[...] Subjektive Faktoren sind
Bewertungen und Urteile, die durch individuelle Wahrnehmungsprozesse der
Nutzer von Diensten und Angeboten zustande kommen. Das subjektiv empfundene
Wohlbefinden einer Person ist abhängig von der individuellen Einschätzung
der Lebensbedingungen und der persönlichen Zufriedenheit. Will man die
Lebensqualität in verschiedenen Wohnformen in angemessener Weise beurteilen,
benötigt man neben den Aussagen der Nutzer auch objektive Maßstäbe,
welche die subjektiven Sichtweisen ergänzen. Somit lässt sich Lebensqualität
definieren als die Verknüpfung zwischen objektiven Lebensbedingungen und
subjektivem Wohlbefinden.
Lebensqualität hängt wesentlich davon ab, wie die Nutzer von Wohnangeboten
die gegebenen Bedingungen wahrnehmen. Aus diesem Grund ist es wichtig,
Betroffene selbst zu Wort kommen zu lassen und nach ihrer persönlichen Beurteilung
zu fragen. Ingesamt habe ich mit vier geistig behinderten Erwachsenen
Gespräche geführt und sie zu ihrer Wohnsituation befragt. Bei der Durchführung der Gespräche wurden die Grundsätze der qualitativen Sozialforschung
berücksichtigt, die im Verlauf dieser Hausarbeit erklärt werden. Das erhobene
Gesprächsmaterial bildete die Grundlage der von mir durchgeführten qualitativen
Studie „Lebensqualität in verschiedenen Wohnsituationen: Subjektive Bewertung
aus der Nutzerperspektive“.
In dieser Hausarbeit will ich das methodische Vorgehen (Untersuchungsdesign)
darstellen und erläutern. Dazu gehört die Vorstellung des Untersuchungsinstruments,
die Auswahl der Stichprobe und die Erklärung der Techniken bei der
Erhebung, Aufbereitung und Analyse der Daten. Ziel ist es, die Aspekte herauszuarbeiten,
die bei der Gesprächsführung mit Menschen mit einer geistigen Behinderung
beachtet werden müssen, will man diesen Personenkreis in eine Datenerhebung
miteinbeziehen.
In Kapitel 2 wird das problemzentrierte Interview vorgestellt, das als Methode
benutzt wurde. Inhalt von Kapitel 3 ist die Beschreibung des Vorgehens bei der
Auswahl der Gesprächspartner. Um Interviews erfolgreich durchzuführen, müssen
gewisse Rahmenbedingungen erfüllt sein, die ich in Kapitel 4 angeben
werde. Kapitel 5 schildert eine Variante, gesammeltes Gesprächsmaterial nach
qualitativen Gesichtspunkten auszuwerten. Den Abschluss dieser Hausarbeit
bildet eine Zusammenfassung der gewonnenen Erkenntnisse (Kapitel 6).
1 Einleitung
Kenntnisse in Gesprächsführung sind für Sozialarbeiter/Sozialpädagogen[1] in der beruflichen Praxis wichtiges Handwerkszeug. Ihre Grundsätze sind nicht nur in der Beratungsarbeit hilfreich, sondern spielen auch im Bereich der qualitativen Sozialforschung ein bedeutsame Rolle.
Im Rahmen meiner Diplomarbeit habe ich mich mit Wohnangeboten für Menschen mit geistiger Behinderung beschäftigt. Ziel der Arbeit war es, unterschiedliche Wohnsituationen zu analysieren und anhand dieser Ergebnisse zu einer Einschätzung zu kommen, inwieweit die jeweilige Wohnform Einfluss auf die Lebensqualität der dort lebenden Bewohner nimmt.
In der Fachwelt herrscht Einigkeit darüber, dass sich Lebensqualität aus einer objektiven und einer subjektiven Komponente zusammensetzt. Objektive Faktoren können in Form von materiellen, aktivitätsbezogenen, sozialen und interaktionalen Bedingungen näher beschrieben werden. Subjektive Faktoren sind Bewertungen und Urteile, die durch individuelle Wahrnehmungsprozesse der Nutzer von Diensten und Angeboten zustande kommen. Das subjektiv empfundene Wohlbefinden einer Person ist abhängig von der individuellen Einschätzung der Lebensbedingungen und der persönlichen Zufriedenheit. Will man die Lebensqualität in verschiedenen Wohnformen in angemessener Weise beurteilen, benötigt man neben den Aussagen der Nutzer auch objektive Maßstäbe, welche die subjektiven Sichtweisen ergänzen. Somit lässt sich Lebensqualität definieren als die Verknüpfung zwischen objektiven Lebensbedingungen und subjektivem Wohlbefinden.
Lebensqualität hängt wesentlich davon ab, wie die Nutzer von Wohnangeboten die gegebenen Bedingungen wahrnehmen. Aus diesem Grund ist es wichtig, Betroffene selbst zu Wort kommen zu lassen und nach ihrer persönlichen Beurteilung zu fragen. Ingesamt habe ich mit vier geistig behinderten Erwachsenen Gespräche geführt und sie zu ihrer Wohnsituation befragt. Bei der Durchführung der Gespräche wurden die Grundsätze der qualitativen Sozialforschung berücksichtigt, die im Verlauf dieser Hausarbeit erklärt werden. Das erhobene Gesprächsmaterial bildete die Grundlage der von mir durchgeführten qualitativen Studie „Lebensqualität in verschiedenen Wohnsituationen: Subjektive Bewertung aus der Nutzerperspektive“.
In dieser Hausarbeit will ich das methodische Vorgehen (Untersuchungsdesign) darstellen und erläutern. Dazu gehört die Vorstellung des Untersuchungsinstruments, die Auswahl der Stichprobe und die Erklärung der Techniken bei der Erhebung, Aufbereitung und Analyse der Daten. Ziel ist es, die Aspekte herauszuarbeiten, die bei der Gesprächsführung mit Menschen mit einer geistigen Behinderung beachtet werden müssen, will man diesen Personenkreis in eine Datenerhebung miteinbeziehen.
In Kapitel 2 wird das problemzentrierte Interview vorgestellt, das als Methode benutzt wurde. Inhalt von Kapitel 3 ist die Beschreibung des Vorgehens bei der Auswahl der Gesprächspartner. Um Interviews erfolgreich durchzuführen, müssen gewisse Rahmenbedingungen erfüllt sein, die ich in Kapitel 4 angeben werde. Kapitel 5 schildert eine Variante, gesammeltes Gesprächsmaterial nach qualitativen Gesichtspunkten auszuwerten. Den Abschluss dieser Hausarbeit bildet eine Zusammenfassung der gewonnenen Erkenntnisse (Kapitel 6).
2 Untersuchungsinstrument - Das problemzentrierte Interview
Als Untersuchungsinstrument dient das von Witzel (1982) entwickelte problemzentrierte Interview. Es gehört zur Kategorie der offenen, halbstandardisierten Befragungen. Der Interviewer lässt den Befragten möglichst frei zu Wort kommen, damit ein offenes Gespräch entstehen kann. Dennoch ist es auf eine bestimmte Problemstellung hin ausgerichtet, die vom Interviewer genannt wird und auf die er immer wieder zurückkommt. Diese Problemstellung wurde vorher bereits theoretisch analysiert. Die dabei ermittelten zentralen Aspekte werden in einem Interviewleitfaden zusammengestellt und im Verlauf des Dialogs angesprochen (vgl. Mayring 1996, 50).
Das problemzentrierte Interview ist an drei Grundprinzipien ausgerichtet:
1. Problemorientierung
2. Gegenstandsorientierung
3. Prozessorientierung.
2.1 Problemorientierung
Problemorientierung besagt, dass die Untersuchung von einer bestimmten Problemstellung ausgeht, zu der es Antworten zu suchen gilt. Forschungsleitende Problemstellung dieser Studie ist die Wohnsituation von Menschen mit geistiger Behinderung, speziell die Gegebenheiten, unter denen sie leben und die Einflussfaktoren für die Realisierung von Lebensqualität für diesen Personenkreis. Auf dem Hintergrund relevanter Fachliteratur wurde diese Problemstellung in meiner Diplomarbeit theoretisch bearbeitet und aus den bedeutenden Aspekten ein Modell von Lebensqualität entwickelt, das sowohl dem Gesprächsleitfaden als auch der Auswertung des durch die Interviews erhobenen Textmaterials zugrunde liegt. Witzel (a.a.O.) argumentiert, dass der Forscher durch die theoretische Erarbeitung des Problemfelds dessen Komplexität erfasst und sich dies beim Führen der Gespräche als nützlich erweist. Er kann so den Befragten auf relevante Punkte hinweisen und ihn zur Darlegung seiner Meinung ermutigen. Gleichzeitig erweitern die gemachten Aussagen das Vorwissen des Interviewers bzw. führen zu einer Verifikation, Modifikation oder Revidierung der aufgestellten Thesen.
2.2 Gegenstandsorientierung
Als zweites Prinzip ist die Gegenstandsorientierung zu nennen. Gegenstandsorientierung meint, dass das Untersuchungsinstrument nicht unabhängig vom Gegenstand der Studie entwickelt werden kann. Vielmehr muss das methodische Vorgehen auf die Problemstellung zugeschnitten sein. Aus diesem Grund wurden für diese Untersuchung nicht bereits vorgefertigte Erhebungsverfahren verwendet, sondern auf der Basis des Verständnisses von Lebensqualität in der Diplomarbeit ein Interviewleitfaden entwickelt, mit dessen Hilfe die subjektive Bewertung der Nutzer erforscht werden kann.
2.3 Prozessorientierung
Das dritte Prinzip ist die Prozessorientierung. Dies bedeutet, im Verlauf der Untersuchung flexibel und unvoreingenommen zu bleiben. Indem der Interviewer gegenüber Äußerungen offen ist und sein Interesse an der Sichtweise des Befragten kundtut, versteht er sich selbst in Bezug auf das Problemfeld als Lernenden und signalisiert gleichzeitig, dass er seinen Gesprächspartner als Experten ernstnimmt. Das daraus erwachsende Vertrauensverhältnis wirkt sich günstig auf die Kooperationsbereitschaft und den Gesprächsverlauf aus. Ein weiteres wichtiges Merkmal beim Einsatz des problemzentrierten Interviews ist die Offenheit der Fragestellung. Der Befragte soll ohne vorgegebene Antwortalternativen frei antworten können. Dies hat mehrere Vorteile. Anhand der Formulierung der Antwort kann man erkennen, ob die Frage verstanden wurde. Gegebenenfalls können Missverständnisse durch zusätzliche Erklärungen beseitigt werden. Durch vorgefertigte Antwortalternativen fühlen sich die Befragten einem festen Raster unterworfen. Lässt man ihnen jedoch Freiraum, können sie ihre persönlichen Ansichten offen legen.
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[1] Um einer besseren Lesbarkeit des Textes Rechnung zu tragen, wird bei allen maskulinen Bezeichnungen von Personengruppen auf die Ergänzung der entsprechenden femininen Form verzichtet.
- Arbeit zitieren
- Sören Funk (Autor:in), 2002, Interviews mit Menschen mit einer geistigen Behinderung im Rahmen der qualitativen Sozialforschung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19656
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