Bald nach dem 30jährigen Krieg setzte ein Bauboom im Reich ein, der gewaltige Barockbauten hervorbrachte – auch die Klosteranlage mit prächtiger Kirche in Ottobeuren zeugt davon. Aber wie konnten die Klöster ihren „Klosterbarock“ bewerkstelligen, finanzieren? Woher kamen Geld und Arbeiter? Gingen die Großbauten zu Lasten der Bevölkerung, verursachten sie Widerstand/Unruhen? Letzteres führte zu einem Streit in der Forschung: Bernd Roeck und Peter Hersche sind der Meinung, der Klosterbarock habe in erster Linie zu Arbeit und Brot für die Untertanen geführt, während Hartmut Zückert von einer Belastung der Untertanen spricht, die Widerstand und Unruhen evozierte. Hersche führt Belege an, „wo sich Untertanen gegen die Abschaffung der Frondienste wehrten, weil sie offenbar vom Fronbrot profitierten“1, denn „die Fronen [wurden] nicht ohne Gegenleistung erbracht“2! Roeck erwähnt immer wieder die positiven Wirkungen des Klosterbarock auf Arbeitsmarktsituation und Ökonomie: „Tausende und Abertausende fanden in der Bauwirtschaft Beschäftigung, gewaltige und Ökonomie: „Tausende und Abertausende fanden in der Bauwirtschaft Beschäftigung, gewaltige Kirchenbau zeitigte, [ist] gar nicht hoch genug einzuschätzen.“4 Dagegen steht Zückert mit seiner Arbeit „Die sozialen Grundlagen der Barockkultur in Süddeutschland“, in der er Beispiele barocken Bauens untersucht und feststellt, dass hier immer Fronarbeit zum Einsatz kam. Genau das „wurde von den Bauern in allen Fällen als drückend empfunden und führte jeweils in irgendeiner Form zu Unmuts- und Protestäußerungen bis hin zur offenen Verweigerung.“5 Die Baufronen sieht Zückert in ein Netz aus weiteren Fronen/Lasten und deren Steigerungen/Neueinführungen eingebettet, das zu Konflikten führte.
Inhaltsverzeichnis
Streit in der Forschung (Roeck und Hersche versus Zückert)
Die wirtschaftlichen Grundlagen des süddeutschen Klosterbarock am Beispiel des Klosters Ottobeuren
I. Grundlagen
1. Einführung in den süddeutschen Klosterbarock
a) Zum Begriff „Klosterbarock“
b) Wann, wo und was wurde gebaut?
c) Gründe für die Bautätigkeit
d) Zur Bevölkerung und Wirtschaft Deutschlands im 17./18. Jh
e) Finanzierung
f) Niedergang
2. Das Reichsstift Ottobeuren
a) Ordensgeschichte
b) Gebiet/Besitzungen, Land, Bevölkerung im 17./18. Jh
c) Verfassung, landesherrliche Rechte, Besitzrechte, Regierung und Verwaltung
II. Baugeschichte, Organisation und Finanzierung
1. Kloster
a) Baugeschichte
b) Kaisersaal
2. Kirche - Baugeschichte
3. Bauorganisation und -planung
4. Arbeiter und Baumaterial
a) Herkunft
b) Löhne/Kosten, Zahl der Arbeiter und Arbeitszeit
c) Fronarbeit
5. Wirtschaft des Reichsstifts
a) Klosterwirtschaft - Einnahmen und Ausgaben des Klosters
b) Abt Rupert II. Neß und seine Abtsrechnung
c) Großkeller und Gesamtabrechnung
Zusammenfassung; Ottobeurer Klosterbarock: Last oder Lust für die Bevölkerung?
Literaturverzeichnis
Anhang
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