Schon mit dem Titel „Schmerznovelle“ gibt der Autor Helmut Krausser einen deutlichen Hinweis auf die Gattungszugehörigkeit seines Textes. Auf der einen Seite baut der Autor damit einen gezielten Erwartungshorizont beim Leser auf und setzt sich auf der anderen Seite selbst enge Grenzen, da die von ihm gewählte Gattung strenge Vorschriften hat.
Doch ist der vorliegende Text tatsächlich eine Novelle? Also bleibt der Autor wirklich innerhalb dieses engen Korsetts? Mit dieser Fragestellung befasst sich diese Arbeit. Eine Schwierigkeit ist dabei, dass man die literarische Gattung der Novelle nicht vollständig klar definieren, höchstens grob eingrenzen kann. Oder mit den Worten von Wolfgang Rath formuliert, der die Novelle als „[…] nie formal erstarrt, im immer wieder neuen Spiel mit ihrer Form bis heute lebendig geblieben […]“ beschreibt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gattungsabgleich
- Situative Bedingungen der Novelle
- Form
- Aufbau
- Sprache
- Inhalt
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Schmerznovelle von Helmut Krausser und untersucht, ob der Text die Merkmale einer klassischen Novelle erfüllt. Dazu werden verschiedene Novellentheorien herangezogen und mit den Merkmalen des Textes verglichen. Die Arbeit fokussiert auf die Gattungszugehörigkeit der Schmerznovelle, indem sie die Situative Bedingungen, die Form, den Aufbau, die Sprache und den Inhalt des Textes mit den bekannten Charakteristika der Novelle konfrontiert.
- Die Einordnung der Schmerznovelle in die Gattung der Novelle
- Der Vergleich der Schmerznovelle mit klassischen Novellentheorien
- Die Analyse der situativen Bedingungen, der Form, des Aufbaus, der Sprache und des Inhalts
- Die Frage nach der Geschlossenheit der Handlung
- Die Rolle der Figuren und ihre Beziehung zum Erzähler
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor: Ist die Schmerznovelle tatsächlich eine Novelle? Es wird darauf hingewiesen, dass die Novelle als Gattung schwer zu definieren ist und sich durch eine dynamische Formgebung auszeichnet. Die Arbeit wird sich an bekannten Novellentheorien orientieren, um die Gattungszugehörigkeit der Schmerznovelle zu erörtern.
Gattungsabgleich
Situative Bedingungen der Novelle
Die Novelle ist eng mit dem Gespräch verbunden, das durch Geselligkeit und Mündlichkeit geprägt ist. Der Erzähler der Schmerznovelle vermittelt den Eindruck, einem Zuhörer die Geschichte aus seiner Sicht darzulegen. Der Text wirkt autobiografisch und erinnert an ein Tagebuch. Der Erzähler ist ein Psychologe, der den Hergang der Geschichte nachträglich schildert und seine Handlungen nicht rechtfertigt. Er hält Distanz zum Erzählten und verarbeitet die Ereignisse durch das Erzählen.
Form
Die Novelle wird anhand von inhaltlichen und formellen Gesichtspunkten definiert. Der Umfang der Novelle entspricht einer Erzählung mittlerer Länge, die in einem „Rutsch“ gelesen werden kann. Die Geschlossenheit der Handlung, die Konzentration auf einen Erzählstrang und die begrenzte Erzählzeit sind weitere Merkmale der Novelle. Auch in der Schmerznovelle findet man diese Merkmale wieder. Die Geschichte beginnt mit dem Eintreffen des Psychologen im Badeort, entwickelt sich, erreicht ihren Höhepunkt und endet mit dem Suizid von Johanna Palm. Die Erzählzeit liegt bei knapp zwei Wochen.
Schlüsselwörter
Novelle, Gattung, Gattungsbestimmung, Gattungsmerkmale, Schmerznovelle, Helmut Krausser, Situative Bedingungen, Form, Aufbau, Sprache, Inhalt, Geschlossenheit, Handlung, Erzähler, Psychologe, autobiografisch, Tagebuch, Selbstmord, Suizid.
- Citation du texte
- Dipl. Germ. Florian Wenz (Auteur), 2008, Helmut Kraussers „Schmerznovelle“ aus gattungstheoretischer Sicht , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/192726