In einem Klartraum ist man sich darüber bewusst, dass man träumt. Somit ergibt sich die Möglichkeit, den Fortlauf des Traumes selbst zu bestimmen. Es eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten: Im Traum gibt es keine physikalischen Gesetze, es gibt keine Regeln! Ist das Klarträumen erlernbar?
Um diese Leitfrage zu beantworten, gehe ich wie folgt vor: Im ersten Teil der Arbeit stelle ich die nötige Theorie zur Verfügung. Sie werden systematisch in das Thema Klartraum eingeführt. In der Theorie erfahren Sie die Grundlagen über die Schlafphasen, die Traumaktivität, die unterschiedlichen Traumarten und den Trauminhalt. Dann wird das Thema Klartraum anhand der Definition von Paul Tholey genauer erläutert und die wichtigsten Begriffe stehen Ihnen zusammengefasst im Klartraumvokabular zur Verfügung.
Der zweite und praktische Teil der Arbeit besteht aus einem Klartraumworkshop, welcher die Einführung in die Praxis und das Erlernen des Klarträumens möglichst einfach gestalten soll. Sie werden mit verschiedenen Techniken und Übungen konfrontiert, die Ihnen helfen, einen Klartraum zu induzieren.
Für diese Arbeit wurde der Klartraumworkshop von einer Testperson und als Selbstexperiment durchgeführt, um die Erlernbarkeit zu überprüfen.
Die Resultate und Erkenntnisse aus dem Klartraumworkshop, die Auswirkungen auf das Wachleben sowie ein kleiner Einblick in die Zukunftsperspektive des Klarträumens sind aufgeführt.
Im Schlussteil der Arbeit sind die wichtigsten Erkenntnisse, die zur Beantwortung der Leitfrage dienen, kurz zusammengefasst und meine eigene Meinung zum Thema Klartraum und zu dessen Aussichten in der Zukunft aufgeführt.
Inhalt
1 Einleitung
2 Theorie
2.1 Das Leben
2.2 Der Schlaf
2.2.1 Die Schlafphasen
2.2.2 Die Traumaktivität
2.3 Der Traum
2.3.1 Der Traum/Nachttraum
2.3.2 Der Tagtraum
2.3.3 Zwei Typen von Nachtträumen
2.3.4 Der Trauminhalt
2.4 Der Klartraum
2.4.1 „luzid und klar“
2.4.2 Der wissenschaftliche Beweis
2.4.3 Von der Theorie zur Praxis
2.5 Das Klartraum-Vokabular
2.5.1 Die Techniken
2.5.2 Sonstige Begriffe
3 Praxis
3.1 Einführung
3.2 Klartraumworkshop
3.2.1 Themenbereiche
3.2.2 Klartraumworkshop: Resultate
3.2.3 Rückschlüsse
3.2.4 Auswirkung
3.3 Zukunftsperspektive
4 Schlussbetrachtung
4.1 Zusammenfassung der Resultate in Bezug auf die Leitfrage
4.2 Eigene Meinung
5 Anhang
5.1 Der Klartraumworkshop
6 Redlichkeitserklärung
7 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Machen wir ein Gedankenexperiment: Nehmen wir an, die durchschnittliche Lebenserwartung eines Schweizer Bürgers liegt bei etwa achtzig Jahren. Ein Tag dauert vierundzwanzig Stunden. Wir wissen, wie lange wir pro Nacht etwa schlafen und wie viele Tage ein Jahr hat. Es ergibt sich ein Faktum, das alles andere als ein Geheimnis darstellt: Wir „verschlafen“ etwa zwanzig bis fünfundzwanzig Jahre unseres Lebens!
Stimmt die Annahme der Traumforschung, dass wir etwa einen Fünftel der Nacht mit Träumen verbringen (vgl. Kapitel 2.2.1 Die Schlafphasen, S. 5 ff. und Kapitel 2.2.2 Die Traumaktivität, S. 7), „verträumen“ wir etwa vier bis fünf Jahre unseres Lebens!
Könnten wir in der Nacht nicht produktiv sein? Unsere Träume sinnvoll nutzen, indem wir zum Beispiel eine Sportart im Traum trainieren könnten? Ist es möglich, in unseren Träumen zu „erwachen“ und deren Inhalt frei zu gestalten? Somit wären wir Schauspieler und Regisseur zugleich. In einer Welt, die nur in unseren Köpfen existiert, aber dennoch genauso real und intensiv sein kann, wie unser Wachleben. Dieses Phänomen, welches Sie bisher wahrscheinlich nur aus Science Fiction Filmen kennen, gibt es wirklich. Es wird Klartraum genannt. In einem Klartraum ist man sich über seinen Bewusstseinszustand bewusst. Man weiss also, dass man gerade träumt. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, den weiteren Verlauf des Traumes selbst zu gestalten.
Im Traum gibt es keine physikalischen Gesetze, es gibt keine Regeln. Im Traum ist nichts unmöglich! Die Faszination, ausgelöst durch die Idee der Freiheit, welche man in einem Klartraum erleben kann, führte mich schlussendlich zu der Themenwahl dieser Arbeit. Nach langem Nachdenken über eine geeignete Leitfrage, entschied ich mich für folgende Frage: Kann man Klarträumen erlernen?
Um die Leitfrage zu beantworten, gehe ich wie folgt vor: Im ersten Teil der Arbeit steht die nötige Theorie zur Verfügung. Sie werden systematisch in das Thema Klartraum eingeführt. In der Theorie erfahren Sie die Grundlagen über die Schlafphasen, die Traumaktivität, die unterschiedlichen Traumarten und den Trauminhalt. Dann wird das Thema Klartraum anhand der Definition von Paul Tholey genauer erläutert und die wichtigsten Begriffe stehen Ihnen zusammengefasst im Klartraumvokabular zur Verfügung.
Der zweite und praktische Teil der Arbeit besteht aus einem Klartraumworkshop, welcher die Einführung in die Praxis und das Erlernen des Klarträumens möglichst einfach gestalten soll. Sie werden mit verschiedenen Techniken und Übungen konfrontiert, die Ihnen helfen, einen Klartraum zu induzieren.
Für diese Arbeit wurde der Klartraumworkshop von einer Testperson und als Selbstexperiment durchgeführt, um die Erlernbarkeit zu überprüfen. Der Workshop steht Ihnen im Anhang zur Verfügung (vgl. Anhang, S. 30 ff.).
Die Resultate und Erkenntnisse aus dem Klartraumworkshop, die Auswirkungen auf das Wachleben sowie ein kleiner Einblick in die Zukunftsperspektive des Klarträumens sind aufgeführt.
Im Schlussteil der Arbeit sind die wichtigsten Erkenntnisse, die zur Beantwortung der Leitfrage dienen, kurz zusammengefasst und meine eigene Meinung zum Thema Klartraum und zu dessen Aussichten in der Zukunft aufgeführt.
2 Theorie
2.1 Das Leben
In unserem Leben bewegen wir uns in einem sich gleichenden Zyklus. Wir sind wach oder wir schlafen. Während des Tages gehen wir zur Arbeit, wir treiben Sport und treffen uns mit Freunden. Doch irgendwann braucht auch unser Körper Erholung und wir legen uns ins Bett. Doch was ist nun der Unterschied zwischen Wachsein und Schlafen? Nun, der Unterschied erscheint anfangs eindeutig: Sobald wir uns hinlegen, verlieren wir immer mehr an Aktivität, unser Bewusstsein wird kontinuierlich trüber und etwa nach sechs bis acht Stunden Schlaf kommen wir wieder zu uns, ohne dabei etwas von den letzten Stunden mitbekommen zu haben. Dann stehen wir auf und bewegen uns erneut in der für uns „realen“ Welt, wie wir sie alle subjektiv wahrnehmen können. Doch ist dieser Unterschied zwischen Wachsein und Schlafen wirklich so eindeutig? Oder kann es nicht sein, dass auch während des Schlafes eine eigene „reale Welt“ entstehen kann, in welcher es möglich ist, mit dem Bewusstsein einzudringen? Was haben Traum und Wirklichkeit gemeinsam?
2.2 Der Schlaf
2.2.1 Die Schlafphasen
Nach dem heutigen wissenschaftlichen Stand geht man davon aus, dass der Mensch während des Schlafes fünf Schlafstadien unterscheidet. Diese sind die Stadien 1-4 und die REM-Phase. Mit Stadium 1 wird der leichte Schlaf bezeichnet. Im Gegensatz zum Schlafstadium 1 schläft man im Stadium 4 extrem tief. Die Stadien 2 und 3 bilden Zwischenstufen, wobei man im Stadium 2 leichter schläft als im Stadium 3. Diese vier Stadien (Schlafstadien 1-4) bilden zusammen die Non-REM-Phase (nREM-Phase), auch Non-REM-Schlaf genannt. In diesen Phasen unterschiedlich tiefen Schlafes ist die Hirnaktivität reduziert, die Temperatur des Hirns tiefer als sonst und die Muskeln sind leicht angespannt. Der Blutdruck und Herzschlag sind regelmässig. Man spricht auch von orthodoxem Schlaf.[1]
Das 5. Stadium wird der REM-Phase zugesprochen. REM kommt aus dem englischen und bedeutet so viel wie Rapid Eye Movement. Der Name kommt daher, dass während dieser Phase schnelle Augenbewegungen unter den Lidern zu erkennen sind. Ausserdem ist in dieser Phase die Gehirnaktivität sehr hoch, der Blutdruck und Herzschlag sind unregelmässig und es kann eine Erektion auftreten. Die Muskulatur ist erschlafft.[2] Man spricht hier auch von der Schlafparalyse, über die ich später noch etwas ausführlicher berichten werde (vgl. Kapitel 2.5.2 Sonstige Begriffe, Schlafparalyse, S. 19).
Die REM-Phase nimmt ungefähr 20-30 % unseres Schlafes ein. Die erste REM-Phase dauert nur wenige Minuten. Im Verlaufe der Nacht werden die REM-Phasen immer länger bzw. die Non-REM-Phasen immer kürzer. Die REM-Phase wird auch paradoxer Schlaf genannt. Diese Art paradoxen Schlafes tritt beim Menschen etwa fünf Mal pro Nacht, im Abstand von etwa 90 Minuten, auf. [3]
Daraus ergibt sich nun ein Schlafzyklus, der in der untenstehenden Grafik gut ersichtlich ist:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Der Schlafzyklus[4]
Auf der X-Achse ist die Zeit, auf der Y-Achse die Schlaftiefe eingetragen. Hellblau ist alles, was die Non-REM-Phase betrifft und rot eingezeichnet sind die REM-Phasen. Im Verlaufe der Nacht werden die REM-Phasen länger bzw. der Non-REM-Schlaf kürzer. Es ergibt sich ein Schlafzyklus, bei dem sich Non-Rem-Schlaf und REM-Schlaf abwechseln.
Die Abbildung 1 ist sehr schematisch dargestellt. Wie der Schlafzyklus in der Praxis aussehen könnte, möchte ich anhand einer meiner Nächte illustrieren. Mit Hilfe des ZEO Personal Sleep Coach kann ich meine Gehirnaktivität messen und somit herausfinden, in welcher Schlafphase ich mich gerade befinde. ZEO unterteilt in Wake (rot), REM (hellgrün), Light (grau) und Deep (dunkelgrün). Wie die REM-Phasen im Verlaufe der Nacht dazu tendieren, länger zu werden, ist hier schön ersichtlich:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: ZEO Personal Sleep Coach
Auf der X-Achse ist die Zeit, auf der Y-Achse die Schlaftiefe eingetragen. Hellgrün eingezeichnet sind die REM-Phasen, welche im Verlaufe der Nacht dazu tendieren, länger zu werden. Die grauen und dunkelgrünen Flächen bilden hier die Non-REM-Phase, welche im Verlaufe der Nacht auf Kosten der REM-Phasen an Länge abnehmen.
2.2.2 Die Traumaktivität
Die Traumforschung geht davon aus, dass wir vor allem in der REM-Phase eine hohe Traumaktivität aufweisen. Diese Vermutung kommt daher, dass sich die Menschen besser an ihre Träume erinnern, nachdem sie aus einer REM-Phase geweckt wurden. Nach bisherigen Erkenntnissen sollte es auch Non-REM-Träume geben, diese seien aber „sehr viel einfacher strukturiert als REM-Träume“[5] und weniger von emotionaler Bedeutung.
2.3 Der Traum
2.3.1 Der Traum/Nachttraum
In einem Traum, oder auch Nachttraum genannt, erleben wir Fantasiebilder. Diese Bilder entwickeln sich zu einer eigenen Szenerie und erscheinen für uns als real. Meist merken wir erst nach dem Aufwachen, dass diese Bilder/Szenen nur geträumt waren. Während des Traumes/Nachttraumes können wir die Zeit und den Ort nicht richtig empfinden oder deuten.[6] Wenn ich mich also in einem Traum/Nachttraum im Schulhaus befinde, weiss ich nicht, warum ich dort bin, was ich vorher gemacht habe und wie ich dorthin gelangte.
Oft wird der Traum/Nachttraum mit irrationalen Inhalten gefüllt. Zum Trauminhalt möchte ich aber später noch mehr sagen (vgl. Kapitel 2.3.4 Der Trauminhalt, S. 9 ff.).
C.G. Jung schreibt: „Der Traum ist ein Stück unwillkürlicher psychischer Tätigkeit, das gerade so viel Bewusstheit hat, um im Wachzustand reproduzierbar zu sein.“[7]
Eine weitere Definition des Traumes/Nachttraumes stammt aus dem Schülerduden für Psychologie: „Fantasieerlebnisse vorwiegend optischer und akustischer Art während des Schlafes, die mit vermindertem Bewusstsein einhergehen.“[8]
Die Frage nach der Funktion der Träume/Nachtträume ist bis heute noch nicht geklärt. Sind sie nur Abfallprodukte des Gehirns? Verarbeiten die Träume/Nachtträume unsere alltäglichen Probleme? Oder sind sie dazu da, um unser Gehirn zu „entleeren“?
Im weiteren Verlauf der Arbeit wird der Begriff Traum als Synonym von Nachttraum verwendet.
2.3.2 Der Tagtraum
Neben den Nachtträumen sollte auch noch kurz auf die Tagträume eingegangen werden: „Als Tagtraum oder auch Wachtraum bezeichnet man das phantasiegeleitete Ausmalen von unrealen oder gewünschten Vorstellungen in einem Wachzustand, bei dem die Umgebungsreize jedoch weitgehend ausgeschaltet sind.“[9] Sie wollen zum Beispiel eine Person ansprechen, welche Ihnen überhaupt nicht zuhört und sich in einer völlig anderen Welt befindet. Erst nachdem Sie die Person angestossen und ihren Namen (mehrmals) gerufen haben, reagiert sie.
2.3.3 Zwei Typen von Nachtträumen
Für diese Arbeit ist vor allem der Nachttraum relevant, da der Klartraum eine Art der Nachtträume ist. Eine kleine Unterteilung der Nachtträume soll zur besseren Übersicht verhelfen:
i. Es gibt die Trübträume (TT). Diese Träume erleben alle von uns, nur können sich die meisten nicht an sie erinnern, nachdem sie aufgewacht sind. Es sind die „normalen" Nachtträume, wie sie oben beschrieben wurden (vgl. Kapitel 2.3.1 Der Traum/Nachttraum, S. 8). Zu den Trübträumen gehören auch die Alpträume, die durch extrem hohe Stress- und Angstzustände gekennzeichnet sind. Teilweise werden die Alpträume auch als einen eigenen Typ von Nachtträumen gewertet. Für diese Arbeit reicht es aber völlig aus, wenn die Alpträume in die Gruppe der Trübträume eingeordnet werden. Während den Trübträumen ist man sich nicht bewusst, dass man träumt. Man ist als Zuschauer in der Traumwelt und erst nach dem Aufwachen bemerkt man, dass alles nur ein Traum war.
ii. Im Gegensatz zu den Trübträumen, in welchen wie es der Name schon sagt, das Bewusstsein getrübt ist, gibt es die Klarträume (KT). In den Klarträumen ist man sich seines Traumzustandes völlig bewusst. Eine genauere Definition des Klartraumes wird später in der Arbeit angeführt (vgl. Kapitel 2.4.1 „luzid und klar“, S. 13 ff.). Der luzide Traum wird oft als Synonym von Klartraum verwendet, deshalb wird er hier nicht als eigener Typ aufgeführt. Dennoch wird der luzide Traum teilweise vom Klartraum unterschieden (vgl. Kapitel 2.4.1 „luzid und klar“, S. 13 ff.).
2.3.4 Der Trauminhalt
Der Trauminhalt ist für diese Arbeit deshalb von Bedeutung, da die am meisten angewendete Technik (vgl. Kapitel 2.5.1 Die Techniken, DILD, S. 17), um einen Klartraum zu induzieren, auf dem Trauminhalt basiert. Wie bei der Funktion der Träume ist man sich auch bei der Entstehung des Trauminhaltes nicht einig. Es gibt diverse Ansätze über das Entstehen des Trauminhaltes, die der unten aufgeführten Theorie (vgl. Die Entstehung des Trauminhaltes, S. 10 ff.) entsagen. In einem im Mai 2011 erschienenen Artikel („Freuds Traumschlösser“[10], NZZ) wird geschrieben, dass Träume viel weniger über eine Person aussagen, als bislang vermutet wurde. Manche Neurowissenschafter behaupten ausserdem: „Träume entstehen aus zufällig ablaufenden Nervensignalen“[11] und sind somit nicht mehr als eine Art „Nervengewitter im Kopf“[12]. Nach dieser These entstehen Träume und deren Inhalt rein zufällig.
Die folgende These über die Entstehung des Trauminhaltes stützt sich auf Paul Tholey’s „Schöpferisch Träumen“[13] und wird von vielen Psychoanalytikern vertreten:
Den reinen Trauminhalt nennt man latenten Trauminhalt. Dieser ist zusammengesetzt aus:
i. Allgemeine Lebenssituation: Sie bestimmt zu einem grossen Teil den Inhalt des Traumes. Gehen Sie zum Beispiel noch zur Schule und haben Sie viel Stress oder sind Sie Rentner, der sein Leben am Meer im Liegestuhl geniesst?
ii. Kindheitserinnerungen: Die Kindheit hat jeden Menschen geprägt. Es gab schöne sowie weniger schöne Erlebnisse. Vielleicht liegen sogar Komplexe oder traumatisierende Erlebnisse, wie das Beobachten eines sich vor den Zug springenden Mannes, vor.
iii. Der vergangene Tag: Was hat man am vergangen Tag erlebt? Wie hat man sich gefühlt? War man voller Frust und Wut? Oder war der Tag erfüllt mit Wonne? Dieser Bereich ist für das Erlernen von Klarträumen sehr wichtig, denn man geht davon aus, dass man das, was man den Tag über tut, irgendwann auch im Traum „tun“ wird. Diese Annahme wird im praktischen Teil dieser Arbeit eine wesentliche Rolle spielen (vgl. Kapitel 5.1 Der Klartraumworkshop, „Wache ich, oder träume ich?“, S. 31 ff.)
iv. Aktuelle Reize aus der Umwelt: Während man schläft, können Reize aus der Umwelt Einfluss auf den Trauminhalt haben. So kann zum Beispiel das Rauschen der Toilette dazu führen, dass man von einem Flugzeug träumt, wobei das Rauschen demjenigen des Flugzeugmotors ähnelt.
Der latente Trauminhalt wird nun einer primären Zensur unterzogen. Die primäre Zensur ist jene Instanz, die die oben erwähnten Kriterien (allgemeine Lebenssituation, Kindheitserinnerungen, vergangener Tag und aktuelle Reize aus der Umwelt) zu einer Geschichte zusammensetzt. Es handelt sich um einen psychologischen Mechanismus, der gewisse Dinge zensuriert, damit sie nicht so ins Bewusstsein gelangen können, wie sie sind. Der latente Trauminhalt wird also durch die primäre Zensur in eine Geschichte hinein transferiert oder eingebettet. Diesen Vorgang möchte ich anhand eines kurzen Beispiels verdeutlichen: Nehmen wir an, Sie seien Autor und schreiben eine Geschichte. Die Geschichte soll eine Moral haben. Diese Moral transferieren Sie nun als Autor in die Geschichte hinein, indem Sie zum Beispiel Handlungen und Gedankengänge verschiedener Personen beschreiben. Schlussendlich steht die Moral nicht direkt geschrieben. Der Leser muss sie der Geschichte entnehmen, was durch Nachdenken erfolgt. Analog zum Trauminhalt stehen die Moral für den latenten Trauminhalt und der Autor für die primäre Zensur, die den latenten Trauminhalt (die Moral) in eine Geschichte hinein transferiert. Die primäre Zensur dient auch dazu, den Träumer vor dem Aufwachen zu bewahren. Würden nämlich unakzeptable oder gar obszöne Trauminhalte ins Bewusstsein gelangen, würde das die Gefahr hervorrufen, dass der Schlaf, sowie der Traum, unterbrochen werden und man erwachen würde.
Die Traumdeutung (die Suche nach dem latenten Trauminhalt durch die Entschlüsselung des erinnerten Traumes) soll von jedem Individuum, auf sein Leben bezogen, selbst durchgeführt werden. Der Psychoanalytiker kann dabei helfen, die Analyse des Trauminhaltes anzukurbeln (indem er aus fragestellender Perspektive hilft), um schlussendlich auf den latenten Trauminhalt zu stossen.
Nach der primären Zensur kommt die sekundäre Zensur ins Spiel. Sie bestimmt, was wir vom Traum vergessen sollen. Das ist in den meisten Fällen fast alles. Durch Therapierung und intensive Traumarbeit kann man diesem Vergessen entgegenhalten. In unseren Träumen kommen einige Dinge vor, die wir nicht wahrhaben wollen. Eine Frau träumt zum Beispiel von ihrem Mann, wie sie mit ihm streitet. Erst nach intensiver Traumarbeit und intensivem Nachdenken über die Details des Traumes erinnert Sie sich daran, dass sie ihren Mann mit einer anderen Frau erwischt hatte und deshalb mit ihm stritt. Die sekundäre Zensur liess sie diese Szene vergessen, da sie so erschreckend wirkte, dass die Frau diese Szene nicht wahrhaben wollte.
An was wir uns schlussendlich nach dem Aufwachen noch erinnern können, wird manifester Trauminhalt genannt. Wo im Gehirn diese Zensuren genau stattfinden, ist nicht geklärt.
Die Traumerinnerung kann gesteigert werden, indem man sich mehr mit seinen Träumen beschäftigt und ihnen einen höheren Stellenwert zuteilt. Dafür ist das Führen eines Traumtagebuchs Pflicht.
Warum aber überhaupt die Traumerinnerung verbessern? Zuerst sollte man sich klar werden, ob man zu diesen Menschen gehört, die sich für ihre Träume und schlussendlich auch für sich selbst interessieren. Gehören Sie nicht zu diesen Menschen, gibt es keine Gründe, seine Traumerinnerung verbessern zu wollen. Gehören Sie jedoch dazu, gibt es mehrere Gründe: Nur schon das alleinige Interesse an seiner Traumwelt und seinen Traumreisen ist ein Grund dafür, seine Traumerinnerung zu verbessern. Für das Thema Klartraum ist eine gute Traumerinnerung (etwa ein Traum pro Nacht) Voraussetzung, denn selbst wenn man einen Klartraum gehabt hat, wird man diesen, hat man keine gute Traumerinnerung, nach dem Erwachen vergessen haben.
Zur besseren Übersicht, die Entstehung des manifesten Trauminhaltes kurz zusammengefasst:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.4 Der Klartraum
Nun sollten die wichtigsten theoretischen Voraussetzungen bezüglich Schlafphasen, Traumarten und Trauminhalt geklärt sein, um den Fokus aufs Thema Klartraum zu legen. Während des Klartraumes ist man sich bewusst, dass man träumt. Paul Tholey hat den Klartraum genauer definiert (vgl. Kapitel 2.4.1 „luzid und klar“, S. 13 ff.) und somit auch vom luziden Traum abgegrenzt. Wie bereits erwähnt, ist der luzide Traum für viele Leute ein Synonym für Klartraum. Ich möchte die beiden Begriffe jedoch voneinander abgrenzen, da im Begriff Klartraum, definiert von Paul Tholey, die verschiedenen Stufen von Klarheit zum Vorschein kommen.
2.4.1 „luzid und klar“
In einem luziden Traum (von lat. Lux=Licht) ist man sich seines Traumzustandes bewusst. Auch die Sinnesleistungen (Sehsinn, Tastsinn, Gehörsinn[14], Geschmackssinn, Geruchssinn) sind besser als in normalen Träumen (Trübträumen). Nach dem Erwachen kann man sich vollständig an einen solchen Traum erinnern.
Nun unterscheidet sich der Klartraum, welcher wie es der Name schon sagt, völlig klar ist, in einigen Punkten nochmals von den luziden Träumen. Deshalb ist die Definition für einen Klartraum gleich angeführt:
i. Der Träumer ist sich vollständig über seinen Traumzustand bewusst.
ii. Der Träumer weiss, dass er frei handeln kann und die Fähigkeit besitzt, den Traum frei zu gestalten und dass er tun und lassen kann, was er will.
iii. Das Bewusstsein des Träumers ist in keiner Weise getrübt oder verwirrt wie in Trübträumen.
iv. Der Träumer kann schmecken, riechen, sehen, hören und fühlen wie im Wachleben.
v. Der Träumer weiss, dass er gerade im Bett liegt und weiss Bescheid über sein Wachleben.
vi. Der Träumer kann sich nach dem Aufwachen detailliert an den Klartraum erinnern.
vii. Der Träumer weiss über den Sinn des Traumes Bescheid.
Nach Paul Tholey müssen mindestens die ersten vier Punkte erfüllt sein, damit man von einem Klartraum sprechen kann. Sind mehr Punkte erfüllt, ist das eine „höhere Stufe“ von Klarheit. Der Aspekt, dass man sich über den Traumzustand bewusst ist, ist sowohl beim luziden, als auch beim Klartraum erfüllt. Im Trübtraum jedoch ist man sich über seinen Traumzustand nicht bewusst.
Hier ein kurzes Beispiel für einen Klartraum, den ich so selbst erlebt habe:
„Ich wache am Morgen auf und wende sofort eine bestimmte Technik an, um in einen Klartraum zu gelangen. Zuerst erschrecke ich, als ich mich plötzlich vom in meinem Bett liegenden Körper ablösen kann und mit meinem Traumkörper im Zimmer stehe. Doch sofort realisiere ich, dass ich träume (Punkt 1 der Definition), dass ich im Wachleben gerade im Bett liege und schlafe. Dann gehe ich willentlich durch meine Zimmertür (Punkt 2 der Definition) und befinde mich nun auf einem Schiff. Ich fühle den Wind, wie er mir durch die Haare bläst, ich rieche das salzige Meerwasser, wie ich es auch immer in den Ferien gerochen habe (Punkt 4 der Definition). Ich überlege, was ich nun machen sollte. Soll ich fliegen? Nein, ich sollte den Traum für etwas Sinnvolleres nutzen. Also gehe ich zu einem Knaben hin, den ich aus dem Wachleben kenne. Zuerst scheint er wütend zu sein. Als ich ihn jedoch frage, was er wolle und was sein Problem sei, wird er nett. Mich nimmt es wunder, ob er weiss, wer er ist. Ich frage ihn: „Wie ist dein Name?“ Er: „Ich heisse K.“ Mir ist sofort klar, dass das stimmt (es herrscht keine traumtypische Verwirrung des Bewusstseins: Punkt 3 der Definition). Dann nimmt es mich wunder, ob er auch weiss welche Position er im richtigen Leben im Fussball spielt. Während ich ihn frage, versuche ich intensiv an eine andere Position zu denken. Doch auch hier antwortet er richtig(…).“ Als ich aufwache, bin ich überglücklich und erholt.
In diesem Klartraum sind die ersten vier Punkte der Definition erfüllt.
[...]
[1] vgl. Tholey Paul et al.: „Schöpferisch Träumen: Wie Sie im Schlaf das Leben meistern“, 5. Unveränderte Auflage, Eschborn bei Frankfurt am Main, 2008, S.32.Auflage, Eschborn bei Frankfurt am Main, 2008, S.32.
[2] vgl. Tholey Paul et al.: „Schöpferisch Träumen: Wie Sie im Schlaf das Leben meistern“, 5. Unveränderte Auflage, Eschborn bei Frankfurt am Main, 2008, S.32.
[3] Ebd. S.32.
[4] http://www.jameda.de/gesundheits-lexikon/nrem-schlaf/, 11.07.2011, 18:12 Uhr, MEZ.
[5] Tholey Paul et al.: „Schöpferisch Träumen: Wie Sie im Schlaf das Leben meistern“, 5. Unveränderte Auflage, Eschborn bei Frankfurt am Main, 2008, S.32.
[6] vgl. „Der Brockhaus: Psychologie“, Mannheim, 2001, S. 632 ff.
[7] Jung Carl Gustav: „Von Traum und Selbsterkenntnis, Einsichten und Weisheiten“, Olten, 1986, S. 13.
[8] „Schülerduden Psychologie“, Mannheim, 2002, S. 414 f.
[9] http://lexikon.stangl.eu/1778/wachtraum/, 13.10.2011, 15:51 Uhr, MEZ.
[10] http://www.nzz.ch/nachrichten/hintergrund/wissenschaft/freuds_traumschloesser_1.10434785.html, 13.10.2011, 21:16 Uhr, MEZ.
[11] http://www.nzz.ch/nachrichten/hintergrund/wissenschaft/freuds_traumschloesser_1.10434785.html, 13.10.2011, 22:42 Uhr, MEZ.
[12] http://www.nzz.ch/nachrichten/hintergrund/wissenschaft/freuds_traumschloesser_1.10434785.html, 13.10.2011, 22:45 Uhr, MEZ.
[13] vgl. Tholey Paul et al.: „Schöpferisch Träumen: Wie Sie im Schlaf das Leben meistern“, 5. Unveränderte Auflage, Eschborn bei Frankfurt am Main, 2008, S. 10 ff.
[14] vgl. Tholey Paul et al.: „Schöpferisch Träumen: Wie Sie im Schlaf das Leben meistern“, 5. Unveränderte Auflage, Eschborn bei Frankfurt am Main, 2008, S. 29 ff.
- Arbeit zitieren
- Nico Klingler (Autor:in), 2011, Der Klartraum - eine erlernbare Fähigkeit?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191131
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