„Die Zukunft des Fußballs ist weiblich!“, lautete ein Ausruf des nach wie vor amtierenden Präsidenten des Weltfußballverbandes FIFA Joseph Blatter 1995.
Seither hat sich im Frauenfußball viel verändert.
Der Frauenfußball und dabei insbesondere die Frauenfußball-Nationalmannschaft hat sich in den vergangenen 16 Jahren in Deutschland zu einer erkennbaren Marke gemacht. Der Präsident des Deutschen Fußball-
Bundes Dr. Theo Zwanziger bestätigt den heutigen Stellenwert dieser erfolgreichen Mannschaft, indem er sagt: „Von allen Mannschaften des DFB ist die
Frauenfußball-Nationalmannschaft mittlerweile ganz klar die Nummer zwei, direkt nach der Herren-Nationalmannschaft.“
Dass der Frauenfußball in der Bundesrepublik einen derartigen Aufstieg erfahren hat, liegt nicht zuletzt auch an seiner medialen Präsenz, die sich seit
der offiziellen Zulassung dieser Sportart im Jahr 1970 stetig entwickelt hat. Erfolgreich vermarktete Sportarten, das ist zumeist das Ziel, wenn Sportarten
professionell betrieben werden wollen, sind wechselseitig auch immer sehr stark mit den Massenmedien verbunden. Deshalb ist in dieser Arbeit nicht nur von Interesse, wie erfolgreich Frauenfußball in der allgemeinen Akzeptanz
innerhalb der Gesellschaft werden kann, sondern vielmehr noch, ob und inwiefern die Massenmedien die Entwicklung dieser Sportart unterstützen.
Diese Arbeit soll Blatters Aussage aufgreifen und die Fragestellung beantworten inwieweit die Zukunft des Fußballs weiblich ist. Dabei ist insbesondere
zu klären, welche Perspektive dem Frauenfußball medial ausgestellt werden kann.
Der vorliegenden Arbeit geht folgende Annahme voraus: Der Männerfußball als Sportart besitzt Eigenschaften, die ihn zum allgemein anerkannten Mediensport Nummer 1 machen. Wenn nun der Frauenfußball dieselben Eigenschaften erfüllt, müsste er sich ebenso zu einer absoluten Mediensportart entwickeln.[...]
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
2 Geschichte des Frauensports
2.1 Geschichte des Frauenfußballs
2.2 Fußball und das Geschlechterverständnis
3 Fußball - Die Entwicklung eines Mediensports
4 Frauensport in den Medien
4.1 Frauenfußball in der Sportberichterstattung
4.2 Vorstellung anderer Studien zur Zukunftsperspektive des Frauenfußballs
5 Empirische Untersuchung
5.1 Forschungsleitende Fragen
5.2 Forschungsleitende Hypothesen
5.3 Methode zur Datenerhebung
5.4 Methode zur Datenerhebung - Das Experteninterview
5.5 Die Durchführung der Datenerhebung
5.5.1 Erstellung des Interviewleitfadens
5.5.2 Gewinnung der Interviewpartner
5.5.3 Vorstellung der Interviewpartner
5.5.4 Durchführung der Experteninterviews
5.5.5 Transkription der Interviews
5.6 Methode zur Datenauswertung - Qualitative Inhaltsanalyse
5.7 Ablauf der zusammenfassenden qualitativen Inhaltsanalyse
6 Auswertung der Kategorien und Interpretation der Ergebnisse
6.1 Auswertung der forschungsleitenden Hypothesen
7 Zusammenfassung der Ergebnisse
8 Literaturverzeichnis
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Teilnehmer an den Olympischen Sommerspielen von 1896 bis 2008 - eigene Darstellung
Abbildung 2: Frauenanteil an den Olympischen Sommerspielen von 1896 bis 2008 - eigene Darstellung
Abbildung 3: Entwicklung Stadion-Zuschauerschnitt pro Spiel in der Männer- Bundesliga
Abbildung 4: Interesse an Fußballwettbewerben
Abbildung 5: Mediale Präsenz des Frauenfußballs im zeitlichen Verlauf
Abbildung 6: Mediale Präsenz des Frauenfußballs nach übertragenden Sendern .
Abbildung 7: Rezipientenübersicht Frauenfußball
Abbildung 8: Ablaufmodell zusammenfassender Inhaltsanalyse
Abbildung 9: Kategoriearm 1
Abbildung 10: Kategoriearm 2
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Eigene Darstellung der Entwicklung der weiblichen Mitglieder- und Mannschaftszahlen im DFB
Tabelle 2: Entwicklung Einnahmen der Bundesliga über TV-Rechte
Tabelle 3: Sendezeitanteile einzelner Programmsparten bei ARD/Das Erste, ZDF, RTL, SAT.1 und ProSieben im Jahr 2008 in Prozent
Tabelle 4: Gemessene Einschaltquoten von Frauenfußball-Liveübertragungen
Tabelle 5: Bekanntheit und Interesse an ausgewählten Ligen/Wettbewerben
Tabelle 6: Darstellung des Bekanntheitsgrades ausgewählter Ligen/Wettbewerbe in Europa - Darstellung nach European Football 2009
Tabelle 7: Darstellung des Interessengrades ausgewählter Ligen/Wettbewerbe in Europa - Darstellung nach European Football
Tabelle 8: Charakteristika der qualitativen Expertenbefragung
1 Einleitung
„Die Zukunft des Fußballs ist weiblich!“, lautete ein Ausruf des nach wie vor amtierenden Präsidenten des Weltfußballverbandes FIFA Joseph Blatter 1995.1 Seither hat sich im Frauenfußball viel verändert.
Der Frauenfußball und dabei insbesondere die FrauenfußballNationalmannschaft hat sich in den vergangenen 16 Jahren in Deutschland zu einer erkennbaren Marke gemacht. Der Präsident des Deutschen FußballBundes Dr. Theo Zwanziger bestätigt den heutigen Stellenwert dieser erfolgreichen Mannschaft, indem er sagt: „Von allen Mannschaften des DFB ist die Frauenfußball-Nationalmannschaft mittlerweile ganz klar die Nummer zwei, direkt nach der Herren-Nationalmannschaft.“2
Dass der Frauenfußball in der Bundesrepublik einen derartigen Aufstieg er- fahren hat, liegt nicht zuletzt auch an seiner medialen Präsenz, die sich seit der offiziellen Zulassung dieser Sportart im Jahr 1970 stetig entwickelt hat. Erfolgreich vermarktete Sportarten, das ist zumeist das Ziel, wenn Sportarten professionell betrieben werden wollen, sind wechselseitig auch immer sehr stark mit den Massenmedien verbunden. Deshalb ist in dieser Arbeit nicht nur von Interesse, wie erfolgreich Frauenfußball in der allgemeinen Akzep- tanz innerhalb der Gesellschaft werden kann, sondern vielmehr noch, ob und inwiefern die Massenmedien die Entwicklung dieser Sportart unterstützen.
Diese Arbeit soll Blatters Aussage aufgreifen und die Fragestellung beant- worten inwieweit die Zukunft des Fußballs weiblich ist. Dabei ist insbesonde- re zu klären, welche Perspektive dem Frauenfußball medial ausgestellt wer- den kann.
Der vorliegenden Arbeit geht folgende Annahme voraus: Der Männerfußball als Sportart besitzt Eigenschaften, die ihn zum allgemein anerkannten Medi- ensport Nummer 1 machen. Wenn nun der Frauenfußball dieselben Eigen- schaften erfüllt, müsste er sich ebenso zu einer absoluten Mediensportart entwickeln.
Die Tatsache, dass diese Sportart von Frauen betrieben wird, stellt dabei ein beachtenswertes Merkmal dar, das zur abschließenden Beantwortung der Fragestellung, ob und inwieweit Frauenfußball die Zukunft gehört, hilfreich bzw. notwendig ist, ist es doch die offensichtlichste zu unterscheidende Ei- genschaft. Deshalb wird in dieser Arbeit in den Abschnitten zur Geschichte des Frauensports im Allgemeinen und des Frauenfußballs im Besonderen auf die Frage eingegangen, wie sehr Frauensport in den Medien vertreten ist oder genauer, ob es tatsächlich möglich ist, dass eine Frauensportart zum wirklichen Mediensport werden kann.
Es erfolgt zunächst eine geschichtliche Betrachtung des Frauensports bzw. des Frauenfußballs, bevor ein besonderes Augenmerk auf das Geschlech- terverständnis in Verbindung mit der Sportart Fußball gerichtet wird (Kapitel 2). Eine geschichtliche Betrachtung innerhalb dieser Thematik verbessert nicht nur den Einblick in diese, sondern ermöglicht neben der Bestimmung des aktuellen Standortes des Frauenfußballs auch die Ableitung einer mögli- chen Perspektive. Dabei wird, flankiert von internationalen historischen Ab- läufen, vor allem auf geschichtliche Entwicklungen in Deutschland eingegan- gen, da wiederrum dieser Raum hauptsächlich im empirischen Teil der Arbeit zugrundeliegt.
Ebendiese mögliche Perspektive soll aus der Entwicklung des Männerfuß- balls hin zu einem global funktionierenden Mediensport abgeleitet werden, welche in Kapitel 3 ihre Abhandlung findet. Hierzu wird es vonnöten sein, sta- tistisch untermalte Entwicklungen in dieser Sportart aufzuzeigen. Die Frage, inwieweit eine Sportart, die von Frauen betrieben wird, zu einem Mediensport werden kann, wird in Kapitel 4 aufgegriffen. Die Art und Weise, wie und mit welchem Inhalt über sporttreibende Frauen in den Medien be- richtet wird, soll in diesem Abschnitt der Arbeit besondere Berücksichtigung finden. Die zuvor in den Kapiteln 2 und 3 vorgestellte Geschlechterrollenord- nung soll in diesem Abschnitt aufgegriffen und dazu in Bezug gesetzt wer- den. Weiterführend wird in diesem Kapitel versucht, die Sportberichterstat- tung des Frauenfußballs detailliert darzustellen, um zusammen mit der Vor- stellung anderer Studien zur Zukunftsperspektive und Nachfragesituation des Frauenfußballs die Grundlagen der vorliegenden Arbeit zu vervollständigen. Der Abschnitt der in Kapitel 5 beginnenden empirischen Untersuchung hebt zunächst präzisierend die forschungsleitenden Fragestellungen und Hypo- thesen heraus, welche auf den theoretischen Grundlagen basieren, bevor detaillierte Forschungsschritte beschrieben werden. Neben der Vorstellung der Methode zur Datenerhebung, dem Experteninterview (Kapitel 5.3), wird auch deren Durchführung vorgestellt (Kapitel 5.4). Dabei wird sowohl auf die Erstellung des Interviewleitfadens eingegangen als auch die Gewinnung und die Vorstellung der einzelnen Interviewpartner. Desweiteren wird die Durch- führung der Interviews und die anschließende Transkription ihre Darstellung finden.
Im Anschluss daran wird die Methode zur Datenauswertung, die qualitative Inhaltsanalyse, in Bezug zur vorliegenden Untersuchung gesetzt (Kapitel 5.6) und diese dann wiederum in der Folge vorgestellt (Kapitel 5.7). Im abschließenden Kapitel 6 ist es das Ziel, das durch das in der qualitativen Analyse entstandene Kategoriensystem eingehend zu untersuchen, auszuwerten und zu interpretieren. Dabei wird auf die in Kapitel 5 formulierten und auf den theoretischen Grundlagen basierenden forschungsleitenden Fragestellungen und Hypothesen Bezug genommen.
Im Anschluss daran erfolgt in Kapitel 7 eine Zusammenfassung der Ergeb- nisse.
2 Geschichte des Frauensports
In der Geschichte des Frauensports im Allgemeinen sind viele Entwicklungen zur Rolle des Frauensports in den Medien begründet bzw. die Anerkennung der sportlichen Leistungen des weiblichen Geschlechts führten zu entsprechender Resonanz der Medien und deren Rezipienten. Diese Parallelen werden im Anschluss an die geschichtliche Betrachtung des Frauensports näher beleuchtet. Zunächst jedoch wird über einen historischen Abriss ein Grundverständnis für die entsprechende Medienresonanz gelegt.
Aus vielen Epochen der Weltgeschichte lassen sich Hinweise auf eine weib- liche Körperkultur finden. Auffallend ist hierbei, dass „je nach sozialer Wert- schätzung der Frau in den einzelnen Kulturen, (...) sich Mädchen und Frauen an Sportformen wie Schwimmen, Laufen und kleinen Spielen beteiligen [konnten, Anm. F.G.]. Tanz und gymnastische Übungen waren in nahezu al- len Epochen und Kulturen zentrale körperliche Betätigungsformen für das weibliche Geschlecht, teilweise sogar die einzigen, die ausgeübt werden durften. Aber auch Ballspiele, Wettläufe und sogar Ringkämpfe sind überlie- fert.“3
In den Kulturen der Antike, welche die mitteleuropäische Sportkultur maß- geblich mit beeinflussten, spielte der Frauensport, entsprechend der Stellung der Frau im Leben, eine untergeordnete Rolle, da ausgeprägte patriarchali- sche Gesellschaftsordnungen den sporttreibenden Frauen im Wege standen und ihre Rollen sich vornehmlich auf Haus, Herd und Kinder gebären be- schränkten.4
In den Überlieferungen des Mittelalters sowie im Zeitalter des Humanismus und der Reformation prägten Weiblichkeitsideologie, Schönheitsideal und die vorherrschende Frauenrolle den weiblichen Körper. Die Frau sah sich immer wieder Vorurteilen ausgesetzt und diente einzig dem Zwecke, dem Manne zu gefallen. So wurde dem männlichen Geschlecht von Natur aus Kraft und Mut zugeordnet, der Frau lediglich Anmut.5
Es ist festzuhalten, dass sich sowohl der Frauen- als auch der Männersport bis ca. Mitte des 19. Jahrhunderts stark weiterentwickelt haben. Um die Mitte jenes Jahrhunderts wurde in einigen Nationen in Schulen organisierter Mäd- chensport (Mädchenturnen) eingeführt.6 Im Jahr 1834 veröffentlichte Adolf Ludwig Werner, Direktor der herzoglichen gymnasiastischen Akademie in Dessau, erstmals ein Buch, das sich nur mit weiblichen Leibesübungen aus- einandersetzte. Als Ziele der Leibesübungen werden Anmut und Gesundheit im Hinblick auf eine spätere Mutterschaft genannt. Leibesertüchtigung er- wachsener Frauen hingegen wurde nicht in Betracht gezogen.7 Die Zielset- zung weiblicher Leibesübungen der damaligen Zeit kann wie folgt formuliert werden: Die Leibesübungen, wie sie im 19. Jahrhundert zur weiblichen Er- ziehung gehören, befähigen das Mädchen, seine Funktion in der Gesell- schaft zu erfüllen, nämlich Augenweide des Mannes und gesunde Mutter seiner Kinder zu sein. Somit ist die Weiterentwicklung der weiblichen Leibes- ertüchtigung, hin zu einem organisierten Sport, nur eine augenscheinliche, denn in ihren Absichten und Zielen ist sie bloß eine Erfüllung männlich ge- schaffener Weiblichkeitsideale.
Erst die eintretenden sozialen und ökonomischen Veränderungsprozesse der Industrialisierung gegen Ende des 19. Jahrhunderts veränderten das Bild der Frau und somit auch die Perspektive auf das sportliche Treiben dieser. „Die bis dahin gültige Vorstellung von der zarten und hilflosen Frau entsprach nicht mehr den Bedürfnissen der Zeit und hatte dem Bild einer tüchtigen und kräftigen berufstätigen Platz zu machen.“8 Die Berufstätigkeit der Frau galt vor allem in den Nachkriegsjahren des ersten Weltkrieges als vereinbar mit der klassischen Rolle der kindergebärenden und -erziehenden Mutter. Sie wurde nun auch in akademischen Berufen akzeptiert, Veränderungen in der Kleidung waren keineswegs ein Tabu mehr, der lange Rock beispielsweise gehörte der Vergangenheit an.9 „Wie die Frauen nun insgesamt stärker am gesellschaftlichen Leben partizipierten, erschloß sich ihnen auch eine größe- re Teilhabe an der Kultur und somit am Sport als einem Bestandteil weibli- cher Bewegungskultur. Der Sport spiegelte die Stellung der Frau in der Ge- sellschaft wider, die Entwicklung des Frauensports stand charakteristisch für die sich wandelnde Rolle der Frau.“10 Immer mehr Menschen traten organi- sierten Vereinen und Verbänden bei. Bis 1930 hatten sich etwa acht der 65 Millionen deutschen Einwohner und Einwohnerinnen einem Sport- oder Turnverein angeschlossen. Von den 32 Millionen Bürgerinnen der Weimarer Republik gehörten 1930 1,25 Millionen Frauen und Mädchen einer Sportor- ganisation an oder nahmen an einem Kurs der Gymnastikschulen teil.11
Als Indikator für diese positive Entwicklung des Frauensports, eben auch das Eintreten in den Wettkampfsport, der Anfang des 20. Jahrhunderts zunächst vornehmlich den Männern vorbehalten war, dienen Abbildung 1 und 2, in denen dargestellt ist, wie hoch die Beteiligung weiblicher Sportlerinnen an den modernen Olympischen Spielen war.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Teilnehmer an den Olympischen Sommerspielen von 1896 bis 2008 - eigene Darstellung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Frauenanteil an den Olympischen Sommerspielen von 1896 bis 2008 - eigene Darstellung
Erstaunlich erscheint hier der lang dauernde, deutlich höhere Anteil teilneh- mender Männer an den Olympischen Spielen gegenüber den Frauen. Dieser kann zum Teil dadurch erklärt werden, dass Frauen von Ärzten vor scheinba- ren gesundheitlichen Schäden sportlicher Dauerleistungen gar gewarnt wur- den.12 Lange Zeit stellten die Frauen somit die deutliche Minderheit bei den Olympischen Spielen. Bis in die 1970er Jahre belief sich der Anteil weiblicher Teilnehmer auf deutlich unter 20%. Bei den Münchener Spielen von 1972 waren erstmals mehr als eintausend Olympionikinnen am Start. In der Folge- zeit nahm die Teilnehmerzahl weiblicher Sportlerinnen eine deutlich positive Entwicklung. So stieg der prozentuale Anteil in den Jahren zwischen 1980 und 2008 von 21,3% auf das nahezu Doppelte von 42,3%. In absoluten Zah- len lässt sich jedoch eine noch deutlich positivere Bilanz erkennen. Nahmen 1980 noch 1121 Sportlerinnen an den Spielen von Moskau teil, so erhöhte sich diese Zahl um mehr als das Vierfache auf 4608 aktive Frauen bei den Spielen in Peking 2008. Zu erwähnen bleibt jedoch, dass der Anteil weibli- cher Sportler bei Olympia nach wie vor unter dem der Männer liegt.13
Diese Tatsache lässt sich damit erklären, dass immer noch ein Ungleichgewicht bei der Anzahl sporttreibender Frauen und Männer herrscht. So ergaben Untersuchungen des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2009, dass von den rund 82 Millionen Menschen, die in Deutschland leben, etwas mehr als 25 Millionen organisiert Sport treiben. Davon sind knapp 9,6 Millionen weiblich, was wiederum einen Anteil von knapp 38% ergibt.14 Diese Tatsache lässt sich eventuell darauf zurückführen, dass sich Frauen und Mädchen weniger für Sport interessieren als Männer und Jungen15, was wiederum auf ein über Jahrzehnte transportiertes antiquiertes Geschlechterrollenverständnis zurückzuführen sein könnte. „Ein stereotypisches Rollenverständnis der deutschen Frau ist auch für die weiteren Entwicklungen im Frauensport der nachweisbar. In besonderer Weise sollten erneut die Ärzte das weibliche Sportengagement einschränken und dies meist in einseitigen, unbewiesenen und angeblich wissenschaftlich begründeten Äußerungen in Bezug auf Eignung oder Nichteignung der Frau hinsichtlich diverser Sportarten.”16
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass „am Thema 'Frauen und Sport' [eine, Anm. F.G.] spannungsgeladene Wechselwirkung von Gesellschaft und Sport besonders gut [darstellbar ist, Anm., F.G.]. Der Frauensport entwickelte sich in Abhängigkeit von den jeweils geltenden Normen und Werten, den Vorstellungen und Idealen sowie den herrschenden Machtverhältnissen. So zeigen sich in der Entwicklung des Frauensports klare Parallelen zur Gleichstellung der Frau in der Gesellschaft.”17
Gar verschärft verhält sich dies bei der Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland, was im folgenden Kapitel aufgezeigt wird.
2.1 Geschichte des Frauenfußballs
Die Geschichte des Frauenfußballs ist eng verbunden mit der Entwicklung des Frauensports im Allgemeinen. Diese Verbindung und ihre Geschichte werden im folgenden Abschnitt näher betrachtet, um im weiteren Verlaufe dieser Arbeit ein besseres Verständnis für die Entwicklung des Frauenfuß- balls unter medialer Perspektive als Grundlage zu haben. Dafür wird im wei- teren Verlaufe dieses Abschnittes wiederum versucht, eine Verbindung zwi- schen dem Fußball und dem Geschlechterverständnis herzustellen. Dabei werden dessen Auswirkungen auf die Medien und die dadurch entstehenden Probleme angedeutet, die im weiteren Verlauf ausführlicher betrachtet wer- den sollen.
Die Entstehung des Frauenfußballs hat, wie das männliche Pendant auch, seinen Ursprung in England. Im Jahr 1895 fand in London das erste organisierte Frauenfußballspiel vor knapp 10000 Zuschauern statt.18 Dieangelockten Zuschauer waren jedoch offenbar nicht nur am sportlichen Wettkampf interessiert, denn die Zeitungen, die darüber berichteten, gingen kaum auf das Spiel ein, sondern konzentrierten sich vielmehr auf das Aussehen der Spielerinnen.19
Der erste Weltkrieg bescherte dem Frauenfußball einen unerwarteten Aufschwung. Frauen vertraten die Männer, die an die Front versetzt waren, in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft. Dazu gehörten neben staatlichen Behörden und Rüstungsbetrieben in England auch der Fußball. Wiederum dienten diese Frauenfußballspiele vor allem der Unterhaltung und der Ablenkung angesichts des Krieges. Im Oktober 1921 schließlich verbot der englische Verband den Frauenfußball, der auf Grund des Verlustes jener Faktoren, die den Aufstieg ermöglichten, an Bedeutung und öffentlichem Interesse verlor. Die Männer im Fußball-Verband erklärten den Sport als ungeeignet für Frauen und untersagten jegliche Unterstützung.20
In Deutschland vollzog sich eine vorsichtigere Entwicklung des Frauenfußballs. In den Nachkriegsjahren finden sich erste Spuren fußballspielender Frauen. „Doch die Gründung einzelner Mannschaften ist keineswegs als Versuch zu werten, diese neue Sportart zu etablieren, sondern hatte vermutlich experimentellen Charakter.”21 Die revolutionären Ideen setzten sich jedoch nicht durch. Die abermals männlichen Weiblichkeitsideale versperrten dem Frauenfußball den Weg: „Alle Sportarten, welche die natürlichen Kräfte der Frau übersteigen, wie Ringen, Boxen oder Fußball sind ungeeignet und wirken außerdem unästhetisch und unnatürlich.”22
Im Jahr 1930 kommt es in Frankfurt trotz allem zur Gründung des ersten deutschen Damenfußballclubs, dem 1. DFC Frankfurt. Die Gründerin, Lotte Specht, suchte damals per Zeitungsanzeige Mitstreiterinnen für den Fußball. Sie selber sagte später: „Meine Idee, die kam nicht nur aus der Liebe zum Fußballsport, sondern vor allen Dingen frauenrechtlerisch. Ich habe gesagt, was die Männer können, können wir auch.”23 Da es keine anderen Frauenmannschaften gab, traten zwei Teams des eigenen Vereins gegeneinander an. Ein Sturm der Entrüstung wurde losgelöst, der dazu führte, dass sich viele Spielerinnen dem Druck der Familien und der Öffentlichkeit beugten und aus dem Verein austraten. 1931 wurde dieser aufgelöst.24
Unter der Herrschaft der Nationalsozialisten wurden bescheidenste Ansätze emanzipatorischen Aufstrebens durch überkommende Rollenmuster zurückgedrängt. Die Mutterschaft wurde als nationale Aufgabe der Frau definiert.25
Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der grundgesetzlichen Festschreibung der Gleichberechtigung von Mann und Frau im Jahr 1949 beschlossen alte DFB-Funktionäre die Neugründung des Deutschen Fußball-Bundes als konkurrenzlosem Dachverband (in der Weimarer Republik gab es eine neben dem DFB existierende Fußballabteilung des Arbeiter-Turn- und Sportbundes). Eben jene Gleichberechtigung fand sich jedoch nicht im Denken des DFB der Nachkriegsjahre wieder. Frauenfußball galt nach wie vor als unweiblich und nichtfraugemäß. Dieses gipfelte 1955 gar in dem vom DFB formulierten Beschluss unter Androhung von Strafe bei Zuwiderhandlung: „[Es ist, Anm. F.G.] unseren Vereinen nicht zu gestatten, Damenfußball-Abteilungen zu gründen oder Damenfußball-Abteilungen bei sich aufzunehmen, unseren Vereinen zu verbieten, soweit sie im Besitz eigener Plätze sind, diese für Damenfußballspiele zur Verfügung zu stellen, unseren Schieds- und Linienrichtern zu untersagen, Damenfußballspiele zu leiten.”26
Bereits zwei Jahre zuvor hatte Buytendijk in seiner Arbeit Das Fu ß ballspiel - eine psychologische Studie (1953) verlauten lassen, dass Frauen für diesen Sport prinzipiell nicht geeignet seien: „Das Fußballspiel als Spielform ist also wesentlich eine Demonstration der Männlichkeit, so wie wir diese auf Grund unserer traditionellen Auffassung verstehen. (…) Es ist noch nie gelungen, Frauen Fußball spielen zu lassen, wohl aber Korbball, Hockey, Tennis und so fort. Das Treten ist wohl spezifisch männlich; ob darum das Getretenwerden weiblich ist, sei dahingestellt. Jedenfalls ist das Nichttreten weiblich!”27 Ähnlich abwegige Theorien äußerten zahlreiche Sportärzte, die bezweifelten, dass die weibliche Kondition den gültigen Spielfeldmaßen und Spielzeiten genügen würde und rieten dem DFB u.a. aus diesem Grund von der Aufnahme des Frauenfußballs in den Verband ab.28
In den Folgejahren kam es trotz des Verbots immer wieder zu Frauenfußballspielen. Fortan begann ein Verwirrspiel mit unterschiedlichen Teams, die als deutsche “Nationalmannschaft” immer wieder gut besuchte Länderspiele austrugen. „Es wurde offenkundig, dass Geschäftemacher auf den Frauenfußball-Zug aufgesprungen sind und mit dem frei verfügbaren Begriff 'Nationalmannschaft' schnelles Geld machen wollten. (...) Der Verband hat durch die Verdammung des Frauenfußballs fahrlässig seine Kommunikationsherrschaft über das weibliche Ballspiel aufgegeben.”29
In den 1960er Jahren hatte sich der Frauenfußball trotz der Widerstände ausgeweitet. Immer wieder fanden Spiele mit seriösem oder weniger seriösem Hintergrund statt. Die Zeit der Geschäfte mit der Sensation Damenfußball allerdings war beendet. Das Verbot wurde infolgedessen etwas aufgeweicht. Der DFB griff den Damenfußball nicht mehr so groß auf, so dass immer mehr Frauen mit Unterstützung der örtlichen Vereine dem Ball nachjagen konnten. Doch erst bei Anbruch der 1970er Jahre nahmen sich die nationalen Verbände auf Drängen des Europäischen Fußballverbandes der Frauen an. Aus Angst vor einem konkurrierenden Verband hob der DFB das Damenfußballverbot im Oktober 1970 auf. „‘Wenn wir die Dinge nicht in die Hand genommen hätten', erklärt der langjährige Schatzmeister des DFB Dr. Hubert Claessen, 'mußten wir natürlich befürchten, daß die Frauen ihren eigenen Verband gründen würden. (…) Das hätte unter Umständen ja sogar dem Männerfußball eine erhebliche Konkurrenz machen können.‘”30 1972 verzeichnet der DFB über 100000 weibliche Mitglieder. Bereits 1974 wurden die ersten offiziellen deutschen “Damenfußball-Meisterschaften” ausgetragen.31 In der Folgezeit der Aufhebung des Verbots hielt sich der Deutsche Verband mit Fördermaßnahmen zugunsten der Frauenfußballerinnen jedoch zurück. Erst Anfang der 1980er Jahre, parallel zum Aufbau einer Nationalmannschaft, verstärkte der DFB seine Bemühungen in Sachen Fortbildungsmaßnahmen. Noch im gleichen Jahrzehnt gelang es den deutschen Fußballerinnen erstmals den Europameistertitel zu gewinnen. Das zuvor ausgetragene Halbfinalspiel gegen Italien stellte die erste Live-Übertragung eines Frauenfußball-Länderspieles im Fernsehen dar. Das Finale in Osnabrück verfolgten anschließend 22000 Zuschauer live im Stadion. Vier weitere Jahre später gelang der deutschen Auswahl nach 1991 zwar nicht die erneute Verteidigung des Europameistertitels, dafür jedoch endgültig die formale Gleichberechtigung: Fortan spielten die Frauen nach denselben Regeln wie die Männer32 und statt 2x35 Minuten wurde die Spielzeit auf insgesamt 90 Minuten angehoben. Ebenso verwendet der DFB seit diesem Jahr den Begriff Frauenfußball statt des etwas antiquierten Wortes Damenfußball.33 Wenige Jahre darauf erkannte auch das IOC34 den sportlichen Wert dieser Sportart an und ließ 1996 zu den Spielen von Atlanta das erste olympische Frauenfußballturnier durchführen.
Auf Vereinsebene entschied der DFB zur Saison 1990/91 erstmals eine zweigleisige Bundesliga mit jeweils zehn Mannschaften einzuführen. Die Leistungsdichte in den bis dorthin bestehenden Oberligen war nicht hoch ge nug: „Die bis dahin existierende Ligastruktur sorgte für mehrmonatige Lan- geweile in fast allen Oberligen. In fast allen Landesverbänden des DFB stand der Meister quasi schon zu Saisonbeginn fest.“35 Die angestrebte hohe Leis- tungsdichte konnte auch die zweigleisige Bundesliga nicht liefern, so dass bereits fünf Jahre nach Einführung eine eingleisige Bundesliga beschlossen und zur Saison 1997/98 eingeführt wurde. Von der angepeilten hohen Leis- tungsdichte kann aufgrund heutiger Ergebnisse immer noch nicht gespro- chen werden. In der Hauptsache kämpfen immer wieder die drei selben Top- teams um den Titel des deutschen Meisters. Dies spiegelt sich auch in den Zuschauerzahlen der einzelnen Bundesligisten wider. Es besteht, wie im sportlichen Bereich auch, ein starkes Gefälle zwischen den Topvereinen und dem Rest der Liga. Der Zuschauerzuspruch hängt offenbar mit der Attraktivi- tät der Spielbegegnung zusammen. Die Spiele der Spitzenvereine 1. FFC Frankfurt und 1. FFC Turbine Potsdam, die mehrere Nationalspielerinnen in ihren Reihen haben, mobilisieren deutlich mehr Fans als andere Vereine.36 Zu erwähnen ist hierbei, dass der Zuschauerschnitt der deutschen Frauen- bundesliga der Saison 2009/10 bei knapp 760 Zuschauern pro Spiel lag.37
Über zu geringen Zuschauerzuspruch konnten sich die Nationalspielerinnen des DFB dagegen nach 1989 nur noch selten beschweren. Wie schon damals beim Europameisterschaftsfinale in Osnabrück verfolgen regelmäßig mehrere tausend Zuschauer die Länderspiele der deutschen Frauennationalmannschaft, die jenen Zuschauerzuspruch durch Leistung zurückzahlt. Insgesamt sieben Europameister- (1989, 1991, 1995, 1997, 2001, 2005, 2009) und zwei Weltmeistertitel (2003, 2007) machen die deutschen Frauenfußballerinnen zu einer der erfolgreichsten der Welt.
Aus der dargestellten spielenden Emanzipationsbewegung der fußball- spielenden Frauen wurde hochklassiger Sport einer neuen Girlie-Generation, der Schminke, Nagellack und Freund oder Freundin trotz Fußball nicht mehr fremd sind.38 Mit mehr als einer Million registrierten weiblichen Mitgliedern im DFB stellt der Fußball die beliebteste Mannschaftssportart unter Frauen und Mädchen dar (vgl. Tabelle 1).
Tabelle 1: Eigene Darstellung der Entwicklung der weiblichen Mitglieder- und Mannschaftszahlen im DFB.39
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Wie im vorangegangenen Abschnitt bereits erwähnt, lassen sich am Thema Frauen und Sport sehr gut Parallelen zur Stellung der Frau in der Gesell- schaft aufzeigen. Wie dort bereits angedeutet, verschärft sich diese Situation in der Sportart Fußball um ein Vielfaches. Beispielhaft dafür steht nicht nur die 20 Jahre nach Handball und Basketball späte Anerkennung des Frauen- fußballs als olympische Disziplin, sondern auch die jahrelangen Verbote durch die Verbände.
Zusammenfassend lässt sich über den Frauenfußball festhalten, dass seine Entwicklung stärker als viele andere Sportarten von männlichen Gesell- schafts- und Weiblichkeitsidealen unterdrückt wurde. Dementsprechend eng sind der Frauenfußball und sein Aufbegehren mit dem Begriff der weiblichen Emanzipation verknüpft. Sport und insbesondere der Fußball war lange (und ist es teilweise heute noch) von der Tatsache bestimmt, dass jene Dinge vornehmlich als „Männersache“ angesehen wurden.40 Im folgenden Abschnitt soll dieser Punkt, der Fußball und sein Geschlechterverständnis, näher be- leuchtet werden.
2.2 Fußball und das Geschlechterverständnis
Im folgenden Abschnitt soll mithilfe von unterschiedlichen Quellen und Über- legungen die soziologische Fragestellung behandelt werden, ob Fußball grundsätzlich Männersache ist und ob es überhaupt realistische Ambitionen der Frauen sind, wenn sie einen gleichberechtigten Anspruch auf die Aus- und Durchführung dieser Sportart erheben, oder ob dies eher ein irrationales Bedürfnis der Frauen ist.41
Dafür ist einerseits noch einmal festzuhalten, dass das Eindringen der Frau- en in den bisher Männern vorbehaltenen Bereich des Sports als noch be- drohlicher wahrgenommen wurde als andere Entwicklungen wie bspw. das Ergreifen von akademischen Berufen, welches von den Männern ebenso als Angriff auf ihre Privilegien gewertet wurde.42 Auf der anderen Seite muss ein Einblick in die unterschiedlichen kulturellen Auffassungen von Fußball bzw. Männerfußball im Verlauf der Geschichte erfolgen. Dabei werden typische Kennzeichen des Spiels vorgestellt und diese kritisch im Sinne eines Spiels für Männer oder / und Frauen reflektiert.43
„Lange vor der offiziellen Gründung der Football Association 1863 wurde in England, aber auch in anderen Ländern Fußball als Volksspiel erwähnt, bei dem es darum ging, einen Ball mit Hilfe des Fußes zu einem verabredeten Ort zu bringen. (…) Die Spielformen führten allerdings zu auffallend vielen Gewalttätigkeiten, Verletzungen und manchmal auch zu Toten.“44 In den meisten historischen Unterlagen wird immer wieder deutlich, „dass Fußball zu Beginn eher einem Kampf- und Raufspiel glich und vorrangig von Män- nern betrieben bzw. zugestanden wurde“45. Auch in China wurde bereits früh ein fußballähnliches Spiel gespielt, dessen Grundidee es war, den Ball mit dem Fuß in der Luft zu halten (Tang-Dynastie 618 - 907 bis zur Ming- Dynastie 1368 - 1644). Die hohen technischen Anforderungen dieses Spiels, die in Anleitungen als reine Männersache dargestellt wurde, formten den Fußballspieler zu einem regelrechten Frauenheld mit erotischer Anziehungs- kraft, so dass die Frauen in diesem Zusammenhang lediglich als zu beeindruckende Zuschauerinnen in Erscheinung traten. Die vorherrschenden kulturellen Vorstellungen von Männlichkeit führten dazu, dass der Fußball als reiner Männersport betrieben wurde.46
An dieser Tatsache hat sich bis heute nur wenig geändert. „Viele Spieler wie auch Zuschauer verbinden mit Fußball immer noch die Herstellung von Männlichkeit. Durchsetzungskraft, Gewalt und Schmerzresistenz seien da- mals wie heute auch immer noch die wesentlichen Bestandteile einer männ- lichen Erziehung und der Habitus von Fußball hänge genuin mit Männlichkeit zusammen.“47
„Frauen wurden mit diesen Merkmalen bewusst nicht in Verbindung ge- bracht, so dass sie aus aktiver Sicht (…) weder akzeptiert noch in irgendei- ner Weise integriert waren. Lediglich als Zuschauerinnen konnten sie sich am Fußball beteiligen.“48 Die Grundidee der Sportart bzw. der Bewegung Fußball kann wie oben beschrieben je nach kulturellem Hintergrund und den einschlägigen Merkmalen immer wieder anders verstanden werden. „Da die Bewegung einen größeren Zuspruch bei den Männern fand, strukturierten und strukturieren sie noch immer das wesentliche Umfeld dieser Sportart im Sinne ihrer ‚männlichen‘ Wahrnehmung und Einschätzung. Frauen, die sich für den ‚männlich geprägten‘ Fußball interessieren, sich damit identifizieren und aktiv auseinander setzen, werden daher eher als Exotinnen aufge- fasst.“49
Somit bleibt festzuhalten: „Sport war und ist Produkt und Motor der Gesell- schafts- und Geschlechterordnung; er wurde von Männern für Männer entwi- ckelt und nimmt den Mann, seinen Körper und seine Lebenszusammenhän- ge als Orientierung und Maßstab. (…) Fußball als Kampfsport spielte neben dem Arbeitsplatz und der Kneipe eine wichtige Rolle in der Sozialisation zum Mann, und war ein wichtiger Schritt auf dem langen und schwierigen Weg zur hegemonialen Männlichkeit.“50 Das Eindringen der Frauen bedrohte diese Vorstellung der Geschlechteranordnung, zumindest in den europäischen Ländern. Somit ist es nur logisch, dass die Frauen mit Widerständen konfron- tiert waren, wenn sie in diese absolute Männerdomäne vordringen wollten. „Am größten waren die Widerstände gegen den Frauenfußball in Deutsch- land, obwohl andere als hart und unweiblich geltende Sportarten, wie die Leichtathletik oder Handball, durchaus gefördert wurden. (…) Schließlich war Fußball in Deutschland, vielleicht noch mehr als in den anderen Ländern [England und Frankreich, Anm. F.G.], die Nationalsportart, um deren Nimbus gefürchtet wurde, wenn sich Frauen daran beteiligt hätten.“51 Die Entwick- lung des Frauenfußballs im Leistungs- als auch Breitensport der letzten Jah- re zeigt jedoch, dass solche Bedenken unbegründet waren.
Anzumerken ist an dieser Stelle ein logisches Kriterium für erfolgreiche Frau- enfußballnationen, welches in direkter Verbindung zu den oben angeführten Problematiken des Frauenfußballs steht. Die fast gänzlich verschobene Machtverteilung der Fußballnationen im Vergleich zum Männerfußball ist ein- leuchtend wie folgt zu erklären: „Hier dominieren jene Länder, in denen die Gleichberechtigung weitgehend vollzogen ist und die Frau einen wesentlich höheren Stellenwert besitzt. Diese emanzipierten Gesellschaften sind nun mal klassischerweise die evangelisch geprägten Länder sowie die kommu- nistischen Staaten.“52 Zu den erfolgreichsten Nationen im Frauenfußball zäh- len neben Deutschland, die Vereinigten Staaten und Kanada, die skandinavi- schen Staaten Norwegen, Schweden und Dänemark sowie China, Nordkorea und Brasilien. Letztgenanntes Land hat in der chauvinistisch geprägten Öf- fentlichkeit trotz anhaltenden sportlichen Erfolgs bislang wenig Anteil am Frauenfußball genommen.53
In den folgenden Kapiteln soll nun versucht werden, die Entstehung der ge- nerellen Anteilnahme der Öffentlichkeit an sportlichen Erfolgen bzw. Bericht- erstattung über Sport allgemein näher zu beleuchten. Ein Schwerpunkt soll dabei neben dem Fußballsport natürlich auch die Berichterstattung über Frauensport bzw. -Fußball darstellen.
3 Fußball - Die Entwicklung eines Mediensports
Im folgenden Abschnitt soll versucht werden, vor historischem Hintergrund darzustellen, wie stark die Entwicklung der Massenmedien mit der Entwick- lung des Volkssports Fußball zusammenhängt. Es wird aufgezeigt, dass die Entstehung der Massenmedien im 20. Jahrhundert eng verbunden ist mit dem Aufstieg des Sports zu einem „gesellschaftlichen Massenphänomen“54. Bereits Anfang des vergangenen Jahrhunderts fanden in Deutschland ganz offizielle deutsche Fußballmeisterschaften statt. Erster deutscher Fußball- meister der Männer wurde 1903 der VfB Leipzig, der das Endspiel gegen den damals dem DFB angehörenden DFC Prag gewinnen konnte. Der Deutsche Fußball-Bund, damals noch nicht mal ganze drei Jahre alt, konnte sich trotz des Kinderschuhstatus bereits über 2.000 zahlende Zuschauer freuen, die 473 Mark in die Kassen brachten. Zum gleichen Zeitpunkt war der Fußball in England bereits Volkssport. Regelmäßig besuchten mehrere zehntausend Besucher die Spiele der bekanntesten Mannschaften. Im Jahr 1910 besuch- ten beispielsweise 80.000 Menschen das Pokalfinale zwischen Newcastle und Barnsley. Vergleichbare Entwicklungen zeigten sich in Deutschland erst in den 1920er Jahren.55
Während der englische Fußballverband, die Football Association (FA), früh- zeitig erkannt hatte, dass Fußball nicht nur ein Sport, sondern auch ein Ge- schäft war, und trotz Kritikern bereits 1885 Berufsspieler zuließ, fanden ver- gleichbare Debatten in Deutschland in besagtem Jahrzehnt etwa 35 Jahre später statt. Befürworter des Berufsfußballs versprachen sich größere Stadi- en, bessere Spieler und höhere Leistungen, insbesondere bei internationalen Spielen gegen Gegner, die ihre Spieler bereits bezahlten. Die Gegenseite beharrte dagegen auf dem Amateurideal und wehrte sich gegen eine Herr schaft des Profits. Mit der realen Entwicklung hatten diese Debatten dagegen wenig zu tun: „Die Einnahmen stiegen und die Vereine konkurrierten um die guten Spieler, denen sie Geld oder andere Vergünstigungen boten. (…) [Ein Schalker Spieler, Anm. F.G.] arbeitete offiziell als Bergmann, machte aber keinen Hehl daraus, dass es sich hierbei nur um eine Scheintätigkeit handel- te.“56
Die Zahlungen an Fußballer hielten auch unter den Nationalsozialisten an, doch legalisiert wurden sie erst 1948, als die damaligen Oberligen den Status des Vertragsspielers einführten, der den Fußballern schließlich ein monatli- ches Gehalt von 150 bis 320 DM einbringen sollte. Erst die Einführung der Bundesliga 1963 verhalf dem Profifußball in Deutschland zum Durchbruch, verglichen mit anderen europäischen Ländern jedoch in bescheidenem Aus- maß. Während in Spanien fünfstellige monatliche Saläre keine Seltenheit mehr darstellten, sollten die Gehälter in Deutschland 1200 DM nicht über- steigen. Illegale Zahlungen blieben nach wie vor keine Ausnahme, was 1972 zum größten Skandal der Bundesligageschichte führte. In Folge dieses Skandals hob der DFB die Gehaltsbegrenzung auf, was in den Jahren darauf zu stark ansteigenden Bezügen der Profis führte, die durch das Bosman- Urteil57 des europäischen Gerichtshofs 1995 rapide anstiegen; zum Großteil finanziert durch stark angestiegene Fernsehgelder, die auf ein extremes öf- fentliches Interesse hinweisen.58
Der Aufstieg des Fußballs ist, wie angedeutet, eng mit der Verbreitung der Massenmedien verbunden. Die an Sport interessierte Bevölkerung wollte nicht nur als Zuschauer die Ereignisse verfolgen, sondern auch darüber le- sen.59 Erste Tageszeitungen erkannten den Sport früh als Ausdruck des Zeitgeistes und berichteten bereits Anfang des 20. Jahrhunderts über spek- takuläre Leistungen und Rekorde. „Es ist primär die Publikumsorientierung des modernen Leistungssports, die Bezüge zwischen Journalismus und Sport eröffnet.“60 „Da aber die Zahl der Sportinteressierten und derjenigen, die ein Sportereignis direkt verfolgen können, weit auseinander klafft, kann die Einbeziehung der Sportinteressierten nur über Journalismus gelingen.“61 Bereits 1886 richtete die Münchner Neuesten Nachrichten eine eigene Sport- rubrik ein. Weitere Zeitungen folgten. 1907 reagierte die Badische Landes- zeitung gar auf ein sportliches Ereignis und installierte eine eigene Fußball- rubrik. Insgesamt blieb der Anteil des Sports in den Tageszeitungen bis 1914 jedoch gering.62 Der Sport entwickelte sich damals zur Verkaufsstrategie, die eine Imageverbesserung bewirken sollte. Die Verlage entdeckten, dass sie ihre kommerziellen Interessen mit dem Sport decken konnten, da die Zeitun- gen frühzeitig die verkaufsfördernde Wirkung des Sports und sein Potential für die Werbung erkannten.63
Während des ersten Weltkrieges verlor die Sportberichterstattung stark an Bedeutung. Der Umfang der Berichterstattung in den Tageszeitungen verrin- gerte sich, da der Sportbetrieb in Deutschland fast zum Erliegen kam. Mit den Veränderungen der Sozialgesetzgebung, die mehr Freizeit schaffte so- wie durch den Ausbau der Sportinfrastruktur, erreichten Sportarten, wie der Fußball nun auch die Arbeiterschicht, somit Millionen von Menschen. Der Beginn des Massensports heutiger Prägung wurde eingeläutet.64
Nicht eindeutig zu beantworten ist dabei die Frage, wer wen bei der folgenden Hochkonjunktur der Sportmedien entscheidend beeinflusste. Ob das neue Massenphänomen Sport den zuvor auflageschwachen Zeitungen die Leser zurückgewonnen hat, oder ob erst die verstärkte Berichterstattung in den Tageszeitungen die Grundlage für den Massensport bildete.65 Vor allem das unterhaltende Element des Sports wurde in dieser Zeit jedoch propagiert und verschaffte diesem den Durchbruch in den Medien.66
Ebenfalls in den frühen Jahren der Weimarer Republik, Mitte der 1920er Jah- re, etablierte sich der Hörfunk mehr und mehr zu einem modernen Massenmedium. Im November 1925 wurde erstmals ein ganzes Fußballspiel live im Radio reportiert.67
Im Dritten Reich wurde die Sportberichterstattung, wie die gesamte Presse, zunächst gleichgeschaltet und verschwand später im zweiten Weltkrieg dann komplett, so dass es 1944 keine Sportzeitschriften mehr gab.68 Die Sportberichterstattung der Nachkriegszeit wurde allen voran von der Entwicklung des neuen Massenmediums, dem Fernsehen, bestimmt.69 Ebenso übten sowohl Fernsehen als auch Radio erhöhten Konkurrenzdruck auf die Entwicklung der Sportteile der Presse aus: Ab 1975 reagierten viele Zeitungen mit der Einführung von Sonntagsausgaben; redaktionell ging der Trend weg von den reinen Nachrichten hin zum analytischen Bericht.70 Das Fernsehen nahm außerdem zwangsläufig direkten Einfluss auf die fortschrei- tende Entfaltung der Berichterstattung des Fußballs.
So entwickelte sich beispielsweise aus der anfänglichen Angst der Fußballvereine vor dem Fernsehen, man könne Zuschauer und Einnahmen an das neue Medium verlieren, Ende der 1980er Jahre in eine nie da gewesene Einnahmequelle für Verband und Vereine.71 „Noch zu Beginn der Bundesliga zahlten die Fernsehsender vor allem deshalb Geld an die Vereine, um einen Ausgleich für entgangene Einnahmen zu schaffen.“72
Erst mit der Einführung privater Fernsehanstalten änderte sich dies. 1988 erwarb mit RTL erstmals ein Privatsender die Übertragungsrechte für die Bundesliga. Die damaligen 40 Millionen Mark stellten einen gewaltigen Sprung dar, zahlten sie doch auf einen Schlag mehr als ein Vielfaches des bis dahin üblichen Betrages. Dieser erhöhte sich in den folgenden Jahren wiederum in riesigen Sprüngen (vgl. Tabelle 2, S. 27).
Tabelle 2: Entwicklung Einnahmen der Bundesliga über TV-Rechte 73
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aufgeteilt werden die angegebenen Summen entsprechend eines von der DFL74 entwickelten Verteilerschlüssels, der sowohl auf aktuellen Tabellen- platzierungen aber auch auf einer 4-Jahreswertung basiert, unter allen 36 Bundesligavereinen der ersten und zweiten Liga.75 Obwohl die deutschen Vereine nach wie vor im europäischen Vergleich der Topligen hinterherlau- fen76, lässt sich feststellen, dass die Höhen der einzelnen Beträge einen be- achtlichen Anteil am Gesamtetat ausmachen. Der FC Bayern München kal- kulierte in der Saison 2007/2008 mit einem Saisonetat von 80 Millionen Eu- ro77 für Personal und Lizenzspieler. Knapp 29 Millionen Euro78 konnte der Verein durch Einnahmen aus Fernsehgeldern erwirtschaften. Das ergibt einen Anteil von 36,25 %. Obwohl nicht eindeutig zu beantworten ist, ob die- se Zahlen exakt der Realität entsprechen, so geben sie immerhin einen gu- ten Eindruck über die Wichtigkeit der Fernsehgelder für den Profifußball. Einhergehend mit den immer größer werdenden Einnahmen durch den Ver- kauf der Fernsehrechte, entwickelte sich zu der größer gewordenen Medien- präsenz auch ein positiver Trend bei den Zuschauerzahlen innerhalb der Stadien. Bei Betrachtung der Zuschauerentwicklung der Männer- Fußballbundesliga wird auffällig, dass sich seit dem Erwerb der Übertra- gungsrechte des Privatsenders RTL auch die Stadionzuschauerzahlen bis zum heutigen Zeitpunkt mehr als verdoppelten (vgl. Abbildung 3).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Entwicklung Stadion-Zuschauerschnitt pro Spiel in der MännerBundesliga 79
Somit kann neben der positiven Entwicklung der Einnahmequelle durch den Verkauf der Fernsehrechte auch die damit einhergehende positive Zuschau- erentwicklung und die daraus resultierenden Einnahmen festgehalten wer- den.
Umgekehrt eröffnet auch der Sport und gerade eben der Fußball dem Fern- sehen sehr gute Möglichkeiten ein großes Publikum zu erreichen. Die klassischen journalistischen Funktionen bzw. Aufgaben der Massenme- dien für den Sport sind: der Unterhaltung, der Information und der Orientie- rung dienen und kompetente Urteilsbildung auf Seiten des Rezipienten er- möglichen. Kritiker behaupten aber, dass diese Medien immer häufiger die Informations- und Orientierungsaufgabe vernachlässigen und stattdessen die Unterhaltung in den Vordergrund stellen.80 Trotzdem ist festzuhalten, dass die Informationsfunktion für alle Medien, nicht nur das Fernsehen, ein wichti- ger Bestandteil darstellt. Bei der Sportberichterstattung handelt es sich um ein echtes Hybrid aus Information und Unterhaltung, sowohl auf Seiten der Anbieter als auch auf Seiten der Rezipienten.81
Die spezifischen Merkmale und Vorteile gegenüber anderen Programmspar- ten fasst Burk in fünf Punkten zusammen und versucht so zumindest teilwei- se eine Erklärung für den großen Erfolg von Sportberichterstattung im Fern- sehen zu erklären. Jedenfalls erklärt es den hohen Anteil an Sport- Informationen bzw. -Darbietungen in besagtem Medium (vgl. Tabelle 3).
1. Der Ereigniswert entscheidet bei vielen Zuschauern über die Pro- grammwahl.
2. Sport gehört vor allem aufgrund seines international festgelegten Re- gelwerkes zu den Programmsparten, die auf der ganzen Welt einfach und schnell verständlich sind.
3. Dem Sport ist durch die innewohnende Eigendramaturgie ein Span- nungsbogen mitgeliefert, er beinhaltet ein ungewisses Ende.
4. Der Sport liefert durch Unterbrechungen des Handlungsablaufs soge- nannte natürliche Werbepausen.
5. Über den Sport kann nicht nur zeitgleich berichtet werden, sondern bei Sportveranstaltungen lässt sich ein Handlungsablauf bis hin zu einem Ergebnis präsentieren.82
Tabelle 3: Sendezeitanteile einzelner Programmsparten bei ARD/Das Erste, ZDF, RTL, SAT.1 und ProSieben im Jahr 2008 in Prozent 83
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Eine Untersuchung Zubeyers aus dem Jahr 2004 ergab zwar, dass der Umfang der Sportberichterstattung seit einigen Jahren rückläufig ist, dennoch werden täglich rund 37 Stunden Sport im deutschen Fernsehen angeboten. An einem Durchschnittstag im Jahr 2004 wurden dabei über acht Stunden Fußball angeboten.84 Denn es sind eben jene „Fußballübertragungen, die die höchsten Zuschauerquoten erzielen können. (…) So verfolgten beispielsweise 27 Millionen Fußballbegeisterte in Deutschland das Endspiel der FußballWM 2002; dies entspricht einem Marktanteil von 82,2%“.85
In diesem Abschnitt wurde aufgezeigt, wie stark Medien und Sport und ganz besonders der Fußball historisch miteinander verbunden sind. Es bleibt fest- zuhalten dass, „Sport und Medien (…) zunehmend ein symbiotisches Ver hältnis eingegangen [sind, Anm. F.G.]: Der Sport nutzt die Medien, um die für das System Mediensport notwenige Öffentlichkeit her- und die Finanzierung sicherstellen zu können. Die Medien wiederum brauchen den Sport um Auf- merksamkeit, Alleinstellung und entsprechende Zielgruppen zu generie- ren.“86 Zusätzlich nicht ganz auszuklammern ist die Rolle der Wirtschaft, die nicht unterschätzt werden darf. Sponsorengelder stellen neben den Übertra- gungsrechten und Zuschauereinnahmen eine weitere große Einnahmequelle für Vereine und Verbände dar, so dass aus der Interessengemeinschaft von Sport, Medien und Wirtschaft, die von gegenseitiger Einflussnahme und Ab- hängigkeit gekennzeichnet ist, vielerorts von einem Magischen Dreieck ge- sprochen wird.87
Somit ist abschließend an dieser Stelle schon einmal festzuhalten, dass die Medien, insbesondere das Fernsehen, da es in unserer Zeit das Leitmedium darstellt88, einen entscheidenden Einfluss auf die Zukunftsperspektive des Frauenfußballs haben, da auch hier von einem interdependenzialen Verhältnis ausgegangen werden kann.
4 Frauensport in den Medien
Die Art und Weise, in der Medien vom Frauensport berichten, ist eng ver- knüpft mit der Geschichte der sporttreibenden Frauen. Gab es keinen Frau- ensport, dann gab es auch keinerlei Berichterstattung darüber. Existierten hingegen weibliche Sportwettbewerbe, ist nicht immer auch davon auszuge- hen, dass darüber berichtet wurde und wenn doch, in welchem Umfang bzw. mit welchem Inhalt.
Diese Fragestellung wird im folgenden Abschnitt betrachtet. Dabei soll, wie oben ausgiebig dargestellt, von der Prämisse ausgegangen werden, dass die Geschlechterordnung des Sports durch Differenzen und Hierarchien geprägt ist. Es werden Analyseergebnisse vorgestellt, die sich dem Inhalt der Sport- berichterstattung über Frauen und Männer gewidmet haben. Sowohl quanti- tative Aspekte, die aufzeigen in welcher Häufigkeit von Männern und Frauen im Sport berichtet wird als auch inhaltliche Aspekte, die Aufschluss darüber geben, wie und was über Sportlerinnen im Vergleich zu Sportlern berichtet wird, werden Beachtung finden. Abschließend soll auf die Rahmenbedingun- gen der Medienproduktion eingegangen werden, um auf mögliche Erklä- rungsansätze für die bestehende Geschlechterordnung im Sportjournalismus eingehen zu können.
Im Jahr 1986 veröffentlichte Klein ihre Studie zum Frauensport in der Tagespresse. Darin versuchte sie Aufschluss darüber zu liefern, wie die Präsentation von Sportlerinnen in den Printmedien (BILD, Frankfurter Rundschau, Welt, Westdeutsche Allgemeine Zeitung) stattfindet.89 Ihr ist es gelungen ein detailliertes Bild von der Berichterstattung über Frauensport zu zeichnen.90 Festzuhalten waren unterschiedliche Erkenntnisse, die das vorhergehend aufgezeigte Bild der Geschlechterdifferenz im Sport belegten, welche nun in der Folge kurz wiedergegeben werden sollen:
Ein zentrales Ergebnis stellt die Feststellung dar, dass Berichterstattung von Frauensport einen deutlich geringeren Anteil ausmacht als Berichte über Männersport. Dabei nimmt dieser einen Anteil von teilweise über 90 % ein. Ein flächenmäßiger Vergleich stellt dabei fest, dass „dem Frauensport in al- len Zeitungen quantitativ gesehen nur eine marginale Rolle zukommt.“91 Gemessen am damaligen Anteil sportreibender Frauen stellte Klein eine ek- latante Unterrepräsentation fest.92 Weitere wichtige Resultate sind, dass die Frauensportereignisse, über die berichtet wird, qualitativ höher einzuschät- zen sind, es sich also entweder um einzelne Spitzensportlerinnen oder Welt- und Europameisterschaften handelt.93 Dazu erfüllt der Frauensport eine Art Lückenfüller-Funktion, die immer dann stärkere Berücksichtigung findet, wenn im Männersport keine publikumswirksamen Sportarten oder herausra- gende Leistungen zu verzeichnen sind.94 Zusätzlich zu der quantitativen Un- terrepräsentation und dem Auswahlkriterium des Leistungsniveaus zeigen die formalen Gestaltungselemente, wie Platzierung, Bebilderung, Text-, Bildund Überschriftengrößen, dass der Frauensportberichterstattung insgesamt ein geringerer Aufmerksamkeitswert zukommt als dies in der Männersportberichterstattung der Fall ist und somit eine weitere Ausgrenzung über gestalterische Merkmale stattfindet.95 Häufiger vorkommende sexuelle Anspielungen bei Sportlerinnen96, häufigeres Nennen beim Vornamen und somit Trivialisierung97, das bemerkenswertere Darstellen von privaten Beziehungen und Sozialisationsbedingungen und die stärkere Emotionalisierung98 sind weitere festzuhaltende Ergebnisse in Kleins Studie.
Klein zieht somit den Schluss: „Die in der Sportberichterstattung vorherr- schende Geschlechterdifferenz greift zum Teil auf real bestehende sportbe- zogene Verhaltens- und Einstellungsunterschiede von Frauen und Männern zurück. Allerdings repräsentieren die Presseberichte bei weitem nicht die Breite des vorfindbaren und möglichen Verhaltensspektrums. Gleichzeitig wird durch die quantitative Ungleichgewichtung, die einseitige Inhaltsauswahl sowie die unterschiedliche Gestaltung der Berichte und Fotografien eine Sportmythologie weitergetragen, die den (Hochleistungs-) Sport vorrangig als männlich definierten Bereich markiert.“99
Hartmann-Tews und Rulofs versuchen unter der Prämisse, dass Medien an der Herstellung, Aufrechterhaltung und Veränderung der Realität der Ge- schlechterordnung einen nicht zu unterschätzenden Anteil haben, herauszu- finden, ob und welche Gelegenheit die einzelnen Stufen des massenmedia- len Kommunikationsprozesses haben, jene festgestellte Sportmythologie auf- recht zu erhalten oder eben zu verändern. Dafür haben sie verschiedene Ebenen des Kommunikationsprozesses untersucht, von denen in der Folge drei ausgiebiger dargestellt werden sollen (Medienprodukte, Medienrezepti- on, Medienproduktion).100
Medienprodukte
Die empirisch am besten zugängliche Ebene der massenmedialen Vermittlung von Sport ist die der Medienprodukte. Es bietet sich eine Vielzahl von internationalen Inhaltsanalysen der sportmedialen Produkte aus Hörfunk, Fernsehen und Zeitung aus der Perspektive der Geschlechterforschung.101 Werden die Ergebnisse der verschiedenen Inhaltsanalysen zum Geschlechterbild in den Sportmedien, wie von Rulofs, zusammenfassend betrachtet, so treten folgende Hauptbefunde hervor, bei denen sich nach fast 20 Jahren nach Kleins Untersuchung überraschende Überschneidungen erkennen, aber auch hoffnungsvolle Tendenzen finden lassen.
Präsenz von Sportlerinnen und Sportlern in den Medien
„In der tagesaktuellen Sportberichterstattung dominieren die Nachrichten über Männer. Der Anteil der Berichterstattung über Frauen liegt den ver- schiedenen internationalen Studien zufolge nicht höher als 15 %.“102 Ange- sichts der immer größer werdenden Partizipation der Frauen am Sport (vgl. Abbildung 1 und 2, S. 11) zieht Rulofs den Schluss, dass Sportlerinnen nach wie vor durch die Medien marginalisiert werden und dadurch eine ungleiche Geschlechterordnung im Sport aufrecht erhalten wird.103 Studien, die die Be- richterstattung während sportlichen Großereignissen, wie z.B. Weltmeister- schaften oder Olympischen Spielen, untersuchen ermitteln häufig ein ande- res Bild. In der Regel werden höhere Berichtsanteile für Frauen ermittelt, welche den tatsächlichen Partizipationsdaten von Frauen an den Sportereig- nissen nahekommen (siehe hierzu Kap. 4.1).
Geschlechterstereotypisierung durch Sportarten-Fokussierung
„Der überwiegende Teil der vorliegenden Studien kommt zu dem Fazit, dass Sportlerinnen und Sportler bevorzugt in sogenannten geschlechtstypischen Sportarten dargestellt werden. So dominieren in der Berichterstattung über Sportler Sportarten, die dem männlichen Stereotyp der aggressiven körperli- chen Auseinandersetzung entsprechen, wie z.B. Boxen oder Fußball (…).“104 Der Schwerpunkt der Berichterstattung über Sportlerinnen lässt sich dage- gen in Individualsportarten finden, die keinen direkten Körperkontakt erfor- dern.105 Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch Klein 1985 in ihrer Studie, in der sie formulierte, dass im Männersport durchschnittlich 62,7 % aller Berich- te auf den Mannschaftssport bezogen sind, während im Frauensport lediglich 14,8 % aller Artikel Berichte über Mannschaftsspiele darstellen.106
Allerdings lässt sich durch einzelne Studien eine Aufweichung dieser stereo- typen Zuordnung von Sportarten erkennen. Insbesondere für die Frauen lässt sich eine Tendenz der Entstereotypisierung der Sportarten feststellen. Zwar machen nach wie vor die Individualsportarten den größten Teil der Presseberichte über Frauensport aus, aber auch Teamsportarten wie Fußball und Handball stehen in der Rangliste der in der Presse dargestellten Frauen- sportarten relativ weit oben.107 „Der Kanon der in der Presse präsentierten Männer-Sportarten ist allerdings im Vergleich zu früher nach wie vor ähn- lich.“108 Das bedeutet, dass sich hier eine Tendenz der Entstereotypisierung der Sportarten bei den Männern nicht erkennen lässt, somit die an traditionel- len Männlichkeitsbildern orientierten Sportarten früher wie heute eine we- sentliche Rolle in der Berichterstattung über Männer spielen.109
Die Inszenierung von sportlicher Leistung und Erfolg
„Das sportliche Können gehört zum zentralen Fokus der medialen Berichter- stattung über den Sport. Es ist eng verbunden mit den wesentlichen Attribu- ten einer idealen Männlichkeit, die auf Aktivität, Stärke und Erfolg ausgerich- tet ist.
[...]
1 Krull, P. (2007)
2 Friedrich, R. (2010)
3 Klein, M.-L. (1986), S. 5
4 Buhmann, H. (1988), S. 48 ff.
5 Vgl.: Steinheisser, D. (2004), S. 74
6 Vgl.: Buhmann, H. (1988), S. 58
7 Vgl.: Steinheisser, D. (2004), S. 78 ff.
8 Pfister, G. / Langenfeld, H. (1982), S. 977
9 Vgl.: ebd. , S. 977
10 Wesp, G. (1998), S. 13
11 Vgl.: ebd. S. 26 ff.
12 Vgl.: Pfister, G. (1980), S. 35
13 Vgl.: Forman, S. (2008)
14 Vgl.: Statistisches Bundesamt (2010)
15 Vgl.: Buhmann, H. (1988), S. 59
16 Steinheisser, D. (2004), S. 105
17 Lamprecht, M. / Stamm, H. (2002), S. 81
18 Vgl.: Hoffmann, E. / Nendza, J. (2006), S. 6
19 Vgl.: Brüggemeier, F.-J. (2006), S. 34
20 Vgl.: ebd., S. 34 f.
21 Fechtig, B. (1995), S. 22
22 Vierath, W. (1930), S. 61
23 Müchler, G. - Deutschlandradio (2007)
24 Pfister, G. (2008), S. 15
25 Vgl.: Hoffmann, E. / Nendza, J. (2006), S. 24
26 DFB-Jahrbuch (1955)
27 Buytendijk, F.J.J. (1953), S. 20
28 Fechtig, B. (1995), S. 27
29 Hennies, R. / Meuren, D. (2009), S. 18
30 Hoffmann, E. / Nendza, J. (2006), S. 49 f.
31 Vgl.: Hoffmann, E. / Nendza, J. (2006), S. 52 ff.
32 Neben der kürzeren Spielzeit und leichteren Jugendbällen, die verwendet wurden, waren Stollenschuhe und der Angriff auf die Torhüterin im Torraum generell verboten. Zum Schutze des Körpers war der Gebrauch der angelegten Hand jedoch erlaubt (Handinnenfläche zum Körper). Gespielt wurde nur bei bestmöglichen Platzverhältnissen, weshalb die Saison von März bis Oktober ausgetragen wurde. Eine Spielberechtigung wurde erst nach sportärztli- cher Untersuchung und mit Zustimmung des Sportarztes für eine Spielsaison erteilt. Jeweils nach einer Saison hatte innerhalb von vier Wochen eine weitere sportärztliche Untersuchung zu erfolgen. (Fechtig, B. (1995), S. 33)
33 ebd., S. 21
34 IOC - Internationales Olympisches Komitee
35 Hennies, R. / Meuren, D. (2009), S. 71
36 Vgl.: Klein, M.-L. (2007), S. 62
37 Vgl.: Köttker, R. - DFB (2010b)
38 Vgl.: Kittmann, M. (2009), S. 198
39 Vgl.: Köttker, R. - DFB (2010a)
40 Vgl.: Hoffmann, E. / Nendza, J. (2006), S. 28 f.
41 Vgl.: Sinning, S. (2006), S. 66
42 Vgl.: Gems, G. (2008), S. 20
43 Vgl.: Sinning, S. (2006), S. 66 ff.
44 ebd., S. 66
45 ebd., S. 67
46 Vgl.: ebd., S. 68
47 ebd., S. 67
48 ebd., S. 67
49 ebd., S. 69
50 Pfister, G. (2008), S. 16
51 ebd.
52 Hennies, R. / Meuren, D. (2009), S. 296
53 Vgl.: ebd., S 297
54 Blöbaum, B (1994), S. 306
55 Vgl.: Brüggemeier, F.-J. (2006), S. 45
56 Brüggemeier, F.-J. (2006), S. 45
57 Bosman-Urteil - Das Urteil ist nach einem Spieler benannt, der keinen neuen Verein fand, weil der bisherige eine überhöhte Ablösesumme forderte. Das Urteil erlaubt es Berufsfußballern nun nach Ablauf ihres Vertrags eine ablösefreie Arbeitsplatz- bzw. Vereinswahl.
58 Vgl.: Brüggemeier, F.-J. (2006), S. 46 f.
59 Vgl.: ebd., S. 47 f.
60 Blöbaum, B. (1994), S. 305
61 ebd., S. 306
62 Eggers, E. (2007), S. 12
63 Vgl.: Schwier, J. / Schauerte, T. (2002), S. 34
64 Vgl.: Eggers, E. (2007), S. 14 f.
65 Vgl.: ebd.
66 Vgl.: Borngesser, W. (2008), S. 14
67 Vgl.: Eggers, E. (2007), S. 17
68 Vgl.: Borngesser, W. (2008), S. 14
69 Vgl.: ebd.
70 Vgl.: Eggers, E. (2007), S. 28.
71 Vgl.: Brüggemeier, F.-J. (2006), S. 48
72 ebd.
73 Kurp, M. (2007)
74 DFL - Deutsche Fußball-Liga - Vereinigung aller 36 deutscher Bundesligaclubs
75 Vgl.: Völkl, O. (2009)
76 Vgl.: Brüggemeier, F.-J. (2006), S. 48
77 Kurlemann, R. (2008)
78 Seidel, M. (2010)
79 Köttker, R. - DFB (2010c)
80 Vgl.: Borngesser, W. (2008), S. 14 f.
81 Loosen, W. (2001), S.137
82 Vgl.: Burk, V. (2003), S. 139
83 Vgl.: Krüger, U. / Zapf-Schramm, T. (2009)
84 Vgl.: Zubayer, C. (2007), S. 57 ff.
85 Burk, V. / Schauerte, T. (2007), S. 74
86 Schierl, T. (2007), S. 7
87 Vgl. Borngesser, W. (2008), S. 12
88 Vgl.: Eggers, E. (2007), S. 31
89 Klein, M.-L. (1986)
90 Vgl.: Borngesser, W. (2008), S. 24
91 Klein, M.-L. (1986), S. 114
92 Vgl.: ebd.
93 Vgl.: ebd., S. 160
94 Vgl.: ebd., S. 118
95 Vgl.: ebd., S. 134
96 Vgl.: ebd., S. 194
97 Vgl.: ebd., S. 179
98 Vgl.: ebd., S. 203
99 ebd., S. 290
100 Vgl.: Rulofs, B. (2010), S. 1
101 Vgl.: ebd.
102 ebd.: S. 2
103 Vgl.: ebd.
104 ebd.
105 Vgl.: Hartmann-Tews, I. / Rulofs, B. (2007), S. 137
106 Vgl.: Klein, M.-L. (1985), S. 151 f.
107 Vgl.: Hartmann-Tews, I. / Rulofs, B. (2007), S. 142
108 ebd.
109 Vgl.: ebd.
- Arbeit zitieren
- Florian Graudegus (Autor:in), 2011, „Die Zukunft des Fußballs ist weiblich!“. Perspektiven des Frauenfußballs unter medialem Aspekt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191433
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