Der 20. Jahrestag der Deutschen Einheit wurde durch die Rede des ehemaligen Bundespräsidenten, Christian Wulff, geprägt, in welcher er u. a. vor der Ausgrenzung von Migranten in Deutschland warnte und betonte, dass auch der Islam inzwischen zu Deutschland gehöre. In einem Land wie Deutschland, in dem mittlerweile mehr als vier Millionen Muslime bereits in dritter und vierter Generation leben und sich nicht mehr als Gäste, sondern vielmehr als Bürger dieses Landes verstehen, sollte dieses Statement von politischen, gesellschaftlichen und kirchlichen Akteuren gleichermaßen respektiert werden. Um Respekt und Verständnis gegenüber der jeweils anderen Religion zu fördern, treten kirchliche Vertreter beider Religionen sowie politische Akteure in Dialog miteinander. Unsicherheit, Vorurteile sowie Machtansprüche führen jedoch meist nicht zu dem anvisierten Ziel. Joachim Gauck, der aktuelle Bundespräsident, merkt zu dem Zitat seines Vorgängers an, dass er gesagt hätte, dass die Muslime, die in Deutschland leben, zu Deutschland gehören.
Mit dieser Aussage stößt er die Debatte erneut an, die durch zahlreiche Diskussionen in den Medien ausgetragen wird. „Gehört der Islam zu Deutschland“ lautet auch der Titel der Studio Friedmann Sendung, die am letzten Mittwoch auf dem Nachrichtensender N24 ausgestrahlt wird. Die Gäste sind Herr Stephan Mayer, der innenpolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe im Bundestag und Frau Özlem Nas von der SCHURA Hamburg e.V. (Rat der islamischen Gemeinschaften in Hamburg e.V.). Verfolgt man das Gespräch stellt man relativ schnell fest, dass es nicht darum geht, Verständnis gegenüber der anderen Religion aufzubringen, vielmehr geht es um die Rechtfertigung der eigenen (Macht-)Position sowie um die Kritik der Andersgläubigen. Dieser Dialog kann als exemplarisch dafür angesehen werden, dass eine reale Bemühung der Annäherung nicht stattfindet. Kritik aus der christlichen Perspektive findet in der Form statt, dass die muslimischen Mitbürger sich zu wenig integrieren. Muslime jedoch verstehen die Forderung dahingehend, dass sie sich assimilieren sollen, was zu Recht ein Gefühl von Inakzeptanz und Nicht-gewollt-Sein hervorruft.
Muslime wiederum kritisieren, dass Christen zu wenig über den Islam (bzw. über die verschiedenen Richtungen des Islam) wissen und diesen daher mit Gewalt und Unterdrückung gleichsetzen.
Einleitung
Der 20. Jahrestag der Deutschen Einheit wurde durch die Rede des ehemaligen Bundespräsidenten, Christian Wulff, geprägt, in welcher er u. a. vor der Ausgrenzung von Migranten in Deutschland warnte und betonte, dass auch der Islam inzwischen zu Deutschland gehöre.[1] In einem Land wie Deutschland, in dem mittlerweile mehr als vier Millionen Muslime bereits in dritter und vierter Generation leben und sich nicht mehr als Gäste, sondern vielmehr als Bürger dieses Landes verstehen, sollte dieses Statement von politischen, gesellschaftlichen und kirchlichen Akteuren gleichermaßen respektiert werden. Um Respekt und Verständnis gegenüber der jeweils anderen Religion zu fördern, treten kirchliche Vertreter beider Religionen sowie politische Akteure in Dialog miteinander. Unsicherheit, Vorurteile sowie Machtansprüche führen jedoch meist nicht zu dem anvisierten Ziel. Joachim Gauck, der aktuelle Bundespräsident, merkt zu dem Zitat seines Vorgängers an, dass er gesagt hätte, dass die Muslime, die in Deutschland leben, zu Deutschland gehören.[2]
Mit dieser Aussage stößt er die Debatte erneut an, die durch zahlreiche Diskussionen in den Medien ausgetragen wird. „Gehört der Islam zu Deutschland“ lautet auch der Titel der Studio Friedmann Sendung, die am letzten Mittwoch auf dem Nachrichtensender N24 ausgestrahlt wird.[3] Die Gäste sind Herr Stephan Mayer, der innenpolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe im Bundestag und Frau Özlem Nas von der SCHURA Hamburg e.V. (Rat der islamischen Gemeinschaften in Hamburg e.V.). Verfolgt man das Gespräch stellt man relativ schnell fest, dass es nicht darum geht, Verständnis gegenüber der anderen Religion aufzubringen, vielmehr geht es um die Rechtfertigung der eigenen (Macht-)Position sowie um die Kritik der Andersgläubigen. Dieser Dialog kann als exemplarisch dafür angesehen werden, dass eine reale Bemühung der Annäherung nicht stattfindet. Kritik aus der christlichen Perspektive findet in der Form statt, dass die muslimischen Mitbürger sich zu wenig integrieren. Muslime jedoch verstehen die Forderung dahingehend, dass sie sich assimilieren sollen, was zu Recht ein Gefühl von Inakzeptanz und Nicht-gewollt-Sein hervorruft.
Muslime wiederum kritisieren, dass Christen zu wenig über den Islam (bzw. über die verschiedenen Richtungen des Islam) wissen und diesen daher mit Gewalt und Unterdrückung gleichsetzen. Dabei sind das Christentum und der Islam zwei Offenbarungsreligionen, „die im Besitz von heiligen Schriften sind“[4] und nicht nur theologische Differenzen, sondern auch Gemeinsamkeiten aufweisen:
„Ihr Leute der Schrift! Kommt her zu einem gemeinsamen Wort
zwischen uns und euch. Auf dass wir Gott allein dienen“ (Sure 3, 64)[5].
Nachfolgend sollen Hauptthemen der theologischen Kontroverse zwischen Islam und Christentum aus der Perspektive des Islam dargestellt werden. Beginnen möchte ich mit der Gotteslehre, anschließend die Erlösungslehre darstellen sowie die Ethik und die Moral betrachten.
1. Von der Unmöglichkeit der Trinität Gottes
Die christliche Vorstellung beruht auf der Trinität Gottes, welche sich durch zahlreiche Bibelstellen insbesondere im Neuen Testament belegen lässt z.B. in 2.Korinther 13, 13:
„Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen“[6].
Die Vorstellung der Wesenseinheit von Gottvater, Sohn und Heiligem Geist wird vom Islam abgelehnt, sogar fälschlicherweise dahingehend verstanden, dass es sich beim Christentum nicht um eine monotheistische Religion handelt, sondern vielmehr um eine polytheistische[7]. Aus der Sicht des Islam wird die Einheit Gottes verletzt. Dadurch, dass Gott der allmächtige Schöpfer ist, kann er selbstverständlich durch seinen Willen, alle Taten vollbringen und muss sich nicht eines Sohnes bedienen, der ihm zur Hand geht[8]. Daher erkennen Muslime Jesus nicht als Gottes Sohn an. Er ist für sie vielmehr ein „Diener Gottes“[9] und „Gottes Gesandter“[10]. Als Begründung wird angeführt, dass Gottes Eigenschaften „Einzigkeit, Schöpferallmacht und Unkörperlichkeit“ seien[11]: „Gott isst nicht, Jesus aß, also ist Jesus nicht Gott“[12]. Aber auch das Argument, Gott hätte als Schöpfer Jesus in Marias Leib erschaffen können, so wie er Adam erschaffen hat, dient der Widerlegung der Dreifaltigkeit bzw. des Vater-Sohn-Beweises[13]. Die Dreifaltigkeit wird von Moslems abgelehnt und auch anders verstanden, als sie die christliche Lehre vorgibt. In Sure 5, 116 ist die Rede von der Trinität Gottes, Jesus und Maria[14]. Muslime sehen Jesus demzufolge nicht als Sohn Gottes an, dennoch verehren sie ihn und er wird - abgesehen von Muhammad – als bedeutendster Prophet und Gesandter Gottes wahrgenommen. Ein weiteres Problem zwischen dem Koran und der Bibel stellt allerdings die Kreuzigung Jesus dar, die von klassischen muslimischen Auslegern geleugnet wird[15]. Vielmehr wird die Ansicht vertreten, dass „ein anderer an Jesu Stelle gekreuzigt wurde[16]. Da aber Christen die Kreuzigung Jesu wie auch seine Existenz selbst als Hingabe für die Menschen an Gott verstehen und sie die Kreuzigung als ein zentrales Element ihrer Religionen ansehen, wird den muslimischen Auslegern zum Vorwurf gemacht, dass der Koran „Fehldeutungen biblischer Fakten“[17] enthält. Dabei wiederum handelt es sich um den islamischen Blick, eine islamische Perspektive auf das Christentum, die einer eigenen Dogmatik folgt und somit akzeptiert werden muss. Die Schwierigkeit scheint darin zu liegen, dass beide Religionen für sich in Anspruch nehmen wollen, die wahre zu sein, dabei kann es jedoch nicht um eine Mission gehen, sondern vielmehr darin, im Dialog die Gemeinsamkeiten und Differenzen der anderen Religion zu verstehen[18].
[...]
[1] vgl. Drobinski, Matthias: Debatte um den Islam. Die neue deutsche Frage. In: Süddeutsche Zeitung.de, Politik, 06.10.2010, URL: http://www.sueddeutsche.de/politik/debatte-um-den-islam-die-neue-deutsche-frage-1.1009060, Download vom 08.06.2012
[2] vgl. Zeit online, Presseschau: Gauck stellt die Integrationsdebatte auf die Füße, 01.06.2012, http://www.zeit.de/politik/deutschland/2012-06/gauck-islam-presseschau, Download vom 08.06.2012
[3] N24, Studio Friedmann: Gehört der Islam zu Deutschland, 07.06.2012, http://www.n24.de/news/newsitem_7981830.html?id=1555596&autoplay=true, Download vom 08.06.2012
[4] Busse, Heribert: Die theologischen Beziehungen des Islam zu Judentum und Christentum, Grundlagen des Dialogs im Koran und die gegenwärtige Situation, Grundzüge Band 72, Darmstadt Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1988, S. 30
[5] Stoddart, William: Christen und Muslime Was sie übereinander sagen, Frankfurt Verlag Hans-Jürgen Maurer, 2009, S. 84
[6] Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers, Bibeltext in der revidierten Fassung von 1984, Stuttgart Deutsche Bibelgesellschaft, 1999, NT, 2. Korinther, 13, 13, S. 215
[7] vgl. Nasr, Seyyed Hossein/al-Nowaihi, Mohammed/al-Aqqad, Abbas Muhammad: Islam: Jesus Menschensohn, in: Loth, Heinz-Jürgen/Mildenberger, Michael/Tworuschka, Udo (Hrsg.): Christentum im Spiegel der Weltreligionen Kritische Texte und Kommentare, Stuttgart Quell Verlag, 1978, S. 71
[8] vgl. Kuschel, Karl-Josef: Juden, Christen Muslime Herkunft und Zukunft, Düsseldorf. Patmos Verlag, 2007, S. 497f.
[9] ders. S. 499
[10] ders. S. 499
[11] Busse, S. 56
[12] ders. S. 56
[13] ders. S. 56
[14] Kuschel S. 499
[15] vgl. Nasr et. al. S. 73
[16] ders. S. 73
[17] ders. S. 73
[18] vgl. Nasr et. al., S. 74
- Arbeit zitieren
- Andrea Tauber (Autor:in), 2012, Themen des islamisch-christlichen Dialogs, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/196211
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