Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Burnout-Phänomen.Neben einer Analyse des aktuellen Forschungsstand zur Entstehung des Syndrom, einem Vergleich von unterschiedlichen Messinstrumenten von Stressbelastung und einer allgemeinen Präsentation von Stressbewältigunsstrategien (Coping) wird eine Untersuchng zum Burnout an einer Förderschule mit Förderschwerpunkt Körperliche und motorische Entwicklung und einer Grundschule anhand eines Fragebogens empirisch ausgewertet und vorgestellt.
Inhaltsverzeichnis
1. Anlass und Zweck der Arbeit
2. Aufbau der Arbeit
3. Stand der Forschung
3.1 Einführung
3.2 Burnout – Symptome
3.3 Wie entsteht Burnout?
3.5 Bisherige empirische Untersuchungen
3.6 Abgrenzung zu ähnlichen Konzepten
3.7 Instrumente zur Messung
3.8 Konsequenzen aus der aktuellen Forschungslage
4. Resultierende Fragestellungen und Hypothesen
5. Methode
5.1 Stichprobe
5.2 Vergleich der personenspezifischen Merkmale beider Gruppen
5.3 Material und Durchführung
6. Ergebnisse
6.1 Analyse der Verteilung und Ausprägung des Burnout
6.2 Vergleich der Skalenwerte beider Personengruppen
7. Diskussion
8. Zusammenfassung
9. Literaturverzeichnis
10. Anhang
1. Anlass und Zweck der Arbeit
Der Mensch ist zu jeder Zeit im Alltag und im Beruf unwiderruflich Belastungen ausgesetzt. Bei zu starken Belastungen können sich als Folge dauerhafte Veränderungen einstellen. Depressionen, (psychologische) Erschöpfung und das inzwischen sehr bekannte Ausgebranntsein sind häufig festgestellte Symptome.
Erstmals konnte diese Gefahr von dem deutschstämmigen Psychoanalytiker Herbert J. Freudenberger (1974) zunächst bei sozialen Berufen wie Altenpflegern, Feuerwehrkräften oder bei der Polizei nachgewiesen werden. In der Folge zeigte sich aber, dass auch in verschiedenen anderen Berufsfeldern die Menschen zu hohen Belastungen ausgesetzt sind.(Hedderisch, 2009; Schaarschmidt & Fischer, 2001; Bieringer, 2005; Burisch, 2006)
Die beiden amerikanischen Psychologinnen Maslach und Jackson (1981) führten schließlich den Begriff Burnout ein, der für den Zustand steht, der aus einer dauerhaften beruflichen Überbelastung resultiert.
Die Arbeitsbelastung von Lehrern ist ein spezieller Bereich, der aktuell und in den letzten Jahren immer wieder mit negativen Schlagzeilen auf sich aufmerksam machte. Am 23. November 2000 titelte DIE ZEIT „Die Leiden der Lehrer“ und berichtete über stetig ansteigende Ansprüche an Lehrerinnen und Lehrer in der Öffentlichkeit, die physische und psychische Krankheiten wie das oft gehörte Burnout-Syndrom auslösen können. Bei einer Untersuchung zur Schulkrise im Nachrichtenmagazins FOCUS vom 9. April 2001 wurde angesichts steigender Krankheitszahlen und vermehrter Frühpensionierungen sogar vom „Höllenjob Lehrer“ gesprochen. Die schulische Situation ist außerdem durch den bundesweit problematischen Lehrermangel und das dadurch ansteigende Problem des Unterrichtsausfalls geprägt.
Forschungsarbeiten konnten bereits in Ansätzen auf das Risiko der dauerhaften beruflichen Überbeanspruchung von Lehrkräften aufmerksam machen (z.B. Kramis-Aebischer, 1995; van Dick, Wagner & Petzel, 1999).
Auffällig ist zudem, dass bei einer vergleichbaren Belastung, wie zum Beispiel unter gleichen Rahmenbedingungen, nicht alle Lehrkräfte erkranken, sodass der Blick der Forschung auch auf individuelle Stressbewältigungsstrategien, dem nach Lazarus, einem der bekanntesten amerikanischen Psychologen, sogenannten Coping, gerichtet wird. Verschiedenste Instrumente wie beispielsweise das „Arbeitsbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster“, kurz AVEM (Schaarschmidt & Fischer, 2001), oder das Maslach Burnout Inventory, kurz MBI (in der Übersetzung von Enzmann & Kleiber, 1989) oder die Utrecht Coping List (Neugebauer & Latscha, 2009) wurden speziell dafür entwickelt, die Belastung zu messen und das individuelle Bewältigungsverhalten zu untersuchen. Alle drei Instrumente unterscheiden sich bezüglich ihrer psychometrischen Qualität, ihrer theoretischen Grundlage und damit ihrer erfassten Merkmale. Folglich differieren auch die Anzahl der Items und die benötigte Zeit, die Fragen zu beantworten.
Die Notwendigkeit weiterer, differenzierter Analysen von Berufsbelastungen und deren Bewältigungsmöglichkeiten drängt sich sowohl aufgrund steigender Krankheitszahlen als auch der differenten Forschungsergebnisse immer stärker auf.
Da die unterschiedlichen Einflussfaktoren auf Lehrerinnen und Lehrer[1] immer stark von der jeweiligen Schulart abhängen, an der die Lehrkraft arbeitet, beschäftigt sich diese empirische Arbeit mit dem Titel „Arbeitsbelastung und Bewältigungsstrategien von Lehrkräften an Förder- und Grundschulen“ mit Förder- und Grundschullehrkräften. Als Beispiel für eine Förderschule wurde eine Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Körperliche und motorische Entwicklung gewählt.
Die Grundlage zu dieser empirischen Arbeit liefert ein Fragebogen, der von Lehrern dieser Schulen ausgefüllt wurde und im Folgenden ausgewertet wird.
Entwickelt und bereits bei Lehrkräften von Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Lernen angewendet wurde dieser Fragebogen von Dr. Wilbert und Dr. Neugebauer (2010), zweier Professoren der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität Köln, Fachbereich Heilpädagogik, im Rahmen ihres Projektes „Arbeitsbelastung und Bewältigungsstrategien von Lehrkräften an Förderschulen“. Diese Arbeit soll einen weiteren Beitrag zu bereits gewonnenen Erkenntnissen liefern und die Brücke zu den genannten Schularten schlagen. Ziel ist es, in Zukunft Aussagen über mögliche Arbeitsbelastungen von Förderschullehrern mit Förderschwerpunkt Körperliche und motorische Entwicklung und von Grundschullehrkräften zu ermöglichen.
2. Aufbau der Arbeit
Diese Arbeit gliedert sich wie folgt:
Nach der Einleitung in Kapitel 1 und der Gliederung der Arbeit in Kapitel 2, werden in Kapitel 3 zunächst grundlegende Symptome und Theorien zur Entstehung von Arbeitsbelastungen und Burnout vorgestellt. Diese Konzepte werden anschließend bewertet.
Nachdem im Anschluss auf verschiedene empirische Untersuchung eingegangen worden ist, wird das Burnout-Syndrom von ähnlichen Erkrankungen abgegrenzt und unterschiedliche Instrumente zur Erfassung von Burnout präsentiert.
Abschließend von Kapitel 3 führen die Konsequenzen der aktuellen Forschungslage zu den resultierenden Fragestellungen und Hypothesen für die vorliegende Untersuchung, die in Kapitel 4 aufgegriffen werden.
Kapitel 5 beleuchtet die methodische Vorgehensweise der empirischen Erhebung. Neben einer näheren Beschreibung der erhobenen Stichprobe und einem Vergleich der beiden Personengruppen, wird das Material und die Durchführung der Untersuchung behandelt.
Im folgenden Kapitel (6) werden zunächst die Ergebnisse für jede Personengruppen einzeln betrachtet und schließlich miteinander verglichen. In der Diskussion (Kapitel 7) werden dann die Ergebnisse aufgegriffen und wie der Fragebogen selbst, kritisch analysiert.
In Kapitel 8 wird zum Abschluss die vorliegende Arbeit zusammengefasst.
3. Stand der Forschung
3.1 Einführung
Wörtlich übersetzt bedeutet der Begriff „to burn out“ „ausbrennen“ oder „durchbrennen“, beides Begriffe aus dem Bereich der Technik. Während der eigentliche Sinn das plötzliche Durchbrennen einer Sicherung beschreibt, handelt es sich beim Burnout-Phänomen um einen schleichenden, langfristigen Prozess, der noch eher mit dem langsamen Herunterbrennen oder Ausbrennen einer Kerze vergleichbar sein könnte, um in der Welt der Technik zu bleiben. Genauer übersetzt müsste es eher „ausgebrannt sein“ heißen. Nach Burisch (2005) ist psychologisch-metaphorisch mit Burnout „eine langdauernd zu hohe Energieabgabe für zu geringe Wirkung bei ungenügendem Energienachschub – etwa so, wie wenn eine Autobatterie nicht mehr über die Lichtmaschine nachgeladen wird, dennoch aber Höchstleistungen abgeben soll.“ (S.7) gemeint.
Zu hohe Arbeitsbelastung (Burnout) und Bewältigung stresshafter Berufssituationen (Coping) sind von den Symptomen her keinesfalls Phänomene des späten 20. Jahrhunderts. Sie wurden schon weitaus früher, wenn auch unter anderem Namen, beschrieben und betitelt.
Schon 1911 beschrieb Siegbert Schneider im Oberpfälzer Schulanzeiger eine lehrerspezifische Erkrankung, deren Symptome ähnlich denen des heutigen Burnouts waren und schuf den Begriff der Neurasthenie, der oft mit Nervösität gleichgesetzt wurde. Neben Schlafstörungen, Überempfindlichkeit von Haut, Gehör und Augen, Kopfschmerzen, Ermüdung, Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen, Verringerung der Leistungsfähigkeit, Niedergeschlagenheit oder Übererregbarkeit beschreibt Schneider (2000) Appetitstörungen und Arbeitsunfähigkeit sowie andere subjektive Befindensbeeinträchtigungen: Alles typische Merkmale des Burnouts.
Enzmann & Kleiber (1989) fanden sogar bei Shakespeares „The Passionate Pilgrim“ von 1599 die Verwendung des Begriffs „ to burn out“.
Burisch (2005) fand heraus, dass der Begriff Burnout 1961 auch in der amerikanischen Unterhaltungsliteratur vom Autor Graham Greene im Titel der Erzählung „A Burn-Out-Case“ benutzt wird, in der ein Architekt seinen Beruf wegen Überbelastung aufgibt, um sich in den afrikanischen Dschungel zurückzuziehen.
Als Ende der siebziger Jahre die Diskussion um die sogenannte Humanisierung des Arbeitsplatzes von Seiten der Arbeits- und Organisationspsychologie in den USA aufkam, wurde das Phänomen des Ausbrennens erneut thematisiert (Schmid, 2002). Inhalt der Diskussion war vor allem der Befund, dass eine quantitativ und qualitativ auffallende Beeinträchtigung des Befindens der Arbeitstätigen festgestellt wurde, die auf eine allgemeine Belastungserhöhung am Arbeitsplatz aufgrund verschiedener gesellschaftlicher und sozialer Veränderungsprozesse zurückgeführt wurde.
Freudenberger war es 1974, der als Erster mit dem bereits bekannten Begriff bei Untersuchungen Symptome des „Ausbrennens“ bei Therapeuten in Entzugsanstalten für Drogensüchtige entdeckte und als ähnlich ablaufende Erscheinungen beschrieb. Die meist ehrenamtlichen, zu Beginn hoch motivierten Beschäftigten zeigten nach langer Aufopferung für ihre Arbeit physische und psychische Überbelastungserscheinungen, bis sie schließlich abbauten und sogar zusammenbrachen. Zunächst unter körperlichen Erschöpfungs- und Ermüdungserscheinungen leidend, wurden sie später von Mitarbeitern als reizbar, halsstarrig und misstrauisch beschrieben und litten zudem an Depressionen. Aus seiner Situation als Psychoanalytiker richtete Freudenberger seinen Blick vor allem auf Personenmerkmale bzw. spezifische innerpsychologische Strukturen und Prozesse.
Einen anderen Ansatz findet man bei der Sozialpsychologin Maslach von der Universität Berkley, Kalifornien. Burnout beinhaltet für sie gemäß ihrer sozialpsychologischen Sichtweise eher Arbeitsumwelt und -bedingungen, „die in helfenden Berufen bei Beschäftigten einen Verlust von Idealismus und Energie hervorrufen können.“ (Maslach, zit. n. Schmid, 2002, S. 26) In einer der ersten empirischen Untersuchungen des Burnout-Syndroms testete sie eine ausgewählte Personengruppe professioneller Helfer aus dem Gesundheitssektor, darunter auch Lehrerinnen und Lehrer, die ebenfalls eine emotional sehr beanspruchende Arbeit mit Menschen ausüben. Sie entwickelte dafür einen Fragebogen (Maslach Burnout Inventory, kurz MBI) und legte damit den Grundstein für die „theoretische und forschungsmethodische Entwicklung zum Thema Burnout“(Maslach, zit. n. Schmid, 2002, S. 27).
Erst deutlich später setzte das Interesse an der Burnout-Thematik in Deutschland ein. Genauer gesagt geschah dies 1983, als die Fachzeitschrift „Psychologie heute“ einen Artikel von Aronson, Pines und Kafry zum Burnout veröffentlichte. Inhaltlich wurde auf das Risiko des Ausbrennens bei psychosozialen Berufen hingewiesen. Als Folge wurde von wissenschaftlicher Seite die Arbeit dazu aufgenommen, eine Reihe von empirischen Arbeiten verfasst und das Thema Burnout rückte immer mehr in das zentrale Interesse der Stressforschung.
Die momentane Situation der Wissenschaft lässt sich so beschreiben, dass die Forschung vor einer Reihe von Problemen steht:
Zum Einen führte die allzu häufige Verwendung des Ausdrucks ‚Burnout‘ im umgangssprachlichen Bereich zum unreflektierten Missbrauch bzw. zu sehr verschiedenen impliziten Bedeutungen. So kam es, dass sich in den neunziger Jahren bald jeder bei etwas höherer Belastung ungerechtfertigterweise und zu voreilig als ausgebrannt bezeichnete – ähnlich wie sich in den siebziger und achtziger Jahren jeder gestresst fühlte.
Zum Anderen sieht sich die Forschung nach wie vor einem ungelösten Definitionsproblem gegenüber. Noch immer werden verschiedenste Definitionen von Burnout mit unterschiedlichem Inhalt parallel verwendet. So liegt nach Burisch (2005) die größte Herausforderung darin, eine eindeutige, verwendbare Definition von Burnout zu finden, um das Burnout-Phänomen fundiert erforschen zu können. Die bisherigen Versuche müssen seiner Meinung nach alle als erfolglos eingestuft werden, da sie entweder zu umfangreich oder zu spezifisch sind. So sind folgende Punkte weiterhin problematisch (Kleiber & Enzmann, 1990):
Abgrenzung zu verwandten Konzepten;
- eine rapide zunehmende Vielfalt an Symptom-Zusammenstellungen des Burnout-Syndroms;
- unterschiedliche Erfassungsmöglichkeiten des Syndroms in Abhängigkeit der zugrundegelegten Konzeptualisierung bzw. kein einheitliches Erfassungsinstrument
- fehlende Evaluationsstudien bzw. Unklarheiten über die Effektivität der qualitativ und quantitativ vielfältigen Burnout-Interventions- und Präventionsstrategien.
Des Weiteren ergeben sich die Fragen nach:
- dem chronologischen Verlauf von Burnout bzw. der Differenzierung in konkrete Burnout-Phasen;
- einer möglichen Eingrenzung des Phänomens auf bestimmte Berufe, Berufs- oder Personengruppen.
In den folgenden Kapiteln soll vor allem auf die beiden letzten Fragen eingegangen werden. Zunächst werden verschiedene Burnout-Konzepte vorgestellt und miteinander verglichen.
Später werden zwei bestimmte Unterarten einer Berufsgruppe mit Hilfe eines Fragebogens untersucht.
3.2 Burnout – Symptome
Wie bereits erwähnt, ist es der Wissenschaft bisher noch nicht gelungen, eine eindeutige und allgemeingültige Begriffsdefinition von Burnout zu finden. Die Übersetzung des aus der amerikanischen Umgangssprache stammenden Wortes „burnout“ führt „nicht zu einer wissenschaftlichen Definition, sondern verfälscht häufig sogar den Aussagewert“ (Schmid, 2002, S. 79). Die hohe Komplexität des Burnout-Syndroms ergibt ebenfalls eine sehr variierende Symptomatik und bewirkt, dass man mit dem Begriff „Burnout“ keine klinische Diagnose betitelt, sondern nur ein Konstrukt umschreibt, das auf verschiedenste Arten ausgeprägt sein kann. Um aber die zentralen Inhalte des Burnoutbegriffes zu erfassen und die etwas vagen Definitionen zu vermeiden, lassen sich theorieübergreifende Symptome und Auslöser bestimmen. Diese sollen im folgenden Abschnitt vorgestellt werden.
Mehrere Verfasser und Verfasserinnen, darunter Maslach (1993), Burisch (1995) sowie Gamsjäger und Sauer (1996), erkannten sieben zentrale Merkmale für Burnout:
(a) Erschöpfungsgefühle;
(b) negative Veränderungen in der Reaktion auf die jeweiligen Arbeitsanforderungen;
(c) Depersonalisierung;
(d) negative Veränderung in der Zufriedenheit mit sich selbst und der eigenen Leistung bzw. dem eigenen Leistungsvermögen;
(e) fortschreitender Verlauf mit verschiedenen Phasen;
(f) Arbeits- und Organisationsmerkmale mit der Eingrenzung auf den personalen Dienstleistungsbereich;
(g) Personenmerkmale
zu (a)
Die emotionale, geistige und körperliche Erschöpfung gilt als wichtigste Symptomatik und löst ein dementsprechendes Gefühl der Überforderung und verminderter Belastbarkeit aus. Burnout wird oft den Stresssyndromen zugeordnet, die emotionale, psychische und körperliche Störungen bewirken können. Zu den emotionalen Störungen werden sich niedergeschlagen fühlen, emotional erschöpft sein, sich ausgebrannt, gefangen oder hoffnungslos fühlen, bekümmert sein bzw. Angst haben gezählt.
Kennzeichnend für psychische Störungen sind negative Einstellungen zum Selbst, zum eigenen Leben und zu anderen Menschen, unglücklich sein, keinen guten Tag haben, sich wertlos fühlen, über andere Menschen verärgert oder enttäuscht sein.
Müde sein, körperlich erschöpft sein, sich erledigt, abgearbeitet, ausgelaugt, schwach und / oder tatunkräftig fühlen, fallen unter die Kategorie der körperlichen Erschöpfung (Pines, Aronson, Kafry, 2007).
Da der Ursprung dieser unterschiedlichen und individuell erlebten Zustände unklar bleibt, gelten diese Symptome als unspezifisch und reichen somit nicht allein aus, um den Zustand des Burnouts zu charakterisieren. Auch die Abrenzung zu ähnlichen Stresskonzepten wie Stress, Arbeits(un-)zufriedenheit und Depression bleibt schwierig.
Laut Gamsjäger (1994) bedarf es zur Abgrenzung des Burnout-Phänomens von ähnlichen Stresskonzepten einer zeitlichen Komponente. Es wird in diesem Zusammenhang von einem schleichenden Prozess gesprochen, der von einigen Monaten bis hin zu einigen Jahren dauern kann, sodass kurzandauernde Ermüdungs-, Überforderungs-, Krisen- oder Unlusterscheinungen am Arbeitsplatz meistens nicht dem Phänomen Burnout zugeordnet werden.
Zum Erschöpfunsmerkmal bei Burnout wird außerdem das Gefühl der emotionalen Überforderung durch Kontakt mit anderen Menschen gezählt (Maslach & Jackson, 1981). Unklar ist jedoch, ob das Burnoutsyndrom „vor allem durch stresshafte intensive emotionale Erfahrungen in Interaktion mit Klienten, emotionale Beanspruchung und hohe Intensitäten emotionaler Erregung durch berufliche Dienstleistungsbeziehungen“ (Schmid 2002, S. 81) gemäß einer klientenzentrierten Burnoutkonzeption nach Enzmann (Enzmann 1996, zit. n. Schmid 2002) ausgelöst wird oder „weil allgemeine Arbeitsstressoren und -anforderungen, die im Sinne des transaktionalen Stresskonzeptes [nach Lazarus] die Ressourcen und Bewältigungsmöglichkeiten von Personen übersteigen …, eine entscheidende Rolle spielen“ (Schmid 2002, S. 82). Mangelnder Handlungsspielraum, Führungsstil von Vorgesetzten, Organistionsintransparenz usw. gehören zu solchen Stressoren.
Zu (b)
Neben der Erschöpfung stellen sich beim Burnout eine kritische Arbeitseinstellung und problematische Verhaltensweisen sowie eine starke Abneigung gegenüber Arbeit, die selbstverständlich einen anderen Ursprung haben kann, ein. Letzteres scheint bei einer Überidentifikation zu Beginn der Arbeit als besonders merkwürdig.
Dabei ergaben Untersuchungen von zum Beispiel Marquard, Runde und Westphal (1993) und von Cherniss und Krantz (1983), dass das jeweilige Alter der Person von Bedeutung ist. Auch Dittmann-Kohli (1995) beschreibt, dass sich das menschliche System der Sinne und das Selbstbild in der zweiten Lebenshälfte weiterentwickeln und sich die individuellen Wünsche und Träume hinsichtlich der Selbst- und Lebensbewertung im Zeit- und Körperbewusstsein verändern.
Zu (c)
Der Begriff Depersonalisierung oder auch Dehumanisierung meint, dass sich beim Verhältnis zum Klientel (oder auch den Kollegen und Kolleginnen) eine überdeutliche Distanzierung oder Gleichgültigkeit sowie Zynismus einstellen (Burisch 2007).
Depersonalisierung wird nach Maslach (1993) der emotionalen Erschöpfung zugeordnet und beinhaltet mangelnde positive Empfindungen und Sympathie für Klienten oder Patienten bzw. beschreibt „eine spezifische Umgangsweise von Helfern mit Klienten in hochbelasteten und schwer bewältigbaren Situationen.“ (Büssing & Perrar, 1992, S.330). Der dem Burnoutkonzept zugehörige Begriff „Depersonalisierung“ steht im Unterschied zu dem gleichlautenden psychopathologischen Phänomen, bei dem eine Beeinträchtigung des Ich-Erlebens vorliegt, die verhindert, dass psychische Abläufe nicht mehr als dem Ich zugehörig erlebt werden und darf daher nicht mit diesem verwechselt werden (Schmid, 2002).
Zu (d)
Ein weiteres Merkmal des Burnoutsyndroms ist das schwindende persönliche Leistungsvermögen und eine steigende Unzufriedenheit mit selbst erbrachten Leistungen und ihrer Qualität. Dieses kann zu einer allgemeinen Minderung des Selbstbildes führen. Enzmann (1996) stellt fest, dass sich dieses Merkmal in einer geringeren persönlichen Leistung, einer verminderten Qualität der Handlungen oder einer abfallenden Qualität der Leistungs-Produkte äußert. Als Ursache für diese Veränderungen findet man meist „subjektive Unzufriedenheitsurteile“ (Schmid, 2002, S. 84), die den Arbeits(un)zufriedenheitsäußerungen ähnlich sind.
Wichtige Kriterien für ein positives Selbstbild in Bezug auf Arbeit sind Anstrengung, Zielgerichtetheit, Gütemaßstab und ein persönlicher Aufforderungscharakter. Das bedeutet, dass am Ende einer Handlung immer ein Ergebnis stehen sollte, dass eine Möglichkeit gegeben sein muss, das Ergebnis zu bewerten und somit ein Wert des eigenen Handelns feststellbar sein muss und dass das Ergebnis eindeutig auf den Handelnden zurückzuführen sein muss (Heckhausen, 1980).
In der Dienstleistungsbranche, besonderes im sozialen Bereich, mangelt es aber laut Nagel (1996) oftmals an den oben beschriebenen Kriterien. Resultate der eigenen Handlung scheinen kaum oder gar nicht bewert- und vergleichbar, sind ökonomisch nicht fassbar und werden von Staat und Kommunen durch den hohen Kostenaufwand als sehr aufwändig empfunden.
Die wechselseitig wirkenden Verknüpfungen „von subjektivem Leistungserleben, dem sozial, gesellschaftlich oder institutionell vertretenen Leistungsanspruch und den beruflich vertretenen Wertorientierungen bzw. den daraus abgeleiteten Handlungszielen“ (Schmid, 2002, S. 84) müssen deshalb von der Burnoutforschung genauer betrachtet werden.
Um mögliche Bewertungsmaßstäbe personenbezogener Dienstleistungsarbeiten zu definieren, unterscheidet Effinger (1996) drei Dimensionen (sogenannte gesellschaftliche Regulationssphären):
- Sphäre der Gemeinschaft: Meist sind dabei gegenseitige Freundschafts- und Liebesdienste angesprochen, die unentgeltlich sowie in der Mehrzahl von Frauen geleistet werden;
- Sphäre des Marktes: Angeboten werden Dienste, die einen unmittelbar materiellen Nutzen oder Gewinn erwarten lassen und die grundsätzlich frei und ohne moralische Verpflichtung zugänglich sind;
- Sphäre der öffentlich personenbezogenen Dienstleistungen: Die erforderlichen Mittel werden im Wesentlichen von der Allgemeinheit (Steuerzahler) aufgebracht und sind aufgrund bürokratischer Normierung und Regulierung mit einem hohen Grad an Starrheit und mit Anpassungsleistungen sowie Kontrolle verbunden.
- Nicht eindeutig zuzuordnender Bereich der intermediären Organisationen: Dazu zählen Verbände, Vereine sowie das breite Spektrum selbstorganisierter Einrichtungen im Sozial-, Bildungs- und Kulturbereich, wo sich ideelles und professionelles Engagement vermischen.
In Folge der Sparmaßnahmen der Regierung(en) der letzten Jahre, die durch massive Kürzungen in den Bereichen Gesundheit, Sozialleistungen und Bildung gekennzeichnet sind, rückt der „über den Zeitwert vermittelte Wirtschaftlichkeitszwang“ (Schmid, 2002, S. 84) immer mehr in den zentralen Blickpunkt, um Leistungen zu bewerten. Dies scheint sich aber fatal auszuwirken, zum Beispiel bei sozialen Dienstleistungen wie der Betreuung von Kindern oder Menschen mit Altersdemenz und/oder jedweder Art von Behinderung, da besonders in diesen Bereichen (zeit-)intensive Betreuung nicht zu vernachlässigen ist. Es bedarf also selbstständig entworfener Zielsetzungen und Leistungskriterien, losgelöst von betriebswirtschaftlichen Kriterien (Gehrmann und Müller, 1999).
Zu (e)
Fast alle Burnoutforscher vertreten die Ansicht, dass die Entwicklung des Burnoutsyndroms in einem dynamischen und meistens schleichenden Prozess verläuft. Dazu gehört auch Burisch (2007), der insgesamt sieben Phasen des Burnouts ausgemacht hat:
- Warnsymptome der Anfangsphase (vermehrtes Engagement für Ziele, Erschöpfung);
- reduziertes Engagement für Klienten/Schüler und Schülerinnen, für andere allgemein, für die Arbeit, Konzentration auf die eigenen Ansprüche (Eifersucht, konfliktträchtige Sozialbeziehungen);
- emotionale Reaktionen, Schuldzuweisung (Depression, Aggression);
- Abbau der kognitiven Leistungsfähigkeit, der Motivation, der Kreativität, Enddifferenzierung;
- Verflachung des emotionalen Lebens, des sozialen Lebens;
- psychosomatische Reaktionen;
- Verzweiflung.
Freudenberger und North dagegen entwickelten einen zwölfschrittigen Ablauf des Burnouts, der gleichtzeitig auch geschlechtsspezifische Aspekte beinhaltet. Die zwölf einzelnen Schritte des Zyklus können in unterschiedlicher Reihenfolge auftreten und einzelne Stadien können übersprungen werden. Folgende Stadien gehören zum Zyklus:
-der Zwang sich zu beweisen;
- verstärkter Einsatz;
- subtile Vernachlässigung eigener Bedürfnisse;
- Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen;
- Umdeutung von Werten;
- verstärkte Verleugnung der aufgetretenen Probleme;
- Rückzug;
- beobachtbare Verhaltensänderungen;
- Depersonalisation bzw. Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit
- innere Leere;
- Depression;
- völlige Burnout-Erschöpfung.
Zu (f)
Die beschriebenen Symptome gelten speziell für den sogenannten personalen Dienstleistungsbereich, also Erwerbstätigkeiten in Dienstleistungsbereichen, in denen verstärkt zwischenmenschliche Interaktionen stattfinden.
Zu (g)
Menschen sind unterschiedlich anfällig für Stress und somit auch für das Burnoutsyndrom. Unter diesem Aspekt werden Eigenschaften von Menschen betrachtet, die von Natur aus, also passiv, helfen mit Stress umgehen. Diese stehen im Unterschied zu aktiven Stressbewältigungsstrategien, die unter dem Fachbegriff Coping zusammen gefasst und in einem späteren Kapitel betrachtet werden sollen.
3.3 Wie entsteht Burnout?
In der Literatur sind Dutzende von Theorien, Modellen und Konzepten zu Burnout zu finden. Sie haben viele verschiedene Ansätze und weisen teilweise sogar inhaltliche Widersprüche auf. Bisher ist es noch niemanden gelungen, eine treffend zusammenfassende Definition und Theorie zu entwerfen. Es liegt ein Problem in der Vielfalt der verschiedenen Definitionen, da „viele Definitionen aus einer Zusammenstellung der beobachteten Symptome bestehen. Dadurch finden fast alle beobachtbaren negativen Reaktionen von Mitarbeitern in Dienstleistungsinstitutionen Eingang in irgendeine Burnoutdefinition“ (Kleiber & Enzmann, 1990, S.13).
Schmid (2002) stellt aber heraus, dass bisherige Ansätze einheitlich der Meinung sind, dass einfache kausale Zusammenhangsmodelle, die auf Ursache-Wirkung-Ideen basieren, „sowohl aus wissenschaftstheoretischer als auch aus gegenstandsbezogener Perspektive als unzureichend und unangemessen für die Überprüfung komplexer Themenfelder in Sozial- und Geisteswissenschaften [zu dem das Thema Burnout gehört] bewertet werden“ (S. 40).
Nach Barth (1997) ist das Burnoutphänomen „kein unidimensionales Problem, sondern ein komplexes Phänomen mit Wurzeln im intrapsychischen (individuellen), interpersonalen, beruflichen, arbeitsplatzmäßigen, organisatorischen, historischen und sozialen Bereich“ (S. 87).
Deswegen postuliert Schmid (2002) für Forschungsansätze, die sich mit Stress, Stressbelastung, Burnout und dessen Bewältigung beschäftigen die Forderung, sich von kausalen Wirkungsansätzen zu lösen und stattdessen umfangreichere Interaktionen von Umwelt- und Personenmerkmalen in Betracht zu ziehen, wie sie zum Beispiel in transaktionalen Theorien, zum Beispiel von Lazarus, oder dem Mehr-Ebenen-Perspektivmodell von Rook zu finden sind. Solche mehrschichtigen Ansätze werden auch systemische Zusammenhangsmodelle genannt.
Unter einem System versteht man Elemente bzw. Objekte, die in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen. Dieses Verhältnis tritt in einer Umwelt auf, zu der alle anderen Dinge geführt werden, die außerhalb des Verhältnisses stehen. Im Interesse der Forschung liegt in solchen Systemen das Auftreten neuer Ereignisse oder Eigenschaften, sogenannte Emergenzen, die zur Bildung neuer Systeme führen. Die Reaktion des Systems ist nicht formal zu errechnen oder prognostizierbar, da die Anzahl der veränderten Faktoren, auch innerhalb des Systems, zu hoch ist. Als Beispiel nennt Schmid (2002) in diesem Zusammenhang eine Schulklasse, in der weitaus mehr Interaktionen stattfinden als die bloße Anzahl der Schüler und Lehrer.
Burisch (1995, S. 36) entwickelte ein mehrdimensionales Prinzip, indem er vier verschiedene Ebenen beschreibt, die die Ursache für Burnout sein können.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Zwiebelmodell zur Entstehung von Burnout (Burisch 1995)
Auch Rook (1998) verfasste ein solches Modell, fügte im Gegensatz zu Burisch aber noch eine zeitliche Komponente hinzu. Im Zentrum stehen auch hier die Verhältnisse einer Person zu anderen Personen, Institutionen und der Gesellschaft insgesamt. Die Verhältnisse werden dann in verschiedenen Kategorien betrachtet. Die Kategorien sind differenziert in einen „sozio-kulturellen, politisch-ökonomischen, wissenschaftlichen, ideologischen und spirituellen Kontext“ (Schmid, Stress, S. 41).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Kontextbezogene Perspektiven der Burnout-Forschung (Rook 1998)
Im folgenden Abschnitt sollen beispielhaft einige Definitionsvorschläge einschlägiger Autoren aufgezählt werden, die nicht bloß auf Symptom-Darstellungen basieren, sondern gleichzeitig einige Gemeinsamkeiten erkennen lassen und so die Brücke zur Stressthematik schließen.
Pines, Aronson und Kafry (2007) beschreiben Burnout als
einen seelischen Zustand ..., der häufig bei Menschen auftritt, die mit anderen Menschen arbeiten (und zwar v.a., aber nicht ausschließlich, in helfenden Berufen), und die in ihren Beziehungen zu ihren Patienten, Klienten, Schülern oder Kunden, zu ihren Vorgesetzten oder Kollegen die Gebenden sind. Zu diesem Zustand gehören eine ganze Reihe von Symptomen: Man fühlt sich ganz allgemein elend – emotional, geistig und körperlich ermüdet. Man fühlt sich hilflos und hoffnungslos, man bringt keine Begeisterung für die Arbeit und keine Lebensfreude mehr auf. Das Ausbrennen tritt meist nicht als Folge vereinzelter traumati- scher Erlebnisse auf, sondern als schleichende seelische Auszehrung. Tragischerweise betrifft es v.a. Menschen, die einmal besonders be- geisterungsfähig und idealistisch waren. Wir haben immer wieder ge- funden, daß ein Mensch einmal ‚entflammt‘ gewesen sein muß, um ‚ausbrennen‘ zu können. Es sind die allerbesten Leute be- stimmter Berufsgruppen, deren Arbeitseffizienz nachläßt. (S. 13)
Eine der am meist zitierten Definitionen liefern Maslach und Jackson (1986). Sie ist auch die Grundlage für das Maslach Burnout Inventory (MBI), das im späteren Verlauf dieser Arbeit noch näher vorgestellt werden wird. Die Definition lautet:
Burnout is a syndrome of emotional exhaustion, depersonalization, and reduced personal accomplishment that can occur among individuals who do „people work“ of some kind. A key aspect of the burnout syn- drome is increased feelings of emotional exhaustion; as emotional re- sources are depleted, workers feel they are no longer able to give of themselves at a psychological level. Another aspect is the development of depersonalization – i.e., negative, cynical attitudes and feelings about one’s clients. This callous or even dehumanized perception of others can lead staff members to view their clients as somehow deserving of their troubles A third aspect of the burnout syndrome, reduced perso- nal accomplishments, refers to the tendency to evaluate oneself nega- tively, particularly with regard to one’s work with clients. Workers may feel unhappy about themselves and dissatisfied with their accomplish- ments on the job. (S. 1)
Für Kleiber und Enzmann (1989) ist das Burnout-Syndrom „eine spezifische Form der Konfliktbewältigung und kann als eine besondere Form von Problemlösung oder Aufgabenbewältigung verstanden werden“ (S. 8). Für sie handelt es sich um eine Reaktion auf Stress.
Barth (1990) definiert Burnout
als eine Funktion von Streß ..., die aus individuellen, arbeitsbezogenen und gesellschaftlichen Faktoren herrührt, einschließlich der sozialen Komponente der Arbeit. Burnout ist nicht Streß an sich, sondern resul- tiert aus einer besonderen Art von Streß, der aus der sozialen Beziehung zwischen Helfer und Hilfesuchenden resultiert und mit dem auf eine be stimmte Art und Weise umgegangen wird. (S. 16)
Freudenberger (1994) sieht Burnout als einen Zustand der Erschöpfung und Frustration. Er wird verursacht durch unrealistische Erwartungen. Er beschreibt Burnout als einen Energieverschleiß, eine Erschöpfung aufgrund von Überbeanspruchung, die von innen oder von außen – durch Familie, Arbeit, Freunde, Liebhaber, Wertesysteme oder die Gesellschaft- kommen kann und einer Person Energie, Bewältigungsmechanismen und innere Kraft raubt. Burnout ist ein Gefühlszustand, der begleitet ist von übermäßigem Stress und der schließlich persönliche Motivationen, Einstellungen und Verhalten beeinträchtigt.
Richter und Hacker (1998) beschreiben Burnout als einen „Zustand physischer und psychischer, kognitiver und emotionaler Erschöpfung in Tätigkeiten der Humandienstleistungen Dabei handelt es sich vorzugsweise um Tätigkeiten, die ein langzeitiges Engagieren für andere Menschen in emotional belastenden Situationen erfordern“. Die Autoren definieren Burnout außerdem als einen „Übergangszustand zwischen der sogenannten klinischen bzw. chronischen Ermüdungsform der Erschöpfung und dem Streß, wobei dieser Übergang hauptsächlich aus antriebsregulatorischen Aspekten herrührt.“ (S. 144)
Nicht zu vergessen ist außerdem das Transaktionsmodell nach Lazarus (1974). Kern dieses Konzeptes ist die Vorstellung, dass Stress auf der psychologischen Ebene dann entsteht, wenn eine betroffene Person auf Grundlage einer bewussten Einschätzung die individuelle Beziehung zwischen sich selbst und seiner Umwelt als herausfordernd, gefährlich oder sogar schädigend bewertet (siehe Abb. 3). Ein tatsächliche Stresssituation ist also erst dann vorhanden, wenn eine Person den Zustand kognitiv als stressig bewertet. Menschen können demnach bestimmte Reize stark unterschiedlich bewerten. Eine Situation wird von dem einen Betroffenen als stresshaft empfunden, von einem anderen aber noch nicht. Das Modell heißt transaktional, weil ein Prozess der Bewertung (cognitive appraisal) zwischen Reiz und Stressreaktion involviert ist (Lazarus, 1974, zit. n. Schmid, 2002).
3.4 Bewertung der Konzepte
Bis hierher kann zusammenfassend festgestellt werden, dass grundsätzliche Gemeinsamkeiten der bisherigen Vorschläge zur Burnoutthematik vorhanden sind, aber dennoch wesentliche Differenzen und gegensätzliche Positionen vorliegen.
Bei den meisten Modellen handelt es sich um ähnliche, mehrdimensionale Modelle. Modellvorstellungen, die kausal und damit linear verlaufen, sollten in der Burnout-Forschung keine Rolle spielen. Sie dürfen als zu vereinfachend und damit als unangebracht eingestuft werden. Umfassende Sichtweisen, die sich nicht nur z.B. mit den den Interaktionen zwischen Arbeitskollegen beschäftigen, sind vor allem in systemtheoretischen Ansätzen zu finden.
Es handelt sich beim Burnout-Phänomen um ein Stresssyndrom, welches sich in körperlichen, geistigen und emotionalen Mangelerscheinungen äußert und mit dem Rückgang des (beruflichen) Einsatzes kombiniert auftritt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Darstellung des transaktionalen Stressmodells nach Lazarus (Kramis-Aebischer 1996)
Häufig in der Forschung vertreten ist die Meinung, dass Burnout am ehesten bei sogenannten sozialen Dienstleistungsberufen auftritt, bei denen intensiver Kundenkontakt vorkommt. Es stellt sich nicht plötzlich ein, sondern entwickelt sich schleichend in einem langen, dynamischen Prozess, meist über mehrere Jahre hinweg und kann zur Berufsunfähigkeit führen.
Schwierig scheint es aber immer noch, eine genauere Definition von Burnout zu finden. Das erklärt vielleicht auch, warum Burnout in der neuesten Auflage der Internationalen Klassifikation der Erkrankungen, kurz ICD-10 nicht als eigenständige Krankheit zu finden ist, sondern unter dem Diagnoseschlüssel Z73.0 erfasst und somit dem übergeordneten Abschnitt Z73 zugeordnet ist, der sich mit Problemen in Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung befasst. Auch in der aktuellen Version des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, kurz DSM-IV-TR, taucht Burnout selbst nicht auf.
Unklar ist in der Forschung weiterhin, ob es sich beim Burnout um ein sogenanntes dichotomes Syndrom handelt. Wenn es das wäre, dann wäre ein Mensch von Burnout entweder (komplett) betroffen oder (komplett) nicht betroffen. Da sich aber verschiedene Phasen des Burnout-Syndroms unterscheiden lassen, kann eigentlich davon ausgegangen werden, dass es verschiedene Stufen des Syndroms gibt. In der aktuellen Forschung vertritt man überwiegend die von Maslach und Jackson (1986) vertretene Position, dass Burnout als eine kontinuierliche Variable zu verstehen ist, die niedrig, durchschnittlich oder hoch ausgeprägt sein kann. Schwierig bleibt es dabei aber zu bestimmen, ab wann der Punkt erreicht ist, an dem man wirklich ausgebrannt ist - abhängig vom Grad der Symptomatik und ob bei jedem Menschen dieser Punkt gleich ist. Haben Nordamerikaner dieselbe Belastungsgrenze wie Mitteleuropäer, sind dicke Menschen mehr zu belasten als dünne? Da das Burnout-Syndrom bei jedem Menschen unterschiedlich und individuell verläuft, lassen sich über den Punkt, ab dem man von Burnout sprechen kann, keine allgemeingültigen Aussagen treffen (Schmid 2002).
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[1] Im Folgenden wird zur Vereinfachung nur noch die jeweilige männliche Form benutzt.
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