„Geocaching-Boom: Die Welt, eine Schatzinsel“ tituliert der Spiegel-Online seinen Artikel über den neuen „Hightec-Trendsport“ (Hillenbrand, 2010) – das Abenteuerspiel ist auf dem Vormarsch und erfreut sich immer wachsender Beliebtheit. Es ist längst Zeit, dass das Geocaching auch in die schulische Praxis Einzug erhält, wie erste amerikanische Beispiele es zeigen. Nicht nur mein persönliches Interesse für das Geocaching bewog mich zu einer intensiven
Auseinandersetzung mit diesem innovativen Ansatz, indem ich ihn mit SuS praktisch erprobe,im Rahmen dieser zweiten Staatsarbeit theoretisch beleuchte und im Hinblick auf seine Implementierung
in die Schulwelt diskutiere. Abgesehen von dem hohen Spaß- und Spannungsfaktor des Geocachings, der SuS sicherlich fesseln und für diese Outdoorunternehmung begeistern könnte, bekam ich im Zuge meiner persönlichen Geocachingerlebnisse schnell einen Blick für das hier verborgene pädagogische Potential, das in meinen Augen eine große Chance für die schulische Arbeit darstellt.
Weiterhin motivierten mich die Übertragungs- und Anwendungsmöglichkeiten des Geocachings auf meine Unterrichtsfächer (D,Sp), insbesondere das Fach Sport, zu einer Bearbeitung
des Themas. Dass ich damit auch im Sinne des Entwicklungsvorhabens meiner Ausbildungsschule handle, die momentan ihre sportliche Ausrichtung forciert, insofern moderne bewegungsbezogene
Konzepte willkommen heißt und meine geschaffenen Ansätze ggf. aufgreifen und ausbauen kann, lässt das Vorhaben noch einmal funktionaler erscheinen. Bisher verfügt der deutsche Literaturmarkt über keine dezidierte Auseinandersetzung mit dem Thema Geocaching in Schulen – noch ein Grund mehr, sich auf dieses „innovative Untersuchungsfeld“ einzulassen. Auch der Abgleich mit den Richtlinien und Lehrplänen öffnet hier alle Pforten.
Vor dem Hintergrund dieser Ausführungen begründet sich die thematische Ausrichtung dieser Arbeit und es leitet sich eine zentrale Fragestellung ab. Auf der Basis von Erfahrungen in der
Planung und Durchführung eines Projekts soll erörtert werden, ob und inwiefern das Geocaching eine für Schule pädagogisch wertvolle und realisierbare Innovation darstellt.
Um diesem Untersuchungsaspekt hinreichend gerecht zu werden, erfolgt eine systematische Auseinandersetzung mit dem Gegenstand der pädagogischen Praxis, dem Handlungsfeld Geocaching. Dieses wird zunächst theoretisch erörtert, um ein grundsätzliches Verständnis
des Konzepts Geocaching zu gewährleisten....
INHALTSVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG
2. ZUR THEORIE DES GEOCACHINGS
2.1. Geocaching - Begriffsbestimmung
2.2 Wie funktioniert Geocaching?
2.2.1 Das Anlegen und Registrieren eines Caches
2.2.2 Das Suchen, Finden und Loggen eines Caches
2.3 Die unterschiedlichen Cachearten
2.3.1 Der Traditional-Cache
2.3.2 Der Multi-Cache
2.3.3 Der Nightcache
2.3.4 Sonderarten des Caches
2.4 Kurzer Einblick in die Geschichte des Geocachings
3. GEOCACHING IM SCHULISCHEN KONTEXT
3.1 Das Projekt Geocaching am Gymnasium Am Kothen
3.1.1 Die Ausgangslage
3.1.2 Die Proj ektgruppen
3.1.3 Das Programm
3.2 Auswertung: Erkenntnisse und Handlungskonsequenzen
3.2.1 Legitimation: padagogische Bedeutung des Geocachings
3.2.2 Handlungsentwurfe
3.2.2.1 Bedingungen fur die Implementierung von Geocaching in die schulische Praxis
3.2.2.1.1 Anforderungen an die Initiatoren und die Lehrerschaft
3.2.2.1.2 Rechtliche Bedingungen
3.2.2.1.3 Anbindung an die Richtlinien und Lehrplane (Sport)
3.2.2.2 Optionen einer Einbindung des Geocachings in die schulische Welt
3.2.2.2.1 Der strukturelle Rahmen
3.2.2.2.2 Anwendungsbeispiele
4. FAZIT
5. LITERATURVERZEICHNIS
6. ANHANG
6.1 Plakataushang fur das Projekt
6.2 Interaktive Ubersichtskarte auf geocaching.de
6.3 Der Multi-Cache „Der geheimnisvolle Wald“
6.3.1 Offizielle Beschreibung auf geocaching.com
6.3.2 Auszug aus den Kommentaren und Bewertungen zum Multi-Cache
6.4 Der Multi-Cache „Funf Freunde und die verlorene Statue“
6.4.1 Offizielle Beschreibung auf geocaching.com
6.4.2 Auszug aus den Kommentaren und Bewertungen zum Multi-Cache
6.4.3 Das Programmheftchen
6.4.4 Beispiele von zu losenden Ratseln
6.4.5 Impressionen: Fotostrecke
6.5 Der Multi-Cache „Zauberberg“
6.5.1 Offizielle Beschreibung auf geocaching.com
6.5.2 Auszug aus den Kommentaren und Bewertungen zum Multi-Cache
6.5.3 Impressionen: Fotostrecke
6.6 Geocaching - Identifikationssticker
6.7 Unterschiedliche Cachebehalter
6.8 Cacheverstecke
6.9 Lost Places
7. EIDESSTATTLICHE ERKLARUNG
1. EINLEITUNG
„ Geocaching-Boom: Die Welt, eine Schatzinsel“ tituliert der Spiegel-Online seinen Artikel uber den neuen „Hightec-Trendsport“ (Hillenbrand, 2010) - das Abenteuerspiel ist auf dem Vormarsch und erfreut sich immer wachsender Beliebtheit. Es ist langst Zeit, dass das Geocaching auch in die schulische Praxis Einzug erhalt, wie erste amerikanische Beispiele es zeigen. Nicht nur mein personliches Interesse fur das Geocaching bewog mich zu einer intensiven Auseinandersetzung mit diesem innovativen Ansatz, indem ich ihn mit SuS praktisch erprobe, im Rahmen dieser zweiten Staatsarbeit theoretisch beleuchte und im Hinblick auf seine Im- plementierung in die Schulwelt diskutiere. Abgesehen von dem hohen SpaB- und Spannungs- faktor des Geocachings, der SuS sicherlich fesseln und fur diese Outdoorunternehmung be- geistern konnte, bekam ich im Zuge meiner personlichen Geocachingerlebnisse schnell einen Blick fur das hier verborgene padagogische Potential, das in meinen Augen eine groBe Chance fur die schulische Arbeit darstellt.
Weiterhin motivierten mich die Ubertragungs- und Anwendungsmoglichkeiten des Geocachings auf meine Unterrichtsfacher (D,Sp), insbesondere das Fach Sport, zu einer Bearbeitung des Themas. Dass ich damit auch im Sinne des Entwicklungsvorhabens meiner Ausbildungs- schule handle, die momentan ihre sportliche Ausrichtung forciert, insofern moderne bewe- gungsbezogene Konzepte willkommen heiBt und meine geschaffenen Ansatze ggf. aufgreifen und ausbauen kann, lasst das Vorhaben noch einmal funktionaler erscheinen.
Bisher verfugt der deutsche Literaturmarkt uber keine dezidierte Auseinandersetzung mit dem Thema Geocaching in Schulen - noch ein Grund mehr, sich auf dieses „innovative Untersu- chungsfeld“ einzulassen. Auch der Abgleich mit den Richtlinien und Lehrplanen offnet hier alle Pforten.
Vor dem Hintergrund dieser Ausfuhrungen begrundet sich die thematische Ausrichtung dieser Arbeit und es leitet sich eine zentrale Fragestellung ab. Auf der Basis von Erfahrungen in der Planung und Durchfuhrung eines Projekts soll erortert werden, ob und inwiefern das Geocaching eine fur Schule padagogisch wertvolle und realisierbare Innovation darstellt. Um diesem Untersuchungsaspekt hinreichend gerecht zu werden, erfolgt eine systematische Auseinandersetzung mit dem Gegenstand der padagogischen Praxis, dem Handlungsfeld Geocaching. Dieses wird zunachst theoretisch erortert, um ein grundsatzliches Verstandnis des Konzepts Geocaching zu gewahrleisten. Das Kapitel beinhaltet zum einen seine Definition und Begriffsklarung, beschreibt ebenso Spielidee und Ablaufe, Formen und Aus- pragungen. Letztlich wird ein kurzer Einblick in die geschichtliche Entwicklung geboten. Im zweiten Teil dieser Arbeit richtet sich der Blick auf das Geocaching im schulischen
Zusammenhang. Hier wird zunachst eine Umsetzungsmoglichkeit des Geocachings im Hand- lungsfeld Schule am Beispiel des eigens geplanten und durchgefuhrten Projekts aufgezeigt und dieses in seiner konzeptionellen Anlage und Programmgestaltung vorgestellt. Im Anschluss daran findet eine Auswertung dieser Praxiserfahrungen statt, indem eruiert wird, wel- che padagogischen Chancen dem Geocaching zugrunde liegen und welche Bedingungen fur eine erfolgreiche Implementierung erfullt sein mussen. Wahrend mit ersterem eine padagogi- sche Begrundung bzw. Rechtfertigung fur die Einbindung des Geocachings in die schulische Welt, im Besonderen in das Unterrichtsfach Sport, angestrebt wird, werden mit den Kapiteln Bedingungen und Optionen einer Implementierung in gewisserweise erste Handlungsentwurfe konstruiert, die interessierten Schulen oder Kollegen Orientierung und Anhaltspunkte bieten konnten. Kapitel 3.2.2.1 beinhaltet eine Katalogisierung der Aufgaben der Initiatoren, eine Erorterung der wichtigsten rechtlich zu beachtenden Aspekte und eine Auslegung des Vorha- bens auf die allgemeinen Richtlinien sowie die Lehrplane des Faches Sport. Das Unterkapitel, das sich mit den Optionen einer Einbindung des Geocachings in Schule befasst, gibt zum ei- nen Aufschluss daruber, in welchem strukturellen Rahmen das Geocaching Einzug in Schule halten kann, zum anderen bietet es konkrete Beispiele einer Einbettung des Geoachings in die Bildungsarbeit anderer Unterrichtsfacher.
Im Schlussteil dieser Arbeit ziehe ich ein Fazit, nachdem Erfahrungen und Erkenntnisse reflektiert und beurteilt sowie kritische Aspekte angebracht und uberdacht wurden.
Wichtig ist es mir an dieser Stelle zu betonen, dass diese Arbeit zwar im Fachbereich Sport verortet ist, das Thema jedoch in gleichem MaBe eine Auseinandersetzung unter allgemeinpa- dagogischen Perspektiven verlangt und eine Einbindung des Geocachings in die schulische Praxis allgemein, also nicht nur bezogen auf das Unterrichtsfach Sport, behandelt wird.[1] [2]
2. ZUR THEORIE DES GEOCACHINGS
2.1 Geocaching - Begriffsbestimmung
Das Geocaching (griechisch geo fur Erde bzw. Landschaft und englisch cache fur geheimes Lager/Versteck bzw. caching fur verstecken) wird in der einschlagigen Literatur und in ent- sprechenden Internetquellen gemeinhin als eine „moderne Form der Schnitzeljagd bzw. Schatzsuche“ (vgl. Sadewasser, 2004, 14; Grundel, 2000, 14; geocaching.de, 2010) definiert. TeBmer et al. (2004, 7) gehen von einem „Abenteuerspiel“ aus.
Mithilfe geographischer Koordinaten wird der so genannte Cache bzw. der Schatz gesucht, ein wasserdichtes Behaltnis verschiedenster Arten und GroBen[3], in dem ein Logbuch und ei- nige kleine Tauschgegenstande verwahrt werden. Dieser kann von allen Geocachern, eine groBe Community, die uber die ganze Welt verstreut ist, versteckt werden. Da die Suche nach den Caches internet- und GPS-gestutzt ist, werden die oben geschilderten, gangigen Begriffs- bestimmungen um Bezeichnungen wie „Hightec“ bzw. „elektronische Schatzsuche“, „Satelliten-Jagd“ oder „Schnitzeljagd reloaded“ erweitert (Marek, 2008; Titus, 2006).
Im amerikanischen Raum, in dem das Geocaching seinen Ursprung hat, zudem groBe Popularitat und Verbreitung findet, ist es gangig, hier von einem Sport zu sprechen. So hand- habt es auch der amerikanische Autor McNamara (2004, 9) im Rahmen seiner Begriffsbestimmung: „ Geocaching is a new, popular sport that relies on using a Global Positioning System (GPS) receiver, the Internet and your powers of observation.“
Die Wortbedeutung gibt bereits eine wesentliche Komponente des Geocachings preis: Das Outdoorerlebnis, auf der offiziellen Homepage geocaching.com als der „Hauptreiz beim Geocaching“ tituliert. Ebenso der Comedian und Autor Bernhard Hoecker, seinerseits passionierter Geocacher, verleiht seinem Buch den Untertitel: „Mit Geocaching zuruck zur Natur“. So fuhrt die Schatzsuche durch das freie Gelande, oft durch besonders reizvolle Land- schaftsumgebungen, vorbei an Natur- und Baudenkmalern hin zu atemberaubenden Aussichtsplattformen.
Schon die kurze Begriffsanalyse verrat den Facettenreichtum des Geocachings: Es vereint das Naturabenteuer, die Entdeckungslust und den damit verbundenen Beobachtungs- und Spursinn mit modernen technischen Phanomenen, wie dem Internet und seinen virtuellen Schatzkarten, der Geocacher-Webcommunity sowie der GPS- Navigationstechnik.
Die nachsten Kapitel sollen mehr Licht ins Dunkle bringen, wenn die hier angedeuteten Sach- verhalte und Ablaufe geordnet und naher ausgefuhrt werden.
2.2 Wie funktioniert Geocaching?
Um das Prinzip des Geocachings zu verdeutlichen, bietet es sich an, die einzelnen Schritte der Vorgehensweise zu erklaren.
2.2.1 Das Anlegen und Registrieren eines Caches
Jeder, der sich auf einer der entsprechenden, kostenlosen Internetseiten[4] registriert hat, kann auch selber einen Cache verstecken. Die wohl popularste Internetseite mit einer weltweiten Community ist geocaching.com.[5],,The Geocaching.com Web site currently maintains the largest database of geocaches in the world” (McNamara, 2004, 153). Auf der ubersichtlich gestalteten Seite erhalt man genaueste Beschreibungen im Hinblick auf das Anlegen und Su- chen eines Caches, aber auch im Hinblick auf das Hobby Geocaching allgemein.
Im Vorfeld einer Cacheerstellung muss der so genannte Owner Entscheidungen hinsichtlich der Auswahl des Cachetyps (vgl. Kap. 2.3), des Behalters und seines Erstinhalts[6], des aufzu- suchenden Gelandes und Versteckes treffen. Es sollte darauf geachtet werden, den Schatz fernab von moglichen Menschenansammlungen, abseits von StraBen und Wegen zu deponie- ren. Geeignete Verstecke sind z.B. hohle Baumstamme, Hohlraume unter Wurzeln, Ritzen in alten Gemauern, kleine Uberhange, mit Steinplatten abgedeckte Erdlocher, Gestruppe etc. Verboten ist das Verstecken auf privatem Gelande, in Naturschutz- und Sperrgebieten sowie das Vergraben der Caches (vgl. Sadewasser, 2004, 52-53).
Sind die entsprechenden Vorbereitungen getroffen werden die Zielkoordinaten am Ort des Versteckes mithilfe des GPS-Gerats abgelesen. Ebenso besteht nun die Moglichkeit durch das Fotografieren oder Skizzieren markanter Stellen (hier kann auch mit Meterangaben, Pfeilen etc. gearbeitet werden) den kunftig antreffenden Cachern Hilfen fur die Suche zu geben.
Im nachsten Schritt wird der Cache veroffentlicht. Um einen Cache online zu stellen, muss ein Formular ausgefullt werden, in dem z.B. Angaben zu Cachetyp, CachegroBe (micro, regular, large), Start- oder Zielkoordinaten, Schwierigkeitsgrad in Bezug auf zeitliche Dauer und Lange der Strecke, Losung der Aufgaben, Finden der Verstecke (1: leicht, 5: schwierig) und Anspruch des Gelandes (1: flach und leicht, 5: steil, abschussig, bergig, durch das Unterholz) gemacht werden. Daruber hinaus reicht der Owner eine Cachebeschreibung ein, die Informa- tionen zum notigen Equipment, besondere (auch verschlusselte oder bildhafte) Hinweise, In- struktionen zu Ratseln und Einfuhrungen in Geschichten beinhaltet.
Nachdem der Cache nun fur die Cacherwelt zuganglich gemacht wurde, hat der Owner die Aufgabe, seinen Cache Instand zu halten bzw. zu warten, wie z.B. voll geschriebene Logbu- cher, undichte Dosen auszutauschen, aber auch die verantwortungsbewusste Kontrolle der unmittelbar umliegenden Natur. Wurde diese durch Suchaktionen beschadigt oder haben sich Trampelpfade gebildet sollte der Cache fur eine Weile bzw. fur immer geschlossen oder um- verlegt werden (vgl. Sadewasser, 2004, 56). Der Owner sollte des Weiteren Prasenz auf der Internetseite zeigen, Fragen anderer Cacher beantworten und ggf. Hilfestellungen leisten.
2.2.2 Das Suchen, Finden und Loggen eines Caches
Der erste Schritt der Suche besteht darin, auf den Internetportalen einen geeigneten Cache zu ermitteln. Auf der deutschen Seite geocaching.de erscheint unter dem Link Cachekarten eine interaktive Karte (siehe Anhang), auf der man sein Heimatland und Wohngebiet naher heran- zoomen kann oder aber auch die Moglichkeit hat, seine Postleitzahl einzugeben, um dann sofort in die vergroBerte Umgebung des Gebietes Einblick zu nehmen. Alle Caches, die auf den Seiten geocaching.com und navicache.com registriert wurden, sind durch verschiedenfar- bige Punkte, je nach Typ des Caches, auf dieser Ubersichtskarte gekennzeichnet. Klickt man einen dieser Punkte an, wird man per Link zu der vom Owner angelegten Cachebeschreibung gefuhrt. Ebenso hat man nun Einsicht in Kommentare und Bewertungen anderer User, die den Cache bereits geborgen haben und ggf. wichtige Hinweise geben. Auf geocaching.com findet die Cacheermittlung direkt uber die Eingabe der Postleitzahl[7] in eine Suchmaske statt und es erscheint eine Liste der Caches im Umkreis von 100 Meilen.
Nachdem man sich fur einen Cache entschieden hat, druckt man das Listing und die Beschreibung aus bzw. gibt die Koordinaten direkt in sein GPS-Gerat ein. Mit der jeweils geforderten Ausrustung (wie z.B. Wanderequipment, Verpflegung, Ersatzbatterien, Kompass, Karte, Magnet, Spiegel etc.) kann man sich nun zur eigentlichen Schatzsuche aufmachen. Bei einem Multi-Cache (vgl. Kap. 2.3.2) startet man an den Koordinaten der Parking area, meist sind dies Wanderparkplatze. Hier hat der Cacher schon eine Aufgabe zu losen, einen Hinweis zu finden, um die Koordinaten fur die nachste Station zu ermitteln. Dies geht von Station zu Station so weiter, bis das so genannte Final erreicht ist.
Handelt es sich um einen einfachen Traditional-Cache (vgl. Kap. 2.3.1.) wird der Geocacher sofort zum Schatz navigiert. Obwohl die Suche auch mittels genauen Kartenmaterials moglich ist, stellt das GPS wohl die einfachste und bequemste Variante dar, den Cache ausfindig zu machen. Diese handlichen Gerate nehmen Kontakt mit mehreren Satelliten auf, ermitteln so den Standort auf der Erde und fuhren den Cacher zu gewunschten Standorten. Positionsunge- nauigkeiten von ca. 10-20 Metern mussen abhangig von der Signalstarke und der gerade ge- gebenen Satellitenkonstellation in Kauf genommen werden. „Your GPS receiver usually won't lead you directly to the cache, and this is where your powers of observation come into play in locating the cache's hiding place” (McNamara, 2004, 9). Ist man in der unmittelbaren Nahe der Zielkoordinate, der arriving destination, angelangt, gilt es seinen Spursinn zu nut- zen, ggf. Hinweise zu Hilfe zu ziehen. Mit der Zeit entwickelt man ein Gefuhl fur typische Cacheverstecke. Manche Caches sind schnell gefunden, andere bringen einen zur Verzweif- lung, weil sie teuflisch schwer (vgl .Mcnamara, 2004, 126) versteckt sind. So kommt es auch vor, dass man eine Suche erfolglos abbrechen muss. Dann kann man sich per E-Mail Rat beim Owner oder bei erfolgreichen Findern des jeweiligen Caches holen. Es gibt auch Falle, in denen die Owner eine Handynummer hinterlassen und noch vor Ort helfen konnen.
Gehen wir einmal vom Erfolg aus: Ist der Cache gefunden, offnet der Cacher die Dose und wird in der Regel auf verschiedene kleine Tauschgegenstande stoBen, wie z.B. kleine Figuren, Schlusselanhanger, Burokram, kleine Taschenlampen, Reisefuhrer usw. Zugegeben, der Inhalt dieser Schatze ist meist von geringem Wert, doch halt das riesige Spektrum der Cachein- halte immer wieder eine lustige, brauchbare Uberraschung bereit. Frei nach dem Motto Der Weg ist das Ziel liegt der Reiz des Geocachings in der Cachesuche, im Finden des Ver- stecks, nicht jedoch im Inhalt des Caches bzw. einer materiellen Bereicherung. Der Geocacher nimmt ein Souvenir mit und bestuckt den Cache im Gegenzug mit einem mindestens gleich- oder hoherwertigen Gegenstand. AuBerdem hinterlasst jeder Finder einen Logbucheintrag mit Angabe von Datum, Uhrzeit, Nickname, der getauschten Kleinigkeiten und der Schilderung einiger Erlebnisse auf der Tour. Es ist sehr spannend im Logbuch zu stobern, die Erfahrungen der Vorganger nachzulesen und zu prufen, wann der letzte Geocacher einen Log vorgenom- men hat. Manchmal hat man sich nur um einige Stunden verpasst, es konnen aber auch Mona- te dazwischen liegen.
Wichtig ist, dass man das Behaltnis im Sinne der kunftig eintreffenden Geocacher an dersel- ben Stelle wieder ordentlich versteckt und ggf. entstandene Spuren beseitigt. Zu Hause angekommen kann der User seinen Fund auf einer der internationalen Geocachingplattformen loggen. „So the whole world knows you found the cache“ (McNamara, 2004, 137). Ebenso erhalt der Cacher auf diese Weise einen Uberblick uber bereits er- ledigte Caches. Verfasst er zudem noch einen Kommentar gibt er einerseits anderen Cachern die Chance, die Geschehnisse rund um diesen Cache mitzuverfolgen, andererseits kann er ggf. mit Personen, die diese Route auch angegangen sind, in Kontakt treten.
2.3 Die unterschiedlichen Cachearten
Die Arten von Caches sind sehr vielfaltig und variantenreich. So verfugt geocaching.com uber zwolf Typen, die mit einem eigenen Icon gekennzeichnet sind. An dieser Stelle sollen jedoch nur einige, vor allem die im Rahmen des Projekts realisierten und angestrebten Cachearten, vorgestellt werden.
2.3.1 Der Traditional-Cache
Der Traditional-Cache stellt die einfachste und ursprunglichste Form des Geocachings dar. Die Zielkoordinaten werden direkt im Internet veroffentlicht und geben die Lage des Ver- stecks preis. Auf zusatzliche Ratsel oder Aufgaben im Vorfeld sowie eine Route uber mehrere Stationen wird verzichtet.
2.3.2 Der Multi-Cache
Der Multi-Cache zieht sich uber beliebig viele Etappen bis hin zum finalen Cache. So beginnt die Route lediglich an den im Internet veroffentlichten Koordinaten. Hier sind Hinweise auf den nachsten Suchort - meist fehlende Informationen zur Losung eines Ratsels, einer Rechen- aufgabe o.a. - aufzuspuren, wie z.B. ein verstecktes Doschen mit Anhaltspunkten, eine Wander- oder Gedenktafel, der man bestimmte Zahlenkombinationen entnehmen soll, die Anzahl der Baume einer Allee, Hausnummern etc. „Die Losung ist dann meist eine Koordinatenangabe, an der wieder ein weiteres Ratsel gelost werden muss, um die nachsten Koordinaten herauszufinden“ (TeBmer et al, 2000, 66). Luckenhafte Rechenaufgaben, die vor Ort erganzt werden mussen, sind beliebt, stellen jedoch nur ein Beispiel dar. Es findet sich hier ein breites Spektrum an kreativen Herausforderungen, z.B. Puzzles, Quizfragen, Ver- schlusselungen durch das Telegraphenalphabet, romische Zahlen oder die Blindenschrift (siehe Beispiele im Anhang).
Vielen Multi-Caches wird auch eine Handlung zugrunde gelegt, die einen thematisch durch die einzelnen stages leitet. So schlupft man beim Multi-Cache „Funf Freunde und die verlore- ne Statue“ (siehe Anhang) in die Rolle der funf Detektive und lost einen Fall, der an Station 1 am (imaginaren) Museum, in dem ein Diebstahl stattgefunden hat, seinen Lauf nimmt. Nach- dem man die spannenden Abenteuer der Freunde in den einzelnen Cachestationen nachemp- funden und die ihnen gestellten Aufgaben und Hindernisse bewaltigt hat, findet sich am Final tatsachlich die verlorene Statue wieder.
Im Cache „Der Zauberberg“ (siehe Anhang) liegen einem in der Cachebeschreibung mysteri- ose Tagebuchaufzeichnungen vor. Hierin berichtet ein Mann von merkwurdigen Traumen: „Doch diese Traume hangen irgendwie zusammen, wollen mir anscheinend einen Weg auf- zeigen.“. Der Weg wird hier nicht nur durch die Ermittlung von Koordinaten geleitet, sondern durch das Befolgen der im Traum wahrgenommenen Landschafts- und Wegbeschreibungen. So heiBt es am Ende der Aufzeichnungen „Mein Freund, der Du diese Aufzeichnungen liest, versuche sie zu deuten, versuche die Orte wieder zu finden! Schaffst Du es, so wirst Du am Ende womoglich den Schatz entdecken!“
Das Anlegen eines Multi-Caches kann sehr aufwandig sein, ist aber nicht zuletzt durch die zahlreichen und der Phantasie keine Grenzen setzenden Gestaltungsmoglichkeiten sowie das gemeinsame Wirken im Team mit viel Spannung und Freude verbunden. Erhalt man positive Ruckmeldungen aus der Cacherwelt erfullt es die Owner mit groBem Stolz.
2.3.3 Der Nightcache
Nachtcaches funktionieren von ihrer Anlage her genauso wie Multi-Caches, jedoch sind sie ausschlieBlich bei Nacht bzw. im Dunkeln zu losen und erfordern daher ein zusatzliches Equipment, wie z.B. hochwertige Taschenlampen, Stirnlampen und/oder Schwarzlicht. Der Weg zum Cache, die einzelnen Stationen als auch der Cache selbst sind durch Reflektoren gekennzeichnet, die meist an Baumstammen befestigt werden und durch den Lichtstrahl der Taschenlampen hell aufleuchten. Als Wegweiser und Markierungen dienen ebenso am Weg angebrachte reaktive Lichtschaltungen, „(...) die auf plotzliche Veranderungen der Lichtverhaltnisse reagieren. Beispielsweise beginnen LEDs fur kurze Zeit zu blinken, nach- dem das helle Licht einer Lampe auf sie gefallen ist“ (Grundel, 2000, 91). In vielen Caches werden elektronische Schaltungen, wie z.B. Bewegungsmelder, mit Gerauschen bzw. Sprechmeldungen gekoppelt und auf diese Weise Hinweise vermittelt. Auch die Stations- oder Wegpunktgestaltung mit ultravioletter Farbe ist beim Nightcaching Usus, um z.B. die Ruckseite einer Jagdhutte mit den gesuchten Koordinaten zu versehen.
Gerade beim Nachtcachen konnen sich technisch Versierte austoben und die verschiedensten „elektronischen Spielereien“ (Grundel, 2000, 90) aufbauen, so ist jedoch auch der Aufwand der Installation und der Wartung groBer.
2.3.4 Sonderarten des Caches
Die Geocacher Community ist standig dabei ihren Sport weiterzuentwickeln bzw. zu steigern, indem noch aufregendere, teils spektakulare Cachebesonderheiten etabliert werden. Es ist ein fortwahrender, unbegrenzter Entwicklungsprozess. „Um die Suche schwieriger werden zu lassen, sind viele Mittel eingesetzt worden“ (Sadewasser, 2004, 44).
Wer die zusatzliche sportliche Herausforderung sucht und sich gern in schwindelerregende Hohen begibt, fur den sind die Abseil- und Klettercaches genau das Richtige. Kletter- oder Abseilcaches setzen eine Kletterausrustung voraus und durfen aus Sicherheitsgrunden nie alleine begangen werden, viele sind extra nur fur erfahrene Kletterer ausgewiesen, andere hingegen auch fur Anfanger. Es gibt einfache Traditional-Caches, die mit dem Klettererlebnis verbunden werden, ebenso sind hier die anspruchsvolleren Multi-Caches uber mehrere Etap- pen vertreten, in denen die Kletterer mit den zu losenden Aufgaben und Knobeleien zusatzliche kognitive Anforderungen bewaltigen mussen. Diese Sonderart erfreut sich wachsender Beliebtheit, so sind sie in allen deutschen Bundeslandern in groBer Anzahl aufzuspuren - Tendenz steigend. Dabei werden nicht nur Berge, Felsen, Steinbruche erklommen, geschatzt sind auch Baum-, Brucken-, Turmcaches etc.
Das Geocachen integriert jedoch nicht nur das Sportklettern, ebenso gehoren Unterwassercaches, die nur mit einer entsprechenden Tauchausrustung aus Seen, dem Meer, Flussen, Stauweihern o.a. geborgen werden konnen, zum vielfaltigen Angebot. Auch diese Tauchgange sollten nie allein getatigt werden. Haufig mussen Unterwassercaches zunachst mit einem Boot angefahren werden. Bei der Wahl der Lokation durfen keine Fahrwasserbe- reiche der Schifffahrt bzw. des Sportbootverkehrs betroffen sein. Ebenso ist eine versierte Technik bei der Behalterisolierung und Befestigung gefragt. Oftmals bilden Unterwasserstati- onen eine Teiletappe eines Multi-Caches.
Es zeichnet sich des Weiteren eine noch schwache Entwicklung hin zum Bootcaching ab. Hier werden in entsprechenden Gewassern Cacherouten fur Kanu-, Kajaksportler angelegt. Das Geocaching mit dem Fahrrad hingegen ist weit verbreitet. „Wer sein Fahrrad als Trainingsgerat benutzt, kann nun Training und Cache-Suche verbinden“ (Sadewasser, 2004, 35). Neuartige GPS-Gerate zeigen nicht nur Streckendaten, Distanzen und Geschwindigkeiten an, sondern ubermitteln auch Herz- und Trittfrequenzen.
Eine nochmalige Steigerung und einen besonderen Reiz uben wiederum Kombinationen der einzelnen Cacheformen aus: Z.B. der Cache „Nightclimber“, ein Klettercache, der bei Nacht erklommen werden muss oder der „Bridge over troubled water“, ein Cache, den man nur mit Boot und Kletterausrustung erreicht (vgl. Sadewasser, 2004, 46).
Immer wieder gern in Cacherouten aller Art eingebunden sind die so genannten Lost Places (siehe Anhang), die einen auBerordentlichen Spannungsfaktor bereithalten und hier nicht un- erwahnt bleiben sollen. Die Cacher werden an verlorene, unbewohnte und zerfallene Platze bzw. Bauten gefuhrt, wo sie aufregende Aufgaben zu bewaltigen haben. Meist handelt es sich um nicht mehr genutzte industrielle oder militarische Gelande, Bunker, alte Ruinen oder sogar ganze aufgegebene Dorfer. Im Vorfeld hat sich der Owner des Caches zu informieren, ob die Lost Places aus sicherheitstechnischen Grunden betreten werden durfen.
Von verlassenen Gebauden ins GroBstadtgetummel - in den so genannten Stadtcaches bege- ben sich die Cacher auf die urbane Jagd quer durch Einkaufsmeilen, Bahnhofe und Altstadt- gassen. Hierbei sind sie auch aufgefordert Verkehrsmittel zu benutzen, so existieren sogar Multi-Caches im U-, S- und Schwebebahnnetz.
Nachdem ein Eindruck von modernen Entwicklungen und Trends vermittelt wurde, gehe ich im nachsten Kapitel zuruck zu den Ursprungen, wenn die Entstehung und fruhe Entwicklung des Geocachings beleuchtet wird.
2.4 Kurzer Einblick in die Geschichte des Geocachings
Die Entwicklung des Geocaching nimmt seinen Lauf in Amerika, als im Mai 2000 die kunst- liche Verfalschung des GPS-Signals fur zivile Zwecke aufgehoben wurde. Hiermit ging eine groBere Genauigkeit der GPS-Positionsangaben bis auf wenige Meter einher (vgl. Grundel, 2000, 15). Um diese auszutesten, versteckte Dave Ulmer einen Eimer mit Gegenstanden in den Waldern Portlands und stellte die Koordinaten mit dem Aufruf, dieses Versteck zu finden und einen Tausch der Gegenstande vorzunehmen, auf einer Newsgroup online. Nachdem die Idee begeistert aufgenommen wurde, nahmen sich viele Amerikaner ein Beispiel daran, so dass innerhalb der nachsten Wochen zahlreiche weitere Behalter mit Goodies versteckt und die Positionen per Koordinatenangaben auf verschiedensten Internetportalen veroffentlicht wurden. Bald entdeckte man den Trend auch in anderen Erdteilen. „As with many Internet - based phenomena, the concept started to spread more quickly than anyone would have imagined” (Taylor, 2010, 7).
Ein paar Monate spater (September, 2000) grundete der Webdesigner Jeremy Irish mit der Unterstutzung Mike Teagues, der bereits begonnen hatte, die online gestellten Koordinaten aus aller Welt auf einer Homepage zusammenzutragen, die groB angelegte Plattform geoa- ching.com. Diese ging zunachst mit weltweit 75 Caches online. „According to an online forum hosted by the geocaching.com Web site, the number of registered caches worldwide grew from 150.000 to 550.000 between June 2004 and June 2007” (Taylor, 2010, 7). Im Dezember 2010 sind auf der Webseite 1.254.212 Millionen Geocaches in ca. 250 Landern registriert, fur Deutschland sind es insgesamt 163.886. Durch die Ubersetzung und Weitergabe wesentlicher Informationen, die Bereitschaft zur Klarung von Fragen und die Moglichkeit, hier mit anderen Nutzern in Kontakt zu treten, hat die deutsche Seite geocaching.de einen entscheidenden Bei- trag zur Verbreitung der Outdooraktivitat in Deutschland geleistet.
3. Geocaching im Handlungsfeld Schule
3.1. Das Projekt Geocaching am Gymnasium Am Kothen
3.1.1 Die Ausgangslage
Die Fragestellung der Arbeit, ob und inwiefern das Geocaching ein fur schulische Kontexte sinnvolles Handlungsfeld darstellt, legt nahe, hier nicht rein theoretisch vorzugehen. Die Pla- nung und Durchfuhrung eines Projekts gewahrleistet, dass ich mich in meinen Ausfuhrungen auf konkrete Praxiserfahrungen beziehen und aufgrund hier gewonnener Erkenntnisse zu einer adaquaten Beantwortung der Untersuchungsfragen gelangen kann.[8] Uber einen Plakat- aushang (siehe Anhang) machte ich die SuS auf den Trend Geocaching und das Projekt auf- merksam und gab ihnen die Moglichkeit zur Anmeldung auf einer Liste. Zu diesem Zeitpunkt waren die wichtigsten Vorkehrungen getroffen und der organisatorische Rahmen abgesteckt: Die Schulleitung gab ihre Zusage und alle rechtlichen Bedingungen (siehe Kap. 3.2.2.1.2) waren geklart, die im Programm aufgenommenen Caches von mir erprobt bzw. die Routen abgegangen und die Ausleihe der GPS-Gerate uber die Erdkunde Fachschaft sichergestellt.
3.1.2 Die Projektgruppen
Ausgeschrieben habe ich das Projekt fur die Jahrgangsstufen 9-13. Das impliziert nicht, dass ein Projekt mit jungeren SuS nicht zu realisieren sei. Fur sie wurde das Geocaching sicher einen mindestens so groBen, in ihrer kindlichen Anlage vielleicht sogar noch groBeren Reiz darstellen. Die Entscheidung fiel sowohl aus einfachen organisatorischen Grunden als auch infolge meines geplanten inhaltlichen Vorhabens.
Zunachst einmal war es fur mich als alleinige Projektleiterin aus Grunden der Aufsichtspflicht notwendig, die Zahl der sich anmeldenden SuS zu begrenzen. Da ich den SuS gegen Ende des Projekts mit dem Anlegen eines eigenen Caches eine anspruchsvolle und eigenverantwortli- che Aufgabe ubergebe, die sie in ihrer Planungs-, Organisations-, Sozial- und Medienkompe- tenz beansprucht, bot sich hier die Arbeit mit alteren SuS an. Dies gilt auch im Hinblick auf den eingeplanten Nachtcache, der mit jungeren SuS nur in Begleitung mehrerer Lehrkrafte angegangen werden sollte.
Nach der Anmeldephase konzipierte ich zwei Projektgruppen von funf SuS, die im Sinne einer Vergleichbarkeit unter verschiedenen Bedingungen teilnehmen. Fur Gruppe 1 findet das Projekt in einem freiwilligen, auBerunterrichtlichen Rahmen statt, fur sie steht ein Vermerk der erfolgreichen Teilnahme auf dem Zeugnis in Aussicht. Fur die Gruppe 2, die alle den gleichen Sportkurs besuchen, wird das Projekt im Einverstandnis des Sportlehrers zu einem verpflichtenden Unterrichtsvorhaben, fur das auch eine Bewertungsgrundlage herange- zogen werden muss. Die Treffen liegen hier nicht zwingend in der Schulsportzeit. So wurden die zwei wochentlichen Sportstunden auch einmal mit einer halbtagigen Wochenendveran- staltung zeitlich abgedeckt. Gruppe 1 setzt sich aus zwei Schulerinnen der 10. und 12. Jahr- gangsstufe und aus drei Schulerinnen der 13. Jahrgangsstufe zusammen. Gruppe 2 besteht aus drei mannlichen und zwei weiblichen SuS der Jahrgangsstufe 13.
Sie alle bringen keine Vorerfahrungen in Bezug auf das Geocaching mit, zwei Schulerinnen haben lediglich in ihrem Verwandten- und Bekanntenkreis davon gehort. Alle SuS sind dem Vorhaben mit Interesse und Gespanntheit entgegen getreten.
3.1.3. Das Programm
Am Anfang des Projekts stand ein gemeinsames Treffen aller Teilnehmer, bei dem die SuS anhand einer Powerpoint Prasentation in die Thematik des Geocachings eingefuhrt und mit dem Vorhaben vertraut gemacht wurden. Ebenso fanden eine Einigung bezuglich der Grup- peneinteilungen und eine Terminabsprache statt. Dem schloss sich unmittelbar eine kleine Praxiseinheit auf dem Schulgelande und der naheren Umgebung an, in der sich die SuS auf der Suche eines von mir angelegten Zwei-Stationen-Caches im Umgang mit dem GPS-Gerat ubten. Von nun an wurde das Projektgeschehen in zwei getrennten Gruppen und parallel laufenden Vorhaben realisiert.
Das Programm sah zunachst einen eher einfachen Multi-Cache der Schwierigkeitsstufe II mit sechs Stationen vor („Der geheimnisvolle Wald“ bei Wuppertal-Schwelm, siehe Anhang). Die Wahl dieses Caches war fur mich insofern funktional, da er zum einen von der Schule aus schnell zu erreichen ist und er zum anderen trotz des noch eher geringen Anspruchs einen Eindruck eines typischen Multi-Caches vermitteln kann. So bezieht der Cache kleine Aufga- ben unter Berucksichtigung von zu findenden Hinweisen (Baujahr einer Brucke, Hausnum- mer) ein, um Folgekoordinaten zu errechnen, er enthalt typische Geocacherverstecke (in Baumhohlen, alten Baumstammen, Gruben, Astgabeln) und leitet die Suchenden mittels einer auf die landschaftliche Umgebung und Verstecke abgestimmten Geschichte durch die einzel- nen Stationen. Obwohl die SuS bei den ersten Suchaktionen noch Schwierigkeiten hatten und nicht sofort fundig wurden, meisterten beide Projektgruppen diesen ersten Cache schlieBlich mit Bravour und Begeisterung. Das gute Gelingen dieses ersten Cachingversuchs und die dar- aus hervorgehende Motivation der SuS gaben mir die Bestatigung, den Anspruch deutlich steigern zu konnen und zwar in Bezug auf die zuruckzulegende Strecke, die Dauer, den Grad der Schwierigkeit und Kreativitat der Stationsaufgaben.
Da langere Nachmittagsveranstaltungen unter der Woche aufgrund der fruhen Dunkelheit nicht mehr umsetzbar waren, fand mit beiden Projektgruppen eine Einigung auf einen Wochenendtermin statt (ca. 11.30-16.00 Uhr). Mit der Projektgruppe 1 wurde der Cache „Der Zauberberg“ in Wuppertal-Wulfrath mit der Schwierigkeitsstufe 3 begangen (siehe Anhang). Wie bereits in Kapitel 2.3.2 angesprochen, ist hier die zugrunde gelegte Geschichte wegweisend. Die beschriebenen Traumvisionen deuten auf die Gegebenheiten in der land- schaftlichen Umgebung und die aufzusuchenden Orte hin:
In einem dieser Traume befinde ich mich bei einer Muhle. Der Muhlteich ist ein beschaulicher See, einge- bettet in eine Landschaft, (...) Ich beobachte Enten und Schwane. Menschen im Sonntagsstaat gleiten in Ruderbooten uber den See. Ich gehe an der Muhle am See entlang, es folgt eine kleine Brucke und es geht einen Hohlweg den Berg hinauf. Auf der Hohe angelangt blicke ich um mich herum. Der Blick in eine Richtung fesselt mich, ich meine ein Blinken oder Blitzen zu sehen, es zieht mich formlich an. (...) Am Tag sehe ich die Silhouette immer noch vor meinem inneren Auge, so dass ich sie aufzeichne.
Im Internet konnte man die aufgezeichnete Silhouette als Hilfsmaterial herunterladen. Nach langerer Beratung konnten die SuS die Landschaftszuge in Richtung Norden fur skizzenkon- form erklaren. Das Glanzen der goldenen Kirchturmspitze des in der Landschaft eingebetteten Dorfchens gab dann den entscheidenden Hinweis auf das anzusteuernde Ziel. Dort angekom- men verhalfen uns die auf einem bestimmten Grabstein verzeichneten Geburts- und Sterbeda- ten zu einer Koordinatenangabe fur die nachste Station.
Wahrend die SuS in ihrem ersten Multi-Cache nur durch Koordinaten navigiert wurden, konnten sie hier eine alternative Herangehensweise kennen lernen. So ist es meine Intention, den SuS ein breites Repertoire an Moglichkeiten an die Hand zu geben, bevor sie selber ihren eigenen Multi-Cache entwerfen.
Der Cache „Der Zauberberg“ zeichnet sich des Weiteren dadurch aus, dass er uber zwei Lost Places verfugt: Eine brachliegende Brandruine und die auf einem Berg gelegene verlas- sene Klinik Aprath als spektakulares Finale. Die SuS waren von der reizvollen Landschaft als auch von den unheimlich anmutenden verlassenen Orten sichtlich fasziniert.
Die Projektgruppe 2 nahm den Multi-Cache „Funf Freunde und die verlorene Statue“ mit dem Schwierigkeitsgrad 3 in der Nahe von Remscheid in Angriff (vgl. Kap. 2.3.2 und Anhang). Dieser Cache zeichnet sich durch zwei Besonderheiten aus. Zum einen beweisen die Owner in den zu losenden Ratseln ihres acht Stationen- Multi-Caches ein hohes MaB an Kreativitat und Ausgefallenheit. Zum anderen verfugt der Multi-Cache uber ein an der 1. Station hinterlegtes Programmheftchen, das die in der Cachebeschreibung begonnene Geschichte fortsetzt und durch die einzelnen Stationen fuhrt, indem es z.B. die Ratsel stellt, Platz fur notwendige Noti- zen und Rechnungen bietet (siehe Anhang). Wieder konnten den SuS verschiedene Optionen einer Cachegestaltung aufgezeigt werden. Aufgrund einer leichten Schneedecke konnten wir nach langem Suchen eine Hinweisstation nicht ausmachen. Mit Ruckgriff auf meine Testlauf- erinnerungen konnte ich den Weg zur nachsten Station weisen, so dass die SuS am Ende doch die in die Erde eingelassene und mit Asten bedeckte Schatzkiste fanden.
Als weiterer Programmpunkt ist die Unternehmung eines Nachtcaches „Der Nacht- marsch“ auf dem ehemaligen Truppenubungsgelande Wuppertal-Scharpenack eingeplant. Aufgrund der aktuellen Witterungsverhaltnisse musste diese leider mehrfach aufgeschoben werden. Daher wurde das Vorhaben vorgezogen, in Kleingruppen an der Gestaltung eines eigenen Multi-Caches mit mindestens drei oder mehr Stationen in einem Gebiet nach Wahl zu arbeiten. Als Anregung sollen die unmittelbaren Praxiserfahrungen, als auch die Recherche in den einschlagigen Geocaching Internetportalen, in denen eine Vielzahl von Ratselbeispielen und Herangehensweisen einzusehen sind, dienen. Da ein Multi-Cache immer auf die Umge- bung und die dort zu findenden bzw. lokalen Hinweise abgestimmt wird, ist die Individualitat und Einzigartig eines jeden Caches gesichert.
Die SuS befinden sich derzeitig im selbstandigen Arbeitsprozess, halten mich und die Gruppe im Rahmen von Kurztreffen in der Schule uber dessen Entwicklung und Zwischenergebnisse auf dem Laufenden und konnen hier Fragen und Probleme klaren.
Das Projekt wird seinen Abschluss finden in der gemeinsamen praktischen Erprobung und Reflexion der selbst kreierten Multi-Caches, der kooperativen Optimierung einzelner Statio- nen, Ratsel oder Aufgaben, bis diese schlieBlich von den SuS auf geocaching.com veroffent- licht werden. Von nun haben die SuS die Verantwortung, die Geschehnisse rund um ihren Cache mitzuverfolgen und ihn Instand zu halten.
Die Ergebnisse der einzelnen Arbeitsgemeinschaften der Projektgruppe 2, in der das erlebnis- padagogische Vorhaben (vgl. S.12) den regularen Sportunterricht ersetzt, werden als Bewer- tungsrundlage herangezogen, sprich im Hinblick auf Gelandeauswahl, Umfang, Einfallsreich- tum bei der Erstellung der Stationen und Kreativitat der Hintergrundgeschichte benotet. Das Engagement und die Leistungsbereitschaft im Laufe des gesamten Projektes, die Sorgfalt bei der selbststandigen Arbeit konnen auch in die Bewertung einflieBen. Die SuS sind daruber hinaus verpflichtet, eine schriftliche Ausarbeitung des eigenen Multi-Caches einzureichen.
Bis zum bisherigen Zeitpunkt lasst sich festhalten, dass das Geocaching als alternative Frei- zeitbeschaftigung bei den SuS Anklang gefunden hat. Viele der SuS entschlossen sich bereits dazu, auch auBerhalb des Projekts mit Freunden oder der Familie Geocaching zu betreiben und das GPS-Gerat auf den Weihnachtswunschzettel aufzunehmen. So gehorte die Vermitt- lung der Vorzuge und Freude an diesem Outdoorsport und die Etablierung eines neuen Hobbies bei den SuS zu den Zielsetzungen des Projekts.
Im Hinblick auf diese Arbeit diente mir das Projekt als Erfahrungsgrundlage, um einerseits zu einer erfahrungsgeleiteten und reflektierten Legitimation des Geocachings im Handlungsfeld Schule zu gelangen und andererseits Handlungsbedingungen und Optionen einer Implemen- tierung zu eruieren. Die folgenden Kapitel stellen diese thematischen Aspekte in den Fokus der Betrachtung.
[...]
[1] Insofern hätte das Thema auch bei einem Vertreter des Hauptseminars bearbeitet werden können. Dies wurde mit dem Erstprüfer Herr Müller im Vorfeld abgesprochen.
[2] Im Sinne einer flüssigeren Lesbarkeit des Textes verzichte ich in meiner Examensarbeit auf die Nennung bei der Geschlechtsformen und verwende die maskuline Form. An dieser Stelle soll hervorgehoben werden, dass damit jedoch beide Geschlechter angesprochen werden. Der im Fortgang der Arbeit oft zu verwendende Terminus Schülerinnen und Schüler wird im Folgenden der Einfachheit halber mit dem Kürzel SuS versehen. Ebenso stehen die Abkürzungen RuL und Klp für die häufig zitierten Richtlinien und Lehrpläne (Sek. II) und Kernlehrpläne (Sek. I) (Gymnasium NRW- Sport).
[3] Siehe Abbildungen im Anhang.
[4] www.geocaching.de/com,www.navicache.de/com,www.opencaching.de/com
[5] Da einige Inhalte nur auf Englisch einsehbar sind, gibt es Hilfen auf Deutsch auf www.geocaching.de.
[6] Neben dem Logbuch, einem Stift und einigen kleinen Gegenstanden findet sich der Geocache identification sticker, den man auf geocaching.com herunterladen kann (siehe Anhang) und die Personen aufklart, die zufallig auf einen Cache stoBen.
[7] Man kann hier auch Caches suchen nach Land, nach amerikanischen States, nach Breiten- und Langengraden, nach bestimmten Ownern, Vorwahlen etc.
[8] An dieser Stelle sei vermerkt, dass das Projekt „Geocaching“, das im Oktober 2010 startete - auch aufgrund der fruhzeitig auftretenden Schneefalle - noch nicht abgeschlossen ist.
- Arbeit zitieren
- Studienrätin Eva-Maria Größ (Autor:in), 2010, Trend „Geocaching“: Chancen und Bedingungen der Einbindung in die schulische Praxis am Beispiel der Planung und Durchführung eines jahrgangsübergreifenden Projekts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197547
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