Mit einigen Besuchen zu Seminaren zum Thema Rechtsextremismus, einer ausführlichen Hausarbeit sowie zweier Referate und persönlichem Interesse, hat sich die Fragestellung: „Welche Bedeutung haben Symbole im Extremismus anhand eines „Brainstorming“ herausgestellt.
Die vorliegende Diplomarbeit soll sich mit Symbolen und deren Bedeutung im Extremismus beschäftigen. Dabei werde ich mich auf Extremismus, hauptsächlich jugendlichem Rechtsextremismus, rechts-extremistische Symbole, das Jugendalter, und Peergroups konzentrieren. Eine empirische Datenerhebung mit Jugendlichen, Heranwachsenden und jungen Erwachsenen im Alter von 16 - 24 Jahren wird dabei die Arbeit untermauern und die Fragestellung „Welche Bedeutung haben Symbole im Extremismus“, beantworten.
Themenbereiche, wie rechtsextremistische Musik, Gewalt, Fremdenfeindlichkeit, Rechtsextremismus und das Internet, Mädchen und Rechtsextremismus gehören durchaus zum Thema, werden in dieser Arbeit aber ausgeblendet, da diese Bereiche das Thema „sprengen“ würden. Auch die Frage nach den Ursachen des Rechtsextremismus wird an dieser Stelle nicht behandelt werden können.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Extremismus
1 Was ist Extremismus
2 Hauptmerkmale rechtsextremer Haltung
3 Hauptmerkmale linksextremer Haltung
4 Vergleich Links- und Rechtsextremismus
4.1 Gemeinsamkeiten
4.2 Unterschiede
5 Was ist Rechtsextremismus
6 Kennzeichen des Rechtsextremismus
7 Wer fühlt sich von rechten Gruppen angesprochen?
8 Zusammenfassung
III. Symbole
1 Symbole, Zeichen, rechter Sprachgebrauch, Outfit
2 Kennzeichen rechtsextremer Organisationen
3 Symbole, deren Bedeutung und Herkunft
3.1 Hakenkreuz
3.2 Keltenkreuz
3.3 Sieg-Rune
3.4 Doppel- Sieg-Rune
3.5 Schwarze Sonne
3.6 Eisernes Kreuz
3.7 Triskele
3.8 Reichskriegsflagge
3.9 Consdaple
3.10 Todesrune
3.11 Lebensrune
4 Embleme
5 Sprachcodes und rechter Sprachgebrauch
6 Auszug aus dem Rechten Schimpfwörterverzeichnis
7 Hinweise auf rechtsextreme Orientierungen
8 Das Outfit der rechtsextremen Jugendlichen
8.1 Schuhwerk
8.2 Haartracht
9 Zusammenfassung
IV. Das Jugendalter (...“wegen Umbau geschlossen“)
1 Entwicklung und Suche der Identität im Jugendalter
2 Entwicklungsaufgaben für das Jugendalter
3 Begriffe Pubertät und Adoleszenz
4 Veränderungen in der Adoleszenz
5 Bewältigung von Grundaufgaben in der Adoleszenz
6 Bewältigungsstrategien (Coping)
7 Zusammenfassung
V. Peergroups
1 Jugendliche fühlen sich zu Gleichaltrigen hingezogen
2 Die Bedeutung und Funktion der Peergroup
3 Die Bedeutung der Peers in der Adoleszenz
4 Beziehung zu Gleichaltrigen als Entwicklungsaufgabe
5 Zusammenfassung
VI. Empirische Datenerhebung
1 Erhebungsmethode
2 Leitfadeninterview
3 Fragetypen
4 Pretest
5 Zugang zum Feld
5.1 Kontaktaufnahme
5.2 Durchführung
5.3 Dokumentation
6 Auswertung der Daten
7 Interpretation der Daten
VII. Fazit
VIII. Ausblick
1 Bedeutung für die Praxis
Anhang
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
I. Einleitung
Mit einigen Besuchen zu Seminaren zum Thema Rechtsextremismus, einer ausführlichen Hausarbeit sowie zweier Referate und persönlichem Interesse, hat sich die Fragestellung: „Welche Bedeutung haben Symbole im Extremismus anhand eines „Brainstorming“ herausgestellt.
Die vorliegende Diplomarbeit soll sich mit Symbolen und deren Bedeutung im Extremismus beschäftigen. Dabei werde ich mich auf Extremismus, hauptsächlich jugendlichem Rechtsextremismus, rechts- extremistische Symbole, das Jugendalter, und Peergroups konzentrieren. Eine empirische Datenerhebung mit Jugendlichen, Heranwachsenden und jungen Erwachsenen im Alter von 16 - 24 Jahren wird dabei die Arbeit untermauern und die Fragestellung „Welche Bedeutung haben Symbole im Extremismus“, beantworten.
Themenbereiche, wie rechtsextremistische Musik, Gewalt, Fremdenfeindlichkeit, Rechtsextremismus und das Internet, Mädchen und Rechtsextremismus gehören durchaus zum Thema, werden in dieser Arbeit aber ausgeblendet, da diese Bereiche das Thema „sprengen“ würden. Auch die Frage nach den Ursachen des Rechtsextremismus wird an dieser Stelle nicht behandelt werden können.
Im Kapitel Extremismus wird eingangs der Extremismusbegriff allgemein eine Rolle spielen, wobei die Hauptmerkmale des Links- und Rechtsextremismus stichpunktartig dargestellt und verglichen werden. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird beschrieben, was Rechtsextremismus ist, und wer sich von rechtsextremistischen Gruppierungen angesprochen fühlt. Auch wird in diesem Kapitel auf Kennzeichen des Rechtsextre- mismus kurz eingegangen.
Im dritten Kapitel dieser Arbeit werden Symbole, Zeichen, rechter Sprachgebrauch und das „Outfit“ rechter Jugendlicher betrachtet werden.
I. Einleitung
Es folgt eine Auswahl an rechtsextremistischen Symbolen u.a. das Hakenkreuz, Keltenkreuz, Sieg-Rune sowie ein Auszug aus dem rechten Schimpfwörterverzeichnis. Auch Sprachcodes und Sprachgebrauch von rechten Jugendlichen werden näher betrachtet.
Im Kapitel des Jugendalters wird zunächst auf die Entwicklung im Jugendalter und deren Entwicklungsaufgaben eingegangen. Schließlich werden die Begriffe Pubertät und Adoleszenz ausführlich erläutert, körperliche und psychische Veränderungen in der Adoleszenz betrachtet und die Bewältigung von Grundaufgaben in der Adoleszenz sowie Bewältigungsstrategien beschrieben.
Aus dem Jugendalter heraus entwickeln sich die sogenannten „Peerbeziehungen“. So werden im fünften Kapitel dieser Arbeit die Gleichaltrigen, auch Peers genannt, eine Rolle spielen. In erster Linie wird dabei die Begrifflichkeit und Bedeutung der Peergroup betrachtet werden.
Um die Fragestellung „Welche Bedeutung haben Symbole im Extremismus“ beantworten zu können, wird im sechsten Kapitel eine empirische Datenerhebung mit rechtsextremistischen Jugendlichen, speziell Jungen im Alter von 16 - 24 Jahren, folgen. Diese Vorgehens- weise soll Fragestellung dieser Arbeit zu einem Ergebnis führen soll. Außerdem wird auf die Gestaltung der Interviews eingegangen. Doku- mentation und Interpretation bilden einen weiteren wichtigen Abschnitt in diesem Kapitel.
Ein Fazit und Ausblick mit deren Bedeutung für die soziale Arbeit bilden den Abschluss der vorliegenden Diplomarbeit.
II. Extremismus
Was ist Extremismus
Im Kapitel Extremismus werden die Hauptmerkmale des Rechts- und Linksextremismus stichpunktartig dargestellt. Beide Extremismusformen sollen im weiteren Verlauf des Kapitels stichpunktartig verglichen werden. Weiterhin werden die Kennzeichen des Rechtsextremismus be- arbeitet, was stellt Rechtsextremismus dar und wer lässt sich von rechts- extremistischen Gruppierungen ansprechen, sind Schwerpunkt in diesem Kapitel.
1 Was ist Extremismus
„Extremismus gilt gemeinhin als Oberbegriff für Links- und Rechtsextremismus. Dem liegt die Vorstellung zugrunde , dass sich das politische Spektrum entlang einer Achse gruppiert, die von linksüber die Mitte bis nach rechts (oder umgekehrt) reicht. Die Extrempositionen sind rechts- bzw. linksaußen angesiedelt.
Nach Möller liegen die sprachlichen Wurzeln von Extremismus >>in den lateinischen Wörtern >extremus< (dt.: äußerst, entferntes aber auch: der ärgste, gefährlichste, schlechteste, verächtlichste) und >extremitas< (dt.: der äußerste Punkt, Rand)<<´“ Extremismus gilt also als polarisierend, kompromisslos und problematisch, die Mitte hingegen gilt als durch- schnittlich, gemäßigt, harmonisch und ausgleichend. Extreme werden als gefährlich und bedrohlich empfunden, die Mitte erscheint als normal und gut“ (Schubarth/Stöss 2000, S. 13, 14).
Die gesetzliche Definition von Extremismus setzt voraus, dass jemand in „aktiv kämpferischer Weise“ gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung, das Grundgesetz, vorgehen muss. Damit sind alle wesent- lichen Verfassungsartikel gemeint. Werden Menschen wegen ihrer Haut- farbe, ihrer Herkunft, ihrer Religion, ihres Geschlechts oder ihrer Gesinnung angepöbelt oder gar geschlagen, dann ist dies ein Verstoß gegen den Artikel 1 und den Artikel 3 des Grundgesetzes.
„Artikel 1 GG: Die Würde des Menschen ist unantastbar [...]“ (Fassung von 1998 S. 36).
„Artikel 3 Absatz (3) GG: [...] Niemand darf wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden“ (Ebd. S. 36, 37).
Im folgenden Abschnitt werden stichpunktartig die wichtigsten Hauptmerkmale rechtsextremer und linksextremer Haltung dargestellt sowie ein kurzer Vergleich angestellt.
2 Hauptmerkmale rechtsextremer Haltung
- demokratisch verfasste Staatsformen sollen umstürzen und durch einen starken Staat ersetzt werden -> Diktatur -> Strenge, Hierarchie; Führermanie,
- konsequente Verachtung von Leuten, die nicht ihrer „Norm“ entsprechen; Ablehnung alles Fremden,
- hohe Gewaltbereitschaft im breitem Spektrum (verbale Gewalt, Ausgrenzung bis Terroranschläge); Gewalt als Mittel ist legitim,
- absolute Wahrheitsansprüche -> Respektlosigkeit,
- darwinistisches Weltbild -> diskriminierend: Ungleichheit der Völker = Naturgesetz -> Rassismus,
- Verwendung typischer Symbole,
- leugnen des Holocaust,
- tendenziell niedriges Bildungsniveau und sozialer Status, z.B. durch hohe Arbeitslosigkeit.
3 Hauptmerkmale linksextremer Haltung
- Radikal- sozialistische bzw. kommunistische Überzeugung,
- Beseitigung der freiheitlich demokratischen Grundordnung,
-überzeugt von der Legitimität von Gewalt zur Erreichung politischer Ziele,
- propagieren den Klassenkampf nach marxistisch- leninistischem Vorbild,
- Extremstufen: Kommunismus bis zu Anarchismus,
- hoher Organisationsgrad (-> RAF),
- antikapitalistische Ideologie; Überwindung des politischen Systems; Demokratie = imperialistisch, rassistisch, faschistisch,
- abstrakte Politik: Kampf nicht dort, wo Probleme sichtbar sind.
4 Vergleich Links- und Rechtsextremismus
4.1 Gemeinsamkeiten
- Möchten den demokratischen Staat stürzen,
- sehen Gewalt für politische Durchsetzung als legitim an,
- eigene Isolation.
4.2 Unterschiede
- Bevorzugte Staatsform: R: Diktatur; L: Kommunismus, Anarchismus,
- Weltbild: R: Darwin; L: Absolute Gleichheit, Was ist Rechtsextremismus
- bekämpfen: R: Überfremdung, Fortschritt; L: Unterdrückung, Kapitalismus, Geld.
- fordern: R: Isolierung anderen „Rassen“; L: Gleichstellung aller „Klassen“(vgl. http://www.cdrnet.net/kb/data/GS_Extremismus.asp letzter Zugriff 6.04.2003).
5 Was ist Rechtsextremismus
„Es liegt nahe, bei der inhaltlichen Bestimmung des Rechtsextremismusbegriffes vom Extremismusbegriff auszugehen. Die beiden Begriffe stehen im Verhältnis der Subordination. Der Anwendungsbereich des Rechtsextremismusbegriffes ist im Anwendungs- bereich des Extremismusbegriffes enthalten. Es handelt sich beim Rechtsextremismus um eine Form des Extremismus. Daraus folgt, dass nur solche Eigenschaften des Rechtsextremismus zu den Merkmalen des Extremismus zählen die zugleich allen anderen Formen des Extremismus anhaften“ (Schubarth, W., Stöss, R. 2000, S.41).
Rechtsextremist ist, wer eine Ideologie der Gewalt mit den zentralen Elementen des Sozialdarwinismus (Recht des Stärkeren) und des Rassismus (die Einteilung der Menschheit in gut und schlecht und Zuschreibung von Eigenschaften anhand äußerer Merkmale) sowie verschwörungstheoretischen Annahmen (Antisemitismus) verbindet. Rechtsextremisten setzten Gewalt systematisch ein. Rechtsextremisten sichern ihre Verbrechen ideologisch ab und rechnen sich damit immer der Opferseite zu. Rechtsextreme sind in erster Linie aufgrund ihres Willens und nicht auf Grund der Verhältnisse in denen sie leben. Rechtsextremismus setzt sich aus Einstellung (Ideologie - Zielen); Verhalten (Praxis) und alltagskulturellen Hintergründen (Sozialisation) zusammen (vgl. Materialien Arbeitskreis JumPo vom 6. und 7. Oktober 2001 in Hannover).
Als extremistisch werden unterschiedliche politische Einstellungen und Bestrebungen bezeichnet, die den demokratischen Verfassungsstaat und seine fundamentalen Werte und Spielregeln ablehnen und bekämpfen. Rechtsextremistische Einstellungen sind z.B.:
-übersteigerter Nationalismus
- Ablehnung anderer Nationen
- Rassismus
- Fremdenfeindlichkeit
- Antisemitismus
- Sozialdarwinismus
- Hohe Autoritätszugehörigkeit
- Ablehnung der Demokratie
- Ablehnung der Menschenrechte
- Leugnung oder Relativierung der nationalsozialistischen Ver- brechen gegen die Menschheit
Aus diesen rechtsextremistischen Einstellungen können verschiedene (politische) Verhaltensweisen folgen: Von der Wahl, Mitgliedschaft, Unterstützung einer nicht verbotenen rechtsextremistischen Partei oder Organisationüber die (strafbare) Unterstützung verbotener Parteien und Organisationen bis hin zu Gewalt und Terror gegenüber Menschen. Eine spezifische Form des Rechtsextremismus ist der Neonazismus. Neo- nazismus ist das Bestreben, wesentliche politische Ideen des National- sozialismus aufleben zu lassen und durch folgende Schritte umzusetzen:
- Schaffung eines Einparteienstaates
- Abschaffung der parlamentarischen Demokratie
- Abschaffung einer unabhängigen Rechtssprechung
- Überwachung der (politischen) Gesinnung von Bürgerinnen und Bürgern
- Verfolgung Andersdenkender
- Abschaffung der Pressefreiheit
- Nutzung der Medien für eigene (Propaganda-) Zwecke Kennzeichen des Rechtsextremismus
- Einschränkung wichtiger persönlicher Freiheitsrechte
Zu den Kernideen des Nationalsozialismus gehören die Benachteiligung, Vertreibung oder gar Tötung von Menschen anderer „Rassen“ (Rassismus), behinderter oder homosexueller Männer und Frauen. Die Tatsache der Judenvernichtung (Holocaust) wird geleugnet oder aber befürwortet (vgl. Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. 2001, S.8-9).
Die rechtsextreme politische Szene ist vielfältig organisiert. Es gibt Bosse, Handlanger und Mitläufer. Neue Mitglieder werden durch Mund - zu - Mund - Propaganda und auch durch direkte Ansprache geworben. Dabei werden durch die Werber auch 12- und 13- jährige Kinder angesprochen. Es muss vermutet werden, dass dieses auch vor dem Hintergrund beabsichtigter Straftaten geschieht, da Kinder bis zum 14. Lebensjahr nicht strafmündig sind“ (Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit 2001, S. 10).
Einfluss auf die Meinungsbildung junger Menschen haben aber nicht nur Neonazis und Rechtsextreme sondern, auch Erwachsene und Gleichaltrige, die sich keiner extremistischen Gruppierung zugehörig fühlen, aber gleichwohl rechtextreme menschenverachtende Meinungen vertreten (Ebd. S. 10).
6 Kennzeichen des Rechtsextremismus
„Rechtsextremisten lehnen die parlamentarische repräsentative Demo- kratie ab und streben totalitäre oder zumindest autoritäre Staatsformen an. Kennzeichnend sind für sie ein Nationalismus, der die Freiheitsrechte des Einzelnenübermäßig einengt sowie ein Rassismus, der oft eine aggressive Juden- und Ausländerfeindlichkeit einschließt. Die Neo- Nationalsozialisten (Neonazis) unter den Rechtsextremen streben einen vom Führer- und Eliteprinzip bestimmten totalitären großdeutschen Staat nach der Ideologie und dem Programm der ehemaligen NSDAP an. Die Wer fühlt sich von rechten Gruppen angesprochen? „Sozialrevolutionäre“ unter ihnen berufen sich auf den linken NSDAP- Flügel der Brüder Strasser in der Weimarer Republik und lehnen Hitler als Leitfigur des Nationalsozialismus ab. Militante Kreise des deutschen Rechtsextremismus ziehen auch die Begehung von Gewalttaten zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele in Betracht“ (Endlich, Hans, 1990 S.17).
7 Wer fühlt sich von rechten Gruppen angesprochen?
Die Gemeinschaft Gleichgesinnter bietet Jugendlichen Hilfe bei der eigenen Identitätsentwicklung. Sie finden hier Anerkennung, Gefühle der Dazugehörigkeit, Sicherheit und Stärke. Dies vermittelt auch Selbstvertrauen und macht das Leben und Agieren in Gruppen für junge Menschen äußerst attraktiv. Rechtsextremistische Gruppen und Organisationen machen jungen Menschen „attraktive“ Gruppenangebote, um sie organisatorisch und emotional an sich zu binden.
Es sind nicht nur die jungen Menschen ohne Arbeit und Lebens- perspektiven, die sich von den Parolen rechtsextremer Gruppen ange- sprochen fühlen. Rechtsextreme Organisationen sind auch für junge Menschen attraktiv, die sehr leistungsorientiert und strebsam sind. Diese Jugendlichen stehen oft unter einem hohen Leistungsdruck, den sie meist unkritisch von den eigenen Elternübernommen haben. Sie wollen selbst einmal zu den Erfolgreichen und Angesehenen gehören. Schlechte Noten in der Schule, fehlende Erfolge und Anerkennung im Beruf oder Privat- leben lassen sie befürchten, dass ihre hochgesteckten Ziele vielleicht nicht erreichbar sind. Dadurch können große Versagensängste entstehen. Plötzlich gelten ihnen die Lehrer als unfähig, alle Politiker als korrupt und alle Ausländer als arbeitsscheu und kriminell.
In den meisten Fällen haben ausländerfeindlich eingestellte Kinder und Jugendliche persönlich keine schlechten oder gar keine Erfahrungen mit zugewanderten Menschen gemacht. Geringe Kenntnisseüber die Lebens- situation ausländischer Mitbürgerinnen und Mitbürger und wenig Ver- ständnis und Interesse für andere Kulturen lassen die Menschen fremd, Zusammenfassung unwichtig oder gar minderwertig erscheinen. Manchmal haben Jugend- liche aber auch selbst schlechte Erfahrungen mit ausländischen Jugend- lichen gemacht undübertragen diese Erfahrungen pauschal auf alle Aus- länder.
Auch diese Jugendlichen werden leicht zur Zielgruppe rechtsextremer Organisationen. Die Ablehnung von „Fremden“ hat viel mit eigenen Selbstzweifeln zu tun, mit der Angst eigenen und fremden Ansprüchen nicht zu genügen. Ein Mangel an Anerkennung und Unterstützung bei eigenen Problemen ist häufig die Ursache für die Hinwendung zu rechts- extremen Gruppierungen. Rechtsextreme Cliquen bestehen hauptsächlich aus Jungen, deren Männerbild geprägt ist von der Vorstellung, dass nur ein starker, machtvoller und ggf. auch gewalttätiger Mann ein >>richtiger Mann<< ist (vgl. Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit, 2001, S. 18).
8 Zusammenfassung
Extremismus gilt als Oberbegriff für Links- und Rechtsextremismus. Dem liegt die Vorstellung zugrunde, dass sich das politische Spektrum entlang einer Achse gruppiert, die von linksüber die Mitte bis nach rechts reicht. Die gesetzliche Definition von Extremismus setzt voraus, dass jemand in extrem kämpferischer Weise gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung, also das Grundgesetz, vorgehen muss.
Hauptmerkmale rechtsextremer Haltung sind u.a. die konsequente Ver- achtung von Leuten, die nicht der „Norm“ entsprechen, ein darwin- istisches Weltbild und die Verwendung typischer Symbole. Hauptmerk- male linksextremer Haltung sind u.a. die Beseitigung der freiheitlich demokratischen Grundordnung, die Überzeugung von Gewalt zur Er- reichung politischer Ziele und ein hoher Organisationsgrad.
Rechtsextremismus ist eine Form des Extremismus. Rechtsextremistisch ist, wer eine Ideologie der Gewalt mit den Elementen des Sozial- darwinismus und des Rassismus sowie verschwörungstheoretischen Annahmen verbindet. Als extremistisch werden auch unterschiedliche politische Einstellungen und Bestrebungen bezeichnet, wie z.B. u.a. Ablehnung anderer Nationen und Ablehnung der Menschenrechte. Eine spezifische Form des Rechtsextremismus ist der Neonazismus. Neo- nazismus ist das Bestreben, wesentliche politische Ideen des National- sozialismus aufleben zu lassen. Die rechtsextreme Szene ist vielfältig organisiert, es gibt Handlanger, Mitläufer, Bosse und Rädelsführer.
Wer fühlt sich aber nun von rechtsextremistischen Gruppierungen angesprochen? Eine Gemeinschaft bietet den Jugendlichen Hilfe bei der eigenen Identitätsentwicklung. Die jungen Menschen finden in der Gruppe Anerkennung, Gefühle der Zugehörigkeit, Sicherheit und Stärke. Rechtsextremistische Gruppen und Organisationen machen jungen Menschen „attraktive“ Gruppenangebote um sie organisatorisch und emotional an sich zu binden. Es fühlen sich nicht nur Jugendliche ohne Perspektive und ohne Arbeit oder Ausbildung angesprochen, sondern auch junge Menschen die leistungsorientiert und strebsam sind. Sie wollen somit zu den Erfolgreichen und Angesehenen zählen.
III. Symbole
Im Kapitel der Symbole wird zunächst allgemein auf Symbole und Zeichen eingegangen sowie ihre Begrifflichkeit erläutert. Es folgt eine Auswahl an Symbolen mit deren Bedeutung, Herkunft und einiger Verwendungsbeispiele. Das Outfit von rechtsextremen Jugendlichen und Hinweise auf rechtsextreme Orientierungen werden näher beleuchtet. Im weiteren Verlauf folgt ein kurzer Auszug aus dem Rechten Schimpf- wörterverzeichnis, sowie wird auf den rechten Sprachgebrauch und Embleme eingegangen.
1 Symbole, Zeichen, rechter Sprachgebrauch, Outfit
Der Mensch verstand es schon sehr früh, sich durch Bilder mitzuteilen. Er suchte nach einer Form, Nachrichten, Wünsche und Gedanken festzu- halten. Solche „Bilder“ teilen sich uns heute als geschriebene oder gedruckte Worte mit, die wir lesen können. Es sind Zeichen, Symbole, Siegel, Marken und Warenzeichen (vgl. Musterschmidt, 1972, S. 9).
Allgemein werden die Symbole unter den Begriff ,,Zeichen" eingeordnet, aber Symbole sind an sich leichter verständlich, da zwischen Form und Gestaltung des Symbols und der Realität immer noch ein Sinn- zusammenhang besteht (so zeigt z. B. das Schild für einen Bahnübergang eine Lokomotive). Das erklärt auch die leichte Verständlichkeit von Piktogrammen. Der Ähnlichkeitsbezug zum echten Objekt ist also noch deutlich erkennbar. Beim ,,puren" Zeichen besteht zwischen der Form/der Erscheinung und dessen Bedeutung kein direkter logischer Zusammenhang.
Die Bedeutung wird den Zeichen, die meist abstrakte Gebilde sind, durch allgemein festgelegte Übereinkünfte und Regeln beigemessen. So erhält jedes Zeichen seine eigene Definition und ist für die Menschen, deren Zeichencode dieses Zeichen enthält, leicht verständlich. Im Mittelalter bedeutete das Zeichen ganz einfach, dass etwas für etwas anderes steht (,,aliquid stat pro aliquo") (vgl. http://www.uni-koblenz.de/~odswer/ projekte/gotik/pro434.htm, letzter Zugriff 3.4.2003).
Für Außenstehende sind Zeichen und Symbole oftmals nicht unmittelbar verständlich. Die Botschaften sind verkürzt und verschlüsselt. Dadurch helfen sie den Beteiligten, sich anderen gegenüber abzugrenzen. Es handelt sich um eine Geheimsprache, die Gemeinschaft stiftet und Abgrenzung ermöglicht. Symbole können auch für etwas anderes, als das was unmittelbar wahrnehmbar ist, stehen. Die zu einem Symbol gehörige Bedeutung wird von allen Angehörigen der Gruppe verstanden bzw. oftmals nur gespürt. Oft ist die Bedeutung auch den Beteiligten nicht immer in allen Teilen bewusst (vgl. Schröder 1998, S.22).
Das Phänomen der rechten Jugendkulturen setzt sich nach außen sichtbar aus einer Mischung von Musik, Bekleidung, Symbolen und Codes zusammen. So sind Kleider und Symbole unter rechten Jugendlichen ein wichtiges Mittel, um die eigene Identität und die Zugehörigkeit zu einer politischen Strömung bzw. einer bestimmten Gruppe auszudrücken und sich von anderen abzugrenzen (www.ida-nrw.de/html/Hsymb.htm, letzter Zugriff am 11.04.2003).
2 Kennzeichen rechtsextremer Organisationen
Das Tragen rechtsextremer, verfassungswidriger oder verfassungs- feindlicher Kennzeichen kann unbewusst geschehen. Bewusst sind sich diese Menschen vielleicht nur darüber, dass sie sich einer bestimmten Gruppe zuordnen wollen. Doch diese „Unwissenheit“ hat von Seiten der rechtsextremen Organisationen durchaus System, sie machen damit bestimmte Kennzeichen hoffähig und vermitteln den Trägern dieser Kennzeichen, dass sie in ihrer Meinungsfreiheit eingeschränkt seien. Zunächst sollen hier die Kennzeichen behandelt werden, bei denen der Staat (in Form der Polizei) das Propagandadelikt verfolgen muss. Es handelt sich hierbei um Straftaten, die vor Gericht verhandelt werden müssen. Zunächst sind alle Kennzeichen verboten, die von der NSDAP benutzt wurden. Da ist zu aller erst das Hakenkreuz zu nennen. Es darf in keiner Formöffentlich getragen werden, auch nicht in Zusammenhang mit dem sogenannten „Reichsadler“. Verboten sind auch Abzeichen der Unterorganisationen der NSDAP wie der SA, der SS, der Hitlerjugend, des BDM (Bund deutscher Mädchen). Auch das Wehrmachtskreuz darf nichtöffentlich verwendet werden. Das Hakenkreuz in seinen Abwandlungen ist in der Regel verboten, sei es gegen den Urzeigersinn, sei es in anderen Farben oder Kontrasten oder auch abgerundet.
Ein häufig zu beobachtendes Merkmal rechtsextremer Anhänger ist, dass man die Kennzeichen nicht mehr fest mit der Kleidung oder dem Auto verbindet, sondern durch Klettbänder auf der Kleidung bzw. magnetische Metallfolien an Autos und man in der Lage ist, die Zeichen nur zu verwenden, wenn „die Luft rein“ ist. In das unmittelbare Umfeld der Kennzeichen gehören auch Grußformeln des rechtsextremen Umfeldes, die auch unter Strafe gestellt sind:
- „Sieg Heil / „Sieg und Heil für Deutschland“ - Parteitags- und Massenparole
- „Heil Hitler“, Grußformen in Worten, aber auch mit ausge- strecktem Arm ohne Worte
- „Mit deutschem Gruß“ (in Briefen, wenn die Aufmachung und der Inhalt des Briefes erkennen lassen, dass nationalsozial- istischer Sprachgebrauch gemeint ist)
- „Meine Ehre heißt Treue“ (Losung der SS)
- „Ein Volk ein Reich ein Führer“ (allgemeine Parteilosung der NSDAP)
- WIDERSTANDSGRUSS oder KÜHNENGRUSS
- Offenkundig scherzhafte Verwendung einer nationalsozial- istischen Grußformel
- Hitlerbilder (wenn nicht im Rahmen der Bildung und Aufklärung)
Eine unklare Situation herrscht bei der sogenannten „Triskele“. Hier sind keine Verurteilungen bekannt, aber ein gewollter Bezug zum NS- System ist unverkennbar. Das Zeichen wird vom Ku-Klux-Klan und der rechtsextremen Skinheadszene benutzt. In einigen Bundesländern, wie z.B. Hessen, steht sie unter Strafe.
Ähnlich verhält es sich mit der häufig genannten „Reichskriegsflagge“, enthält sie das Hakenkreuz, ist sie eindeutig verboten. Trägt man sie beiöffentlichen Veranstaltungen ohne Hakenkreuz, wird sie in der Regel als ordnungswidrig behandelt. Neben den gesetzlich verbotenen Kenn- zeichen rechtsextremer Organisationen gibt es noch eine Vielzahl von Kennzeichen, die nicht verboten sind. Sehr beliebt sind Embleme mit altdeutscher Frakturschrift in Verbindung mit den Farben schwarz- weiß- rot (Ebd. 2001).
3 Symbole, deren Bedeutung und Herkunft
Einige der folgenden Symbole wurden von den Jugendlichen in den Interviews benannt und sollen nun kurz dargestellt und beschreiben werden.
3.1 Hakenkreuz
Der Ursprung liegt in vielen alten Kulturen als nachgewiesenes Symbol für Fruchtbarkeit und Leben (Sonnenrad). Es wurde vor 1945 vom deutschen Faschismus als „Heilssym- bol der Arier“ missbraucht. Ein Symbol der
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Hakenkreuz NSDAP welches heute in vielen Variationen verboten ist. Das Hakenkreuz ist das Symbol schlechthin für die National- sozialistische Deutsche Arbeiter Partei , die Partei Adolf Hitlers, und es steht für
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Hakenkreuz negativ
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Hakenkreuz leicht verändert
len usw. Tatsächlich taucht das Hakenkreuz immer wieder als Symbol in verschiedenen Kulturen und zu verschiedenen Zeiten auf. Man findet das Hakenkreuz bei den Kelten, Buddhisten, Griechen, Hindus und bei vielen mehr. Das Hakenkreuz ist allen Variationen gemäß § 86a StGB strafbar.
3.2 Keltenkreuz
Der Ursprung des Keltenkreuzes geht auf irische Grabkreuze des 6. Jahrhunderts zu- rück. Heute ist es als Zeichen für die „Über- legenheit der weißen nordischen Rasse“ weit
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Keltenkreuz verbreitet, es ist z. B ein wichtiges Symbol der Skinheadszene. In Deutschland ist das
3.3 Sieg-Rune
Die Sieg-Rune war ein altes germanisches Symbol für Thor, den Donnergott und soll den Blitz symbolisieren, der schon in der german- ischen Mythologie für "Sieg" und "Lösung" stand. Die einfache Sieg-Rune war bis 1945 das Abzeichen des "Deutschen Jungvolkes" und ist
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: Sieg-Rune
daher als Kennzeichen einer verbotenen Organisation nach §86a StGB strafbar.
3.4 Doppel- Sieg-Rune
1933 erhielt der Grafiker Walter Heck den Auf- trag, ein Symbol für die SS zu entwickeln. Heck verdoppelte die Sieg-Rune als visuelle Allitera- tion für die zwei "S" der Schutzstaffel. Die Doppel- Sieg-Rune ist dementsprechend als Abbildung 7: DoppelKennzeichen einer verbotenen Organisation nach Sieg-Rune §86a StGB strafbar. Als nicht verbotenes Ersatzsymbol wird oft das schwarze Sonnenrad verwendet.
3.5 Schwarze Sonne
Die schwarze Sonne hat sich zu einem wichtigen Symbol der gesam- ten rechten Szene entwickelt. Sie findet man auf T-Shirts, CD-Covern, als Tätowierung und Schmuckan- hänger. Die Schwarze Sonne besteht aus zwölf Sieg-Runen und erinnert an ein sich drehendes Hakenkreuz. Für
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 8: Schwarze Sonne Esoteriker ist die schwarze Sonne der
Mittelpunkt des gesamten Uni- versums.
3.6 Eisernes Kreuz
Die Deutsche "Tapferkeitsauszeichnung" in den beiden Weltkriegen. Das Eiserne Kreuz wird von Rechtsextremisten in ver- schiedenen Variationen, aber immer mit positivem Bezug zur Deutschen Wehr- macht und dem Nationalsozialismus ge- braucht. Das Zurschaustellen des Eisernen Abbildung 9: Eisernes Kreuz Kreuzes ohne Hakenkreuz ist seit 1957 straffrei.
3.7 Triskele
Ein keltisches Sonnensymbol, das heute u.a. durch den Ku-Klux-Klan verwendet wird, und oft als Ersatz für das Haken- kreuz benutzt wird. Dasöffentliche Zur- schaustellen der Triskele ist nicht straf- bar.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 10: Triskele
3.8 Reichskriegsflagge
Die Flagge war die Kriegsflagge des Norddeutschen Bundes und des Deut- schen Reiches von 1867 bis 1921. Von den Nationalsozialisten wurde die Reichskriegsflagge bis 1935 ohne das Hakenkreuz verwendet, danach kam
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 11: Reichskriegsflagge
das Hakenkreuz hinzu. Dasöffentliche Zeigen/Tragen der Reichskriegs- flagge ohne Hakenkreuz wird in den Bundesländern unterschiedlich geahndet. So wird z.B. in Sachsen- Anhalt, Nordrhein- Westfalen, Berlin, Brandenburg, Rheinland- Pfalz, Hessen und dem Saarland stellt dasöffentliche Zurschaustellen einen „Verstoß gegen dieöffentliche Ordnung“ dar; die Fahne wird dann eingezogen. Das Zurschaustellen der Reichskriegsflagge mit Hakenkreuz ist nach §86a StGB strafbar.
3.9 Consdaple
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 12: CoNSDAPle
Embleme
„Consdaple“ bzw. „Lonsdale“ sind Abwandlungen der bei Neonazis sehr beliebten Bekleidungsmarke „Lonsdale“. Durch die geringfügige Abwandlung des Namens, wird z.B. unter einer geöffneten „Bomberjacke“ getragen - nur der Schriftzug NSDAP sichtbar ist.
3.10 Todesrune
Als Pendant zur „Lebensrune“ deuteten die NS- Esoteriker die Yr- Rune aus dem jüngeren Futhark bzw. dem Armanen Futhork zur "Todesrune" um. Sie wurde dementsprechend z.B. auf Gräbern für das Todesdatum benutzt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 13: Todesrune
3.11 Lebensrune
Die Lebensrune ist nicht verboten, auch wenn es sich um Dienstrangabzeichen des SA-Sanitätswesens handelt. Das Symbol bedeutet in der Neonazisymbolik: Das Reich lebt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 14: Lebensrune
4 Embleme
In Deutschland ist das Zeigen zahlreicher Kennzeichen aus der NS- Zeit und von nach 1945 verbotenen rechtsextremen Vereinigungen per Gesetz strafbar. NS- Symbole, wie das Hakenkreuz oder die doppelte Sieg-Rune, werden heute kaum noch offen von Mitgliedern der rechten Szene zur Schau getragen.
Und dies nicht nur deshalb, weil ihre Verwendung nach Paragraph 86 a StGB („Verwendung nationalsozialistischer Kennzeichen“) strafbar ist, sondern auch, weil die mit dem Nationalsozialismus verbundenen Zeichen in der Öffentlichkeit weitgehend auf Ablehnung stoßen. Als Sprachcodes und rechter Sprachgebrauch Provokation und Machtdemonstration wurden sie in den letzten Jahren aber vermehrt bei Nacht und Nebel auf Hauswände und Parkbänke geschmiert- samt dazugehörigen Naziparolen.
NS- Symbole werden heute durch zahlreiche andere Embleme ersetzt, die nach außen, vor allem aber auch nach innen, als Erkennungszeichen dienen. Manchmal handelt es sich hierbei um Symbole einzelner Gruppen (z.B. Junge Nationale, Hammerskins).
Immer häufiger werden vor allem Symbole aus dem esoterischen Flügel des Nationalsozialismus und seinen Vorläufern verwendet. Weit verbreitet sind verschiedene Runen und das Symbol der „Schwarzen Sonne“. Derartige Symbole werden von rechtsextremen Parteien und Angehörigen der „Neuen Rechten“ ebenso verwendet wie von militanten Neonazis, rechten Skinheads und rechten EsoterikerInnen und NeuheidInnen.
Sie einen damit- wenn auch nur auf der Ebene der Symbolik- die rechte Szene und vermitteln Zugehörigkeit und Gemeinschaft (Ebd. letzter Zugriff 28.03.2003).
5 Sprachcodes und rechter Sprachgebrauch
Die rechte Szene hat sich einen eigenen Sprachcode zugelegt. So sind Anglizismen verpönt und das Internet heißt beispielsweise im rechten Jargon meist „Weltnetz“. Geographische Bezeichnungen, wie „Mittel- deutschland“, werden umgedeutet, und zur Bezeichnung von „Volks- feinden“ steht ein ganzes Repertoire an diffamierenden Begriffen zur Verfügung. Entstanden sindüberdies zahlreiche Zahlen- und Buch- stabenkürzel, die für Außenstehende kaum zu deuten sind. Um z.B. in Deutschland verbotene Grußformeln wie „Heil Hitler“ oder „Mit deutschem Gruß“ zu umgehen, werden Kürzel wie „88“ oder „MDG“ verwendet. Manche dieser Codes sind in der Szene weit verbreitet, andere entspringen nur der Phantasie einzelner Gruppen bzw. Personen und werden nur vor Ort verstanden.
Sprachcodes und rechter Sprachgebrauch
Der Verzicht auf Anglizismen gehört in weiten Teilen der rechten Szene zum rechten Ton. Wer sich als Rechter in der virtuellen Welt präsentiert, spricht dementsprechend nicht vom Internet, der Homepage oder Website, sondern vom Weltnetz, der Heim- oder Informationsseite und dem Netzauftritt. In der Computerwelt der Rechten wird der Hyperlink zur Querverbindung, der Link zum Verweis oder Verzweig und die E- Mail zur elektronischen Post = E-Post. Ebenso spricht der rechte Versand meist nicht von T-Shirts, sondern von T- bzw. Trikot- Hemden. Rechte Organisationen bieten keine Flyer, sondern Hand- und Flugzettel. Das Chatcafe wird zum Klatschraum oder zur Plauschstube, der Laptop zum Klapprechner, das Modem zum Datenwandler und das Mother- oder Mainboard zur Hauptplatine. Der deutsch korrekte Jugendliche sagt nicht cool, sondern geil, spitze oder toll, spricht statt vom CD - Cover von der Hülle und trägt Nietenhosen, Kurzhosen oder Militärmode (statt Jeans, Shorts und Military- Look).
Das rechte Spektrum verwendet eine Reihe von diffamierenden Begriffen, mit denen „Feinde“ als undeutsch und unwert stigmatisiert werden. Nach einer Zusammenstellung nach Bernd Wagner sind die „Oberfeinde“ die sogenannten „Kanacken“ (Bezeichnung für Mirgrant- Innen) und „Zecken“ (Bezeichnung für Linke und Punks). „Die ersten gelten als phänotypisch „Undeutsche“, die zweiten als „Undeutsche nach Ideologie und Kultur.“ Zu den „Feinden“ zählen darüber hinaus Juden, „Popen“, „Assis“ oder „Asseln“, „Politbullen“ und „Systembullen“, „Freimaurer“ und „Illuminaten“. In Anspielung auf antisemitische Karikaturen, bei denen Juden mit großen krummen Nasen abgebildet wurden, werden Juden „Nasen“ oder „Langnasen“ genannt. Behinderte werden als „Unwerte“ und Homosexuelle als „Abnorme“ diffamiert. „Mukus“ sind alle, die sich für multikulturelle Vielfalt einsetzen, und „Gutmenschen“ diejenigen, die sich für Flüchtlinge oder gegen Rassismus und Rechtsextremismus engagieren. In Druckwerken und Liedtexten rechtsextremer Gruppen tauchen immer wieder geographische Bezeichnungen mit Bezügen zum „Großdeutschen Reich“ auf: So wird „Mitteldeutschland“ als Bezeichnung für die ostdeutschen Bundesländer Sprachcodes und rechter Sprachgebrauch benutzt, weil „Deutschland“ für die Rechten bis nach Ostpreußen reicht. Die „Ostmark“ steht nach einem Sprachgebrauch Hitlers für Österreich und gehört im rechten Weltbild ebenfalls zu den „deutschen Landen“. Manche Worte sind aufgrund ihrer Betonung bzw. Schreibweise (z.B. Doitschland, Froide, Patrioiten) sprachliche Symbole mit Bekenntnis zum rechtsextremen Spektrum. Die Buchstaben „oi“ finden sich in Texten, auf CD- Covern, oder als Aufnäher auf Jacken und wer „Doitsche“ als Begriff in eine der Internet- Suchmaschinen eingibt, kommt auf eine Fülle von Seiten, die rechtsextremes Gedankengut beinhalten. Zahlreiche Rechtsrock- Gruppen transportieren dieses Kürzel in ihren Band - Namen (z.B. „Doitsche Patrioten“, „Foierstoss“, „Kraft durch Froide“, „Koizzug“, „Noie Werte“, „Oiphorie“) (Ebd. letzter Zu- griff 31.03.2003).
„In der rechten Szene werden zahlreiche Zahlen- und Buchstabenkürzel verwendet, um die in Deutschland bestehenden Verbote zu umgehen. Diese Abkürzungen sind in der Regel einfach aufgebaut: Die Zahlen stehen meist für Buchstaben im Alphabet und die Buchstaben für die Anfangsbuchstaben der jeweiligen Parole. So bezieht sich „88“ auf den achten Buchstaben im Alphabet (H) und steht für die verbotene NS- Grußformel „Heil Hitler“. Der Zahlencode ist in der rechten Szene weit verbreitet und wird unmittelbar verstanden. Er wird in Flugblättern und E-Mails verwendet, als großes oder kleines Emblem auf Kappen und Hemden getragen, in Liedtexte eingebaut oder in die Haut tätowiert. Der Wikingerversand (www.wikingerversand.de) bietet sogar Kissenbezüge mit dem Zahlencode an.
Nicht ganz so häufig trifft man auf das Kürzel „18“. Es steht für den ersten und achten Buchstaben im Alphabet (AH) und spielt auf die Initialen von Adolf Hitler an. Als Druckmotiv auf Sweatshirts wird es z.B. vom Nordversand (www.nordversand.de) angeboten. Verbreitet ist zudem auch das Kürzel „C18“, das für die militante britische Neonazi- Gruppe „Combat18“ steht. Der Zahlencode „13 47“ bezieht sich auf den dreizehnten, vierten und siebten Buchstaben im Alphabet (MDG) und ist Sprachcodes und rechter Sprachgebrauch ein Kürzel für die NS- Grußformel „Mit deutschem Gruß. Diese ist in der Bundesrepublik z.B. in Briefen verboten (§86a StGB), wenn Auf- machung und Inhalte der Schreiben auf einen nationalsozialistischen Sprachgebrauch hindeuten. Zur Umgehung des Verbots werden manchmal auch die Anfangsbuchstaben „MDG“ verwendet. Mit dem Zahlencode „28“ oder „2+8“ (zweite und achte Buchstabe des Alphabets) ist das am 14.09.2000 in Deutschland verbotene „Blood & Honour“- Netzwerk gemeint“ (Ebd. letzter Zugriff am 31.03.2003).
„Es handelt sich um das verbotene Verwenden von Symbolen, Parolen, Grußformen und Lieder des historischen Nationalsozialismus. Diese Zeichen besitzen in der heutigen Zeit eine erhebliche Provokationswirkung. Dies machen sich oftmals Jugendliche zunutze, um sich - wenngleich ungelenk- von der Gesellschaft nachhaltig zu distanzieren und einen dumpfen Protest auszudrücken. Bei den unter § 86a StGB fallenden, rechtsextremistischen Kennzeichen handelt es sich aber auch um Symbole von neonazistischen Organisationen, die erst nach dem zweiten Weltkrieg entstanden sind und sich der Symbolik des „III. Reichs“ in abgewandelter Form bedienen. Nach einem Verbot dieser Organisation dürfen auch diese Kennzeichen nicht mehr verwendet werden. Durch ihr nur begrenztes Erscheinen in der Öffentlichkeit sind diese im Gegensatz zum Hakenkreuz und der Sieg-Rune jedoch weit weniger imöffentlichen Bewusstsein präsent und werden oft nicht mit einem extremistischen Hintergrund verbunden. Durch die neuen Medien, allen voran das Internet, können derartige Symbole und Kennzeichen nahezu ungehindert verbreitet werden. Hinzu kommen vergleichsweise neue und in vielen Fällen verschlüsselte Symbole und Parolen der rechtsextremistischen und neonazistischen Szene, die nur deren Angehörigen selbst oder dem geschulten Beobachter die Verbindung zum Rechtsextremismus zeigen. Ihre Verwendung ist in aller Regel nicht verboten, da es sich um eine ideologische Umdeutung gebräuchlicher Ausdrucksformen handelt. Gleichwohl verrät der Benutzer damit einen bestimmten ideologischen Standort. Hierzu gehört im Bereich Seite 29 von 87 Auszug aus dem Rechten Schimpfwö rterverzeichnis szenetypischer Bekleidung insbesondere auch die gezielte Auswahl bestimmter Herstellermarken, die dadurch eine - vom Produzenten nicht beabsichtigte Umwidmung erfahren“ (Senatsverwaltung für Inneres, Abteilung Verfassungsschutz, 2001, S. 4).
6 Auszug aus dem Rechten Schimpfwörterverzeichnis
Insbesondere rechtsextreme Jugendliche verwenden häufig Abkürzungen und Synonyme, die für Außenstehende nicht immer einfach zu erkennen und zuübersetzen sind. Einige sollen an dieser Stelle aufgeführt werden:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Rechtes Schimpfwörterverzeichnis
7 Hinweise auf rechtsextreme Orientierungen
Ein Merkmal, rechtsorientierter Jugendlicher ist, die modische Ausrichtung. Das Tragen bestimmter Modeartikel bedeutet nicht, dass der Jugendliche ein Neonazi ist. Es deutet darauf hin, dass er sich Gruppen zuordnet, die allgemein unter dem Einfluss rechtsextremer Kreise stehen. Das muss den jungen Menschen nicht unbedingt bewusst sein. Seit Mitte der Achtzigerjahre tragen Rechtsextremisten die Marke „Lonsdale“. Das Tragen der Marke wurde innerhalb der Szene als Bekenntnis zur NSDAP verstanden.
Die Firma „Londsdale“ ist aber keine rechtsextreme Firma, sondern ein Sportartikelhersteller wie z.B. „Adidas“ auch. Sie wurde nur benutzt weil der Schriftzug auf einem Pullover oder T- Shirt bei richtiger geöffneter Jacke die Buchstabenkombination „NSDA“ zu erkennen gibt. Da die Firma neuerdings den rechten Versandhandel nicht mehr beliefern möchte, wurde die Ersatzmarke „CONSDAPLE“ geschaffen. Sie erinnert an den Constapler, den englischen „Schutzmann“. Wird hier die Jacke halb geöffnet getragen, wird der Schriftzug „conNSDAPle“ sichtbar. Bei der Marke wie „Consdaple“ ist klar, dass deren Träger sich politisch bekennen will. Beliebt sind in der Szene auch Hemden mit „schwarz- Das Outfit der rechtsextremen Jugendlichen weiß- rotem“ Kragenband oder entsprechende Hosenträger, Aufnäher mit Keltenkreuz (Symbol für die „weiße“ Rasse im Sinne des Ku-Klux-Klan) oder „Withe Power“. Diese Embleme verweisen eindeutig auf eine rassistische Haltung, die dann nicht mehr weit weg von rechtsextremen Orientierungen ist.
Viele der genannten Modeartikel sind bis in die Kleinstädte in Szeneläden zu bekommen. In den ländlichen Regionen wird dagegen häufiger zum Versandhandel gegriffen. Der „Patria- Versand“ und der „Nord- Versand“ sind eindeutig auf rechtsextreme Kundschaft ausge- richtet.
Der Modeschmuck der rechtsextremen Szene reicht von harmlosen Accessoires, wie Kopien germanischer und keltischer Schmuckstücke, zu eindeutig neonazistischen Ausrichtungen, wie dem Eisernen Kreuz (das ist nicht verboten, wenn kein Hackenkreuz in der Mitte ist). Eine „Bomberjacke“ ist allgemeiner Modetrend und sagt nichts aus. Sticker- eien und Aufnäher machen die „Bomberjacke“ dann zum Bekenntnis.
Ähnliches gilt auch für die „Springerstiefel“, die für sich betrachtet keine Bedeutung haben (vgl. Arbeitsmaterialien Arbeitskreis JumPo von Oktober 2001).
8 Das Outfit der rechtsextremen Jugendlichen
„Kleider machen Leute“ ist es im Zusammenhang mit dem rechtem Outfit - ein oft zitiertes Sprichwort. Viele assoziieren damit vor allem „Bomberjacke“, Hemden der Marken „Londsdale“ oder „Fred Perry“ und hochgekrempelte Jeans oder Militärhosen. Ein derartiges Outfit kann, muss aber nicht, für rechte Gesinnung stehen. Ein derartiger Bekleidungsstil mittlerweile in den „Mainstream“ eingezogen ist und auch von Jugendlichen getragen wird, die sich anderen Szenen hingezogen fühlen. Jugendliche die sich nach außen sichtbar als rechtsorientiert outen wollen, tragen heute eher Marken rechtsextremer Versandfirmen oder Druckmotive, Abzeichen und Aufnäher mit szene- Das Outfit der rechtsextremen Jugendlichen internem klaren Code. Manchmal deutet lediglich ein dezentes Druck- motiv auf Hemden oder Jacken auf die rechte Gesinnung. Der Dresscode rechtsorientierter Jugendlicher ist zum großen Teil an den Kult der Skinheadszene angelehnt. Aber nicht jeder Skinhead ist rechts- orientiert. Die meisten verstehen sich vielmehr als unpolitisch, manche grenzen sich zudem bewusst von der rechten Szene ab. Hinzu kommt, dass einige klassische Kultmarken der Skinheads (z.B. „Londsdale“) heute in den „Mainstream“übergehen und auch Mode für Jugendliche sind, die sich weder der rechten noch der Skinheadszene zugehörig fühlen.
Andererseits hat die rechte Szene teils auch Bekleidungsstile von anderen Szenenübernommen: So Textilien der Marken „Pitt Bull“ und „Trouble- maker“ die vor allem unter Hooligans beliebt sind, oder den schwarzen Kapuzenpullover, der eher aus der antifaschistischen Jugendszene stammt. Welche Bedeutung ein bestimmter Kleiderstil hat, kann von Ort zu Ort variieren, dies gilt für Markentextilien sowie für bestimmte Utensilien. Die Farbe der Schnürsenkel an mehr oder wenig hohen Stiefeln kann auf lokaler Ebene eine Bedeutung für verschiedene politische Gesinnungen sein, muss aber nicht. Szeneintern hat sich ein derartiger Farbcode nicht durchgesetzt. In Ähnlicherweise ist bei Frisuren und Schuhen zu differenzieren. Die Gleichung „Glatze = rechts“ bedeutet ebenso wenig wie hohe Stiefel oder gar „Springerstiefel“ rechter Orientierung. Selbst das Zusammenspiel von Glatze, „Bomberjacke“ und Stiefeln mit Stahlkappen ist kein untrüglicher Dresscode. Hinter einem derartigen Outfit von Kopf bis Fuß mag es sich dabei um einen unpolitischen Jugendlichen handeln, der sich der „Skinszene“ verbunden fühlt.
Deutliche Hinweise auf die Gesinnung geben letztendlich nur sogenannte „Nationale Marken“, die von Rechten für Rechte kreiert wurden. Wer „Consdaple“ statt „Londsdale“ trägt, outet sich beispielsweise deutlich als rechtsorientiert. Klare Botschaften vermitteln zudem diverse Druckmotive, Aufnäher und Anstecker auf verschiedenen Textilien (wie Das Outfit der rechtsextremen Jugendlichen der Zahlencode „88“ für „Heil Hitler“ oder der Slogan „White Power“) (vgl. www.die-nrw.de/html/Hsymb.htm, letzter Zugriff 28.3.2003).
8.1 Schuhwerk
Eine klassische Schuhmarke rechtsorientierter Jugendlicher sind Erzeugnisse der britischen Firma „Dr. Martens“. Stiefel und Schuhe dieses Herstellers waren ursprünglich Arbeitsschuhe der englischen Dockarbeiter. Einige Modelle wurden zum Schutz vor Unfällen mit einer Stahlkappe ausgestattet, wodurch sie auch als gefährliche Waffe eingesetzt werden können.
In der Szene werden insbesondere Stiefel mit 8, 10 oder 14 Schnür- löchern getragen. „Dr. Martens“ sind bei Jugendlichen jedweder Ausrichtung beliebt. Ein verbreiteter Mythos kreist um die Bedeutung der Farbe der Schnürsenkel: Weiße Schürsenkel sollen demnach für rechte, rote Schnürsenkel für linke Gesinnung stehen. Diese Farbcodes können auf lokaler Ebene zutreffen. Nicht alle rechtsorientierten Jugendlichen laufen bzw. marschieren in mehr oder weniger hohen Stiefeln herum. Getragen werden auch Sportschuhe, z.B. der Marke „New Balance“. „New Balance“ ist ein herkömmlicher Sportartikel- hersteller, der seine Schuhe mit einem großen „N“ als Logo vermarktet. Die Sportschuhe werden von Menschen jedweder Gesinnung getragen. In der rechten Szene verbreitet sind sie vor allem deshalb, weil das Logo „N“ nach eigenem Denken als Kürzel für „Nazi“, „National“ oder „Nationalist“ uminterpretiert wird (vlg. www.ida-nrw.de/Hschuh.htm, letzter Zugriff am 31.03.2003).
8.2 Haartracht
Unter rechten Jugendlichen sind die unterschiedlichsten Frisuren anzutreffen. Die Haartracht reicht vom nassrasierten Kopfüber die sogenannte „Kante“ (an den Seiten geschoren und oben kurz gehalten) bis zum sogenannten „Scheitel“ (scharf geschnittene und kurzgehaltene Scheitelfrisur a la Hitler und jungen SS- Führern). Letzteres tragen manche junge Neonazis, die damit ihre Gesinnung nach außen Zusammenfassung demonstrieren wollen. Junge Neonazis tragen aber auch Frisuren des „Mainstreams“ und selbst Langhaarige sind in der rechten Szene zu finden.
9 Zusammenfassung
Jugendliche drücken ihre Zugehörigkeit mit Symbolen zur rechten Jugendszene aus. Oft sind diese Symbole gar nicht bekannt, wieso tuscheln Jugendliche, wenn im Mathematikunterricht eine Rechnung „88“ oder „18“ ergibt? Was bedeutet das ansprechende „Kreuz im Kreis“- Symbol, das beim Zinngießen im Werkunterricht als Schmuck- stück herstellt wird.
Auch Kleidung ist für Jugendliche ein wichtiges Element, um sich von der Welt der Erwachsenen abzugrenzen und damit auch die eigene Identität auszudrücken. Fast alle Jugendszenen definieren sichüber die Musikrichtung undüber den Kleidungsstil. Ein bestimmter Dresscode dient nach innen und außen dazu, die Zugehörigkeit zu einer Szene oder Gruppe zu zeigen und sich damit von Anderen abzugrenzen. Und die Kleidung verrät auch etwasüber das jeweilige Selbstbild: Bei Jugendlichen sind Kleidungsstücke beliebt, die Härte, Kraft, Sauberkeit und Ordnung symbolisieren. Ob ein Jugendlicher rechtsextrem ist, lässt sich aus der Kleidung allein nicht schließen, außer es werden eindeutige Abzeichen oder aber auch Aufdrucke dazu getragen. Die Bedeutung eines bestimmten Mode- und Kleidungsstils erschließt sich nur aus dem Gesamtzusammenhang. Der Rechtsextreme Dresscode ist zwar an den Kult der Skinheads angelehnt, variiert jedoch und hat starke Einflüsse aus der Hooliganszene. Bei Traditionsbewussten (Rechten und Nichtrechten) gibt es dagegen einen fest definierten Kleidungsstil. Klassische Marken wie „Ben Sherman“, „Fred Perry“, „Lonsdale“ stehen für die Betonung der Herkunft aus der Arbeiterschicht. Diese Marken wurden von traditionsbewussten Rechtsextremen getragen. Bei rechten Jugendlichen sind zusätzlich angebrachte Stickereien wie z.B. eine „88“ im Lorbeer- kranz der Polo- Hemden von „Fred Perry“ beliebt. Trägt man „Londs- dale“ T-Shirts unter einer geöffneten Jacke, sieht man nur die Buchstaben „ns“ oder „nsda“. Auch wenn das vom Hersteller nicht beabsichtigt ist, gilt dies in der rechten Szene als Abkürzung für „Nationalsozialismus“ bzw. für die „NSDAP“. Beliebt sind auch Hemden und Polo-Shirts, deren Kragen in den Farben „schwarz-weiß-rot“ gestreift sind und damit an die Reichskriegsflagge erinnern. Eindeutige Marken der rechten Szene sind „Working Class“, „Streetwear“, „Consdaple“, „Patriot“, „Celtic Wear“, „Werwolf Germany“ und „Masterrace“. Diese Marken sind aus- schließlich bei rechten Versandhäusern bzw. Läden erhältlich. Wer diese Marken trägt, will damit die Zugehörigkeit zur rechten Szene zeigen. „Consdaple“ wurde von Neonazis entworfen, weil diese unter geöffnet getragener Jacke die Buchstaben „NSDAP“ erscheinen lässt und eben nicht nur „NSDA“ wie bei der Marke „Lonsdale“. Kaum ein Mitglied der rechten Szene läuft heute noch offen mit einem Hakenkreuz herum. Und das nicht nur weil es verboten ist, sondern auch, weil die mit dem „Nationalsozialismus“ in Verbindung gebrachten Symbole in der Bevölkerung weitgehend auf Ablehnung stoßen.
Das Hakenkreuz, die doppelte Sieg-Rune und das Zeichen der SS werden heute durch andere Symbole -meist aus dem esoterischen Flügel des Nationalsozialismus und seiner Vorläufer- ersetzt. Wer ein Hakenkreuz trägt outet sich als „Nazi“. Wer jedoch die „Schwarze Sonne“ auf seinem T-Shirt trägt, der wird kaum auf der Straße oder in der Schule als ein solcher erkannt. Symbole sind Erkennungszeichen nach außen, aber auch vor allem nach innen für die Szene selbst. Sie symbolisieren Zugehörigkeit und Gemeinschaft.
In der rechten Szene hat sich auch ein eigener Sprachgebrauch entwickelt. Besonders in Bezug auf Begriffe aus der Computerwelt. So werden anstatt der gebräuchlichen englischen Begriffe deutsche Ersatz- wörter geschaffen. Entstanden sind außerdem Begriffe, die teilweise nur für „Eingeweihte“ zu verstehen sind. Um ein Verbot z.B. von Gruß- formeln, wie „Heil Hitler“ oder „Mit deutschem Gruß“, zu umgehen,
werden häufig Zahlenkürzel verwendet. Die Zahlen stehen dabei meist für die Buchstaben im Alphabet.
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- Quote paper
- Yvonne Neumann (Author), 2003, Welche Bedeutung haben Symbole im Extremismus? Am Beispiel rechtsorientierter Jugendlicher, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19313
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