle:ITU, Mark Lipacis, Morgan Stanley Research 2010, S. 18).
Als Grund hierfür wird ebenfalls die starke Verbreitung und Nutzung von Smartphones angegeben. Die Studie stammt aus dem Jahr 2009, und zu diesem Zeitpunkt befand sich das mobile Internet noch am Anfang der Wachstumsphase. Die heutige Entwicklung ist rasanter und die Voraussetzungen scheinen gegeben. Dennoch bleibt abzuwarten, ob es wirklich dazu kommt.51
Aufgrund der rasanten Entwicklung, der zunehmenden Akzeptanz von Smartphones, sowie den laufenden technischen Neuerungen, rückt Mobile Marketing heutzutage im- mer weiter in den Vordergrund für ortsansässige Unternehmen aller Branchen. Mobile Marketing eröffnet Unternehmen die Möglichkeit, die relevanten Kundengruppen zur richtigen Zeit am richtigen Ort anzusprechen und somit ihre Kunden genau dort zu erreichen wo sie sich im Moment befinden. Dies sollte daher ein fester Bestandteil in einem intelligenten Media-Mix sein.52,53
2.4.3 Möglichkeiten mobiler Werbung
Im Gegensatz zu anderen klassischen Werbeformen bietet Mobile Marketing sehr gute Targeting-Möglichkeiten. Gezielter als mit jedem anderen Medium kann man mithilfe von Mobile Marketing beispielsweise zwischen verschiedenen Endgeräten unterschei- den. Unternehmen können zwischen Ort, Zeit und Mobilfunknetzen selektieren bis hin zu Geo- und soziodemographischen Merkmalen. Dabei stellt das Geotargeting eine der wichtigsten und relevantesten Funktionen für Location-based-Marketing dar. Aufgrund der guten Lokalisierungsmöglichkeit kann dem mobilen Internetnutzer ortsbezogene und passgenaue Werbung, direkt aus dem Umkreis des persönlichen Aufenthaltsorts, zugespielt werden.
Die Bedeutung des Mediums Mobile steigt parallel zur Internetnutzung sowie der stetig steigenden Anzahl an mobilen Endgeräten ständig an und ist aufgrund seiner speziellen Spezifikation anderen Mediakanälen überlegen. Bereits in 2010 war der Markt für Mobile Marketing weltweit um 60 Prozent gewachsen, für 2011 wurde ein Wachstum von 100 Prozent prognostiziert.54
2.4.4 Die Werbewirkung von Mobile Marketing
Dass mobile Werbung auffällt und in den Köpfen der Mobilen Internetnutzer hängen bleibt, wurde erstmalig 2011 in einer marktübergreifenden Studie namens Kinnie 2011 untersucht. Durchgeführt von der Unit Mobile Advertising (MAC) im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V., wurde erstmalig der Versuch unternommen, die Wir- kung einer ausschließlich mobil beworbenen Kampagne bei den Nutzern nachzuwei- sen.
Mitarbeiter waren bei der Studie die fünf größten Mobile-Vermarkter: Mobile Sites von Axel Springer, G+J EMS, Tomorrow Focus, United Internet Media und YOC. Hierdurch konnte eine Stichprobe gebildet werden, die nahezu den Durchschnitt der mobilen In- ternetnutzer abbildete. Der Untersuchungsgegenstand war - um externe Einflüsse auszuschließen - eine in Deutschland unbekannte Marke Namens Kinnie, die nicht im Handel erhältlich ist und auf keinem anderen Kanal bisher beworben wurde. Nach Kampagnenstart wurde die Einflussnahme des mobilen Werbemittels auf Markenbe- kanntheit, Werbeerinnerung, Markenimage und Werbegefallen bei den Zielpersonen durch eine Onlinebefragung ermittelt und mit den Befunden einer Kontrollgruppe vor Kampagnenstart verglichen.
Die Ergebnisse sind deutlich: Die Mobile Werbekampagne führte zu einem in allen untersuchten Punkten sehr überzeugenden und positiven Ergebnis, denn alleine die Markenbekanntheit stieg um 81 Prozent. Die Kampagne fiel auf, gefiel und blieb in den Köpfen der Mobilen Internetnutzer hängen. Mobile Marketing funktioniert demnach ohne Probleme als eigenständiger Werbekanal.55
2.4.5 Änderung der Kaufgewohnheiten durch die mobile Internetnutzung
Im Zuge der Entwicklung verändern sich auch vermehrt die Kaufgewohnheiten der Bevölkerung. Beobachtungen der seit 1997 jährlich durchgeführten Allensbacher Computer- und Technik-Analyse zur Ermittlung der Akzeptanz und Nutzung digitaler Techniken in Deutschland ergaben, dass mobile Internetnutzer sich überdurchschnittlich oft über Produkte und Dienstleistungen informieren. Wie die unten stehende Grafik zeigt, ist die Informationssuche von unterwegs vor dem Kauf, in allen Bereichen sehr stark gegenüber den Internetnutzern insgesamt ausgeprägt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 9: Mobile Internetnutzer informieren sich überdurchschnittlich über Produkte und Dienstleistungen.
(Quelle: Allensbacher Computer- und Technik-Analysen (ACTA 2004 bis ACTA 2011) 2011, S. 27).
[...]
1 Vgl. Thylmann 2012 .
2 Vgl. Spahr [2012a].
3 Vgl. Oschatz 2012 .
4 Vgl. city-map Freudenstadt 2010 .
5 Prestin 2012 .
6 Vgl. Schneider/Pflaum 2003 , S. 91.
7 Vgl. Schnettler/Wendt 2007 , S. 15.
8 Schneider/Pflaum 2003 , S. 91.
9 Vgl. Bruhn 1990 , S. 14.
10 Vgl. Schnettler/Wendt 2007 , S. 31.
11 Vgl. Schneider/Pflaum 2003 , S. 183.
12 Vgl. Salt 2012 , S. 51.
13 Vgl. Bruhn 1990 , S. 199.
14 Vgl. Salt 2012 , S. 51.
15 Vgl. O'Reilly 2005 .
16 Vgl. Faber/Prestin 2012 , S. 25.
17 Vgl. Faber/Prestin 2012 , S. 25.
18 Vgl. Holzapfel/Holzapfel 2010 , S. 10.
19 Vgl. Faber/Prestin 2012 , S. 26.
20 Vgl. Holzapfel/Holzapfel 2010 , S. 19.
21 Vgl. Roth [2012 a].
22 Vgl. Fittkau & Maaß Consulting GmbH 2012 .
23 Vgl. ARD/ZDF-Medienkommission 2011 .
24 Vgl. Google Inc. [2012a].
25 Vgl. Holzapfel/Holzapfel 2010 , S. 26.
26 Vgl. Holzapfel/Holzapfel 2010 , S. 28.
27 Vgl. Weinberg 2010 , S. 4.
28 Vgl. Holzapfel/Holzapfel 2010 , S. 220.
29 Vgl. Salt 2012 , S. 53.
30 Vgl. Holzapfel/Holzapfel 2010 , S. 220.
31 Vgl. Thiele/Kramer/Frey 2010 .
32 Vgl. Weinberg 2010 , S. 5.
33 Vgl. Salt 2012 , S. 53.
34 Vgl. Salt 2012 , S. 51.
35 Vgl. Faber/Prestin 2012 , S. 2.
36 Bundesverband digitale Wirtschaft (BDVW) e.V. 2012 .
37 Fachgruppe Mobile im BVDW 2011 , S. 11.
38 Vgl. Fachgruppe Mobile im BVDW 2011 , S. 126.
39 Vgl. Thylmann 2012 .
40 Vgl. Köcher 2011 , S. 3.
41 Vgl. Fachgruppe Mobile im BVDW 2011 , S. 130.
42 Vgl. Statista GmbH 2012 .
43 Vgl. von Wersch/Kraus 2011 , S. 7.
44 Vgl. Oschatz 2012 .
45 Vgl. Spahr [2012a].
46 Vgl. von Wersch/Kraus 2011 , S. 7.
47 Vgl. Howest 2012 .
48 Vgl. Spahr [2012b].
49 Vgl. von Wersch/Kraus 2011 , S. 8.
50 Vgl. Google Germany GmbH/Bundesverband digitale Wirtschaft e.V. 2011 .
51 Vgl. Wilm 2010 .
52 Vgl. Schnoor 2012 .
53 Vgl. Fachgruppe Mobile im BVDW 2011 , S.126.
54 Vgl. von Wersch/Kraus 2011 , S. 8.
55 Vgl. Fachgruppe Mobile im BVDW 2012 , S. 4.
- Citation du texte
- Sonja Niegel (Auteur), 2012, Location-based-Marketing: Vergleichende Analyse der Service-Angebote für ortsbezogene Unternehmenswerbung , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197945
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