Schon lange vor dem Islam und der koranischen Offenbarung existierten verschiedene „Denktraditionen“, die sich mit der Thematik der „Zinsgeschäfte“ beschäftigt haben. Zu den religiösen Anschauungen, die sich relativ stark mit der Thematik auseinandergesetzt haben, zählen auch das Judentum und das Christentum. Im 5. Buch Mose 23,20-21 heißt es etwa: „Du sollst deinem Bruder keinen Zins auferlegen, Zins für Geld, Zins für Speise, Zins für irgendeine Sache, die man gegen Zins ausleiht. Dem Fremden magst du Zinsen auferlegen...“. So ist es auch heute noch üblich, dass Juden unter sich einem Zinsverbot folgen aber einem Nicht-Juden gegenüber diese Reglung ihre Gültigkeit verliert.
Obwohl das „Zinsverbot“ an sich nichts Neues und im Ursprung auch nichts spezifisch „islamisches“ ist, ist das islamische Finanzsystem in Zeiten von Wirtschaftskrisen eine der wohl meist diskutierten Themen unserer Tage. Eine der primären Quellen, die für die Ausformung des islamischen Finanzsystems herangezogen wird, ist der Koran. Das Verständnis der Offenbarungsschrift spielt meist eine entscheidende Rolle dafür Ge- und Verbote verstanden werden. So ist es umso wichtiger darauf zu blicken wie mit solch’ einer Offenbarungsschrift umgegangen wird.
Zu oft wird der Koran nur partiell betrachtet und aus seinem textlichen als auch historischem Kontext „herausgerissen“. In der Regel sind die verschiedenen Verse, die zu einem Thema X offenbart wurden, innerhalb des Korans verstreut und haben oft einen anderen „Offenbarungskontext“. Aber auch schon allein die Frage welche Verse bzw. welche Inhalte nun doch noch eine Relevanz für das Thema X haben, ist nicht immer einfach zu lösen.
In dieser kurzen Betrachtung soll ein exegetischer Zugang zum Thema ribā gesucht werden. Dabei wird der Blick zunächst auf die Methodik gerichtet um im Anschluss daran den Begriff ribā aufzugreifen. Schließlich werden auch verschiedene Verse aus dem Koran beleuchtet und in einen textuellen als auch historischen Kontext gesetzt, um somit eine möglichst ganzheitliche „koranische“ Perspektive auf die Thematik zu gewährleisten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Methodik
- at-Tafsiru l-mawḍū‘i
- Vorgehensweise
- ar-Ribā im Koran
- Zum Begriff
- Zu den Versen
- Konklusion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit verfolgt das Ziel, einen exegetischen Zugang zum koranischen Zinsverbot (ribā) zu liefern. Sie untersucht die Methodik der thematischen Koranexegese (at-Tafsiru l-mawḍū‘i) und wendet diese auf den Begriff und die koranischen Verse zum Thema ribā an. Der Fokus liegt auf einer ganzheitlichen Perspektive, die den Text in seinen historischen und textuellen Kontext einbettet.
- Methodik der thematischen Koranexegese (at-Tafsiru l-mawḍū‘i)
- Der Begriff ar-Ribā im Koran
- Analyse relevanter Koranstellen im Kontext
- Historische Entwicklung des Verständnisses von Zinsverboten
- Koranische Perspektive auf Zinsgeschäfte
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die historische Entwicklung des Verständnisses von Zinsgeschäften vor dem Islam, verweist auf Parallelen im Judentum und Christentum und betont die aktuelle Relevanz des islamischen Finanzsystems im Kontext von Wirtschaftskrisen. Sie führt in die Problematik der partiellen Koraninterpretation ein und kündigt den exegetischen Zugang zum Thema ribā an, der die Methodik, den Begriff und die relevanten Koranstellen umfasst.
Methodik: Dieses Kapitel beschreibt verschiedene Methoden der Koranexegese, kritisiert die rein sequenzielle Auslegung und stellt die thematische Exegese (at-Tafsiru l-mawḍū‘i) als geeignete Methode für die ganzheitliche Betrachtung des Themas ribā vor. Es hebt die Vorteile dieser Methode hervor, die darin bestehen, dass relevante Verse aus unterschiedlichen Stellen des Korans zusammengeführt und im Kontext ihrer Offenbarungssituation interpretiert werden, was ein tieferes Verständnis der "Grundideen" des Korans ermöglicht.
at-Tafsiru l-mawḍū'i: Der Abschnitt erläutert detailliert die Methode at-Tafsiru l-mawḍū‘i als themenorientierte Koranexegese. Im Gegensatz zu einer rein chronologischen Auslegung werden hier alle relevanten Verse zu einem bestimmten Thema gesammelt und gemeinsam interpretiert. Dies ermöglicht eine umfassendere Betrachtung des Themas und die Berücksichtigung verschiedener Perspektiven und Kontextualisierungen innerhalb des gesamten koranischen Textes. Der Fokus liegt auf der ganzheitlichen Erfassung des Themas und dem Verständnis der "Grundideen" des Korans in ihrer Gesamtheit.
Vorgehensweise: Dieses Kapitel beschreibt die praktische Anwendung der at-Tafsiru l-mawḍū‘i Methode. Es unterstreicht die Notwendigkeit der sorgfältigen Sammlung und chronologischen Ordnung der relevanten Verse, betont die Unterscheidung zwischen mekkanischen und medinensischen Offenbarungen und deren unterschiedlicher inhaltlicher Ausrichtung, sowie die Einbeziehung weiterer Analysetechniken wie philologische, etymologische und semantische Analysen. Diese detaillierte Vorgehensweise soll eine möglichst ganzheitliche Perspektive auf das Thema ribā im Rahmen der koranischen Texte ermöglichen.
Schlüsselwörter
ar-Ribā, Koranexegese, at-Tafsiru l-mawḍū‘i, Zinsverbot, islamisches Finanzsystem, mekkanische und medinensische Offenbarung, historischer Kontext, textueller Kontext, ethische Prinzipien.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Exegetische Analyse des koranischen Zinsverbots (ribā)
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit bietet eine exegetische Analyse des koranischen Verbots von Zinsgeschäften (ribā). Sie untersucht den Begriff ribā, die relevanten Koranstellen und den historischen Kontext, um ein umfassendes Verständnis des Themas zu liefern.
Welche Methode wird angewendet?
Die Arbeit verwendet die Methode der thematischen Koranexegese (at-Tafsiru l-mawḍū‘i). Diese Methode erlaubt es, relevante Verse aus verschiedenen Stellen des Korans zusammenzuführen und im Kontext ihrer Offenbarungssituation zu interpretieren, um ein ganzheitliches Verständnis der "Grundideen" des Korans zu ermöglichen. Im Gegensatz zur rein chronologischen Auslegung werden alle relevanten Verse zu einem Thema gesammelt und gemeinsam interpretiert.
Welche Aspekte werden im Detail behandelt?
Die Arbeit behandelt detailliert die Methodik der at-Tafsiru l-mawḍū‘i, einschließlich der praktischen Vorgehensweise (Sammlung und Ordnung relevanter Verse, Unterscheidung zwischen mekkanischen und medinensischen Offenbarungen, Anwendung philologischer, etymologischer und semantischer Analysen). Sie analysiert den Begriff ar-Ribā im Koran, untersucht relevante Koranstellen im Kontext und beleuchtet die historische Entwicklung des Verständnisses von Zinsverboten.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Methodik (inkl. at-Tafsiru l-mawḍū‘i und Vorgehensweise), ein Kapitel zu ar-Ribā im Koran und eine Konklusion. Die Einleitung beleuchtet die historische Entwicklung des Verständnisses von Zinsgeschäften und die Relevanz des islamischen Finanzsystems. Die Kapitel zur Methodik beschreiben detailliert die angewandte Methode und deren Anwendung. Das Kapitel zu ar-Ribā im Koran analysiert den Begriff und die relevanten Verse.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit verfolgt das Ziel, einen exegetischen Zugang zum koranischen Zinsverbot zu liefern und eine ganzheitliche Perspektive auf das Thema zu bieten, die den Text in seinen historischen und textuellen Kontext einbettet.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: ar-Ribā, Koranexegese, at-Tafsiru l-mawḍū‘i, Zinsverbot, islamisches Finanzsystem, mekkanische und medinensische Offenbarung, historischer Kontext, textueller Kontext, ethische Prinzipien.
Welche Bedeutung hat der historische Kontext?
Der historische Kontext spielt eine wichtige Rolle, da er hilft, die Entstehung und Entwicklung des Verständnisses von Zinsverboten im Kontext des Judentums, Christentums und des frühen Islam zu verstehen und die koranischen Verse in ihrem zeitgeschichtlichen Umfeld zu interpretieren.
Wie wird der Begriff "ar-Ribā" definiert und untersucht?
Der Begriff "ar-Ribā" wird im Koran untersucht, seine Bedeutung wird analysiert und im Kontext der relevanten Verse interpretiert, um ein umfassendes Verständnis seiner Bedeutung im islamischen Kontext zu erhalten.
- Quote paper
- Mehmet Genc (Author), 2012, ar-Ribā im Koran, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/193991