Mit der Eroberung Schlesiens stieg Preußen unter Friedrich II. in den Rang einer europäischen Großmacht auf. Erst durch die Annexion eines Großteils der habsburgischen Provinz gewann Preußen die territoriale und ökonomische Basis, um eine Großmachtstellung überhaupt beanspruchen und verteidigen zu können. Die Sicherung des neu eroberten Gebietes und die Integration Schlesiens in den preußischen Staat wurde somit zur entscheidenden Bedingung für die Behauptung Preußens im Kanon der europäischen Großmächte.
Wenngleich die Eingliederung der eroberten Provinz in den Gesamtstaat erst nach dem Hubertusburger Frieden vollendet und die Verschmelzung mit der preußischen Monarchie formal erst im Zuge der Reformen nach 1806 erreicht war, so wurden doch bereits in den ersten Jahren unter preußischer Herrschaft die entscheidenden Grundlagen für eine „insgesamt reibungslose Integration“ (Peter Baumgart) gelegt.
Diese Arbeit widmet sich den Anfängen der preußischen Herrschaft in Schlesien bis in die Zeit vor Ausbruch des Siebenjährigen Krieges. Mit welchen Mittel gelang es Friedrich II., die neu gewonnene Provinz mit dem Gesamtstaat zu verschmelzen? Verlief die Integration von Anfang an reibungslos? Wo trafen die Maßnahmen des preußischen Königs auf Widerstand? Warum war die Integration insgesamt erfolgreich?
Untersucht werden der Umgang des preußischen Landesherrn mit den schlesischen Ständen, die Neuorganisation der Verwaltung, die Anpassung des Steuersystems, die Übertragung der preußischen Militärverfassung, die Veränderungen im Justizwesen und die Toleranz- und Kirchenpolitik Friedrichs II. Dabei wird deutlich, dass die Integration Schlesiens von tiefgreifenden Umwälzungen, aber auch von Kontinuität begleitet war. Entscheidend für den Erfolg war überdies, dass Friedrich II. einen Großteil der einheimischen adligen Führungsschicht für sich gewinnen konnte.
Nicht zuletzt haben die Maßnahmen zur Eingliederung Schlesiens gravierende Veränderungen im traditionellen Gefüge Schlesiens hervorgerufen. Das Jahr 1740 bedeutet neben der Weichenstellung für Preußens Großmachtambitionen eben auch eine Zäsur in der Geschichte Schlesiens.
Die Studie basiert auf der Auswertung veröffentlichter Quellen und der neueren Literatur zur schlesischen Geschichte. Herangezogen wird aber auch die ältere Geschichtsschreibung, aus deren Reihe einzelne Monographien wie die „Geschichte Friedrichs des Großen“ von Reinhold Koser noch immer als Standardwerke gelten dürfen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der schlesische Ständestaat vor der preußischen Besitzergreifung
- Das Ende der ständischen Verfassung und die Reorganisation der Verwaltung
- Die Neuordnung des Steuerwesens und die Oktroyierung des preußischen Militärsystems
- Der Wandel in der Justizverfassung
- Die friderizianische Konfessions- und Kirchenpolitik in Schlesien
- Resümee
- Abkürzungen und Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die frühen Jahre der preußischen Herrschaft in Schlesien und untersucht, wie der Grundstein für die Integration der preußischen Provinz Schlesien in den Gesamtstaat gelegt wurde. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie König Friedrich II. mit den schlesischen Ständen umging, wie die Verwaltung, das Steuersystem, die Militärverfassung und das Justizwesen reformiert wurden und welche Auswirkungen die Toleranz- und Kirchenpolitik auf Schlesien hatte.
- Die Einbindung der schlesischen Stände in die preußische Staatsordnung
- Die Neuorganisation der Verwaltung und die Einführung preußischer Strukturen
- Die Reform des Steuersystems und die Anpassung an preußische Vorgaben
- Die Übertragung des preußischen Militärwesens auf Schlesien
- Die Veränderungen im Justizwesen und die Auswirkungen auf die Rechtsprechung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung beleuchtet den historischen Kontext der preußischen Annexion Schlesiens und beschreibt die strategische Bedeutung dieser Eroberung für die preußische Großmachtpolitik. Die Arbeit fokussiert auf die ersten Jahre der preußischen Herrschaft in Schlesien und die Integration der Provinz in den preußischen Staat.
- Der schlesische Ständestaat vor der preußischen Besitzergreifung: Dieses Kapitel analysiert die politische und gesellschaftliche Struktur des schlesischen Ständestaates vor der Einnahme durch Preußen. Es beschreibt die Machtverhältnisse, die Rolle der Stände und die Funktionsweise der Verwaltung.
- Das Ende der ständischen Verfassung und die Reorganisation der Verwaltung: Dieses Kapitel untersucht die Auflösung der schlesischen ständischen Verfassung und die Einführung einer neuen Verwaltung durch Preußen. Es beschreibt die Herausforderungen und Probleme, die mit der Reorganisation der Verwaltung verbunden waren.
- Die Neuordnung des Steuerwesens und die Oktroyierung des preußischen Militärsystems: Dieses Kapitel analysiert die Reform des schlesischen Steuersystems und die Übertragung des preußischen Militärwesens auf Schlesien. Es untersucht die Auswirkungen dieser Maßnahmen auf die schlesische Bevölkerung.
- Der Wandel in der Justizverfassung: Dieses Kapitel analysiert die Veränderungen im Justizwesen Schlesiens und die Einführung preußischer Rechtsgrundsätze. Es untersucht die Auswirkungen dieser Veränderungen auf die Rechtsprechung und die Gerichtsorganisation.
- Die friderizianische Konfessions- und Kirchenpolitik in Schlesien: Dieses Kapitel beleuchtet die Toleranzpolitik König Friedrichs II. in Schlesien und die Auswirkungen auf die Konfessionslandschaft der Provinz. Es analysiert die Beziehungen zwischen Staat und Kirche und die Rolle der Kirchen in der Gesellschaft.
Schlüsselwörter
Schlesien, Preußen, Friedrich II., Integration, Ständestaat, Verwaltung, Steuerwesen, Militär, Justiz, Konfessionspolitik, Kirchen, Toleranz, Großmacht, Annexion.
- Quote paper
- Victoria Krummel (Author), 1999, Die Integration Schlesiens in den preußischen Staat, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19537