In meiner Hausarbeit möchte ich die wichtigsten Aussagen des Konzeptes der Lebensweltorientie-rung von Hans Thiersch kurz erläutern, einige fachlich-kritische Überlegungen zu diesem Konzept erstellen und schließlich überleiten zu einem Praxisbezug eines bedeutenden Feldes der Sozialen Arbeit: der Beratung. Hierbei werde ich zwei Beratungsmodelle in den Fokus nehmen, zum einen den lösungsorientierten Ansatz nach Steve de Shazer und zum anderen den klientenzentrierten An-satz nach Carl Rogers. Im Anschluss daran werde ich einen Bezug herstellen zu meiner Beratungs-tätigkeit in der Krisenhilfe.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Konzeptentwicklung und Inhalte der ‚Lebensweltorientierung‘
2.1. Struktur- und Handlungsmaximen
2.2. Zusammenfassung
3. Fachlich-kritische Betrachtung des Konzeptes
3.1. Positive Beurteilungen
3.2. Negative Beurteilungen
4. Lebensweltorientierte Soziale Beratung
5. Beratungsmodelle
5.1. Lösungsorientierter Ansatz
5.2. Klientenorientierter Ansatz
6. Beratung Krisenhilfe
7. Fazit
8. Literaturverzeichnis:
1. Einleitung
In meiner Hausarbeit möchte ich die wichtigsten Aussagen des Konzeptes der Lebensweltorientie- rung von Hans Thiersch kurz erläutern, einige fachlich-kritische Überlegungen zu diesem Konzept erstellen und schließlich überleiten zu einem Praxisbezug eines bedeutenden Feldes der Sozialen Arbeit: der Beratung. Hierbei werde ich zwei Beratungsmodelle in den Fokus nehmen, zum einen den lösungsorientierten Ansatz nach Steve de Shazer und zum anderen den klientenzentrierten An- satz nach Carl Rogers. Im Anschluss daran werde ich einen Bezug herstellen zu meiner Beratungs- tätigkeit in der Krisenhilfe.
Im zweiten Teil der Arbeit werde ich in Form einer Powerpoint-Präsentation den Theorieansatz von Hans-Uwe Otto zur reflexiven Profession, speziell zum dienstleistungsorientierten Modell erklären und schließlich beide behandelten Konzepte in den wichtigsten Aussagen miteinander vergleichen.1
Hans Thiersch, geboren 1935 in Recklinghausen, ist emeritierter Professor der Sozialpädagogik der Universität Tübingen und war maßgeblich an der Erstellung des Kinder-und Jugendhilfegesetzes und des achten und neunten Jugendberichtes der Deutschen Bundesregierung beteiligt. Zudem kann er als wichtigster Vertreter des lebenswelt- bzw. alltagsorientierten Theorieansatzes in der Sozialen Arbeit bezeichnet werden.
Der Begriff Lebensweltorientierung stammt vornehmlich aus der Phänomenologie Husserls und beschreibt ursprünglich die menschliche, selbstverständliche, erfahrbare Welt, unabhängig von wissenschaftlicher Weltsicht (vgl. Husserl 1986) .
2. Konzeptentwicklung und Inhalte der ‚Lebensweltorien- tierung‘
Den Terminus ‚Lebenswelt‘ aufgreifend entwickelten Wissenschaftler der Tübinger Schule um Hans Thiersch in den vergangenen Jahrzehnten das Konzept der Lebensweltorientierung als Gegenbewegung zum Trend der Spezialisierung Sozialer Arbeit in den 1970er Jahren, als ÄAntwort auf politische und fachliche Entfremdung“. (Thole 2005, S.179)
Soziale Arbeit steht seit jeher in der Tradition des Lebensweltprinzips, was ihre Leitmaximen ÄHilfe zur Selbsthilfe“, ÄAnfangen, wo der Klient steht“ und ÄUnterstützung in den gegebenen Verhältnissen“ verdeutlichen (vgl. Rauschenbach, Ortmann, Karsten 1993, S.12). Im Zentrum des lebensweltorientierten Ansatzes von Hans Thiersch steht der Mensch in seinen individuellen Lebenszusammenhängen als Experte und Regisseur seines Handelns.
Mit der Lebensweltorientierung bewegte man sich wieder auf den Klienten zu und strebte eine Nähe zur Lebenswirklichkeit desselben an, um ihn mithilfe der Gesamtheit von Struktur- und Handlungs- maximen in einem gelingenden Alltag (vgl. Thiersch, Grunwald, Köngeter 2005, S.189) zu unter- stützen.
2.1. Struktur- und Handlungsmaximen
Diese Struktur- und Handlungsmaximen beschreibt Thiersch wie folgt:
- Prävention : zielt auf rechtzeitige Bildung und Stabilisierung von belastbaren und unterstützen- den Infrastrukturen und auf allgemeine Kompetenzen zur Lebensbewältigung, soll für gerechte Lebensverhältnisse und für die Möglichkeiten eines guten Lebens sorgen
- Alltagsnähe: Präsenz von niedrigschwelligen und ganzheitlichen Hilfen
- Integration: Lebenswelt ohne Ausgrenzung, Unterdrückung und Gleichgültigkeit
- Partizipation: zielt auf Vielfältigkeit und Beteiligungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten bei gleichzeitiger Herstellung einer Gleichberechtigung von Klienten und Helfern
- Dezentralisierung: Hilfe vor Ort, Vernetzung2
(vgl. Thole 2005, S.188ff)
2.2. Zusammenfassung
Ziel ist also ein gelingender Alltag, d.h. die Probleme des Klienten in seinem Alltag3 wahrzuneh- men und den Klienten dann zu befähigen, diesen Alltag so zu gestalten, dass er verlässlich und trag- fähig wird. Dabei müssen sowohl gesellschaftliche als auch subjektiv-individuelle Strukturen be- rücksichtigt werden. Als professionelles Handeln gilt offenes, ganzheitliches, zusammen ausgehan- deltes und reflexives Vorgehen, das methodisch strukturiert ist (vgl. Rauschenbach, Ortmann, Kars- ten, 1993, S.22, S.25). Das Konzept der Lebensweltorientierung ist limitiert durch die Ressourcen, welche nur begrenzt zur Verfügung stehen. Eine Aufgabe von Sozialer Arbeit ist es also, gemein- sam mit dem Klienten Ressourcen zu erschließen, und: Äder Helfer sollte zum ‚Anwalt‘ des Klien- ten werden“ (Prof. Dummann 2012)
3. Fachlich-kritische Betrachtung des Konzeptes
3.1. Positive Beurteilungen
Die Stärken der lebensweltorientierten Sozialen Arbeit liegen vor allem in ihren Bestrebungen nach gerechten Lebensverhältnissen, nach Ganzheitlichkeit, der Akzeptanz von Unterschiedlichkeiten und zugleich nach Demokratisierung und Emanzipation.
Das Menschenbild ist humanistisch, der Klient wird zum Handeln befähigt und somit (wieder) ei- genständig. Der Aspekt, Anwalt des Klienten (des Kindes, des Jugendlichen, des Behinderten, des Obdachlosen) zu sein und für ihn das Beste herauszuholen und ihn dabei möglichst eigenständig agieren zu lassen, ermöglicht emanzipatorische und autarke Handlungskompetenzen. Die besondere Bedeutung von Thierschs Konzept liegt in dem Einfluss auf das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KHJG). Die Lebensweltorientierung wird häufig als Beginn eines Paradigmenwechsels gesehen:
[...]
1 Die Literaturliste umfasst Literatur zur schriftlichen Hausarbeit und zur Powerpoint-Präsentation.
2 Thiersch modifizierte seine Maximen später und fügte Einmischen, Aushandeln und Reflektieren hinzu (vgl. Thiersch 2005, S.188). Diese Ausführungen sind aber für diese Arbeit m.E. nicht relevant.
3 Die Begriffe ‚Lebenswelt‘ und ‚Alltag‘ verwendet Thiersch weitgehend synonym (vgl. Grunwald/Thiersch 2001, S.1136).
- Quote paper
- Manuela Willenborg (Author), 2012, Konzept des lebensweltorientierten Theorieansatzes von Hans Thiersch in Bezug auf die Beratung in der sozialen Arbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/193466
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