Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine schwer zu verstehende Erkrankung. Über
Jahrzehnte hinweg stritten sich Ärzte und Psychologen darüber, ob es sie überhaupt gibt.
Erst die umfangreiche Forschung der letzten 20 Jahre hat gezeigt, dass es sich bei der
Borderline-Störung um eine klar abgrenzbare psychische Erkrankung handelt, die
verbreiteter ist als gemeinhin angenommen: Etwa 2 Millionen Menschen sind im
deutschsprachigen Raum betroffen. Die Borderline-Störung tritt damit häufiger auf als
beispielsweise die Schizophrenie.
Trotzdem ist in der Öffentlichkeit über diese Erkrankung bisher erst sehr wenig bekannt.
Das mag auch daran liegen, dass Borderline für Außenstehende schwer einfühlbar ist: Wie
kann innerhalb von Minuten aus Zuneigung Hass, aus Freude Verzweiflung werden?
Warum fügt sich jemand selbst schwerste Verletzungen zu? Zudem wirken die Betroffenen
häufig zu gesund, um als krank zu gelten. Betroffene und Angehörige haben es deshalb
schwer, Verständnis und hilfreiche Informationen zu finden. Sie scheuen sich, über ihre
Erfahrungen zu berichten, weil Borderline heute weiterhin ein großes Tabuthema ist.
Lange galt die Borderline-Störung als nicht behandelbar. Inzwischen hat sich gezeigt dass
es wirkungsvolle psychiatrische und psychotherapeutische Behandlungsmethoden gibt, die
jedoch auf die Borderline-Problematik abgestimmt sein müssen.
Hier setzt die Transference-Focused-Therapy (TFP) (z. dt. „Übertragungsfokussierte
Psychotherapie“) an. Die Übertragungsfokussierte Psychotherapie wurde von Otto F.
Kernberg zur Behandlung von Patienten mit Borderline Persönlichkeitsstörung entwickelt
und ist in jüngster Zeit ein zunehmend etabliertes Verfahren, dass sich bei Menschen mit
einer Borderline-Störung als sehr erfolgreich erwiesen hat. Die TFP behandelt nicht nur
Symptome, sondern eröffnet Chancen zur Veränderung der Persönlichkeit und
Verbesserung der Lebensqualität.
Ziel dieser Arbeit ist es daher, einen umfassenden Einblick in die Methodik der TFP zu
geben.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Die Borderline-Persönlichkeitsstörung - eine Definition
3 Die Übertragungsfokussierte Psychotherapie nach Kernberg
4 Abgrenzung zu anderen Behandlungsmodellen
5 Die strategischen Prinzipien der TFP
6 Die spezifischen Interventionen
7 Der Therapievertrag
8 Die frühe Therapiephase: Austesten des Therapierahmens und Impulskontrolle
8.1 Die Fähigkeit, die Beziehung zum Therapeuten aufrechtzuerhalten
8.2 Die Kontrolle über Impulsivität und Selbstdestruktivität
8.3 Affektstürme und ihre Umwandlung in dominante Objektbeziehungen
9 Die mittlere Therapiephase: Integration und Umgang mit regressiven Episoden
9.1 Ein vertieftes Verständnis der zentralen Übertragungsmuster
9.2 Vertiefung des Verstehens von Spaltungsvorgängen und das Bemühen um Integration
9.3 Ausweitung des Behandlungsfokus in der mittleren Therapiephase
10 Die fortgeschrittene Therapiephase und Beendigung der Therapie
10.1 Klinische Charakteristika der fortgeschrittenen Therapiephase
10.2 Die Beendigung der Therapie
11 Limitierungen und kritische Zusammenfassung
12 Literaturverzeichnis
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