Einleitung
„Language has always been the mirror to society.“ Diese These trifft auf das Judeo-Español in besonderer Weise zu. Es ist die Sprache der Sefarden, der spanischen Juden, welche 1492 aus ihrer Heimat vertrieben und in alle Welt zerstreut wurden. Wie ein Tagebuch verrät das Judeo-Español viel über seine Sprecher, ihre kulturellen Eigenheiten und ihr Schicksal. Die folgende Arbeit versucht Verbindungen zwischen der heutigen Form des Judeo-Español und den Lebensbedingungen der Sefarden im osmanischen Exil zu ziehen. Es gibt nur wenige Orte auf der Welt, an denen sich das Judeo-Español so erhalten hat wie auf dem Gebiet der heutigen Türkei. Aufgrund der Liberalität des osmanischen Reiches konnte das Judeo-Español dort über Jahrhunderte hinweg in seiner ursprünglichen Form konserviert werden. Entwicklungen innerhalb der jüdischen Gemeinden führten später zur Herausbildung einer spezifisch osmanischen Koiné, des Judeo-Español del Oriente. Bedeutende fremdsprachliche Einflüsse traten erst mit dem Zerfall des osmanischen Reiches Ende des 19. Jahrhunderts ein und gaben dem Judeo-Español seine heutige, einzigartige Form. Ein kurzer historischer Überblick und eine Beschreibung der allgemeinen Charakteristika des mittelalterlichen Judeo-Español sollen nun zunächst den Rahmen schaffen, in den sich die späteren Entwicklungen einordnen lassen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Hintergrund
- Allgemeine Charakteristika des Judeo-Español
- Orthografie
- Archaismen
- Dialektale Einflüsse
- Sprachliche Entwicklungen
- Einfluss semitischer Sprachen
- Hebräisch
- Arabisch
- Soziokulturelle Einflussfaktoren auf das Judeo-Español des Orients
- Das jüdische Gemeindeleben – Von der Isolation zur Koinésation
- Das Osmanische Reich – Ein liberaler Staat
- Westeuropäische Einflüsse – Zeitgeist und Zionismus
- Italienisch - Die Centros Dante Alighieri
- Französisch - Die Alliance Universelle Israélite
- Nationalstaatsbildung
- Quo vadis? - Aktuelle Tendenzen des Judeo-Español
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Verbindung zwischen der heutigen Form des Judeo-Español und den Lebensbedingungen der Sefarden im osmanischen Exil. Der Fokus liegt auf der Entwicklung einer spezifisch osmanischen Koiné des Judeo-Español und den soziokulturellen Faktoren, die diese Entwicklung beeinflusst haben. Die Arbeit beleuchtet die Rolle des osmanischen Reiches, den Einfluss westeuropäischer Sprachen und die Auswirkungen der Nationalstaatsbildung.
- Der historische Hintergrund des Judeo-Español und die Vertreibung der Sefarden aus Spanien.
- Die sprachlichen Charakteristika des Judeo-Español, einschließlich Orthografie, Archaismen und semitischer Einflüsse.
- Die soziokulturellen Bedingungen im osmanischen Reich, die zum Erhalt und zur Entwicklung des Judeo-Español beitrugen.
- Der Einfluss westeuropäischer Sprachen und der Prozess der Koinésation.
- Die Auswirkungen der Nationalstaatsbildung auf das Judeo-Español.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die These auf, dass die Sprache ein Spiegelbild der Gesellschaft ist, und argumentiert, dass das Judeo-Español dies besonders deutlich zeigt. Die Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen der heutigen Form des Judeo-Español und den Lebensbedingungen der Sefarden im osmanischen Exil, wobei der Fokus auf der Türkei liegt, wo sich die Sprache über Jahrhunderte in ihrer ursprünglichen Form erhalten hat. Die Einleitung kündigt einen historischen Überblick und eine Beschreibung der allgemeinen Charakteristika des mittelalterlichen Judeo-Español an, um den Rahmen für die folgenden Entwicklungen zu schaffen.
Historischer Hintergrund: Dieses Kapitel beleuchtet die lange Geschichte der Juden in Spanien, beginnend im 3. Jahrhundert v. Chr. Es beschreibt die wechselnden politischen und sozialen Bedingungen, von relativer Toleranz unter den Westgoten und den Mauren bis hin zur zunehmenden Verfolgung im Zuge der Reconquista, die schließlich im Edikt von Granada 1492 gipfelte und zur Vertreibung der Juden führte. Das Kapitel betont den Verlust an wirtschaftlichem, wissenschaftlichem und kulturellem Potenzial für Spanien durch die Abwanderung der Juden und hebt die Aufnahme der Sefarden im Osmanischen Reich durch Sultan Bayazit II hervor.
Allgemeine Charakteristika des Judeo-Español: Dieses Kapitel befasst sich mit den sprachlichen Merkmalen des Judeo-Español vor und nach der Vertreibung. Es wird die Orthografie des Judeo-Español diskutiert, die von den religiösen Texten der Rashi-Schrift bis zur Einführung der lateinischen Schrift im 20. Jahrhundert eine Entwicklung durchmachte. Weiterhin werden die Archaismen des Judeo-Español, die sich aus der Isolation der Sprecher und dem Ausbleiben der lautlichen Veränderungen des modernen Spanisch ergeben, analysiert, sowie der Einfluss anderer Sprachen (Hebräisch, Arabisch).
Schlüsselwörter
Judeo-Español, Sefarden, Osmanisches Reich, Sprachgeschichte, Soziolinguistik, Sprachkontakt, Koinésation, Archaismen, Orthografie, semitische Sprachen, Westeuropäische Einflüsse, Nationalstaatsbildung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Judeo-Español im Osmanischen Reich
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung des Judeo-Español im Osmanischen Reich und die soziokulturellen Faktoren, die diese Entwicklung beeinflusst haben. Der Fokus liegt auf der Entstehung einer osmanischen Koiné des Judeo-Español und dem Einfluss des osmanischen Reiches, westeuropäischer Sprachen und der Nationalstaatsbildung auf die Sprache.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt den historischen Hintergrund des Judeo-Español, seine sprachlichen Charakteristika (Orthografie, Archaismen, semitische Einflüsse), die soziokulturellen Bedingungen im Osmanischen Reich, den Einfluss westeuropäischer Sprachen (Italienisch, Französisch), den Prozess der Koinésation und die Auswirkungen der Nationalstaatsbildung auf das Judeo-Español.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu Einleitung, Historischem Hintergrund, Allgemeinen Charakteristika des Judeo-Español (inkl. Orthografie, Archaismen, semitischen und dialektalen Einflüssen), Soziokulturellen Einflussfaktoren auf das Judeo-Español des Orients (inkl. jüdisches Gemeindeleben, Osmanisches Reich, westeuropäische Einflüsse und Nationalstaatsbildung) und aktuellen Tendenzen des Judeo-Español.
Welche These wird vertreten?
Die Arbeit vertritt die These, dass das Judeo-Español ein Spiegelbild der Gesellschaft ist und dass seine Entwicklung eng mit den Lebensbedingungen der Sefarden im osmanischen Exil verbunden ist. Die Türkei wird als besonderes Beispiel hervorgehoben, wo die Sprache über Jahrhunderte in ihrer ursprünglichen Form erhalten blieb.
Welche Rolle spielte das Osmanische Reich für das Judeo-Español?
Das Osmanische Reich wird als ein liberaler Staat dargestellt, der zum Erhalt und zur Entwicklung des Judeo-Español beitrug. Die Arbeit untersucht die soziokulturellen Bedingungen im Osmanischen Reich, die diese Entwicklung ermöglichten.
Welchen Einfluss hatten westeuropäische Sprachen?
Die Arbeit beleuchtet den Einfluss westeuropäischer Sprachen, insbesondere Italienisch (durch die Centros Dante Alighieri) und Französisch (durch die Alliance Universelle Israélite), auf das Judeo-Español und den Prozess der Koinésation.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Judeo-Español, Sefarden, Osmanisches Reich, Sprachgeschichte, Soziolinguistik, Sprachkontakt, Koinésation, Archaismen, Orthografie, semitische Sprachen, westeuropäische Einflüsse, Nationalstaatsbildung.
Wie wird der historische Hintergrund behandelt?
Der historische Hintergrund umfasst die Geschichte der Juden in Spanien, von der relativen Toleranz bis zur Vertreibung im Jahre 1492, und die Aufnahme der Sefarden im Osmanischen Reich durch Sultan Bayazit II. Der Verlust an wirtschaftlichem, wissenschaftlichem und kulturellem Potenzial für Spanien durch die Abwanderung der Juden wird hervorgehoben.
Wie werden die sprachlichen Charakteristika des Judeo-Español beschrieben?
Die sprachlichen Charakteristika umfassen die Entwicklung der Orthografie (von der Rashi-Schrift zur lateinischen Schrift), die Analyse der Archaismen aufgrund der Isolation der Sprecher und den Einfluss anderer Sprachen wie Hebräisch und Arabisch.
Wie wird die aktuelle Situation des Judeo-Español dargestellt?
Das Kapitel "Quo vadis?" behandelt die aktuellen Tendenzen des Judeo-Español, jedoch sind im vorliegenden Auszug keine Details dazu enthalten.
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- MSc Ricarda Röleke (Author), 2007, Soziokulturelle Bedingungen der Entwicklung des Judeo-Espanol del Oriente, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/196290