Die Thematik der Industrieregionen spielt in der DDR-Literatur - sei es Prosa, Epik oder Lyrik - seit je her eine große Rolle. Mehr noch, sie durchzieht wie ein roter Faden die 40-jährige Literaturlandschaft der DDR. Hat diese im Verlauf ihrer Entwicklung zahlreiche Veränderungen durchlaufen, so ist das Zurückgreifen auf das Beschreiben von Produktion, Arbeitsprozessen und Industrie stets ein beliebtes Mittel der Autoren geblieben.
Im Folgenden soll die besondere Bedeutung der Industrielandschaft in der DDR-Literatur herausarbeiten. Dazu wird zunächst ein Überblick über die Literatur in den einzelnen Jahrzehnten und die Bedeutung der Industrielandschaften innerhalb dieser gegegeben.
Anschließend wird auf das Erstlingswerk der Schriftstellerin Angela Krauß (*1950) mit dem Titel „Das Vergnügen“ eingegangen werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Überblick der DDR-Literatur, ihrer wichtigsten Tendenzen sowie die besondere Bedeutung der Industrielandschaft innerhalb dieser
3. Angela Krauß: „Das Vergnügen“ – kurze Inhaltswiedergabe
3.1. „Das Vergnügen“ – eine Neuauflage des Aufbauromans?
3.2. Die Bedeutung der Arbeit innerhalb des Romans
3.3. Der Bruch zwischen Ethik und Ästhetik und dessen Umsetzung im Werk
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Thematik der Industrieregionen spielt in der DDR-Literatur - sei es Prosa, Epik oder Lyrik - seit je her eine große Rolle. Mehr noch, sie durchzieht wie ein roter Faden die 40-jährige Literaturlandschaft der DDR. Hat diese im Verlauf ihrer Entwicklung zahlreiche Veränderungen durchlaufen, so ist das Zurückgreifen auf das Beschreiben von Produktion, Arbeitsprozessen und Industrie stets ein beliebtes Mittel der Autoren geblieben.
Ich möchte im Folgenden die besondere Bedeutung der Industrielandschaft in der DDR-Literatur herausarbeiten. Dazu gebe ich zunächst einen kurzen Überblick über die Literatur in den einzelnen Jahrzehnten und die Bedeutung der Industrielandschaften innerhalb dieser.
Anschließend werde ich auf das Erstlingswerk der Schriftstellerin Angela Krauß (*1950), welches den Titel „Das Vergnügen“ trägt und 1984 geschrieben wurde, eingehen. Nach einer kurzen Inhaltswiedergabe möchte ich die wichtigsten Besonderheiten des Buches herausarbeiten.
Bei der Analyse dieser habe ich mich vor allem auf den Aufsatz von Ute Wölfel: Die Autonome Produktion: Arbeitswelt in der DDR-Prosa am Beispiel von Angela Krauß „ Das Vergnügen“ IN: Literarisches Feld DDR. Bedingungen und Formen literarischer Produktion in der DDR gestützt. Dieser bildet neben anderer Sekundärliteratur meine wichtigste Interpretationsquelle.
2. Überblick der DDR-Literatur, ihrer wichtigsten Tendenzen sowie die besondere Bedeutung der Industrielandschaft innerhalb dieser
Die Literatur der DDR wird üblicherweise in 4 bzw. 5 Phasen eingeteilt, die man aufgrund ihrer unterschiedlichen Tendenzen klar voneinander abgrenzen kann. Stehen die ersten Jahre im Zeichen der „Traditionsbildung und Neubeginn des Antifaschismus“[1], so werden die 1950er als Jahre des sozialistischen Aufbaus und die 1960er als Jahre der Ankunft im Sozialismus angesehen. Während die erste Hälfte der 1970er als Zeit der Liberalisierung empfunden wird, kommt es danach mehr und mehr zum Bruch mit den literarischen Leitlinien des Staates.
Die DDR- Literatur war jedoch zu jeder Zeit stark politisiert. Die Literaturpolitik hatte sich stets an den politischen und wirtschaftlichen Doktrinen der jeweiligen Regierung zu orientieren und auch die Staatsideologie in Form des „Sozialistischen Realismus“ umzusetzen. So ist es also nicht verwunderlich, dass die einzelnen Phasen der DDR-Literatur so klar voneinander abgrenzbar sind. Waren sie doch vor allem in der Frühphase an spezifische Regierungsprogramme gebunden.
Die 1950er Jahre standen ganz im Zeichen der Aufbauliteratur. Unmittelbar nach dem Zusammenbruch 1945 folgte die Phase der „antifaschistisch- demokratischen Erneuerung“[2], welche die Bevölkerung umerziehen sollte und vor allem bürgerlich- humanistisches Gedankengut der Deutschen Klassik als „Umerziehungsmaterial“ gebrauchte um eine breite Front gegen die Überbleibsel des Faschismus zu bilden.
Jedoch spätestens mit der Staatsgründung der DDR 1949 wurde dieses Vorhaben aufgegeben und der planmäßige Aufbau des Sozialismus als neuer Leitfaden in der Literatur verkündet. Die Schriftsteller sollten nun für die Intentionen des Sozialismus, allem voran dem Aufbau einer sozialistischen Industrieproduktion eintreten.
So befasst sich die Aufbauliteratur der frühen Jahre, die aus Industriereportagen hervorgegangen ist, mit dem (Wieder-) Aufbau der Industrie und Landwirtschaft oder deren Umwandlung in „Volkseigentum“.
Dem Leser wird eine Identifikationsfigur in Form eines „proletarischen Helden“ vorgestellt, der bereits die neuen sozialistischen Ideale verinnerlicht hat. Dieser bewährt sich durch die Meisterung schwieriger Aufgaben in der Produktion oder vollbringt aus eigener Kraft allen Widrigkeiten zum Trotze eine große Leistung. Er gilt also als Vorbild der sozialistischen Idealgesellschaft. Gleichzeitig tritt immer ein Aktivist auf, der versucht den Zusammenhalt unter den Arbeitern zu stärken und die Produktion nochmals zu steigern. Oftmals findet auch ein „Klassenfeind“, der durch Sabotage den wirtschaftlichen Erfolg des Sozialismus zu verhindern versucht, Platz in den Romanen. Indem der Aufbau der Industrieanlage zuletzt erfolgreich gelingt, propagiert die Aufbau- Literatur eine optimistische Betrachtungsweise auf die Zukunft im Sozialismus.
Die 1960er Jahre waren geprägt von der Ankunft im Alltag (frei nach B. Reimanns gleichnamigen Roman 1961). Obwohl man versuchte die Beschlüsse der Bitterfelder Konferenzen (1959 und 1964), welche vorsahen, dass Schriftsteller in die Industriebetriebe gingen und über die Produktion schreiben, währenddessen die Arbeiter in selbst „zur Feder greifen sollten“, einzuhalten, war der "Bitterfelder Weg" ab 1965 de facto gescheitert.
Dennoch wurde innerhalb der Literatur die Aufbauphase als relativ abgeschlossen betrachtet. Der „Klassenfeind“ wurde u.a. durch das Schließen der innerdeutschen Grenze zurückgedrängt und nun war das Einrichten im „realen Sozialismus“ erklärtes Ziel. In der Literatur treten nun meist jüngere, intellektuelle Helden auf, welche sich sowohl im beruflichen als auch im privaten Leben beweisen. Diese müssen jedoch zunächst eine sozialistische Persönlichkeit entwickeln und lernen sich in die Gesellschaft einzugliedern, jedoch nicht ohne vorher in Konflikt mit dieser geraten zu sein.
Wie eng die politischen Belange der DDR mit der Literatur verwoben war, wird u.a. deutlich als mit dem Ende der Ära Ulbricht eine Wende in der Literatur eingeleitet wurde. So wurde zu Beginn der 1970er ein Liberalisierungsprogramm verabschiedet, welches den Autoren mehr Freiheit im Schreibprozess zusprach, solange die Basis des Sozialismus in den Werken erkennbar war. Die Literatur erkundet ab nun endgültig die Individualität der Menschen, thematisiert die alltäglichen Probleme dieser und spart auch nicht mit Kritik an der sozialistischen Bürokratie. Im Vergleich mit enthusiastischeren Haltungen früherer Phasen, kann man nun von einer Preisgabe, z.T. sogar von einem Verlust von Illusionen gegenüber den realen Umständen sprechen.[3] Obwohl seit den 1960ern zunehmend die persönliche Belange der Helden in den Vordergrund treten, erhält die Industrie als Handlungsschauplatz immer noch eine übergeordnete Rolle in den Werken.
Das Ende der Liberalisierungsphase, die abrupt infolge der Ausweisung W. Biermanns sowie anderer Autoren, beendet worden war, wirkte sich auch auf die Literaturlandschaft der 1980er aus. Viele Literaten versuchten nun ihren Helden ganz private Wege zum persönlichen Glück aufzuzeigen, fern ab vom politischen Themenbezug oder sozialistischer Doktrin. Andere Schriftsteller verstanden es geschickt durch phantastisch- irreale Konstruktionen oder gar lyrischen Reflexionen[4], den Sozialismus indirekt zu kritisieren.
3. Angela Krauß: „Das Vergnügen“ – kurze Inhaltswiedergabe
Der Roman „Das Vergnügen“ wurde 1984 von Angela Krauß, die bereits seit den Beginn der 1980er als Schriftstellerin tätig ist, geschrieben. Ihr Erstlingswerk fand nicht nur in der DDR-Literaturwelt Beachtung, sondern darüber hinaus auch in der bundesdeutschen Literatur. So erhielt die Autorin im Jahre 1988 u.a. für ihr Debüt den Ingeborg-Bachmann-Preis.
Handlungsort der Geschichte ist die bereits veraltete Brikettfabrik Rosdorf im südlichen Leipziger Braunkohlerevier. An einem Herbsttag im Jahre 1982 werden dort gleich zwei Jubiläen gefeiert - offiziell das von langer Hand geplante 70. Bestehen des Werkes, begleitend der 18. Geburtstag der Teilfacharbeiterin Felizitas Händschel. Ihre beruflichen und privaten Befindlichkeiten - durch Sprachprobleme hat sie nur einen 7. Klassenabschluss und ist bereits junge, alleinerziehende Mutter - bilden einen Handlungsstrang, der immer wieder durch weitere Personen, welche eng mit dem Betrieb verflochten sind, ergänzt wird. Dazu gehört z.B. die ältere Bestarbeiterin Lucie Marten, die sich um alle „gesellschaftlichen Belange“ kümmert und ordensbehangen neben Felizitas auf dem staubigen Kohlenboden arbeitet oder Direktor Bernstein, der gerne in Erinnerungen an längst vergangene Aktivistenschichten mit Gewerkschafter Kreisig schwelgt.
[...]
[1] W. Emmerich :Kleine Literaturgeschichte der DDR, Inhaltsverzeichnis
[2] W. Emmerich: Kleine Literaturgeschichte der DDR, Inhaltverzeichnis
[3] H. Kaufmann: Über DDR- Literatur. Beiträge aus 25 Jahren, S.148
[4] H. Kaufmann: Über DDR- Literatur. Beiträge aus 25 Jahren
- Citar trabajo
- Anónimo,, 2009, Die Bedeutung der Industrieregionen in der DDR-Literatur, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/194774
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