Noch immer wird nicht nur in der deutschen Öffentlichkeit kontrovers über die NS-Zeit diskutiert. In politikwissenschaftlichen Debatten ist ein besonderes Thema die Frage, ob der Nationalsozialismus ein totalitäres System ist. Es wird häufig in Frage gestellt, was eigentlich eine totalitäre Herrschaft und ein totalitärer Staat bedeuten. Dafür gib es keine eindeutige Erklärung. Als klassische Beispiele für eine totalitäre Herrschaft werden öfter der Nationalsozialismus in Deutschland oder der Stalinismus in Russland genannt. Aus den Erfahrungen der Menschen in der Zeit des Nationalsozialismus oder während der Regierungszeit von Stalin kamen die Merkmale der Uniformulierung des Lebens, der politischen Polizei, des offenen Terrors und anderen schrecklichen Ereignisse, die diese Regime verbreiteten, zum Begriffsinhalt hinzu (vgl. Buchheim, H. 1962: 11). Aber es ist noch immer umstritten, ob diese Merkmale das Wesen des Nationalsozialismus darstellen und ob NSDeutschland ein totalitärer Staat war. Die totalitäre Herrschaft versucht die Substanz und Spontaneität des menschlichen Daseins und Gewissens zu bestimmen. Ein totalitäres Regime greift in den Raum der Freiheit ein, um ihn nach eigenem ideologischem Schema zu
ändern. Das Ziel der totalitären Herrschaft ist es, eine neue Gesellschaft mit neuen Eigenschaften zu schaffen (vgl. Buchheim, H. 1962: 15). In dieser Ausarbeitung wird zunächst der biographische Hintergrund von Hannah Arendt und Frank Neumann kurz dargestellt. Darin werden die Ausgaben der beiden Werke „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ von Arendt und „Behemoth“ von Neumann beschrieben. Außerdem wird ein Überblick über die Sichtweise beider Autoren auf totalitäre Herrschaft gegeben und ihre Positionen miteinander verglichen, wobei besonders auf das Schlüsselwort „Terror“ eingegangen wird. Dabei wird versucht die Frage: War NSDeutschland ein totalitärer Staat? zu beantworten. Diese Arbeit schließt mit einem Fazit ab, in dem auf die hier formulierte Fragestellung eine Antwort gegeben wird.
Einleitung
Noch immer wird nicht nur in der deutschen Öffentlichkeit kontrovers über die NS-Zeit diskutiert. In politikwissenschaftlichen Debatten ist ein besonderes Thema die Frage, ob der Nationalsozialismus ein totalitäres System ist. Es wird häufig in Frage gestellt, was eigentlich eine totalitäre Herrschaft und ein totalitärer Staat bedeuten. Dafür gib es keine eindeutige Erklärung. Als klassische Beispiele für eine totalitäre Herrschaft werden öfter der Nationalsozialismus in Deutschland oder der Stalinismus in Russland genannt. Aus den Erfahrungen der Menschen in der Zeit des Nationalsozialismus oder während der Regierungszeit von Stalin kamen die Merkmale der Uniformulierung des Lebens, der politischen Polizei, des offenen Terrors und anderen schrecklichen Ereignisse, die diese Regime verbreiteten, zum Begriffsinhalt hinzu (vgl. Buchheim, H. 1962: 11). Aber es ist noch immer umstritten, ob diese Merkmale das Wesen des Nationalsozialismus darstellen und ob NS-Deutschland ein totalitärer Staat war.
Die totalitäre Herrschaft versucht die Substanz und Spontaneität des menschlichen Daseins und Gewissens zu bestimmen. Ein totalitäres Regime greift in den Raum der Freiheit ein, um ihn nach eigenem ideologischem Schema zu ändern. Das Ziel der totalitären Herrschaft ist es, eine neue Gesellschaft mit neuen Eigenschaften zu schaffen (vgl. Buchheim, H. 1962: 15).
In dieser Ausarbeitung wird zunächst der biographische Hintergrund von Hannah Arendt und Frank Neumann kurz dargestellt. Darin werden die Ausgaben der beiden Werke „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ von Arendt und „Behemoth“ von Neumann beschrieben. Außerdem wird ein Überblick über die Sichtweise beider Autoren auf totalitäre Herrschaft gegeben und ihre Positionen miteinander verglichen, wobei besonders auf das Schlüsselwort „Terror“ eingegangen wird. Dabei wird versucht die Frage: War NS-Deutschland ein totalitärer Staat? zu beantworten. Diese Arbeit schließt mit einem Fazit ab, in dem auf die hier formulierte Fragestellung eine Antwort gegeben wird.
Ausgabe der Werke von Hannah Arendt und Franz Neumann
Die beiden Autoren haben ihre eigene Lebensgeschichte und unterschiedliche Ansichten und Meinungen bezüglich des Themas totalitäre Herrschaft. Beide haben eine gemeinsame Vorgeschichte. Sie stammten aus jüdischen Familien und mussten während der Kriegszeiten flüchten. Sowie Arendt und auch Neumann sind durch NS-Analysen bekannt geworden. Ihre Bücher über die totalitäre Herrschaft werden auch heute weiter erforscht.
Hannah Arendt war eine deutsch-amerikanische Philosophin und Vertreterin der politischen Theorie, ihre Sichtweise war durch Ereignisse in der Zeit des Nationalsozialismus sehr stark geprägt. Im Jahr 1949 wurde das ursprüngliche Manuskript vom Buch „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ „über vier Jahre nach der Niederlage Hitlerdeutschlands, weniger als vier Jahre vor Stalins Tod“ fertiggestellt (Arendt, H. 1986: 473). Arendt hat sich sowohl mit NS-Deutschland als auch mit Stalinismus in Russland beschäftigt. Sie beschreibt in ihrem Buch die beide Regime und ihre besonderen Merkmale. Ihre Analyse des Totalitarismus hat sie weltberühmt gemacht.
Franz Neumann war ein deutsch-amerikanischer Politologe und promovierter Jurist. Das Manuskript seines Buches „Behemoth“ wurde fertiggestellt, als Deutschland die Sowjetunion angriff und den Krieg den Vereinigten Staaten erklärte (vgl. Neumann, F. 1988: 17). Im Jahr 1942 erschien „Behemoth“ erstmals und nach zwei Jahren wurde eine erweiterte Form des Buches veröffentlicht. Im Gegensatz zu Arendt befasste sich Neumann nur mit dem nationalsozialistischen Deutschland.
Terror als das zentrale Element bei Hannah Arendt
Hannah Arendt stellt in ihrem Buch die totale Herrschaft als eine neue Staatsform dar. Sie ist der Meinung, dass das Wesen totalitärer Herrschaft der Terror ist, der sich vor allem in den Konzentrationslagern zeigt. „Die Lager dienen nicht nur der Ausrottung von Menschen und der Erniedrigung von Individuen, sondern auch dem ungeheuerlichen Experiment, unter wissenschaftlich exakten Bedingungen Spontaneität als menschliche Verhaltungsweise abzuschaffen und Menschen in ein Ding zu verwandeln, das unter gleichen Bedingungen sich immer gleich verhalten wird, also etwas, was selbst Tiere nicht sind…“ (Arendt, H. 1986: 677). Dies bedeutet, dass in den Konzentrationslagern den Menschen ihre Freiheit und Individualität weggenommen wird. Der Mensch wird nicht mehr als eine Person angesehen, sondern als ein Ding, das unfähig zu denken und zu handeln ist. Terror macht aus vielen Menschen einen Menschen und versucht das zu vernichten, was nicht zu seiner Ideologie passt, zum Beispiel das, was eine neue Welt anhebt. Das Ziel des Terrors ist es, „Menschen so zu organisieren, als gäbe es sie gar nicht im Plural, sondern nur im Singular, als gäbe es nur einen gigantischen Menschen auf der Erde…“ (Arendt, H. 1986: 714). Die Beziehungen zwischen Menschen werden durch Terror vernichtet und alle Zwischenräume, vor allem der Raum der Freiheit, werden zerstört. Häufig spricht Arendt über die Verlassenheit der Menschen. Sie deutet darauf hin, dass die Menschen, die unter den Terror leiden, allein sind. Sie sind verlassen nicht nur von anderen Menschen und der Welt, sondern auch von sich selbst. „In der Verlassenheit gehen Selbst und Welt, und das heißt echte Denkfähigkeit und echte Erfahrungsfähigkeit, zugleich zugrunde“ (Arendt, H. 1986: 729).
Wie bereits genannt wurde, bestimmt Terror das eigentliche Wesen der totalitären Herrschaft. Terror wird „aber nicht willkürlich und nicht nach den Regeln des Machthungers eines einzelnen, sondern in Übereinstimmung mit außermenschlichen Prozessen und ihren natürlichen oder gesellschaftlichen Gesetzen vollzogen“ (Arendt, H. 1986: 711). Die Menschen sind darin so stabilisiert, dass jede freie und unvorhersehbare Handlung ausgeschlossen wird. Terror ist gleichsam das Gesetz, gegen das nicht mehr verstoßen werden kann. Mit dem Wort „Gesetze“ werden in der totalitären Sprache Bewegungsgesetze verstanden, die eine Bewegung bestimmen und nicht der Raum, in welchem menschliche Bewegungen und Handlungen stattfinden (vgl. Arendt, H. 1986: 708). Terror nach Auffassung von Arendt vernichtet den Lebensraum zwischen Menschen, der der Raum der Freiheit ist: „das Wesentliche der totalitären Herrschaft liegt also nicht darin, daß sie die Liebe zur Freiheit aus dem menschlichen Herzen ausrotte; sondern einzig darin, daß sie Menschen, so wie sie sind, mit solcher Gewalt in das eiserne Band des Terrors schließt, daß der Raum des Handelns, und dies allein ist die Wirklichkeit der Freiheit, verschwindet“ (Arendt, H. 1986: 714). Damit wird deutlich, dass im Zusammenhang von Terror und totalitärer Herrschaft die Menschen ihre Fähigkeit verlieren zu handeln und damit ihre Freiheit.
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- Arbeit zitieren
- Rushena Abduramanova (Autor:in), 2012, War das nationalsozialistische Deutschland ein totalitärer Staat?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/194176
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