Die Filme Peter Greenaways sind nicht gerade das, was man umgangssprachlich als „leichte Kost“ bezeichnen würde. Die Themen, die er behandelt sind nicht nur kontrovers, sondern zum Teil auch schockierend und tragisch. Seine Filme sind vieles, von geliebt, bis gehasst, aber eines sind sie sicherlich nicht: einfach.
Die beiden Werke Greenaways, die hier besprochen werden um die Besonderheiten seiner künstlerischen Umsetzungen darzustellen, tragen bereits im Titel einen Hinweis auf die Intermedialität: Der Kontrakt des Zeichners und Rembrandts Nachtwache – Geheimnisse eines Gemäldes (Im folgenden nur „Rembrandts Nachtwache“).
In beiden Filmen geht es augenscheinlich um Künstler, der eine erfunden, der andere einer der bedeutendsten Maler der europäischen Kunstgeschichte und das viert-berühmteste Bild der Welt.
Beim Kontrakt des Zeichners handelt es sich um Greenaways ersten bekannten Spielfilm, in welchem er erstmals „den rein experimentellen Bereich“ verlässt und „das grundlegende Verhältnis von Malerei bzw. Zeichnung und Film“ erläutert. Rembrandts Nachtwache dagegen, ist sein neuestes und bis heute letztes Werk und wurde als „Rückkehr zu Stil und Thematik des Kontrakt des Zeichners angekündigt und auch verstanden“. Ob dies der Fall ist und was die Zeitspanne von 25 Jahren zwischen beiden Filmen mit ähnlicher Thematik ausmacht wird in dieser Arbeit behandelt.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einführung und Fragestellung
2. Kontrakt gegen Nachtwache:
2.1 Das Bild im Bild
2.1.1 Der Kontrakt des Zeichners
2.1.2 Rembrandts Nachtwache
2.2 Das filmische Tableau und seine Umsetzung
2.2.1 Das filmische Tableau im Kontrakt des Zeichners
2.2.2 Rembrandts Nachtwache – Film oder Theater
3. Postmoderne im Kontrakt des Zeichners und in Rembrandts Nachtwache
4. Quellenverzeichnis
1. Einführung:
Die Filme Peter Greenaways sind nicht gerade das, was man umgangssprachlich als „leichte Kost“ bezeichnen würde. Die Themen, die er behandelt sind nicht nur kontrovers, sondern zum Teil auch schockierend und tragisch. Seine Filme sind vieles, von geliebt, bis gehasst, aber eines sind sie sicherlich nicht: einfach.
„Ich mag Rätsel. Im Leben werden einem die meisten Dinge auch nicht erklärt“[1], so Greenaway. Und diese Vorliebe überträgt er auf seine gesamte Filmografie. Er ist nicht nur als Regisseur zu verstehen, sondern viel eher als ein Filmkünstler.[2] „Bildende Kunst, Architektur, Literatur, Musik und Mathematik fließen in Greenaways Filmarbeiten zu einem […] multimedialen Gesamtkunstwerk zusammen.“[3] Dass der Regisseur „seiner ursprünglichen Ausbildung nach von der Malerei kommt“[4] sieht man an der besonderen Umsetzungsweise seiner Erzählungen. Die filmische Darstellung ist zwar bewegt, aber dennoch wirken seine Filme oftmals eher, als hätten sie einen Gemälde-Charakter. Dies wird vor allem durch „lange Einstellungsdauer(n) bei konstantem Bildfeld“[5] sowie akribische Bildraumgestaltung bewirkt. Trotz langer Einstellungen ist von „Ruhe oder kontemplativer Beschaulichkeit“[6] wenig zu finden, in Greenaways Werken wimmelt es geradezu vor „visuellen formalen und inhaltlich-allegorischen Daten.“[7] Weshalb auch häufig von „Film-Bildern“[8] statt von Spielfilmen und vom Filmkünstler statt Regisseur die Rede ist.
Die beiden Werke Greenaways, die hier besprochen werden sollen um die Besonderheiten seiner künstlerischen Umsetzungen darzustellen, tragen bereits im Titel einen Hinweis auf die Intermedialität: Der Kontrakt des Zeichners und Rembrandts Nachtwache – Geheimnisse eines Gemäldes (Im folgenden nur „Rembrandts Nachtwache“). In beiden Filmen geht es augenscheinlich um Künstler, der eine erfunden, der andere einer der bedeutendsten Maler der europäischen Kunstgeschichte und das viert-berühmteste Bild der Welt. Trotz diverser Unterschiede, die auch durch den zeitlichen Abstand ihrer Entstehungen verursacht sind ist beiden gemeinsam, dass sich die Handlung primär (auf jeden Fall auf den ersten Blick) um Kunst rankt. Nicht einfach um Kunst allgemein, sondern um spezifische Kunstwerke, die beide, der Zeichner Neville und der Maler Rembrandt van Rijn im Verlauf der Handlung anfertigen. Die Filme handeln also unter anderem vom jeweiligen Entstehungsprozess der Werke. Im Falle des Kontrakt des Zeichners fertigt der Zeichner Neville 12 Zeichnungen eines englischen Anwesens in 12 Tagen an. Der Prozess wird gestört durch Hinweise auf einen verübten Mord am Hausherrn des Anwesens. Durch striktes Abbilden der Objekte verursacht der Zeichner unabsichtlich, dass der Tatverdacht unverschuldet auf ihn fällt. Im Falle von Rembrandts Nachtwache werden die 9 Monate[9] gezeigt, in denen Rembrandt an der Auftragsarbeit „die Nachtwache“ arbeitet. Der Entstehungsprozess wird hier ebenso durch einen Mord gestört, welchen der Maler jedoch bewusst im Bild verschlüsselt
[...]
[1] DVD Booklet Arthaus Collection 36, „Der Kontrakt der Zeichners“ , S.02, Z.1f
[2] DVD Booklet Arthaus Collection 36, „Der Kontrakt der Zeichners“, S. 11, Z.2
[3] DVD Booklet Arthaus Collection 36, „Der Kontrakt der Zeichners“, S. 11, Z.8ff
[4] „Vernetzungsmöglichkeiten ästhetischer Ausdrucksformen“, Stefan Graupner, S.130, Z.12f
[5] „Malerei im Film: Peter Greenaway“, Michael Schuster S.138, Z.4
[6] ebd. S.160, Z.16f
[7] ebd. S.160, Z.17f
[8] Vgl. ebd. S. 160
[9] 12 Zeichnungen, 12 Tage; 9 Monate, 1 Gemälde – Greenaway greift in all seinen Werken auf Strukturierungskonzepte zurück. Er nennt diese „organising principles“. Eine detaillierte Erläuterung bietet das Kapitel: Some Organising Principles oder Strukturierungsmöglichkeiten einer komplexen Welt“ in „Vernetzungsmöglichkeiten ästhetischer Ausdrucksformen“ von Stefan Graupner
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- Jamie Niederer (Author), 2010, Das Bild im Bild bei Peter Greenaway, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/194292
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