In dieser Arbeit soll es um die Präsentation des Gesprächsanalytischen Transkriptionssystems 2 (GAT 2) gehen. Einleitend wird die Entwicklung des GAT 2 kurz umrissen, im Folgenden sollen Kriterien für Transkripte sowie die allgemeine Struktur vorgestellt und erläutert werden. Die weiteren Ausführungen gehen auf das Basistranskript und dessen Konventionen ein. Abschließend wird die Anwendung der Transkriptionskonventionen des Basistranskripts anhand eines Beispiels gezeigt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Das Gesprächsanalytische Transkriptionssystem
2.1 Transkriptionskriterien
2.2 Die allgemeine Struktur eines Transkripts
3. Das Basistranskript
3.1 Konventionen für Minimal- und Basistranskripte
3.2 Die Erweiterung zum Basistranskript
3.2.1 Prosodie
3.2.2 Sonstige Konventionen für das Basistranskript
4. Ein Anwendungsbeispiel
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In dieser Arbeit soll es um die Präsentation des Gesprächsanalytischen Transkriptionssystems 2 (GAT 2) gehen. Einleitend wird die Entwicklung des GAT 2 kurz umrissen, im Folgenden sollen Kriterien für Transkripte sowie die allgemeine Struktur vorgestellt und erläutert werden. Die weiteren Ausführungen gehen auf das Basistranskript und dessen Konventionen ein. Abschließend wird die Anwendung der Transkriptionskonventionen des Basistranskripts anhand eines Beispiels gezeigt.
2. Das Gesprächsanalytische Transkriptionssystem
Seit 1998 existiert die erste Form des Gesprächsanalytischen Transkriptionssystems. Mit dem GAT wurde ein Versuch der Vereinheitlichung von Transkriptionsprinzipien angestrebt. Daher hat eine Gruppe von Linguisten einen
„Vorschlag für ein einheitliches gesprächsanalytisches Transkriptionssystem erarbeitet, das keine stark theoriegebundenen Vorannahmen macht und daher von Linguistinnen und Linguisten unterschiedlicher theoretischer Zugehörigkeit verwendet werden kann“ (Selting et al. 1998: 2).
Eine umfassende Überarbeitung dieses Systems wurde 2009 von Selting et al. vorgenommen und veröffentlicht. Das GAT 2 soll „Zweifelsfälle klären und dort vorsichtig Veränderungen oder Ergänzungen vornehmen, wo sich in der Praxis Schwächen von GAT gezeigt haben.“ (Selting et al. 2009: 354). Mit GAT 2 gibt es nun drei Detailliertheitsstufen, auf denen Transkripte erstellt werden: das Minimal- , das Basis- sowie das Feintranskript.
Sowohl bei GAT 1, als auch bei GAT 2 geht es um „die Festlegung von Mindeststandards für linguistische Publikationen“ (ebd.: 356).
2.1 Transkriptionskriterien
Für das Transkriptionssystem wurden folgende sechs Kriterien entwickelt: Ausbaubarkeit, Lesbarkeit, Eindeutigkeit, Ikonizität, Relevanz und formbezogene Parametrisierung. Das Kriterium der Ausbaubarkeit bzw. Verfeinerbarkeit besagt, dass ein Transkript einer bestimmten Detailliertheitsstufe ausbaubar sein muss, ohne dass die weniger differenzierte Version revidiert wird. Man spricht hier auch vom Zwiebelprinzip. Lesbarkeit soll heißen, dass ein Transkript auch für Nicht- Linguisten lesbar sein soll. Das heißt: spezielle Darstellungsweisen wie z.B. phonetische Umschrift sind zu vermeiden. Mit der Eindeutigkeit wird festgelegt, dass jedes auditive Phänomen pro Detailliertheitsstufe ein klar zugeordnetes und definiertes Transkriptionszeichen besitzt. Das Transkriptionssystem soll hierfür genaue Anweisungen geben. Des Weiteren sollen die festgelegten Zeichen ikonischen Prinzipen folgen und nicht völlig arbiträr sein. Dieses wird mit der Ikonizität beschrieben. Durch die Relevanz wird vorgegeben, dass nur die Phänomene dargestellt werden sollen, die für die Interpretation und Analyse der Interaktion wichtig sind. Schließlich, so wird es durch die formbezogene Parametrisierung festgelegt, sollen keine interpretierenden Kommentare im Transkript vorhanden sein. Stattdessen sollen die Einzelparameter, die dieser Interpretation zugrunde liegen, dargestellt werden (vgl. Selting et al. 2009: 356f.).
2.2 Die allgemeine Struktur eines Transkripts
Grundsätzlich wird ein Transkript eingeteilt in Transkriptionskopf und Gesprächstranskript. Im Transkriptionskopf werden „wesentliche Angaben über die Beteiligten des Gesprächs, ihre Beziehung zueinander, Art, Ort und Zeit der Aufnahme“ (TeachSam[1] ) gemacht. Für die Detailliertheit der Angaben ist eine Unterscheidung zwischen Archivierung und Publikation wichtig. In einem Transkript, das zur Archivierung bestimmt ist, werden folgende Informationen im Transkriptionskopf notiert: Herkunft (Projektzugehörigkeit), Aufnahmetag, Dauer der Aufnahme, Name[2] des Aufnehmenden und des Transkribierenden, kurze Charakterisierung der Situation, der Teilnehmerrollen, der Sprechenden, des Gesprächsverlaufs und sonstige Informationen wie z.B. Dialektisierungsgrad. In einem zur Publikation bestimmten Transkript werden im Transkriptionskopf weniger ausführliche Informationen aufgelistet: Name des Transkripts und Autor, Gesprächstyp, Anfangs- und Endzeiten des Ausschnitts, kurze Situationsbeschreibung in (( )) sowie Angaben über stimmliche oder sprachliche Besonderheiten (vgl. Bergmann et al. 2007[3] ).
Für das Gesprächstranskript gibt es ebenfalls einige formale Vorgaben, die es einzuhalten gilt. Das Transkript stellt sprachliche und nichtsprachliche Handlungen in einer zeitlichen Abfolge dar, die Leserichtung von oben nach unten und von links nach rechts entspricht also dem zeitlichen Ablauf des Gesprächs. Dabei können auch Zeitwerte angegeben werden, diese stehen dann in { } links vor dem Transkriptionstext. Für das Transkript wird ein äquidistanter Schrifttyp, vorzugsweise Courier (10pt), ohne Tabulatoren verwendet, der Zeilenabstand beträgt 1,5. Generell wird alles im Transkript klein geschrieben, Großbuchstaben werden für Akzente[4] verwendet. Das Transkript wird in Segmente untergliedert, diese werden mit 01 beginnend durchnummeriert. Der Segmentnummer folgt nach drei Leerzeichen die Sprecherkennzeichnung, nach weiteren drei Leerstellen folgt der Transkripttext. Für die genauere Transkription von Prosodie, nonverbalen Phänomenen oder Übersetzungen können weitere, unnummerierte Zeilen unter die Textzeilen eingefügt werden. Um auf ein für die Analyse wichtiges Phänomen hinzuweisen, wird ein Pfeil (→[5] ) verwendet (vgl. TeachSam[6] und Selting et al. 2009: 357f.).
3. Das Basistranskript
Mit dem Basistranskript wird die weniger differenzierte Version des Transkripts (also das Minimaltranskript) um prosodische Informationen erweitert.
Bevor es um die Prosodie im Einzelnen geht, sollen noch einige Konventionen, die sowohl für Minimal-, als auch für Basistranskripte gültig sind, aufgeführt und erläutert werden:
3.1 Konventionen für Minimal- und Basistranskripte
„In der Minimaltranskription werden der Wortlaut der Redebeiträge und deren Unterteilung in Segmente erfasst. Darüber hinaus werden Überlappungen, Verzögerungen, Pausen, Ein- und Ausatmen, Lachen und nonverbale Handlungen und Ereignisse sowie schwer- oder unverständliche Segmente notiert.“ (Selting et al. 2009: 359).
Für jedes Ereignis wurden bestimmte Zeichen festgelegt. Überlappungen (Simultansprechen) werden mit [ ] gekennzeichnet. Die eckigen Klammern werden an die jeweiligen Textstellen gesetzt, an denen eine Überlappung anfängt und endet. Die Klammerpaare werden untereinander ausgerichtet (vgl. Selting et al. 2009: 364). Verzögerungen sind sogenannte 'gefüllte Pausen', sie werden durch Signale wie äh, öh, ähm, etc. ausgedrückt (vgl. ebd.: 367). Je nach gefühlter oder gemessener Länge einer Pause werden folgende Zeichen verwendet: (.) Mikropause, (-) kurze, geschätzte Pause, (--) mittlere, geschätzte Pause, (---) längere, geschätzte Pause, (0.4) gemessene Pause von 0.4 Sekunden, längere Pausen werden in Sekunden angegeben (vgl. ebd.: 365f.). Das (hörbare) Ein- und Ausatmen wird ebenfalls je nach Dauer notiert. So wird ein kurzes Einatmen mit °h[7], ein kurzes Ausatmen mit h° gekennzeichnet, ein längeres Ein- oder Ausatmen mit entsprechender Anzahl von h (bis zu drei) (vgl.ebd.: 365). Lachen oder andere nonverbale Handlungen können auf unterschiedliche Art und Weise dargestellt werden: kürzeres und 'silbisches' Lachen wird entsprechend der Lachsilben mit hahaha, hehe oder hihi dargestellt. Wird das Lachen beschrieben, wird es so notiert: ((lacht)). Lachendes Sprechen wird mit vorangehender Beschreibung und Reichweite markiert: <<lachend> soo> (vgl. ebd.: 367). Durch ( ) oder (xxx xxx xxx) werden Passagen, die unverständlich sind, gekennzeichnet, wobei mit jedem xxx eine unverständliche Silbe repräsentiert wird. Ein vermuteter Wortlaut wird veranschaulicht, indem entsprechende Worte in Klammern geschrieben werden, so z.B. (welche/solche) oder (also/alo) (vgl. Selting et al. 2009: 369).
Generell orientiert sich ein Transkript an der Orthographie, d.h. „einer genormten Umsetzung der Lautsegmente in die Schrift“ (ebd.: 360). Einige Phänomene wie 'Tilgungen' (z.B. is statt ist), 'Klitisierungen' (z.B. biste statt bist du; sonne oder so_ne statt so eine) oder 'Regionalismen' (z.B. ick statt ich; weeßte statt weißt du) gelten als Abweichung von der Standardorthographie und werden notiert (vgl. ebd.: 360ff.). „Abkürzungen und Buchstabierungen werden ausgeschrieben bzw. in Sprechsilben aufgelöst, weil nur so die Akzentuierung markiert werden kann“, so z.B. schreibt man ce: de: u: statt CDU (ebd.: 363).
[...]
[1] URL: http://www.teachsam.de/deutsch/d_lingu/gespraechsanalyse/gespraech_9_4_2_0.htm (Abfrage: 26.01.2011)
[2] Aus forschungsethischen Gründen sollten Namen, Bezeichnungen und Eigenschaften, die eine Identifizierung beteiligter Personen ermöglichen, anonymisiert werden (vgl. Bergmann et al. 2007)
[3] URL: http://paul.igl.uni-freiburg.de/gat-to/modul2/index.html (Abfrage: 26.01.2011)
[4] Erläuterungen zu Akzenten siehe Kapitel 3.2.1.
[5] Unicode Zeichen U+2192
[6] URL: http://www.teachsam.de/deutsch/d_lingu/gespraechsanalyse/gespraech_9_4_2_2.htm (Abfrage: 26.01.2011)
[7] Unicode Zeichen U+00B0 (Gradzeichen)
- Arbeit zitieren
- Anke Schepers (Autor:in), 2011, Einführung in das Gesprächsanalytische Transkriptionssystem 2 (GAT 2), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197282
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