„Die Zauberflöte“ ist wohl das erfolgreichste und bekannteste Werk von Mozart und der Operngeschichte weltweit. Oftmals wird das Werk auch als aufklärerische Oper bezeichnet. Inwiefern sich aufklärerisches Gedankengut in der „Zauberflöte“ finden lässt, soll in diesem Essay überprüft werden. Vorab scheint es mir sinnvoll, einen kurzen Blick darauf zu werfen, inwieweit die Aufklärung Auswirkungen auf die Musik ihrer Zeit hatte.
Die Aufklärung wird auch als Zeitalter der Vernunft bezeichnet. Sie beschreibt die Kultivierung des kritischen Denkens. Im Zuge ihrer Rationalisierung mussten die Aufklärer jedoch eingestehen,
dass es Dinge gibt, die sich der reinen Vernunft entziehen. Hierzu zählen u.a. die „schönen“ Künste, deren Bedeutung für das Wohl der Menschheit, genau wie in der Antike, auch in der Aufklärung hoch geschätzt wurde. So wie die Wissenschaften auf das Vermögen der Vernunft gestützt wurden, so legte man den schönen Künsten das Vermögen des Geschmacks zugrunde. Diese Fähigkeit sei dabei jedem Menschen angeboren und liege begründet in der Urteilskompetenz. Der Antike folgend, führten die Aufklärer die schönen Künste auf das Prinzip der Nachahmung zurück, d.h. jede der Künste ahmt auf ihre Weise die Natur nach. Aus diesen Voraussetzungen entwickelte sich ein neuer Geniebegriff. Unter einem Genie verstand man in der
Aufklärung die Fähigkeit zu möglichst naturgetreuer Nachahmung. Hierbei hielt man die Möglichkeiten der Musik, Geräusche und Bewegungen der Natur abzubilden, für nebensächlich. Wichtiger waren den Aufklärern die Gefühle und Leidenschaften der Menschen, die die Musik nachahmen und erregen sollte. Das reine Handwerk wurde dabei herabgesetzt, was dazu führte, dass ganze Musikstile (darunter die italienische Oper und die Instrumentalmusik) ausgegrenzt wurden. Musik musste, wollte sie als schöne Kunst anerkannt werden, eine humane Qualität fühlbar machen. Diese erweise sich in ihrer Wirkung. D'Alembert, Rousseau und Diderot erkannten hierin ein Spezifikum der Musik. Keine andere der schönen Künste kann so unmittelbar und nuanciert Leidenschaften wecken wie die Musik, weshalb sie von den eben genannten als die wirksamste der Künste angesehen wurde.
Inhaltsverzeichnis
- „Die Zauberflöte" - Eine aufklärerische Oper?
- Die Aufklärung und die Musik
- Mozarts „Zauberflöte" - Ein aufklärerisches Kunstwerk?
- Gattung und Form der „Zauberflöte"
- Die „Bruchtheorie" und die Wende im zweiten Akt
- Der Kontrast als ästhetisches Prinzip
- Die innere Entwicklung der agierenden Personen
- Historische Aspekte der Interpretation
- Der Gegensatz von Männlichem und Weiblichem
- Die Flöte als Symbol
- Das dualistische Weltbild der „Zauberflöte"
- Die Rezeption der „Zauberflöte"
- Fazit
- Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay befasst sich mit der Frage, inwieweit sich aufklärerisches Gedankengut in Mozarts Oper „Die Zauberflöte" wiederfindet. Die Arbeit untersucht die Einflüsse der Aufklärung auf die Musik und analysiert die spezifischen Elemente der Oper, die auf eine aufklärerische Intention hindeuten.
- Die Auswirkungen der Aufklärung auf die Musik
- Die „Zauberflöte" als gattungsübergreifendes Werk
- Die Bedeutung des Kontrastes und der Wende im zweiten Akt
- Die Symbolik der Flöte und die Vereinigung von Männlichem und Weiblichem
- Das dualistische Weltbild der Oper und die Utopie der Harmonie
Zusammenfassung der Kapitel
Der Essay beginnt mit einer kurzen Einführung in die Epoche der Aufklärung und deren Auswirkungen auf die Musik. Es wird erläutert, wie die Aufklärung das Vermögen des Geschmacks als Grundlage für die schönen Künste etablierte und die Musik als die wirksamste Kunst zur Erregung von Leidenschaften erkannte.
Im Anschluss wird Mozarts „Zauberflöte" als Paradebeispiel eines aufklärerischen Kunstwerkes vorgestellt. Der Essay beleuchtet die gattungsübergreifende Form der Oper, die sowohl Elemente der ernsten, dramatischen Oper als auch der komischen Oper integriert. Es wird auf die Tradition der Alt-Wiener Zauberopern eingegangen und die Sprengung der formalen Grenzen in der Musik im Zeitalter der Aufklärung hervorgehoben.
Ein weiterer Schwerpunkt des Essays liegt auf der Analyse der Wende im zweiten Akt der „Zauberflöte", die oft als „Bruch" interpretiert wird. Die Arbeit widerlegt die „Bruchtheorie" und argumentiert, dass Mozart und Schikaneder den Zuschauer bewusst an der Nase herumführen wollten. Es wird die Funktion des Kontrastes als ästhetisches Prinzip erläutert, das sich auf verschiedenen Ebenen des Werkes zeigt, z.B. in der Form, im Inhalt, in der Musik und den Charakteren.
Der Essay untersucht die innere Entwicklung der agierenden Personen und die historischen Aspekte der Interpretation. Es wird die Königin der Nacht als Vertreterin des Aberglaubens und Sarastro als Verkörperung der Vernunft der Aufklärung interpretiert. Die Symbolik der Freimaurerei und die Verbindung von Vernunft und Spiritualität werden beleuchtet.
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Essays ist die Analyse des Gegensatzes von Männlichem und Weiblichem in der „Zauberflöte". Die besondere Beziehung von Mann und Frau und die symbolische Bedeutung der Flöte als Verbindung von irdischer und spiritueller Welt werden erörtert. Die Vereinigung von Mann, Frau und der Flöte als göttliche Dreiheit wird in Verbindung mit der christlichen Symbolik interpretiert.
Der Essay schließt mit der Darstellung des dualistischen Weltbildes der „Zauberflöte", das sich in allen Aspekten des Werkes zeigt. Es wird betont, dass nichts nur gut oder böse ist, sondern die Welt aus Polaritäten besteht, die sich ergänzen und zu einem Ganzen zusammenfügen. Mozart hat in seiner „Zauberflöte" eine utopische Welt geschaffen, die von Harmonie und dem Triumph des Guten über das Böse geprägt ist.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die europäische Aufklärung, die „Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart, die Analyse der Oper als aufklärerisches Kunstwerk, die Gattungsübergreifung, die Bedeutung des Kontrastes und der Wende im zweiten Akt, die Symbolik der Flöte, die Vereinigung von Männlichem und Weiblichem, das dualistische Weltbild und die Utopie der Harmonie. Der Essay beleuchtet die Einflüsse der Aufklärung auf die Musik und die spezifischen Elemente der Oper, die auf eine aufklärerische Intention hindeuten.
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- B.A. Jennifer Beyer (Author), 2011, Die Zauberflöte. Eine aufklärerische Oper?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/193058
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