Als Italiens berühmteste Filmschauspielerin der 1960-er Jahre gilt Sophia Loren, geborene Sofia Villani, adoptierte Scicolone. Mit eisernem Willen, ungewöhnlicher Schönheit und großer Liebenswürdigkeit boxte sie sich vom bettelarmen Kind zum bewunderten Weltstar durch. Ihr Erfolg strafte einen Freund Lügen, der meinte, sie habe eine zu lange Nase, einen zu großen Mund, viel zu breite Hüften und müsse sich „total umbauen lassen“, wenn sie eine ernsthafte Schauspielerin werden wolle. Die Kurzbiografie „Sophia Loren. Der italienische Filmstar der 1960-er Jahre“ des Wiesbadener Autors Ernst Probst schildert ihr Leben.
Als Italiens berühmteste Filmschauspielerin der 1960-er Jahre gilt Sophia Loren, geborene Sofia Villani, adoptierte Scicolone. Mit eisernem Willen, ungewöhnlicher Schönheit und großer Liebenswürdigkeit boxte sie sich vom bettelarmen Kind zum bewunderten Weltstar durch. Ihr Erfolg strafte einen Freund Lügen, der meinte, sie habe eine zu lange Nase, einen zu großen Mund, viel zu breite Hüften und müsse sich „total umbauen lassen“, wenn sie eine ernsthafte Schauspielerin werden wolle.
Sofias Mutter Romilda Villani (1910–1991) war Klavierlehrerin. Sie hatte 1932 den Wettbewerb des Filmstudios „Metro-Goldwyn-Mayer“ („MGM“), in dem man ein Double für die schwedisch-amerikanische Filmschauspielerin Greta Garbo (1905–1990) suchte, gewonnen. Eine Reise nach Hollywood trat sie nicht an, weil ihr Verlobter dagegen war. 1932 wirkte sie in dem Film „Gioventù eroica“ mit, der allerdings wegen finanzieller Probleme nicht fertig gestellt wurde.
An einem Novemberabend 1933 lernte Romilda Villani in Rom den Sohn einer gut situierten Familie namens Riccardo Scicolone (1907–1976) kennen, der Ingenieurtechnik studierte. Es heißt aber auch, Riccardo sei Handwerker gewesen. Aus dieser Verbindung gingen am 20. September 1934 in Rom die Tochter Sofia und im Mai 1938 die Tochter Maria hervor. Sofia erhielt den Vornamen von Riccardos Mutter, Maria den von Riccardos erster Schwester. Für ihren Vater hatte der Name Sofia Scicolone „einen lustigen vollen Klang“.
Weil sich Riccardo Scicolone wenig um sie kümmerte und sie nicht heiratete, zog Romilda Villani 1941 mit ihren Töchtern zu ihren Eltern in den armen Arbeitervorwort Pozzuoli von Neapel. Dort teilte ihr eines Tages Riccardos Mutter telefonisch mit, ihr Sohn habe eine andere, nämlich Nella Rivolta, geheiratet. Riccardo ließ sich in Foligno nieder, zeugte die Söhne Guliano und Guiseppe und heiratete 1970 die Deutsche Carola Hack.
Wegen der schlanken Figur Sofias riefen ihr andere Kinder den Spitznamen „Stedietto“ („Stock“) hinterher, denn ihre Oberweite begann erst mit 14 Jahren zu sprießen. Die lebhafte Sofia besuchte in Pozzuoli die Pfarrschule und das Lehrerinstitut und wollte gerne Lehrerin werden. Aber ihre ehrgeizige Mutter plante, ihrer ungewöhnlich attraktiven Tochter den Weg zum Film zu bahnen, der ihr selbst verwehrt geblieben war.
Anfang 1949 kündigte ein Inserat in der Zeitung „Corriere di Napoli“ eine Schönheitskonkurrenz und die Wahl einer „Prinzessin des Meeres“ im neapolitanischen Presseclub an. Mit einem weit ausgeschnittenen Abendkleid, das Großmutter, Mutter und Tanten im Eiltempo schneiderten, präsentierte sich die 14 Jahre alte Sofia der Jury und gewann den zweiten Preis. Viele männliche Neapolitaner pfiffen, schrien und zertrümmerten Unmengen von Geschirr, weil nach ihrer Ansicht die vollbusige Sofia die Siegerin sein sollte. Wegen dieses Tumults musste sogar die Polizei eingreifen. Nach dem Erfolg bei dieser Wahl erkannte die Mutter blitzschnell, dass ihre Tochter Sofia ihre Karriere beim Film machen würde.
Als 16-Jährige wurde Sofia in Salsomaggiore zur „Miss Eleganza“ gewählt. Von diesem Augenblick an wusste ihre Mutter, dass Sofia ihren heimlichen Traum von einer Filmkarriere wahr machen würde. Um sie dabei zu unterstützen und nicht allein den Gefahren und Schwierigkeiten auszusetzen, zog die Mutter mit ihrer 17-jährigen Tochter Sofia und deren jüngerer Schwester Maria nach Rom. Mit Hilfe der Mutter startete Sofia ihre Offensive auf die römische Film- und Männerwelt.
Ihre ersten kleinen Filmrollen bekam Sofia in „Herzen unter Wasser“ (1949) und – zusammen mit ihrer Mutter – als Komparsin in dem Kolossalfilm „Quo vadis“ (1950). Sofia war in einem Pullover, der ihre Reize zur Geltung brachte, zum Besetzungsbüro für den Film „Quo vadis?“ gegangen, den der Regisseur Mervin Le Roy (1900-1987) für „Metro-Goldwyn-Mayer“ („MGM“) drehte. Prompt hatte man sie als Statistin für eine Gage von umgerechnet 70 Euro engagiert. In dem Softpornofilm „Era lui, si, si“ („Er war es, ja, ja“, 1951) bekam sie eine kleine Rolle als Haremsdame.
Die beiden Schwestern Sofia und Maria kamen anfangs bei ihren Bemühungen, in der Filmwelt Fuß zu fassen, nicht richtig voran. Häufig mussten sie von einer Pension zur nächsten ziehen. Geld war ständig knapp. Oft besuchten sie Nachtlokale und hofften dort auf filmnützliche Bekanntschaften. In jener schwierigen Zeit tat Sofia wirklich alles für ihre erhoffte Filmkarriere.
1950 beteiligte sich Sofia an der Wahl der „Miss Rom“, was vor ihr schon Silvana Mangano (1930–1989), Silvana Pampanini und Gina Lollobrigida getan hatten. Sofia erreichte zwar nur den zweiten Platz, aber an jenem Abend begegnete sie erstmals einem Mann, der in ihrem Leben fortan eine wichtige Rolle spielte. Sie wurde dem Filmproduzenten Carlo Ponti (1912–2007) präsentiert, der mit seinem Kollegen Dino De Laurentis (1919–2010) den Film „Bitterer Reis“ (1950) gedreht hatte und als einer der rührigen Filmemacher Roms galt. Ponti war vom Anblick Sofias sehr angetan und lud sie zum Abendessen ein. Beim näheren Kennenlernen sprang für Sofia eine Komparsenrolle als Prostituierte im Film „La tratta delle bianchi“ („Mädchenhandel“, 1952) heraus. In jener Zeit machten zwei deutsche Fotografen erste Aufnahmen von ihr und sorgten für Werbung.
Weitere Einladungen anderer Männer zum Abendessen bescherten Sofia keine Filmrollen. Trotzdem gaben die Mutter und Sofia ihr Vorhaben nicht auf. Für sie war es nur wichtig, die Wartezeit finanziell zu überbrücken. In ihrer Not erinnerte sich die Mutter, früher Zeitschriften gelesen zu haben, die mit fotografierten Kitschromanen anspruchslos italienische Dienstmädchen unterhielten. Wenn es nicht gleich beim Film klappte, wollte man es eben mit Fotoromanen („Fumetti“) versuchen. Tatsächlich hatte Sofia damit Erfolg. Unter dem Künstlernamen „Sophia Lazzaro“ erschienen ihre Fotos in den Zeitschriften „Sogno“ („Traum“) und „Lunapark“. Auch Gina Lollobrigida war vor ihrer Filmkarriere als Fotoroman-Modell aktiv gewesen.
Angeblich gab es damals in Rom kaum einen Filmregisseur, in dessen Vorzimmer Sofia nicht auftauchte. Weil sie unter Lampenfieber litt, trat sie nicht im Theater auf. Dank ihrer Zähigkeit erhielt Sofia eine Hauptrolle in dem Film „Ci troviamo in galleria“ („Treffpunkt Galeria“, 1953), in dem sie ihr tänzerisches Talent bewies. Ihre nächste Rolle in „Africa sotto i mari“ („Weiße Frau in Afrika“, 1953) erschwindelte sie sich mit einer Lüge. Als man die Nichtschwimmerin Sofia fragte, ob sie kraulen könne, antwortete sie: „Wie eine Olympiasiegerin“. Daraufhin erhielt sie den Vertrag und lernte innerhalb von zwei Wochen schwimmen.
Weil ihm der Künstlername „Sophia Lazzaro“ durch 17 anspruchslose Fotoromane als kompromittiert erschien, schlug der Produzent Giovanni Roccardi das nordisch klingende Pseudonym „Sophia Loren“ vor. Die Werbeleute des Filmstudios „Phoenix“ erfanden hierzu passenderweise einen norwegischen Großvater von Sophia. Der Film „Africa sotto i mari“ erwies sich als großer Erfolg. „Selbst die leidenschaftlichsten Liebhaber der Unterwassertierwelt entzündeten ihre Träume am beredten Badekostüms Sophias“, hieß es. Bereits am Morgen nach der Premiere war die Loren berühmt.
Für ihre nächste Hauptrolle in „Aida“ (1953) erhielt Sophia Loren bereits eine Gage von einer Million Lire. Damit rückte sie nach Gina Lollobrigida („Miss Rom“ 1947), Silvana Mangano („Miss Rom“ 1946), Silvana Pampanini (Zweite bei „Miss Italia“ 1945) und Lucia Bosé („Miss Italia“ 1948) an die fünfte Stelle in der Filmhierarchie der italienischen Schönheitsköniginnen nach.
1953 bot Carlo Ponti der Loren einen langfristigen Vertrag an. Fortan verkörperte sie auf der Kinoleinwand den Typ des schönen, etwas leichtfertigen Mädchens. Männliche Schauspieler äußerten oft Bedenken, zusammen mit Sophia in Filmen auftreten. Denn mit ihrer Körpergröße von 1,74 Meter und ihrer Vorliebe zu hohen Schuhen und Turmfrisuren überragte sie oft ihre männlichen Filmpartner.
In der Folgezeit drehte Sophia Loren unter anderem die Streifen „L’oro di Napoli“ („Das Gold von Neapel“, 1954), „La donna del fiume“ („Die Frau vom Fluß“, 1954) und „Peccato che sia una canaglia“ („Schade, dass du eine Kanaille bist“, 1955). Bald war ihr Filmruhm so groß wie der ihrer damaligen Konkurrentinnen Silvana Pampanini, Silvana Magnano und Gina Lollobrigida. Mit „Zwei Nächte mit Cleopatra“ (1954) schlug Sophia Loren die Pampanini in ihrem Metier der parodistischen und erotischen Filme. Mit „Die Tochter des Flusses“, einer Neuauflage von „Bitterer Reis“, übertrumpfte sie die Magnano.
Im Blätterwald der Boulevardpresse sorgte vor allem der schlagzeilenträchtige „Krieg der Busen“ zwischen Sophia Loren (1,74 Meter groß) und Gina Lollobrigida (1,64 Meter groß) zeitweise für starkes Rauschen. Was den Brustumfang der beiden Busen-Konkurrentinnen betraf, lag die sieben Jahre jüngere Sophia mit einem hauchdünnen Vorsprung vor Gina.
Das Duell der beiden Diven soll am 25. Oktober 1954 bei der Eröffnung des „Italian Film Festival“ in London begonnen haben. Damals wurden zwölf italienische Filmstars – darunter Gina Lollobrigida und Sophia Loren – der Königin Elizabeth II. im Foyer des „Tivoli Theatre“ präsentiert. Gina erschien in einer dezenten weißseidenen Emilio-Schubert-Robe. Sophia kam mit einem Diadem, was eigentlich nur der Königin vorbehalten war, einer perlenübersäten Krinoline und mit einem schwindelerregenden Dekolleté. Als die Loren einen tiefen Hofknicks machte, wobei noch mehr von ihrem Prachtbusen zu sehen war, blickte Prinz Philip starr geradeaus. Zum erstenmal hatte die Loren der großen Lollobrigida die Show gestohlen.
Nach der Rückkehr aus London jubelte Sophia Loren in Italien, sie habe mehr Beifall als Gina Lollobridiga bekommen. Sie habe London in 24 Stunden erobert und die Londoner Zeitungen hätten ihre Fotos in größerer Aufmachung gedruckt als die der Königin. In der Folgezeit kam es fast jede Woche zu Angriffen und Gegenangriffen der beiden Filmdiven. Jede versuchte die Gegenseite auf dem Schlachtfeld der Publicity zu übertreffen. Sei es bei Einladungen zu bedeutenden Veranstaltungen, Foto- oder Malerterminen, bei Wohltätigkeitsveranstaltungen oder bei Filmrollen. Bei ihrem Wettstreit wurden die „Lollo“ und die Loren von den so genannten „Lollobrigadisten“ und den „Lorenisten“ unterstützt.
Seit „Schade, daß du eine Kanaille bist“ (1954), worin sie neben Marcello Mastroianni (1924–1996) eine tapfere Witwe spielte, wurde Sophia Loren geradezu mit Rollen-angeboten überschwemmt. Interessante Offerten kamen aus Deutschland, Frankreich und Hollywood. Aber ihre Mutter, die ihre einfallsreiche Publicity-Managerin und gerissene Agentin war, achtete sorgfältig auf die Gesundheit von Sophia. Diese sollte pro Jahr nur noch drei Filme drehen und teuer werden.
Dank unermüdlichen Sprechstudiums erreichte Sophia Loren, dass die Regisseure sie ihre Filmrolllen selbst sprechen ließen. Damit hatte sie Gina Lollobrigida und anderen italienischen Filmdiven etwas voraus. Diese sprachen teilweise einen Lokaldialekt, den man bereits 20 Kilometer von Rom entfernt kaum noch verstand. Deswegen mussten ihre Filme synchronisiert werden.
Mitte der 1950-er Jahre sorgte ein Unterhaltsprozess gegen den Vater von Sophia Loren in der Presse für Schlagzeilen. Riccardo Scicolone hatte nach der Trennung von Romilda Villani deren beide Mädchen Sophia und Maria als Töchter anerkannt und sich zur Zahlung einer bescheidenen Unterhaltssumme verpflichtet. Als Sophia später Stargagen erhielt, meinte er, seine Unterhaltszahlungen einstellen zu können. Doch die Mutter von Sophia klagte dagegen mit Erfolg. Das Gericht verurteilte den Vater zu drei Monaten Gefängnis. „Aus rein sentimentalen Gründen“ wollte der Vater heim zu seinen Töchtern und ließ sich von seiner Ehefrau Nella scheiden. Diese veröffentlichte daraufhin ein Buch mit dem Titel „Sophias Ruhm zerstörte mein Glück“. Danach gab es einen weiteren Prozess, weil Nella Scicolone angeblich Sophias Schwester Maria diffamiert hatte.
Der erste Hollywoodfilm der Loren hieß „The Pride and the Passion“ („Stolz und Leidenschaft“, 1957). Große Erfolge wurden die Streifen „Houseboat“ („Hausboot“, 1958), „The Black Orchid“ („Die schwarze Orchidee“, 1959) und „It Started in Naples“ („Es begann in Neapel“, 1960) zusammen mit Clark Gable (1901–1960).
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- Quote paper
- Ernst Probst (Author), 2012, Sophia Loren - Der italienische Filmstar der 1960-er Jahre, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/194304
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