Die Therapie der Polio-Spätfolgen stellt Therapeuten vor Probleme. Jahrzehnte nach den großen Polioepidemien klagen viele der genesenen Patienten über Kraftlosigkeit und mangelnde Ausdauer, chronische Schmerzen, Kältegefühl, Muskelzucken und ähnliche Symptome. Die Schädigung und der Verschleiß von Nerven, Muskeln, Sehnen und Gelenken durch die Krankheit und ihre Folgen sind eine wesentliche Ursache dieser Beschwerden, die unter dem Begriff Postpolio-Syndrom zusammengefasst werden. Neben orthopädischen und physiotherapeutischen Maßnahmen kann hier eine Entlastung des Stoffwechsels des überforderten Muskel- und Nervengewebes hilfreich sein. Nach Berichten von Patienten und Ärzten kommt es durch die Einnahme von L Carnitin, einem wichtigen Faktor für die Energiegewinnung im Muskel, zu einer deutlichen Verbesserung der Symptome. Kraft und Ausdauer nehmen zu, Schmerzen lassen nach und die allgemeine Lebensqualität steigt. Aktuelle Studienergebnisse sprechen der Ernährungstherapie bei Postpolio-Syndrom-Paitenten Erfolgsaussichten zu.
L-Carnitin bei Polio-Spätfolgen
Ein körpereigener Wirkstoff verbessert die Symptome und stärkt die Leistungskraft beim Postpolio-Syndrom
Die Therapie der Polio-Spätfolgen stellt Therapeuten vor Probleme. Jahrzehnte nach den großen Polioepidemien klagen viele der genesenen Patienten über Kraftlosigkeit und mangelnde Ausdauer, chronische Schmerzen, Kältegefühl, Muskelzucken und ähnliche Symptome. Die Schädigung und der Verschleiß von Nerven, Muskeln, Sehnen und Gelenken durch die Krankheit und ihre Folgen sind eine wesentliche Ursache dieser Beschwerden, die unter dem Begriff Postpolio-Syndrom zusammengefasst werden. Neben orthopädischen und physiotherapeutischen Maßnahmen kann hier eine Entlastung des Stoffwechsels des überforderten Muskel- und Nervengewebes hilfreich sein. Nach Berichten von Patienten und Ärzten kommt es durch die Einnahme von L-Carnitin, einem wichtigen Faktor für die Energiegewinnung im Muskel, zu einer deutlichen Verbesserung der Symptome. Kraft und Ausdauer nehmen zu, Schmerzen lassen nach und die allgemeine Lebensqualität steigt. Aktuelle Studienergebnisse sprechen der Ernährungstherapie bei Postpolio-Syndrom-Paitenten Erfolgsaussichten zu.
Ursachen des Postpolio-Syndroms
Bei einer schweren Infektion mit dem Poliovirus werden vor allem die Nervenzellen in Gehirn und Rückenmark befallen, die Muskelfasern zur Kontraktion anregen. Die Zerstörung oder Schädigung dieser Motoneurone lähmt die betroffenen Muskelabschnitte. Nach Abklingen der akuten Infektion gehen die Lähmungen zumindest teilweise wieder zurück. Intakt gebliebene Nervenzellen übernehmen durch Aussprossung und Verzweigung die Funktion der untergegangenen Motoneurone mit. Muskelfasern, die auf Dauer nicht mehr gereizt werden, verkümmern. Aber auch die funktionstüchtig gebliebenen Muskelfasern vergrößern sich allmählich und wirken so dem eingetretenen Kraftverlust entgegen. Über Spätfolgen nach Poliomyelitis wurde bereits 1875 in Frankreich berichtet. Als Hauptgrund für die Beschwerden und Leiden gilt die chronische Überlastung und Abnutzung des nach der Krankheit intakt gebliebenen Nerv-Muskel-Systems. Weniger aktive Nerven- und Muskelzellen, die gleichzeitig verstärkt belastet werden, müssen die Leistungen eines Spitzensportlers erbringen. Eine verringerte Blutzirkulation in den betroffenen Bezirken behindert zugleich die Versorgung des Gewebes mit Nährstoffen und Sauerstoff und verzögert den Abtransport von Abbauprodukten. Irgendwann verkraften die Nerv- und Muskelzellen die jahrelange Überlastung nicht mehr und verkümmern. Entzündungen durch feine Muskelfaserrisse und vermehrter Proteinabbau auf Grund von hormonellem Stress schädigen die Muskulatur zusätzlich.
Stärkung der Muskelfunktion durch L-Carnitin
Die Behandlung des Postpolio-Syndroms zielt auf eine Entlastung und Regeneration des strapazierten Bewegungssystems. Orthopädische und physiotherapeutische Maßnahmen wie Bewegungshilfen, gymnastische Übungen, Heilbäder sowie eine angemessene Lebensweise, z.B. Vermeidung von Übergewicht und zu großer körperlicher Anstrengung, verringern mechanische Überlastungen und trainieren den Erhalt und Wiederaufbau des intakt gebliebenen Gewebes. Zugleich kann eine Verbesserung des Ablaufes der Stoffwechselprozesse in Nerven und Muskeln deren Funktion von Innen her stärken. Vitamine des B-Komplexes fördern die Regeneration der Nervenfasern. Zusätzliches L-Carnitin unterstützt den Energie- stoffwechsel der überanspruchten Muskulatur. Die Einnahme von L-Carnitin verbessert die Ausdauer und erhöht die Muskelkraft; Müdigkeit lässt nach und Schmerzen werden gelindert.
Was ist L-Carnitin?
L-Carnitin ist eine lebensnotwendige Aminosäureverbindung mit einer Schlüsselfunktion für die energieliefernden Stoffwechselvorgänge. L-Carnitin wird im Körper selbst synthetisiert und vor allem in Geweben mit hohem Fettumsatz, wie der Muskulatur (carnis, lat.: Fleisch), dem Herz oder der Leber gespeichert. Um den täglichen Bedarf zu decken, muß ein Teil zusätzlich mit der Nahrung, vor allem über Fleisch und Milchprodukte, aufgenommen werden. L-Carnitin wirkt als Gepäckträger für den Transport von Fettsäuren in die Mitochondrien, die Kraftstationen der Zelle und ist für die Verbrennung dieses wichtigsten Energieträgers für Muskel und Herz, unabdingbar notwendig. Zugleich bewirkt L-Carnitin eine Entlastung des Muskelstoffwechsels unter Stressbedingungen, z.B. bei übermäßiger Kraftanstrengung oder mangelnder Durchblutung. Es bindet und entfernt sich anhäufende schädigende Substanzen aus der Zelle und verbessert so die allgemeinen Bedingungen für die Energiegewinnung. Da es zugleich gefäßerweiternd wirkt, erleichtert es die Versorgung des Gewebes mit Nährstoffen und den Abtransport der zellschädigend wirkenden Substanzen. Da das mit solchen "Stoffwechselschlacken" beladene L-Carnitin über die Niere ausgeschieden wird, kann sich bei unzureichender Zufuhr an freiem L-Carnitin eine Mangelsituation entwickeln. Ein chronischer L-Carnitin-Mangel hat schwere gesundheitliche Nachteile, vor allem für Herz und Skelettmuskulatur zur Folge.
Der Nutzen von L-Carnitin beim Postpolio-Syndrom
In Situationen in denen die Muskulatur erhöhten Belastungen ausgesetzt ist oder ihre normale Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen behindert ist, verringert sich der Vorrat an frei verfügbarem L-Carnitin deutlich. Das ist der Fall bei intensiver körperlicher Anstrengung (W.R. Hiatt, 1992) oder bei chronischer Mangeldurchblutung des Muskelgewebes, wie sie bei der koronaren Herzkrankheit (V. Regitz, 1987) oder bei Gefäßverengungen in den Beinen, der sogenannten Schaufensterkrankheit (G. Brevetti, 1991), vorkommen. Für die Muskulatur des Postpolio-Patienten trifft beides zu: Erhöhte Belastung in bestimmten Muskelbezirken bei gleichzeitiger Mangeldurchblutung erhöhen das Risiko für einen L-Carnitin-Mangel. Hierdurch wird die Situation der bereits stark belasteten Muskulatur des Postpolio-Patienten zusätzlich kompliziert. Muskelkraft und Ausdauer werden durch die verschlechterte energetische Situation weiter reduziert und Zell- und Gewebestrukturen durch die Ansammlung toxischer Substanzen geschädigt. Schmerzhafte Entzündungsprozesse und weitere Degeneration des Muskelgewebes sind die Folge. Die Einnahme von zusätzlichem L-Carnitin kann die allgemeine Versorgung und Stoff- wechsellage der betroffenen Zellen und Gewebebezirke verbessern. Die positive Wirkung von L-Carnitin bei chronischen Erkrankungen von Herz und Skelettmuskel ist erwiesen. Patienten mit ausgeprägten Durchblutungsstörungen der Beine können länger laufen, wenn der L-Carnitin-Gehalt der Muskulatur steigt (G. Brevetti, 1988). Menschen mit koronarer Herzkrankheit erleiden weniger Angina-Pectoris-Anfälle und werden leistungsfähiger, wenn sie L-Carnitin zu sich nehmen (H. Schippel, 1998).
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- Arbeit zitieren
- M.Sc. Sven-David Müller (Autor:in), 2012, Der Stellenwert von L-Carnitin in der Ernährungstherapie von Polio-Patienten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197824
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