Als berühmtestes „blondes Gift“ und Sexsymbol der 1930-er Jahre galt die amerikanische Schauspielerin Jean Harlow (1911–1937), eigentlich Harlean Harlow Carpenter. Auf der Kinoleinwand verkörperte die angeblich original Platinblonde vulgäre Flittchen ebenso überzeugend wie kultivierte Schönheiten. Zwischen 1929 und 1937 wirkte sie in insgesamt 23 Filmen mit. Sie lebte und liebte in vollen Zügen und starb bereits in jungen Jahren. Die Kurzbiografie „Jean Harlow – Das platinblonde Sexsymbol der 1930-er Jahre“ des Wiesbadener Autors Ernst Probst schildert ihr Leben.
Ernst Probst
Jean Harlow
Das platinblonde Sexsymbol der 1930-er Jahre
Als berühmtestes „blondes Gift“ und Sexsymbol der 1930-er Jahre galt die amerikanische Schauspielerin Jean Harlow (1911–1937), eigentlich Harlean Harlow Carpenter. Auf der Kinoleinwand verkörperte die angeblich original Platinblonde vulgäre Flittchen ebenso überzeugend wie kultivierte Schönheiten. Zwischen 1929 und 1937 wirkte sie in insgesamt 23 Filmen mit. Sie lebte und liebte in vollen Zügen und starb bereits in jungen Jahren.
Harlean Harlow Carpenter kam am 3. März 1911 um 17.40 Uhr in Kansas City (Missouri) als einziges Kind des Zahnarztes Mont Clair Carpenter (1877–1974) und seiner Ehefrau Jean Poe (1891–1958), geborene Harlow, zur Welt. Die Mutter war 14 Jahre jünger als der Vater.
Manchmal liest man auch die falsche Schreibweise „Carpentier“ des Familiennamens Carpenter, die dazu führte, dass man Jean aristokratische Wurzeln andichtete.
Für den Vornamen Harlean gibt es unterschiedliche Erklärungen in der Literatur. Einerseits heißt es, dies sei ein Anagramm des Namens Jean Harlow der Mutter. Andererseits soll dies eine weibliche Variante des Mädchennamens Harlow der Mutter gewesen sein. Wenn der Nachwuchs ein Junge gewesen wäre, hätte man ihn angeblich Harlow Carpenter genannt.
Der Vater von Harlean stammte aus einer Arbeiterfamilie und hatte das „Dental College“ in Kansas City besucht. Die intelligente und willensstarke Mutter war die Tochter des reichen Immobilien-Maklers Skip Harlow und seiner Ehefrau Ellen Harlow, geborene Williams. Die Eltern von Harlean haben 1908 geheiratet. Sie wohnten in Kansas City in einem Haus, das Skip Harlow gehörte.
Als kleines Mädchen wurde Harlean nur „Baby“ genannt. Dieser Spitzname blieb ihr für den Rest ihres Lebens erhalten. Erst im Alter von fünf Jahren, als sie die „Miss Barstow’s Finishing School for Girls“ in Kansas City besuchte, wurde ihr bewusst, dass sie nicht „Baby“, sondern Harlean hieß. Mit fünf erkrankte Harlean an Hirnhautentzündung (Meningitis). Als
Elfjährige erlebte sie die Scheidung ihrer Eltern, die am 29. September 1922 erfolgte. Die Mutter („Mama Jean“) erhielt das Sorgerecht für Harlean und verhinderte in der Folgezeit, dass diese weiterhin ihren Vater sah, den sie liebte.
Weil „Mama Jean“ davon träumte, Filmschauspielerin zu werden, zog sie 1923 mit ihrer zwölfjährigen Tochter nach Hollywood in Kalifornien. Skip Harlow, der Vater von „Mama Jean“, stellte damals das Ultimatum, er würde seine Tochter enterben, wenn diese nicht aus Hollywood zurückkehren würde. Harlean besuchte die „Hollywood School for Girls“ und begegnete in Hollywood unter anderem Douglas Fairbanks junior (1909–2000), Joel McCrea (1905–1990) und Irene Mayer Selznick (1907–2000).
Der Traum der Mutter von einer Filmkarriere in Hollywood ging nicht in Erfüllung, weil sie mit mehr als 30 Jahren hierfür bereits zu alt war. Größere Rollen winkten meistens nur Mädchen im Teenageralter. Im Frühjahr 1925 verließ die 14-jährige Harlean die „Hollywood School for Girls“. „Mama Jean“ kehrte damals mit ihr nach Kansas City zurück, weil ihre finanziellen Mittel stark dahingeschmolzen waren.
Einige Wochen später hielt sich Harlean in einem Sommercamp namens „Camp Cha-Ton-Ka“ in Michigamme (Michigan) auf, wohin sie ihr Großvater Skip Harlow geschickt hatte und wo sie an Scharlach erkrankte. „Mama Jean“ reiste unverzüglich nach Michigan, um nach ihrer Tochter zu sehen und ruderte eigenhändig über einen See zum Camp.
Danach schickte „Mama Jean“ ihre Tochter auf die „Ferry Hall School“ (heute „Lake Forest Academy“) in Lake Forest (Illinois). Unweit dieser Schule lebte Marino Bello (1883–1953), der aus Italien stammende Freund von „Mama Jean“, in Chicago. Bello war noch mit Mildred Byfield verheiratet gewesen, als er 1926 mit „Mama Jean“ ein Techtelmechtel begann. Er managte damals das Restaurant seiner Gattin im „Sherman Hotel“ in Chicago, das Ernest Byfield, dem Onkel seiner Ehefrau, gehörte.
Weibliche Neulinge der „Ferry Hall School“ erhielten damals eine „große Schwester“ aus einer Klasse mit älteren Schülerinnen, die ihnen halfen, sich besser einzugewöhnen. Die „große Schwester“ von Harlean stellte 1926 der 15-Jährigen den etwa 19 Jahre alten Studenten Charles Fremont „Chuck“ McGrew vor, der aus gutem Hause stammte und eine reiche Erbschaft erwartete.
Am 18. Januar 1927 heiratete „Mama Jean“ ihren Freund Marino Bello in Waukegan (Illinois). Ihre Tochter war bei der Eheschließung nicht dabei. Die Ehe von „Mama Jean“ mit dem zwielichtigen Bello hielt bis 1935. Bello wagte 1938 mit Evelyn Husby seine dritte Ehe.
Die frühreife Harlean verließ mit 16 am 21. September 1927 die „Ferry Hall School“, brannte mit dem 20-jährigen Charles Fremont McGrew durch und heiratete ihn sechs Tage später. Mit 21 kam McGrew in den Genuss eines großen Teiles seiner Erbschaft. Das junge Paar zog 1928 nach Los Angeles (Kalifornien) und wohnte in einem Haus in Beverly Hills. Beide gingen keiner Arbeit nach und tranken viel Alkohol, vor allem der junge Ehemann. Letzterer hoffte, seine Gattin bekäme durch den Umzug etwas Abstand von ihrer Mutter. „Mama Jean“ kontrollierte nämlich jeden der Schritte ihrer Tochter und sabotierte deren Beziehung zu McGrew.
Zu jener Zeit war Harlean mit der jungen aufstrebenden Filmschauspielerin Rosalie Roy (geboren 1910) befreundet. Weil jene kein Auto besaß, bat sie eines Tages Harlean, diese solle sie zum Filmstudio „Fox“ zu einem Termin fahren. Während die attraktive Harlean im Auto saß und auf ihre Freundin wartete, fiel sie Führungskräften von „Fox“ auf. Man fragte sie, ob sie Interesse am Filmen habe, aber Harlean verneinte. Trotzdem erhielt sie eine Einladung für ein Casting. Als Harlean dies später ihrer Freundin Rosalie Roy erzählte, wettete diese mit ihr, dass sie nicht den Mut habe, für eine Rolle vorzusprechen. Weil sie die Wette nicht verlieren wollte und ihre Mutter sie drängte, fuhr Harlean zum Casting, machte dabei einen guten Eindruck und unterschrieb mit dem Mädchennamen Jean Harlow ihrer Mutter.
Nach dem Casting erhielt Jean Harlow einige Anrufe und Jobangebote von den Filmleuten bei „Fox“. Als sie mehrere Jobangebote abgelehnt hatte, wurde sie von ihrer Mutter unter Druck gesetzt, eine Filmarbeit anzunehmen. Schließlich raffte sie sich auf und wirkte in einer kleinen Nebenrolle des Films „Honor Bond“ (1928) mit. Pro Drehtag erhielt sie eine Gage von sieben US-Dollar. In ihrem Debütfilm hat man sie nicht im Abspann erwähnt.
Zunächst arbeitete die 1,57 Meter große Platinblonde unter dem Künstlernamen Jean Harlow – also dem Mädchennamen ihrer Mutter – als Komparsin und Darstellerin kleinerer Rollen. Im Dezember 1928 unterschrieb sie einen Vertrag mit den „Hal Roach Studios“, der ihr eine Gage von 100 US-Dollar pro Woche garantierte. Man sah sie in den Kurzfilmen „Liberty“ („Freiheit“, 1929), „Double Whoopee“ („Der Prinz im Fahrstuhlschacht“, 1929), „Bacon Grabbers“ (1929) und „The Unkissed Man“ (1929).
In „Double Whoopee“ trat Jean Harlow neben dem berühmten amerikanischen Komikerduo Oliver Hardy (1892–1957) und Stan Laurel (1890–1965) auf. Diese beiden Schauspieler kennt man in Deutschland auch als „Dick und Doof“. In dem Streifen „Double Whoopee“ erblickte man Jean nur in einer einzigen Szene.
Im Juni 1929 trennte sich Jean Harlow von ihrem Ehemann Charles Fremont McGrew und zog zu „Mama Jean“ und deren Ehemann Marino Bello. Die erste Ehe von Jean mit McGrew hatte kaum zwei Jahre gehalten. Ihr Stiefvater Bello veruntreute später einen Teil ihrer Filmgagen und investierte diese in nicht existierende mexikanische Goldminen.
Als Jean Harlow hochhackig durch die „Hal Roach Studios“ stelzte, wo Filme mit Oliver Hardy und Stan Laurel gedreht wurden, fiel sie zufällig dem Agenten Arthur M. Landau (1888–1966) auf, der sich damals als Talentsucher betätigte. Er staunte, dass die junge, blonde Frau mit unnatürlich hellen Haaren gar keinen Büstenhalter trug. Das sei ihr Markenzeichen, erklärte sach-kundig der dicke Oliver Hardy („Ollie“). Die Blondine erschien Landau einerseits leicht ordinär, andererseits war er von ihr so fasziniert, dass er den Multimillionär, Filmproduzenten und Flugpionier Howard Hughes (1905–1976) auf sie aufmerksam machte. Hughes schloss am 24. Oktober 1929 einen Fünf-Jahres-Vertrag mit Jean Harlow.
Außer den Streifen mit Stan Laurel und Oliver Hardy drehte Jean Harlow auch andere Stummfilme wie „Moran of the Marines“ (1928), „City Lights“ („Lichter der Großstadt“, 1928), „Fugitives“ (1929), „Close Harmony“ (1929), „The Saturday Night Kid“ (1929), „The Love Parade“ („Liebesparade“, 1929), „This Thing Called Love“ (1929) und „New York Nights“ (1929).
Als Ersatz für die norwegische Filmschauspielerin Greta Nissen (1905–1988), die keinen britischen Akzent hatte, übernahm Jean Harlow eine Rolle als Soldatenbraut in dem Tonfilm „Hell’s Angels“ (1930) unter der Regie von Howard Hughes. Dieser Streifen war bereits teilweise als Stummfilm gedreht worden, bevor man alle Szenen mit Nissen durch solche mit Harlow ersetzte. In ihrem ersten Tonfilm sprach Jean eines der berühmtesten zweideutigen Angebote der Filmgeschichte. „Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich rasch in etwas Bequemeres schlüpfe?“
Die Premiere von „Hell’s Angels“ erfolgte am 27. Mai 1930 im Kino „Grauman’s Chinese Theatre“, vor dem später viele berühmte Filmschauspieler/innen ihre Fuß- und Handabdrücke der Nachwelt hinterließen. Vor dem Premierenkino versammelten sich schätzungsweise 50.000 Menschen, um einen Blick auf Jean Harlow zu erhaschen.
Kritiker lobten den weißen Körper von Jean, meinten aber, ihre Schauspielerei sei eine Katastrophe und ihre Stimme klinge wie diejenige eines Fischweibes. Doch Kollegen des zaudernden Agenten Arthur M. Landau sagten zu diesem den oft zitierten Satz „Titten sind Titten, aber auch die schönsten können eben nicht sprechen.“ Im Gegensatz zu den Kritikern waren die Kinobesucher/innen von Jean Harlow begeistert.
Fotografen, denen Jean Harlow erlaubte, sie hüllenlos abzulichten, schwärmten von ihrem nackten Körper. Bereits mit 17 ließ sich Jean 1928 hüllenlos von dem Hollywood-Fotografen Edward Bower Hesser (1893–1962) in Griffith Park ablichten. Der Fotograf Clarence Sinclair Bull (1886–1979) erklärte: „Sie hatte den schönsten und verführerischten Körper, den ich je fotografierte“. Für ein von Bull angefertigtes Porträtfoto der Harlow zahlte ein Fan später bei einer Auktion 8.000 US-Dollar. „MGM“-Cheffotograf George Hurrell (1904–1992) lobte Jean, sie sei nie vor der Kamera erschrocken, sondern habe sich mit dieser verschworen und er sei nur der Dritte im Bunde gewesen.
„Ihr Haar schimmerte so weiß wie ihre zarte Albino-Haut, den lockenden Leib umspielten weiße Seide und kostbarer Silberfuchs; aber über alle Maßen erregte es die Zeitgenossen, daß ihr divines Schneeweißchen keinen Büstenhalter trug, frei und ungebändigt schwebte
der prächtige Busen. Triumphal herrschte, in diesen dreißiger Jahren, die himmlische Jean Harlow im Hollywood-Reich“. Das konnte man 1988 im Hamburger Nachrichten-Magazin „Der Spiegel“ lesen.
In manchen Biografien über Jean Harlow heißt es, Platinblond sei ihre natürliche Haarfarbe gewesen. Anderswo liest man aber, sie hätte ihre Haare jede Woche mit einer Mischung aus Clorox, Ammoniak, Lux Flakes und Wasserstoffperoxid gebleicht. Diese Mixtur sei sehr schmerzhaft gewesen und habe ihren Haaren sehr geschadet.
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- Arbeit zitieren
- Ernst Probst (Autor:in), 2012, Jean Harlow - Das platinblonde Sexsymbol der 1930-er Jahre, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/194890
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