Ein Baustein ganzheitlicherer Formen der interkultrellen Management Theorie und Praxis - im weltweiten Kontext.
Inhaltsverzeichnis
I. Interkulturelle Manager Typologie
II. Interkulturelle Managementstile
III. Interkulturelle Management Instrumente
1. Der Internationale Profiler von WorldWork Ltd. Ein internationales Management Entwicklungsinstrument
2. Der Transkulturelle Profiler. Ein Master Tool des globalen interkulturellen und transkulturellen Managements
a. Der Stand des interkulturellen Management Know-hows: Vom Management der menschlichen Bedingtheit beim Management der kulturellen Bedingtheit
b. Und die Optimierung des Interkulturellen Management Know-hows: Quellen, Modellierung und die Erlangung vollkommenen interkulturellen Management Know-hows
c. Eine interkulturelle Profiling Applikation des Transkulturellen Profilers
IV. 34 Interkulturelle Management Werkzeuge
V. Bilinguales Englisch-Deutsches Fachglossarium: Eine alphabetische Inventarisierung des interkulturellen Management Know-hows
Literaturhinweise
I. Interkulturelle Manager Typologie
Basierend auf Ghoshal und Birkinshaw, Storey und N. Ewington et alia kann man das Berufsbild des globalen Managers im Sinne eines transnationalen Managers unter den Gesichtspunkten der Managertypen, Mangerrollenprofilen und Mangerpositionen etc. systematisieren. Diese Manager müssen in verschiedenen Graden multidimensionale Komplexität vermittels einer Kompetenz managen, die von Bartlett und Ghoshal unter der Prämisse, dass transnationales Management keine Struktur, sondern ein Mindset ist, als „Matrix des menschlichen Geistes“ bezeichnet wird und die die Autoren folgendermaßen charakterisieren: „Verschiedene Rollen und (welt)weit verteilte Geschäfte müssen von einem Management Mindset integriert werden, der die Erfordernisse vielfältiger strategischer Ressourcen, Ansichten, Probleme und Opportunitäten sowohl unter lokalem als auch globalen Blickwinkel versteht und willens ist, mit anderen offen und flexibel zu interagieren.“ Die lokal-globale Äquidistanz der Perspektiven erfordert ein besonderes Maß an interkultureller Kompetenz. Die integrative Funktion eines transkulturellen Paradigmas, das ein Leitmotiv dieser Erörterung insgesamt bildet und das die gesamte Komplexität des globalen Managements in eine vereinfachende und die Effektivität steigernde Kategorie höherer Ordnung einbettet - die noetisch/ transkulturellen Ebenen D1 bis D3 des transkulturellen Profilers S. 48ff - ist strukturell und funktionell gewissermaßen, wenn nicht erforderlich, so doch erstrebenwert.
Der größeren Vollständigkeit halber möchte ich, wie oben angekündigt, eine Systematisierung des internationalen oder transnationalen Managerrollenverständnisses aus dem transkulturellen Fachglossarium im letzten Kapitel V dieser Studie, unter ausdrücklichem Hinweis auf die verschiedenen Quellen und Autoren, insbesondere N. Ewington, TCO London und Cambridge, einfügen, (wobei deren Vertiefung bei den jeweiligen Autoren selbst zu suchen ist), denn hier geht es eher um die grundsätzliche Integration der Diversität des internationalen, transnationalen oder globalen Managements als mentale Funktion.
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T r a n s n a t i o n a l e M a n a g e r
1. Globale Management Positionen
Bartlett und Ghoshal haben ein Typologie von vier Management Positionen identifiziert: a Transnationale Positionen, b Multinationale Positionen, c Offene, lokale Positionen, d Lokale Positionen.
2. Globale Manager Schlüsselrollen
Nach Storey (1996): die internationale Manager Fünf-Schlüsselrollen-Typologie mit ihren jeweils verschiedenen Tätigkeitsfeldern, Rollenerfordernissen und Rollenspezifikationen: a Der Inland-basierte Manager: Intern. Märkte und Akteure. b Das multikulturelle Teammitglied: internationale Projekte. c Der international mobile Manager: Besucht ausländische Filialen. d Der traditionelle Expatriate: Auslandsentsendung. e Der transnationale Manager: Filialunabhängige internationale Supervision.
3. Globale Manager Rollenprofile
1 Der Business Manager: a Stratege, b Architekt, c Koordinator. 2 Der Landesmanager: a Sensor, b Aufbauer, c Kontributor. 3 Der Funktionsmanager: a Scanner, b Vernetzer, c Champion. 4 Der Unternehmensmanager: a Leader, b Talentjäger, c Entwickler. Dieser Managertyp hat eine Koordinationsfunkton hinsichtlich der drei vorausgehenden Managertypen. (Laut Bartlett and Ghoshal, The Transnational 1992 and N. Ewington).
4. Globale Manager Rollen
Laut Bartlett und Ghoshal besteht das Rollenprofil aller vier globalen Spitzenführungskräfte-Typen (siehe globale Manager Typologie) jeweils aus einer Kombination 12 möglicher spezifischer Rollen, und zwar: a Stratege, b Architekt, c Koordinator, d Sensor, e Aufbauer, f Kontributor, g Scanner, h Vernetzer, i Champion, j Leader, k Talentjäger, l Entwickler.
5. Globales Spitzenmanagement
Nigel Ewington, TCO London und Universität Cambridge, identifiziert unter Bezugnahme auf die Forschung Bartlett und Ghoshals, dokumentiert in deren Werk The Transnational von 1992, dass die obere Führungsebene der globalen Topmanager in weltweit tätigen Konzernen ein Netzwerk aus vier Spezialisten-Typen mit jeweils drei unterschiedlichen spezifischen Rollen bildet. Die vier Managerspezialisten sind: 1 Business Manger, 2 Landesmanager, 3 Funktionsmanager und 4 Unternehmensmanager. Ihr Rollenprofil besteht in einer Kombination aus drei von 12 möglichen Rollen. (siehe globale Manager Rollenprofile)
6. Globale Topmanager Typologie
Laut Bartlett und Ghoshal gibt es eine Typologie von vier Spezialisten unter den globalen Topmanagern: a Geschäftsbereich Manager, b Landesmanager, c Funktionsmanager, d Unternehmensmanager.
Diese Zusammenstellung basiert auf N. Ewington, TCO London and Univ. of Cambridge, Programme for Industry, Workbooks 1-3, DICM, Cohort 2004.
Das Entwicklungsprofil unter globalem Blickwinkel
Im Psychogramm des globalen Managers im Managementkontext (S. 48ff) repräsentiert die Profilerebene D5, zusammen mit der damit verknüpften Ebene D4, respektive Evolution und Ethik, eine Scharnierfunktion und somit den Dreh- und Angelpunkt, der es dem globalen Managementaspiranten gestattet, das Tor vom mentalen, dualistischen Bewusstsein zum nichtdualistischen, universellen, vom interkulturellen zum transkulturellen Bewusstsein, zu öffnen und somit seinen Bewusstseinsraum zu bereichern und zu erweitern. Betrachtet man die phylogenetischen Entwicklungsstufen des Menschen, die in der Ontogenese wiedergespiegelt werden, so geht man häufig davon aus, dass die psychologische Entwicklung des Individuums mit der Erlangung der mental-synthetischen Stufe der Ebene D5, 4 des Transkulturellen Profilers S. 48ff, in der sich die kulturelle, organisationale und andere Gruppenzugehörigkeiten einstellen, abgeschlossen ist. Doch das Individuum kann sich, unabhängig vom kulturellen Hintergrund, in die universelle Phase der Transkulturellen Profiler Ebene D5, 5 weiterentwickeln, wo die begrenzten nationalkulturellen Horizonte von umfassenderen abgelöst werden und damit ein universelles Bewusstsein entwickeln, das den Übergang zur transkulturellen Ebene ermöglicht. Diese Ebene ist aufgrund ihrer Universalität integrativ, nicht nur nach außen, inbezug auf die diversen Weltkulturen, sondern insbesondere auch inbezug auf die gesamte Bewusstseinsarchitektur des globalen Managers, dadurch, dass sie, in Analogie zum neurophysiologischen Gesetz der funktionellen Subordination und der strukturellen Integration, die gesamte dreifältige menschliche Struktur des Individuums in eine hierarchisierte Einheit integriert und dadurch das Kulturelle und Interkulturelle, den Bereich der Interkulturalität, in den Bereich der Transkulturalität einfügt, der die mentale Dialektik des ersteren aufgrund seiner nichtdualistischen Natur regelrecht von seiner Programmierung, Dialektik und der dadurch bedingten kulturellen Konflikten erlösen kann. Der transkulturelle Bewusstseinsbereich übt somit eine heilsame, integrative Wirkung auf den interkulturellen aus und fügt dem letzteren somit eine effektive globale Diversitätsmanagementressource hinzu. Im Zuge dieser Höherentwicklung schreitet das Individuum auch auf der Stufenfolge des interkulturellen Entwicklungsmodells M. Bennetts weit über den ethnozentrischen Bereich hinaus in den ethnorelativen Bereich fort, um ihn schließlich zu meistern.
II. Interkulturelle Managementstile
Schmidt und Tannenbaum betrachten Führungsstile als ein Kontinuum zwischen Manager-zentriertem und Mitarbeiter-zentriertem Verhalten mit einer Anzahl von Zwischenstufen. Welche zum Zuge kommen wird von dem Gesamtkontext (Firmenstrategie, Sektor, situative Faktoren, Fähigkeiten des Managers und der Mitarbeiter) insbesondere dem kulturellen abhängig sein, sofern kulturelle Kompetenz bei den Führenden vorhanden ist. Hersey und Blanchards situatives Führungsmodell (Hersey, Blanchard, Situational Leadership) sieht den richtigen Führungsstil als ein Zusammenspiel von vier Variablen: einem Kontinuum von Mitarbeiter-Willigkeit und Mitarbeiter-Fähigkeit, die zusammen die Mitarbeiter-Bereitschaft R ergeben einerseits und aus einer Matrix bestehend aus aufgabenorientiertem Verhalten und beziehungsorientiertem Verhalten andererseits. Aufgrund der Interdependenz zwischen Führenden und Geführten, d.h., in Einklang mit den Voraussetzungen, die die Mitarbeiter mitbringen, sollte der Führende einen der folgenden vier Führungsstile wählen:
Bereitschaftsstufe Führungsstil Führungsverhalten
R1 unfähig, unwillig oder unsicher S1 dirigieren anweisen, genaue Überwachung
R2 unfähig, aber willig o. zuversichtlich S2 beeinflussen klären, erklären, unterstützen
R3 fähig aber unwillig oder unsicher S3 kollaborieren partizipieren, moderieren
R4 fähig und willig oder selbstsicher S4 delegieren Verantwortung f. Entscheidungen
und Werte übertragen
Im ersten Modell wird Führung als eine Feinabstimmung zwischen Führer- und Geführten-zentriertem Verhalten definiert. Die Situative Führungstheorie betont die Interdependenz von Führungs- und Geführtenverhalten. Der interkulturelle Managementansatz ist eine weitere Verfeinerung, der insbesondere den kulturellen Hintergrund der Akteure in der globalen Wirtschaft miteinbezieht. Die im globalen Umfeld entstehenden kulturellen Überschneidungssituationen, sowohl im Hinblick auf die Theoriebildung, als auch auf die Managementpraxis, sind Gegenstand der interkulturellen Managementforschung. Geert Hofstede hat Pionierarbeit geleistet, als er aufgrund seiner interkulturellen Forschung die Übertragbarkeit von Managementtheorien über kulturelle Grenzen hinweg hinterfragte.
Im bekannten Zwiebelmodell Hofstedes ist ersichtlich, dass Organisationskulturen laut Hofstede in stärkerem Masse von Praktiken, das heißt, Symbolen, Helden und Ritualen, als durch gesellschaftskulturelle Werte geprägt sind. Doch wenn die Organisationskultur auch maßgeblich von der Nationalkultur (Landes- oder Gesellschaftskultur) geprägt ist, ist es dann möglich, Managementtheorien und Managementstile, die in einer Ausgangskultur A entstanden sind in einer ganz andere Zielkultur B mit ganz anderen kulturellen Präferenzen - wie sie in den Hofstedeschen landeskulturellen Kennwerten zum Ausdruck kommen - zu übertragen? Da die meisten Managementtheorien im kulturellen Umfeld der USA entstanden sind und im wesentlichen den Hofstedeschen US Landeskulturrankings PDI #15, UAI #9, IDV #1 und MAS #28 (für die dimensionalen Akronyme siehe Legende der Profiler Ebene D7, S. 48ff) von jeweils 40 Landeskulturen entsprechen, hat Hofstede diese Frage erforscht und mit einer relativierenden Antwort beschieden.
Beispielsweise relativiert er die bekannte Maslowsche fünfstufige menschliche Bedürfnispyramide mit den Stufen: 1. Körperliche Existenzbedürfnisse (Physiological needs), 2. Sicherheit (safety and security), 3. Soziale Beziehungen (belongingness), 4. Soziale Wertschätzung (esteem), 5. Selbstverwirklichung (self-actualization) durch die Maskulinität (MAS) X Unsicherheitsvermeidungs (UAI) Matrix. Das heißt, er kreuzt die beiden Dimensionen, UAI auf der Ordinate und MAS auf der Abszisse, was vier Quadranten mit vier Kultur- Clustern ergibt, die ein jeweils bevorzugtes Motivationsmuster aufweisen, während die Maslowsche Bedürfnispyramide von der universalistischen Annahme ausgeht, dass die Bedürfnisse und somit die Motivatoren aller Menschen, unabhängig von ihrer kulturellen Sozialisierung, in derselben Rangfolge priorisiert seien. Somit erhält er folgende kulturell nuancierte Motivationsmuster, die in Hofstedes Publikationen und unter dem Begriff culture maps (Kulturkarten) bildlich veranschaulicht werden:
Quadrant Dimensionen Motivatoren Beispiel
Q1: schwacher UAI, maskulin: Motivation durch eigene oder Gruppenleistung (z. B. USA)
Q 2: starker UAI, maskulin: Motivation durch Sicherheit und soziale Wertschätzung (z. B. Japan, Deutschland)
Q3: starker UAI, feminin: Motivation durch Sicherheit und soziale Beziehungen (z. B. Spanien)
Q4: schwacher UAI, feminin: Motivation durch Leistung und soziale Beziehungen
(z. B. Schweden)
Die amerikanischen Motivationsforscher, Maslow, McClelland und Herzberg, in deren Modellen die Hauptmotivatoren Leistung und Selbstverwirklichung sind, sind laut Hofstedes Forschung ein Ausdruck des US-amerikanischen Werteprofils mit Maskulinität (Leistungsorientierung), schwache Unsicherheitsvermeidung (Risikobereitschaft) und hohem Individualismus (Selbstbehauptung, Selbstverwirklichung). Diese Motivatoren sind beispielsweise nicht auf die japanische Kultur übertragbar, in der die Mitarbeiter durch Gruppenzugehörigkeit und Sicherheit als Gegenleistung für Firmenloyalität motiviert werden.
Inbezug auf Führungsstil in der Form des partizipativen Managements ist dieser zu direktiv für Kulturen mit niedrigerem PDI und zu wenig direktiv für Kulturen mit sehr hohem PDI (Machtdistanz Indexwert).
Was Organisationskulturen anbelangt, so gibt uns die PDI/UAI Matrix, basierend auf der Forschung Stevens, Hofstedes und Stuarts et alia, Aufschluss über drei Organisationsmodelle. Die mittige Positionierung der USA lässt auf Elastizität der US-Organisationsstrukturen schließen, Management mittels Kommunikationskompetenz (Britisches Modell), Formalisierung (deutsches Modell) und persönliche Autorität und Regeln (französisches Modell) entsprechen jeweils dem kulturellen Umfeld, indem sie entstanden sind und sind nur schwer, wenn überhaupt, auf andere Kulturen übertragbar.
Ebensowenig wie die interkulturellen Managementerkenntnisse aus der MAS X UAI Matrix hinsichtlich kulturbedingter Motivationsmuster sollten die interkulturellen Erkenntnisse hinsichtlich Management und Führungsstrukturen aus der PDI X UAI Matrix in keinem Expatriate Werkzeugkasten fehlen.
Wie erwähnt wurde diese Matrix unter der Beteiligung von interkulturellen Forscherteams weiterentwickelt und beispielsweise von Goshal, Bartlett und Birkinshaw in ihrem Werk „The Transnational“ synoptisch unter der Bezeichnung „Emergent Cultural Profiles“ (emergente Kulturprofile) dargestellt. Diese emergenten Kulturprofile enthalten spezifische Managementinformation. Auch diese „culture map“ (Kulturkartierung) geht aus der Kreuzung zweier Hofstedescher Kulturdimensionen hervor, und zwar der Unsicherheitsvermeidung (UAI), sprich Formalisierung auf der Ordinate und der Machtdistanz, sprich Hierarchie auf der Abszisse und ergibt entsprechend den nationalkulturellen Kennwerten dieser beiden Dimensionen wiederum vier Kultur- Cluster kulturtypischer Managementprofile:
Quadrant Dimensionen Emergentes Kulturprofil Kulturen (z.B.)
Q1: schwacher UAI, hoher PDI Familie/Stamm Asien
Q2: starke UAI, hoher PDI Traditionelle Bürokratie oder menschliche Pyramide Romanische
Q3: starker UAI, niedriger PDI Gut geölte Maschine Deutschland
Q4: schwacher UAI, niedr: PDI Dorfmarkt Angelsächs./nordische
Bettet man dieses differenzierte interkulturelle Wissen in den von mir entwickelten ganzheitlichen, im Transkulturellen Profiler vorgestellten transkulturellen Ansatz ein, vor dem Hintergrund der Erkenntnisse aus der Forschung Ghoshals, Bartletts und Birkinshaws über die „Transnationale“ und die „Metanationale“, so kann man das Beste verschiedener Welten miteinander verknüpfen.
III. Interkulturelle Management Instrumente
1. Der Internationle Profiler – Ein internationales Management Entwicklungsinstrument
Die transkulturelle Profilerebene D10 Interkulturelle Kompetenzen in Kapitel III, 2 b rekapituliert desweiteren 10 spezielle Kompetenzen, deren Besitz einen global agierenden Manager auszeichnet und die man wiederum in proaktive und rezeptivere unterteilen kann. Sie wurden von WorldWork Ltd in London als Diagnose und internationales Managemententwicklungsinstrument entwickelt. Es handelt sich um insgesamt 10 Kompetenzen mit 22 Dimensionen unter dem Begriff International Profiler, die von mir folgendermaßen ins Deutsche übertragen wurden:
„Der Internationale Profiler (mit 10 Kompetenzbereichen und 22 Dimensionen)“
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: International Profiler, WorldWork LTD, London, Übertragung d. d. Autor
Meinerseits wurde der Transkulturelle Mindset und der Altruismus hinzugefügt, was insgesamt die Profilerebene D10, 1-12 des integrativen Transkulturellen Profilers ergibt
2. Der Transkulturelle Profiler. Ein Master Tool des globalen interkulturellen und transkulturellen Managements
a. Der Stand der interkulturellen Kunst und Wissenschaft
Vom Management der menschlichen Bedingtheit beim Management der kultureller Bedingtheit
Heute, am 10. Oktober 2011 berichten die globalen Medien, dass es infolge einer eskalierten Demonstration koptischer Christen in Kairo zahlreiche Tote gegeben hat. Einige Medien bagatellisieren das mit dem Hinweis, dass koptisch-muslimische Konfrontationen eben eine lavierende Form von Bürgerkrieg seinen, und daher keine größere Bedeutung hätten. Der Geist der Spaltung, so könnte man aus diesem repräsentativen Vorfall für ähnliche weltweite Konflikte schlussfolgern, hat immer noch die Oberhand über den weltweiten Geist der Einheit. Doch die konditionierte Trennung und Spaltung sind, ebenso wie die essentielle, a priori gegebene Einheit, gleichermaßen konstitutive Aspekte des Menschlichen. Es ist eine Frage der Priorisierung und Balancierung komplementärer anthropologischer Realität und somit der Integration von singulärer Diversität in Myriaden vom Formen und Gestalten und ihrer essentiellen Einheit als Mitglieder der Menschheit. Dies ist eine konfliktpräventive, synergetische Erkenntnis. Das Defizit hinsichtlich der Wahrnehmung dieser Gesamtrealität, die ebenso wie die kulturelle Konditionierung aus der Sozialisierung resultiert, führt zu einem strukturell-funktionellen Ungleichgewicht des Menschlichen, das konterproduktiv für die Entwicklung des Menschengeschlechtes hin zu einer solidarischen Menschheitsfamilie ist.
Betrachten wir in der Folge den Beitrag der interkulturellen Forschung zur Behebung dieses Sachverhalts, um die bestehenden Defizite der interkulturellen Theorie und Praxis im Hinblick auf ein optimiertes globales Management zu ergänzen.
Eine gleichnishafte Anekdote, in der ein Individuum in der Dunkelheit der Nacht, im Schein einer Laterne, nach einem verlorenen Gegenstand sucht, hat symbolischen Charakter für den Status der gegenwärtigen interkulturellen Forschung: Als ein Passant den Suchenden nach dem genaueren Ort, wo er sein Objekt verloren zu haben glaubt, fragt, entgegnet letzterer, dass es wohl etwas weiter weg gewesen sei. Der verwunderte Passant wollte sich nun nach dem Grund dafür erkundigen, warum jener denn nicht eben dort suchte, worauf der Suchende ihm antwortete, dass die Sicht hier im Schein der Laterne eben besser sei.
Mancher interkultureller Forscher ist dem Sucher des verlorenen Objekts nicht unähnlich, da so mancher auch die Neigung hat, vorzugsweise im Bereich des bereits Bekannten zu recherchieren und eher selten neue Horizonte zu erforschen, die ein neues, kreatives Licht auf seine Forschung werfen würden. Die quantifizierte Sophistikation des Bekannten bedeutet nicht, dass der Forscher den Bereich des bereits kartierten Terrains verlässt und die von den interkulturellen Pionieren zumindest implizit anvisierte Destination erreicht. Diese Destination besteht in einem kulturellen Eldorado in dem Sinne, dass der Mensch die Fähigkeit der Meisterung und Beherrschung über das Kulturelle in dieser Epoche zunehmender Globalisierung mit ihren weltweiten kulturellen und interkulturellen Herausforderungen erlangt. Die Hoffnung, dass die Weltwirtschaft und die globale Kommunikation- und Verkehrsinfrastruktur vor dem Hintergrund einer noch weiter gefassten Raumforschung, kurz, die High-Tech, den Planeten integrieren und das globale Dorf auch kulturell vollenden würde, ging nicht im erhofften Maß in Erfüllung. Ganz im Gegenteil, statt friedlich, gemeinsam, wie zu alter Zeit - in neuer Gestalt – im Geiste der Bewusstheit der Interdependenz und Einheit, die Ressourcen aus den Brunnen und Quellen des globalen Dorfes zu schöpfen, befinden wir uns in einem Prozess der technologischen Konvergenz bei gleichzeitig zunehmender kultureller Divergenz. Dafür gibt es bereits Indikatoren: Die transnationalen, multikulturellen Konzerne beobachten bisweilen eine Tendenz zur kulturellen Selbstbehauptung kulturell diverser Mitarbeiter, offenbar aus einem Gefühl der Bedrohung ihrer eigenen kulturellen Diversität heraus. In urbanen Umfeldern kann man neben Integrationsanstrengungen auch Tendenzen kultureller Ghettoisierung beobachten. In der Politik, wie wir gerade in Zusammenhang mit der Finanzkrise beobachten können, bestehen daher Tendenzen, das aus kulturellen Gründen nur unter großer Anstrengung und über mehrere Dekaden erreichte supranationale Acquis, wiederum aus nationalkulturellen Gründen, kombiniert mit vielschichtigem nationalem Denken, in Frage zu stellen. Nationale und supranationale Identitäten harren einer Integration im Interesse der Zukunftsfähigkeit des Ganzen.
Die Hälfte der in den letzten Dekaden geführten Kriege war durch den Wettbewerb und den Kampf um Wasser und Erde motiviert. Diese beiden Motive lassen sich unter einem übergeordneten Motiv, nämlich dem der Ernährungsfrage bzw. der Unterernährung zusammenfassen, da die beiden Ressourcen diese bedingen und ermöglichen beziehungsweise verhindern und das Leben in Frage stellen. Diese Überlebensfrage kann dann tiefe und daher schwer steuerbare, bisweilen irrationale Schichten, wie die der kulturellen Überidentifizierung zur Sicherung der Lebensvoraussetzungen aktivieren. Die Kultur läuft also Gefahr, ein Macht- und Identifikationsfokus, und eine Waffe im Kampf um Nahrung und Überleben immer zahlreicherer und größerer Ethnien zu werden, die die Karte der kulturellen Identität im Machtspiel um den Zugriff auf Ressourcen zu spielen versucht sein könnten. Kultur und Überlebensherausforderungen könnten sich also als eine wenig heilige Allianz für die Menschheit entpuppen. Dennoch könnte ein tieferes Verständnis des Kulturellen auch ein Faktor für die Integration des Planeten und die Prävention von Kulturkonflikten sein. Ob die Kultur nun einen Integrations- oder einen Desintegrationsfaktor darstellt, hängt vom Niveau der kulturellen Erkenntnis und ihres Managements im Lichte eines vertieften Verständnisses mit praktischer Relevanz ab. Diese Ambivalenz und deren effektives Management im Sinne epochaler Erfordernisse ist ein Aspekt dieser Erörterung.
Unter diesem Gesichtspunkt scheint die Hypothese zulässig, dass die kulturelle Frage und die des damit einhergehenden interkulturellen Managements in dem Sinne schlecht gestellt wurde, dass sie wohl nicht umfassend genug gestellt wurde, was analog zu unvollständigen Antworten führt, die kein nachhaltiges Kulturmanagement, von ihrer eigentlichen Wurzel her, ermöglichen. Und solange man nicht zu der Wurzel des Kulturellen vordringt, wird man sich weiter im Kreis drehen und den Käfig, den die Analysten konstruiert haben, vergolden und sich frei wähnen und als Meister der kulturellen Fragen erachten, ohne jedoch je jenen Schlüssel zu finden, der es gestatten würde, den goldenen Käfig, der durchaus Zeichen intellektueller Sophistikation aufweist, aber naturgemäß begrenzt ist, zu öffnen und den Weg zur Freiheit, im Sinne einer Beherrschung des kulturellen zu beschreiten.
Der bekannte nordamerikanische Architekt Frank Lloyd Wright sprach bei seiner Architekturforschung in der Wüste von Arizona von der Erfordernis, die „Box zu knacken“, im Sinne der Erfordernis, das Bauwerk zur Umwelt hin zu öffnen und es in seinen Kontext einzubinden. In ähnlicher Weise kann man von einer Erfordernis der Integration der psychologischen Infrastruktur in ihren natürlichen Kontext sprechen, das heißt, dass der Mentalbereich mit seiner kulturellen Konditionierung gleichermaßen in seinem umfassenderen Kontext des menschlichen Bewusstseins zu verorten ist, das die tiefere Bedeutung und die natürlichen geistigen Ressourcen für das Management des Kulturellen erschließt, wie es die Evolution teleologisch vorgesehen zu haben scheint. Es geht also im wesentlichen um eine Rekontextualisierung des Kulturellen und des Interkulturellen in einem Bereich, der diese transzendiert und umfassender verständlich und beherrschbar macht, der daher als transkulturell bezeichnet werden kann. Muss man ein Gebäude, so könnte man ebenso fragen, nicht besser fundamentieren, um es tragfähiger zu machen und dadurch seine Kapazität und Leistung zu optimieren, sei dieses Gebäude physischer oder geistiger Natur?
b. Und die Optimierung des interkulturellen Management Know-hows
Quellen, Modellierung und die Erlangung umfassenden interkulturellen Management Know-hows
Die interkulturellen Theoretiker vergessen häufig, über die diesbezüglichen Kontributionen maßgeblicher Weltkulturen hinaus, die wir nachher unter dem Gesichtspunkt ihrer diesbezüglich relevanten erkenntnistheoretischen Beiträge, auf der Suche nach Evidenz für ein komplementäres transkulturelles Verständnis der kulturellen Diversität, Revue passieren werden, was die Wissenschaften vom Leben, von der Materie und der Energie und auch die Religion als eine das Zeitliche mit seinen mentalen Artefakten transzendierende Lesart der Existenz per se dazu zu sagen haben.
Die transkulturelle und transdisziplinäre Wahrnehmung und Erkenntnis, die wir noch detaillierter erörtern werden, sind auch Transpositionen und Translationen eines harten wissenschaftlichen Prinzips, nämlich des Komplementaritätsprinzips Niels Bohrs in der Mikrophysik oder Quantenphysik, der Wissenschaft die über das Newtonsche Paradigma hinaus, das erweiterte erkenntnistheoretische Fundament für die moderne Zivilisation bis hin zur Luft und Raumfahrt gelegt hat. Das Management des äußeren und extraterrestrischen Raumes kann von derlei Prinzipien ebenso maßgebliche forschungs- und entwicklungsrelevante Erkenntnisse gewinnen, wie das Management des inneren Raumes des Bewusstseins mit seinem mentalen und kulturellen Inhalt. Ebenso ist es erforderlich, die Prinzipien der Evolution mit ihrer Logik der Differenzierung und Integration richtig zu lesen und zu interpretieren. Diesbezügliche Dualitäten gilt es nicht antagonistisch, geleitet vom individuellen oder kollektiven Ich, sondern als Werkzeug der Evolution im Hinblick auf ihre eigene Optimierung zu erkennen. Die Mikrophysik ebenso, wie die menschliche Neurophysiologie scheinen darauf hinzuweisen, dass komplementäre Dualitäten die fundamentale Realität ergänzend beschreiben. In der Biologie ist diese komplementäre Dualität und ihre Integration im Grunde bereits mit dem Beginn des Lebens, in der Gestalt einer lebensfähigen Einheit des befruchteten Eies gegeben, das mit der diversen und komplementären genetischen Information des Männlichen un des Weiblichen ausgestattet ist. Diese Wirkweise dessen, was das Leben an sich ausmacht, dieses Fundament des doppelten Prinzips der Diversität und der fundamentalen Einheit, die den Tenor des Seienden bilden, nicht verstehen, heißt, das Leben nicht umfassend zu verstehen und dies trotz aller High-Tech Genetik, die somit dann destruktiv zu werden droht, weil sie unabdingbare und unerbittliche Gleichgewichte irreversibel manipuliert.
Die Übersetzung eines Prinzips des Lebens und der Evolution auf die soziokulturelle Ebene, die ja gleichermaßen von jenem Fundament des Lebenden getragen wird, ohne die Korrumpierung durch die Dynamik des Ego und der Habsucht und im Interesse der Menschheit, wäre nicht mehr und nicht weniger als eine logische Schlussfolgerung und ein kultureller Akt, der des zivilisierten Menschen würdig ist.
Aber das Gegenteil geschieht, beginnend mit der Korrumpierung der geistig-biologischen Lebensbasis in der Gestalt geschlechtlicher Konkurrenz beispielsweise oder der Manipulation und Destruktion pränatalen Lebens. Hier wird weder die Interdependenz und komplementäre Integration noch die Einheit des Lebens per se wahrgenommen oder bewusst ignoriert. Welche Vergessenheit und Entfernung vom Leben, ein echtes Abkommen vom Weg des Lebens an sich, jener der Wahrheit ohne Alternative, weil er ein geistig-biologisches Apriori ist; und ebenso von der unendlichen Weisheit des Lebens, die man kompensatorisch in äußerlichen Artefakten sucht, statt sie an ihrer wahren Quelle, sozusagen im Herzen des Menschen, zu schöpfen. Deshalb predigt die Religion zurecht den uneingeschränkten Respekt des Lebens in all seinen Formen und Facetten. Und die Liebe, ein höchstes und ehernes Gesetz konsekriert und konsolidiert seine Integrität, sowohl in biologischer als auch in geistiger Hinsicht.
Es ist erforderlich, das Korsett der kulturellen Konditionierung zu kennen, sich aber auch davon lösen zu können, wenn innerhalb des Bekannten keine nachhaltigen Lösungen gefunden werden können oder in der goldenen Käfigmetapher formuliert ist es eventuell nötig, diesen zu transzendieren, sich davon zu befreien und somit den gordischen Knoten des Kulturellen mit seiner Konfliktlogik zu sprengen, wenn alles andere aussichtslos ist, wenn „cultural remedies are past“, d. h., in Anlehnung an Shakespeare und diesen paraphrasierend, wenn es keine konventionellen kulturellen Heilmittel mehr gibt. Somit kann das kulturell verursachte Leid des Menschen bewältigt werden oder Shakespeare weiterhin paraphrasierend, the „cultural sorrow is over“. In anderen Worten, die phylogenetisch und teleologisch angelegte Fähigkeit der Transzendierung des soziokulturellen Mentalen durch die noetische, metamentale oder transkulturelle Dimension eines ebenso vorhandenen weiteren und biologisch weise-integrativen menschlichen Bewusstseinsraums kann die kulturelle Herausforderung magistral lösen. Die transkulturelle Dimension kann wissenschaftlich, religiös und geisteswissenschaftlich konsistent den vollendeten kulturellen Kunstgriff zur Beherrschung der kulturellen Dimension in der Menschheit bewirken. Wenn alle kulturellen Maßnahmen versagen, dann kann die Kunst und Wissenschaft integrierende und transzendierende Dimension eines reinen Bewusstseinsraums die Erlösung vom kulturellen Leid bewirken, das durch eine unzugängliche menschliche Kulturerkenntnis mitverursacht wird: „When remedies are past, the sorrow is over”, sofern die transkulturelle Dimension operationalisiert werden kann. Ansonsten bleibt das Kulturelle, durchaus eingedenk ihrer Synergie-, und Kreativitätspotentiale, Teil des menschlichen Leids.
Das Abrufen und die Initialisierung eines derartigen, von der Evolution vorgesehenen Überlebensmechanismus durch die Transzendierung des Kulturellen, kann durchaus erforderlich sein, wenn das Schiff der Menschheit auf den kulturellen Wellen und Wogen des Ozeans der Zeit auf den mentalen Riffen des menschlichen Geistes zu zerschellen droht. George Bernard Shaw hat einen vergleichbaren Sachverhalt in seinem Theaterstück “Heart Break House”, nämlich das Herannahmen des ersten Weltkrieges, ähnlich metaphorisch vorweggenommen, wenn er dort zynisch-hilflos sinngemäß bemerkt, dass weiter nichts passiert, außer dass ein Schiff auf den Felsen zerschellt. Die geistigen Felsen damaliger nationalistischer Machtansprüche und die der kulturellen Logik sind in ihrer Wirkung nicht unähnlich. Doch nun kann eine echte transnationale und transkulturelle Dimension ein Anker für das Schiff der Menschheit sein, ein leuchtendes Licht am Ende des Tunnels, dem man folgen oder aber in der Dunkelheit des Labyrinths des Menschlichen, mit den damit einhergehenden prognostizierbaren Folgen für den Menschen, verharren kann.
Ein Großteil der Kriege der jüngeren Vergangenheit waren, wie bereits erwähnt, durch die Frage nach der Verfügbarkeit von Wasser und Territorialansprüche und somit letztendlich durch die Nahrungsverfügbarkeit bedingt, da die beiden Komponenten Land und Wasser diese bedingen. Unter den Zukunftsszenarien kann man sich von der kulturellen Warte auch eines ausmalen, das in etwa so aussieht, dass Menschen diverser Kulturen sich aufgrund demographischer und ethnozentreicher Entwicklung im Kontext einer allgemeinen Ressourcenverknappung und Prekarisierung der Kultur als strategischer Überlebenswaffe bedienen könnten, ebenso wie wir es bereits vom nationalen, rassischen und religiösen Fundamentalismus her kennen. Letztendlich sind die nationale, die rassische, die ethnische, die linguistische und die religiöse Identität Komponenten eines nach wie vor tentativen Kulturbegriffs, dessen, was die multidimensionale Diversität und Singularität des Menschen konstituiert. Das Natürliche der Kultur läuft Gefahr, pervertiert zu werden.
Vereinfachend könnte man sagen, wenn die psychologische Kultur eine unheilige Allianz mit der physischen eingeht, dann entsteht eine Potenzierung. Kann eine differenziertere Kulturbewusstheit bewirken, was der Bereich der Religion in der Menschheit nicht vermochte? Vielleicht kann die transdisziplinäre Kontextualisierung und Erkenntnis im Sinne einer Mitwirkung der Geschöpfe an der der Schöpfung den Schöpfer ob des menschlichen Ungehorsams besänftigen? Letztendlich liegt es in seiner Hand, denn dort ist es immer noch besser aufgehoben, als in der ausgeklügelsten and anmaßendsten menschlichen Wissenschaft, die unter Umständen nur die Konsekrierung seiner finalen Unwissenheit ist, da intellektuelle Konstrukte und die Wirklichkeit und deren Veränderung sich häufig im toten Winkel zueinander zu befinden scheinen, was letztendlich Hegels Feststellung, dass wir aus der Geschichte lernen, dass wir nichts aus ihr lernen, erklärt. Doch diese Frage würde eine fundamentale Kultur- und Zivilisationskritik, insbesondere des gesamten westlichen Rationalismus erfordern, der das Pferd zwar ans Wasser zu führen, dieses aber nicht zum Trinken zu bewegen vermag, wie es häufig scheint. Welche Rolle im Hinblick auf eine Korrektur dieses Sachverhalts dabei ein weitergefasstes komplementäres prärational-basiertes, rationales und transkulturelles Kulturverständnis spielen können, wäre zumindest, allein schon aufgrund des metaphorischen Komplementaritätsprinzips, der Erforschung würdig. Hier sollen die rationalen oder kulturellen und die transkulturellen Dimensionen des Bewusstseins jedoch im Vordergrund stehen.
Wie dem auch sei, man sollte sich eingedenk sein, dass die Erfassung und Erkenntnis der konstitutiven Komponenten des Menschlichen ein Schlüssel zu seiner Ganzheit und somit ganzheitlicher Lösungen im Kulturellen und darüber hinaus sind. Die volle Erkenntnisgewinnung in diesem Bereich führt aber zur Einbeziehung der Fundamentalien der Existenz, wie Raum-Zeit, Bewusstsein, Energie, ja selbst über die Quantenphysik hinaus. Zeit oder das durch sie bedingte Mentale und die darin primär gespeicherte kulturelle Information werden durch den metamentalen oder für kulturelle Zwecke als transkulturell bezeichneten Bewusstseinsraum transzendiert. Die Zeit mit ihrer Akkumulation transzendierend entzieht letzterer sich der Dualität dialektischer Prozesse und beendet, gleich einem geistigen Refugium, identitätsbasierte Diversitätsdialektiken. Gleich einem Autopiloten umsteuert die transkulturelle Intelligenz dieses damit einhergehenden transkulturellen Bewusstseins die Gefahrenzonen. Die inter-transkulturelle Komplementarität sind ein Schritt zur ganzheitlichen Erfassung und Lösung soziokultureller Fragen. Ist der Mensch unwillig und verschließt sein Ohr, so kann ihn keine Sprache erreichen, weder die der Wissenschaft, noch eine menschliche, geschweige denn die übernatürliche, göttliche der Offenbarung. Und was, wenn nicht, so könnte man den Talmud paraphrasierend weiterfragen. Nun, „nothing happens, except a ship crashing on the rocks“ (G. B. Shaw), oder nach der Bibel, “alles Windhauch und Luftgespinst”!?
Doch folgen wir unbeirrt, vertrauens- und hoffnungsvoll jenem Licht, das am Ende des bisweilen dunklen Tunnels des menschlichen Geistes erstrahlt: Praktisch kann man argumentieren, dass das integrative und das desintegrative Potential dessen, was wir Kultur nennen, von der Tiefe des Verständnisses derselben abhängig sind. Der mentale, interkulturelle Bewusstseinsraum steht im Bezug zu dem spezifischen, trennenden und die die Menschheit an der Oberfläche trennenden Diversität, während der metamentale oder transkulturelle Bewusstseinsraum einen Bezug zur integrativen Bewusstseinsfunktion der Menschheit hat. Die spezifisch-diffuse Dialektik des weiteren Bewusstseinsraums mit den beiden komplementären Funktionen der Division und der Integration sind in ihrer Ganzheit wahrzunehmen. Dabei wird die Logik der Trennung und Spaltung durch die konkomitante Wahrnehmung der komplementären Erscheinungsformen des einen und ganzen beendet. Diese Perspektive erfordert offenbar sogar eine Transzendierung der metaphorischen quantenphysikalischen Erkenntnis der Unschärferelation Heisenbergs in dem Sinne, dass die gleichzeitige Bestimmung der Position und der Geschwindigkeit (Impuls) eines subatomaren Teilchens unmöglich sei. Können zwei unvereinbar erscheinende Wahrnehmungen integriert werden? Im Bewusstsein ist das harte physikalische Gesetz, das die gleichzeitigen Perzeptionen und Bestimmungen ausschließt, zumindest als Metapher und Arbeitshypothese durch die Möglichkeit konkomitanter Bewusstheit relativierbar, in der eine Integration der untergeordneten interkulturellen Erkenntnis durch die höhere transkulturelle Erkenntnis, konsistent mit dem neurophysiologischen Prinzip der doppelten strukturell-funktionellen Integration, stattfindet. Das Bewusstsein lässt sich offenbar nicht einmal durch die quantenphysikalischen Metaphern erschöpfend formulieren. Wir müssen gewissermaßen von einer “supraquantischen Realität” ausgehen. Wissenschaft, so könnte man sagen, ist nur zeit-raum-bewusstseinsrelatives menschliches Stückwerk. Doch verlassen wir den Bereich der Physik, der allenfalls eine Hilfe und keine Komplikation der hier explorierten Sachverhalte sein sollte.
Um kulturelle Konflikte zu vermeiden, ist es daher erforderlich, nicht nur die spezifische Trennungsfunktion des Bewusstseins, die für konventionelle wissenschaftliche Zwecke geeignet sein mag, zu entwickeln, sondern auch und vor allem, um das funktionelle Ungleichgewicht auszubalancieren, die komplementäre Integrationsfunktion des Bewusstseins, denn die Synergie der beiden scheint das Gesetz des Lebens an sich, dessen beide konstitutiven Komponenten die Diversifizierung und deren Integration auf stets höherem Niveau sind, zu erfüllen. Deren positive Synergie ist dem Leben förderlich, während deren negative Synergie dieses hemmt. Diese Hemmung geistig-biologischer natürlicher Realität konstituiert den kulturellen Casus Belli und nicht nur den kulturellen. Nichtbeachtung und –erfüllung solcher Gesetzmäßigkeit kann das Leben u. U. sogar irreversibel bedrohen. Das angemessene Diversitätsmanagement ist daher eine biologisch basierte soziokulturelle Erfordernis.
Nachfolgend möchte ich ein erkenntnistheoretisches Fundament für eine transkulturell-integrative Funktion des menschlichen Geistes in Ergänzung zur Differenzierungsfunktion legen. Beide Dimensionen sind komplementär und konstituieren den weiteren Bewusstseinsraum, der es gestattet, durch eine weiterreichende Kontextualisierung des darin enthaltenen Kulturellen dies in ein neues Licht zu rücken. Die nachfolgend systematisierten Traditionen aller Hochkulturen und Zivilisationen scheinen diverse Konstrukte anzubieten, die die Hypothese eines transkulturell-integrativen Bewusstseinsraums stützen. Sie scheinen in kulturell diverser Form darauf hinzuweisen, dass man den Menschen möglichst in der Bewusstheit um seine Ganzheit betrachten sollte, um ihn in seiner Ganzheit zu verstehen und somit seine Probleme ganzheitlich und somit nachhaltig zu lösen, ohne ihn natürlich zu überfordern, denn die ganzheitliche Erkenntnis enthüllt seine natürlich-integrative Steuerungsdynamik, die man auch für die Steuerung der Kulturvariablen nutzen kann.
In diesem Sinne wird Sun Tzus Dictum plausibel, demzufolge die wahre Selbstbewusstheit sogar unbesiegbar machen kann, dadurch dass der Mensch sich selbst besiegen kann, was als der größte Sieg gilt, da er den Sieg des Menschen über sich und die Welt beinhaltet. Bei dem Unterfangen den Horizont des kulturell diversen menschlichen Geistes zu explorieren, möchten wir in etwa der Sonnenbahn, der physischen wie der geistigen Sonne der Erkenntnis vom Orient zum Okzident folgen. Wir werden jenseits detaillierter komparativer philosophischer Analyse feststellen, dass alle Zivilisationen, die ja alle an einem umfassenden und sie potentiell einenden Bewusstseinsraum und dem einen Leben des Menschen per se teilhaben, die sie bereits über alle evolutionserforderliche Diversifizierungsdynamiken hinaus in eine fundamentale und unauflösliche Einheit, gleich dem biblischen Weinstock mit den Rebzweigen, einbinden (und die beiden können nicht einmal unabhängig voneinander weder gedacht werden noch existieren), Bewusstseinsformen aufweisen, die das mentale, dialektische Bewusstsein transzendieren, das der Speicher der kulturellen Programmierung im wesentlichen zu sein scheint und tragen somit zu einer differenzierteren Selbsterkenntnis des Menschen bei. Diese umfassendere Selbsterkenntnis bildet gewissermaßen die Startrampe für die Erkundung des inneren Raumes und die Ortung und Systematisierung einer komplementären transkulturellen und funktionell integrativen Bewusstseinsdimension, die das Kulturelle revolutionär, im Sinne einer natürlichen Integration kultureller Diversität, kontextualisiert. Diese Ansätze können dazu beitragen, den goldenen Käfig menschlicher Konstrukte spaltweise zu öffnen und dem Menschen den Weg in eine umfassendere all-integrative höhere Form von Freiheit, die auch sein Geburtsrecht ist, zu weisen, ohne das Acquis des Käfigs zu zerstören und es im Lichte umfassenderer Erkenntnis zu transformieren. Der Dreh- und Angelpunkt ist das Öffnen der Tür, spaltweise und progressiv-analytisch, eine plötzliche Öffnung im Wege der Erkenntnis und Erleuchtung oder das Aufreißen der Türen (in Anlehnung an Benedikt XVI), um das Göttliche, das das rationale und beengende Bewusstsein erleuchtende Bewusstsein, das seine Ganzheit und Integrität wiederherstellt und somit sein Heil bewirkt, hereinzulassen. Jenseits von New Age Magie und ihrer Verwirrung geht es hier um die umfassendere Erkenntnis des Menschen, Gottes und des Schöpfers in ihrer Ganzheit, soweit es dem Menschen gegeben ist.
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- Citar trabajo
- D.E.A./UNIV. PARIS I Gebhard Deissler (Autor), 2012, Ein interkulturelles Management Toolkit für global Agierende, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/192791
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