Allererste Sexgöttin“, „erstes Sexsymbol des Stummfilms und „erster Vamp des amerikanischen Kinos“ – so nennt man die Schauspielerin Theda Bara (1885–1955), die eigentlich Theodosia Burr Goodman hieß. Sie agierte von 1914 bis 1919 in mehr als 40 Filmen auf der Kinoleinwand. Während dieser fünf Jahre war sie eine beispiellose Sensation. Damals sind in den USA lediglich Mary Pickford (1892–1979) und Charlie Chaplin (1889–1977) noch populärer gewesen. Heute wundern sich Kritiker eher über ihren Erfolg. Die Kurzbiografie „Theda Bara – Der erste Vamp des Kinos“ des Wiesbadener Autors Ernst Probst schildert ihr Leben.
Ernst Probst
Theda Bara
Der erste Vamp des Kinos
Allererste Sexgöttin“, „erstes Sexsymbol des Stummfilms und „erster Vamp des amerikanischen Kinos“ – so nennt man die Schauspielerin Theda Bara (1885–1955), die eigentlich Theodosia Burr Goodman hieß. Sie agierte von 1914 bis 1919 in mehr als 40 Filmen auf der Kinoleinwand. Während dieser fünf Jahre war sie eine beispiellose Sensation. Damals sind in den USA lediglich Mary Pickford (1892–1979) und Charlie Chaplin (1889–1977) noch populärer gewesen. Heute wundern sich Kritiker eher über ihren Erfolg.
Theodosia Burr Goodman kam vermutlich am 20. Juli 1885 in Avondale, einem Vorort von Cincinnati (Ohio), zur Welt. In manchen ihrer Biografien werden auch der 29. Juli 1890 oder der 22. Juli 1892 als Geburtstag genannt. Vielleicht hatte sie sich als erwachsene Frau – wie andere weibliche Filmstars – um einige Jahre jünger machen wollen.
Die Eltern von Theodosia haben 1882 geheiratet. Der Vater Bernard Goodman (1853–1936) war ein in Polen geborener wohlhabender jüdischer Schneider. Die Mutter Pauline Louise Françoise de Coppet (1861–1957) stammte aus der Schweiz. Thea hatte einen jüngeren Bruder namens Marque (1888–1954) und eine jüngere Schwester Esther (1897–1965), die später unter dem Künstlernamen Lori Bara ebenfalls Filmschauspielerin wurde. Lori hatte allerdings auf der Kinoleinwand weitaus weniger Erfolg als ihre Schwester Bara. Die Filmdatenbank „Internet Movie Database“ erwähnt für 1925 und 1926 nur zwei Filme von ihr.
Dass Theda Bara im Schatten der Pyramiden in Ägypten als Tochter eines italienischen Künstlers und einer französischen Schauspielerin geboren worden sein soll, erfand ihr Filmstudio erst 30 Jahre später. Damit wollte man sie beim Publikum geheimnisvoller und interessanter machen. In Wirklichkeit war sie nie in Ägypten gewesen und auch nicht in Frankreich, wo sie angeblich Theaterschauspielerin werden wollte.
Im Gegensatz zu vielen anderen Stummfilmstars ihrer Zeit erlebte Theodosia Goodman, deren Kosename „Theda“ hieß, eine glückliche Kindheit. Von 1899 bis 1903 besuchte sie die „Walnut Hills High School“ in ihrem Geburtsort Cincinnati. Nachdem sie das Abitur abgelegt hatte, färbte sie ihre blonden Haare schwarz. Von 1903 bis 1905 studierte sie an der „University of Cincinnati“. Nach ihrem Studium las sie ihr Leben lang eifrig Bücher und interessierte sich vor allem für Philosophie und Psychologie.
Von Kindheit an begeisterte sich Theodosia Goodman für das Theater. Zum Missfallen ihres Vaters beendete sie 1905 ihr Studium und strebte eine Schauspielerkarriere an. Von 1905 bis 1914 bemühte sie sich unter dem Künstlernamen „Theodosia de Coppet“, der auf dem Mädchennamen ihrer Mutter basierte, vergeblich, ein Star zu werden.
1908 zog Theodosia nach New York City. Im selben Jahr feierte sie in dem Stück „The Devil“ ihr Debüt auf der Theaterbühne am Broadway in New York City. 1911 schloss sie sich einer Wanderbühne an. Zurück in New York City klapperte sie Casting-Büros auf der Suche nach Arbeit ab. Dabei ergatterte sie eine winzige Rolle im Stummfilm „The Stain“ (1914). Ihre Gage betrug 150 US-Dollar pro Drehwoche. In diesem Streifen befand sie sich so allerdings so weit im Hintergrund, dass man sie kaum bemerkte.
Die Filmkarriere der 1,68 Meter großen Theda Bara bekam 1915, als sie knapp 30 Jahre alt war, einen gehörigen Schub. Damals engagierte die von dem Produzenten William Fox (1879–1952) gegründete „Fox Film Corporation“ die bis dahin weitgehend unbekannte Schauspielerin für die weibliche Hauptrolle als Vampir in „A Fool There Was“ (1915). Ihre Gage betrug erneut 150 US-Dollar pro Woche. Der Stummfilm A Fool There Was“ beruhte auf dem Gedicht „The Vampire“ des britischen Schriftstellers Rudyard Kipling (1865–1936).
Für die damalige Zeit war „A Fool There Was“ ein sehr gewagter Streifen. Laut Online-Lexikon „Wikipedia“ spiegelt er die Angst einer von viktorianischen Moralvorstellungen geprägten Gesellschaft vor der ungezügelten weiblichen Sexualität wider. Theda Bara mimte eine verruchte Frau, die bislang unbescholtene Männer verführt und zugrunde richtet. Ihr jüngstes Opfer lernte sie auf einem Ozeandampfer kennen. Dank ihres ungehemmten Sexappeals machte sie es gefügig. Sämtliche Bemühungen der Familie des Mannes, ihn aus der Abhängigkeit des Vamps zu befreien, schlugen fehl. Zum Schluss stirbt der Mann. In der letzten Szene streut
Theda Bara Blütenblätter auf den Leichnam und lächelt geheimnisvoll. Im Untertitel erschien dazu der Ausspruch „Kiss Me, my Fool!“ („Küsse mich, mein Narr!“).
Dieser Film erwies sich als großer finanzieller Erfolg. William Fox startete eine bis dahin beispiellose Werbekampagne für seine Neuentdeckung. In Pressemeldungen erfuhr man, das Pseudonym „Theda Bara“ sei ein Anagram von „Arab Death“. In Wirklichkeit war der Vorname Theda bereits in ihrer Kinderzeit ein Spitzname für ihren eigentlichen Vornamen Theodosia und der Nachname Bara die Kurzform des Familiennamens Barranger ihres Großvaters mütterlicherseits. Es hieß auch, Theda sei von Wüstenstämmen entführt und mit Schlangenblut ernährt worden. Sie besitze die Gabe der Prophetin. Ihr unstillbarer sexueller Appetit auf der Kinoleinwand finde in ihrem Privatleben seine Entsprechung. Auf Fotos präsentierte man sie oft halbnackt in erotischen Posen und teilweise mit magischen Symbolen wie Totenschädeln, Skeletten und Raben. Weil die Filmzensur erst Mitte der 1920-er Jahre verschärft wurde, waren anzügliche Aufmachungen und sexuell provokante Szenen möglich.
Danach sah man die über Nacht berühmt gewordene Theda Bara unter anderem als rachsüchtiger Vampir in „The Devil’s Daughter“ (1915) und als mitleidslose russische Bäuerin in „The Serpent“ (1916). In „Carmen“ (1915), „Romeo and Juliet“ (1916), „Cleopatra“ (1917), „Madame Du Barry“ (1917) und „Salome“ (1918) verkörperte sie Gestalten aus Geschichte und Literatur.
„Cleopatra“ gilt als einer der erfolgreichsten Stummfilme von Theda Bara. Für ihre Hauptrolle darin erhielt sie eine fürstliche Gage von 4.000 US-Dollar pro Woche.
Der Streifen „Cleopatra“ ist verschollen. Aber es existieren noch zahlreiche Fotos von Bara in ihrer Rolle als exotische Königin im alten Ägypten. Eine Aufnahme aus „Cleopatra“ von Theda gilt in den USA als erstes Pin-up-Foto. Wenn man dieses Bild der für damalige Verhältnisse ungewohnt dünn gewandeten Schauspielerin heute betrachtet, wundert man sich, warum sich die Männer seinerzeit darüber aufregten. Die Schöne selbst fühlte sich offenbar in ihrer Aufmachung nicht ganz wohl. In der Werbung für „Cleopatra“ wurde behauptet, Theda sei im gleichen Sternkreiszeichen wie Cleopatra geborgen worden. Doch Theda war ein Löwe und Cleopatra ein Steinbock. Ab 1917 benutzte sie statt Goodman offiziell den Familiennamen Bara.
Bald trug Theda Bara den Spitznamen „The Vamp“ („der Vamp“ = kurz für Vampir). Der Begriff „Vamp“ beschreibt den Filmtyp der verführerischen, kalt berechnenden Frau, für die sich Männer oft zugrunde richten.
Als Vamps in den frühen Jahren des Stummfilms gelten außer Theda Bara auch Valeska Suratt (1882–1962) und Musidora (1889–1957), eigentlich Jeanne Roques. Zu den Nachahmerinnen rechnet man Olga Petrova (1884–1977), Virginia Pearson (1886–1958), Rosemary Theby (1892–1973), Louise Glaum (1888–1970), Betty Blythe (1893–1972), Barbara La Marr (1896–1926), Carmel Myers (1899–1980), Nita Naldi (1894–1961) und Pola Negri (1897–1987).
Die „Fox“-Presseleute John Goldfrap und Al Selig erfanden für jede neue Filmrolle von Theda Bara eine neue Familiengeschichte und diese spielte mit. Verschleiert, in seidene Gewänder gehüllt, eine Pythonschlange streichelnd oder an rohem Fleisch und Salat knabbernd präsentierte sie sich bei Hunderten von mehr oder minder albernen Pressekonferenzen.
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- Ernst Probst (Autor), 2012, Theda Bara - Der erste Vamp des Kinos, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/195185
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