Die jungen Unternehmen sind zunächst nicht viel mehr als Gesellschaften mit beschränkter Hoffnung.“ Inwieweit das Gründungsgeschehen in den letzten Jahren mehr als nur eine Hoffnung war oder gar zu einem Gründungsboom geführt hat, soll in dieser Arbeit auf Grundlage von verschiedenen Gründungsstatistiken diskutiert werden.
Das zentrale Thema dieser Abhandlung ist jedoch nicht allein die Anzahl der echten Neugründungen, sondern vielmehr auch die Problematik der Statistiken, welche zu höchst unterschiedlichen Resultaten führen.
Während im Ergebnis einer Studie des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung lediglich 228 Tsd. Unternehmensgründungen im Jahr 2001 stattfanden, so registrierte das Statistische Bundesamt für den gleichen Zeitraum rund 729 Tsd. Gewerbeanmeldungen, wovon 584 Tsd. als Neuerrichtungen ausgewiesen wurden. Das IfM Bonn geht mithin von rund 455 Tsd. Neuanmeldungen aus. Bereits hier wird schnell deutlich, dass unterschiedliche Statistiken kontroverse und unvereinbare Aussagen liefern.
Die Schwierigkeit liegt hierbei hauptsächlich in der Ermangelung einer einheitlichen Bundesstatistik begründet, ebenso jedoch auch in den verschieden verwendeten Definitionen eines „Existenzgründers“ als auch „Unternehmensgründers“. Daneben sind auch Mehrjahresvergleiche oftmals nur eingeschränkt möglich, da beispielsweise die Einführung der Ich-AG im Jahr 2002 nach Ansicht der Bundesanstalt für Arbeit zu einer „regelrechten Existenzgründerwelle unter den Erwerbslosen in Deutschland“ führen wird.
Doch gerade Gründungsstatistiken vermitteln einen ersten Eindruck über das Potenzial, was den Wandel der Gesellschaft in naher Zukunft angeht, denn neu gegründete Betriebe bilden das Fundament der Zukunft, technologisch innovative Konzepte zu verwirklichen und somit zum sektoralen Strukturwandel beizutragen. Ebenso stellen dabei die Klein- und Mittelständischen Unternehmen einen großen Anteil aller Arbeitsplätze dar, so dass den Gründungsstatistiken eine hohe Bedeutung für den Standort zukommt.
Ob diese „neuen Kultur der Selbständigkeit in unserem Lande“ mittlerweile gewachsen ist und auch durch neue Statistiken untermauert werden kann, soll im Folgenden erläutert werden.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
2 Aufbau der Arbeit
3 Unterscheidungskriterien von Gründungen
3.1 Originäre und derivative Gründungen
3.2 Existenzgründungen
3.3 Unternehmensgründungen
3.4 Entrepreneurship
4 Gesetzliche Verordnungen zu statistische Erhebungen
4.1 Das statistischen Systems in der Bundesrepublik Deutschland
4.2 URS 95 / URS 99 - Unternehmensregister der EU
5 Einführung in statistische Grundlagen
5.1 Ereignisse verändern die Statistiken
5.2 Probleme bei statistischen Erhebungen
6 Gründungsstatistiken in Deutschland
6.1 Vorgehensweise bei der Untersuchung der Statistiken
6.2 Gewerbe- und Insolvenzanmeldungen als statistische Größe
6.2.1 Definitionen und Erläuterungen zur Statistik
6.2.2 Statistiken – Deutschlandweit über alle Wirtschaftszweige
6.2.3 Fazit – Deutschlandweit über alle Wirtschaftszweige
6.2.4 Gewerbean- und Abmeldungen im Vergleich
6.2.5 Fazit Gewerbean- und Abmeldungen
6.2.6 Statistik - nur nach Wirtschaftszweigen
6.2.7 Fazit – Statistik nur nach Wirtschaftszweigen
6.2.8 Statistik - regionale Betrachtung München
6.2.9 Fazit – Statistik regionale Betrachtung München
6.2.10 Statistik nach Rechtsform
6.2.11 Fazit – Statistik nach Rechtsform
6.3 Statistik des Institutes für Mittelstandsforschung Bonn
6.3.1 Definitionen und Erläuterungen zur Statistik
6.3.2 Unternehmensgrößenstatistik des IfM Bonn - Existenzgründungen
6.3.3 Fazit – Statistik des IfM Bonn
6.4 Umsatzsteuerstatistik
6.4.1 Definitionen und Erläuterungen zur Statistik
6.4.2 Umsatzsteuerstatistik – Gründungen und Auflösungen
6.4.3 Fazit Umsatzsteuerstatistik – Gründungen und Auflösungen
6.4.4 Umsatzsteuerstatistik nach Rechtsform
6.4.5 Fazit Umsatzsteuerstatistik nach Rechtsform
6.5 Freiberuflerstatistik – Statistik des IFB Nürnberg
6.5.1 Definitionen und Erläuterungen zur Statistik
6.5.2 Statistik des IFB Nürnberg
6.5.3 Fazit - Statistik des IFB Nürnberg
6.5.4 Statistik nach Branchen
6.5.5 Fazit - Statistik nach Branchen
6.5.6 Statistik nach Neuen und Alten Bundesländern
6.5.7 Fazit - Statistik nach Neuen und Alten Bundesländern
6.6 Gründungsstatistiken der Deutschen Ausgleichsbank
6.6.1 Definitionen und Erläuterungen zur Statistik
6.6.2 Statistik auf Personenebene - nur Existenzgründer
6.6.3 Förderbereich Existenz- und Unternehmensgründer
6.6.4 Anteil der Frauen in der Statistik
6.6.5 Fazit - Statistik der DtA
6.7 Statistik der Creditreform Wirtschafts- und Konjunkturforschung
6.7.1 Definitionen und Erläuterungen zur Statistik
6.7.2 Gründungsgeschehen nach Creditreform
6.7.3 Fazit - Gründungsgeschehen nach Creditreform
6.8 Statistik des Regional Entrepreneurship Monitor – BRD
6.8.1 Definitionen und Erläuterungen zur Statistik
6.8.2 Statistik des REM
6.8.3 Fazit - Gründungsgeschehen nach dem REM
6.9 Statistik über Neugründungen in Sachsen-Anhalt
6.9.1 Umfang der Unternehmensgründungen in Sachsen-Anhalt
6.9.2 Unternehmensgründungen und Existenzgründungen
6.9.3 Fazit - Neugründungen in Sachsen-Anhalt
6.10 Übersicht über aller deutschen Statistiken
7 Internationale Gründungsstatistiken
7.1 Global Entrepreneurship Monitor
7.1.1 Definitionen und Erläuterungen zum GEM
7.1.2 Statistik der Total Entrepreneurial Activity des GEM
7.1.3 Opportunity- vs. Necessity-Based Gründungsaktivitäten
7.2 Überblick über die Gründungssituation in den USA
7.2.1 Definitionen und Erläuterungen zur Statistik
7.2.2 Statistik des Amerikanischen Zensus
8 Indikatoren auf dem Prüfstand
8.1 Arbeitslosenzahl und Gründungen / Gründungssaldo
8.2 Das BIP als Vergleichsgröße
8.2.1 BIP-Wachstum und Saldowachstum
8.2.2 BIP-Änderung und Gründungssaldo
8.2.3 BIP und kumulierter Gründungssaldo
8.3 Deutscher Aktienindex und Gründungssaldo
8.4 Fazit über alle Indikatoren
9 Sterblichkeit von Neugründungen
9.1 Insolvenzen nach Creditreform
9.2 Münchener Gründungsstudie
9.2.1 Kaplan-Meier-Verfahren
9.2.2 Ergebnisse der Studie
9.3 Überlebensraten von Gründungskohorten aus der Betriebsdatei IAB im Zeitraum von 1991 bis 1996
9.4 Gegenüberstellung der Ausfallquoten von geförderten und nichtgeförderten Unternehmen
9.5 Zusammenfassung der Ergebnisse
10 Schlussfolgerungen
10.1 Verbesserungsvorschläge und Fazit
11 Managementextrakt
12 Literaturverzeichnis
13 Stichwortverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 2.1 Aufbau der Arbeit
Abbildung 3.1 Gründungsformen
Abbildung 4.1 Reihenfolge zum Aufbau des URS
Abbildung 5.1 Coverage-Probleme bei der Erfassung von Gründungen
Abbildung 6.1 Gewerbeanmeldungen 1997 - 2002*
Abbildung 6.2 Bewertungsmatrix Gewerbeanmeldungen
Abbildung 6.3 Gewerbean- und Abmeldungen 1997 - 2002*/**
Abbildung 6.4 Gewerbeanmeldungen 1997 - 2001 nach Wirtschaftszweigen
Abbildung 6.5 Gewerbestatistik und BIP von München 1996 – 2001
Abbildung 6.6 Steigerungsraten München im Vergleich zum Vorjahr
Abbildung 6.7 Gewerbeanmeldungen nach Rechtsform
Abbildung 6.8 Gründungen nach dem IfM Bonn
Abbildung 6.9 Liquidationen nach dem IfM Bonn
Abbildung 6.10 Statistik des IfM Bonn - Existenzgründungen und Aufgaben 1990 – 2001
Abbildung 6.11 Bewertungsmatrix Statistiken des IfM Bonn
Abbildung 6.12 Umsatzsteuerstatistik - Gründungen und Auflösungen 1996 - 2000
Abbildung 6.13 Bewertungsmatrix Umsatzsteuerstatistik
Abbildung 6.14 Umsatzsteuerstatistik - Saldiert nach Rechtsform 1996 - 2000
Abbildung 6.15 Selbständige in Freien Berufen 1991 bis 2001
Abbildung 6.16 Bewertungsmatrix IFB Nürnberg
Abbildung 6.17 Berufsgruppen in Freien Berufen 01.01.2002
Abbildung 6.18 Freie Berufe nach Branchen 1991 - 2001
Abbildung 6.19 Zahlenmäßige Struktur der Selbständigen in Freien Berufen 2002
Abbildung 6.20 DtA-geförderte Existenzgründungen 1999 bis 2001
Abbildung 6.21 Entwicklung der DtA-Förderung Existenz- / Unternehmens-gründung 1990 – 2001
Abbildung 6.22 Anteil der Frauen im Bereich Existenz- / Unternehmensgründung
Abbildung 6.23 Frauenquote in einzelnen Wirtschaftsbereichen 2001
Abbildung 6.24 Bewertungsmatrix Deutsche Ausgleichsbank
Abbildung 6.25 Gründungsgeschehen nach Creditreform und BIP*
Abbildung 6.26 kumulierter Saldo (Creditreform) im Vergleich mit dem BIP
Abbildung 6.27 Bewertungsmatrix Creditreform
Abbildung 6.28 REM-Untersuchungsregionen
Abbildung 6.29 Werdende Gründer in Deutschland nach dem REM 2001
Abbildung 6.30 Bewertungsmatrix Statistik des REM
Abbildung 6.31 Art der Unternehmensgründung in Sachsen-Anhalt
Abbildung 6.32 Förderung von Unternehmens- und Existenzgründungen
Abbildung 6.33 Bewertungsmatrix Neugründungen in Sachsen-Anhalt
Abbildung 6.34 Gegenüberstellung aller Statistiken
Abbildung 7.1 GEM - beteiligte Staaten
Abbildung 7.2 GEM 2001 - Total Entrepreneurial Activity by Country
Abbildung 7.3 GEM 2001 - Opportunity-Based Entrepreneurial Activity
Abbildung 7.4 GEM 2001 - Necessity-Based Entrepreneurial Activity
Abbildung 7.5 Entrepreneurship in den USA
Abbildung 7.6 New Employer Firms, 1980-2005
Abbildung 8.1 Arbeitslose vs. Gründungen und Saldo
Abbildung 8.2 BIP- und Saldowachstum
Abbildung 8.3 BIP-Änderung und Gründungssaldo
Abbildung 8.4 BIP und kumulierter Gründungssaldo
Abbildung 8.5 DAX und Gründungen von 1990 – 2001
Abbildung 9.1 Insolvenzen 2001 nach Unternehmensalter (Creditreform)
Abbildung 9.2 Kaplan-Meier Überlebensfunktion
Abbildung 9.3 Überleben von Gründungskohorten
Abbildung 9.4 Ausfallquote nach Art der Gründung nach 5 Jahren
Abbildung 11.1 Gründungsformen
Abbildung 11.2 Coverage-Probleme bei der Erfassung von Gründungen
Abbildung 11.3 Gegenüberstellung aller Statistiken
Abbildung 11.4 Statistik des IfM Bonn - Existenzgründungen und Aufgaben 1990 – 2001
Abbildung 11.5 GEM 2001 - Total Entrepreneurial Activity by Country
Abbildung 11.6 BIP und kumulierter Gründungssaldo
Tabellenverzeichnis
Tabelle 6.1 Erläuterung der Bewertungsmatrix
Tabelle 6.2 Wirtschaftszweige bei Gewerbeanmeldungen
Tabelle 6.3 Gewerbeanmeldungen 1997 - 2002*
Tabelle 6.4 Bewertungsmatrix Gewerbeanmeldungen
Tabelle 6.5 Gewerbean- und Abmeldungen 1997 - 2002*/**
Tabelle 6.6 Gewerbeanmeldungen 1997 - 2001 nach Wirtschaftszweigen
Tabelle 6.7 Gewerbestatistik München 1996 – 2001
Tabelle 6.8 Steigerungsraten München im Vergleich zum Vorjahr
Tabelle 6.9 Gewerbeanmeldungen nach Rechtsform
Tabelle 6.10 Statistik des IfM Bonn - Existenzgründungen und Aufgaben 1990 – 2001
Tabelle 6.11 Bewertungsmatrix Statistiken des IfM Bonn
Tabelle 6.12 Umsatzsteuerstatistik – Gründungen und Auflösungen 1996 - 2000
Tabelle 6.13 Bewertungsmatrix Umsatzsteuerstatistik
Tabelle 6.14 Umsatzsteuerstatistik – Saldiert nach Rechtsform 1996 - 2000
Tabelle 6.15 Bewertungsmatrix IFB Nürnberg
Tabelle 6.16 DtA-geförderte Existenzgründungen 1999 bis 2001
Tabelle 6.17 Entwicklung der DtA-Förderung Existenz- / Unternehmens-gründung 1999 - 2001
Tabelle 6.18 Bewertungsmatrix Deutsche Ausgleichsbank
Tabelle 6.19 Gründungsgeschehen nach Creditreform in Deutschland 1991 - 2001*
Tabelle 6.20 Bewertungsmatrix Creditreform
Tabelle 6.21 Bewertungsmatrix Statistik des REM
Tabelle 6.22 Jahr der Unternehmensgründung
Tabelle 6.23 Bewertungsmatrix Neugründungen in Sachsen-Anhalt
Tabelle 6.24 Merkmale der acht betrachteten Gründungsstatistiken und -Studien
Tabelle 8.1 Berechnung der „Arbeitslosen ohne Sonderfälle“
Tabelle 9.1 Insolvenzen 2001 nach Unternehmensalter (Creditreform)
Tabelle 9.2 Übersicht über die Überlebenswahrscheinlichkeit von Gründungen
Tabelle 11.1 Merkmale der acht betrachteten Gründungsstatistiken und -Studien
Tabelle 11.2 Übersicht über die Überlebenswahrscheinlichkeit von Gründungen
1 Einleitung
„Die jungen Unternehmen sind zunächst nicht viel mehr als Gesellschaften mit beschränkter Hoffnung.“[1] Inwieweit das Gründungsgeschehen in den letzten Jahren mehr als nur eine Hoffnung war oder gar zu einem Gründungsboom geführt hat, soll in dieser Arbeit auf Grundlage von verschiedenen Gründungsstatistiken diskutiert werden.
Das zentrale Thema dieser Abhandlung ist jedoch nicht allein die Anzahl der echten Neugründungen, sondern vielmehr auch die Problematik der Statistiken, welche zu höchst unterschiedlichen Resultaten führen.
Während im Ergebnis einer Studie des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung lediglich 228 Tsd. Unternehmensgründungen im Jahr 2001 stattfanden[2], so registrierte das Statistische Bundesamt für den gleichen Zeitraum rund 729 Tsd. Gewerbeanmeldungen, wovon 584 Tsd. als Neuerrichtungen ausgewiesen wurden[3]. Das IfM Bonn geht mithin von rund 455 Tsd. Neuanmeldungen aus[4]. Bereits hier wird schnell deutlich, dass unterschiedliche Statistiken kontroverse und unvereinbare Aussagen liefern.
Die Schwierigkeit liegt hierbei hauptsächlich in der Ermangelung einer einheitlichen Bundesstatistik begründet, ebenso jedoch auch in den verschieden verwendeten Definitionen eines „Existenzgründers“ als auch „Unternehmensgründers“.
Daneben sind auch Mehrjahresvergleiche oftmals nur eingeschränkt möglich, da beispielsweise die Einführung der Ich-AG im Jahr 2002 nach Ansicht der Bundesanstalt für Arbeit zu einer „regelrechten Existenzgründerwelle unter den Erwerbslosen in Deutschland“[5] führen wird.
Doch gerade Gründungsstatistiken vermitteln einen ersten Eindruck über das Potenzial, was den Wandel der Gesellschaft in naher Zukunft angeht, denn neu gegründete Betriebe bilden das Fundament der Zukunft, technologisch innovative Konzepte zu verwirklichen und somit zum sektoralen Strukturwandel beizutragen. Ebenso stellen dabei die Klein- und Mittelständischen Unternehmen einen großen Anteil aller Arbeitsplätze dar, so dass den Gründungsstatistiken eine hohe Bedeutung für den Standort zukommt.
Ob diese „neuen Kultur der Selbständigkeit in unserem Lande“[6] mittlerweile gewachsen ist und auch durch neue Statistiken untermauert werden kann, soll im Folgenden erläutert werden.
2 Aufbau der Arbeit
Die Bearbeitung der Aufgabenstellung erfordert eine systematische Vorgehensweise, wobei diese Arbeit eine aufbauende modulare Struktur verfolgt.
Die Abhandlung lässt sich in insgesamt elf Kapitel unterteilen.
Während in Kapitel 3 der definitorische Grundstein dieser Arbeit für die Unterscheidung von Unternehmens- und Existenzgründungen gelegt wird, wird im darauf folgenden Kapitel ein Überblick über die derzeitigen gesetzlichen Verpflichtungen von Erhebungen und Erhebungs-merkmalen gegeben.
Anschließend werden einige allge-meingültige Aussagen zu Statistiken sowie deren immanenten Problemen dargelegt, um später die jeweiligen Statistiken kritisch zu begutachten.
Die eigentlichen Gründungssta-tistiken und Auswertungen auf
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.1 Aufbau der Arbeit[7]
nationaler und internationaler Ebene werden nachfolgend getrennt in Kapitel sechs und sieben näher betrachtet, welche inhaltlich und vom Umfang her das größte Gewicht haben. Insgesamt werden acht verschiedene Gründungsstatistiken und -Studien aus Deutschland herangezogen, und in Bezug auf regionale, zeitliche, gesellschaftsformspezifische Merkmale einzeln untersucht und ausgewertet. Eine Bewertungsmatrix sowie ein Fazit fassen dabei alle fallspezifischen zentralen Elemente noch einmal auf einen Blick zusammen und stellen eine Vergleichsmöglichkeit der Erhebungen untereinander dar.
Im siebenten Abschnitt wird ein zusätzlicher internationaler Vergleich und Überblick von 29 Ländern in Bezug auf deren Gründungsaktivitäten anhand des Global Entrepreneurship Monitor (GEM) durchgeführt. Ferner wird separat das Gründungsverhalten der USA detaillierter besprochen.
Anschließend werden die Arbeitslosenzahl, das Bruttoinlandsprodukt sowie der Deutsche Aktienindex DAX als Indikatoren für das Gründungsgeschehen in Deutschland herangezogen und näher erläutert.
Der danach folgende Exkurs in Kapitel neun über die Sterberaten von neugegründeten Unternehmen soll einen über die reinen Gründungsstatistiken hinausreichenden Ausblick geben. Über Auswirkungen der Insolvenzen sowie auf eine volkswirtschaftliche Betrachtungsweise wird jedoch nicht näher eingegangen.
Nach der erfolgten Analyse aller Punkte summieren die Schlussbetrachtungen in Kapitel zehn die Bedeutung des Themas von Gründungsstatistiken und geben eine weiterreichende Betrachtung sowie mögliche Verbesserungsvorschläge der Datenerfassung und Aufbereitung für die Zukunft.
Zusammenfassend wird die Arbeit anschließend im Managementextrakt des Kapitels elf abgebildet.
3 Unterscheidungskriterien von Gründungen
Um die Gründungen näher untersuchen zu können und somit die Frage nach einem Gründungsboom zu beantworten, muss vorerst geklärt werden, wie man Gründungen definiert und welche Arten hierbei eine zentrale Rolle spielen.
Vornehmlich unterscheidet man bei den Erhebungseinheiten zwischen den Existenzgründungen und den Unternehmensgründungen.
Während beide Gründungsformen bundesweit und regional staatlich als auch durch europäische Förderprogramme unterstützt werden, ist das Leistungsspektrum bei Existenzgründungen vielseitiger.
Bei einer Gründung aus der Arbeitslosigkeit heraus erhalten beispielsweise beide Neuunternehmer nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) III Überbrückungsgeld (§57) und / oder auch Freie Förderungen (§ 10). Auch bietet die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in ihrem Mittelstandsprogramm zinsgünstige Darlehen zur Finanzierung an.[8]
Demgegenüber stehen spezielle Förderprogramme beispielsweise der Deutschen Ausgleichsbank (DtA), welche mit Europäischen Wiederaufbauprogrammen (ERP[9] ) wie dem ERP-Eigenkapitalhilfe-Programm, dem ERP-Existenzgründungsprogramm und weiteren Fördermaßnahmen ausschließlich Existenzgründern Finanzierungshilfen gewähren.
3.1 Originäre und derivative Gründungen
Gründungen kann man weiterhin in die Klassen originär und derivativ unterteilen.
„Unter einer originären Gründung eines Unternehmens oder Betriebes versteht man eine Gründung, bei der die betriebliche Faktorkombination völlig neu aufgebaut werden muss. Im Rahmen derivativer Gründungen dagegen wird im Zuge einer Betriebsübernahme bzw. einer Akquisition oder Fusion auf bereits bestehende Faktorkombinationen zurückgegriffen.“[10]
Originäre Gründungen stellen somit eine Existenzgründung verbunden mit einer Unternehmensgründung dar. Bei derivativen Gründungen wird hingegen definitiv kein Unternehmen neu gegründet, sondern lediglich übernommen, so dass es sich hierbei höchstens um eine Existenzgründung handeln kann – aber nicht muss (s. Abbildung 3.1 Gründungsformen).
Ferner kann man die derivativen Gründungen weiter unterteilen. Da die verschiedenen Statistiken jedoch auch nicht näher auf diese Unterteilungen eingehen, wird hier nur ein definitorischer Überblick über die Problematik gegeben:[11]
- Management-Buy-Out (MBO):
Übernahme eines Unternehmens durch das vorhandene Management.
- Management-Buy-In (MBI):
Übernahme eines Unternehmens durch ein externes Management.
- Leverage Buy Out (LBO):
Überwiegend fremdkapitalfinanzierte Unternehmensübernahme
- Spin-Off:
Ausgliederung und Verselbständigung einer Abteilung oder eines Unternehmensteils aus einer Unternehmung/einem Konzern.
3.2 Existenzgründungen
Nach UNTERKOFLER kann man eine Existenzgründung als ein Vorhaben definieren, dass „eine auf Dauer wirtschaftlich tragfähige Vollexistenz erwarten lässt.“[12]
Auf dieser Begriffsbestimmung basierend hat die Deutsche Ausgleichsbank in ihren Richtlinien für die Vergabe von Finanzierungshilfen für Existenzgründer weitere Konkretisierungen vorgenommen und definiert seit 1979 eine Existenzgründung wir folgt: „Das zu finanzierende Vorhaben muss eine nachhaltig tragfähige Vollexistenz erwarten lassen, d. h. Tätigkeiten, die lediglich einen Zuerwerb bzw. eine Nebentätigkeit darstellen, werden nicht gefördert.“[13] Bei dieser Abgrenzung werden somit nur Gründungen gefördert, bei der eine Tätigkeit ausgeübt wird, die zu einer wirtschaftlich autarken Existenz führt. Finanziell eingeordnet müssen somit die Gewinne des Neuunternehmers (deutlich) über dem Existenzminimum liegen und dem persönlichen Lebensstandard entsprechen. Bei einer Einzelfallbetrachtung müsste man ferner die Familienumstände berücksichtigen, die für den Existenzgründer zu wirtschaftlichen Verpflichtungen führen, welche er ebenso aus seiner Unternehmung finanzieren müsste.
Diese stringente Fortsetzung der Argumentation bildet dann jedoch kein objektives und allgemeingültiges Kriterium mehr. Ferner muss man sich an einen Bezugspunkt im Sinne eines Durchschnittes orientieren.[14] Einen absoluten Zahlenwert gibt es also nicht, wenngleich das steuerfrei zu stellende sächliche Existenzminimum, welches nicht mit dem steuerfreien Grundfreibetrag zur Einkommensteuer zu verwechseln ist, für einen Erwachsenen im Jahr 2003 bei € 6.948 (Ehepaare € 11.640) als Mindestgröße definiert ist.
Ergänzend zu o.g. Kriterien ist noch die Wahl der Unternehmensform von Bedeutung. Es gibt hierbei einerseits Gewerbetreibende, also Unternehmer die einen Betrieb / Gewerbe angemeldet haben, und auf der anderen Seite die „Freiberufler“. Diese letzte Gruppe ist dadurch gekennzeichnet, dass sie in eine der folgenden Kategorien tätig ist und kein Gewerbe angemeldet hat oder anmelden darf[15]:
- wissenschaftliche Tätigkeiten,
- beratenden Tätigkeiten,
- technische Tätigkeiten,
- künstlerische Tätigkeiten,
- erzieherische Tätigkeiten,
- Tätigkeiten mit „höheren Dienstleistungen" (z. B. Steuerberater, Ingenieure, Journalisten, Heilberufe)
Da sowohl aus der Kategorie der Gewerbetreibenden als auch aus der der Freiberufler Existenzgründer/Existenzgründungen hervorgehen können und somit Arbeitsplätze geschaffen werden, wird bei Neugründungen im Folgenden die „Rechtsformwahl“ nur als Unterteilungsmerkmal, nicht jedoch als Ausschlusskriterium für die Statistiken verwendet.
Zusammenfassend wird für diese Arbeit eine Existenzgründung wie folgt definiert:
Es liegt eine Existenzgründung vor, wenn von einer bisher nicht selbständigen Person mindestens ein Arbeitsplatz geschaffen wird, der langfristig seine wirtschaftliche Vollexistenz sichern kann. Zu den Existenzgründern zählen somit Gewerbetreibende wie auch Freiberufler.
3.3 Unternehmensgründungen
Wohingegen man Existenzgründungen noch relativ einfach definieren konnte, sieht es bei der Abgrenzung des Unternehmensgründungsbegriffs diffiziler aus, da das Wort „Unternehmung“ sehr unterschiedlich ausgelegt werden kann und oft auch synonym mit dem Ausdruck „Betrieb“ verwendet wird. Es gibt hierbei betriebswirtschaftliche, volkswirtschaftliche und (steuer-)rechtliche Interpretationen, die voneinander abweichen. So grenzt bspw. das Umsatzsteuergesetz (UStG) Unternehmen (Unternehmer) anders ab als das Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG). Allen Differenzierungen gemein scheint lediglich, dass jede Unternehmung eine eigene Rechtsform haben muss. Diese teilen sich in die Privatrechtlichen Formen (bspw. Einzelunternehmen, Personengesellschaften, Kapitalgesellschaften, etc.) und die Öffentlich-Rechtlichen Formen (bspw. Stiftungen, Öffentlich-Rechtliche Körperschaften, etc.) auf[16].
Im Gegensatz zu Existenzgründungen, bei der die berufliche Entwicklung einer natürlichen Person betrachtet wird, beziehen sich Unternehmensgründungen somit lediglich auf die Entstehung einer neuen Unternehmenseinheit.[17]
Somit können Unternehmensgründungen einerseits autark vollzogen werden, andererseits sich auch mit Existenzgründungen bei einem Spin-Off oder einer originären Existenzgründung überschneiden (s. Abbildung 3.1 Gründungsformen). Für die (Neu-)Gründungsstatistiken sind jedoch nicht alle Arten der Unternehmensgründungen von Relevanz. Vielmehr stehen originäre Existenzgründungen sowie Erweiterungsgründungen im Vordergrund. Die Anzahl an Umgründungen, Scheinunternehmen und Unternehmensteilungen (Spin-Off) ohne Existenzgründungen verfälscht das Ergebnis, da hier vorerst kein zusätzliches volkswirtschaftliches Angebot / Nachfrage geschaffen wird und vornehmlich eine statische Strukturänderung maßgeblich ist.
Für die folgende Abhandlung wird daher eine Unternehmensgründung für diese Arbeit und Aufgabenstellung wie folgt definiert:
Eine Unternehmensgründung liegt vor, wenn eine neue Einheit mit einer eigenständigen Rechtsform geschaffen wird, welche langfristig ein zusätzliches volkswirtschaftliches Angebot / Nachfrage generiert. Unternehmensteilungen, Um- und Scheingründungen bilden somit keine echte Neugründung.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3.1 Gründungsformen[18]
3.4 Entrepreneurship
Der Begriff des Entrepreneurship ist auf das französische Wort „entreprendre“, was soviel wie „etwas unternehmen“ bedeutet, zurückzuführen. Im angelsächsischen Sprachraum aber auch zunehmend in Deutschland wird dieser Begriff fast synonym mit dem Wortlaut Gründung gebraucht. Dennoch ist dieser Begriff mehr als dieses und wird in der Literatur bei Schumpeter, Stevenson oder Ripsas auch unterschiedlich interpretiert. Nach RIPSAS[19] kann man Entrepreneurship in die folgenden zwei Kategorien unterteilen:
- Entrepreneurship im engeren (und ursprünglichen) Sinne bezieht sich nur auf innovative Gründungen, bei denen der Entrepreneur ein für die Branche richtungsweisendes Produkt auf den Markt bringt.
- Entrepreneurship im weiteren Sinne bezeichnet hingegen Unternehmensgründungen im Allgemeinen, sobald mindestens eine Person zum Zwecke der Erschließung von Wertschöpfungspotentialen ein Unternehmen gründet.
Für diese Arbeit wird Entrepreneurship auch in Hinsicht auf die internationale Vergleichbarkeit nach der Auslegung im weiteren Sinne definiert und somit mit dem Begriff der Unternehmensgründung gleichgesetzt.
4 Gesetzliche Verordnungen zu statistische Erhebungen
Um das Gründungsgeschehen detailliert dazulegen, bedarf es dezidierter Statistiken. Diese sollten national und besser noch international vergleichbar sein. Aus diesem Grund wird im Folgenden ein kurzer Einblick über das Statistische System der Bundesrepublik Deutschland sowie über internationale Statistische Verordnungen wie das Unternehmensregister (URS) gegeben.
4.1 Das statistischen Systems in der Bundesrepublik Deutschland
Das Statistische Bundesamt wurde 1953 mit Sitz in Wiesbaden errichtet und beschäftigt derzeit als selbständige Bundesbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern rund 2.800 Beschäftigte (Stand 01.2003)[20].
Die einzelnen Aufgaben des Statistischen Bundesamtes sind detailliert in §3 des „Gesetz über die Statistik für Bundeszwecke (Bundesstatistikgesetz – BStatG) vorgeschrieben. Hierzu gehört es vornehmlich gemäß Ihrem Bundeszweck, „laufend Daten über Massenerscheinungen zu erheben, zu sammeln, aufzubereiten, darzustellen und zu analysieren.“[21]
Hierzu werden entsprechend dem föderalen Staats- und Verwaltungsaufbau der BRD die bundesweiten amtlichen Statistiken ("Bundesstatistiken") der 16 Statistischen Landesämter in Zusammenarbeit mit dem Statistischen Bundesamt durchgeführt. Wichtigste Aufgabe des Bundesamtes ist es hierbei in einer koordinierenden Funktion dafür zu sorgen, dass die Bundesstatistiken überschneidungsfrei, nach einheitlichen Methoden und termingerecht durchgeführt werden.
Für die Durchführung der Erhebung und die Aufbereitung bis zum Landesergebnis sind - von wenigen Ausnahmen abgesehen - die Statistischen Ämter der Länder zuständig.
Ziel dieser Datenerhebungen ist es, gesellschaftliche, wirtschaftliche und ökologische Zusammenhänge unter Verwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse und unter Einsatz der jeweils sachgerechten Methoden und Informationstechniken der Gesellschaft offen zu legen.[22]
Nach den bisherigen Schilderungen sollte man nun davon ausgehen, dass das Gründungsgeschehen hinreichend dokumentiert ist und als Informationssystem die gewünschten Daten bereitstellt. Dem ist leider nicht so. „Dem statistischen Jahrbuch ist zwar die Anzahl der Gänse oder Enten in Hamburg oder Schleswig-Holstein zu entnehmen, über die Anzahl oder die Struktur von Existenzgründungen erfährt man jedoch nichts.“[23]
Ähnliche Aussagen findet man in der einschlägigen Literatur häufig. Mit den Empfehlungen der Europäischen Kommission zur Verbesserung und Vereinfachung des Umfeldes von Unternehmensgründungen[24] vom 22.04.1997 (Einführung von Unternehmensregistern, siehe Kapitel 4.2) erhofft man sich jedoch, diese Problematik hinreichend lösen zu können.
4.2 URS 95 / URS 99 - Unternehmensregister der EU
Neben den einzelnen nationalen Gesetzen und Verordnungen über statistische Erfassungen gibt es in der EU in Bezug auf die Gewinnung von Unternehmensdaten eine Registerverordnung.
Diese EU-Verordnung vom Juli 1997 verpflichtet alle Mitgliedstaaten zu Aufbau und Führung von Unternehmensregistern. Ziel ist es hierbei, durch einheitliche und auch erweiterte Unternehmensstatistiken der Mitgliedsstaaten eine Basis für europäische Wirtschaftsstatistiken zu schaffen, wobei ein gemeinsamer methodischer Ansatz die Grundlage bildet.
„Entsprechend der föderalen Struktur der Bundesrepublik Deutschland erfolgten die Führungen der bereits existierenden Materialien und deren Zusammenfassung in den statistischen Ämtern der Länder, so dass korrekterweise nicht von „dem Unternehmensregister“ gesprochen werden kann, sondern von „den Unternehmensregistern“ - bestehend aus sechzehn Registern (…) sowie einem „Bundesregister“, das die Gesamtheit aller in Deutschland tätigen Einheiten als Kopie enthält.[25]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4.1 Reihenfolge zum Aufbau des URS[26]
Erster Schritt bei der Umsetzung[27] war die Zusammenfassung der Adressmaterialien der statistischen Bundesländer und des Landesamtes zum Unternehmensregistersystem 95 (URS 95). Den Ausgangspunkt bildete hierbei die „Kartei im produzierenden Gewerbe“ (KiPG, ca. 0,6 Mio. Einheiten), welche um die Daten der Handwerkszählung 1995 (ca. 0,6 Mio. Einheiten) ergänzt wurde.
Danach fand eine Verschmelzung mit der Datenbasis der 1993 durchgeführten Handels und Gaststättenzählung statt (ca. 1,5 Mio. Einheiten). In einem weiteren Schritt wurden die ca. 0,1 Mio. Unternehmen aus der Zählung im Handwerklichen Gewerbe integriert. Probleme beim Abgleich und der Zusammenführung waren jedoch die unterschiedlichen Erhebungen (Systematik und Inhalte) als auch Strukturen, so dass eine Bereinigung von Mehrfacherfassungen vorgenommen wurde. Ebenso wurden Befragungen bei nicht eindeutig zuzuordnenden Einheiten durchgeführt, um die Qualität zu verbessern.
Anschließend wurden auf der rechtlichen Grundlage des Statistikregistergesetzes[28], in dem die Merkmale der zu übermittelnden Angaben über die einzelnen Unternehmen geregelt sind, die Daten der Finanzbehörden, der Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern eingearbeitet. Als Ergebnis umfasste dies Version Ende 1998 rund 2,4 Mio. Betriebe bzw. 2,2 Mio. Unternehmen gegliedert nach dem WZ 93[29].
Nach dem Einpflegen weiterer Verwaltungsdateien (Bundesanstalt für Arbeit) wuchs die Zahl der Unternehmen in 07/2002 auf insgesamt 4,1 Mio.[30].
Als Folge dieses aufgebauten Unternehmensregisters ergibt sich eine Entlastung der Unternehmen von statistischen Berichtspflichten sowie eine effizientere Erhebungsunterstützung. Ferner wurde eine fast optimale Auswahlgrundlage für Stichprobenerhebungen geschaffen. Dennoch ist mit einer Fertigstellung und Datenbereinigung zur endgültigen Nutzung des Registers nicht vor Mitte bzw. Ende 2003 zu rechnen – eine Veröffentlichung hierzu wird dann folgen.[31]
Parallel zum URS 95 steht das Unternehmensregister – System 99 (URS 99). „Nach abgeschlossener Konzeption und erfolgter Realisierung soll das URS 99 das URS 95 ablösen. Die Zielsetzung des URS 99 besteht gegenüber der Realisierung des URS 95 hauptsächlich in der Bereitstellung von stark erweiterten Funktionalitäten, insbesondere in Bezug auf die Erhebungsunterstützungs- und Auswertungsmöglichkeiten. (…) Andererseits sollen im URS 99 neue und gegebenenfalls neu definierte statistische Einheitstypen abbildbar sein. Dies könnten beispielsweise die Unternehmensgruppe und das komplexe Unternehmen, das aus mehr als einer rechtlichen Einheit besteht, sein.“[32]
Insgesamt ist also mit dem Unternehmensregister ein umfassendes und vielseitiges Instrument geschaffen worden bzw. wird derzeit noch aufgebaut. Sofern die Registerqualität in absehbarer Zukunft noch einmal erhöht wird und somit auch die Coverage-Probleme geringer werden, steht somit eine umfassende und international vergleichbare Datenbasis zur Verfügung, welche auch zur Nutzung als Unternehmens- und Marktstatistik eingesetzt werden kann.
Detaillierten Aussagen über Unternehmensgründungen (nicht jedoch Existenzgründungen) sowie ein schnelle Nachverfolgung der Unternehmen im zeitlichen Verlauf steht dann nur noch wenig im Wege.
5 Einführung in statistische Grundlagen
Bevor die einzelnen Statistiken näher betrachtet und ausgewertet werden, werden in diesem Abschnitt einige allgemeine statistische Gegebenheiten und Probleme angesprochen, um ein besseres Verständnis für die darauf folgend vorgestellten Erhebungen zu erlangen. Zusätzliche Erläuterungen und Berechnungsgrundlagen zu den statistischen Auswertungen und Verfahren finden sich jeweils in den Fußnoten.
5.1 Ereignisse verändern die Statistiken
„Statistiken = Zahlengebäude. Sollen sie gut sein, brauchen sie - wie gute Häuser - ein solides Fundament, klare Konturen und den Beweis, daß sie im Wandel der Zeiten ihren Wert behalten. Es gibt aber auch schlechte Statistiken. Sie fallen zusammen wie Kartenhäuser.“[33]
Anhand dieses Zitates kann man zwei elementare Aussagen zu Statistiken treffen:
Einerseits beruhen Statistiken immer auf der Grundlage von bestimmten Erhebungsmethoden. Hierbei ist gerade bei Auswertungen von verschiedenem Datenmaterial darauf zu achten, dass die einzelnen Statistiken in Bezug auf die Definitionen und die Datenerhebung deutlich voneinander abgegrenzt werden, um sie anschließend besser untereinander vergleichen und interpretieren zu können.
Die zweite Erkenntnis ist der „Wandel der Zeit“. Hier muss einerseits bei der Analyse der Daten überprüft werden, ob sich Definitionen oder auch die Erhebungsmethoden o.ä im Laufe der Zeit geändert haben, andererseits erscheint es ratsam, Statistiken kontextbezogen auf Veränderungen näher zu untersuchen. Als bestes Beispiel hierfür dient die Wiedervereinigung, welche die Statistiken aufgrund der wirtschaftlichen Situation als auch in Bezug auf die Grundgesamtheit Anfang der 90er Jahre fundamental geändert hat. Bei den Gründungen konnte hier ein überproportional hoher Anstieg im Verglich zu den Vorjahre verzeichnet werden. Ebenso werden auch andere Umstände wie beispielsweise der 11. September 2001, eine Steuerreform oder aber auch die jüngste Flutkatastrophe das Gründungsgeschehen und somit das Zahlenwerk deutlich verändern. Dementsprechend ist es also essentiell, neben den reinen Statistiken das Umfeld in die Betrachtung und die Auswertung mit einzubeziehen. Hierzu können sich oft Vergleichsindikatoren wie das BSP eignen, welche in den nachstehenden Statistiken teilweise als Kriterium herangezogen werden. Eine ausführliche Betrachtung der Indikatoren findet anschließend in Kapitel 8 statt.
5.2 Probleme bei statistischen Erhebungen
Während die einzelnen Untersuchungsmerkmale von Gründungen explizit im dritten Abschnitt beschrieben wurden, bestehen eine Vielzahl von statistischen Fallstricken. Da einige Erhebungen von Gründungsstatistiken auf Panelstudien basieren, wird hier ein kurzer Einblick über Vor- und Nachteile dieser Methode gegeben, wobei Unterpunkte auch durchaus auf andere Erhebungsmethoden übertragen werden können und einen „allgemeingültigen Charakter“ für Statistiken aufweisen.
Die Panelbefragung ist eine standardisierte Wiederholungsbefragung, die bei der Erhebung von Daten und der Datenanalyse bei mindestens zwei Zeitpunkten auf dieselben Variablen aufbaut.[34] Es wird hierbei also immer die gleiche Personengruppe (Panel) mit dem Ziel der Veränderung der Daten im Zeitverlauf (Längsquerschnitt) befragt. Neben dem großen Vorteil der Fehlerreduzierung im Vergleich zu Querschnittsdaten ergeben sich folgende wesentliche methodische Probleme[35]:
- Durchführungskosten
- Repräsentanz (Verweigerungsrate, Coverage-Problem)
- Paneleffekte (Bewusstwerdung, Checklisten-Effekt)
- Panelsterblichkeit
- Over- bzw. Underreporting (Ermüdungserscheinungen)
Wohingegen man bei den Durchführungskosten die Qualität einer Erhebung selber beeinflussen kann, beziehen sich alle anderen Probleme auf rein strukturelle und vom Statistiker kaum zu beeinflussende Faktoren.
Gerade Repräsentanzprobleme[36] verfälschen die Statistiken erheblich. Hierzu gehören insbesondere die so genannten „Coverage-Probleme“[37]. Diese lassen sich in Under- und Overcoverage-Probleme klassifizieren, d.h. es werden entweder zu wenige, doppelte oder ungewollt zu viele nicht reale Daten erhoben.
Nach Dr. J. Struck[38] (siehe Abbildung 5.1 Coverage-Probleme bei der Erfassung von Gründungen) lassen sich Auslassungen im Erhebungsplan und Ausfälle im Erhebungsprozess als Undercoverage-Problem darstellen. Dies ist bei Gründungsstatistiken oft der Fall, wenn als Grundgesamtheit beispielsweise nur Selbständige oder nur Gewerbetreibende klassifiziert sind. Ausfälle im Erhebungsprozess können ebenso nicht völlig ausgeschlossen werden, da Anmeldungen bei statistischen Ämtern oft nicht zwingend sind bzw. durch die so genannte „Schattenwirtschaft“ nicht erfolgen. Statistisch entgegengesetzte Effekte entwickeln sich, wenn sich beispielsweise alle Gesellschafter einer Personengesellschaft einzeln anstelle einer Unternehmensmeldung anmelden müssen und hierdurch Mehrfachmeldungen abgeben. Ebenso erhöhen Scheingründungen aufgrund von Einkaufs- oder Steuervorteilen die Erhebungen nicht unerheblich. Um letztgenannten unerwünschten Effekt beispielsweise in der Gewerbeanmeldestatistik zu reduzieren, werden seit 1996 Unternehmen erst eingetragen, wenn sie ihre Tätigkeit aufnehmen – der Gründungszeitpunkt ist somit nicht mehr maßgeblich.
Weitere Repräsentanzprobleme wie Verweigerungsquoten und die Panelsterblichkeit oder aber auch Strukturveränderungen können die Statistiken signifikant verändern. Zusätzlich tragen Paneleffekte dazu bei, dass die Daten sehr spärlich und mühsam gesammelt werden können, da die einzelnen Teilnehmer erst einmal ein Bewusstsein für diese Erhebung erlangen müssen. Im Laufe der Zeit können aber auch Verhaltensänderungen durch Bewusstwerdung auftreten. Ebenso können Checklisteneffekte, Over- und Underreporting auftreten, wobei bei einer Panelbefragung bei Unternehmensgründungen nicht mit großen Auswirkungen zu rechnen ist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5.1 Coverage-Probleme bei der Erfassung von Gründungen[39]
6 Gründungsstatistiken in Deutschland
„Seit langem besteht ein beträchtlicher Erkenntnisbedarf wirtschaftspolitischer Entscheidungsträger an detaillierten Daten zum Gründungsgeschehen“[40]
Während also die Nachfrage nach aussagekräftigen Statistiken vorhanden ist, sieht es auf der Angebotsseite schlechter aus. In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat man sich in Ermangelung einer gesamtheitlichen amtlichen Gründungsstatistik vornehmlich auf verschiedene Quellen und Sekundärstatistiken gestützt. Diese verschiedenen Statistiken werden im Folgenden näher betrachtet und auf unterschiedliche (Qualitäts-)Kriterien wie zuverlässige und zeitnahe Erfassung als auch differenzierte regionale sowie wirtschaftsbereichs- und rechtsformbezogene Aufbereitung überprüft. Anzumerken ist hierbei, dass zwar alle Statistiken und Studien das Gründungsverhalten beschreiben, ein Vergleich untereinander jedoch nur sehr eingeschränkt möglich ist. Dies ist vor allem damit zu erklären, dass die Statistiken nur ähnliche Ansprüche stellen und von ihrem Untersuchungsdesign unterschiedliche Ansätze verwenden. Auch sind weiterführenden Merkmale und Unterscheidungen wie bspw. in Regionen, Branchen o.ä. nicht in jeder Untersuchung erhoben.
[...]
[1] Fickinger (www, 2002)
[2] Vgl. o.V., Junge Karriere 1/2003 (2002), S. 15
[3] Vgl. o.V., Erläuterungen zur Gewerbeanzeigenstatistik, Jahrgang 2001
[4] Vgl. Günterberg/Wolter (2002), S. 138
[5] dpa (2003), S. 20
[6] Kohl (1995), S. 861ff
[7] Eigene Darstellung
[8] Vgl. o.V., KfW-Mittelstandsprogramm, S. 142070 f.
[9] ERP steht für „European Recovery Program“, welches 1950 als Sondervermögen aus dem ersten Staatsvertrag zwischen der BRD und den USA hervorging und 1953 den Namen ERP erhielt, Vgl. o.V. (2001), Wirtschaftsförderung für den Mittelstand, S. 7
[10] Strotmann (2002), S. 13
[11] Definitionen Vgl. o.V., Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften e.V. (www, 2003)
[12] Vgl. Unterkofler (1986), S. 35
[13] Vgl. o. V., Finanzierungsbausteine, S. 11
[14] Vgl. Struck (1999a), S. 7
[15] Vgl. Engel/Oberlander (2000), S. 17
[16] Vgl. Schierenbeck (1995), S. 28
[17] Vgl. Struck (1999a), S. 5
[18] Eigene Darstellung
[19] Vgl. Ripsas (1997)
[20] Vgl. o.V., destatis (www, 2003)
[21] BStatG §1 S. 1
[22] Vgl. BStatG §1, S. 3f
[23] Vgl. Struck (1999b), S. 5
[24] Vgl. Registerverordnung 97/344/EG
[25] Hagenkort (1999), S. 943
[26] Vgl. Hagenkort (1999), S. 946
[27] Vgl. Schmerbach (2002), Kapitel 5.4
[28] Die EG-Unternehmensregisterverordnung Nr. 2186/93 vom 22. Juli 1993 verpflichtet die statistischen Ämter von Bund und Ländern, nach Maßgabe des nationalen Rechts ein Statistikregister aufzubauen und zu führen. In Deutschland wurde am 16. Juni 1998 mit dem Statistikregistergesetz die nationale Rechtsgrundlage zur Umsetzung geschaffen, Vgl. BGBl. I S. 1300
[29] Systematische Unterteilung des StBA der Branchen nach der „Klassifikation der Wirtschaftszweige mit Erläuterungen, Ausgabe 1993“ (WZ 93). Vgl. o.V., Klassifikation der Wirtschaftszweige (1994)
Diese Unterteilung wird auch bei anderen Statistiken des StBA verwendet, siehe hierzu Kapitel 6.2 .
[30] Vgl. Statistisches Bundesamt, Referat Unternehmensregister, April 2002, zitiert aus: Hagenkort (2002), S. 7
[31] Telefonische Auskunft am 04.12.2002 von Herrn Volkhard Polte, Leiter der Gruppe IV D des Statistischen Bundesamtes (Aufgabenbereiche u.a.: Koordinierung der Unternehmensstatistiken, Unternehmensregister, Klassifikationen)
[32] Hagenkort (2002), S. 10
[33] Schnitker (www, 2002)
[34] Definition Vgl. o.V., Panel (www, 2003)
[35] Vgl. Pepels (1995), S. 219
[36] Repräsentanz bezeichnet man auch als „Externe Validität“, wohingegen Paneleffekte zu der „Internen Validität“ zählen
[37] Coverage ist der engl. Ausdruck für „Erfassung“
[38] Vgl. Struck (1999a), S. 11, Abbildung 2.2, in Anlehnung an Manstetten / Klandt, Gewerbeanmeldedaten, S. 10
[39] Vgl. Struck (1999a), S. 11, Abbildung 2.2, in Anlehnung an Manstetten/Klandt, Gewerbeanmeldedaten, S. 10
[40] Dahrenmöller (1987), S. 1
- Quote paper
- Björn Bonk (Author), 2003, Kritische Diskussion über Statistiken zum Gründungsgeschehen in Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19613
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