In vielen Fachzeitschriften wird der Begriff der „Bewegten Schule“ häufig
thematisiert. Eine allgemeingültige Definition lässt sich in der gängigen Literatur
allerdings nicht finden. Ebenfalls fehlen bislang umfangreiche empirische Arbeiten
für eine repräsentative Aussage, die zu einer praxisrelevanten Entwicklung des
heutigen Schulsystems unserer Gesellschaft führt. Hinzu kommen eine ganze
Reihe von Konzeptvorschlägen, die sehr unterschiedliche Ansätze haben. In
meiner Hausarbeit möchte ich auf die Bedeutung und die Notwendigkeit der
„Bewegten Schule“ anhand von analytischen Texten, verschiedener Autoren, näher
eingehen. Dabei gliedert sich meine Arbeit in vier Abschnitte. Angefangen mit dem
Ursprung, gehe ich hiernach auf zwei der wichtigsten Begründungen der
„Bewegten Schule“ ein. Nachfolgend stelle ich kurz drei der bedeutendsten
konzeptionellen Entwürfe vor, welche zu einer praxisorientierten Ausgestaltung
einer „Bewegten Schule“ führen können. Abschliessend beende ich meine
Hausarbeit mit einer Schlussbetrachtung. [...]
Inhaltsverzeichnis
1 Vorwort
2 Ursprung
3 Definition
4 Begründung der „Bewegten Schule“
4.1 anthropologische Begründung
4.2 gesundheitliche Begründung
5 Konzepte
5.1 Konzept nach Illi
5.2 Konzept nach Klupsch-Sahlmann
5.3 Konzept nach Hildebrandt-Stramann
6 Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
1 Vorwort
In vielen Fachzeitschriften wird der Begriff der „Bewegten Schule“ häufig thematisiert. Eine allgemeingültige Definition lässt sich in der gängigen Literatur allerdings nicht finden. Ebenfalls fehlen bislang umfangreiche empirische Arbeiten für eine repräsentative Aussage, die zu einer praxisrelevanten Entwicklung des heutigen Schulsystems unserer Gesellschaft führt. Hinzu kommen eine ganze Reihe von Konzeptvorschlägen, die sehr unterschiedliche Ansätze haben. In meiner Hausarbeit möchte ich auf die Bedeutung und die Notwendigkeit der „Bewegten Schule“ anhand von analytischen Texten, verschiedener Autoren, näher eingehen. Dabei gliedert sich meine Arbeit in vier Abschnitte. Angefangen mit dem Ursprung, gehe ich hiernach auf zwei der wichtigsten Begründungen der „Bewegten Schule“ ein. Nachfolgend stelle ich kurz drei der bedeutendsten konzeptionellen Entwürfe vor, welche zu einer praxisorientierten Ausgestaltung einer „Bewegten Schule“ führen können. Abschliessend beende ich meine Hausarbeit mit einer Schlussbetrachtung.
2 Ursprung
Die Diskussion über ein Konzept der „Bewegten Schule“ lässt sich auf den Schweizer Urs Illi und seinen Kompensationsgedanken zurückführen (vgl. Illi 1980). Hervorgerufen durch die Beobachtungen vieler Lehrer und Lehrerinnen, sowie weiteren Pädagogen und Eltern, liess sich die Tendenz erkennen, dass Schüler und Jugendliche im allgemeinen zunehmend an Bewegungsunruhe, Aufmerksamkeitsdefiziten, Teilleistungsstörungen und gar Schulversagen leiden. So rückte immer mehr das Bewegungsprinzip als Gedanke der Gesundheitsförderung in den Vordergrund der gesellschaftlichen Diskussion. Bewegung müsse als ein „aktiv-dynamisches Unterrichtsprinzip“, Lernen müsse zum „bewegten Lernen“ mit Nutzung eines „beweglichen Schulmobiliars“ verstanden werden (Illi 1995).
3 Definition
„Die bewegte Schule ist jene Einrichtung, die Bewegung in den Unterrichtsfächern und im Schulalltag zum Prinzip des Lernens und des Lebens macht.“ (Balz, Kössler & Neumann 2001).
4 Begründung der „Bewegten Schule“
4.1 anthropologische Begründung
Anthropologische Grundsätze ordnen körperliche Bewegung, neben dem Denken und Sprechen, als fundamentale Daseinsweise des Menschen ein. Laut Hildebrandt (1996) wird Bewegung als Ausgangspunkt für sämtliche Leistungen und Werte wie Intelligenz, Denken, Sprache oder soziale Kompetenz betrachtet. Natürliche Bewegungs- und Spielgelegenheiten sind meist nur noch auf dem Land zu finden. In der Stadt sind diese durch künstlich angelegte Bewegungsräume ersetzt worden. Künstliche Bewegungsräume, welche oft unter Aufsicht der Eltern stehen und ein Spielen ohne deren Beisein kaum zulassen.
Unter vielen Pädagogen wird die aktuelle Lebenswelt der Kinder mit den Begriffen „Verhäuslichung“, „Vereinzelung“ und „Verinselung“ beschrieben (vgl. HildebrandtStramann, 1999; Dordel, 2003; Müller, 2003). „Verhäuslichung“ wird als Rückzug der Kinder aus der Natur in das Haus angesehen. Der stetig ansteigende Medienkonsum ist ein Beleg dieser Tatsache (vgl. KIM Studie 2005).
„Durch Bewegung erkunden Kinder ihre Umwelt, sie verständigen und vergleichen sich, sie drücken sich aus und strengen sich beim Bewegen körperlich an.“ (Kretschmer, 1981).
Gerade diese selbstständige und sinnliche Umwelterfahrung durch körperliche Bewegung zu erleben, ist aus anthropologischer Sicht essentiell notwendig. Durch die schnellgängige Zeit, besonders der rasanten Entwicklung der Technik, die auch die Erleichterung von Transportwegen ermöglicht, wird die Anforderung an den Körper und die damit verbundenen motorischen Leistungen zunehmend reduziert. Folglich wird die Leistung vermehrt über den Kopf erreicht (vgl. Kössler, 1999). Durch diese ansteigende Technisierung und Medialisierung erfährt der Mensch bereits im Kindheitsalter einen Verlust an Eigentätigkeit und dadurch einen Mangel an körperlichen und sinnlichen Erfahrungen. Erkennbar ist zum Beispiel die drastische Steigerung der elektronischen Ausstattung von Kinderzimmern mit Medien in den letzten Jahren. Das führt dazu, dass Medien als Ersatzerfahrung gegenüber den Primärerfahrungen dienen (vgl. Hildebrandt-Stramann, 1999; Müller, 1999; Pühse, 1995).
Von 1994 bis 2004 ist der Fernsehkonsum um circa 10 Prozent bei 6- bis 13- Jährigen gesunken, wobei zu berücksichtigen ist, dass die tägliche Fernsehzeit bei etwa 100 Minuten im Durchschnitt lag. Dem entgegenzuhalten ist der Anstieg der Nutzung anderer Medien. Der tägliche Computerkonsum bei 6- bis 13-Jährigen ist demnach auf etwa 26 Prozent gestiegen (vgl. KIM Studie 2005). Dies führt gleichzeitig zu der zuvor angesprochenen Veränderung der Lebenswelt von Kindern, konkret zur „Vereinzelung“ (Dordel, 2003). Ebenfalls kommt es durch die Vielfalt der Medieninformationen zu einer Überflutung, wobei die Verarbeitung der Informationen nicht mehr erbracht werden kann. Kinder in unserer heutigen westlichen Gesellschaft wachsen in einer Umgebung auf, in der die Wirklichkeitserfahrung aus zweiter Hand erfolgt und Informationen vorwiegend passiv aufgenommen werden (vgl. Hildebrandt 1994). Durch den schnellen technischen Fortschritt können Zusammenhänge von Ursachen und Wirkungen nicht mehr nachvollzogen werden. Der Widerstand der Welt ist weitestgehend nur noch eingeschränkt erfahrbar (vgl. Dordel, 2003; Müller, 2003). Erfahrungen, welche dazu führen, dass die Welt des Kindes eher von den Medien vorbestimmt gelebt wird, als selbstbestimmt zu leben (Der Spiegel 49/1996, 224). Ebenso kommt es in unserer konsumorientierten Welt, anstelle der Eingentätigkeit, zur Förderung des vorfabrizierten Konsums. Selbstständige und sinnliche Umweltaneignungen werden durch verinselte Aktivitäten eingegrenzt (vgl. Zeiher 1983). Den Kindern werden um ihre „Wohninsel“ bzw. um den eigenen Lebensmittelpunkt verschiedene Bezugspunkte geschaffen (vgl. Dordel, 2003). Eine kleine Auswahl der Schnittpunkte stellen beispielsweise Inseln wie Schule, Sportverein, Musik- und Tanzunterricht dar. In unserer modernen westlichen Welt werden diese Inseln meist mit Automobilen, seltener mit dem Fahrrad oder zu Fuß erreicht. Der Raum zwischen den „Inseln“ ist kaum erforscht. Folgeerscheinungen der neuen kindlichen Lebenswelt sind die Zunahme von Koordinations-, Haltungs-, Konzentrations- und Kooperationsschwächen, sowie Dysbalancen (vgl. Müller, 2003).
4.2 gesundheitliche Begründung
Die gesundheitliche Begründungslinie betont hauptsächlich das körperliche Wohlbefinden und basiert vor allem auf Defizitanalysen (vgl. Balz, 1992; Illi, 1995; Breithecker, 1996; Müller, 2003). Die Bundeszentrale fur gesundheitliche Aufklärung (BZgA) veröffentlichte 1998 beunruhigende Ergebnisse zur Gesundheit von Kindern. Darin weisen viele Kinder Defizite bei körperlichen Ausdauerleistungen, altersgerechter Körperkraft und Koordinationsfähigkeit auf.
Einhergehend mit der verringerten körperlichen Leistungsfähigkeit wurden in zunehmendem Maße Haltungsschäden und Konzentrationsschwächen festgestellt. Daruber hinaus mehrten sich die Unfälle im Strassenverkehr sowie im Haus- und Freizeitbereich (vgl. BZgA, 1998). Um nur einige Defizite aus den Befunden der empirischen Untersuchungen zu nennen:
- im Vergleich zu 20 Jahren zuvor, bewegen sich Kinder nur noch halb soviel
- der Anteil übergewichtiger Kinder liegt bei 26%
- 25% sind organleistungsschwach
- 10% der 10-Jährigen leiden unter Herzschwäche
- 65% der untersuchten Kinder werden als haltungsschwach angesehen
- 49% klagen über Überforderung
- 65% der Kinder klagen über Müdigkeit am Vormittag
- 54% denken negativen Stress zu erleben
- 40% leiden unter psychosomatischen Störungen, wie z.B. Depression, Schlafstörung, Nervosität und Bettnässen
- mindestens jedes 4. Kind leidet unter Allergien
- 1,4 Milionen Schüler bekommen täglich Psychopharmaka
Laut Hildebrandt-Sramann (1999) spiegelt „Gesundheit als Balance“ das Ausbalancieren von Widerständen und von äusseren und inneren Antrieben wieder. In der Gesundheitswissenschaft wird dieser Ansatz als Salutogenese bezeichnet. Diese fragt nach dem Entstehen von Gesundheit und möglichen Schutzfaktoren, orientiert sich somit an der Stärkung gesundheitsfördernder Faktoren und nicht an der Bewältigung krankmachender Faktoren, was dem pathogenetischen Ansatz entspräche. Gesundheit wird als Eigenleistung des Einzelnen verstanden. Das Ausgleichen zwischen verschiedenen persönlichen Belastungen steht dabei im Mittelpunkt. Diese Strapazen können äusserer Art in Form von Umweltverschmutzung, Abgas- und Schadstoffkonzentration in der Luft usw. sein. Innere subjektive Einflüsse können familiäre Konflikte, Schicksalsschläge und schulische Probleme sein. Über adäquate gesunde Lebensbedingungen nachzudenken und in Bezug auf ein aktives Eintreten bei vorhandenen Verhältnissen Kompetenzen zu entwickeln, ist als Gesundheitsförderung zu verstehen. Das individuelle Gesundbleiben wird durch die Schaffung eines positiven Selbstkonzeptes, also der Überzeugung der Sinnhaftigkeit des eigenen Handelns, sowie sozialer Integration und Anerkennung gestärkt (vgl. Müller, 2003).
„Eine gesunde Grundschule trägt den vitalen Bedürfnissen von Kindern ausreichend Rechnung, so dass diese vielfältige Körper-, Sozial- und Materialerfahrungen machen können. Hierzu ist es notwendig, dass sie ausreichend Bewegungsraum haben.“ (Hildebrandt-Stramann, 1999).
Die Entwicklung erzieherischer und gesundheitsdienlicher Fähig- und Fertigkeiten erfolgt bei Kindern vor allem über Bewegung. Daher ist eine gesunde Schule in erster Linie als eine „Bewegte Schule” anzusehen (vgl. Hildebrandt-Stramann, 1999).
Dordel (2003) beschreibt eine Distanzierung der Kinder von negativ Erlebtem. Beispielsweise aus dem Schulsport und somit eine damit verbundene Reduzierung dieser Leistungen. Folgeerscheinungen können unter anderem depressive Verhaltensweisen sein. Dieses Erscheinungsbild versteht Dordel unter dem Begriff des so genannten Teufelskreises. Ein Ausbruch aus diesem Teufelskreis ist nur möglich, wenn dieser auch festgestellt wird. Dabei gilt, je eher dieser erkannt wird, umso wahrscheinlicher und leichter kann der Ausbruch aus dem Verhalten erfolgen. Somit lässt sich als Argumentation einer „Bewegten Schule“ resümieren, dass Bewegung als Erfahrungs- und Gestaltungsorgan für eine harmonische Entwicklung, d.h. die Ausgewogenheit kognitiver, sozialer, emotionaler und körperlich-motorischer Aspekte der Persönlichkeitsentwicklung, unabdingbar ist.
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