Eine wirklich komplette Erfassung der nationalökonomischen Leitlinien der 1. und 2. Republik würde wohl den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Unser Werk kann daher notgedrungenermaßen nicht alle relevanten Aspekte der letzten 84 Jahre (exklusive der Zeit von 1938 bis 1945, als Österreich als Ostmark bekanntlich seine nationale Souveränität an das deutsche Reich verloren hatte) in aller Genauigkeit behandeln, sondern das Autorenteam versuchte die ihm wichtig erscheinenden Informationen wiederzugeben, ohne dabei den Überblick über den Themenkomplex zu verlieren. Daher sei diese Arbeit auch mehr als grober Überblick über eine wechselvolle und dynamische Geschichte zu verstehen.
,,Die nationalökonomischen Leitlinien der 1. und 2. Republik" ist grundsätzlich chronologisch angeordnet, wenngleich sich manche der behandelnden Themenkomplexe über den zeitlichen oder themenspezifischen Kontext erstrecken müssen, weshalb es uns als nicht sinnvoll erschien, die Arbeit mittels Subüberschriften zu strukturieren.
Besonderes Augenmerk wird auf die ältere Wirtschaftsgeschichte der jeweiligen Republik gerichtet. Dies schien uns insofern als erstrebenswert, als man gewisse typisch österreichische Entwicklungen nur dann hinlänglich verstehen kann, wenn die Vorgeschichte dazu bekannt ist. So erfordert etwa die Betrachtung der überdurchschnittlich hohen sozial-partnerschaftlichen Potenz oder die große Koalitions- und Kompromissbereitschaft der Nachkriegszeit, eine detailliertere Kenntnis der politischen Zustände vor dem 2. Weltkrieg usw. Aus diesem Grund nimmt auch die Skizzierung der 1. Republik einen verhältnismäßig übergroßen Platz in unserem Werk ein. Als weiteren Beweggrund für diese inhaltliche Schwerpunktsetzung liegt in der Tatsache, dass die Bedeutung der österreichischen nationalökonomischen Konzeption in letzter Zeit immer mehr von den struktur- und wirtschaftspolitischen Programmen aus Brüssel überlagert wird und so ein eigenständiger Kurs immer schwerer festzustellen ist. Außerdem können jüngere Ereignisse noch nicht zur Gänze beurteilt werden, da sie entweder noch im Gang sind oder noch keine adäquate Literatur erhältlich ist.
Inhaltsverzeichnis
- DIE NATIONALÖKONOMISCHEN LEITLINIEN DER 1. UND 2. REPUBLIK
- 1.REPUBLIK (1918 - 1938)
- Ohne dass sich die quantitativen Verhältnisse zwischen den einzelnen gesellschaftlichen Großgruppen mit dem Ende der Monarchie grundsätzlich verändert hätten, ist es doch berechtigt, die Erste Republik als entscheidenden Einschnitt für die historische Entwicklung der gesellschaftlichen Verhältnisse anzusehen.
- In seinen wirtschaftlichen Grundlagen unterschied sich der österreichische Reststaat deutlich von jenen der Monarchie oder auch der cisleithanischen Reichshälfte.
- Nach dem Zerfall Österreich- Ungarns musste sich das Verhältnis von Staat und Wirtschaft unabwendbar unter neuen staatlichen und ökonomischen Voraussetzungen formieren.
- 1919 gewann in Folge der Destabilisierung des kapitalistischen Systems die Idee der Sozialisierung stark an Gewicht.
- Die materielle Situation der österreichischen Arbeiterschaft darf jedoch nicht allein aus dem Blickwinkel der Lohn- und Sozialpolitik beurteilt werden; sie war in besonderem Maße auch durch die hohe Arbeitslosigkeit bestimmt.
- Es kam zu einem Wandel der Familienstrukturen, allgemein verringerte sich das häusliche Personal.
- Was die Verteilung der Erwerbstätigen auf die einzelnen Sektoren angeht, machte sich bereits in der Vorkriegszeit ein ständiger Rückgang des landwirtschaftlichen Anteils bemerkbar.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, einen umfassenden Überblick über die nationalökonomischen Leitlinien der Ersten und Zweiten Republik Österreichs zu geben, wobei der Schwerpunkt auf der älteren Wirtschaftsgeschichte liegt. Die Arbeit soll aufzeigen, wie die österreichische Wirtschaft nach dem Ersten Weltkrieg neu aufgebaut wurde, welche Herausforderungen es zu bewältigen gab und welche ökonomischen Konzepte in den jeweiligen Republiken dominierten.
- Die ökonomischen Herausforderungen der jungen Republik nach dem Zusammenbruch der Habsburger Monarchie
- Die Rolle der Sozialisierung in der Ersten Republik
- Die Herausforderungen der Arbeitslosigkeit und die Entwicklung der Sozialpolitik
- Der Wandel der Familienstrukturen und der Einfluss auf die Arbeitswelt
- Die Veränderungen in der Sektoralen Zusammensetzung der Wirtschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Gründung der Ersten Republik und den Herausforderungen, die sich ihr im wirtschaftlichen Bereich stellten. Neben der Beschreibung der ökonomischen Situation werden die politischen Umwälzungen und die Folgen des Friedensvertrags von Saint-Germain analysiert. Das zweite Kapitel widmet sich dem Thema der Sozialisierung, einem wichtigen Bestandteil der frühen Ersten Republik. Die Entwicklung der Sozialpolitik und die Einführung des achtstündigen Arbeitstages werden beleuchtet. Das dritte Kapitel analysiert die Arbeitslosigkeit in der Ersten Republik und die Faktoren, die zu ihrer Entstehung beitrugen. Die Auswirkungen auf die Familienstrukturen und die Veränderungen in der Sektoralen Zusammensetzung der Wirtschaft werden ebenfalls thematisiert.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind die österreichische Wirtschaft, die Erste und Zweite Republik, die Sozialisierung, die Arbeitslosigkeit, die Sozialpolitik, die Familienstrukturen, die Sektorale Zusammensetzung der Wirtschaft, der Friedensvertrag von Saint-Germain.
- Quote paper
- Johannes Naimer (Author), 2002, Nationalökonomische Richtlinien der 1. und 2 Republik in Österreich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1934