Nachhaltigkeit ist ein Thema, das nicht nur im Trend, sondern vielen Unternehmen und vor allem Bürgern wirklich am Herzen liegt. Dabei steht meist die ökologische Seite des Begriffs im Vordergrund. Doch neben der ebenfalls nicht weniger wichtigen ökonomischen Facette, stellt die soziale Nachhaltigkeit den dritten Kernpunkt des Nachhaltigkeitsbegriffes dar. Dieser Aspekt der Nachhaltigkeit wird gegenwärtig eher weniger beachtet und oftmals sogar als unbedeutend eingestuft.
Diesen Umstand nimmt die hier vorliegende Arbeit zum Anlass und erhebt in Kooperation mit dem Nachhaltigkeitsnetzwerk „NAThüringen“ die Einstellung von 281 Thüringer Unternehmen zum Thema soziale Nachhaltigkeit. Betrachtet wird dabei zunächst der Aufwand, den die Betriebe in interne und externe soziale Aktivitäten investieren. Es folgen Fragen zum erwarteten wEinfluss sozialen Engagements auf verschiedene betriebswirtschaftliche Indikatoren, der Motivation zu deren Umsetzung sowie Kenntnissen hinsichtlich konkreter Zertifikate und Auszeichnungen in diesem Bereich. In Verbindung mit einer grafischen Auswertung der Umfrageergebnisse werden zahlreiche Vorschläge unterbreitet, wie sich Unternehmen zielgerichtet und messbar sozial engagieren können. Die zusammengetragenen Preise, Auszeichnungen, Zertifikate und Wettbewerbe werden auch jeweils hinsichtlich ihrer Eignung zur Aufnahme in die NAThüringen-Teilnahmevoraussetzungen, im Sinne einer effizienten Vernetzung von Betrieben in Thüringen geprüft.
Ein zusammenfassendes Fazit, welches auch Ansätze für weitere Studien enthält und Zukunftsausblicke bietet, beschließt die Arbeit.
Gliederung
1) Einführung
2) Darstellung des Projektablaufes
3) Vorstellung Fragebogen
4) Auswertung Fragebogen
4.1) Aufwand für betriebsinterne soziale Aktivitäten
4.2) Aufwand für betriebsexterne soziale Aktivitäten
4.3) Einflüsse auf ökonomische Erfolgsfaktoren
4.4) Motivation zur Umsetzung
4.5) Umsetzung sozialer Standards
4.6) Informationsbedarf
4.7) Branchen und Mitarbeiterzahl
5) Handlungsempfehlung und Verknüpfung zum Fragebogen
5.1) Chancengleichheit und Vielfalt
5.1.1 Vorstellung und Analyse der Zertifikate und Standards
5.1.2 Verkn ü pfung zur Umfrage
5.2) Löhne und Sozialleistungen
5.2.1 Vorstellung und Analyse der Zertifikate und Standards
5.2.2 Verkn ü pfung zur Umfrage
5.3) Arbeitsbedingungen
5.3.1 Vorstellung und Analyse der Zertifikate und Standards
5.3.2 Verkn ü pfung zur Umfrage
5.4) externe Aktivitäten
5.4.1 Vorstellung und Analyse der Zertifikate und Standards
5.4.2 Verkn ü pfung zur Umfrage
6) Fazit
7) Quellenverzeichnis
8) Anlagen
1 Einleitung
Das Thema „soziale Nachhaltigkeit“ beschäftigt gegenwärtig weite Teile von Politik und Wirtschaft. Doch nicht nur in der Öffentlichkeit wird diese Thematik heiß diskutiert - auch das Nachhaltigkeitsnetzwerk „NAThüringen“ (NAT) ist an den aktuellen Entwicklungen sehr interessiert. Dies führte dazu, dass das NAT im Oktober 2011 an die Fachhochschule Jena herantrat, um Unterstützung bei der Forschung zum Thema „soziale Nachhaltigkeit“ zu erhalten. Realisiert werden konnte dies im Rahmen der Vorlesung „Corporate Sustainability Management“ bei Herrn Johnson. Das Ziel des daraus resultierenden Projektes bestand darin, herauszufinden, welche sozialen, neben den bereits vorhandenen ökologischen Kriterien das NAT für die Zulassung von neuen Mitgliedern in den Katalog ihrer Zulassungskriterien aufnehmen könnte. Dies sollte mittels einer Befragung ehemaliger und aktueller NAT-Mitglieder sowie einer Literaturrecherche durch die Masterstudenten der FH Jena beantwortet werden. Im Folgenden werden zunächst das Projekt, die Vorbereitungen des in diesem Rahmen anzufertigenden Fragenbogens sowie die zeitlichen Rahmenbedingungen vorgestellt. Anschließend werden die Durchführung, Auswertung und Erkenntnisse inklusive daraus ableitbarer Handlungsempfehlungen aus der Befragung erläutert. Zuletzt erfolgt eine Auflistung der untersuchten Zertifikate (z.B. DIN- und Iso-Normen), deren Beschreibung, Nutzen, die erforderlichen Aufwendungen und Ansatzpunkte für das NAT.
Das Nachhaltigkeitsabkommen Thüringen wurde im März 2004 als freiwillige Vereinbarung zwischen der Thüringer Landesregierung und Thüringer Wirtschaft unterzeichnet. Unternehmen in Thüringen können durch die Erfüllung von einzelnen Kriterien zu Mitgliedern des Abkommens werden. Ziele des NAT sind u.a. den Umweltanstrengungen der Thüringer Mitglieder Bekanntheit zu verleihen, die Vernetzung der Mitglieder untereinander zu fördern, sowie das Entwickeln und Einführen von umweltverträglichen Technologien, Dienstleistungen und Produkten. Die bisher stark umweltbezogenen Zulassungskriterien für neue Mitglieder sind durch das NAT in einem Katalog zusammengefasst und sollen nun durch soziale Kriterien erweitert werden. Die den Zulassungskriterien zugrunde liegende Theorie betrifft die drei Säulen der Nachhaltigkeit. Die erste Säule beschreibt das ökonomische Wirtschaften der Unternehmen, die zweite Säule
„Ökologie“ umfasst umweltschonende Unternehmenstätigkeiten und Prozesse. Die dritte „soziale“ Säule bezieht sich auf gesellschaftliche Aspekte, welche unternehmensinternes sowie -externes Engagement umfassen. Um die richtigen sozialen Kriterien zu ermitteln, die Mitglieder des NAT erfüllen sollten, wurde dieses Projekt den Masterstudenten der FH Jena vorgelegt.
Das Vorhaben selbst wurde der Assisteniz der Geschäftsstelle des NAT an der Fachhochschule vorgestellt. Dabei wurden seitens des NAT die drei folgenden Ziele formuliert, die durch das Projekt beantwortet werden sollten:
1) Befragung momentaner und potentieller Netzwerkteilnehmer zur Wichtigkeit ausgewählter sozialer Nachhaltigkeitskriterien, inklusive deren Auswertung.
2) Anfertigung einer Handreichung zum Thema „soziale Nachhaltigkeit“ als Einführung in das Thema für die befragten Unternehmen.
3) Schriftliche Dokumentation der Vorgehensweise und Präsentation der Ergebnisse, inklusive einer Handlungsempfehlung für das NAT.
Anhand dieser Ziele wurden die folgenden Schritte definiert, die es zu bewältigen galt: zunächst sollten „soziale Kriterien/ Voraussetzungen“ definiert und die Frage, was die soziale Säule der Nachhaltigkeit eigentlich ausmacht, beantwortet werden. Im zweiten Schritt suchten die Masterstudenten nach weiteren gut prüfbaren Zertifikaten und untersuchten die Wichtigkeit der einzelnen Zertifikate für ehemalige, aktuelle und zukünftige NAT-Mitglieder mittels eines zu erstellenden Fragenbogens. Zuletzt sollte die vorliegende Projektarbeit erstellt werden, in der der Fragenbogen ausgewertet und abschließend Handlungsempfehlungen für das NAT gegeben werden. Für das NAT und die Masterstudenten sind die Befragung und deren Auswertung als Kernpunkt dieser Arbeit festgelegt worden.
Im Verlauf der Arbeit sollen, ausgehend von der Dokumentation des Prozesses und der Beschreibung des Fragebogens die Auswertungen der Befragung vorgestellt werden. Anschließend werden den einzeln abgefragten Themenbereichen zu Aktivitäten sozialer Nachhaltigkeit konkrete Maßnahmen, Zertifikate, Kennzahlen oder Vergleichbares zugeordnet, die ein Unternehmen implementieren kann, wenn es sich sozial nachhaltig engagieren möchte. In diesem Zuge werden, wie bereits erwähnt, auch Handlungsempfehlungen für das NAT gegeben. Diese erfolgen in der Form, dass eigeschätzt wird, ob das jeweilige Kriterium für die Aufnahme in den Katalog des Netzwerkes geeignet erscheint und welche Resonanz dazu in der Befragung erkennbar wurde. Eine Verknüpfung der empirischen Daten mit deren praktischer Relevanz ist das erklärte Ziel dieser Abhandlung. Ein zusammenfassendes Fazit rundet die Untersuchung ab.
2 Darstellung des Projektablaufes
Für dieses Projekt standen den Studierenden insgesamt 9 Wochen zur Verfügung. Die erste Kontaktaufnahme mit NAThüringen erfolgte Mitte Oktober. Die beiden Projektleiter, Herr Marcel Häßelbart und Herr Maximilian Schlesier besuchten die Veranstaltung „Kosten sparen und Wettbewerbsvorteile erzielen durch Energie-, Material- und Ressourceneffizienz sowie umweltgerechtes Produzieren“, welche vom Nachhaltigkeitsabkommen Thüringen organisiert wurde. Am Rande des Events fand ein erstes Gespräch mit dem NAT statt. In diesem Zuge wurden die groben Rahmenbedingungen festgelegt und erste Entwürfe für Zielvereinbarungen erstellt.
Bereits in der ersten Woche der Bearbeitungsdauer des Projektes recherchierten die Masterstudenten hinsichtlich sozialer Zulassungskriterien und Zertifikaten. Nach zwei Wochen wurden die Ergebnisse zusammengetragen und eine Kategorisierung der Kriterien vorgenommen. Es wurde hierbei überprüft, ob sich die Kriterien gut und verlässlich vom NAT ermitteln und kontrollieren lassen würden. Eine erste Klassifizierung in „harte“ und „weiche“ Faktoren konnte als erstes Zwischenergebnis festgehalten werden. Nach längerer Diskussion wurde diese Einteilung erweitert und die Aspekte übergeordnet in „interne“ und „externe“ Maßnahmen untergliedert, welche sich jeweils nochmals in „harte“ und „weiche“ Kriterien unterteilten. Daraufhin wurden schlecht zu ermittelnde und kontrollierende Ergebnisse aussortiert und die verbleibenden Kriterien strukturiert aufgelistet. Zudem wurden die in der Einleitung angesprochenen Ziele formuliert. Zur Erfüllung des zweiten Zieles entstand zudem der Entwurf zu einem Info-Blatt (siehe Anlage 1), welches mit der email zur Befragung an die Unternehmen versendet werden sollte. Sinn und Zweck war es, die befragten Unternehmen zusätzlich zur reinen Umfrage für das Thema soziale Nachhaltigkeit zu sensibilisieren und zumindest ein klein wenig Aufklärungsarbeit zu leisten. Dieses Info-Blatt enthielt die folgenden drei Kernpunkte:
1) Grafische Darstellung der drei Säulen der Nachhaltigkeit
2) Eine kurze Definition des Begriffes „Corporate Social Responsibility“
3) Die grafisch aufbereitete Darstellung des Unternehmensnutzens, der durch soziales Engagement erzielt werden kann.
Die Liste mit Kriterien und Zielen, sowie dem Info-Blatt und dem Entwurf eines email-Anschreibens wurden samt Fragenbogenentwurf im Anschluss zur Überprüfung an das NAT geschickt. Die Zielvorgaben waren im Zuge des ersten Gespräches mit dem NAT relativ eng gefasst. So konzentrierte sich die Gruppe hinsichtlich des Fragebogens primär auf einzelne Zertifikate und Kennzahlen im Bereich sozialer Nachhaltigkeit.
Daraufhin ergab sich im Gespräch mit dem NAT-Geschäftsführer, dass die Bemühungen für den Fragenbogen und die Zertifikatsuche ein wenig vom gewünschten Kurs abwichen. Es wurde dargelegt, dass es vielmehr darum ginge, das Meinungsbild der Unternehmen zu übergeordneten Bereichen der Thematik zu erfragen, um im Nachgang konkrete Vorschläge zu überprüfbaren Kriterien zu unterbreiten. Die festgelegten Bereiche waren demzufolge nun „Chancengleichheit und Vielfalt“, Löhne und Sozialleistungen“, „Arbeitsbedingungen“ und „externe Faktoren“. Schließlich wurde daher der Fragenbogen in abgeänderter Form angenommen. Ein Pretest wurde erfolgreich durchgeführt. Dabei wurden drei Testkandidaten befragt. Der Pretest ergab keinen nennenswerten Änderungsbedarf. Der Fragebogen selbst wurde mit Microsoft Excel entworfen, später jedoch auch noch im pdf-Format weitergeleitet. Das Versenden der Bögen wurde, anders als zunächst geplant, von NAT selbst übernommen. Für die Erhebung standen lediglich acht Tage zur Verfügung, wobei nach vier Tagen eine vom Projektteam entworfene Erinnerungsmail an die Adressaten verschickt wurde, um die Rücklaufquote möglichst zu erhöhen. Insgesamt sind von 281 versendeten Fragenbögen 17 zurückgeschickt worden, was einer Rücklaufquote von 6,05% entspricht. Dabei wurden 166 momentane und 115 ehemalige NAT-Mitglieder befragt.
Die weitere Aufgabe bestand nun darin, von den Ergebnissen ausgehend, passende Zertifikate, Kennzahlen und ähnliche Kriterien zu den in der Befragung erhobenen Oberbegriffen zu finden. Dazu wurde das Team in Teilgruppen unterteilt, die jeweils zu den oben genannten Schwerpunkten recherchieren sollten. Dabei war es wichtig, die einzelnen Teile inhaltlich auf eine Linie zu bringen. Zu diesem Zweck sollten folgende Angaben in allen Teilen enthalten sein:
- Nennung und Beschreibung des Kriteriums
- Aufwand zur Umsetzung/Durchführung für das betreffende Unternehmen
- Nutzen für das Unternehmen aus der Umsetzung/Durchführung
- Soweit möglich eine Einschätzung, ob das beschriebene Kriterium für NAT attraktiv sein könnte.
Insbesondere der letzte Aspekt ist dabei von Bedeutung. So teilte uns NAT bereits im Oktober mit, dass es für NAT wichtig ist, dass die Kriterien gut überprüfbar sind. Aufgrund der geringen personellen und zeitlichen Ressourcen des Abkommens ist eine unkomplizierte und möglichst zeitsparende Überprüfung der Faktoren notwendig. Zudem soll der Aufwand für die Unternehmen angesprochen werden, damit das Gefühl dafür gefördert wird, was den Unternehmen zugemutet wird, wenn sie sich für die Umsetzung von bestimmten Aktivitäten entscheiden. Dies kann ein zentrales Argument für NAT gegenüber den Unternehmen sein, wenn verdeutlicht werden kann, dass das Prädikat „sozial nachhaltig“ nicht zwangsläufig mit großen Anstrengungen und Kosten verbunden sein muss. Dies stärkt die Position des NAT bei der Suche nach neuen Mitgliedern. Aber auch dem gesellschaftlichen Effekt derartiger Maßnahmen wird somit mehr Rechnung getragen. Ähnliches gilt für den Nutzen, den die Betriebe aus Aktivitäten im Bereich sozialer Nachhaltigkeit ziehen können. Somit kann den Unternehmen verdeutlicht werden, dass soziales Engagement nicht nur belastet, sondern vielmehr einen Mehrwert schaffen kann.
Nachdem die Ausarbeitungen zu diesem Thema beendet und überarbeitet waren, fand die eigentliche Auswertung der Umfrage statt. Dazu wurden die erhaltenen Daten ausgezählt und im Excel ausgewertet. Ziel war es nun, die Ergebnisse der Befragung mit den einzelnen Ausarbeitungen zu den einzelnen Schwerpunkten verknüpfen. Es musste aufgezeigt werden, welche Verbindungen es zwischen theoretisch vorhandenen Kriterien und deren praktischer Umsetzung, beziehungsweise deren Wahrnehmung seitens der Unternehmen besteht.
Die finale Phase bestand im Zusammenführen der einzelnen Teile und der Ergänzung von Einleitung, Projektbeschreibung, Dokumentation der Auswertung und im Erstellen eines Fazits.
Das Projekt endet mit einer Präsentation der Ergebnisse am 20.12.2011 in den Räumen der FH Jena.
3 Vorstellung des Fragebogens
Die entworfene dreiseitige Umfrage (siehe Anlage 2) umfasste insgesamt acht Fragen. Wie bereits oben erwähnt, wurden zunächst „betriebsinterne“ Aktivitäten abgefragt. Die einzelnen Schwerpunkte untergliederten sich wie folgt:
- Chancengleichheit und Vielfalt
- Von Frauen
- Von Behinderten
- Von gering qualifizierten Mitarbeitern
- Löhne und Sozialleistungen
- Faire Löhne
- Zusätzliche Urlaubstage
- Pensionszahlungen
- Zusätzliche gesundheitliche Vorsorge
- Familienfreundliche Leistungen
- Arbeitsbedingungen
- Arbeitsplatz-/ Stellenteilung
- Flexible Arbeitszeiten
- Verhaltenskodex o Work-Life-Balance
- Verbesserte Arbeitsgestaltung
- Training und Weiterentwicklung
- Arbeitssicherheit.
Die Gruppe der „betriebsexternen“ Aktivitäten hatte folgende Unterpunkte:
- Spenden
- Sponsoring
- Stiftungswesen
- Ehrenamtliche Tätigkeiten
- Projekte für Bildung und Kultur.
Die Befragten sollten nun für beide Bereiche angeben, wie viel Aufwand sie in den einzelnen Bereichen betreiben. Die Skala reichte dabei von „1“ für „wenig Aufwand“ bis hin zu „5“ für „hohen Aufwand“. Die Aussage „keine Angabe“ („k.A.“) war ebenfalls eine Option. Zudem hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, „andere“ Aspekte zu nennen, die nicht im Fragebogen enthalten waren. Die Frage 3 befasste sich mit ausgewählten betriebswirtschaftlichen Aspekten. Die Umfrage-Teilnehmer sollten ein Statement dazu angeben, welchen Einfluss soziale Aktivitäten auf folgende Faktoren haben: Umsatz, Rentabilität, Image, Mitarbeiter-Produktivität, Mitarbeiter-Zufriedenheit, attraktiver Arbeitgeber und Neukunden-Gewinnung. Die Skala und optionalen Antwortmöglichkeiten war hier identisch wie in den ersten beiden Fragen, wobei „1“ hierbei für „kein Einfluss“ und „5“ für „hoher Einfluss“ stand.
Die folgende Frage sollte beleuchten, welche Motivation die verschiedenen Unternehmen dazu bewogen haben / bewegen würden, soziale Aktivitäten durchzuführen. Beispielsweise waren „gesetzliche Vorgaben“ oder „eigenes Engagement / persönliches Interesse“ mögliche Gründe. Als Antwortmöglichkeit war lediglich „trifft“ zu vorgesehen.
Frage 5 thematisierte nun einzelne Standards und Richtlinien sozialer Nachhaltigkeit. Zu insgesamt dreizehn Aspekten konnten sich die Befragten äußern, ob ihnen diese „unbekannt“ oder „bekannt“ sind, ob sie den betreffenden Punkt bereits „umsetzen“ oder deren „Umsetzung planen“.
Auf Wunsch von NAT wurde unter Frage 6 erhoben, ob hinsichtlich der unter 5. Aufgeführten Kriterien Informationsbedarf besteht und ob dazu von NAT initiierte Veranstaltungen gewünscht werden. Wurde diese Frage mit „Ja“ beantwortet, bestand weiterhin die Option, ein bevorzugtes Thema zu nennen, das vertieft werden sollte. Die Fragen 7 und 8 erfragten schließlich die Branche, in der die Unternehmen tätig sind sowie deren Mitarbeiterzahl.
Die Unveränderlichkeit und Echtheit des Fragebogens wurde insofern sichergestellt, dass die Excel-Datei mit einem Blattschutz versehen wurde. So war es für die Befragten lediglich möglich, bestimmte Zellen zu bearbeiten. Alle anderen Zellen waren für Nutzer, die das entsprechende Passwort nicht besaßen unveränderlich.
4 Auswertung der Umfrage
Im folgenden Kapitel sollen die Ergebnisse der durchgeführten Befragung vorgestellt werden. Von den 281 versendeten Fragebögen wurden lediglich 17 ausgefüllt an die FH Jena zurückgeschickt. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 6,05%. Trotz der geringen Rücklaufquote und der damit verbundenen kleinen Stichprobe, ist nach Ansicht der Autoren dennoch eine Grundtendenz aus den gegebenen Antworten abzuleiten. Jedoch müssen die Ergebnisse mit Vorsicht betrachtet und angewendet werden, da die Aussagekraft aufgrund der wenigen zugrunde liegenden Aussagen natürlich begrenzt ist. Auf eine Differenzierung der Ergebnisse hinsichtlich verschiedener Branchen und Unternehmensgrößen wurde aus eben diesem Grunde verzichtet. Die Auswertung der 17 ausgefüllten Fragebögen wurde per Hand vorgenommen und grafisch im Excel aufbereitet. Für jede Frage wird dabei sowohl eine detaillierte Aufstellung der einzelnen Ergebnisse geliefert, wie auch eine Gesamttendenz, die angibt, in welche Richtung die Antworten sich generell bewegten.
4.1 Aufwand für betriebsinterne soziale Aktivitäten
Unter Frage 1 ist zunächst festzustellen, dass die meisten Nennungen im Bereich „Chancengleichheit von Frauen“ auf „mittleren Aufwand“ („3“) entfielen. Überhaupt gab es hier nur eine Nennung bei „4“ zu verzeichnen - der Rest bewegt sich im Bereich „1“/“2“. Die befragten Unternehmen betreiben also lediglich durchschnittlichen Aufwand um für Gleichberechtigung von weiblichen Mitarbeitern zu sorgen. Dies kann auch darin begründet liegen, dass die Relevanz dieses Themas für die Thüringer Betriebe als gering eingestuft wird.
Im Bereich „behinderte Mitarbeiter“ zeigt sich auf den ersten Blick ein ausgewogenes Bild der Antworten zwischen den möglichen Ausprägungen „1“ bis „5“. Betrachtet man jedoch die Gesamttendenz der Antworten, so wird offenbar, dass rund 53% der Befragten durchaus bereit sind, Aufwand zu betreiben oder sich bereits jetzt in diesem Feld engagieren. Allerdings entfielen dabei mit fünf Nennungen erneut die meisten auf den Mittelwert „3“.
Das Themengebiet „Chancengleichheit von gering qualifizierten Mitarbeitern“ zeigt dagegen eindeutigere Tendenzen. Auf „3“ („mittlerer Aufwand“) entfiel nur eine der Stimmen. Die Anzahl derer, die sich entweder wenig oder stark mit dieser Thematik befassen, ist mit sieben, beziehungsweise sechs Nennungen sehr ausgeglichen. Ein klarer Trend ist daher nicht abzuleiten. Jedoch gab es in diesem Bereich mit vier Enthaltungen auch die höchste zu verzeichnende Zahl in der gesamten Frage 1.
Obwohl im Oberpunkt „Chancengleichheit und Vielfalt“ im Vergleich die wenigsten Kriterien abgefragt wurden, gab es hier die meisten Enthaltungen. Insgesamt zehn Befragte antworteten mit „keine Angabe“, wohingegen dies in den folgenden beiden Schwerpunkten der Frage 1 nur jeweils vier waren.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Auswertung „Chancengleichheit und Vielfalt“; Quelle: eigene Erstellung
Der zweite Komplex innerhalb der ersten Frage ist „Löhne und Sozialleistungen“. Hier gaben über 80% der Befragten an, dass sie zumindest mittleren Aufwand für das Thema „faire Löhne“ betreiben. Nur drei von 17 Teilnehmern kreuzten hier „2“ an. Dagegen schätzten über 50% der Unternehmen ihr Engagement als überdurchschnittlich ein. Dieser Punkt wird also durchaus ernst genommen und dessen Bedeutung für die Wirtschaft scheint alles andere als gering.
Im Bereich „zusätzliche Urlaubstage“ nimmt dagegen nicht so viel Raum in der Wahrnehmung der Betriebe ein. Nur ein knappes Fünftel der Befragten engagiert sich in diesem Feld über das normale Maß hinaus. Dagegen entfielen neun von 17
Antworten auf „1“ oder „2“. Ähnlich ist das Ergebnis für „Pensionszahlungen“. Die Nennungen sind nahezu identisch. Auch dieser Bereich wird in der Wahrnehmung der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen als eher unwichtig eingestuft. Der „zusätzlichen gesundheitlichen Vorsorge“ wird dagegen mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Insgesamt gaben 65% an, zumindest mittleren Aufwand in diesem Bereich zu betreiben. Davon schätzt erneut über die Hälfte ihre Aktivitäten als überdurchschnittlich ein. Jedoch sind auch in diesem Punkt immerhin fünf von 17 Befragten an, hier eher wenig zu tun.
Für „Familienfreundliche Leistungen“ ergibt sich ein recht eindeutiges Bild. Die meisten Antworten entfielen mit sieben auf „mittleren Aufwand“. Lediglich zwei Unternehmen messen diesem Punkt eine größere Wichtigkeit bei. Die Mehrheit jedoch sieht hier keinen verstärkten Handlungsbedarf.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Auswertung „Löhne und Sozialleistungen“ ; Quelle: eigene Erstellung
Der dritte Themenkomplex befasste sich mit „Arbeitsbedingungen“. 59% der Umfrageteilnehmer investieren wenig in den Aspekt „Arbeitsplatz- und Stellenteilung“. Nur zwei Unternehmen gaben „5“ als Antwort an. Es ist also kein verstärktes Interesse festzustellen.
Das Gebiet „flexible Arbeitszeiten“ zeigt ein sehr heterogenes Bild. In der Gesamttendenz gaben sieben von 16 Unternehmen unterdurchschnittlichen Aufwand für die flexible Gestaltung ihrer Arbeitszeiten an, wohingegen neun der Befragten mindestens „3“ ankreuzten. Ein tatsächlicher Fokus der Betriebe ist somit nicht erkennbar. Ähnlich ist die Ansicht der Teilnehmer zum Thema „Verhaltenskodex“. Jeweils fünf Nennungen entfielen auf „1“ / „2“, beziehungsweise „4“ / „5“. Der Rest ordnete sich in der Mitte ein. Es ist also noch schwieriger, aus diesen Antworten einen Trend erkennen zu wollen Dem Thema „Work-Life-Balance“ wird als wenig wichtig eingestuft. Nur zwei von 17 Unternehmen engagieren sich hier über dem Durchschnitt. Der Großteil der Antworten entfiel auf „1“ und „2“.
Die heterogenste aller Antwortverteilungen weist die Thematik „verbesserte Arbeitsgestaltung“ auf. Auf alle fünf möglichen Ausprägungen, entfielen jeweils drei der Stimmen, bei 0 Enthaltungen. Eine Tendenz ist demnach auch hier nicht ermittelbar.
Über 80% der Befragten investieren mindesten durchschnittlichen Aufwand für „Training und Weiterentwicklung“ ihrer Mitarbeiter. Nur drei von 16 Unternehmen gaben geringes Engagement an.
Der letzte Punkt betrifft „Arbeitssicherheit“. Mehr als 87% der Umfrageteilnehmer beteiligen sich mindestens durchschnittlich in diesem Bereich. Die Hälfte aller Unternehmen schätzten ihre Aktivitäten sogar als besonders hoch ein. „Arbeitssicherheit“ kann damit als einer der wichtigsten Punkte festgestellt werden. Ihm wird im Vergleich zu den anderen Punkten die größte Bedeutung beigemessen.
Die zentralen Themen sind gemäß der zugrunde liegenden Ergebnisse „faire Löhne“, „Training und Weiterentwicklung“ und „Arbeitssicherheit“. Hier wurde das Engagement am höchsten bewertet. Dagegen finden die Bereiche „Pensionszahlungen“, „zusätzliche Urlaubstage“ sowie „Arbeitsplatz- und Stellenteilung“ eher wenig Beachtung. Die übrigen Punkte weisen keine so eindeutige Tendenz auf.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Auswertung „Arbeitsbedingungen“ ; Quelle: eigene Erstellung
4.2 Aufwand für betriebsexterne soziale Aktivitäten
Frage 2 erfragte nun den betriebenen Aufwand für „externe Aktivitäten“. Im Bereich „Spenden“ entschieden sich zwar sechs von 17 Unternehmen für „3“, jedoch wählten nur jeweils zwei die Antwortmöglichkeiten „4“ oder „5“. Alle anderen Befragten ordneten Ihre Bemühungen im unterdurchschnittlichen Bereich ein.
„Sponsoring“ wird dagegen sehr differenziert betrachtet. Sieben Befragte gaben „1“ oder „2“ an, wobei fünf der Teilnehmer sich bei mindestens „4“ einordneten. Ebenfalls vier Unternehmen gaben den Mittelwert „3“ an. Es lässt sich also kein Trend aus diesen Ergebnissen erkennen.
Ein Bereich, dem auf den ersten Blick praktisch keinerlei Beachtung geschenkt wird, ist das „Stiftungswesen“. Zehn von 17 Befragten gaben unterdurchschnittlichen Aufwand an. Jedoch erfolgte bei diesem Punkt auch der Höchstwert von fünf Enthaltungen. Dieser verzerrt das Gesamtbild der Frage stark. Dennoch bleibt festzustellen, dass sich nur ein Betrieb mit zumindest „4“
äußerte und aus den reinen Zahlen somit eine sehr geringe Bedeutung des Themengebietes ersichtlich wird.
Im Feld „ehrenamtliche Tätigkeiten“ gab es fünf Nennungen für „1“ / „2“, fünf für „3“, beziehungsweise fünf für „4“ / „5“. Rund je ein Drittel ordnet sich demnach als wenig, durchschnittlich oder stark engagiert ein.
Der letzte Punkt beschäftigte sich mit „Projekten für Bildung und Kultur“. Der Großteil der Befragten sieht sich mit insgesamt über 75% im Bereich „1“ bis „3“. Nur zwei Unternehmen bewerten ihre Aktivitäten höher. Generell ist das Interesse an derartigen Projekten als recht gering.
Im zusätzlichen Feld „Andere“ wurde von einem Unternehmen der Begriff „Vereinsarbeit“ eingebracht. Dieser wurde vom betreffenden Teilnehmer „4“ bewertet. Natürlich lässt diese Antwort keine Rückschlüsse zu, erweitert jedoch das Spektrum bestehender externer Aktivitäten und kann als Ansatzpunkt für weitere Forschung genutzt werden.
Auch wenn das Thema „Stiftungswesen“ mit Vorsicht zu betrachten ist, ergibt sich aus den Zahlenwerten eine sehr geringe Bedeutung dieses Feldes. Im Gegensatz dazu werden beispielsweise „Ehrenämter“ als sehr bedeutsam eingeschätzt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Auswertung „externe Aktivitäten“ ; Quelle: eigene Erstellung
4.3 Einflüsse auf ökonomische Erfolgsfaktoren
Der Einfluss von sozialen Aktivitäten auf betriebswirtschaftliche Erfolgsfaktoren wurde in Frage 3 erhoben. Hier sehen lediglich drei von 17 Unternehmen einen signifikanten Einfluss auf den Umsatz ihres Betriebes. Die überwiegende Mehrheit jedoch erwartet keine bis maximal geringe Auswirkungen von sozialem Engagement auf den Umsatz.
Hinsichtlich der Rentabilität sehen zwar acht von 16 Befragten keinen spürbaren Einfluss. Allerdings äußern sich immerhin sieben Teilnehmer mit „3“ bis „5“. Somit ist eine wirkliche Präferenz nicht feststellbar.
Im nächsten Punkt wurde der Einfluss auf das „Image“ der Unternehmen untersucht. Überwältigende 94% der Befragten sehen hier einen zumindest vorhandenen Einfluss von sozialen Aktivitäten. Über 50% gaben sogar einen überdurchschnittlichen Einfluss zu Protokoll. Interessant ist auch, dass nur ein einziger Teilnehmer sich unter „1“ befand.
Im Bereich „Mitarbeiter-Produktivität“ identifizierten ebenfalls knapp 60% eine eher hohe Wirkung des sozialen Engagements. Insgesamt wurde diesem Feld sogar mit rund 70% ein genereller Einfluss zugeschrieben. Dieser Punkt ist demnach als durchaus bedeutsam einzuschätzen.
Noch eindeutiger verhält es sich bei der „Mitarbeiter-Zufriedenheit“. In der Gesamttendenz stellten über 80% einen Effekt fest. Weniger als 18% den Befragten waren gegensätzlicher Ansicht. Auch diese Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache. Gleiches gilt auch hinsichtlich der Wirkung sozialer Aktivitäten als die Wahrnehmung des Unternehmens als „attraktiver Arbeitgeber“. Abgesehen von einer Enthaltung ergaben sich hier nahezu die gleichen Zahlen, wie im vorherigen Themengebiet.
Die wohl bemerkenswerteste Erkenntnis innerhalb dieser Frage findet sich unter dem Punkt „Neukunden-Gewinnung“. Nahezu zwei Drittel der Teilnehmer maßen diesem Aspekt geringe Bedeutung bei. Lediglich drei von 17 Befragten gaben „4“ oder „5“ an. Von der Implementierung sozialer Kriterien wird sich also wenig bis gar kein Potential hinsichtlich der Gewinnung neuer Abnehmer versprochen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Themengebiet „Image“ dem größten Einfluss unterliegt. Hier werden die stärksten Effekte sozialer Aktivitäten erwartet, wohingegen hinsichtlich „Neukunden-Gewinnung“ nichts Derartiges festzustellen ist.
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- Citation du texte
- Bachelor of Arts Maximilian Schlesier (Auteur), 2011, Soziale Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191644
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