Die ethnoarchäologisch orientierte Arbeit ist untergliedert in zwei große thematische Teile. Dem ersten Teil gehen neben der Einleitung drei Kapitel voran, die sich mit der kulturellen Entwicklung kleinerer Siedlungszentren in Mesoamerika im Frühen Formativum (ca. 2000-900 v. Chr.) auseinandersetzen. Dabei wird gesondert die Rolle der olmekischen Kultur betrachtet und die Kontroverse um die Rolle der Olmeken in Mesoamerika im Frühen und Mittleren Formativum aufgerollt. Im ersten Teil tritt das siedlungsarchäologische und kulturelle Aufblühen einer Vielzahl von Kulturen im nahezu gesamten mesoamerikanischen Raum im Mittleren Formativum in den Fokus der Betrachtung. Dabei werden zwei repräsentative Beispiele herausgegriffen (das Tal von Oaxaca und das Tal von Mexiko in Mexiko) und unter der Fragestellung analysiert, wie es zur Auswahl der Siedlungsregion, zur Genese eines (oder mehrerer) regionaler Zentren und einer Siedlungshierarchie und der dieser inhärenten Muster gekommen sein konnte. In beiden Beispielen werden geomorphologische, klimatologische und ökologische Faktoren als wichtige Impulsgeber bei der Formierung von Siedlungssystemen hervorgehoben. Darüber hinaus werden Modelle aus der Geographie, der Ethnologie und der Archäologie aufgegriffen, um ein kohärentes Erklärungsbild der Siedlungshierarchien und –systeme darzustellen. Die Ergebnisse dieser Analysen konnten zeigen, dass die in den Beispielen hervortretenden Zentren auf regionaler Ebene als Distributionsfoki und auf interregionaler Ebene als Knotenpunkte für den Austausch prestigiöser Objekte und Symbole fungiert haben.
Dieser letzt genannte Prestigegüteraustausch, der ebenfalls zur Genese einer sozialen Elite in den betreffenden Zentren geführt hat, bildet den Ausgangspunkt für den zweiten Teil der Arbeit. Den theoretischen Rahmen stellt die modifizierte Reziprozitätstheorie nach Marshall Sahlins dar.Hierbei wird der Blickwinkel von den Zentren der beiden Beispiele auf eine Vielzahl anderer Zentren im gesamten Mesoamerika erweitert und mögliche Austauschbeziehungen von Prestigegüterfundkontexten systematisch aufgearbeitet. Das sich dabei herauskristallisierende Netzwerk von unterschiedlich starken Austauschbeziehungen weist auf einen regen Handel von sowohl materiellen als auch symbolischen Prestigegütern hin und bekräftigt die vorab herausgearbeitete Stellung der olmekischen Kultur innerhalb einer Vielzahl anderer.[...]
Inhaltsverzeichnis
1. EINLEITUNG
1.1 Einführung
1.2 Aufbau der Arbeit
1.3 Zielsetzung
1.4 Auswahl der Beispiele
2. DAS FRÜHE FORMATIVUM
2.1 Periodisierungen
2.2 Das Frühe Formativum
3. DAS MITTLERE FORMATIVUM
4. DIE ROLLE DER OLMEKEN INNERHALB DES MESOAMERIKANISCHEN FORMATIVUMS
4.1 Forschungsüberblick
4.2 Kontroverse
4.3 Resümee
5. REGIONALE SIEDLUNGSHIERARCHIEN IM MITTLEREN FORMATIVUM
5.1 Methodik
5.2 Siedlungsevolution im Tal von Oaxaca
5.2.1 Der topographisch-geologische Kontext
5.2.2 Klima
5.2.3 Vegetation
5.2.4 Ressourcen
5.2.4.1 Geologische Ressourcen
5.2.4.2 Biotische Ressourcen
5.2.4.3 Edaphische Ressourcen
5.2.5 Siedlungsphasen im Tal von Oaxaca
5.2.6 Siedlungspräferenz im Etla-Tal
5.2.7 Siedlungstypen
5.2.8 Genese eines regionalen Zentrums
5.2.9 Siedlungsmuster und seine theoretischen Implikationen
5.2.10 Siedlungshierarchie
5.2.11 Genese der Siedlungshierarchie
5.2.12 Das Tal von Oaxaca als System: eine Konklusion
5.3 Siedlungsevolution im Tal von Mexiko
5.3.1 Einleitung
5.3.2 Der topographisch-geologische Kontext
5.3.3 Klima
5.3.4 Vegetation
5.3.5 Ressourcen
5.3.5.1 Geologische Ressourcen
5.3.5.2 Biotische Ressourcen
5.3.5.3 Edaphische Ressourcen
5.3.6 Siedlungsphasen im Tal von Mexiko
5.3.7 Siedlungspräferenz in der Chalco-Xochimilco-Region
5.3.8 Siedlungstypen
5.3.9 Siedlungsmuster und seine theoretischen Implikationen
5.3.10 Siedlungshierarchie
5.3.11 Genese der Siedlungshierarchie
5.3.12 Das Tal von Mexiko: eine Konklusion
6. INTERREGIONALER AUSTAUSCH IM MITTLEREN FORMATIVUM
6.1 Ziele und Methodik
6.2 Theoretischer Überbau und Prämissen
6.3 Empirische Grundlagen für ein mesoamerikanisches Austauschnetzwerk
6.3.1 Binäre Betrachtung ausgewählter Regionen und Zentren in Mesoamerika
6.3.1.1 Morelos - Golfküstenregion
6.3.1.2 Morelos - Tal von Mexiko
6.3.1.3 Morelos - Tal von Oaxaca
6.3.1.4 Morelos - Guerrero
6.3.1.5 Morelos - Pazifikküste Guatemalas
6.3.1.6 Tal von Oaxaca - Tal von Mexiko
6.3.1.7 Tal von Oaxaca - Pazifikküste Guatemalas und Chiapas´
6.3.1.8 Tal von Oaxaca - Golfküstenregion
6.3.1.9 Tal von Mexiko - Golfküstenregion
6.3.1.10 Tal von Mexiko - Guatemala Hochland
6.3.1.11 Tal von Mexiko - Pazifikküste
6.3.1.12 Zentralchiapas - Golfküstenregion
6.3.1.13 Zentralchiapas - Pazifikküste Guatemalas und Chiapas´
6.3.1.14 Zentralchiapas - Hochland von Mexiko
6.3.1.15 Golfküstenregion - Pazifikküste Guatemalas und Chiapas´
6.3.1.16 Golfküstenregion - Maya-Tiefland
6.3.1.17 Golfküstenregion - El Salvador
6.3.1.18 Golfküstenregion - Honduras
6.3.1.19 Golfküstenregion - Hochland von Guatemala
6.3.1.20 Hochland von Guatemala - Honduras
6.3.1.21 Hochland von Guatemala - Pazifikküste Guatemalas und Chiapas´
6.3.1.22 Hochland von Guatemala - Zentralchiapas
6.3.2 Konklusion
7. Schlussbemerkungen
7.1 Zusammenfassung
7.2 Theoretische Schlussfolgerungen
7.3 Schlusswort
Literaturverzeichnis
VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN UND TABELLEN
Kapitel 2
Abb. 1 Der Red-on-buff- und der Locona Komplex im Frühen Formativum
Abb. 2 Mazatán-Region während der Locona-Phase
Abb. 3 Mound 6, Struktur 4, Paso de la Amada, Locona-Phase
Abb. 4 Barra-Phase Keramik aus der Mazatán-Region
Abb. 5 Struktur 6, San José Mogote, Tierras Largas-Phase (Zeichnung)
Abb. 6 Struktur 6, San José Mogote, Tierras Largas-Phase (Foto)
Abb. 7 Östliches Mesoamerika
Kapitel 3
Abb. 8 Keramikkomplexe des Frühen Formativums im westlichen und südlichen Teil des östlichen Mesoamerika
Abb. 9 Keramikkomplexe des Mittleren Formativums im westlichen und südlichen Teil des östlichen Mesoamerika
Abb. 10 Pazifikküstenstreifen im Grenzgebiet Mexikos und Guatemalas im Mittleren Formativum
Abb. 11 Ujuxte
Abb. 12 La Venta während des Mittleren Formativums
Abb. 13 Der zentrale Bereich Chalcatzingos (Morelos)
Abb. 14 Chiapas im Frühen und Mittleren Formativum
Abb. 15 Tzutzuculi (Chiapas), Mittleres Formativum
Abb. 16 Finca Acapulco (Chiapas), Mittleres Formativum
Abb. 17 Mound 1, La Blanca (Guatemala), Conchas-Phase
Abb. 18 Struktur 28 (auf Struktur 19), San José Mogote, Rosario-Phase
Abb. 19 Isla Stele 1, Mirador Becken, Mittleres Formativum (?)
Abb. 20 Monument 3, San José Mogote, Rosario-Phase
Abb. 21 Monument 1, La Blanca, Conchas-Phase
Abb. 22 Monument 14, Abaj Takalik
Abb. 23 Siedlungshierarchie in der Río Naranjo-Region (Guatemala), Conchas-Phase
Abb. 24 Siedlungsverteilung in der Escuintla-Region (Guatemala) im frühen Mittleren Formativum
Abb. 25 Siedlungsverteilung in der Escuintla-Region (Guatemala) im späten Mittleren Formativum
Kapitel 4
Abb. 26 Stele C (Tres Zapotes, Veracruz)
Abb. 27 Kerngebiet der olmekischen Besiedlung
Abb. 28 Das „ fire-serpent “-Motiv
Abb. 29 Olmekischer „ were-jaguar “
Abb. 30 Olmekischer „ were-jaguar “. Jade-Axt („Kunz-Axt“)
Abb. 31 Das „ paw-wing “-Motiv
Abb. 32 Zusammenfassender Vergleich von Siedlungshierarchien in Bezug zu Siedlungsgrößen
Kapitel 5.2
Abb. 33 Physiographische Zonierung im Tal von Oaxaca
Abb. 34 Geländeprofil durch das Tlacolula- und das Zaachila-Tal
Abb. 35 Das fluviale System im Tal von Oaxaca
Abb. 36 Das Tal von Oaxaca mit einer Auswahl archäologischer Stätten
Abb. 37 Jährliche Niederschlagsverteilung im Tal von Oaxaca
Abb. 38 Klimatische Variation im Tal von Oaxaca
Abb. 39 Feuchtigkeitsfluktuationen im Frühen, Mittleren und Späten Formativum im Tal von Oaxaca
Abb. 40 Rekonstruktion der primären Vegetationszonen im Tal von Oaxaca
Abb. 41 Obsidian- und Eisenerzquellen in Mesoamerika
Abb. 42 Obsidianquellen des Frühen und Mittleren Formativums in Mesoamerika
Abb. 43 Geologische Eisenerzvorkommen im Tal von Oaxaca
Abb. 44 Bodenklassifikation im Tal von Oaxaca
Abb. 45 Siedlungsmuster im Tal von Oaxaca (Tierras Largas-Phase)
Abb. 46 Siedlungsmuster im Tal von Oaxaca (San José-Phase)
Abb. 47 Siedlungsmuster im Tal von Oaxaca (Guadalupe-Phase)
Abb. 48 Siedlungsmuster im Tal von Oaxaca (Rosario-Phase)
Abb. 49 Entwicklung der Maiskorngrößen
Abb. 50 Verteilung der landwirtschaftlich produktivsten Einzugsgebiete im Tal von Oaxaca (Tierras Largas bis
Guadalupe-Phase)
Abb. 51 Verteilung der landwirtschaftlich produktivsten Einzugsgebiete im Tal von Oaxaca (Rosario-Phase)
Abb. 52 a) Monument 1; b) Monument 2 aus San José Mogote (Frühe San José-Phase)
Abb. 53 Rekonstruktion von Plattform 3 in Barrio del Rosario Huitzo (Guadalupe-Phase)
Abb. 54 Struktur 12, Santo Domingo Tomaltepec
Abb. 55 Ressourcen als Determinanten für Siedlungsmuster
Abb. 56 Lineare Siedlungsanordnung im Etla-Tal (San José-Phase)
Abb. 57 Schematisches Modell der linearen Siedlungsevolution entlang des Atoyac-Flusses im Etla-Tal
Abb. 58 Durchschnittlicher Maisertrag pro Hektar in Relation zur Maiskorngröße
Abb. 59 Graphische Umsetzung der Daten aus Tabelle 9 bei Gruppengrößen bis 1400 Personen
Abb. 60 Verteilung olmekischer Motive im Tal von Oaxaca
Abb. 61a Reichweitenkreise mit tangentialen Grenzen um Zentren
Abb. 61b Überlappung der Reichweitenkreise
Abb. 61c Hexagonale Form der Reichweitengebiete mit optimaler Versorgung
Abb. 62 Das Verkehrsprinzip nach Walter Christaller
Abb. 63 Schematische Anwendung des Verkehrsprinzips auf das Etla-Tal
Abb. 64 Vereinfachte Darstellung einer hypothetischen Siedlungsintegration im Frühen Formativum
Abb. 65 Linear orientiertes Siedlungsmuster in den Diyālā Ebenen (Irak)
Abb. 66 Rhomboides Siedlungsnetzwerk in den Diyālā Ebenen (Irak)
Abb. 67 Rang-Größen-Graph für die Rosario-Phase
Abb. 68 Distanzen zwischen den Siedlungen im Tal von Oaxaca
Abb. 69 Der Vergleich von Wachstumsraten zwischen San José Mogote und Tierras Largas
Abb. 70 Das Tal von Oaxaca und umgebende Täler
Kapitel 5.3
Abb. 71 Physiographische Zonen in der Chalco-Xochimilco-Region im Tal von Mexiko
Abb. 72 Fruchtbare Ebene östlich des Chalco-Sees
Abb. 73 Das Tal von Mexiko
Abb. 74 Die jährlichen Niederschlagsmengen im Tal von Mexiko
Abb. 75 Das Tal von Mexiko und das Tal von Morelos
Abb. 76 Die Chalco-Region mit der Amecameca-Ebene und der Siedlung Coapexco 1 und 2
Abb. 77 Die Bevölkerungsentwicklung in der Chalco-Xochimilco-Region in vorspanischer Zeit
Abb. 78 Siedlungen im Tal von Mexiko
Abb. 79 Struktur AI in Ch-MF-9
Abb. 80 Struktur AJ in Ch-MF-9
Abb. 81 Rang-Größen-Graph für die FI-1 für die südliche Region des Tals von Mexiko
Abb. 82 Siedlungsflächenhistogramm für die FI-1 in der südlichen Region des Tals von Mexiko
Kapitel 6
Abb. 83 Austauschnetzwerk im Mittleren Formativum nach Demarest, 1989
Abb. 84 Sektorale Gliederung der Reziprozitätsbeziehungen in Bezug zu Wohneinheiten nach Marshall Sahlins
Abb. 85 Austauschmodell im Maya-Gebiet während der Klassik
Abb. 86 Austauschmodi
Abb. 87 Dendritisches Netzwerkmodell mit einer „ gateway community “ an der Peripherie
Abb. 88 Monument 1 („ El Rey “), Chalcatzingo
Abb. 89 Monument 2, Chalcatzingo
Abb. 90 Monument 12, Chalchuapa (El Salvador)
Abb. 91 Orte mit Funden olmekischen Stils in Mesoamerika
Abb. 92 Figurinenkopf des Typs C8, Tetelpán
Abb. 93 Figurine des Typs C8, Chalcatzingo
Abb. 94 Magnetitspiegel aus Central Plaza Burial 1, Chalcatzingo
Abb. 95 Monument aus Teopantecuanitlán (Guerrero)
Abb. 96 Formative Stätten in Guerrero
Abb. 97 San Miguel Amuco-Stele
Abb. 98 Rekonstruktion von Mural 1 in der Oxtotitlán Höhle (Guerrero)
Abb. 99 Monument 21, Chalcatzingo
Abb. 100 Sternmotiv auf Conchas-Phase Keramik (Ramiréz Fine White), La Blanca
Abb. 101 Sternmotiv auf Guadalupe-Phase Keramik (Socorro Fine Gray), Fábrica San José
Abb. 102 Sternmotiv auf Gordon-Phase Keramik, Copán
Abb. 103 Figurinen des Typs A
Abb. 104 Obsidian-Austauschnetzwerke im Frühen Formativum
Abb. 105 Obsidian-Austauschnetzwerke im Mittleren Formativum
Abb. 106 Figur olmekischen Stils, Xoc (Chiapas)
Abb. 107 „ Knuckledusters “
Abb. 108 Jadeit-Figurine, Piedra Parada
Abb. 109 Grünstein-Pektoral, Ocozocoautla
Abb. 110 Anthropomorphe Zepter
Abb. 111 Rekonstruktion des Ballspielplatzes in Abaj Takalik
Abb. 112 Obsidianquellen in Mesoamerika
Abb. 113 Monumente aus Pijijiapan
Abb. 114 Monument 1, Tzutzuculi (Chiapas)
Abb. 115 Olmekisches „ were-jaguar “-Motiv, El Mesak
Abb. 116 Das „ cleft-head “-Motiv, La Blanca
Abb. 117 “Shook Panel”
Abb. 118 Monument 13, La Venta
Abb. 119 Monument 19, La Venta
Abb. 120 Zentral-Yucatán mit dem Ort Chacsinkin (Kartenvorlage: Microsoft Encarta 2006)
Abb. 121 Jadeobjekte aus Chacsinkin
Abb. 122 Keramikgefäß aus Dzibilchaltun
Abb. 123 Gesicht aus Grünstein aus Mayapán
Abb. 124 Cache 7, Seibal, Real-Phase
Abb. 125 Kreuzförmige Anordnung von Cache 7
Abb. 126 Monument 12, Chalchuapa
Abb. 127 Vier Gefäße mit olmekischen Motiven aus Copán (Friedhof 9N-8, Grab VIII-27), Gordon-Phase
Abb. 128 Jade Halskette, Copán (Grab VIII-27), Gordon-Phase
Abb. 129 Das Salama-Tal in Guatemala
Abb. 130 Obsidianquellen im südöstlichen Mesoamerika
Abb. 131 Prozentualer Anteil der Quellen des Obsidians in La Blanca, Conchas-Phase
Abb. 132 Hochland von Guatemala (Kartenvorlage: Microsoft Encarta 2006)
Abb. 133 Escuintla-Region und das Hochland von Guatemala
Abb. 134 Formative Siedlungen in Chiapas am Oberen Grijalva
Abb. 135 Siedlungsmuster am Oberen Grijalva, Mittleres und Spätes Formativum
Abb. 136 Obsidianquellen und die Verteilung von Obsidian im südlichen Teil des Isthmus von Tehuantepéc
Kapitel 7
Abb. 137 Multikausales Modell des Prozesses soziopolitischer Komplexisierung
Kapitel 2
Tab. 1 Chronologische Sequenzen für das Formativum in ausgewählten Regionen Mesoamerikas
Kapitel 5.2
Tab. 2 Siedlungsgrößen und Bevölkerungszahlen während der Tierras Largas-Phase im Tal von Oaxaca
Tab. 3 Siedlungsgrößen und Bevölkerungszahlen während der San José-Phase im Tal von Oaxaca
Tab. 4 Siedlungskontinuität und Anzahl der „ mounds “
Tab. 5 Siedlungsgrößen und Bevölkerungszahlen während der Guadalupe- und Rosario-Phase im Tal von Oaxaca
Tab. 6 Potentielle und archäologisch geschätzte Bevölkerung im Tal von Oaxaca zwischen der Tierras Largas- und der Rosario-Phase
Tab. 6a Siedlungstypologie nach Parsons (1971) und Blanton (1972)
Tab. 7 Distanzen zwischen einzelnen Siedlungen im Etla-Tal
Tab. 8 Vergleich dreier Siedlungen (Späte San José-Phase) in Bezug zum verfügbaren Land, den daraus potentiell zu erwirtschafteten Maiserträgen und der geschätzten Bevölkerung
Tab. 9 Prozentueller Anteil endogamer Heiraten in Relation zur Gruppengröße
Tab. 10 Größere Siedlungen im Oaxaca-Tal, Rosario-Phase
Tab. 11 Vorhergesagte Austauschintensität und Rang
Kapitel 5.3
Tab. 12 Hypsometrische Gliederung des Tals von Mexiko
Tab. 13 Die paläoklimatischen Gegebenheiten im Puebla-Tlaxcala Gebiet
Tab. 14 Chronologien für das Tal von Mexiko
Tab. 15 Durchschnittliche Entfernung der Siedlungen vom Seeufer
Tab. 16 Siedlungsgrößen im Early Horizon im Tal von Mexiko
Tab. 17 Siedlungsgrößen im First Intermediate 1
Tab. 18 Prozentuelle Verteilung der Bevölkerung auf die Siedlungstypen
Tab. 19 Prozentueller Anteil der Siedlungstypen innerhalb der Gesamtheit aller Siedlungen
Tab. 20 Siedlungsverteilung in den physiographischen Zonen im Early Horizon
Tab. 21 Bevölkerungsverteilung und -dichte in den physiographischen Zonen
Tab. 22 Durchschnittliche Siedlungshöhelage und jährliche Niederschlagsmengen
Tab. 23 Distanzen zwischen den größten Siedlungen der Chalco-Xochimilco-Region
Tab. 24 Die fünf größten Siedlungen des Mittleren Formativums in der südlichen Region des Tals von Mexiko und ihre potentiellen „Satellitensiedlungen“
Tab. 25 Bevölkerungsschätzungen für das Tal von Mexiko
Tab. 26 Die Produktivität der Einzugsgebiete von Siedlungen im Formativum im Tal von Mexiko
Tab. 27 Obsidianfunde in verschiedenen Haushaltseinheiten und einzelnen Haushalten in San José Mogote und die Obsidian-Quellen
Tab. 28 Analogie von Artefakttypen aus dem Salama-Tal und anderen Regionen
Tab. 29 Obsidiandichte in Mittel- und Spätformativen Siedlungen in Zentralchiapas
1. EINLEITUNG
1.1 Einführung
Die vorliegende Arbeit behandelt auf der chronologischen Ebene den Zeitrahmen von ca. 1000/900 v. Chr. bis etwa 400 v. Chr., welcher in der mesoamerikanischen Archäologie als Mittleres Formativum (oder Mittlere Präklassik) bezeichnet wird. Den geographischen Rahmen bildet ein Gebiet, dass nicht den von Paul Kirchhoff (1943) geprägten Kulturterminus „Mesoamerika“ umfasst, sondern ein Kerngebiet beinhaltet, das im Nordwesten bis zum Tal von Mexiko und im Südosten bis nach Honduras reicht. Jedoch werden aus diesem riesigen Gebiet exemplarisch zwei regional begrenzte siedlungsarchäologische Beispiele herausgenommen und unter Berücksichtigung naturräumlicher Gegebenheiten sowie unter den Aspekten siedlungshistorischer, subsistenz- ökonomischer, soziokultureller und demographischer Determinanten analysiert und miteinander verglichen. Die Einbettung dieser Beispiele erfolgt innerhalb des oben festgelegten geographischen Rahmens in komparativer Weise zu anderen Regionen, deren gemeinsamer Nenner eine zu vergleichende soziopolitische Disposition darstellt, definiert durch die Interaktion ihrer führenden Instanzen.
1.2 Aufbau der Arbeit
Die Arbeit ist in drei Teile gegliedert. Im ersten deskriptiven Teil (Kap. 1.-4.), dem
Einführungssteil, werden die kulturhistorischen und archäologischen Grundlagen für die beiden folgenden Hauptteile gelegt. Das Frühe Formativum wird im Kap. 2 dieses Teils als eine Periode skizziert, die sich stark von der vorangehenden Archaik unterscheidet und bereits viele kulturelle Merkmale der folgenden Perioden vorwegnimmt. Die qualitativen und quantitativen Strukturänderungen, die sich in der Transitionsphase zum Mittleren Formativum vollziehen und die immense Entwicklung fast aller kulturellen Äußerungen in dieser Periode werden im Kap. 3 grob umrissen. Schließlich folgt im Kap. 4 eine Erörterung über die Rolle der Olmeken, mit der diesem Thema impliziten Kontroverse und sich dem damit abzeichnenden Paradigmenwechsel.
Die beiden Hauptteile unterscheiden sich durch einen unterschiedlichen Fokus. Im ersten Hauptteil (Kap. 5) wird die Mikroebene betrachtet, die auf der regionalen Ebene die Siedlungshierarchien innerhalb zweier Beispiele, des Tals von Oaxaca und des Tals von Mexiko, basierend auf einem komplexen soziopolitischen System widerspiegelt. Im zweiten Hauptteil (Kap. 6) wird der Fokus auf eine Makroebene verlagert, auf der Interaktion und Austausch zwischen den genannten Beispielen und unter Heranziehung einer Vielzahl weiterer illustriert werden sollen.
1.3 Zielsetzung
Die Arbeit verfolgt zwei Hauptziele. Zum einen werden im ersten Hauptteil die Siedlungshierarchien und die ihnen inhärenten Siedlungs systeme (vgl. Anm. 92) mit Hilfe archäologischer, geographischer und ethnologischer Modelle untersucht und dabei als Ausdruck einer soziopolitisch komplexen Gesellschaft verstanden. Beide Entwicklungen, die Ausdifferenzierung sozialer und politischer Ungleichheit und die Etablierung von Häuptlingstümern (middle range societies) auf der einen Seite und die Herauskristallisierung von Siedlungshierarchien und einzelnen zentralen Orten innerhalb derer auf der anderen Seite, sind als parallele Entwicklungen zu sehen und bilden den Dreh- und Angelpunkt zum zweiten Hauptziel. Dieses Ziel wird im zweiten Hauptteil durch eine Offenlegung des Austauschnetzwerkes zwischen den regionalen soziopolitischen Instanzen als eine hypothetische Form des Eliteaustausches innerhalb eines Prestigegütermodells angestrebt. Der Austausch als ein kulturelles Subsystem1 soll aber in dem hier betrachteten Zeitrahmen des Mittleren Formativums nicht als „ prime mover “ der Genese von soziopolitischer Komplexität verstanden werden (diese beginnt bereits im Frühen Formativum in einer zum Teil archäologisch schwer fassbaren Form in Erscheinung zu treten),2 sondern als ein Motor der weiteren Komplexisierung der Sozialstruktur, die im Rahmen anderer kultureller Subsysteme wie etwa der Intensivierung der Landwirtschaft und den daraus sich ergebenden Surplus, der Stärkung der ökonomischen Systeme auf regional-lokaler Ebene sowie von kriegerischen Auseinandersetzungen als weitere Faktoren zur Herausbildung von Häuptlingstümern zu sehen ist, die hier jedoch ausgeblendet werden müssen (Carneiro 1981; Earle 1987a, vgl. auch Anm. 185).
Der deskriptiven Vorgehensweise im Einleitungsteil der Arbeit folgt im ersten Hauptteil ein induktives Vorgehen, bei dem aus den genannten regionalen Beispielen theoretische Modelle extrahiert werden sollen. Im zweiten Hauptteil wird deduktiv, basierend auf dem Reziprozitätsmodell von Marshall Sahlins (1965), der wiederum sein Modell induktiv konstruierte (ibd. Appendizes, 186-225), ein Prestigegütermodell als tentativer Erklärungsversuch der genannten Häuptlingstümergenese im Mittleren Formativum im nahezu gesamten mesoamerikanischen Raum vorgestellt.
Schließlich soll ein sekundäres Ziel nicht unerwähnt bleiben. Die Rolle der Olmeken, die im Kap. 4 erörtert wird, ist vor dem Hintergrund des genannten multilateralen Netzwerkes von Häuptlingstümern zu sehen, in dem die Olmeken keine hegemoniale Position einnahmen, sondern als ein Teil oder als ein „ primus inter pares “ -Partner eingeordnet werden.
1.4 Auswahl der Beispiele
Die Auswahl der in dieser Arbeit verwendeten Beispiele ist an einige Determinanten gekoppelt. Zum einen herrscht eine evidente Ungleichverteilung der Forschungsfoki auf bestimmte Regionen, basierend auf einer gewachsenen archäologischen Tradition, die Glynn Daniel zu folgender Aussage veranlasste:
„The present state of archaeology cannot be divorced from its past state.“ (zit. nach Willey und Sabloff 1980: xv)
Die daraus resultierenden Implikationen sind, dass das Datenmaterial beispielsweise für das Tal von Oaxaca weitaus größer ist, als etwa für Hochland-Chiapas, ohne andeuten zu wollen, dass die regionalen Siedlungsmuster im letztgenannten von jenen differieren.3 Zum anderen geht diese Arbeit von Prämissen aus, die nur auf einer bestimmten soziopolitischen Ebene, eben der geschichteten Ranggesellschaft,4 in einem hierarchisch gegliederten Siedlungssystem überprüfbar gemacht werden können, und das vor dem Hintergrund einer zum Untersuchungszeitpunkt gegebenen Komplexität. Sicherlich existierten weiterhin im Mittleren Formativum singulär auftretende, egalitär organisierte Siedlungen oder semisedentäre Weiler, die von wildbeuterisch lebenden Gruppen aufgesucht wurden.5 Diese sollen aus den genannten Gründen aus dieser Betrachtung ausgeblendet werden, obwohl sie das Bild einer auf sozialer Ebene multilinearen Evolution Mesoamerikas heterogenisieren.
Zum anderen, und dies beinhaltet ganz pragmatische Gründe, ist die Bearbeitung des hier vorgestellten Themas auf eine vielschichtige archäologische Dokumentation angewiesen.
2. DAS FRÜHE FORMATIVUM
2.1 Periodisierungen
Periodisierungen spiegeln bestimmte Denkmuster geschichtlicher Abläufe wider und Begriffe wie „archaisch“, „formativ“ oder „klassisch“ implizieren evolutive Schemata von Wachstum und Blüte im Gegensatz zu dem meist darauf folgenden Verfallsprozess, charakterisiert durch Termini wie „Postklassikum“ oder wie aus der griechischen Geschichte bekannt „Hellenismus“ (Stahl 2003: 11). Dieses anachronistische Geschichts- und Kulturbild verkennt die Geschichte als eine Summe von Perioden, im Gegensatz zu einem Kontinuum das nicht zwingend einer linearen Stringenz folgen muss, innerhalb dessen die Amplitude des Fortschritts und des Rückgangs zu beiden Seiten der Skala oszillieren und sowohl evolutive als auch devolutive Charakteristika aufweisen kann. Aus diesen Überlegungen heraus sollen in dieser Arbeit das Frühe und vor allem das Mittlere Formativum in Mesoamerika unter Zuhilfenahme der aktuellsten Forschungsliteratur als Perioden skizziert werden, die das kulturelle Legat für viele spätere „klassische“ Kulturen bildeten und damit bedeutende kulturelle Merkmale vorwegnahm.
2.2 Das Frühe Formativum
Obwohl sich die vorliegende Arbeit mit dem Mittleren Formativum auseinandersetzt, ist ein kurzer Überblick über das vorangehende Frühe Formativum zwingend, um die Kontinuität der Entwicklung aufzuzeigen und vor allem den Übergang, der beide Perioden markiert, näher zu beleuchten.
Der Terminus „Formativum“ wurde durch Gordon R. Willey und Philip Phillips (1958: 146) in die Terminologie der altamerikanischen Archäologie eingeführt und bezeichnete eine Periode, die gekennzeichnet war durch „the presence of agriculture, or any other subsistence economy of comparable effectiveness, and by the successful integration of such an economy into well-established, sedentary village life […] Pottery-making, weaving, stone-carving, and a specialized ceremonial architecture are usually associated with these American Formative cultures.” (Willey und Phillips 1958: 146)6
Dieser Merkmalskatalog ist in den letzten 50 Jahren durch weitere Aspekte erweitert worden, wie etwa monumentale Architektur, öffentliche Kunst, reliefierte Steinmonumente, Handwerksspezialisierung, Diversifikation der Subsistenztechnologien, Bevölkerungswachstum und -dichte, der Entwicklung von sozialen Rängen, Fernaustausch von Prestigegütern, Konkurrenz und Konflikte zwischen den Eliten, Kontrolle über die Arbeit und die damit einhergehende Bewältigung großer öffentlicher Bauten und letztlich die Bildung von Staaten (Powis 2005: 2).
Uneinigkeit innerhalb der mesoamerikanischen Forschung herrscht auch über die Verwendung der Termini „Formativum“ und „Präklassik“. Das Handbook of Middle American Indians bezeichnet in seiner Ausgabe von 1964 (Willey et al. 1964: 478) die „Middle Preclassic“ als einen Großteil der Periode von 2000 bis 300 v. Chr. Heute wird diese Zeitspanne grob unterteilt in Frühes Formativum (2000-900 v. Chr.), Mittleres Formativum (900-400 v. Chr.) und Spätes Formativum (400 v. Chr.-250 n. Chr.)(Tab. 1). Um Fehlinterpretationen zu vermeiden, schlägt Grove (1981a: 374) in Anlehnung an die Arbeiten von Kent V. Flannery und Michael D. Coe (Coe 1961; Coe und Flannery 1967) die gesamte Periode als „Formativum“ zu bezeichnen, obwohl der Begriff für manchen Forscher pejorative Konnotationen trägt, da er eine kulturgeschichtliche evolutionäre Entwicklung impliziert, die diese Periode gegenüber der folgenden klassischen als unterentwickelt darzustellen scheint (Powis 2005: 3). Der Begriff „Präklassik“ ist unter den Mayanisten weit verbreitet, jedoch werden beide Begriffe substitutiv verwendet. In der vorliegenden Arbeit soll der Begriff „Formativum“ aus rein pragmatischen Gründen verwendet werden, da er in der überwiegend angloamerikanisch sprachigen Forschungsliteratur dominiert.
Lange Zeit standen die Olmeken in der altamerikansichen Forschung singulär als die „Mutterkultur“ aller nachfolgenden Kulturen innerhalb Mesoamerikas da. Dieses Bild wird heute differenzierter betrachtet und die Olmeken haben ihren Nimbus eines zivilisatorischen Fackelträgers verloren.7
Jahrhunderte vor der Hochblütezeit der olmekischen Kultur (San Lorenzo A und B, 1150-900 v. Chr.) entstanden überall in Mesoamerika einzelne Kulturkomplexe, die hoch entwickelt waren. Die Barra, Locona und Ocós-Phasen (ca. 1600-1250 v.Chr.), die sich über eine Region
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Chronologische Sequenzen für das Formativum in ausgewählten Regionen Mesoamerikas (Powis 2005: Tab. 1.1).
von Nord-Veracruz, Tabasco, Chiapas, die südliche Pazifikküste Guatemalas bis nach West- El Salvador ziehen, welche von Gareth W. Lowe (1971; zit. n. Arroyo 1994: 17) als „Greater Isthmian Region“ bezeichnet wurde und in der neueren Forschung als „Locona Complex“ auftaucht (Abb. 1),8 die Tierras Largas-Phase (1400-1150 v. Chr.) im Tal von Oaxaca,9 die Nevada, Coapexco, Ayotla und Manantial Phasen (ca. 1450-1000)10 im Tal von Mexiko11 und andere Gebiete auch zeugen alle in ihren Anfängen vom Beginn der Sesshaftigkeit, einer intensiven landwirtschaftlich-hortikulturellen Tätigkeit, mit bereits seit Jahrtausenden domestizierten Pflanzen12 wie Mais, Bohnen und Kürbis (Flannery 1973: 299) und der Einführung von Keramik (z. B. Clark und Blake 1996: 266f.; Flannery 1983a: 43).13 Die Sesshaftigkeit und die Landwirtschaft waren auch Grundvoraussetzungen für die Herausbildung einer soziopolitischen Ungleichheit der Gesellschaft im Frühen Formativum, deren Mitglieder durch bestimmte Objekte ihre Statuspositionen gegenüber anderen festlegten.14 Zu diesen Objekten konnten architektonische Strukturen gehören, wie es das Beispiel des Mound 6 in Paso de la Amada an der Pazifikküste Chiapas´ zeigt (Abb. 2, 3). Dieser Mound, der entweder ein öffentliches Gebäude oder eine private Wohneinheit beherbergte, könnte als Anzeichen für das Herausbilden einer Elite verstanden werden, die sich vermutlich in einem „transegalitären“ Stadium befand (Blake und Clark 1999: 57f.) und sich bereits während der Locona-Phase oder sogar früher zu formieren begann (Blake 1991: 43; Clark 1991: 18; Lowe 1977: 211; vgl. auch Anm. 2).15 Wright (1984: 43f.) sieht in einer
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wohnlichen Segregation, neben einer Bestattungssegregation und einer Siedlungshierarchie das wichtigste Merkmal eines komplexen Häuptlingstums vergangener Kulturen an.16 Keramik könnte ein Marker für ein Objekt von hohem intrinsischen Wert gewesen sein, das seinem Besitzer Status oder Prestige verleiht. Die Ocós-Phase Keramik ist, wie bereits angedeutet, im gesamten von Gareth W. Lowe als „Greater Isthmian Region“ genannten Raum verbreitet gewesen und zeigt neben lokalen Varietäten überall ähnliche Merkmale. Diese weite Verbreitung, basierend auf diffusionistischen Tendenzen oder auf Interaktion, spricht für die Popularität dieser der vorangehenden Barra-Phase Keramik gegenüber (Abb. 4, vgl. auch Abb. 8) technisch und ästhetisch höher gestellten Ware (Lee 1989: 199ff.).
Schließlich ist auch Obsidian als wichtiges Prestige- und Gebrauchsobjekt (Drennan 1984a: 31) der sich formierenden Ranggesellschaften zu erwähnen. Wiederum findet man in Paso de la Amada eine ungleichmäßige Verteilung von Obsidian während der Ocós-Phase auf die einzelnen Mounds, wobei Mound 1 sowohl quantitativ, als auch qualitativ (El Chayal Obsidian) hervorsticht. Clark und Lee (1984: 251ff.; Lee 1989: 204) vermuten hier eine übergeordnete Instanz, die in redistributiver Weise über den „Fluss“ des Obsidians wachte.17 Ähnliche Strukturen und Entwicklungen lassen sich auch in anderen Regionen Mesoamerikas ausmachen. In San José Mogote, dem größten Ort im Etla-Tal des Oaxaca-Tals findet man relativ zeitgleich zu Paso de la Amada18 mehrere Strukturen, die als öffentlich bezeichnet werden können. Das besterhaltene Beispiel ist Struktur 6 (Abb. 5, 6), die vermutlich rituellen Zwecken diente (Drennan 1983: 47f.; Marcus 1989: 159).19 Aussagen über die soziopolitische
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Konstellation in San José Mogote sind problematisch und dürften, wie oben am Beispiel Paso de la Amadas, auf einen „transegalitären“ Zustand deuten.20
Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass selbst Regionen, die früher aus Mangel an archäologischen Daten als rückständig bezeichnet wurden, wie z. B. das südöstliche Mesoamerika, Teil des frühformativen Austauschnetzwerkes waren. Joyce und Henderson (2001) konnten im Ulúa-Tal in Honduras in der archäologischen Stätte Puerto Escondido (Abb. 7) sowohl auf der keramischen Ebene (Ähnlichkeiten zur Barra- und Ocós-Keramik Soconuscos; ibd. 12), als auch auf der architektonischen Ebene (Ähnlichkeiten zu Paso de la Amada und San Isidro, Chiapas; ibd. 13) Interaktionsmuster dieses peripheren Gebietes mit anderen mesoamerikanischen Regionen nachweisen.
In der Golfküstenregion wird der Beginn von soziokultureller Komplexität in die Bajío-Phase (1350-1250 v. Chr.) datiert. Die steinernen Kolossalköpfe, die im Frühen Formativum in olmekischen Orten auftauchen, könnten wahrscheinlich lokale Herrscher darstellen (Grove 1981a: 377).21 In die genannte Phase fallen auch massive Konstruktionen in San Lorenzo, wie das künstlich umgestaltete Plateau mit den Abmessungen 1000 m in der Länge und 600 m in der Breite; ein Eingriff in die Landschaft, der eine Arbeitskräftekonzentration und - organisation erforderte, die über die egalitäre Organisationen einzelner Weiler hinausgeht (Coe 1968: 44).
3. DAS MITTLERE FORMATIVUM
Zu Beginn des 1. Jt. v. Chr. findet man in vielen Regionen Mesoamerikas im archäologischen Kontext eine Zäsur, welche die Archäologen dazu veranlasste in diesem Rahmen den Übergang vom Frühen zum Mittleren Formativum zu konstatieren. Ob es eine Zäsur ist oder eine kontinuierliche Entwicklung mit anderen materiellen, architektonischen und soziokulturellen Vorzeichen wird in der Forschung diskutiert (Grove 1981a: 379). Dieser Wechsel wird vor allem in einer Besiedlungsunterbrechung vieler Stätten deutlich, einhergehend mit einer Ausdehnung bestehender Siedlungen, der Genese neuer Artefakttypen und variierender Keramiktypen und einer Differenzierung der soziokulturellen und ökonomischen Sektoren.22 Ausgrabungen in San Lorenzo und La Venta und die daraus gewonnen Erkenntnisse gaben den Impetus für die Periodendifferenzierung. Um 900 v. Chr. wird das in der vorangehenden San Lorenzo-Phase (1250-900 v. Chr.) in seiner Hochblüte stehende San Lorenzo abrupt verlassen und sinkt zur Bedeutungslosigkeit herab. Damit einhergehend ist eine ikonoklastische Verstümmelung und ein Begraben der Skulpturen, wobei eine keramische Kontinuität für einige Zeit gewahrt bleibt (Coe 1968: 63; Lowe 1978: 358). Coe (ibd.) sieht in dieser damnatio memoriae das Resultat interner Konflikte, die zum Zusammenbruch San Lorenzos als „ center of a coercive state of grandiose proportions “ (ibd. 60; Coe und Diehl 1980a: 188, 387) führten.23 Grove (1981a, b: 67f.) vermutet auf der Basis neuerer archäologischer Daten, dass die Zerstörungen rituellen Charakter hatten und die Monumente als Foki übernatürlicher Macht des Häuptlings nach dessen Tod zerstört wurden, um die ihnen inhärente Macht wieder freizusetzen.
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Die Transition vom Frühen zum Mittleren Formativum wird vor allem in den keramischen und den architektonischen Komplexen in vielen Teilen Mesoamerikas evident (Abb. 8, 9). Neben lokalen Varietäten besaßen im späten Frühformativum viele Keramikkomplexe eine starke Affinität zur Keramik der San Lorenzo-Phase (Grove 1981a: 380, 382, 386).24 Zu Beginn des Mittleren Formativums gewinnt eine weißliche bzw. weiß-gelbbraune (white-to- buff) Ware mit flachem Boden, und Schüsseln mit ausgestellten Wänden (flaring-wall bowl) als meist gebräuchliche Formen an fast panmesoamerikanischer Dominanz (Grove 1989b: 127f.; Lowe 1978: 360; Lee 1989: 209).25
Ausgehend von einem teilweise enormen demographischen Anstieg in vielen Regionen Mesoamerikas im Mittleren Formativum26 und dem damit verbundenen Anwachsen vieler Siedlungen stehen architektonische Innovationen und eine räumlich-urbane Planung zu Beginn dieser Periode. Exemplarisch sei der Ort Ujuxte an der Pazifikküste Guatemalas (Abb.
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10, 11) als Ausdruck einer planmäßig angelegten Siedlung mit präziser Zonierung zwischen öffentlich-zeremoniellem und profanem Raum um 600 v. Chr. genannt, deren Bauten fast ausschließlich eine Ausrichtung von 35° Ost aufweisen (Love 1999: 141). Charakteristisch für diesen Prozess ist auch das Arrangement von Plattformen im La Venta Complex A (Phase I) (vgl. Abb. 12; Lowe 1989: 54ff.), in Chalcatzingo (Morelos, Abb. 13) oder in der Escalera- Phase in Chiapas, die durch ein Ensemble repräsentiert wird, bestehend aus drei Strukturen: einer oder mehrerer hoher Erdpyramiden (mounds), einer langen kreuzförmigen Plattform und einer großen quadratischen oder rechteckigen Akropolisplattform mit einer oder mehreren Strukturen besetzt (Lee 1989: 207; Lowe 1977: 224). Dieses Muster taucht in Stätten wie San Isidro, Mirador,27 La Libertad, Chiapa de Corzo, Ocozocoautla, Vistahermosa, Tzutzuculi, Finca Acapulco und anderen auf (Abb. 14, 15, 16). In La Blanca (San Marcos, Guatemala) entsteht die größte pyramidale Konstruktion im südlichen Mesoamerika (Abb. 17). Love (1999: 138) zufolge ist es nach dem großen Mound in La Venta, der größte Bau in dieser Periode in Mesoamerika überhaupt. Izapas Mound 30a gehört in den gleichen zeitlichen Rahmen. Der Ort bildete wahrscheinlich ein sekundäres Zentrum innerhalb der Einflusssphäre La Blancas (ibd. 137). Gleichzeitig tauchen in dieser Periode die frühesten Ballspielplätze Mesoamerikas auf (nimmt man den Ballspielplatz in Paso de la Amada heraus, der im Frühen Formativum, um 1600 v. Chr. entstand [Lesure und Blake 2002: 8]), vertreten in den Stätten Finca Acapulco, San Mateo und Vergel (Lowe 1977: 226). Im Tal von Oaxaca entstehen in der späten San José- und der frühen Guadalupe-Phase (900-800 v. Chr.) die ersten Plattformen, bestehend aus Stein oder Adobe, auf denen Wohneinheiten aus Flechtwerk mit Lehmbewurf (wattle and daub) positioniert waren und die vermutlich öffentlichen Charakter hatten, wie etwa Struktur 28 in San José Mogote nahe legt (Abb. 18; Flannery und Marcus 1976a: 211f.). Im östlichen Tiefland-Mesoamerika finden ähnliche Transformationen statt, zwar mit anderen Ausgangsbedingungen im Frühen Formativum,28 jedoch mit gleichen soziopolitischen und -kulturellen Strukturänderungen. In Blackman Eddy im zentral- westlichen Belize am Belize Fluss kam es zu Anfang des Mittleren Formativums (ca. 850-800 v. Chr.) zu einer Verlagerung der Funktionalität von Struktur B1 von einem häuslichen zu einem öffentlichen Rahmen.29 Signifikant ist jetzt auch hier die Verwendung von dauerhaften Materialien (Gipsverputz) gegenüber der durch Erosion leicht abtragbaren (Erde) im Frühen Formativum (Brown und Garber 2005: 40, 42).30
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Abb. 14: Chiapas im Frühen und Mittleren Formativum (nach Lee 1989: Fig. 9.1).
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Diese kleine Auswahl an Beispielen soll zeigen, dass mit den materiellen und architektonischen Innovationen, die sich während der aufgezeigten Transformationsphase vollzogen, eine Verschiebung in der soziopolitischen Struktur der damaligen Gesellschaften stattfand. Die Errichtung von öffentlichen Bauten reflektiert zum einen eine hierarchisch orientierte Diversifikation der Bevölkerung, die ihren ererbten Status über Prestigegüter definierte und zum anderen eine Sinnverortung dieser Strukturen, die eine religiöse und ideologische Konnotation innehatten. Diese Prozesse lassen sich noch durch zahlreiche andere Merkmale untermauern. Exemplarisch seien hier noch die monumentalen Skulpturen, die vielerorts im Mittleren Formativum erstmals auftreten (z. B. Abaj Takalik, Los Cerritos; Mirador Becken, und La Blanca)(Abb. 19, 20, 21, 22) genannt,31 oder Objekte von hohem Wert wie Jade und andere Grünsteine, Schmuck (z. B. aus poliertem Muskovit) und Figurinen (Love 1991: 60f.).32
Ein für diese Arbeit eminent wichtiger Prozess während des Mittleren Formativums, ist das Herauskristallisieren einer Siedlungshierarchie in einzelnen Regionen mit höherer Siedlungsdichte. Flannery et al. (1981: 75) sprechen von einer dreistufigen Hierarchie im Tal von Oaxaca mit San José Mogote als einem Ort mit der höchsten „Zentralität“ (Christaller),33 gefolgt von kleineren Orten wie Barrio del Rosario Huitzo, Santo Domingo Tomaltepec und letztlich Orten der untersten Stufe wie Fábrica San José und Abasolo, die keine öffentlichen Gebäude aufweisen. Eine vierstufige Hierarchie konstatiert Love (1991: 57f.; 1999: passim) für die Río Naranjo-Region an der Pazifikküste Guatemalas mit dem Oberzentrum La Blanca (Abb. 23). Für die Pazifikküste der Escuintla-Region (Guatemala) ist im frühen Mittleren Formativum eine zweistufige im späten eine drei oder sogar vierstufige Siedlungshierarchie evident (Abb. 24, 25; Bove 1989: 97). Im olmekischen Siedlungsgebiet übten die drei großen regionalen (und überregionalen) Zentren San Lorenzo, La Venta und Laguna de los Cerros.
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[...]
1 Der Begriff „Subsystem“ ist von Colin Renfrew (1975: 36) entlehnt und meint einen Teilaspekt des ethnologischen Kulturbegriffes. Vgl. auch S. 61.
2 Wie etwa in Paso de la Amada an der Pazifikküste Chiapas´ (Blake 1991), in San José Mogote im Tal von Oaxaca (Marcus und Flannery 1996) oder in frühformativen Siedlungen im Tal von Mexiko (Tolstoy et al. 1977), um nur einige zu nennen. In allen drei Beispielen sind Statusunterschiede innerhalb der Bevölkerung zu konstatieren, jedoch bleibt es fraglich, ob der Terminus „Häuptlingstum“ auf diese appliziert werden kann, oder ob eher von „transegalitären Gesellschaften“ (Blake und Clark 1999), das heißt von Gesellschaften, die sich im Transformationsprozess zwischen einer egalitären und einer soziopolitisch komplexen, durch Rangunterschiede ihrer Mitglieder gekennzeichneten Stufe gesprochen werden sollte.
3 Vgl. dazu Flannery 1976c und Reynolds 1976.
4 Ranggesellschaft ist in diesem Zusammenhang substitutiv mit Häuptlingstum zu sehen, obwohl der erstgenannte Terminus in seiner ursprünglichen Formulierung durch Morton Fried (1967) weiter gefasst ist (z. B. ibd. 174f. für nahezu egalitäre autonome Siedlungen) als der enger gefasste Terminus „Häuptlingstum“ durch Elman Service (1962), welcher sich implizit auf eine spezifische Art des Häuptlingstum bezog, charakteristisch für Polynesien und die dort häufig anzutreffende Ramagestruktur der Gesellschaft und eine redistributive Wirtschaftsweise (Service 1962: 144; Sanders und Webster 1978: 270).
5 Der Begriff „wildbeuterisch“ soll in diesem Zusammenhang auf Gruppen bezogen werden, die ihre Subsistenz durch Jagen, Sammeln und auch Fischen bestreiten, aber auch Formen der landwirtschaftlichen Tätigkeiten, wie Brandrodungswirtschaft beinhalten können (Rao 1993: 492).
6 Über die Validität dieser Definition laufen die Forschungsmeinungen auseinander. Ford (1969: 5) konstatiert zum einen, dass Landwirtschaft schon viel früher betrieben wurde als die von Willey und Phillips genannten Charakteristika des Formativums bestanden und zum anderen, dass Keramik bereits vor der Einführung der Landwirtschaft hergestellt wurde. Allgemeiner Konsens herrscht darüber, dass das Aufkommen der Landwirtschaft, die Keramikherstellung und die permanente Sesshaftigkeit Marker für die formative Periode sind. Differenzen bestehen in der regionalen Periodisierung und dem damit verbundenen Auftreten der einzelnen Merkmale (Hirth 1984c: 8).
7 Zur Stellung der Olmeken innerhalb der mesoamerikanischen Geschichte siehe Kap. 4. 5
8 Blake 1991; Blake und Clark 1999; Bove 2005; Clark 1991; Demarest 1989; Lee 1989; Love 1991, 1999; Pye et al. 1999.
9 Blanton et al. 1979; Blanton et al. 1981; Flannery 1976, 1983a; Flannery und Marcus 1983; Kowalewski et al. 1989; Marcus 1989; Marcus und Flannery 1996; Pires-Ferreira 1975; Whalen 1983.
10 Auch zusammengefasst unter dem Ixtapaluca Komplex (Tolstoy et al. 1977: Table 1).
11 Blanton et al. 1981; Parsons et al. 1982; Sanders et al. 1979; Tolstoy 1989; Tolstoy et al. 1977.
12 Vgl. Anm. 143.
13 Wobei die frühesten Anfänge der Keramik noch weiter zurückzudatieren sind, wie etwa Keramik aus dem Espiridión-Komplex im Tal von Oaxaca (Marcus 1983: 42), oder dem Purrón-Komplex im Tehuacán-Tal (Marcus und Flannery 1996: 74f.). Der Altamira Barra-Komplex an der Pazifikküste Chiapas´ bezog seine Formen z. T. aus steinernen Vorläufern (vgl. Abb. 8). Dem gegenüber stellt sich das nördliche Belize im Frühen Formativum als präkeramische Periode dar mit z. T. semisedentären Siedlungsstrukturen, wie etwa in Colha (Iceland 2005: 24).
14 Status ist aber kein Merkmal einer geschichteten Gesellschaft, sondern ist jedem Individuum in jeder beliebigen Gesellschaft inhärent. Selbst in egalitären Gesellschaften existieren Statuspositionen, die eine Gleichheit aller Mitglieder ausschließen (Fried 1967: 29ff.). So existieren bei den einfachsten Jäger- und Sammlergesellschaften, wie etwa den Nambikwara Führungspersönlichkeiten, um die sich die Horde gruppiert, ohne politische Macht zu inkorporieren (Lévi-Strauss 1978: 270).
15 Ein anderes Anzeichen für eine soziale Differenzierung ist das hier erstmals auftretende planmäßig angelegte Plazaensemble. Frühere Untersuchungen haben die (ungleichmäßige) Verteilung von exotischen Gütern innerhalb der Siedlung hervorgehoben (Clark und Lee 1984: 251). Neuerdings wird diese Interpretation angezweifelt, da keine Unterschiede in der Distribution von Prestigegütern zwischen Mounds und profanen Häusern aufgezeigt werden konnten (Lesure und Blake 2002: 3).
16 Feinman und Neitzel (1984: 75) betonen auch, dass „one of the most frequently reported means of differentiating leaders is by the size, construction, and location of their houses“. Helms konstatiert dies ebenfalls für die Häuptlingstümer Panamas (Helms 1979: 9).
17 Die Bedeutung von exotischen Prestigeobjekten und anderen Statusmarkern für die Entstehung einer soziopolitisch zentralisierten Gesellschaft wird im Kap. 6.2 ausführlicher behandelt. Hier ist darauf hingewiesen, dass trotz seiner Bedeutung als vermutlicher Sitz einer aufstrebenden Elite der Mound 6 nicht die Mengen an Obsidian beherbergte wie der weitaus kleinere Mound 1, was den Aussagen von Clark und Lee (1984) unter der Annahme widersprechen würde, dass die Größe der Mounds in Relation zum Status ihrer Inhaber (Bewohner etc.) steht.
18 Die Entwicklungen in Paso de la Amada gehen denen im Tal von Oaxaca voraus. Die Barra-Phase im erst genannten wird zwischen 1550 und 1400 v. Chr. eingeordnet (Lesure und Blake 2002: 2), im Tal von Oaxaca liegt die Tierras Largas-Phase zwischen etwa 1400 und 1150 v. Chr. (Flannery und Marcus 1994: 376).
19 Ein profaner Haushalt kann hier aus dem Fehlen von häuslichen Attributen und Rückständen ausgeschlossen werden. Zudem weisen alle „öffentlichen“ Strukturen zwei gemeinsame Merkmale auf: einen stufenähnlichen Vorsprung an der Südseite (vgl. Abb. 6) und eine Grube, die in drei Fällen mit pulverisiertem Kalk gefüllt war (Flannery und Marcus 1976a: 211). Eine ähnliche Grube, die mit Kalk gefüllt war, fanden auch Spencer und Redmond (1983: 72) in La Coyotera (Cañada de Cuicatlán/ Oaxaca) innerhalb eines Eliteresidenzkomplexes. Marcus und Flannery (1996: 76ff.) interpretieren diese Strukturen, basierend auf ethnographischen Parallelen als Männer- oder Ahnenhäuser. Zusätzlich wird dieser Bezirk in seiner Bedeutung, durch eine Umfriedung, die bereits beim Übergang von der Espiridión- zur Tierras Largas-Phase errichtet wurde, zum Wohnbereich der Siedlung separiert und aufgewertet.
20 Blanton et al. (1981: 52f.) formulieren es vorsichtig, dass „there is presently no indication that either ranking or socially determined inequality or stratification existed at this time“ (Tierras Largas-Phase).
21 Dies ist meines Erachtens spekulativ, da es sich ebenfalls um Darstellungen der Vorfahren von Häuptlingen handeln könnte, die im rituellen Kontext verwendet wurden, oder was auch nicht auszuschließen wäre, um Opfer, vergleichbar wie man von den scheinbar verstümmelten Körpern der „ danzantes “ in Monte Albán vermutet (Scott 1978: 26ff.).
22 Einen Entwicklungsschub erfuhren auch landwirtschaftliche Produktionsmethoden wie die Bewässerungstechnik oder die ökonomische Spezialisierung auf bestimmte Güter, wie im Falle Fábrica San Josés, wo auf Siedlungsebene Salz abgebaut wurde (Flannery et al. 1981: 75f.; Charlton 1984: 30; Clark und Lee 1984: 254f.; Kowalewski et al. 1983: 51f.; Lee 1989: 207; Lowe 1978: 358; Winter 1984: 190f.
23 Ein Streitpunkt in der Forschung ist die soziopolitische Stellung der Olmeken (vgl. Drucker 1981). Coe geht von einem Staatswesen auf der Basis der Fried schen Definition (Fried 1967: 227ff.) mit San Lorenzo als Zentrum aus, während Diehl (der zusammen mit Coe die Ausgrabungen in San Lorenzo durchgeführt hatte) von einem Häuptlingstum ausgeht (Coe und Diehl 1980b: 147). In der Rezension des Buches von Coe und Diehl (1980a, b) stellt Flannery (1982) einen Merkmalskatalog auf, der eine Staatsebene von einer Häuptlingsebene separieren würde. Leider können nicht alle von ihm aufgestellten Attribute, aufgrund des Mangels an archäologischen Evidenzen für die olmekischen soziopolitischen Systeme verifiziert werden. Vgl. auch Diehl 1989: 26ff.
24 Diagnostische Merkmale dieser Keramik sind die schwarze Färbung und „olmekische Motive“ wie „ werejaguar “, das „ paw-wing “-Symbol und das „ fire-serpent “-Motiv. Für eine umfassende Darstellung der Motive vgl. Joralemon (1971; 1976), der jedoch hypothetische Interpretationen zugrunde liegen.
25 Ein weit verbreitetes Motiv war auch das vermutlich der olmekischen Kultur entlehnte „ double-line-break “- Element (vgl. Anm. 48 zur Kritik), das sowohl im Tal von Oaxaca, in Chiapa de Corzo und in Padre Piedra (Chiapas) als auch in Tehuacán, in Chalchuapa (El Salvador), in Chalcatzingo (Morelos), im Tal von Mexiko und vielen anderen Orten zu finden ist (Flannery et al. 1981: 76, Fig. 3-18a; Lowe 1978: 360; Sharer 1989: 254; Grove 1993: Fig. 3). Hier ist anzumerken, dass weiterhin neben den gemeinsamen Markern, die oft originär olmekisch waren, lokale Varietäten bestanden.
26 Vgl. dazu z. B. Sanders et al. 1979: 96, oder Love 1991: 57. 9
27 Nicht zu verwechseln mit El Mirador im Petén. Zur Lokalisierung von Mirador und anderer genannter Orte vgl. Abb. 14.
28 Das Maya-Tiefland ist im Frühen Formativum weitgehend präkeramisch, mit wenigen Ausnahmen wie Blackman Eddy und Cahal Pech (vgl. Tab. 1), und weist auch keine elaborierte Architektur auf, wie die oben genannten Beispiele (vgl. Kap. 2). Für Cahal Pech vermutet López Varela (2005: 162), dass die frühe Keramik (Cunil) starke Affinität zur Pazifikküstenware der frühen Locona- und Ocós-Keramik (1450-1250 v. Chr.) aufweist.
29 Für eine Interpretation als rituell genutztes Objekt spricht eine basinartige verputzte Vertiefung in der Mitte der Plattform, die Ähnlichkeiten zu den Basins in Haushalt C3 (San José-Phase) in San José Mogote hat. Marcus interpretiert diese Basins mit Hilfe ethnohistorischer Quellen als Strukturen mit divinatorischer Funktion (Marcus 1999: 80, Fig. 9).
30 Diese Tendenz der Funktionsverschiebung zeigt sich auch in anderen Orten wie Cahal Pech, Rio Azul und Uaxactun, wobei ein ritueller Kontext angenommen wird (Brown und Garber 2005: 43).
31 Problematisch ist die zeitliche Einordnung der Monumente in Abaj Takalik, da diese bisher nicht auf einer absoluten Chronologie fußen (Bove 2005: 100).
32 Die ersten monumentalen Steinskulpturen findet man jedoch im Frühen Formativum in San Lorenzo.
33 Christaller (1968[1933]: 27) versteht unter Zentralität eines Ortes die relative Bedeutung in Bezug auf das ihn umgebende Gebiet, wobei unter relativer Bedeutung der Bedeutungsüberschuss verstanden wird.
- Citation du texte
- M.A. Raphael Tomczyk (Auteur), 2007, Regionale Siedlungshierarchien und interregionaler Austausch im Mittleren Formativum in Mesoamerika, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191369
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